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Arbeitsbericht 163 (HU Berlin): Quartiere neu denken - Arbeitskreis ...

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4<br />

SEMINAR<br />

BLOG<br />

quartiersforschung.de<br />

Was ist „Quartier“?<br />

In der ersten Sitzung des Seminars über Quartierforschung<br />

haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie man „Quartier“<br />

definieren kann, oder sogar ob man „Quartier“ überhaupt definieren kann. Im Seminar<br />

wurden die TeilnehmerInnen gebeten, eine “Mental Map”, also eine kognitive Karte<br />

ihres Quartiers zu skizzieren. Aus der folgenden anregenden Diskussion kann man<br />

einige Schlussfolgerungen ziehen: Die meisten Leute identifizieren ihr Quartier mit den<br />

nächsten Umgebungen ihres Wohnorts, der der Ausgangspunkt aller Mental Maps war.<br />

Zentrale Bedeutung hat die Frage, wie man die Grenzen eines Quartiers ziehen kann.<br />

Die häufigsten Kriterien dazu umfassen Stichwörter wie Identifikation, Verkehrsachsen,<br />

Alltagsbewegungen, Versorgungs- und Dienstleistungsradius. In der Diskussion ist auch<br />

das Problem aufgetaucht, ob ein Unterschied zwischen der Vorstellung von <strong>Quartiere</strong>n<br />

im Randgebiet bzw. im Zentrum einer Stadt existiert.<br />

Um den Quartiersbegriff zu differenzieren, haben wir uns mit Henri Lefebvres Theorie<br />

der Produktion des Raums befasst. Nach Lefebvre sind <strong>Quartiere</strong> soziale Räume. Diese<br />

werden auf verschiedenen Ebenen konstruiert: die “Repräsentation des Raums” (hier:<br />

des Quartiers) ist die Ebene der Planung und Theorien - hier werden gesellschaftliche<br />

Normen festgelegt (z.B. Quartier als “QM-Gebiet"); die “Räumliche Praxis” (hier: im<br />

Quartier) ist die Ebene, auf der wir unserem Alltagsleben nachgehen - gesellschaftliche<br />

Normen werden durch diese alltägliche Praxis akzeptiert und reproduziert (z.B. indem<br />

Mutter und Kind einen Spielplatz nutzen); als “Räume der Repräsentation” (hier: im<br />

Quartier) bezeichnet Lefebvre die Ebene, auf der durch den Gebrauch des Raums seine<br />

eigentliche Bedeutung erst geschaffen wird – gesellschaftliche Normen werden hier<br />

hinterfragt und gesprengt (z.B. indem Jugendliche einen Spielplatz für ihre Zwecke<br />

“umnutzen").<br />

Wendet man diese “Triade” von Lefebvre auf <strong>Quartiere</strong> mit ihren vielschichtigen sozia-<br />

len Verflechtungen und Planungsebenen an, erweist sie sich als ein gutes Werkzeug, um<br />

Produktions- und Konstruktionsprozesse, d.h. die Entstehung und die Dynamik von<br />

Quartierskontexten offen zu legen. Für Quartiersforscher und Quartiersplaner kann sie<br />

ein Anstoß sein, sich kritisch mit dem eigenen Handeln auseinander zu setzen. Auf der

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