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Arbeitsbericht 163 (HU Berlin): Quartiere neu denken - Arbeitskreis ...

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vereint, weil der Begriff gleichzeitig verlockend positiv und inhaltlich unscharf die<br />

vermissten Werte beschreibt.<br />

Wenn ich eine solche Sicht auf das Feld der Integration entwerfe, bleibt mir nichts<br />

anderes übrig, als den Begriff zu verwerfen. Denn „Integration“ bezeichnet – je nach<br />

politischer, wissenschaftlicher oder alltagsweltlicher Ausrichtung – völlig unterschiedli-<br />

che Inhalte. Wenn wir also von Integration sprechen, sprechen wir in Wirklichkeit von<br />

etwas Anderem. Die eigentlichen Bedeutungen nicht zu nennen macht den Begriff<br />

gefährlich. Es gilt also die verhüllenden Elemente des Begriffs zu dekonstruieren und<br />

klar über Rechte, Machtverhältnisse, Forderungen und Politik zu sprechen.<br />

Die Diskursperspektive auf Integration<br />

An diese These anschließend bietet sich eigentlich nur eine wissenschaftliche Perspekti-<br />

ve an, mit „Integration“ umzugehen. Um den gerade geschilderten machtvollen Nicht-<br />

Definitionen des Begriffs nahe zu kommen, stellt die diskurstheoretische Betrachtungs-<br />

weise die einzige Möglichkeit dar, die dahinter stehenden Widersprüche, Konflikte und<br />

Werte zu enthüllen. Denn bei einer solchen Herangehensweise werden die scheinbar<br />

feststehenden kulturellen, räumlichen und sozialen Begriffe und Kategorien als grund-<br />

legende gesellschaftliche Konstruktion interpretiert und untersucht.<br />

Mit der an Foucault anschließenden Theorierichtung wird Diskurs als gesellschaftlicher<br />

Prozess verstanden, Begriffe abzugrenzen und sie mit Bedeutung zu verknüpfen. Mit<br />

dieser Organisation von Wissen wird „Wahrheit“, „Rationalität“ und „Realität“ herge-<br />

stellt (Keller 2007, S. 42f). Foucault verknüpft Diskurse mit seiner Machttheorie.<br />

Danach sind Diskurse durchzogen von Machtverhältnissen und gleichzeitig selbst<br />

Instrument von Macht und Herrschaft (Foucault 1991, S. 11).<br />

Wichtig ist dabei noch einmal deutlich zu machen, dass Diskurse nach diesem Verständ-<br />

nis nicht nur Worte sind, die eine Wirklichkeit beschreiben. Im Gegenteil, sie schaffen<br />

Wirklichkeit erst, indem sie strukturieren und vorschreiben (Keller 2007, S. 48ff). Das<br />

Reden wird ins Zentrum einer Betrachtung gesellschaftlicher Prozesse gerückt. Um das<br />

Verhältnis von gesellschaftlichen Strukturen und Diskursen konkreter zu beschreiben,<br />

kann die Denkfigur des Dispositivs herangezogen werden. Foucault versteht darunter<br />

einen Komplex aus Diskursen, Strategien, Regeln und Institutionen, die zusammen das<br />

Soziale gleichzeitig schaffen und kontrollieren (Keller 2007, S. 50).<br />

„Integration“ als einen Diskurs zu betrachten heißt also zu untersuchen, wie die Katego-<br />

rien (z.B. die des „Ausländers“) gebildet, Wertvorstellung definiert und bestimmte<br />

Erzählungen über Gesellschaft etabliert werden.<br />

Diskurse der Integration: Versuch einer ordnenden Übersicht<br />

Für das Anliegen, hinter die Fassade des Diskurses um Integration zu sehen, hilft die<br />

ausführliche Diskursanalyse von Stephan Lanz (2007) weiter. Mit der Analyse von

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