MARIEN konkret - St. Marien-Krankenhaus Siegen
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med. Heinrich Franz. Und schließlich<br />
können schlecht heilende Wunden<br />
an den Beinen in Folge zum diabetischen<br />
Fußsyndrom und sogar<br />
zur Amputation führen.<br />
Doch zeigen sich auch andere Infektionen<br />
wie Magen-Darm-, Harn-<br />
wegs- und grippale Infekte sowie<br />
Zahnfleischentzündungen bei Menschen<br />
mit „Zucker“ häufig. Denn<br />
auch das Immunsystem ist durch<br />
die schlechte Durchblutung geschwächt.<br />
Die Abwehrzellen des<br />
Immunsystems können nicht<br />
schnell genug an die infizierte <strong>St</strong>elle<br />
im Körper transportiert werden.<br />
„Alternative Energien“<br />
Oftmals kommt es bei Diabetikern<br />
zu einem massiven Gewichtsverlust,<br />
obwohl sie nicht weniger gegessen<br />
oder mehr Sport getrieben<br />
haben. Ursache dafür ist, dass die<br />
Körperzellen ohne Insulin keinen<br />
Zucker aufnehmen und verbrennen<br />
können, um die Energie zu produzieren,<br />
die der Mensch zum Leben<br />
braucht. Deshalb sucht der Körper<br />
nach alternativen Energiequellen;<br />
er beginnt damit, Fett, Eiweiß und<br />
Muskelmasse zu verbrennen.<br />
„Er greift auf seine Fettreserven<br />
zurück und zerteilt sie zur Energiegewinnung<br />
bis zur <strong>St</strong>ufe der Ketonkörper,<br />
die er nicht weiter abbauen<br />
kann“, erklärt Dr. med. Heinrich<br />
Franz. Durch den Ketonen-Überschuss<br />
kommt es zu einer Übersäuerung<br />
des Bluts und schließlich des<br />
gesamten Körpers. Diese Übersäuerung<br />
macht sich nach außen zum<br />
Beispiel durch einen säuerlichen<br />
Mundgeruch bemerkbar, der an<br />
Nagellackentferner (Aceton) erinnert.<br />
Auch der Urin kann streng riechen.<br />
Die Symptome Übelkeit und<br />
Erbrechen sind eine Folge der<br />
Übersäuerung des Körpers.<br />
Der ungenutzte Zucker zirkuliert<br />
dann im Blut – in den Zellen kommt<br />
es dadurch nach und nach zu einer<br />
Dr. med. Heinrich Franz, Chefarzt der<br />
Medizinischen Klinik I<br />
immer größeren Energiearmut.<br />
Das Resultat: Die Betroffenen fühlen<br />
sich schlapp, abgeschlagen und<br />
ausgebrannt.<br />
Rasches Handeln erforderlich<br />
Sobald sich erste Symptome wie<br />
plötzliches Durstgefühl, übermäßiger<br />
Harndrang, Abgeschlagenheit<br />
und scheinbar grundlose Gewichtsabnahme<br />
zeigen, sollte der<br />
Betroffene sicherheitshalber einen<br />
Arzt aufsuchen und sich auf Diabetes<br />
testen lassen. Der Mediziner<br />
ALKOHOL uND ZuCKER<br />
Gesundheit<br />
wird dann zunächst den Nüchtern-<br />
zucker im Blut des Patienten messen.<br />
Ist dieser beim ersten Test<br />
erhöht, wird der Arzt zusätzlich<br />
noch einen Zuckerbelastungstest<br />
durchführen, auch oraler Glukosetoleranz-Test<br />
genannt. Dabei muss<br />
der Patient auf nüchternen Magen<br />
in etwa fünf Minuten eine Zuckerlösung<br />
trinken. Kurz davor sowie eine<br />
und zwei <strong>St</strong>unden danach misst der<br />
Arzt den Blutzucker des Patienten<br />
und bewertet ihn.<br />
Oberarzt Dr. Philipp Kneppe: „Ein<br />
einzelner Blutzuckerwert hat nur<br />
wenig Aussagekraft. Wichtiger ist<br />
es den Blutzuckerverlauf über einen<br />
ganzen Tag hinweg, in einem<br />
so genannten Blutzuckertagesprofil,<br />
zu bestimmen.“ Daher empfiehlt<br />
der Diabetologe, neben den Nüchternmessungen<br />
auch eine Messung<br />
leicht zeitversetzt nach einer Mahlzeit<br />
durchzuführen. <strong>St</strong>ellt der Arzt<br />
durch die Untersuchung tatsächlich<br />
einen Diabetes fest, muss der Patient<br />
zwar zukünftig mit gewissen<br />
Einschränkungen rechnen.<br />
„Das Ende eines ausgefüllten Lebens<br />
bedeutet die Diagnose jedoch<br />
nicht“, sagt der Chefarzt Dr. med.<br />
Heinrich Franz. „Wird der Diabetes<br />
rechtzeitig erkannt und richtig<br />
behandelt und richtet sich der Erkrankte<br />
im Alltag nach gewissen<br />
Regeln, lassen sich lebensbedrohliche<br />
Folgeschäden wie Nierenversagen,<br />
Herzinfarkt oder Schlaganfall<br />
effektiv verhindern.<br />
Früher war Alkohol für Diabetiker wegen des hohen Kohlenhydratgehalts<br />
tabu. Heute sieht man das nicht ganz so streng. Dennoch: In großen<br />
Mengen kann Alkohol den Zuckerstoffwechsel stören. Es ist zu beachten,<br />
dass Alkohol viele Kalorien enthält. Obwohl er den Blutzucker zunächst<br />
ansteigen lässt, erhöht er die Gefahr einer Unterzuckerung, weil er die<br />
Arbeit der Leber blockiert. Solange sie nämlich damit beschäftigt ist, den<br />
Alkohol zu entgiften, kann sie keinen neuen Zucker bilden. Die Gefahr<br />
einer Unterzuckerung besteht noch circa zwölf bis 24 <strong>St</strong>unden nach der<br />
Alkoholaufnahme.<br />
<strong>Marien</strong> <strong>konkret</strong> 68/12<br />
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