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mauer 1/05 korrigiert - Nordfriisk Instituut

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en Objekten zu ‚bewahren‘, wurden dann zumindest<br />

die bau- und kunsthistorisch als bedeutsam<br />

angesehenen Teile von demontierten<br />

oder umgebauten Haubargen erhalten und<br />

wiederverwendet, so etwa Alkoven und Türen<br />

im so genannten Kühlschen Haubarg bei Katharinenheerd.<br />

Parallel dazu vollzog sich die<br />

‚Rettung‘ von Haubarg-Bestandteilen in die<br />

Museen, wie schon Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

mit einer Stube im Altonaer Museum.<br />

Aber noch nach dem Zweiten Weltkrieg, als<br />

das Verschwinden der Haubarge bereits zu regelrecht<br />

dramatischen Verlusten geführt hatte,<br />

18 standen auch berühmte Gebäude wie der<br />

so genannte Hochdorfer Haubarg, der größte<br />

überhaupt mit ursprünglich über 1 000 qm<br />

Grundfläche, zum Abbruch an – er konnte<br />

nur durch das private Engagement eines ‚nostalgischen‘<br />

Zimmermanns erhalten werden.<br />

Und erst Ende der 1950er Jahre kam es dann<br />

zu musealen Komplett-Translozierungen: Der<br />

älteste der noch erhaltenen Haubarge, die ‚Rothelau‘,<br />

wurde 1958/59 in das Dänische Freilichtmuseum<br />

Lyngby bei Kopenhagen versetzt.<br />

Dieser von Heimatschützern als<br />

‚schmählich‘ empfundene Vorgang gab dann<br />

den Anstoß zur Gründung des Schleswig-Holsteinischen<br />

Freilichtmuseums in Kiel-Molfsee.<br />

Dorthin wurde 1967/68 ein Haubarg des 18.<br />

Jahrhunderts aus Witzwort umgesetzt.<br />

Historische Translozierungen, dies sollte der<br />

Blick auf die Eiderstedter Beispiele zeigen, folgen<br />

zumeist wirtschaftlichen Überlegungen.<br />

Und sie werden nur so lange praktiziert, wie die<br />

traditionelle Bauweise für das bäuerliche Leben<br />

und Arbeiten noch Sinn macht. Translozierungen<br />

vormoderner Bausubstanz zum ‚praktischen<br />

Nutzen‘ hören auf, als die Modernisierung<br />

der Landwirtschaft einsetzt – Ausnahmen<br />

bestätigen die Regel. Dass die ‚Rettung‘ alter<br />

ländlicher Bausubstanz durch Umsetzen dann<br />

wegen ihres symbolischen Werts zu eben dieser<br />

Zeit beginnt, als die ursprüngliche Motivation<br />

für das Translozieren mit den Umbrüchen der<br />

Wirtschaftsweise verschwindet, gehört zur bezeichnenden<br />

Dialektik in unserer modernen<br />

Kultur, in der die Dynamik einer gewaltigen<br />

‚Vernichtungsenergie‘ mit der Trauer über das<br />

‚verloren Gehende‘ gekoppelt ist.<br />

12 DER MAUERANKER HEFT 1-2 ·JUNI 20<strong>05</strong><br />

Nachtrag:<br />

Der vorstehende Aufsatz ist ein leicht gekürzter<br />

Beitrag des Autors zum Thema:<br />

„Translozierung von Gebäuden aus historischer<br />

Sicht“. anlässlich der 15. Tagung der<br />

Regionalgruppe Nordwestdeutschland des<br />

Arbeitskreises für Hausforschung in Lüdinghausen<br />

(Münsterland) am 20. und 21. März<br />

2004. Alle Tagungsbeiträge erscheinen in einem<br />

Tagungsband. (Näheres wird mitgeteilt.)<br />

In der Zwischenzeit wurden durch Erhard<br />

Pressler aus Gersten/Emsland Proben zur<br />

Abb. 7 Der Pastoratshaubarg kurz nach Ausbruch<br />

des Feuers. Zwei Stunden später lag das Gebäude<br />

in Schutt und Asche. Foto: A. Kier<br />

dendrochronologischen Altersbestimmung<br />

der Hölzer aus dem beschriebenen Poppenbüller<br />

Kirchspielskrug genommen, und zwar<br />

aus dem utlandfriesischen Teil wie auch aus<br />

dem Rauchhaus. Diese Hölzer hat Johannes<br />

Matthießen vom Schiphamhof in St. Peter-<br />

Ording unmittelbar nach dem Brand von<br />

den damaligen Eigentümern erworben und<br />

nach vor dem Brand gefertigten Konstruktionsplänen<br />

zugeordnet und entsprechend<br />

gekennzeichnet. Diese Pläne wurden mit einem<br />

Aufmaß abgeglichen, das Ellen Bauer einige<br />

Zeit vor dem Brand im Auftrage des<br />

Landesamtes für Denkmalpflege erarbeitet<br />

hatte. So konnten eventuelle Zweifel an der

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