mauer 1/05 korrigiert - Nordfriisk Instituut
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Abb. 2 Blick auf den Ortskern von Poppenbüll aus Süden. Links der Kirchspielskrug mit dem ‚Hallighaus‘;<br />
dahinter, halb vor der Kirche, der Pastoratshaubarg. Nach einem Aquarell des späten 20. Jahrhunderts.<br />
Aus: Poppenbüll [1987] (wie Anm. 7), S. 98.<br />
Ort wieder zusammenzufügen. Den mittransportierten<br />
oder neu hergestellten Ausfachungen<br />
galt dabei lange nur wenig Aufmerksamkeit.<br />
Dass auch ‚massive‘ bäuerliche Bauten – also<br />
Häuser mit tragenden (konstruktiv unterschiedlich<br />
fungierenden) Ziegelwänden –<br />
transloziert wurden, kommt seltener in den<br />
Blick. Im Folgenden sollen am Beispiel des<br />
Pastoratshaubargs in Poppenbüll solche Praktiken<br />
erläutert werden, die vor allem für die<br />
Westküste Schleswig-Holsteins vielfach belegt<br />
sind. Dabei interessiert mich weniger der technische<br />
Hergang des Umsetzens solcher Gebäude,<br />
sondern vorrangig die Gründe für die Versetzungen<br />
und die ökonomischen, sozialen<br />
und kulturellen Aspekten dieser Vorgänge.<br />
Auch im heutigen Nordfriesland, auf den<br />
Inseln und in den so genannten Utlanden, bestanden<br />
die Häuser, die größeren zumal, ab<br />
dem 16. Jahrhundert überwiegend aus tragenden,<br />
hölzernen Innengerüsten, an die ‚frei stehende‘,<br />
massive Außenwände angebunden waren.<br />
1 Klassische Fachwerkkonstruktionen ka-<br />
men ab dem 17. Jahrhundert noch vor, waren<br />
aber die seltene Ausnahme. Ab dem späten 18.<br />
Jahrhundert wurde das Ständerwerk des<br />
Innengerüsts mehr und mehr fortgelassen, so<br />
dass die Deckenbalken auf den Außenwänden<br />
ruhten – erst dann kann man von Massivbauten<br />
im eigentlichen Sinn sprechen. Diese Änderung<br />
hängt vorrangig mit der effektiven<br />
Deichsicherung der sturmflutgefährdeten Utlande<br />
zusammen, nur sekundär mit Holzeinsparung<br />
bzw. dem Gewinn von ‚Stehhöhe‘<br />
durch den Wegfall der schmalen Kübbungen.<br />
Das Versetzen auch von großen und aufwändig<br />
ausgestatteten Langhäusern auf dem<br />
nordfriesischen Festland ist bezeugt und gelegentlich<br />
aktenkundig. Auf den Halligen, den<br />
unbedeichten Salzwiesen-Inseln vor der Küste,<br />
gehörte das Umsetzen kleiner und mittelgroßer<br />
Langhäuser zum Alltag. Von den Warften,<br />
auf denen die Häuser errichtet wurden, fielen<br />
immer wieder die exponiertesten dem Abtrag<br />
durch die See zum Opfer. Die Bewohner mussten<br />
deshalb vor der völligen Zerstörung ihrer<br />
Warft weiter landeinwärts neu siedeln. Sie<br />
DER MAUERANKER HEFT 1-2 ·JUNI 20<strong>05</strong><br />
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