Forschungsbericht - Katholische Stiftungsfachhochschule (KSFH)
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Empirische Sozialforschung<br />
<strong>Forschungsbericht</strong>:<br />
Gelingende Bedingungen für intergenerative Begegnungen am Beispiel<br />
des Generationenzentrums Milbertshofen, Milbertshofen, München München<br />
<strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München<br />
- qualitative Studie<br />
Modul 4: Erhebungs- und Auswertungstechniken in der quantitativen und qualitativen<br />
Sozialforschung - Projektphase<br />
Seminarleitung: Frau M.A. Anita Meyer<br />
Studentinnen:<br />
Ursula Baumgartner<br />
Stephanie Mirlach<br />
Brigitte Hutegger<br />
Veröffentlicht am: 20.10.2012
Inhaltsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis I<br />
Tabellenverzeichnis II<br />
1 Einleitung..........................................................................................................1<br />
1.1 Forschungsprojekt .................................................................................... 1<br />
1.2 Vorstellung des Generationenzentrums Milbertshofen..............................3<br />
1.3 Zeitliches und organisatorisches Setting ...................................................9<br />
2 Intergenerative Begegnungen........................................................................ 9<br />
2.1 Begriffsdefinitionen .................................................................................... 9<br />
2.2 Einordnung in den fachpolitischen Diskurs .............................................12<br />
2.3 Einordnung in den fachwissenschaftlichen Diskurs ................................13<br />
2.4 Einordnung in den sozialen und regionalen Kontext ...............................16<br />
2.5 Essentielle Aspekte zu den gelingenden Bedingungen für<br />
intergenerative Begegnungen – Ableitung der Hypothesen .....................19<br />
3 Qualitative Studie...........................................................................................26<br />
3.1 Hintergründe, Zielsetzung und Forschungsfrage ....................................26<br />
3.2 Empirische Vorgehensweise ................................................................... 26<br />
3.2.1 Untersuchungsdesign und -methoden.............................................. 26<br />
3.2.2 Vor- und Durchführungsphase.......................................................... 28<br />
3.2.3 Auswertungsmethode........................................................................30<br />
3.3 Ergebnisse: Experteninterviews – Gelingende Bedingungen für intergenerative<br />
Begegnungen ......................................................................... 32<br />
3.3.1 Kompetenz der MitarbeiterInnen.......................................................32<br />
3.3.2 Interaktion..........................................................................................33<br />
3.3.3 Bilder ................................................................................................ 37<br />
3.3.4 Gemeinsame Aufgaben.....................................................................41<br />
3.3.5 Verbesserungsvorschläge ................................................................43<br />
3.4 Vergleich der Ergebnisse: Teilnehmende Beobachtung versus<br />
Experteninterview – Gelingende Bedingungen für intergenerative<br />
Begegnungen ........................................................................................... 50<br />
3.4.1 Übereinstimmung.............................................................................. 51<br />
3.4.2 Zusätzlich beobachtet....................................................................... 51<br />
3.4.3 Widersprüchlich ................................................................................52
4. Schluss ......................................................................................................... 52<br />
4.1 Ausgangshypothesen............................................................................... 52<br />
4.2 Bestätigte Hypothesen zu den gelingenden Faktoren für intergenerative<br />
Begegnungen, Handlungsempfehlungen................................54<br />
4.2.1 Bestätigte Hypothesen „gelingender Faktoren“ ...............................54<br />
4.2.2 Ableitungen von Handlungsempfehlungen.......................................56<br />
4.3 Fazit.......................................................................................................... 62<br />
5 Literaturverzeichnis.......................................................................................64<br />
Anlagenverzeichnis (CD-ROM)<br />
Autorenhinweise
Abkürzungsverzeichnis<br />
BMFSFJ Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend<br />
e. V. Eingetragener Verein<br />
FSJ Freiwilliges Soziales Jahr<br />
B.A. Bachelor<br />
BGB Bürgerliches Gesetzbuch<br />
bspw. beispielsweise<br />
bzgl. bezüglich<br />
bzw. beziehungsweise<br />
d.h. das heißt<br />
E. Expertin / Experte<br />
etc. et cetera<br />
f. Folgend<br />
ff. fort folgend<br />
FfG-Studie Forschungsgesellschaft für<br />
Gerontologie e. V.<br />
GZ Generationenzentrum<br />
I. Interviewerin / Interviewer<br />
<strong>KSFH</strong> <strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong><br />
M.A. Master of Arts<br />
(m/w) männlich / weiblich<br />
Nr. Nummer<br />
od. oder<br />
PR Public Relation<br />
S. Seite(n)<br />
SIGMA Sozialwissenschaftliches Institut für<br />
Gegenwartsfragen<br />
sog. so genannte(n)<br />
s. o. siehe oben<br />
vgl. Vergleiche<br />
Z. Zeile(n)<br />
z. B. zum Beispiel<br />
z. T. zum Teil<br />
I
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1 Angebot „Eltern Kind Gruppe – Sonnenblümchen“ S. 6<br />
Tabelle 2 Angebot „Entdeckerschnecken“ S. 6<br />
Tabelle 3 Angebote „Mädchentreff“ S. 6<br />
Tabelle 4 Angebot „Jugendtreff“ S. 7<br />
Tabelle 5 Angebot Mittagstisch & Hausaufgabenbetreuung S. 7<br />
Tabelle 6 Frühstückstreff S. 7<br />
Tabelle 7 „Nachbarschaftscafé (Seniorencafé)“ S. 8<br />
Tabelle 8 Wissensaneignungen zwischen Jung und Alt S. 15<br />
II
1 Einleitung<br />
Der folgende <strong>Forschungsbericht</strong> beschäftigt sich mit dem Thema „Intergenerati-<br />
ve Begegnungen“ und der Fragestellung: Was sind gelingende Bedingungen für<br />
intergenerative Begegnungen? Im Auftrag des Generationenzentrum Milberts-<br />
hofen e.V. wurde eine Evaluationsstudie konzipiert und anhand des Praxisbei-<br />
spiels die gelingenden Faktoren für intergenerative Begegnungen in einem Ge-<br />
nerationenzentrum herausgearbeitet.<br />
1.1 Forschungsprojekt<br />
a) Auftrag, Fragestellung<br />
Das Projekt einer Evaluationsforschung des Generationenzentrums Milbertsho-<br />
fen wurde am 14.01.2012 im Rahmen des Weiterbildungsmasterstudiengangs,<br />
empirische Sozialforschung vorgestellt.<br />
Die Auftragserteilung einer Wirksamkeitsstudie des Generationenzentrums Mil-<br />
bertshofen e. V. erfolgte vom Verein und erging an die <strong>Katholische</strong> Stiftungs-<br />
fachhochschule München. Anlass für den Auftrag ist die Frage nach der Wirk-<br />
samkeit der bisherigen Angebote sowie deren mögliche Verbesserungen und<br />
daraus resultierenden Handlungsempfehlungen für die Zukunft.<br />
Die Mitarbeit an diesem Projekt wurde von den Studierenden selbst gewählt,<br />
dabei spielte das Interesse an der „intergenerativen Arbeit“ als Feld der sozialen<br />
Arbeit eine große Rolle. Die Begleitung erfolgte durch Frau Anita Meyer (M.A.),<br />
Lehrbeauftragte an der Fachhochschule.<br />
Der detaillierte Forschungsauftrag wurde in einer Besprechung am 03.02.2012<br />
mit der hauptamtlichen Mitarbeiterin des Generationenzentrums Frau Anja<br />
Schneid besprochen und daraufhin die Forschungsfrage erarbeitet.<br />
Bei einem Treffen am 24.03.2012 der Projektmitglieder und der hauptamtlichen<br />
MitarbeiterInnen, einem Vereinsvorstand, sowie einigen der ehrenamtliche Be-<br />
schäftigten vor Ort konnte der bis dahin entworfene Auftrag sowie die For-<br />
schungsfrage erläutert und entsprechend modifiziert werden.<br />
Als Forschungsfrage wurde festgelegt: „Was sind gelingende Bedingungen für<br />
intergenerative Begegnungen im Generationenzentrum“? Dieser Fragestellung<br />
liegen folgende Hypothesen zugrunde:<br />
- Generationenbegegnungen finden statt und<br />
- es gibt brachliegende Ressourcen und Potentiale.<br />
1
Als mögliche Forschungsmethoden wurden Interviews und Beobachtungen vor-<br />
geschlagen. Auf Wunsch des Vereins wurde vereinbart, so genannte Experten-<br />
interviews, also mit den dort Tätigen und ggf. dem Vorstand und dem Leiter des<br />
Kindergartens, durchzuführen. Die Besucher sollten nicht interviewt werden.<br />
Für die Studie wurde ein Betrag von 500 € zur Verfügung gestellt.<br />
Der Verein möchte als Ergebnis Handlungsempfehlungen auf der Basis einer<br />
wissenschaftlichen Untersuchung, um zukünftig die intergenerative Arbeit mit<br />
den derzeit gegebenen Ressourcen zu optimieren und Synergien zu nutzen.<br />
b) Herangehensweise<br />
Ziel des <strong>Forschungsbericht</strong>s ist es, anhand des Praxisbeispiels „Generationen-<br />
zentrum Milbertshofen“ die gelingenden Bedingungen für intergenerative Be-<br />
gegnungen zu ermitteln. Zum besseren Verständnis wird zunächst das Genera-<br />
tionenzentrums Milbertshofen sowie seine Angebote vorgestellt (Punkt 1.2).<br />
Darauffolgend wird der organisatorische und zeitliche Rahmen des Forschungs-<br />
projekts präsentiert (Punkt 1.3). In Punkt 2 der Arbeit erfolgt eine Auseinander-<br />
setzung mit dem Begriff „Intergenerative Begegnungen“ und „Generation“, die<br />
Zuordnung des Themas in den fachwissenschaftlichen und fachpolitischen Dis-<br />
kurs sowie dem sozialen und regionalen Kontext. Anhand der Darstellung es-<br />
sentieller Aspekte in Bezug auf intergenerative Begegnungen werden in Kapitel<br />
2.5 die ersten Hypothesen vorgestellt, welche die Grundlage für die Fallstudie<br />
bildeten.<br />
Zur Ermittlung der Ausgangsfragestellung „gelingende Bedingungen für interge-<br />
nerative Begegnungen“ wurden zwei Untersuchungsmethoden ausgewählt: Das<br />
„Experteninterview“ und die „teilnehmende Beobachtung“. In Punkt 3 der Arbeit<br />
wird das empirische Vorgehen der qualitativen Studie beschrieben. Die einzel-<br />
nen Ergebnisse der Experteninterviews werden in Kapitel 3.3 vorgestellt und im<br />
Punkt 3.4 mit den Beobachtungsergebnissen verglichen. Abschließend werden<br />
die Ergebnisse der Fallstudie im Punkt 4 zusammengefasst und Schlussfolge-<br />
rungen zu den gelingenden Bedingungen für intergenerative Begegnungen im<br />
Generationenzentrum gezogen.<br />
Im Bericht werden folgende Altersgruppen angesprochen: Kleinkinder (Säuglin-<br />
ge und Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren), Kindergartenkinder von 3 bis 6 Jah-<br />
ren, Kinder von 6 bis 12 Jahren, Jugendliche von 12 bis 18 Jahren, junge Er-<br />
2
wachsene von 18 bis 30 Jahren, die mittlere Generation von 30 bis 55 Jahren,<br />
ältere Menschen 55 bis 65 Jahren, SeniorInnen von 65 bis 80 Jahre sowie<br />
hochaltrige Menschen von 80 bis 100 Jahren.<br />
Die Einteilung in unterschiedliche Altersgruppen ist wertfrei zu verstehen und<br />
dient keinesfalls als Kategoriensystem für etwaige Entwicklungsschritte und<br />
Reifegrade, die von den jeweiligen Altersgruppen erwartet werden. Der Begriff<br />
hochaltrige Menschen gibt keine Auskunft über die gesundheitliche und kogniti-<br />
ve Verfassung dieser Personengruppe, sondern lediglich über das tatsächliche<br />
Lebensalter (hoch an Alter). Zur besseren Lesbarkeit des Berichtes erschien es<br />
dem Forschungsteam hilfreich, Alterskategorisierungen vorzunehmen.<br />
1.2 Vorstellung des Generationenzentrums Milbertshofen<br />
Das Generationenzentrum Milbertshofen in den Räumen in der Milbertshofener<br />
Straße besteht seit 2008. Durch die zur Verfügungsstellung eines freistehenden<br />
ebenerdigen Hauses von einer gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft konn-<br />
te ein bereits seit längerem bestehendes Konzept an diesem Ort realisiert wer-<br />
den.<br />
Das Gebäude steht frei auf einer großen Grünfläche und bietet auf insgesamt<br />
200 qm einen großen Eingangsbereich mit Theke, einer Küche, einem kleinen<br />
Raum, einen großen Gruppenraum und ein Büro. Der kleine Raum dient zur<br />
Beratung oder Hausaufgabenbetreuung, der große Raum zur Begegnung und<br />
Bewegung, die Küche zum Kochen, Werken und zur Vorbereitung für Feste.<br />
Der Um- und Ausbau wurde von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen übernommen.<br />
Alle Räume sind freundlich und hell gestaltet, es gibt viele Fotos von gemeinsa-<br />
men Aktionen. Für die Kinder sind ausreichend Spielmaterialien vorhanden.<br />
Der Eingangsbereich eignet sich durch seine offene Gestaltung mit Theke als<br />
Café und Treffpunkt und wird als solcher genutzt.<br />
Insofern tragen die Räume dem Leitbild des Generationenzentrums Milbertsho-<br />
fen, „voneinander lernen, miteinander leben, einander unterstützen“ Rechnung.<br />
Sie sind einladend, gleichzeitig funktional und für die unterschiedlichen Angebo-<br />
te aller Altersgruppen gut geeignet. Durch die Ebenerdigkeit des Generationen-<br />
zentrums sind die Räumlichkeiten auch für Menschen mit Einschränkungen der<br />
Mobilität gut nutzbar. Für diese Zielgruppe steht ebenfalls eine behindertenge-<br />
rechte Toilette zur Verfügung. Die große Rasenfläche vor dem Gebäude lädt im<br />
3
Sommer zum Spielen und Picknick ein.<br />
Zusätzlich zu den Räumen in der Milbertshofener Straße gibt es noch den Kin-<br />
dergarten „Mini Timmi“, dieser ist mit eigenen Räumen am Frankfurter Ring an-<br />
sässig. Die Untersuchung des Kindergartens war nicht Gegenstand der vorlie-<br />
genden empirischen Forschungsarbeit.<br />
Das Konzept einer altersgruppenvernetzenden Arbeit wurde bereits im Jahre<br />
2000 entwickelt. Erste Projekte unter Einbeziehung des bereits bestehenden<br />
Kindergartens „Mini Timmi“ haben damals begonnen. Das Konzept wurde 2002<br />
beim bundesweiten Wettbewerb für soziale Projekte „start social“ prämiert. Seit<br />
2007 besteht das Generationenzentrum als eingetragener Verein.<br />
Die InitiatorInnen des Projektes sind Mitglieder der christlichen Gemeinschaft<br />
Evangliumszentrum e.V..<br />
Zum überwiegenden Teil rekrutieren sich die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
aus den Reihen dieser christlichen Glaubensgemeinschaft.<br />
Die Grundlage der Idee einer intergenerativen Begegnungsstätte waren die po-<br />
sitiven und bereichernden Erfahrungen, die die Mitglieder persönlich innerhalb<br />
der evangelischen Glaubensgemeinschaft gemacht hatten. Diese Erfahrungen<br />
sollten auch den MitbürgerInnen im Stadtteil ermöglicht werden.<br />
Anliegen des Generationenzentrums Milbertshofen ist es, Begegnung, Bildung,<br />
Betreuung und Beratung für die unmittelbaren Nachbarn unter einem Dach an-<br />
zubieten. Es soll unterschiedlichen Menschen unabhängig von Alter, Ge-<br />
schlecht, Nationalität, Religion oder Familienstand offen stehen. Menschen und<br />
Familien in Neuanfängen, alleinerziehenden Müttern und Vätern, junge Famili-<br />
en, alleinstehende Menschen und SeniorInnen sollen durch kostengünstige und<br />
attraktive Angebote erreicht werden. Isolation im Stadtteil soll abgebaut werden.<br />
Ziel ist, das Miteinander unterschiedlicher Personen und den positiven Aus-<br />
tausch der Generationen, die im Stadtteil Milbertshofen leben zu fördern.<br />
Durch diverse Beratungs- und Betreuungsangebote kann eine Unterstützung<br />
der individuellen Lebensgestaltung ermöglicht werden. Die Angebote richten<br />
sich zum einen an festgelegte Altersgruppen, zum anderen gibt es altersüber-<br />
greifende Angebote. Unterschiedliche Angebote sind als Unterstützungs- und<br />
Begegnungsangebote für die jeweiligen Zielgruppen gedacht. Zwischen den<br />
BesucherInnen soll es zu bereichernden intergenerativen Begegnungen kom-<br />
men. Die Räume des Generationenzentrums werden bei Bedarf für externe Ver-<br />
anstaltungen vermietet.<br />
4
Das derzeitige Programm bietet eine Eltern-Kind-Spielgruppe „Sonnenblüm-<br />
chen“ für Eltern und deren Kinder von 0 bis ca. 3 Jahren, den Kindertreff „Ent-<br />
deckerschnecken“, für Kinder von 6 bis 12 Jahren, einen Mädchentreff für Mäd-<br />
chen ab 10 Jahren und einen Jugendtreff für Jugendliche ab 13 Jahren. Alle<br />
diese Angebote finden einmal pro Woche für ein bis drei Stunden statt.<br />
Für Kinder und Jugendliche wird zweimal pro Woche eine Hausaufgabenbe-<br />
treuung (Projekt „Lernziel“) mit einen warmen Mittagstisch angeboten.<br />
Das Angebot des Internetcafés, des offenen Frühstücktreffs und das Nachbar-<br />
schaftscafé ist für alle Altersgruppen zugänglich. Bei diesen Angeboten wurden<br />
die Zeiten teilweise so gelegt, dass Überschneidungen mit den Angeboten für<br />
Kinder und Jugendliche möglich sind.<br />
Darüber hinaus gibt es während des Jahres Seminare und Kursangebote, wie<br />
z. B. den „Familienmutmachtag“ und generationsübergreifende Veranstaltungen<br />
und Feste.<br />
Daneben werden Beratung und Service für Menschen in Notlagen angeboten.<br />
Das Generationenzentrum kann als erste Anlaufstelle Unterstützung und Wei-<br />
tervermittlung an andere Stellen koordinieren. Durch die Möglichkeit der Intern-<br />
etnutzung und einer Bücherausleihe wird die Teilhabe an kulturellen Angeboten<br />
gefördert.<br />
Die Öffnungszeiten beschränken sich auf die Zeiten, in denen Angebote stattfin-<br />
den. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten ist aufgrund der begrenzten perso-<br />
nellen Ressourcen derzeit nicht möglich.<br />
Durch die Anbindung an U-Bahn und Bus ist das Generationenzentrum Mil-<br />
bertshofen auch für Menschen außerhalb des Stadtviertels gut erreichbar.<br />
Die derzeitige BesucherInnenstruktur setzt sich, nach Angaben der Mitarbeite-<br />
rInnen überwiegend aus Menschen aus dem Stadtteil, bestenfalls aus angren-<br />
zenden Stadtbezirken, zusammen.<br />
Lediglich zum Nachbarschaftscafé kommen BesucherInnen aus anderen Stadt-<br />
vierteln, da es dieses Treffen schon vor der Anmietung des Hauses in der Mil-<br />
bertshofenerstraße gab. Eine langjährige Bindung ans Haus und deren Mitar-<br />
beiterInnen ist besonders bei diesem Angebot gegeben.<br />
Um ein übersichtliches Bild der gesamten Angebote zu erhalten, werden diese<br />
an Hand einer BesucherInnenstatistik von 2011, die vom Generationenzentrum<br />
Milbertshofen erhoben wurde und für die vorliegende Studie zur Verfügung ge-<br />
stellt wurde, dargestellt:<br />
5
Tabelle 1:<br />
„Eltern Kind Gruppe Sonnenblümchen“<br />
Eltern, Großeltern und Kleinkinder (0-3 Jahre) treffen sich wöchentlich. Ein jahreszeit-<br />
lich abgestimmtes Programm zur Förderung der motorischen, kognitiven und sozialen<br />
Entwicklung wird für die Kinder angeboten. Eltern und Großeltern werden durch die<br />
MitarbeiterInnen unterstützt und treten in Erfahrungsaustausch. Ziel ist die Förderung<br />
des Miteinander von Jung und Alt.<br />
Höchste BesucherInnenzahl: 24; Niedrigste BesucherInnenzahl: 6<br />
Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Vormittag übers Jahr verteilt: 16<br />
Unterschiedliche Mütter mit Kindern die das Generationenzentrum über 3 Jahre hin-<br />
weg besucht haben: 64; Altersaufteilung: 0-3 Jährige: 32; 20-43 Jährige: 32<br />
Tabelle 2:<br />
„Entdeckerschnecken“<br />
Der Kindertreff „Entdeckerschnecken“ ist ein offener Treff für Kinder von 6-12 Jah-<br />
ren der einmal in der Woche nachmittags stattfindet. Die Kinder nutzen die Räumlich-<br />
keiten und gestalten ihre gemeinsame Freizeit sinnvoll. Es werden Angebote durch<br />
die MitarbeiterInnen gemacht. Ziel ist die Förderung von Austausch mit anderen Al-<br />
tersgruppen, die Übernahme von Verantwortung und eine gute Beziehungsgestaltung.<br />
Höchste BesucherInnenzahl: 35; Niedrigste BesucherInnenzahl: 8<br />
Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Nachmittag übers Jahr verteilt: 23<br />
Unterschiedliche Jugendliche, die das Generationenzentrum über 3 Jahre hinweg be-<br />
sucht haben: 72; Altersaufteilung: Keine Angaben<br />
Tabelle 3:<br />
„Mädchentreff“<br />
Der „Mädchentreff“ findet einmal in der Woche für Mädchen zwischen 10 und 14 Jah-<br />
ren statt. Mädchen sollen in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit haben, ihren<br />
Wünschen und Bedürfnissen nach zu gehen. Es gibt ein attraktives Angebot mit kreati-<br />
ven Gestaltungsmöglichkeiten. Ziel ist die Lebenslagen von Mädchen wahrzunehmen<br />
und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen.<br />
Höchste Besucherinnenzahl: 80; Niedrigste Besucherinnenzahl: 3<br />
Durchschnittliche Besucherinnenzahl pro Nachmittag übers Jahr verteilt: 10<br />
Unterschiedliche Mädchen, die das Generationenzentrum über 3 Jahre hinweg be-<br />
sucht haben: 90; Altersaufteilung: 08-10 Jährige: 43; 11-12 Jährige: 35;<br />
13-16 Jährige: 12<br />
6
Tabelle 4:<br />
„Jugendtreff“<br />
Der „Jugendtreff“ findet einmal in der Woche abends statt und ist für Jugendliche und<br />
junge Erwachsene ab 13 Jahren geöffnet.<br />
Höchste Besucherzahl 32; Niedrigste Besucherzahl: 3<br />
Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Abend übers Jahr verteilt: 11<br />
Unterschiedliche Jugendliche, die das Generationenzentrum über 3 Jahre hinweg be-<br />
sucht haben: 78; Altersaufteilung: 13-15 Jährige: 14; 16-18 Jährige: 36;<br />
19-23 Jährige: 28<br />
Tabelle 5:<br />
„Mittagstisch & Hausaufgabenbetreuung (Lernziel)“<br />
Mittagstisch und Hausaufgabenbetreuung zwei bzw. dreimal in der Woche für Kinder<br />
von 6-16 Jahren. Kinder und Jugendliche erhalten Unterstützung und Förderung in<br />
schulischen Angelegenheiten und ein warmes Mittagessen. Ziel ist es die Kinder beim<br />
lernen zu unterstützen, ihnen eine ausgewogene Ernährung zu bieten und Ansprech-<br />
partnerIn für verschiedene Belange zu sein.<br />
Höchste BesucherInnenzahl: 20; Niedrigste BesucherInnenzahl: unbekannt<br />
Durchschnittliche Plätze übers Jahr verteilt: 18<br />
Unterschiedliche Kinder und Jugendliche die das Angebot wahrgenommen haben: 38<br />
Altersaufteilung: 1. Klasse : 6; 2. Klasse : 1; 3. Klasse: 6; 4. Klasse:2; 5. Klasse: 1;<br />
6. Klasse: 1; 7. Klasse: 1<br />
Tabelle 6:<br />
„Frühstückstreff“<br />
Einmal in der Woche findet ein offener Treff am Vormittag statt. Dabei handelt es sich<br />
um ein unstrukturiertes Angebot für jene, die Kaffee trinken wollen bzw. das Internet<br />
benutzen wollen. Ziel ist es Möglichkeiten für Begegnungen zu schaffen, die spontan<br />
gegenseitiges Interesse wecken.<br />
Höchste BesucherInnenzahl: 8; Niedrigste BesucherInnenzahl: 2<br />
Durchschnittliche BesucherInnenzahl: 5<br />
Unterschiedliche BesucherInnen die das Angebot in den letzten 1,5 Jahren<br />
angenommen haben: 12<br />
Jüngste BesucherInnen: 2 Jahre; ältester/ältester BesucherIn: 69 Jahre<br />
7
Tabelle 7:<br />
„Nachbarschaftscafé (Seniorencafé)“<br />
Alle zwei Wochen nachmittags treffen sich Alt und Jung in einem offenen Angebot zu<br />
Kaffee und Kuchen. Dieses Angebot bietet Möglichkeiten zur Begegnung, aber auch<br />
Platz für individuelle Beratung. Ziel ist der Abbau von Isolation und die Vernetzung zu<br />
anderen Angeboten.<br />
Höchste BesucherInnenzahl: 15; Niedrigste BesucherInnenzahl: 3<br />
Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Nachmittag übers Jahr verteilt: 8<br />
Unterschiedliche BesucherInnen die das Generationszentrum über 10 Jahre hinweg<br />
besucht haben: 20; Jüngster/jüngste BesucherIn: 2 Wochen;<br />
älteste/ältester BesucherIn: 85 Jahre<br />
Das Personal des Generationenzentrums Milbertshofen besteht hauptsächlich<br />
aus ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und einigen angestellten MitarbeiterInnen.<br />
Zu den hauptamtlichen MitarbeiterInnen zählen eine Sozialpädagogin in Aus-<br />
maß von 20 Stunden, einer geringfügig beschäftigte Honorarkraft auf 400 Euro<br />
Basis und einer Vollzeit Praktikantin (FSJ-lerin) im freiwilligen sozialen Jahr.<br />
Acht ehrenamtliche MitarbeiterInnen, teilen sich die Zuständigkeiten der ver-<br />
schiedenen Angebote auf.<br />
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zeichnet das persönliche Engagement, die<br />
individuellen Lebenserfahrungen und überwiegend berufliche Qualifikationen,<br />
die im weitesten Sinne „Arbeit mit Menschen“ beinhalten (z. B. Lehrer/in, Alten-<br />
pflegerin, Kinderkrankenschwester, Erzieherin, Hebamme) aus. Ein Teil der eh-<br />
renamtlichen MitarbeiterInnen ist noch im Berufsleben, ein Teil ist bereits aus-<br />
geschieden.<br />
Die Altersstruktur der MitarbeiterInnen ist mit den Altersgruppen 18-25 Jährige,<br />
26-30 Jährige, 30-45 Jährige und älter als 45 Jahre relativ gleichmäßig verteilt.<br />
Die älteste Mitarbeiterin ist 67 Jahre. Die gegebene Team Konstellation erfor-<br />
dert die Bereitschaft der MitarbeiterInnen generationsübergreifend zusammen-<br />
zuarbeiten.<br />
Vernetzungen bestehen mit sozialen Einrichtungen des Stadtteils, mit Schulen,<br />
der Polizei und dem Kinderschutzzentrum München.<br />
Das Kinderschutzkonzept des Generationenzentrums ist für die MitarbeiterIn-<br />
nen verpflichtend. Bei allen Angeboten für Kinder und Jugendliche sind mindes-<br />
8
tens zwei MitarbeiterInnen anwesend. Die Leitung des Angebotes hat eine päd-<br />
agogische Ausbildung.<br />
Der Verein erhält keine öffentlichen Zuschüsse und finanziert sich ausschließ-<br />
lich über Spenden. Ein Großteil davon wird von der christlichen Glaubensge-<br />
meinschaft getragen, ein Teil kommt von ortsansässigen Unternehmen und Ein-<br />
zelpersonen.<br />
1.3 Zeitliches und organisatorisches Setting<br />
Mit der ersten Vorstellung des Projekts am 14.01.2012 im Rahmen des Weiter-<br />
bildungsmasterstudiengangs, empirische Sozialforschung wurde der Auftrag<br />
des Vereins an die <strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> erteilt. Als Übergabe-<br />
und Präsentationstermin des <strong>Forschungsbericht</strong>es wurde der 20.10.2012 im<br />
Generationenzentrum vereinbart.<br />
Die Projektgruppe bestand zu Beginn des Forschungsprojektes aus fünf Mitglie-<br />
dern. Als Forschungsdesign wurde in der ersten Besprechung der Projektgrup-<br />
pe am 03.02.2012 die qualitative Erhebung mittels Interviews und Beobachtun-<br />
gen festgelegt.<br />
Das weitere Vorgehen und die konkreten Arbeitsschritte sind in den folgenden<br />
Treffen am 10.03.2012 und am 24.03.2012 besprochen worden. Bei jedem Tref-<br />
fen wurde ein Protokoll erstellt. Inhalte der Besprechungen waren der Zeitplan,<br />
die Aufteilung der Aufgaben die Termine für die Beobachtungen und die Inter-<br />
views sowie die Vorgehensweise und die Erörterung der Struktur. In der Durch-<br />
führungsphase beendeten zwei Kollegen bedauerlicherweise das Studium. An-<br />
fang Juli 2012 formierten und strukturierten sich die drei verbleibenden Kollegin-<br />
nen des Forschungsteams neu.<br />
2 Intergenerative Begegnungen<br />
2.1 Begriffsdefinitionen<br />
Im Folgenden wird anhand ausgewählter Literatur die Bedeutung bzw. die Zu-<br />
sammensetzung der Begrifflichkeit „intergenerativ“ erläutert.<br />
Der Begriff „intergenerativ“ bedeutet eine Interaktion, ein Zusammentreffen, Zu-<br />
sammen handeln, zusammen kommunizieren, "zwischen Menschen verschie-<br />
9
dener Altersgruppen" bzw. "zwischen verschiedenen Generationen" 1 . „Interge-<br />
nerativ“ zielt als Begriff primär darauf ab, dass Menschen verschiedener Alters-<br />
gruppen oder Generationen miteinander in Beziehung treten (vgl. Greger 2001,<br />
S. 5).<br />
Dem Begriff der Generation kommen in der Soziologie verschiedene Bedeutun-<br />
gen zu. Ursprünglich wurde der Begriff im 17. Jahrhundert von dem lateinischen<br />
Wort „generatio“ entlehnt, was so viel bedeutet wie „Zeugungsfähigkeit“. Heute<br />
steht der Begriff für „die Gesamtheit aller etwa zur gleichen Zeit geborenen<br />
Menschen (...)“ (Großer Duden 1971, Band V). Dabei liegt das Hauptaugen-<br />
merk vor allem auf dem gemeinsamen Kultur- und Lebensgefühl, bzw. dessen<br />
Verständnis, welches diese Gruppe von Menschen teilt. Weiterhin bezeichnet<br />
der Begriff der Generation auch die einzelnen Glieder einer Geschlechterfolge,<br />
also Eltern, Kinder, Enkel, etc..<br />
Soziologisch wurde der Begriff Generation vor allem durch K. Mannheim (1928)<br />
geprägt, der ihn als „die dynamische Kraft des Gruppenlebens“ definiert. Eine<br />
Gruppe von Menschen, die gleichzeitig geboren wurde ist nicht gleichzeitig<br />
auch eine Generation. Vielmehr muss eine Generation zu einer Generation ge-<br />
prägt werden. Dabei ist von großer Bedeutung, dass eine Gruppe von Personen<br />
im selben historisch-sozialen Raum lebt. Dadurch können sie in einem etwa<br />
gleichem Alter an den gleichen gesellschaftlichen Ereignissen und/oder Zustän-<br />
den teilnehmen, bzw. ihnen ausgesetzt sein. Durch gemeinsames Erleben bil-<br />
den sich ähnliche Wertvorstellungen.<br />
Die Intervalle zwischen den Generationen werden in der Literatur zwischen 15<br />
und 30 Jahren festgesetzt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass zu jedem<br />
Zeitpunkt neue Menschen geboren werden und die klare Begrenzung einer Ge-<br />
neration somit sehr schwierig ist. Schließlich leben ständig Menschen aller Al-<br />
tersschichten zusammen und erleben die historischen und gesellschaftlichen<br />
Ereignisse völlig unterschiedlich. Man könnte die Altersschichtung der Bevölke-<br />
rung also als die Generationsschichtung der Bevölkerung ansehen. Bei dieser<br />
besteht auch immer die Möglichkeit des Generationenkonfliktes.<br />
Auf diesen Aussagen basierend lassen sich vier gängige soziologische Konzep-<br />
te des Gebrauchs vom Begriff der Generation festhalten:<br />
Die unumstrittenste Verwendung findet der Begriff Generation in der genealogi-<br />
schen oder „lineage“-Konzeption von Generationen. Dieses Konzept findet vor<br />
1<br />
vgl. Flexicon doccheck, medizinisches Lexikon: www.flexicon.doccheck.de, aufgerufen am 25.08.12<br />
10
allem in der Familiensoziologie, in der Anthropologie und teilweise in der Alters-<br />
soziologie Verwendung. In ihr geht es um „(...) die verwandtschaftlichen Ab-<br />
stammungsrelationen in direkt auf- und absteigender Linie (Eltern, Kinder,<br />
Großeltern etc.)“ (Majce 1998, S. 4 ff.). Auch der Stammbaum ist mit diesem<br />
Konzept der Generation verwandt.<br />
Die zweite Gebrauchsweise benutzt den Begriff Generation im Sinne von „Ko-<br />
horte“. Dieser Gebrauch findet insbesondere unter den Demographen und den<br />
quantitativmakrosoziologisch orientierten Wandlungs- und Strukturanalytikern<br />
Verwendung und formulierte eine beispielhafte Definition für diesen soziologi-<br />
schen Ansatz. Unter Kohorte sind Personen innerhalb einer geographisch oder<br />
sonst wie abgegrenzter Population, die während einer gegebenen Zeitspanne<br />
dasselbe signifikante Lebensereignis erfahren gemeint. Handelt es sich bei die-<br />
sem „signifikanten Ereignis“ um die Geburt, ist die Kohorte zum Beispiel eine<br />
Geburtenkohorte.<br />
Als dritte Gebrauchsweise findet der Begriff Generation Verwendung im Sinne<br />
einer Lebensphase, die teilweise auch als Altersstufe oder Altersgruppe be-<br />
zeichnet wird. Der vierte Generationsbegriff steht in der Tradition Karl Mann-<br />
heims, die bereits in der allgemeinen Definition des Begriffes Generation erläu-<br />
tert wurde. Zusammenfassend lässt sich hierzu sagen, dass er sich auf annä-<br />
hernd Gleichaltrige bezieht, die unter ähnlichen historischen Begebenheiten<br />
aufwuchsen. Dabei ist von Bedeutung, dass hierdurch ähnliche Arten des Den-<br />
kens und Handelns entstehen (vgl. Majce 1998, S. 4 ff.).<br />
Dem vorliegenden Bericht liegt die Generationendefinition des Soziologen<br />
Francoise Höpfinger zugrunde.<br />
Dieser differenziert die Verwendung des Terminus „Generation“ in einer Syste-<br />
matik dreier Generationenbegriffe (vgl. Höpfinger 1999 zitiert in FfG -Studie<br />
2005, S. 51-55). Danach hat der Begriff „Generation“ in der Forschung einen<br />
● pädagogischen Aspekt: es gibt eine vermittelnde, lehrende und eine<br />
lernende, aneignende Generation. Aufgrund der rasanten Entwicklung<br />
der Wissensgesellschaft wird diese Beziehung z. T. aufgehoben oder<br />
umgekehrt,<br />
● einen familiären Aspekt: es gibt die Abfolge von Familienangehörigen<br />
in der Großeltern-, Eltern- und Kindergeneration. Dem familiären Gene-<br />
11
ationenverständnis unterliegen soziale, kulturelle und demographischen<br />
Faktoren. Zwischen familiären Generationen finden Transfers statt, die<br />
auf eine große Solidarität innerhalb der Familie schließen lassen.<br />
● und einen historisch gesellschaftlichen Aspekt: dieser Begriff bezieht<br />
sich auf die Definition von Karl Mannheimer (s. o.) und auf die Zugehö-<br />
rigkeit zu einer Altersgruppe im historisch diskontinuierlichen Zeitraum.<br />
Eine weitere Differenzierung der historisch-gesellschaftlichen Generation<br />
treffen noch Kohli und Szydklik (2000) in eine politische, eine kulturelle<br />
und eine ökonomische Generation (vgl. Höpfinger 1999 zitiert in FfG-<br />
Studie 2005, S.51-55).<br />
2.2 Einordnung in den fachpolitischen Diskurs<br />
Die Entwicklung der Generationenbeziehungen wird zunehmend im öffentli-<br />
chen, politischen und wissenschaftlichem Diskus thematisiert. Dies lässt sich<br />
auf mehrere Gründe zurück führen. Am häufigsten wird auf die demographische<br />
Entwicklung in Deutschland und andere vergleichbare Industrienationen verwie-<br />
sen. So wird auch vom so genannten „Altern der Gesellschaft“ (vgl. Kohli 1989<br />
zitiert in FfG-Studie 2005, S. 24) gesprochen. Eine verlängerte Lebenserwar-<br />
tung einhergehend mit dem Sinken der Geburtenrate führt zu einer Zunahme<br />
hochaltriger und älterer Menschen in der Gesamtbevölkerung. Diese Entwick-<br />
lungen treffen auf eine sich tiefgreifend wandelnde Gesellschaft und sind gleich-<br />
zeitig Auswirkung dieses Wandels. Das hat Einfluss sowohl auf das Generati-<br />
onsgefüge als auch auf die Generationenbeziehungen innerhalb der Gesell-<br />
schaft.<br />
Auf politischer Ebene werden veränderte Generationenbeziehungen vor allem<br />
im Zusammenhang mit einem umlagefinanzierten Rentensystem problemati-<br />
siert. Hier wird ein oft negatives Altenbild gezeichnet und alte Menschen er-<br />
scheinen als Last, die die Gesellschaft „mitschleppen“ muss.<br />
Auf familiärer Ebene zeigen sich veränderte Generationenverhältnisse in neuen<br />
Familienzusammensetzungen, wie beispielsweise im Modell der Bohnenstan-<br />
genfamilie (Familien, bei denen es in der Eltern wie Kindergeneration wenig<br />
oder keine Geschwister gibt) oder im Modell der multilokalen Mehrgeneratio-<br />
nenfamilie (die Mitglieder einer Familie sind örtlich getrennt), (vgl. Lehr 2003).<br />
Der Stellenwert intergenerativer Angebote muss sich demnach an diesen neuen<br />
12
gesellschaftlichen Voraussetzungen messen lassen.<br />
Intergenerative Projekt beziehen sich mit ihren vielfältigen Zielsetzungen und ih-<br />
rer Einbettung in verschiedene gesellschaftliche Settings auf die Veränderung<br />
der Generationenbeziehungen in den jeweiligen gesellschaftlichen Teilberei-<br />
chen (vgl. Dallinger 2001 zitiert in FfG Studie 2005, S. 26).<br />
Grundsätzliche Intention intergenerativer Projekte ist es Defizite in familiären,<br />
gesellschaftlichen bzw. pädagogischen Generationsgefügen durch die Nutzung<br />
vorhandener Potentiale auszugleichen.<br />
„Durch generationsübergreifende Projekte können Verständnis und Kommunikation<br />
zwischen den Generationen sowie das gegenseitige Lernen voneinander gefördert<br />
werden; VertreterInnen der verschiedenen Generationen können einander ihre Er-<br />
lebnisse und Sichtweisen vermitteln; generationsspezifische Erfahrungen werden<br />
ausgetauscht. Dies fördert die Solidarität zwischen den Generationen, was im Ideal-<br />
fall Netze zwar nicht ersetzt, aber doch entlasten vermag.“ (Dallinger 2001 zitiert in<br />
FfG Studie 2005, S. 26).<br />
Aufgrund des zunehmenden Mangels an außerfamiliären Kontakten zwischen<br />
VertreterInnen der verschiedenen Generationen und der Existenz negativer Al-<br />
tersbilder und negativer Sichtweisen auf die jeweils andere Generation sind die<br />
Erwartungen an intergenerative Projekte hoch. Sie sollen das Defizit erkennen<br />
und bedarfsgerecht ausgleichen.<br />
Voraussetzung für die Erfüllung der Erwartungen ist die Annahme, dass der<br />
Kontakt zwischen den Generationen im Rahmen intergenerativer Projekte dazu<br />
dient, Solidarleistungen zu aktivieren, damit negativ geprägte Generationen-<br />
und Altersbilder abgebaut werden könnten.<br />
2.3 Einordnung in den fachwissenschaftlichen Diskurs<br />
Die häufig zitierte „Erste bundesweite Studie zum Verhältnis der Generationen“<br />
in der Bürgergesellschaft ist eine Befragung von insgesamt 1014 zufällig ausge-<br />
wählten Personen im gesamten Bundesgebiet ab dem 15. Lebensjahr. Unter-<br />
sucht wurde die Kontakthäufigkeit Angehöriger verschiedener Generationen, die<br />
Bewertung des Generationenverhältnisses und die Einstellung zum bürger-<br />
schaftlichem Engagement vor allem in Bereich des intergenerativen Aus-<br />
tauschs. Der Kontakt zwischen den Generationen wurde im familiären Kontext<br />
abgefragt, weiterhin im Berufsalltag und bei Gelegenheiten außerhalb von Fa-<br />
13
milie und Beruf bzw. beruflicher Bildung, Schule und Hochschule (vgl. Ueltzhöf-<br />
fer 1999 zitiert in FfG Studie 2005, S. 27). Ein besonderer Schwerpunkt wurde<br />
dabei auf letztgenannten Bereich gelegt, da<br />
„(...) in diesem tertiären Sektor des Alltagslebens sich der weitaus größere Teil jener<br />
Aktivitäten vollzieht, die wir ehrenamtliches, freiwilliges oder bürgerschaftliches En-<br />
gagement nennen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Familie in Deutschland<br />
nach wie vor den wichtigsten sozialen Zusammenhalt für das Zusammentreffen der<br />
Generationen darstellt. Obgleich auch hier, zumindest was den Kontakt zwischen<br />
Jugendlichen und älterer Generation angeht, deutliche Schleifspuren eines gesamt-<br />
gesellschaftlichen Prozesses des Auseinanderdriftens der Generationen unüberseh-<br />
bar sind“ (Ueltzhöffer 1999 zitiert in FfG Studie 2005, S. 27).<br />
Als Fazit der Studie kann festgehalten werden, dass es einen dringenden Be-<br />
darf an Generationenbegegnungen gibt, die außerhalb der Familie stattfinden.<br />
Auch in Bereichen der Ausbildung, Schule oder Berufsalltag ist ein Mangel an<br />
Begegnungen der jüngeren Altersgruppe mit der über 60jährigen offensichtlich.<br />
Besonders die Gruppe der 15-25 Jährigen sollte mit einbezogen werden, um<br />
das Auseinanderdriften verschiedener Altersgruppen auffangen zu können.<br />
Allerdings zeigen die Ergebnisse, dass gerade im tertiären Sektor also im Be-<br />
reich des bürgerschaftlichen Engagements, diese Begegnungen besonders sel-<br />
ten vorzufinden sind. Dieser Tatbestand weist auf einen Bedarf an intergenerati-<br />
ven Projekten hin.<br />
Als besonderer Gewinn intergenerativer Begegnungen wird der Wissenstransfer<br />
zwischen Jung und Alt, in der Fachöffentlichkeit meist als intergenerationelles<br />
Lernen beschrieben, genannt. Es bezeichnet ein gemeinsames Lernen der Al-<br />
tersgruppen, ein lernen der Altersgruppen voneinander, ein wechselseitiges Ler-<br />
nen, das in vielen Felder des Alltags geschieht. Dadurch wird es möglich, Res-<br />
sourcen, Potentiale und Lebenserfahrungen einer Altersgruppe für die jeweils<br />
andere nutzbar zu machen und an deren Wissen zu partizipieren. Dass derarti-<br />
ge Wissenstransfers wünschenswert und viel versprechend sind, wird in der Li-<br />
teratur (z. B. vgl. Veelken 1990) vielfach diskutiert. Dabei werden allerdings kei-<br />
ne konkreten Hinweise gegeben, um welche Potentiale es sich – differenziert<br />
nach der Altersgruppe – handelt. Opaschowski (2004) verweist im Zusammen-<br />
hang mit der Frage nach dem konkreten Nutzen intergenerativem Wissen-<br />
stransfers auf eine Studie der Universität Hamburg. Die nicht repräsentative Un-<br />
tersuchung bezieht sich auf Ergebnisse einer Befragung von 253 HörerInnen<br />
14
der Vorlesung „Die Zukunftsgesellschaft“ im Sommer-Semester 2003 der Uni-<br />
versität Hamburg. Ziel der Studie war es, zu eruieren, was „Jüngere von Älteren<br />
lernen können“ und umgekehrt. (vgl. Opaschowski 2004, S. 143 ff.)<br />
Nach den Ergebnissen dieser Befragung sind es vornehmlich die Lebens- und<br />
Berufserfahrung, die Gelassenheit und Kontinuität, die Jüngere von Älteren ler-<br />
nen. Umgekehrt profitieren Ältere von Spontanität, Flexibilität und Toleranz, die<br />
Jüngere in den Prozess der Wissensaneignung einbringen können.<br />
Tabelle 8 (Opaschowski 2004, S. 143 ff.):<br />
Was Jüngere von Älteren lernen können<br />
• Erfahrung (Lebens- Berufserfahrung)<br />
• Gelassenheit (Ruhe, Geduld, Ausgeglichen-<br />
heit)<br />
• Kontinuität (Weitergabe von Bewährtem)<br />
• Rücksichtnahme (Verständnis, Einfühlungsver-<br />
mögen<br />
• Ausgewogenheit (Bedachtsamkeit vor dem<br />
Handeln)<br />
• Zuhören können (Freundlichkeit, Höflichkeit,<br />
Respekt)<br />
• Pragmatismus (Praxisnähe, Rhythmus, Di-<br />
stanz)<br />
• Traditionsbewusstsein („Lebende Geschichte“,<br />
„Alte Werte“)<br />
• Langfristperspektive (Zeitfaktor, „reifen lassen“)<br />
• Wertschätzung von Gesundheit<br />
Was Ältere von Jüngeren lernen können<br />
• Spontaneität (Spontane Begeisterung, Sponta-<br />
ne Begeisterungsfähigkeit)<br />
• Flexibilität (in Lebensführung und Arbeitsalltag)<br />
• Toleranz (Vorurteilslosigkeit, Akzeptanz von<br />
Fremden)<br />
• Offenheit (Aufgeschlossenheit, offen für neue<br />
Ideen)<br />
• Risikobereitschaft (Mut zum Risiko, Risikofreu-<br />
de)<br />
• Neugier (Interesse an Neuem und neuen Sicht-<br />
weisen)<br />
• Technikbegeisterung (Freude an neuen Techni-<br />
ken/Medien)<br />
• Unbekümmertheit (Unvoreingenommenheit,<br />
Unbefangenheit)<br />
• Lebensbejahung (Angstfreiheit, Zuversicht)<br />
• Zukunftsoptimismus (Vision, Idealismus) 2<br />
Da außerfamiliäre Kontakte zumeist nicht zufällig entstehen (vgl. Ueltzhöffer<br />
2002 zitiert aus FfG Studie 2005, S. 44), wurden zunehmend Überlegungen an-<br />
gestellt, in welcher Form Alt-Jung-Begegnungen organisiert werden könnten,<br />
damit die Potentiale einer Generation und deren Humankapital wechselseitig<br />
der jeweils anderen Generation zugutekommen kann. Diese Begegnung müs-<br />
sen nach Opaschowski nicht zwingend in festen Bildungsstätten durchgeführt<br />
werden, sondern können durch eine Vielfalt der Lernorte ersetzt werden. Flexi-<br />
ble Lernorte und mobile Ältere gehören zusammen. Diese neuen Formen spie-<br />
geln sich wider in der intergenerativen Projektlandschaft. Auch hier sind die<br />
Möglichkeiten im Kontext intergenerativer Projekte einen Wissenstransfer zwi-<br />
2 Basis: Befragung von 253 Hörer/innen der Vorlesung „Die Zukunftsgesellschaft“ im Sommer-Semester<br />
2003 an der Universität Hamburg<br />
15
schen Jung und alt zu intendieren vielseitig.<br />
Während einige Jung-Alt-Projekte zielgerichtet einen Austausch der Generatio-<br />
nen anstreben um den Dialog der Generationen über die Auseinandersetzung<br />
beider Altersgruppen mit einem bestimmten Lerngegenstand zu fördern (z. B.<br />
Einführung in die Arbeit mit dem Computer), ergibt sich in anderen Projektzu-<br />
sammenhängen „unbeabsichtigt ein Austausch zwischen den Generationen“<br />
(vgl. Opaschowski 2004, S 141 ff.).<br />
Grundsätzlich kann gesagt werden:<br />
„(...) wo sich Alt und Jung begegnen und miteinander ins Gespräch kommen, findet<br />
Lernen per se statt. Es entsteht die Chance, dass das mehr erfahrungsbezogene<br />
Wissen der Älteren sich mit dem mehr erklärungs- und theoriebezogenen Wissens-<br />
bedürfnis der Jüngeren verbindet, vermengt, dadurch im Sinne der Intergenerativität<br />
zu einem sich wechselseitig befruchtenden Wissen führt“ (vgl. Veelken 1990, S.<br />
147).<br />
2.4 Einordnung in den sozialen und regionalen Kontext<br />
Die beschriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen und Erkenntnisse haben<br />
bereits in den 1970iger Jahren als eine Form von intergenerativen Projekten die<br />
„Mehrgenerationenhäuser“ hervorgebracht.<br />
Diese Modelle wurde in unterschiedlichen Regionen mit unterschiedlichen Ziel-<br />
setzungen etabliert. Bundesweit gibt es derzeit mehr als 500 Mehrgeneratio-<br />
nenhäuser unterschiedlicher Ausrichtung.<br />
Die Politik hat durch das Bundesministerium für Familie, SeniorInnen, Frauen<br />
und Jugend hat im Jahre 2006 ein Aktionsprogramm aufgerufen, um diese Ent-<br />
wicklung zu begleiten und weiter zu entwickeln.<br />
Zitat aus dem Aktionsprogramm:<br />
„Das Familienleben in Deutschland ist vielfältiger geworden. In den Städten aber<br />
auch im ländlichen Raum haben sich die Nachbarschaften und Gemeindestrukturen<br />
verändert. Von vielen Menschen wird ein hohes Maß an Mobilität verlangt, was oft<br />
dazu führt, dass Familien sich trennen müssen. Der Zusammenhalt in der Familien<br />
ist zwar nach wie vor stark, aber das familiäre Netz zur Betreuung und Unterstüt-<br />
zung wird grobmaschiger. Dadurch ist das traditionelle Modell der Großfamilie im-<br />
mer seltener anzutreffen, bei dem mehrere Generationen unter einem Dach oder in<br />
unmittelbarer Nähe leben.“ (Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser. Bundesmi-<br />
16
nisterium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend 2011, S. 5)<br />
Um dieser Problemstellung gerecht zu werden, müssen die Angebote der sozia-<br />
len Arbeit den Bezug auf die gegebenen Lebensverhältnisse der Adressaten in<br />
denen Hilfe zur Lebensbewältigung praktiziert wird, herstellen. Es müssen die<br />
individuellen, sozialen und politischen Ressourcen und die sozialen Netze so-<br />
wie die lokalen und regionalen Strukturen einbezogen werden.<br />
Aufgrund einer höheren Individualisierung der Lebensverhältnisse aller Genera-<br />
tionen werden Hilfen zunehmend als Unterstützung der eigenen Lebensbewälti-<br />
gung verstanden. Es entstehen neue Formen der Selbsthilfe auch zwischen<br />
den Generationen, neue Formen regionaler, offener, gemeinwesenorientierter<br />
Angebote.<br />
Insbesondere bei einer heterogenen Bevölkerung in einer sog. „Kommstruktur<br />
des Angebotes“ (wie beispielsweise ein Generationenzentrum) ist es wichtig<br />
sich die „Lebenswelt“ der Menschen, die erreicht werden sollen, zu verdeutli-<br />
chen und sich daran zu orientieren. Die Angebotsstruktur und -qualität muss als<br />
Maßstab die Lebens-, Sozial-, Gesundheits-, und Umweltsituation der Men-<br />
schen berücksichtigen. Die Vermittlung der unterschiedlichen Erfahrungen und<br />
Erlebnisse zwischen den Generationen sind ein notwendiger Moment jeder<br />
Kommunikationskultur, die für das humane Gesicht unserer Gesellschaft unver-<br />
zichtbar ist (vgl. Thiersch 2005, S.160-173 ).<br />
Ganz im Sinne dieser Lebensweltorientierung haben sich, je nach regionaler,<br />
sozialer und geschichtlicher Entwicklung vier Typen von Mehrgenerationenhäu-<br />
ser herausgebildet (vgl. Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und<br />
Jugend: Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser 2011, S. 55) :<br />
• „das aktivitätsorientierte Haus:<br />
Mehrgenerationenhäuser dieser Art verfügen über viele offene Begegnungsangebo-<br />
te als Schlüssel für den Mehrgenerationenzusammenhalt. Sie binden durch das Ak-<br />
tivangebot alle Altersgruppen ein, das Mitmachen fällt Alt und Jung leicht. Allerdings<br />
begegnen sich Alt und Jung nicht zwangsläufig, oft bleiben die Generationen unter<br />
sich. Eher selten tauschen die Generationen ihre Erfahrungen aus oder unterstüt-<br />
zen sich gegenseitig. Diese Art von Mehrgenerationenhaus hat häufig treue Besu-<br />
cherInnen, die sich an bestimmte Formen der Nutzung gewöhnt haben. Im Ver-<br />
gleich zu anderen Häusertypen haben Angebote, wie ein offener Treff in den Akti-<br />
onshäusern deutlich kürzere Öffnungszeiten.<br />
17
• das begegnungsorientierte Haus<br />
Der offene Treff ist in diesen Häusern besonders häufig und lange geöffnet. Da-<br />
durch werden BesucherInnen unterschiedlichen Lebensalters motiviert etwas ge-<br />
meinsam zu machen. So finden in etwa 80% der Angebote gemeinsame Aktivitäten<br />
unterschiedlicher Generationen statt, während es bei andern Häusern nur etwa 66<br />
% sind. Die begegnungsorientierten Häuser sind meist Neugründungen und haben<br />
den Vorteil, gleich von Anfang an das Miteinander in den Vordergrund zu stellen.<br />
• das serviceorientierte Haus<br />
Der Schwerpunkt der serviceorientierten Mehrgenerationenhäuser sind haushalts-<br />
nahe Dienstleistungen. Das führt dazu, dass die Generationenmischung bislang<br />
eine unterdurchschnittliche Rolle spielt. Gleiches gilt für das Miteinander der Gene-<br />
rationen. Die Angebote werden z. T. von Fachkräften angeboten, daher sind hier eh-<br />
renamtlich Engagierte eher seltener als in anderen Häusertypen anzutreffen.<br />
• das entwicklungsorientierte Haus<br />
Der Schwerpunkt dieser Mehrgenerationenhäuser liegt im Bereich Lernen, Bildung<br />
und Förderung. Sie zeichnen sich durch generationsspezifische Bildungsangebote<br />
aus und sind zum Großteil aus Familienbildungsstätten und Eltern-Kind-Zentren<br />
entstanden. Sie haben meist lange Öffnungszeiten der offenen Treffs“ (Bundesmi-<br />
nisterium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: Aktionsprogramm Mehrgene-<br />
rationenhäuser 2011, S. 55).<br />
Die Angebotsstruktur eines Mehrgenerationenhauses wird durch die regionalen<br />
Bedingungen und der Geschichte eines Hauses geprägt (vgl. BMFSFJ 2009, S.<br />
8-14).<br />
Für das Generationenzentrum Milbertshofen trifft nach dieser Kategorisierung<br />
derzeit am ehesten eine Mischform von begegnungs- und aktionsorientiert zu,<br />
der Schwerpunkt liegt jedoch in der Aktionsform.<br />
Das Generationenzentrum Milbertshofen befindet sich im Münchner Stadtteil<br />
Milbertshofen – Am Hart (Stadtbezirk 11). Es ist neben einem Alten- und Ser-<br />
vicezentrum und einem weiteren Mehrgenerationenhaus eine soziale Anlauf-<br />
stelle im Stadtteil.<br />
Der Stadtteil bildet einen relativ schmalen Streifen zwischen Ingolstädter und<br />
Schleißheimerstraße von der Stadtgrenze im Norden und dem Petuelring (Teil-<br />
18
stück des Mittleren Rings) im Süden. Infolge einer frühzeitigen Industrialisierung<br />
ist hier ein Gemengelage von Industrie, Gewerbe und Wohnen (mit einem ho-<br />
hen Anteil an Sozialbauten) entstanden.<br />
Die Einwohnerzahl des Stadtbezirks liegt bei 70.470, wobei der Anteil der aus-<br />
ländischen Bevölkerung der höchste unter allen Münchner Stadtbezirken ist.<br />
Über dem Stadtdurchschnitt liegt auch der prozentuale Anteil der Haushalte mit<br />
Kindern (vgl. Statistisches Taschenbuch, 2012. S.86).<br />
Eine besondere Herausforderung an diesem Standort ist die Zusammensetzung<br />
der unmittelbaren Nachbarschaft. Zum einen gibt es eine ältere Bevölkerung mit<br />
deutschem Hintergrund und zum anderen eine Bevölkerung von kinderreichen<br />
jungen Familien mit Migrationshintergrund.<br />
2.5 Essentielle Aspekte zu den gelingenden Bedingungen für inter-<br />
generative Begegnungen – Ableitung der Hypothesen<br />
In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Beispiele für intergenerati-<br />
ve Begegnungen. Diese beschränken sich jedoch häufig auf Aussagen zwi-<br />
schen „Jung und Alt“, das „mittlere Alter“ wird kaum angesprochen. Bei der Su-<br />
che nach einem aussagekräftigen Katalog über die begünstigen Faktoren für in-<br />
tergenerative Begegnungen findet sich in der Fachliteratur wenig. Vor diesem<br />
Hintergrund können nachfolgend nur gesammelte Aspekte für die gelingenden<br />
Bedingungen intergenerative Begegnungen vorgestellt werden, die wiederum<br />
Hypothesen für die intergenerative Arbeit im Generationenzentrum bilden.<br />
Die Annahmen waren leitend für die Konzipierung der Fallstudie (siehe hierzu<br />
Punkt 3).<br />
a) Gemeinsame Aufgabe<br />
Ein entscheidender Faktor für die intergenerativen Begegnungen stellt das viel-<br />
fältige Angebot für diverse Altersgruppen dar. In der Fachliteratur wird eine<br />
Bandbreite verschiedenster Vorhaben vorgestellt, die eine Vielzahl unterschied-<br />
lichster Möglichkeiten für den Kontakt der Generationen aufzeigen. Die Mehrge-<br />
nerationenhäuser haben beispielsweise ihre Angebote für alle Generationen ge-<br />
öffnet, zu ihren Aufgabenspektrum zählen z. B. Kinderbetreuung, Betreuung<br />
von älteren Angehörigen sowie Beratung und Unterstützung junger Menschen.<br />
Gerade das Beispiel „Kinderbetreuung“ zeigt auf, dass alle Generationen vom<br />
19
Netzwerk „Jung und Alt“ profitieren können (vgl. Punkt 2.3). Jungen Familien ist<br />
es möglich Familien- und Arbeitsleben in Vereinbarkeit zu bringen und ältere<br />
Menschen können im „Rentendasein“ noch weiterhin Verantwortung überneh-<br />
men. Darüber hinaus ergibt sich die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit<br />
anderen Eltern und älteren Menschen. Auch junge Menschen erhalten dadurch<br />
Hilfe und Unterstützung und können selbst ebenfalls Verantwortung für andere<br />
Menschen übernehmen. Projekte wie z. B. Schüler im Altenheim zeigen auf,<br />
dass der Generationenaustausch zur Entwicklung sozialer Kompetenzen bei-<br />
trägt. So können Schüler außerhalb der Schule ihre Sozialkompetenzen weiter-<br />
entwickeln (Eder 2006, S. 20 und S. 47 ff., BMFSFJ 2009, S. 8-14). „Viele gene-<br />
rationenverbindende Projekte widmen sich auch der Weitergabe beruflicher Fä-<br />
higkeiten“ (Eder 2006, S. 21). Ältere Menschen werden nicht, wie in der Wirt-<br />
schaft üblich, mit über 50 aufs „Abstellgleis“ geparkt, sondern als wertvolle Res-<br />
source für jüngere Personen gesehen. Bestes Beispiel zeigen Vorhaben in der<br />
Generationenarbeit im Sinne eines regelmäßigen Treffens zwischen MentorIn-<br />
nen und Jugendlichen, die vom Deutschunterricht über Unterstützung vor Prü-<br />
fungen bis zur Bewerbungscoachings viele Themen einschließen. Auch die<br />
Zeitzeugenarbeit, die an Schulen inzwischen ein wichtiges Bildungsinstrument<br />
darstellt, macht die Möglichkeit des Zusammenklangs zwischen Jung und Alt<br />
deutlich (vgl. Eder 2006, S. 21f.). In der Literatur wird an dieser Stelle gerne der<br />
Begriff „Generativität“ aufgegriffen: Die „(...) Verantwortungsübernahme von Äl-<br />
teren für Jüngere sowie die Weitergabe von Erfahrung und Wissen von Älteren<br />
an Jüngere (...)“ (Tesch-Römer 2010, S. 165 zitiert nach Erikson 1950).<br />
Alles in allem basiert der Kern der Angebote in der Generationenarbeit letztlich<br />
auf „Hilfe“ und „Unterstützung“ durch Informations-, Beratungs- und Bildungsan-<br />
gebote. Dabei werden die Generationenzentren vor Ort als wichtige Anlaufstelle<br />
bei der Suche nach Hilfe für alle BürgerInnen in der Kommune betrachtet (vgl.<br />
BMFSFJ 2009, S. 8-14). Darüber hinaus besteht somit die Annahme, dass Ge-<br />
nerationenzentren durch ihre unterschiedlichen Angebote eine bedeutsame Be-<br />
gegnungsstätte darstellen, wodurch bei den Generationen unterschiedlichen Al-<br />
ters gemeinsame Aufgaben entstehen können.<br />
b) Kommunikation als Erfolgskriterium im intergenerativen und -kulturel-<br />
len Dialog<br />
Ein maßgebliches Erfolgskriterium für die intergenerative Arbeit stellt eine gelin-<br />
20
gende Kommunikation dar (vgl. Schröer 2007, S. 1). Bei der Frage nach dem<br />
gelingenden Dialog zwischen den Generationen spielt auch der Faktor „Kultur“ /<br />
„Ethnizität“ eine entscheidende Rolle. Im Zuge der Entwicklung Deutschlands<br />
zu einem Einwanderungsland begegnen sich in den Kommunen nicht nur unter-<br />
schiedliche Generationen, sondern unterschiedliche Generationen aus ver-<br />
schiedensten Kulturen. Der Umstand, dass die Zahl der immer älter werdenden<br />
Menschen in Deutschland generell zunimmt, betrifft damit gleichermaßen auch<br />
die Migrantenbevölkerung (vgl. Hahn 2011, S. 36 ff.). In einer Studie zur Erfor-<br />
schung von ethnischen Differenzierungen in Beratungsgesprächen der Altenhil-<br />
fe wurde aufzeigt, dass der Faktor „Ethnizität“ nicht unerheblich für den Ablauf<br />
des Hilfeprozesses ist. Insbesondere erschwert die sprachliche Differenz die Si-<br />
tuation, sodass die Beratenden ihrer Rolle kaum nachgehen können. „Die Wir-<br />
kungsweise ethnischer Differenzierungen im Rahmen von Kontaktaufbau und<br />
Beziehungsgestaltung ist kontingent“. Dabei wurde aufgezeigt, dass die Ethni-<br />
sierungen die Beziehungen zwischen BeraterInnen und Ratsuchenden sogar<br />
belasten. In besonderen Fällen kann die Ethnizität sogar als Beziehungsbehin-<br />
derer bezeichnet werden (vgl. Hahn 2011, S. 218).<br />
„Miteinander sprechen“ im intergenerationellen sowie im interkulturellen Dialog<br />
kann erfolgreich gestaltet werden, wenn der Dialog in einem Drei-Schritt erfolgt,<br />
die einer Unterstützung bedarf. Hierzu zählt zunächst das „akustische und se-<br />
mantische Verstehen“, d. h. die Nachricht kann durch Sinnesorgane aufgenom-<br />
men, vom Gehirn verarbeitet und darüber hinaus adäquat interpretiert werden<br />
(vgl. Koptelzewa 2003, S. 8f., Geiser 2009, S. 54f.). Dafür bilden jedoch sprach-<br />
liche, kulturelle und persönliche Unsicherheiten sowie Wahrnehmungen ent-<br />
sprechende Hürden. Vor dem Hintergrund benötigt es „Verständnis“ (zweiter<br />
Schritt), wofür wiederum die Empathiefähigkeit und das Interesse an der Be-<br />
gegnung von Bedeutung sind. Ein solches Verständnis ist jedoch wiederum von<br />
gesellschaftlicher Kategorisierungen, Einstellungen und Erwartungen abhängig.<br />
Unterstützend für den intergenerativen Dialog von Generationen und Kulturen<br />
ist dabei das Wissen (dritter Schritt) über Kommunikationsprozesse und deren<br />
sozialen sowie kulturellen Hintergründen. Dies bedeutet, dass auf der Basis von<br />
„Selbstreflexion“, „Wissen“ und „Analyse von Ungleichheiten“ Verständigung<br />
erst möglich ist. Hierzu bedarf es insbesondere der Einigung der Kommunikati-<br />
onsteilnehmerInnen über die Gültigkeit von Botschaften sowie die Anerkennung<br />
des Gegenübers (vgl. Schröer 2007, S.2). Gerade für das Arrangement „inter-<br />
21
generative Begegnungen“ braucht es zudem auch Wissen über das Altern, d.h.<br />
ein Wissen, das über die menschliche Entwicklung nach dem frühen Erwachse-<br />
nenalter hinausgeht und sich mit der Nutzbarmachung der Potenziale der Älte-<br />
ren auseinandersetzt (vgl. Kruse/Wahl 2010, S. 514).<br />
c) Hemmnisse für die Begegnungen zwischen den Generationen<br />
Wie bereits im Punkt „Kommunikation“ deutlich wurde, sind unterschiedliche Bil-<br />
der / Wahrnehmungen der Generationen untereinander ausschlaggebend, ob<br />
eine Kommunikation bzw. Kontaktaufnahme zwischen den Generationen erfolgt<br />
oder nicht. Im Folgenden wird auf interessante Gesichtspunkte, wie der „Bereit-<br />
schaft des Kontakttretens zwischen mittleren und höheren Erwachsenenalter“,<br />
der „Vorurteile gegenüber älteren Menschen“, des „sozialen Rückzugs älterer<br />
Menschen“ und der Frage nach dem „Krieg der Generationen“ eingegangen.<br />
- Bereitschaft des Kontakttretens zwischen mittleren und höheren Er-<br />
wachsenenalter: An einer empirischen Studie von Kruse & Schmitt 2006 haben<br />
1.275 Personen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren zur Klärung der Frage<br />
nach der Zentralität „Alter“ in sozialen Interaktionen für eine allgemeine Ein-<br />
schätzung intergenerationeller Beziehungen außerhalb der Familie teilgenom-<br />
men. Dabei wurde ermittelt, „(...) dass sich Menschen im mittleren und höheren<br />
Erwachsenenalter in der Wahrnehmung und Deutung ihrer sozialen Umwelt nur<br />
vergleichsweise selten an der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Altersgruppen<br />
orientieren“ (Kruse/Wahl 2011, S. 400). Interessant erwies sich dabei die An-<br />
nahme, dass das Thema Alter / Altersbilder erst dann eine Rolle spielt, wenn z.<br />
B. das Gegenüber bereits aufgrund der äußeren Erscheinung, oder des spezifi-<br />
schen Verhaltens mit einem negativen Stereotyp übereinstimmt (vgl. Kruse/<br />
Wahl 2011, S. 400f.).<br />
- Vorurteile gegenüber älteren Menschen: Bei der Frage nach den Vorurtei-<br />
len gegenüber älteren Menschen, finden sich in der wissenschaftlichen Unter-<br />
suchung von Altersbildern häufig der Begriff „Ageism“, besetzt für das Wort „Al-<br />
tenfeindlichkeit“. Bis heute wird hierbei auf die Studie von Robert Butler im Jah-<br />
re 1969 zurückgegriffen, der unter anderem von einem Vorurteil gegenüber älte-<br />
ren Menschen, der sozialen Diskriminierung älterer Menschen und der Bestäti-<br />
22
gung stereotyper Überzeugungen durch institutionelle und politische Praktiken<br />
ausgeht (vgl. Kruse/Wahl 2010, S. 213). Das überwiegend negative Altersbild<br />
wird in der Gerontologie jedoch kontrovers diskutiert und konnte in der Vergan-<br />
genheit nicht eindeutig belegt werden. Einigkeit herrscht hingegen bei der An-<br />
nahme, dass eine tief greifende Reserviertheit gegenüber dem Alter in unserer<br />
westlichen Kultur vorherrscht.<br />
- Rückzug älterer Menschen / vorsichtiges Verhalten: Bezüglich des The-<br />
mas „Pflege sozialer Beziehungen“ ist bei den meisten alternden Menschen ein<br />
deutlicher Rückgang in der sozialen Netzwerkgröße zu beobachten (vgl.<br />
Kruse/Wahl 2010, S. 184). Für die Stabilität von sozialen Beziehungen und der<br />
Motivation ihrer Aufrechterhaltung hat die amerikanische Psychologin Laura<br />
Carstensen Anfang der 1990er Jahre Theorien aufgestellt. Dabei geht sie davon<br />
aus, dass unter anderem die Suche nach „Intimität“ ein maßgeblicher Faktor zu-<br />
nehmenden Alters für die Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen darstellt. Dies<br />
bedeutet, dass ältere Menschen ihr soziales Netzwerk in der Art verkleinern,<br />
das sie vor allem in jene Beziehungen investieren können, die ihnen besonders<br />
viel an Intimität und Nähe geben. Studien belegen, dass sich solche positiven<br />
Beziehungen, die vielfach stark an familiären Beziehungen gebunden sind, bis<br />
ins höchste Alter intensiv aufrecht erhalten werden, während weniger wichtige<br />
Beziehungen vernachlässigt, zurückgefahren bzw. beendet werden (vgl. Kruse/<br />
Wahl 2010, S.162). Infolgedessen ist auch der Faktor „Einsamkeit“ bei Men-<br />
schen höheren Alters dann besonders ausgeprägt, wenn gerade diese gelieb-<br />
ten und nahestehenden Personen sterben. Neue Beziehungen im Alter aufzu-<br />
bauen, erweist sich bei älteren Menschen besonders schwierig, da sie sich häu-<br />
fig, im Vergleich zu anderen Altersgruppen eher als „zur Seite gestellt“, als „al-<br />
tes Eisen“ und damit nicht mehr für die Gesellschaft als „wertvoll“ erachtet se-<br />
hen (vgl. Kruse/Wahl 2010, S. 186f.). Erschwerend kommt bei älteren Men-<br />
schen hinzu, dass sie meist unter depressiven oder schweren körperlichen Er-<br />
krankungen leiden (vgl. Kruse / Wahl 2010, S. 163).<br />
- Auch das Thema „Krieg der Generationen“ findet sich im wissenschaftlichen<br />
Diskurs immer wieder. Hierzu hat das SIGMA-Institut (Sozialwissenschaftliches<br />
Institut für Gegenwartsfragen) im Auftrag des baden-württembergischen Sozial-<br />
ministeriums in Mannheim im Februar 1999 auf Bundesebene rund 1.000 zufäl-<br />
23
lig ausgewählte BürgerInnen befragt. Die Studie widerlegte zwar das in der Öf-<br />
fentlichkeit verbreitete Bild vom Krieg der Generationen, zeigte jedoch auf, dass<br />
eine zunehmende Sprach- und Beziehungslosigkeit zwischen Jung und Alt in<br />
Deutschland vorliegt. Außerhalb der Familie haben danach nur noch Minderhei-<br />
ten oft Kontakt zu Angehörigen der älteren Generation. In der Familie hat ein<br />
Drittel (33 %) von den 15 bis 20-jährigen Jugendlichen häufig mit über 60-Jähri-<br />
gen Kontakt. Beruflich, in der Ausbildung oder bei Gelegenheit außerhalb von<br />
Familie gaben 70 % der Jugendlichen an, nur selten oder nie mit Angehörigen<br />
der älteren Generationen zu tun zu haben. 49 % der Deutschen ab dem 15. Le-<br />
bensjahr glauben sogar, dass sich das Verhältnis zwischen Jung und Alt in<br />
Deutschland in der ersten Hälfte des nächsten Jahrhunderts verschlechtern<br />
wird. Bei den jungen Erwachsenen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr sowie<br />
der Generation mittleren Alters liegt die Zahl noch höher. Im Weiteren wurde er-<br />
mittelt, dass der Generationenvertrag zwar von der Mehrheit der Deutschen ak-<br />
zeptiert wird, jedoch insbesondere bei der jungen und mittleren Generation auf<br />
erhebliche Widerstände stößt. So unterstützen bei den 15 bis 20-Jährige sowie<br />
den 20 bis 30-Jährigen nur 29 % bzw. 37 % den Generationenvertrag.<br />
Besonders positiv wurde in der Studie bewertet, dass die Bereitschaft zum ge-<br />
meinsamen Engagement der Generationen bei allen Altersgruppen stark ausge-<br />
prägt ist. Dabei nannte die Studie auch, welche Motive/Erwartungen für das<br />
bürgerschaftliche Engagement bei den unterschiedlichen Generationen eine<br />
Rolle spielen: „so akzeptiert zu werden, wie man ist“ (61 %) und „anderen Men-<br />
schen zu helfen“ (56 %). Mit steigender Tendenz in allen Altersgruppen wurden<br />
als Motive geäußert: „Spaß zu haben, seine Fähigkeiten einzubringen, neue<br />
Leute kennenzulernen, eigene Interessen vertreten zu können“ und das Gefühl<br />
„gebraucht“ zu werden. Letztere Erwartung war besonders bei Angehörigen äl-<br />
terer Generation ausgeprägt (56 % der über 60-Jährigen).<br />
Zwischenfazit, Ableitung der Hypothesen:<br />
Abschließend sollen anhand der aufgezeigten Aspekte die einzelnen Annahmen<br />
für die gelingenden Bedingungen intergenerativer Begegnungen formuliert wer-<br />
den.<br />
- Es wurde dargelegt, dass die Generationenzentren in den Kommunen eine<br />
wichtige Anlaufstelle für alle Generationen darstellen. Aus ihnen heraus erge-<br />
24
en sich wiederum gemeinsame Aufgabenstellungen für die Generationen und<br />
somit Möglichkeiten des Dialogs verschiedenster Altersgruppen. Es kann dem-<br />
zufolge angenommen werden, dass für länger andauernde Begegnungen der<br />
Faktor „gemeinsame Aufgabe“ ausschlaggebend ist.<br />
- Damit viele Altersgruppen in den Generationenzentren erreicht werden kön-<br />
nen, ist ein vielfältiges Angebot von Bedeutung. Dies kann nur durch die Vernet-<br />
zung zahlreicher kompetenter Akteure abgedeckt werden. Vor dem Hintergrund<br />
kann auch die Komponente „personelle Ausstattung“ der Generationenzentren<br />
als ein wichtiger Erfolgsfaktor angesehen werden. Dabei spielt insbesondere<br />
die Varietät des Personals ein entscheidende Rolle. Denn letztlich können über<br />
die Fähigkeiten engagierter Menschen in der intergenerativen Arbeit (Ehrenamt/<br />
Hauptamt) wiederum unterschiedliche Angebote in den Generationenzentren<br />
entstehen. Auch die Vernetzungsarbeit der Generationenzentren könnte hierbei<br />
an Bedeutung gewinnen, um möglichst viele attraktive Angebote anzubieten.<br />
- Aus der Annahme, dass eine gelingende Kommunikation das Erfolgskriterium<br />
für intergenerative Arbeit darstellt, lassen sich gleichsam mehrere Annahmen<br />
formulieren. Da Kommunikation maßgeblich von unseren Wahrnehmungen /<br />
Vorurteilen beeinflusst wird, ist anzunehmen, dass die jeweiligen „Bilder“ der<br />
Generationen entscheidend für die intergenerative Begegnung sind.<br />
Wie bei den „Jugendlichen“, „älteren Menschen“ und „ältere Menschen mit Mi-<br />
grationshintergrund“ deutlich wurde, kann es besonders bei diesen Personen-<br />
gruppen Hemmnisse für die intergenerative Begegnung geben. Hierzu bedarf<br />
es an Wissen von Alterungsprozessen sowie über unterschiedliche Kulturen<br />
und sozialen Kompetenzen, wie der „interkulturellen Kompetenz, der Kommuni-<br />
kationskompetenz und Beziehungskompetenz“. Hieraus ergibt sich die Annah-<br />
me, dass gerade MitarbeiterInnen / Beteiligte in der intergenerativen Arbeit mit<br />
dem entsprechenden Wissen sowie den nötigen sozialen Kompetenzen die in-<br />
tergenerativen Dialog erfolgreich gestalten bzw. unterstützend begleiten und<br />
vorantreiben können.<br />
Das lässt annehmen, dass die Generationenzentren ein Mindestmaß an „kom-<br />
petenten Akteuren“ benötigen, die Schlüsselqualifikationen, wie das Wissen um<br />
Alterungsprozesse, interkulturelle, intergenerative und kommunikative Kompe-<br />
tenz, Beziehungskompetenz und Kenntnisse in Fremdsprachen mitbringen.<br />
25
Auf Grund des komplexen und breiten Arbeitsfeldes und der Unmöglichkeit,<br />
dass MitarbeiterInnen die komplette Bandbreite an erforderlichen Kompetenzen<br />
mitbringen, sollte in Generationenzentren ausreichend Unterstützung durch<br />
spezifische Fortbildungsveranstaltungen ermöglicht werden.<br />
3 Qualitative Studie<br />
3.1 Hintergründe, Zielsetzung und Forschungsfrage<br />
Die gelingenden Bedingungen für intergenerative Begegnungen stellen den<br />
Forschungsgegenstand der vorliegenden Fallstudie dar und beziehen sich auf<br />
die Fragestellung, welche Faktoren die intergenerativen Begegnungen in einem<br />
Generationenzentrum begünstigen und ggf. auch behindern können. Zu dem<br />
Zweck wurden für die Fallstudie zwei Methoden konzipiert: Die „teilnehmende<br />
Beobachtung“ und das „Experteninterview“. So wurden zum einen mit ausge-<br />
wählten Akteuren des Generationenzentrums Milbertshofen die Voraussetzun-<br />
gen für Begegnungen unterschiedlichen Alters diskutiert und zum anderen die<br />
Inhalte mit den durch eine Forscherin beobachteten Faktoren im Generationen-<br />
zentrum verglichen. Ziel der Forschungsarbeit war es, über das Praxisbeispiel<br />
„Generationenzentrum Milbertshofen“ die gelingenden Bedingungen für interge-<br />
nerative Begegnungen in Generationenzentren transparent zu machen.<br />
Darüber hinaus sollten die Ergebnisse der Fallstudie dem Generationenzen-<br />
trum Milbertshofen als Orientierungshilfe für künftige Planungen in ihrer interge-<br />
nerativen Arbeit dienen. So wurden im Rahmen der Experteninterviews auch<br />
der Handlungsbedarf bzw. Verbesserungsmöglichkeiten für das Generationen-<br />
zentrum Milbertshofen evaluiert.<br />
3.2 Empirische Vorgehensweise<br />
3.2.1 Untersuchungsdesign und -methoden<br />
Bei der vorliegenden Fallstudie handelt es sich um eine „Evaluationsstudie“<br />
(vgl. Schaffer 2009, S. 85 ff.). Dabei werden mit Hilfe der Methoden „teilneh-<br />
mende Beobachtung“ sowie „Experteninterviews“ Informationen ermittelt, die<br />
als Grundlage für die Ableitung der Empfehlungen an das Generationenzentrum<br />
dienen.<br />
26
a) Beobachtungen<br />
Als erste Untersuchungsmethode wurde die teilnehmende Beobachtung als<br />
qualitatives Verfahren gewählt, da diese sich für explorative, hypothesengene-<br />
rierende Forschungsfragen besonders eignet. Die Ermittlung gelingender Be-<br />
dingungen für intergenerative Begegnungen im Generationenzentrum Milberts-<br />
hofen war von außen schwer einsehbar, zudem konnten die weichen Faktoren<br />
für gelingende intergenerative Begegnungen nur im sozialen Umfeld „Genera-<br />
tionenzentrum“ beobachtet werden (vgl. Mayring 2002, S. 80-83). Dabei wurde<br />
die „direkte Beobachtung“ gewählt, wobei die Forschende eine passive Rolle in<br />
ihrer Beobachtung einnehmen sollte (vgl. Schaffer 2009, S. 94 f.).<br />
Da es nicht möglich war alle Angebote und Anlässe im Generationenzentrum zu<br />
beobachten (=Grundgesamt) wurde von der Einrichtung eine Liste aller Ange-<br />
bote unterschiedlichsten Alters zur Verfügung gestellt („systematische Stichpro-<br />
benauswahl“) (vgl. Schaffer 2009, S. 171 f.). Die Beobachtungen erfolgten an<br />
zwei Tagen und dauerten jeweils 20 bis 45 Minuten. Insgesamt entstanden<br />
sechs Beobachtungssequenzen zu folgenden Angeboten verschiedenster Al-<br />
tersgenerationen: „Entdeckerschnecken“, „Lernziel/Hausaufgaben“ und „Nach-<br />
barschaftscafé“ (siehe Anlage 1 und 5).<br />
b) Interviews<br />
Im Weiteren fiel die Auswahl der Untersuchungsmethode auf das Experteninter-<br />
view, das als Leitfadeninterview (siehe Anlage 2) konzipiert wurde (vgl. Helffe-<br />
rich 2009, S. 36).<br />
Zur Ermittlung von subjektiven Sichtweisen der ExpertInnen bot sich die „quali-<br />
tative Methode“ mit der mündlichen Befragungsvariante an. Der Forschungsge-<br />
genstand sollte nicht über das Messen erfasst werden, sondern im Wege des<br />
„Verstehens“. Das Wissen soll dabei induktiv gewonnen werden (vgl. Helfferich<br />
2009, S. 21-24).<br />
Als Stichprobe wurden erfahrene Akteure des Generationenzentrums Milberts-<br />
hofen ausgewählt, d.h. Personen die mindesten seit drei Jahren im Generatio-<br />
nenzentrum tätig sind und Erfahrungen in der intergenerativen Arbeit mitbrin-<br />
gen. Die Stichprobenauswahl erfolgte im Sinne des Convenience Samplings,<br />
d.h. einer Auswahl nach der Verfügbarkeit der InterviewpartnerInnen (vgl.<br />
Schaffer 2009, S. 166-175; Gläser/Laudel 2009, S. 117-120). Frau Anja<br />
27
Schneid, die zuständige Sozialpädagogin des Generationenzentrums, unter-<br />
stützte die Suche nach möglichen InterviewpartnerInnen. Nach Abstimmung der<br />
zeitlichen Settings konnten insgesamt fünf ExpertInnen für das Interview am<br />
12.05.2012 gewonnen werden.<br />
3.2.2 Vor- und Durchführungsphase<br />
a) Beobachtungen<br />
Im Vorfeld der Beobachtungen wurde ein Beobachtungsleitfaden erarbeitet (sie-<br />
he Anlage 1). Bei der Erstellung des Beobachtungsbogens wurde zur Orientie-<br />
rung zwar eine Struktur vorgegeben, diese sollte jedoch flexibel gehandhabt<br />
werden. Die Beobachtungen sollten weitestgehend offen durchgeführt werden.<br />
Bei der Konzipierung des Leitfadens war maßgeblich, alle Beobachtungseven-<br />
tualitäten zu ermitteln, die für die Fragestellung der „gelingenden Faktoren“ in-<br />
tergenerativen Begegnungen von Interesse waren. Hierzu zählen folgende Glie-<br />
derungsinhalte: Zusammensetzung / Konstellation (Personenkreis wie Mitarbei-<br />
terIn oder BesucherIn, Geschlecht, Alter, Nationalität), Formen der Interaktion<br />
(verbal, nonverbal, Dauer der Interaktion), Anlass / Grund der Begegnungen<br />
(gemeinsame Aufgabe/gegenseitige Unterstützung), Atmosphäre (Räumlichkei-<br />
ten, Beurteilung der Stimmungsbildes) und Verhalten der MitarbeiterInnen (z. B.<br />
Umgang mit Konflikten, Empathiefähigkeit, Kommunikation auf Augenhöhe).<br />
Unter dem Punkt „Sonstiges“ war es möglich alle restlichen Beobachtungsge-<br />
schehnisse zu erfassen, die für die Fragestellung ausschlaggebend waren, wie<br />
z. B parallel zum Angebot stattfindende Veranstaltungen.<br />
Die Beobachtungen wurde von einer Forscherin vorgenommen und fanden am<br />
08. und 15 Mai 2012 statt. Es waren keine Störungen während der Beobachtun-<br />
gen zu verzeichnen. Die Beobachterin hatte den Beobachtungsleitfaden wei-<br />
testgehend verinnerlicht, wodurch sie ungestört die Beobachtungen auf sich<br />
wirken lassen konnte. Bei der Durchführung der Beobachtung wurden sodann<br />
nur kleine Feldnotizen erstellt, die zu einem anderen Zeitpunkt bei der Erstel-<br />
lung des Beobachtungsprotokolls ergänzt wurden (vgl. Mayring 2002, S. 81f.).<br />
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgte zunächst handschriftlich in Tabellen,<br />
und wurde später computergestützt in Calc-Listen zusammengeführt. Ziel war<br />
es zum einem die Ergebnisse der Beobachtung transparent aufzuschlüsseln<br />
und zum anderen für die Schlussauswertung greifbar zu machen, sodass ein di-<br />
28
ekter Vergleich mit den Ergebnissen der Experteninterviews möglich war (vgl.<br />
Mayring 2002, S. 85 ff.).<br />
b) Experteninterviews<br />
Die Expertenbefragungen wurden vorab als Leitfadeninterviews (siehe Anlage<br />
2) entwickelt (vgl. Helfferich 2009, S. 36). Die Erstellung des Leitfadens orien-<br />
tierte sich an einschlägiger Fachliteratur und den dort genannten Hypothesen<br />
für gelingende Faktoren intergenerativer Begegnungen (siehe Punkt 2.5). Bei<br />
der Ausgangshypothese – „ein vielfältiges Angebot in den Generationenzentren<br />
ist für die intergenerativen Begegnungen von Bedeutung“ – galt es in der Stu-<br />
die zu hinterfragen, welche Angebote sich besonders für Schaffung intergene-<br />
rativer Begegnungen eignen. Insbesondere war interessant, in welcher Form<br />
(geplant/spontan) sich intergenerative Kontakte beobachten ließen.<br />
Der Fragenkatalog des Interviewleitfadens wurde überwiegend offen formuliert,<br />
sodass die Daten vorrangig von den ExpertInnen des Generationenzentrums<br />
erhoben werden konnten. Im Gegensatz zu einem Alltagsgespräch ermitteln In-<br />
terviews systematisch ein bestimmtes, für die Forschungsfrage relevantes The-<br />
ma (vgl. Hug/Poscheschnik 2010, S. 100). Mit Hilfe des Interviewleitfadens war<br />
es zunächst möglich die Fragen sowie Unterfragen bereits im Vorfeld der Inter-<br />
views festzuhalten. Bei der Durchführung konnten Formulierungen sowie die<br />
Reihenfolge der Fragen im unterschiedlichen Maß flexibel gehandhabt werden<br />
(vgl. Helfferich 2009, S. 36). Die überwiegende Offenheit und dennoch struktu-<br />
rierte Erhebungsmethode diente als roter Faden bei den verschiedenen Inter-<br />
viewsituationen und ermöglicht dem Interviewer /der Interviewerin nachzufra-<br />
gen, wenn sie/er den Eindruck hatte, dass noch nicht genug Informationen vor-<br />
lägen (vgl. Hug/Poscheschnik 2010, S. 100).<br />
Als Einstiegsfrage wurde eine Fragestellung gewählt, auf die die Interviewpart-<br />
nerInnen ohne zu zögern antworten konnten (Warming-Up) (vgl. Schaffer 2009,<br />
S. 117). Die weiteren Fragen waren zielführend, um die Befragten auf den Kern<br />
des Forschungsthemas hinzuführen. Die wichtigsten Fragen wurden in der Mitte<br />
des Fragebogens platziert (Fragen 2 - 4). Als runder Abschluss für das Ende<br />
des Interviews diente die Frage nach den Verbesserungsvorschlägen (vgl.<br />
Schaffer 2009, S. 117). Zur Wahrung der Anonymität der PartnerInnen be-<br />
schränken sich die Angaben auf den Vornamen und der Nennung des Anfangs-<br />
buchstaben.<br />
29
Der Interviewleitfaden wurde in Zusammenarbeit mit der Seminarleitung Frau<br />
Anita Meyer (M.A) erarbeitet und mit Hilfe einer Studentin auf die Verständlich-<br />
keit der Fragestellungen überprüft (Pretest).<br />
Die Interviews wurden am 12.05.2012 von 10:30 Uhr - 12:30 Uhr von drei Inter-<br />
viewerInnen durchgeführt und dauerten im Schnitt ca. 50 Minuten. Alle Inter-<br />
views haben in einer ungestörten Atmosphäre, in freien Räumlichkeiten (Büro,<br />
Hausaufgabenzimmer, Gemeinschaftsraum) des Generationenzentrums statt-<br />
gefunden. Ein Interview wurde aus arbeitsteiligen Gründen von zwei Interviewe-<br />
rinnen durchgeführt.<br />
Als Medium für die Realisierung der Interviews wurde die „Tonbandaufzeich-<br />
nung“ gewählt, um zum einem den Blickkontakt zum/zur InterviewpartnerIn auf-<br />
rechtzuerhalten und andererseits die Datensicherung der gewonnenen Ge-<br />
sprächsinhalte zu gewährleisten (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 157f.). Das Auf-<br />
nahmegerät wurde vom Medienpädagogischen Zentrum der <strong>KSFH</strong> ausgelie-<br />
hen. Alle Befragten sind im vorab von der Sozialpädagogin Frau Frau Anja<br />
Schneid über die Tonbandaufzeichnung informiert worden.<br />
Die aufgezeichneten Interviews wurden vollständig – soweit verständlich –,<br />
transkribiert (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 193f.). Da in der Forschungsarbeit die<br />
informativen Inhalte des Interviews im Vordergrund standen (vgl. Helfferich<br />
2009, S. 39), verzichtete das Forschungsteam auf die Transkription des Dialek-<br />
tes. Zentrale Aussagen konnten beim Interview von Herrn Ma. (Interview B, An-<br />
lage 3) zum Teil grammatikalisch angepasst werden. Lediglich längere Pausen<br />
wurden dokumentiert und nicht verständliche Textpassagen durch Klammern<br />
(…) im Protokoll (siehe Anlage 3) kenntlich gemacht (vgl. Hug/Poscheschnik<br />
2010, S.135 ff.).<br />
3.2.3 Auswertungsmethode<br />
Folgende Beschreibung der Auswertungsmethode beschränkt sich auf das ge-<br />
wonnene Textmaterial aus den Interviews. Die resultierenden Auswertungsta-<br />
bellen (siehe Anlage 4) wurden im nächsten Schritt – soweit sie für die Frage-<br />
stellung ausschlaggebend waren – mit denen der tabellarischen Beobachtungs-<br />
ergebnisse (siehe Anlage 5) verglichen. Bezweckt wurde die Überprüfung, ob<br />
sich die einzelnen Auswertungsergebnisse der Interviews mit denen der Beob-<br />
30
achtungen decken. Bei den Vergleichen wurde nach Übereinstimmungen, Wi-<br />
dersprüchen und zusätzlichen Informationen gesucht (siehe hierzu Punkt 3.4).<br />
Die Auswertung der Interviewprotokolle orientierte sich an der „qualitativen In-<br />
haltsanalyse“ (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 197 ff.). Es erfolgte eine Reduktion<br />
der Datenmenge zum Verständnis des Textmaterials mit Hilfe eines Systems<br />
abstrakter Kategorien. Insbesondere konnten die einzelnen Faktoren gelingen-<br />
der, intergenerativer Begegnungen in Anlehnung des Interviewleitfadens (hypo-<br />
thesengestützt) als geschlossenes Kategoriensystem genutzt werden, gleicher-<br />
maßen wurden anhand des Textmaterials weitere Kategorien gebildet (siehe<br />
Anlage 4).<br />
Eine Definition der Kategorien mit ihren Ausprägungen, die Formulierung von<br />
Extraktionsregeln zur Zuordnung der einzelnen Textstellen (Verkoden) und die<br />
Erstellung von Auswertungstabellen wurde erarbeitet. Die protokollierten Texte<br />
sind gleichsam in Analyseeinheiten zerlegt worden, es erfolgte die Sichtung der<br />
Texte und die Entnahme der relevanten Informationen entlang des Kategorien-<br />
systems (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 197f.). Folgende Kategorien wurden for-<br />
muliert, die wiederum eigens einzelne Unterkategorien bildeten:<br />
1. Kompetenz der MitarbeiterInnen unterteilt in „Fachkompetenz“ (Wis-<br />
sens- und Fertigkeitskompetenz) sowie „Personalkompetenz“ (Sozial-<br />
und Selbstkompetenz)<br />
2. Interaktion unterkategorisiert in „Leben des Leitbildes durch die Mitar-<br />
beiterInnen im GZ“, „Begegnungen der Generationen (Art/Form der Kom-<br />
munikation) sowie „Ort der Begegnungen“<br />
3. Bilder der Generationen (Bilder der MitarbeiterInnen über die Besuche-<br />
rInnen sowie Abfrage der Wahrnehmungen / Vermutungen zu den „Bil-<br />
dern der BesucherInnen“ voneinander)<br />
4. Gemeinsame Aufgabe aufgegliedert in die Kategorien „spontane Be-<br />
gegnungen“ (informellen Begegnung) sowie „geplante / formale Begeg-<br />
nungen“<br />
5. Verbesserungsvorschläge in zeitlicher, finanzieller, personeller Hinsicht<br />
sowie auch bzgl. des GZ allgemein aufgezeigt (Unterkategorien: Zeitfak-<br />
tor, Finanzfaktor, Personalfaktor, Räumlichkeiten und Allgemein)<br />
31
3.3 Ergebnisse: Experteninterviews – Gelingende Bedingungen für inter-<br />
generative Begegnungen<br />
Dieses Kapitel beinhaltet die Auswertungsergebnisse der Experteninterviews<br />
(siehe Anlage 4), die im Folgenden kurz dargestellt werden.<br />
3.3.1 Kompetenz der MitarbeiterInnen<br />
Zu Beginn der Interviews wurden die ExpertInnen zu ihren bisherigen Werde-<br />
gang, ihren Erfahrungsschätzen und Kompetenzen befragt, die sie für die Arbeit<br />
im Generationenzentrum mitbringen. Die Aussagen wurden in „Fachkompetenz“<br />
und „Personalkompetenz“ aufgeschlüsselt.<br />
a) fachliche Kompetenz<br />
Drei MitarbeiterInnen verfügen speziell über Wissen und Fertigkeiten im sozia-<br />
len Bereich, wobei ein Mitarbeiter sowohl aber auch spezielles Wissen aus dem<br />
Feld der EDV mitbringt (vgl. C,Z.68 ff.). Eine Mitarbeiterin, die sich schwer-<br />
punktmäßig mit der Altersgruppe „SeniorInnen“ beschäftigt, ist von Beruf Ge-<br />
sundheits- und Krankenpflegerin (vgl. A,Z.22 f.). Eine Mitarbeiterin hat ein Studi-<br />
um der Sozialen Arbeit (B.A) absolviert. Sie ist neben ihrer Leitungsrolle in der<br />
„Hausaufgabenbetreuung“ sowie dem „Mittagstisch“, Ansprechpartnerin für alle<br />
Gruppen im Generationenzentrum und dabei für die organisatorischen sowie<br />
personellen Fragen zuständig (vgl. E,Z.14-33). Ein Kollege ist in der kirchlichen<br />
Gemeinde Kinder- und Jugendpastor (vgl. C,Z.57-60).<br />
Die Fachkompetenzen einer Mitarbeiterin und eines Mitarbeiters im Generatio-<br />
nenzentrum können dem wirtschaftlichen Bereich zugeordnet werden. So bringt<br />
die Kollegin ein abgeschlossenes Studium der Touristik/Betriebswirtschaft mit<br />
(vgl. D,Z.87-90), ihr Kollege war lange Zeit im Gastronomiebereich tätig und<br />
verfügt über Wissen hinsichtlich Geschäfts- und Mitarbeiterführung (vgl. B,<br />
Z.52). Beide übernehmen hierbei im Generationenzentrum insbesondere Mana-<br />
gementaufgaben, so beschäftigt sich eine Kollegin insbesondere mit Themen<br />
wie Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring, Fundraising (vgl. D,Z.87-90), ihr Kollege<br />
übernimmt hauptsächlich Vorstandstätigkeiten (Generationzentrum e. V.) und ist<br />
Geschäftsführer des Kindergartens „Mini-Timi“ (vgl. B,Z.25-29).<br />
b) personale Kompetenz<br />
Ebenso verfügen alle InterviewpartnerInnen über entsprechende Sozial- und<br />
32
Selbstkompetenzen. Interessant erweist sich, dass jede/jeder der Befragten als<br />
persönliche Motivation deutlich benennen, hinter der Idee des Generationen-<br />
zentrums zu stehen. Freude, Spass aber auch die Bedeutsamkeit intergenerati-<br />
ver Begegnungen stellen das Selbstkonzept für ihre Tätigkeit im Generationen-<br />
zentrum dar. (vgl. A,Z.48f.; B,Z.53; C,Z.61; D,Z.63-67; E,Z.30-37).<br />
Die Sozialkompetenzen ergeben sich – neben beruflichem Know-How oder<br />
dem Abschluss eines Studiums (siehe oben) – bei allen überwiegend aus priva-<br />
ten Erfahrungen. Hierzu gehören z. B die Pflege der eigenen Eltern bzw.<br />
Schwiegereltern aber auch das Erleben, dass solche intergenerativen Begeg-<br />
nungen in der Familie oder Freundeskreis positiv und bereichernd sind (A,Z.<br />
42f.; B,Z.61-65; C,Z.61; D,Z.81-87; E,Z.50-56).<br />
Beide Kollegen aus dem wirtschaftlichen Bereich betonen hierbei auch die Lust<br />
sich sozial zu engagieren (B,Z.42-45; D,Z.63-67). Die MitarbeiterInnen die im<br />
Generationenzentrum verstärkt Managementaufgaben wie Geschäftsführung,<br />
Finanz- und Personalaufgaben wahrnehmen, benennen diesen Faktor als wich-<br />
tige Motivation für ihre Tätigkeit.<br />
Fazit:<br />
Insgesamt weisen alle befragten MitarbeiterInnen Fach- und Personalkompe-<br />
tenzen auf, die für eine gelingende intergenerative Arbeit von Bedeutung sind.<br />
Es wird deutlich, dass die Arbeit im Generationenzentrum ein gemischtes Mitar-<br />
beiterInnenpool benötigt, dass neben Wissen/Fertigkeiten im sozialen Bereich<br />
auch Know-How bezüglich Leitung und Organisation sozialer Einrichtungen hat.<br />
3.3.2 Interaktion<br />
Innerhalb der Kategorie „Interaktion“ wurden alle Ergebnisse der Interviews ge-<br />
sammelt, die sich mit dem Leben des Leitbildes im Generationenzentrums aus-<br />
einandersetzen. Interessant war hierbei zu ermitteln, ob und welche intergene-<br />
rative Begegnungen im Generationenzentrum stattfinden. Ebenso wurden prak-<br />
tische Beispiele gesammelt, die die verschiedenen Konstellationen der Begeg-<br />
nungen hinsichtlich Alter und Angebote transparent machen konnten.<br />
33
a) Leben des Leitbildes<br />
Den Aussagen der InterviewpartnerInnen war einheitlich zu entnehmen, dass<br />
sie hinter dem Leitgedanken „Voneinander lernen – miteinander leben – einan-<br />
der unterstützen“ stehen (siehe auch Punkt 3.2.1) und es auch selbst auf kolle-<br />
gialer Ebene leben (siehe Buchstabe b.).<br />
Zunächst wurde konstatiert, dass bei der Zielgruppe „Kinder“ grundsätzlich ein-<br />
fach sei den Grundsatz zu leben, da Kinder kontaktfreudiger seien und sich<br />
schneller öffnen als andere Altersgruppen (vgl. C,Z.84-116). Ebenso konnte an-<br />
hand der Praxisbeispiele aufgezeigt werden, dass die Leitidee „Geben und<br />
Nehmen“ besonders zwischen den Altersgruppen „Kinder und SeniorInnen“<br />
zum Ausdruck kommt (C,Z.123-137; E,Z.75-83). Als konkretes Beispiel wurde<br />
von einer InterviewpartnerIn die Begegnung der Gruppe Sonnenblümchen und<br />
Älterer ab 50 genannt (vgl. D,Z.124-127).<br />
Auffällig erwies sich dabei, dass bei der Benennung der Altersgruppe „interge-<br />
nerative Begegnungen“ die Gruppe der Jugendlichen nicht und die Gruppe Er-<br />
wachsenen mittleren Alters nur einmal genannt wurde. Als Beispiel wurde auf-<br />
geführt, dass eine ältere Dame (70 Jahre) erstmals den Frühstücktreff besuch-<br />
te, da sie nach einem Arztbesuch nicht allein sein wollte (vgl. D,Z.207-212). Hier<br />
lässt sich demzufolge ein Kontakt nachweisen, da sich auch die Gruppenleitung<br />
des Frühstückstreffs selbst als Teil der Gruppe bezeichnet (Punkt 3.2.3).<br />
Ein Interviewpartner machte hierbei deutlich, dass das Leben des Leitbilds im<br />
Moment Schritt für Schritt erfolge, denn Beziehungsarbeit verlaufe prozesshaft<br />
(vgl. C,Z.84 ff.).<br />
b) Begegnung der Generationen<br />
Den Schilderungen der InterviewpartnerInnen konnte entnommen werden, dass<br />
die Begegnungen zum einem in den einzelnen Angeboten stattfinden (vgl.<br />
C,Z.275). Hierbei wurde vor allem die Hausaufgabenbetreuung von zwei Inter-<br />
viewpartnerInnen genannt, da sich dort die Altersgruppen „Kinder“, „junge Er-<br />
wachsene“ (StudentInnen), das „mittlere Alter“ und „SeniorInnen“ begegnen<br />
(vgl. C,Z.276-283; D,Z.153-156; D,Z.477-480; E,Z.70-74).<br />
Im Generationenzentrum finden im Weiteren auch Begegnungen im Sinne von<br />
„Übergängen“ statt. D.h. einzelne Angebote im Haus werden zeitgleich durchge-<br />
führt bzw. überschneiden sich, folglich ergeben sich Begegnungen unterschied-<br />
34
lichen Alters. Als Zusammenkünfte mit dem „Senioren- und Nachbarschafts-<br />
café“ wurden folgende Gruppen genannt:<br />
- Die Hausaufgabenbetreuung, das Mädchentreff oder der Kindertreff<br />
- Die Gruppe der Sonnenblümchen, Entdeckerschnecken<br />
Bei den genannten Überschneidungen treffen gleichsam drei bis vier Generatio-<br />
nen aufeinander: Kinder, junge Erwachsene, mittleres Alter (z. B. in Form der<br />
Eltern-Kind-Gruppen) und SeniorInnen (vgl. A,Z.33; A,Z.194, B,Z.100 ff.; C.Z.<br />
330-335; D,Z.433-436). Interessant erweist sich vor allem bei den Mutter-Kind-<br />
Gruppen die Mischung zwischen Müttern mit und ohne Migrationshintergrund<br />
(vgl. E,Z.250 -254).<br />
Anhand der Beispiele der ExpertInnen für Begegnungen unterschiedlichen Al-<br />
ters fällt auf, dass die Gruppe der Jugendlichen in ihren Erzählungen nicht er-<br />
wähnt wird. Nur eine Interviewpartnerin brachte ein, dass es gar keine Berüh-<br />
rungspunkte zwischen Jugendlichen und SeniorInnen gäbe (vgl. E,Z.178-181).<br />
Durch die Schilderung eines Interviewpartners wurde vor allem deutlich, dass<br />
auch die MitarbeiterInnen des Generationenzentrum persönlich Wert auf einen<br />
guten internen Austausch legen (vgl. B,Z.240-245).<br />
Ebenso konnte aufgezeigt werden, das „Essen“ alle Generationen miteinander<br />
verbindet. So wurde als wichtiger Ort der Begegnung auch der Bereich Küche<br />
(Angebot „Mittagstisch“) angesehen (vgl. E,Z.70-74). Insbesondere spielen hier-<br />
bei auch besondere Anlässe im oder vor dem Generationenzentrum eine we-<br />
sentliche Rolle (siehe Punkt 3.3.4). Auch Jugendliche würden dann bei solchen<br />
Events zu sehen sein, etwas trinken und zusehen (vgl. C,Z.379-387).<br />
Äußerungen zur Form der Interaktion:<br />
Hinsichtlich der Art und Weise „wie“ die Generationen miteinander kommunizie-<br />
ren, wurden von den InterviewpartnerInnen ausschließlich Aussagen zur Grup-<br />
pe der SeniorInnen getroffen sowie dem Dialog zwischen Eltern-Kind-Gruppen<br />
und SeniorInnen. Zur Gruppe „Jugendlichen“ wurde an dieser Stelle wenig aus-<br />
gesagt.<br />
Eine Interviewpartnerin beschrieb hierbei ausführlich die Beziehungsarbeit mit<br />
älteren Menschen / SeniorInnen im Generationenzentrum. Es wurde deutlich,<br />
dass bei der Gruppe „SeniorInnen“ der Faktor „Kontinuität“ im Rahmen der Be-<br />
ziehungsarbeit von Bedeutung ist. Dabei sind feste Zeiten, regelmäßige Kon-<br />
35
taktaufnahme – auch telefonisch – für die Altersgruppe essentiell (vgl. A,Z.28-<br />
30).<br />
Die Expertin führte aus, dass auch innerhalb dieser Altersgruppe das Verhältnis<br />
sehr wechselseitig („Geben und Nehmen“) sei und Milieuunterschiede kaum<br />
eine Rolle spielen würden (vgl. A,Z.117-120; A,Z.124f.). Überdies hielten die Se-<br />
niorInnen auch außerhalb des Generationenzentrum telefonischen Kontakt (vgl.<br />
A,Z.259 ff.).<br />
Wenn sich die Personen schon namentlich kennen, so wäre nach Aussage ei-<br />
nes Interviewpartners, auch ein familiäres Verhältnis zwischen den SeniorInnen,<br />
Eltern und ihren Kindern sichtbar. So beschrieb der Experte, dass es zu beob-<br />
achten sei, dass Mütter mit ihren Kindern zur „Leihoma“ gehen. (vgl. B,Z.293-<br />
297).<br />
Auch im Rahmen von Geschichten würden sich, nach Auskunft eines weiteren<br />
Interviewpartners, sehr persönliche, emotionale Gespräche zu bestimmten The-<br />
men zwischen „Alt und Jung“ ergeben (vgl. C,Z.206 ff.). Eine Expertin aus der<br />
Altenarbeit fügte hinzu, dass sich bei den Zusammentreffen von Kindern und<br />
SeniorInnen/älterer Menschen ein zeitlich begrenzter Rahmen bewährt habe,<br />
das heißt etwa zweistündige Veranstaltungen (vgl. A,Z.66 ff.)<br />
Bezüglich der Dauer von Interaktionen zwischen Eltern-Kind-Gruppen und älte-<br />
ren Menschen/Senioren wurde von einer Expertin ausgesagt, dass Elternteile<br />
häufig in Eile wären. Sodass aufgrund der Berufstätigkeit oder in Folge der Ab-<br />
holsituation eines anderen Kindes wenig Zeit bliebe für längere Gespräche (vgl.<br />
E,Z.261-267).<br />
Hinsichtlich des Verhältnisses der MitarbeiterInnen des Generationenzentrums<br />
zu den Jugendlichen wurde eingebracht, dass der Dialog noch sehr „vorsichtig“<br />
stattfände, ein Vertrauensverhältnis müsse langsam aufgebaut werden. Geprägt<br />
seien die Gespräche dann durch Wertschätzung und Vermittlung von Respekt<br />
(vgl. B,Z.133 ff.). Bei Festen wären die Jugendlichen zwar anzutreffen, aber die<br />
Interaktion verliefe eher kurz / passiv. D.h. ein intensiver oder längerer Aus-<br />
tausch mit anderen Altersgruppen sei kaum zu beobachten. (vgl. C,Z.379-387)<br />
Generell würden bei Feierlichkeiten des Generationenzentrums die Begegnun-<br />
gen der BesucherInnen untereinander sowie mit der Nachbarschaft sehr re-<br />
spektvoll, spaßig und fröhlich verlaufen (vgl. B,Z.343-346).<br />
36
Fazit:<br />
Alles in allem wurde aufgezeigt, dass zahlreiche Begegnungen unterschiedli-<br />
chen Alters im Generationenzentrum in Form<br />
- des internen Austausches der MitarbeiterInnen im Generationenzentrum,<br />
- der BesucherInnen innerhalb der Angebote sowie<br />
- zwischen den Angeboten stattfinden.<br />
Es lässt sich feststellen, dass bei den Begegnungen im Generationenzentrum<br />
die Gruppe der Jugendlichen kaum eine Rolle spielt. Hinsichtlich der Form der<br />
Kommunikation wurde ersichtlich, dass die Gruppe „älterer Menschen / Senio-<br />
rInnen“ Wert auf eine „stabile“ Beziehung legt. Auf dieser Basis und vor allem<br />
durch gezielte Projekte wie z. B. SeniorInnen erzählen den Kindern über ihr Le-<br />
ben bzw. von Milbertshofen einst und heute, ergeben sich Begegnungen zwi-<br />
schen „Alt und Jung“. Dies setzt jedoch im Vorfeld eine intensive Beziehungsar-<br />
beit in der Arbeit mit älteren Menschen voraus. Als bedeutsam erweist sich hier-<br />
bei auch der Faktor „Feste / gemeinsames Essen“. Zu diesen Gelegenheiten<br />
finden Begegnungen der Generationen untereinander statt.<br />
3.3.3 Bilder<br />
Dieser Abschnitt erfasst die Ergebnisse aus der Befragung der MitarbeiterInnen<br />
über die eigenen Bildern von den BesucherInnen des Generationenzentrum<br />
und ihre Einschätzung, welche Bilder die BesucherInnen voneinander haben.<br />
a) Bilder der befragten MitarbeiterInnen zum Generationenbegriff<br />
Im Rahmen der Befragung der MitarbeiterInnen zu ihren Bildern von den Gene-<br />
rationen wurden vor allem auch Aussagen über ihre Vorstellungen „wie“ interge-<br />
nerative Begegnungen stattfinden sollten, genannt.<br />
Zwei Interviewpartnerinnen und ein Interviewpartner machten deutlich, dass sie<br />
in ihrer intergenerativen Arbeit persönliche (vgl. A,Z.394-403) und auch herzli-<br />
che Begegnungen wünschen (vgl. B,Z.156 ff.). Eine Interviewpartnerin be-<br />
schrieb ihre Vorstellung über intergenerative Begegnung symbolisch als „Pflan-<br />
ze“, die erst langsam wächst und sich dann weiter entfaltet (vgl. E,Z.90-108).<br />
Eine Interviewpartnerin zeigte anhand ihrer Arbeit mit SeniorInnen im Genera-<br />
tionenzentrum auf, dass letztlich die Schaffung einer persönlichen Basis zwi-<br />
37
schen den MitarbeiterInnen im Generationenzentrum und der Zielgruppe aus-<br />
schlaggebend für weiterführende Begegnungen sei (vgl. A,Z.394-403).<br />
Von zwei InterviewpartnerInnen wurde als Zielsetzung ihrer Arbeit eingebracht,<br />
dass die Qualität der Beziehung von Herzlichkeit getragen sein muss. Kontakte<br />
zwischen den MitarbeiterInnen und BesucherInnen finden auch außerhalb der<br />
Angebote des Generationenhauses statt (vgl. A,Z.129-133; B,Z. 54-58).<br />
Gleichsam bekundeten mehrere ExpertInnen, es sei für sie bedeutsam, dass<br />
sich die Generationen gegenseitig wertschätzen und die Basis „Geben und<br />
Nehmen“ in allen Generationen gelebt werde. Hierbei führten eine Interview-<br />
partnerin und ein -partner aus, dass ihrer Ansicht nach alle Generationen von<br />
der Begegnung profitieren würden sowie jede Generation etwas bieten und von-<br />
einander lernen könne (vgl. B,Z.165-171). Als Beispiel benannte die Expertin,<br />
dass z. B. Mütter während der Hausaufgabenbetreuung ihrer Kinder den Mitar-<br />
beiterInnen im Generationenzentrum in der Küche helfen würden (vgl. E,Z.219-<br />
224). Hierzu fügte ein anderer Interviewpartner hinzu, dass es sein Traum wäre,<br />
wenn die Stärken der Generationen untereinander nutzbar gemacht werden<br />
würden (vgl. C,Z.36-39).<br />
Die Vorstellung des Generationsverhältnis im Sinne des „Geben und Nehmens“<br />
wurde im Weiteren von einer Interviewpartnerin konkretisiert. Dabei schilderte<br />
sie ihr Verständnis von „Alt und Jung“: „Oma, Opa lesen Grundschulkind vor“<br />
(D, Z.140), „(...) ruhig auch mal ältere Kinder dann für die Älteren einkaufen“ (D,<br />
Z.143f.). Bezüglich des Erledigens von Aufgaben, die Mobilität und Flexibilität<br />
erfordern, könne das mittlere Alter sowie die Jugend gut Unterstützung leisten.<br />
Im Gegenzug dazu würden Senioren auch wertvolle Erfahrungen und Wissen<br />
an die jüngeren Generationen weitergeben z. B. durch zeitgeschichtliches Wis-<br />
sen/ erzählen von Geschichten und Gedichten. Auch am Beispiel der Hausauf-<br />
gabenbetreuung durch einen älteren Kollegen zeigte sie auf, wie besonders<br />
wichtig der Input der älteren Generation für das Lernen der jüngeren Generatio-<br />
nen ist. (vgl. D,Z.144-153)<br />
Interessant erwies sich hier insbesondere, dass eine Interviewpartnerin bei ih-<br />
ren Vorstellungen über ihre Bilder ausdrücklich auch ihre Generation als Teil der<br />
intergenerativen Begegnung im Generationenzentrum benennt und im Prozess<br />
des „voneinander Lernens“ miteinbezieht (vgl. D,Z.158-162).<br />
Bezüglich der Kultur- und Milieuunterschiede äußerten sich eine Expertin und<br />
ein Experte. Die Interviewpartnerin führte aus, dass Elternteile ihrer Ansicht<br />
38
nach häufig in Eile seien, aus beruflichen Gründen wenig Zeit hätten noch län-<br />
ger im Generationenzentrum zu bleiben und Gespräche eher kurz verliefen.<br />
Ebenso spiele für viele Mütter auch der Migrationshintergrund bzw. Sprachbar-<br />
rieren eine Rolle, demnach würden sich nach Meinung der Expertin Mütter im<br />
Generationenzentrum nicht so wohl fühlen (vgl. E,Z. 241-250). Ein Interview-<br />
partner führte aus, dass alle MitarbeiterInnen im Generationenzentrum, trotz<br />
christlicher Orientierung gerade auch Menschen aus verschiedensten Kulturen<br />
und Glaubensrichtungen willkommen heißen. Letztlich sei die Liebe zur Begeg-<br />
nung Fundament ihrer christlichen Orientierung und intergenerativen Arbeit (vgl.<br />
B,Z.181-188). Den MitarbeiterInnen sei auch allen bewusst, dass gerade im<br />
Stadtteil Milbertshofen viele Leute finanziell nicht gut situiert seien (vgl. E,Z.206-<br />
208).<br />
Fazit:<br />
Insgesamt machen die Ausführungen deutlich, dass die Mitarbeiter/innen ähnli-<br />
che Bilder über die Lebenswelten ihrer Besucher/innen haben, das besonders<br />
von Herzlichkeit und Offenheit geprägt ist. Ebenso spiegelt sich in ihren Bildern<br />
das Leitbild des Generationenzentrum wieder, in dem ein gegenseitiges Verhält-<br />
nis der Generationen im Sinne des „Gebens und Nehmens“ eine zentrale Rolle<br />
spielt.<br />
b) Bilder der Generationen voneinander<br />
In dieser Kategorie wurde erfragt, wie die MitarbeiterInnen die BesucherInnen<br />
erleben, welche Bilder bzgl. der jeweils anderen Generation, vorliegen könnten.<br />
Die Äußerungen der MitarbeiterInnen zu den Bildern der Generationen vonein-<br />
ander können überwiegend nur als Vermutungen aufgefasst werden. Dabei un-<br />
terscheiden sich die einzelnen Beschreibungen hinsichtlich der Generationen-<br />
gruppen.<br />
Bezüglich der SeniorInnen wurde geäußert, dass diese überwiegend aufge-<br />
schlossen gegenüber Familien seien und diese ein großes Herz sowie Ver-<br />
ständnis für Kinder und Jugendlichen hätten (vgl. A,Z. 188 ff.).<br />
In Bezug auf die Zielgruppe Jugendliche und ihre Bilder konnten nur wenige Be-<br />
fragte etwas einbringen. Ein Interviewpartner äußerte, dass er die Vermutung<br />
habe, dass Unsicherheit bei den Jugendlichen eine Rolle spiele und auch das<br />
39
Phänomen „Großstadt“ hier ausschlaggebend sei für die Bevorzugung „ober-<br />
flächlicher Bekanntschaften“. Insbesondere bei den Begegnungen zwischen Ju-<br />
gendlichen und Senioren wären Kontaktbarrieren zu beobachten. Nach seiner<br />
Einschätzung seien es aber speziell die älteren Generationen/Senioren, die sich<br />
durch das „zurückhaltende“ Verhalten der Jugendlichen nicht willkommen fühlen<br />
würden. Furcht und Scham aber auch die gegenseitige Unsicherheit seien be-<br />
sonders hemmende Faktoren für die Begegnungen zwischen der jüngeren und<br />
älteren Generation (vgl. B,Z.209-216).<br />
Bei der Betrachtung der Zielgruppe „Jugendliche“ von Seiten anderer Genera-<br />
tionen, brachten die Befragten interessante Bilder ein.<br />
So wurde von einer Interviewpartnerin und einem Interviewpartner erörtert, dass<br />
die Kinder Angst vor Jugendlichen hätten, da im Stadtteil vieles über ihren Hin-<br />
tergrund (z. B. Vorbestrafung) bekannt sei. Zum Teil hätten die Kinder selbst<br />
schon schlechte Erfahrungen mit den Jugendlichen in ihrem Lebensumfeld ge-<br />
macht (vgl. C,Z.209-216). Eine Interviewpartnerin merkte an, dass die Kinder<br />
das bereits bei ihr geäußert hätten (vgl. E,Z.143-144).<br />
Bezüglich der mittleren Altersgruppe/Erwachsene wurde eingebracht, dass die-<br />
se keine Angst hätten, aber eher ein zurückhaltendes Verhalten gegenüber den<br />
Jugendlichen zeigen würden (vgl. E,Z.170-175).<br />
Auch das Thema Vorurteile wurde in dem Zusammenhang eingebracht. Diese<br />
würden zum Teil seitens der Jugendlichen im Verhältnis zu den SeniorInnen be-<br />
stehen. Ein zurückweisendes Verhalten entstehe, nach Einschätzung eines Ex-<br />
perten, hauptsächlich aus der Entfremdung (Großstadt) und Unsicherheit her-<br />
aus: „Mag der mich wirklich / hat der wirklich Interesse an mir?“ (vgl. B,Z.209-<br />
216) Aber auch bei anderer Personengruppen gäbe es – insbesondere auf-<br />
grund der unterschiedlichen Kulturen und des Sozialstatus oder hinsichtlich be-<br />
stimmter Berufsschichten – ein gewisses Abwehrverhalten. So hielten sich Be-<br />
sucherInnen in der Begegnungen mit ihnen noch nicht vertrauten Personen<br />
eher zurück. Zwei Experten machten explizit deutlich, dass vieles vom äußeren<br />
Erscheinungsbild und dem Sozialstatus der BesucherInnen abhängig gemacht<br />
werde. Dieser Faktor entscheide häufig, ob eine Konversation geführt oder so-<br />
gar ein spürbar ablehnendes Verhalten gegenüber der Person gezeigt werde.<br />
(B,Z.296-304, C,Z.184-191; C,Z.419-425). Die Vorarbeit der MitarbeiterInnen<br />
solche Kontaktschwierigkeiten abzubauen, sei daher besonders von Bedeutung<br />
(B.Z.296-304).<br />
40
Anfänglich bestehe bei manchen Personengruppen auch eine Art „Hemm-<br />
schwelle“ oder gar „Scheu“ das Generationenzentrum zu betreten. Dahinter ste-<br />
hen wahrscheinlich die Wahrnehmung von Kulturunterschieden, aber auch die<br />
Vorstellung das ein vertrauter Rahmen nicht gewahrt werden würde, wie ein In-<br />
terviewpartnerin vermutete. (vgl. D,Z.199 ff., D,Z.218-222, D,Z.230-234).<br />
Fazit:<br />
Insgesamt wird deutlich, dass nicht nur bei der Gruppe der SeniorInnen, son-<br />
dern auch bei der Gruppe der Jugendlichen intensive Beziehungsarbeit vonnö-<br />
ten ist. Gerade in einem Stadtteil mit einem hohen Anteil von Menschen mit Mi-<br />
grationshintergrund braucht es auch interkulturelle Kompetenzen und ggf.<br />
Kenntnisse in relevanten Fremdsprachen, um Begegnungshemmnisse abzu-<br />
bauen. Die Bilder der MitarbeiterInnen zeigen auf, dass intergenerative Arbeit<br />
nicht nur Aufgeschlossenheit gegenüber allen Generationen bedeutet, sondern<br />
auch Offenheit für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur, Glaubensrich-<br />
tung und Sozialprestige meint.<br />
3.3.4 Gemeinsame Aufgaben<br />
Im Folgenden wurde zusammen mit den Befragten analysiert, ob die intergene-<br />
rativen Begegnungen im Generationenzentrum „zufällig“ oder „geplant“ stattfin-<br />
den.<br />
a) spontan<br />
Wie den Aussagen der InterviewpartnerInnen zu entnehmen war, sind „sponta-<br />
ne“ Begegnungen eher selten der Fall. Zufällige Begegnungen kämen aber ins-<br />
besondere zwischen den SeniorInnen und den Müttern mit ihren Kindern vor.<br />
Als Beispiel für spontane Begegnungen zwischen einzelnen Gruppen wurde<br />
das Zusammentreffen der Krabbelgruppe und dem Senioren-/ Nachbarschafts-<br />
café benannt (vgl. B, Z.158 ff.). So äußerte auch eine Interviewpartnerin, es<br />
käme vor, dass Mütter gerne mal alleine frühstücken und jemandem aus dem<br />
Senioren-/ Nachbarschaftscafé ihr Kind anvertrauen würden (vgl. D,Z.127-133).<br />
Bei der Benennung spontaner Begegnungen im Generationenzentrum wurde<br />
erneut deutlich, dass „Essen“ alle Generationen verbindet. Eine Interviewpart-<br />
nerin brachte beispielhaft ein, dass eine Kollegin einmal einen Kuchen für die<br />
Kinder gebacken hätte. Daraufhin wäre eine Mutter in das Generationenzen-<br />
41
trum gekommen, um die Mitarbeiterin nach dem Backrezept zu fragen. (vgl. E,<br />
Z.481-487).<br />
b) geplant<br />
Der Großteil der InterviewpartnerInnen schilderten die intergenerativen Begeg-<br />
nungen im Haus als „geplant“.<br />
Dabei wurde von allen ExpertInnen eingebracht, dass es sich bewährt hätte,<br />
gemeinsame Zusammenkünfte der Angebote unterschiedlicher Zielgruppen zu<br />
organisieren.<br />
Eine Befragte äußerte, dass seit den Anfängen ihrer Tätigkeiten immer schon<br />
Begegnungen zwischen Kindergarten „Mini-Timi“ und Senioren- und Nachbar-<br />
schaftscafé organisiert wurden (vgl. A,Z.99-102). Aus dieser Grundidee wären<br />
auch weitere Überlegungen für Zusammenkünfte zwischen den älteren und jün-<br />
geren Generationen im Generationenzentrum entstanden, wie z. B. zwischen<br />
den Entdeckerschnecken und dem Seniorencafé, der Krabbelgruppe und dem<br />
Nachbarschaftscafé, der Hausaufgabenbetreuung und dem Mädchentreff (vgl.<br />
A,Z.202-207; B,Z.252-260; C,Z.160-166; C,Z.104; E,Z.323-330).<br />
Solche Begegnungen wurden zuvor auf Leitungsebene thematisch durchge-<br />
sprochen und gezielt geplant, sodass z. B. Ideen wie der Einsatz der Biogra-<br />
phiearbeit in der intergenerativen Arbeit entstanden (vgl. A,Z.202-210; E,<br />
Z.316f.; E,Z.320-322).<br />
Bezüglich der strategischen Planung von Begegnungen unterschiedlichen Al-<br />
ters machte eine Interviewpartnerin deutlich, dass es besonders wichtig sei mit<br />
den Personengruppen der „Jugendlichen“ und „SeniorInnen“ zielgerichtet zu ar-<br />
beiten (vgl. A,Z.311-314). Unter „geplant“ nannte ein Interviewpartner auch,<br />
dass spezifisch um SeniorInnen aus dem Senioren- und Nachbarschaftscafé<br />
geworben werde, die KollegInnen in der Hausaufgabenbetreuung zu unterstüt-<br />
zen (vgl. C,Z.312-315). Im Jugendtreff werde, nach Aussage des Experten, der-<br />
zeit versucht im Rahmen der Berufsvorbereitung ältere BesucherInnen aus den<br />
Angeboten für „1-zu-1 Coaching“ der Jugendlichen zu gewinnen (vgl. C,Z.428-<br />
431).<br />
Es wurde von einer Interviewpartnerin konstatiert, dass sich alle Generationen –<br />
ob aus den Familien oder der Nachbarschaft – durch die gemeinsame Aufgabe/<br />
Aktivität vereinen (vgl. D,Z.264-269). Dies wurde auch durch zahlreiche Schil-<br />
derungen der Befragten zu speziellen Anlässen wie Feierlichkeiten zu Ostern,<br />
42
Weihnachten, Geburtstagen des Generationenzentrum, aber auch Projekten<br />
„Familienmutmachtag“ deutlich (vgl. A,Z.268-276; B,Z.140-143; C,Z.258-267;<br />
D,Z.375-385; D,Z.361-366; E,Z.334-358). Den Erzählungen der ExpertInnen<br />
war zu entnehmen, dass sich gerade zu solchen Festen die Generationen mit-<br />
einander verbinden ließen. So gab es z. B. einen Bastelstand für Kinder, eine<br />
Gastronomieecke für alle Altersgruppen mit Stelltischen / Bänke wurden drau-<br />
ßen aufgestellt. Es wurde berichtet, dass dabei auch Teenager, insbesondere<br />
weibliche Jugendliche, bei der Organisation, Bewirtschaftung der Gäste als gute<br />
Stütze dienten (vgl. (vgl. A,Z.282-293; B,Z.322-338).<br />
Ebenso fanden in der Vergangenheit Projekte zu einem bestimmten Thema<br />
statt, wozu zwei Altersgruppen miteinander etwas erarbeiteten (vgl. C,Z. 369-<br />
359). Als besonders erfolgreich wurde hierbei von den meisten Interviewpartne-<br />
rInnen der „Familienmutmachtag“ benannt (vgl. A,Z.268-276; B,Z.270-273;<br />
C,Z.369-359).<br />
Als wichtige Informationsquelle aller Zielgruppen wurde von zwei Interviewpart-<br />
nerInnen der „Newsletter des Generationenzentrums“ bezeichnet. Dieser werde<br />
nach Aussage einer Interviewpartnerin alle drei Monate veröffentlicht und unter<br />
Beteiligung alle Angebotsgruppen erstellt (vgl. C,Z.258-267; E,Z.409-411).<br />
Fazit:<br />
Als Schlussfolgerung der zu beobachteten Begegnungen kann festgestellt wer-<br />
den, dass ein Großteil über Angebote bzw. durch MitarbeiterInnen im Genera-<br />
tionenzentrum gesteuert wird. Auf dieser Grundlage wird das Potential geschaf-<br />
fen, dass weiterführende Begegnung auch spontan entstehen und sich darüber<br />
hinaus Freundschaften entwickeln können. Dabei wurde deutlich, dass insbe-<br />
sondere Feierlichkeiten und gezielte Projekte eine bedeutsame Grundlage für<br />
den Aufbau von Kontakten bei den Generationen darstellen. Bei der Begegnun-<br />
gen älterer Menschen und Familien hat sich gezeigt, dass Kinder als wichtiges<br />
Bindeglied zwischen den beiden Altersgruppen fungieren.<br />
3.3.5 Verbesserungsvorschläge<br />
Als letzte Kategorie wurde mit den InterviewpartnerInnen erhoben, welche Ide-<br />
en und Vorschläge die ExpertInnen einbringen, um die intergenerativen Begeg-<br />
43
nungen im Generationenzentrum zu verbessern.<br />
a) Zeitfaktor<br />
Beim Faktor Zeit äußerte eine Expertin, dass es hilfreich wäre die Öffnungszei-<br />
ten zu erweitern (vgl. D,Z.600-604).<br />
Zwei ExpertInnen waren sich einig, dass offene und vernetzte Aktionen, Feste<br />
oder themenbezogene Abende, die für alle zugänglich sind, mehr Begegnungen<br />
unter den Generationen ermöglichen würden, und Unsicherheiten abbauen<br />
könnten (vgl. B,Z.274-277; B,Z.279 ff.; E,Z.362-367; E,Z.594-600). Ein weiterer<br />
Vorschlag bezog sich auf gegenseitige Hilfsangebote und Serviceleistungen<br />
zwischen den Generationen, wo es in Form von Zeitkonten zu einem sinnvollen<br />
Tauschverhältnis kommt (vgl. A,Z.166-169). Ein Experte erläuterte, dass sein<br />
Ideal von einem sinnvollem Umgang mit der Ressource Zeit im Generationen-<br />
zentrum so aussieht, dass die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit so hoch<br />
ist, dass es zu einer Kettenreaktion kommt, die auch außerhalb zu wertschät-<br />
zenden Begegnungen führt (vgl. B,Z.111-114).<br />
Fazit:<br />
Deutlich wurde, dass es sich beim Faktor Zeit um eine begrenzte Ressource<br />
handelt. Ein gutes Zeitmanagement ist notwendig, um die gegebenen Ressour-<br />
cen sinnvoll zu nützen. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten wäre hilfreich, ist<br />
jedoch auf Grund der aktuellen personellen Situation schwer umsetzbar. Bei<br />
den gegebenen zeitlichen Strukturen ist es auf jeden Fall sinnvoll, die Angebote<br />
so aufeinander abzustimmen, dass mehr Vernetzung unter den Generationen<br />
stattfinden kann.<br />
b) Finanzfaktor<br />
In Hinblick auf die Finanzen äußerten die ExpertInnen, dass sich das Projekt<br />
ohne öffentliche Gelder, aus privaten Förderungen und Spenden finanziert und<br />
sich demnach unabhängig von Geldern der öffentlichen Hand trägt (vgl.<br />
A,Z.152-156; B,Z.366 f.). Um die Ressourcen und Angebote zu erweitern und<br />
Ideen nachhaltig umzusetzen wären jedoch mehr finanzielle Mittel hilfreich.<br />
Eine Expertin gab an, dass es schön wäre, Sockelbeträge, die der Kreisjugend-<br />
ring vergibt, zu bekommen. Einkünfte durch Sponsoren und Spenden sind für<br />
das Projekt zwar existentiell, jedoch schwer planbar und willkürlich. Ein weiterer<br />
44
Vorschlag ist, der Aufbau eines Freundeskreises, indem kleine Lasten auf vielen<br />
Schultern verteilt werden (vgl. D,Z.569-593). Die ExpertInnen sind sich einig,<br />
dass ein „Mehr“ an finanziellen Mittel, am besten in zusätzliches Personal in-<br />
vestiert werden solle (vgl. C,Z.510-514; D,Z.606-610; E,Z.606-609). Eine Exper-<br />
tin meinte, dass bei besserer Finanzsituation auch die Ausgaben für Material<br />
einfacher zu rechtfertigen wäre (vgl. E,Z.612-619).<br />
Fazit:<br />
Die Tatsache, dass sich das Projekt finanziell selbst trägt und auf keine öffentli-<br />
chen Gelder angewiesen ist, wurde von den MitarbeiterInnen positiv bewertet<br />
und als identitätsstiftend erlebt. Überlegungen, das Generationenzentrum lang-<br />
fristig auf solide finanzielle Beine zu stellen, um die anfallenden Betriebs und<br />
Personalkosten zu tragen und gegebenenfalls in weiteres Personal zu investie-<br />
ren sind jedoch für die weiteren Planungen relevant.<br />
c) Weiterbildung<br />
Übereinstimmung herrschte bei den ExpertInnen darin, dass Weiterbildungen<br />
als wertvoller und wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Arbeit erwünscht<br />
sind. In den vergangenen Jahren wurden für die MitarbeiterInnen bereits Fortbil-<br />
dungen angeboten und finanziert (vgl. B,Z.468-473; D,Z.106 ff.). Eine Expertin<br />
gab an, dass eine bereits durchgeführte Weiterbildung zum Thema Islam, für<br />
die alltägliche Arbeit äußerst hilfreich war, weil dadurch die Werte und kulturel-<br />
len Hintergründe von Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimischen<br />
Ländern von den MitarbeiterInnen besser verstanden wurden, wodurch in der<br />
Interaktion weniger „Fettnäpfchen“ passierten (vgl. E,Z.712-719). Eine Fortbil-<br />
dung mit einer externen Moderatorin zum Thema „intergenerative Begegnun-<br />
gen“ war geplant, konnte bisher jedoch noch nicht umgesetzt werden. Eine wei-<br />
tere Expertin würde eine eine solche Fortbildung begrüßen (vgl. E,Z.367-374;<br />
D,Z.669-681).<br />
Fazit:<br />
Fortbildungen haben sich bisher für die MitarbeiterInnen als wertvolle Unterstüt-<br />
zung in der alltäglichen Arbeit bewährt. Auf Grund der besonderen EinwohnerIn-<br />
nenstruktur von Milbertshofen ist es empfehlenswert, dass Fortbildungen zum<br />
Thema intergenerative Arbeit mit der Vermittlung von Wissen über interkulturelle<br />
45
Kompetenz sowie Beziehungs- und Kommunikationskompetenz verbunden<br />
werden.<br />
d) Personalstruktur<br />
Bei der Personalstruktur waren sich die ExpertInnen – wie es schon bei den Fi-<br />
nanzen – einig, dass durch mehr MitarbeiterInnen, mehr Möglichkeiten und Ent-<br />
wicklungen für intergenerative Begegnungen geschaffen werden könnten (vgl.<br />
E,Z.663 f.; A,Z.363 ff.; B,Z.392-397; C,Z.504 f.). Ob die zusätzlichen personel-<br />
len Ressourcen von ehrenamtlichen oder hauptamtlichen MitarbeiterInnen ab-<br />
gedeckt werden sollten, wurde kontrovers diskutiert. Eine Expertin sieht im Eh-<br />
renamt viel Potential. Im Generationenzentrum soll es vorrangig um persönliche<br />
Begegnungen gehen und nicht darum, die Notwendigkeiten der Gesellschaft<br />
abzuarbeiten. Die Expertin hinterfragt kritisch, ob diese Qualität von angestell-<br />
ten Personen in dieser Form geleistet werden könnte (vgl. A,Z.372-377). Eine<br />
weitere Expertin erörterte, dass bei einer Messe zur Rekrutierung von ehren-<br />
amtlichen MitarbeiterInnen drei Frauen gewonnen werden konnten, die sich<br />
sehr gut im Generationenzentrum integriert hätten. Sie würde sich freuen, wenn<br />
auf diesem Weg noch mehr MitarbeiterInnen dazu kommen würden (vgl.<br />
D,Z.528-535). Eine weitere Expertin erläuterte, dass die ehrenamtlichen Mitar-<br />
beiterInnen ausreichend professionelle Begleitung und Unterstützung benötigen<br />
würden. Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass die Dinge von allei-<br />
ne laufen. Eine gute Vernetzung zwischen den Angeboten, die Schaffung von<br />
sinnvollen Strukturen, das Arbeiten an gemeinsamen Visionen und die Weiter-<br />
gabe von Informationen erfordere einen hohen zeitlichen Einsatz. Sie gehören<br />
entsprechend angeleitet und koordiniert und sollten deshalb von hauptamtlichen<br />
MitarbeiterInnen getragen werden (vgl. E,Z.637-641; E686-690). Eine Expertin<br />
benannte als Ziel, in die Lage zu kommen, MitarbeiterInnen anzustellen, die<br />
man bezahlen könne (vgl. A.363 ff.).<br />
Laut Aussagen eines Experten würden weitere FSJ-lerInnen die Arbeit voran-<br />
bringen (vgl. C,Z.504f.).<br />
Fazit:<br />
Eine tragende Säule für das Bestehen der Einrichtung ist das hohe Engage-<br />
ment der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Deutlich wurde, dass das Generatio-<br />
nenzentrum in der bestehenden Form auch die hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />
46
enötigt, weil die Koordination der Aufgaben und Angebote, sowie die Beglei-<br />
tung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen eine zeitliche Präsenz erfordern, die<br />
nicht ausschließlich von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen getragen werden<br />
kann. Einigkeit besteht darin, dass es schön wäre, noch mehr MitarbeiterInnen<br />
zu gewinnen. Wie sich in Zukunft das Verhältnis Ehrenamt/Hauptamt gestaltet<br />
wird vermutlich auch von den finanziellen Möglichkeiten abhängig sein. Die Be-<br />
reitschaft, bei ausreichend finanziellen Mitteln, zusätzliche MitarbeiterInnen zu<br />
bezahlen, ist bei den ExpertInnen gegeben.<br />
e) Räumlichkeiten<br />
Zu dem Punkte wurde nur von einer Expertin eine Aussage getroffen. Ihrer An-<br />
sicht nach, habe sich die Arbeit im vorherigen Gebäude grundsätzlich einfacher<br />
gestaltet, da Haus und Garten größer und geräumiger waren. So hätten Aktivi-<br />
täten wie z. B. frühstücken im Freien und mehr „spontane“ Begegnungen unter<br />
den Generationen stattgefunden, weniger gezielte Organisation war erforder-<br />
lich. Ihre Vision ist ein Begegnungshaus, in dem alle – inklusive Kindergarten –<br />
unter einem Dach sind. Das wichtigste Ziel für die Zukunft sah die Interviewpart-<br />
nerin darin, ein Haus zu finden, dass mehr Großzügigkeit bezüglich der Räum-<br />
lichkeiten bietet (vgl. A,Z.327-330; A,Z.434, A; Z.444f.; A,Z.449-455).<br />
f) Allgemein<br />
Abschließend haben die ExpertInnen unter dem Punkt „Allgemeines“ Verbesse-<br />
rungsvorschläge formuliert, die für das Gelingen von intergenerativen Begeg-<br />
nungen im Generationenzentrum für den/ die jeweilige InterviewpartnerIn noch<br />
relevant waren.<br />
Drei ExpertInnen legten besonderes Augenmerk auf die Stärkung der einzelnen<br />
Generationen. In regelmäßigen Arbeitsgruppen soll von den MitarbeiterInnen<br />
die inhaltliche und konzeptionelle Weiterentwicklung für gelungene intergenera-<br />
tive Begegnungen, basierend auf den Stärken der verschiedenen Altersgruppen<br />
in den bestehenden Angeboten bearbeitet und weiterentwickelt werden. Eine<br />
sinnvolle Vernetzung zwischen den Generationen könnte sich durch das Her-<br />
ausfiltern ähnlicher Interessen und Stärken ergeben. In Teamsitzungen soll es<br />
unter anderem darum gehen, wie Möglichkeiten für gelingende intergenerative<br />
Begegnungen forciert werden können. Die Annahme war, dass sich die Genera-<br />
tionen besser vermischen können, wenn die einzelnen Generationen vorerst in<br />
47
sich gestärkt sind (vgl. B,Z.405-408; B,Z.411-415; C447-466; D,Z.513-518).<br />
Zwei ExpertInnen haben die Idee eines „Lern-Cafés“ eingebracht. Dabei han-<br />
delt es sich um einen offenen Treff bei dem Jüngere und Ältere voneinander ler-<br />
nen. Die jüngere Generation könnte der älteren Generation einen kompetenten<br />
Umgang mit den digitalen Medien beibringen. Von den Älteren sind es vor allem<br />
lebenspraktische Themen, wie der Umgang mit Krisen, persönliche Werte, Her-<br />
ausforderungen am Lebensweg, Berufserfahrungen, die sich wiederum für die<br />
jüngere Generation als eine wertvolle Orientierungshilfe anbieten würden (vgl.<br />
C,Z.469-489; D,Z.177-186).<br />
Eine Expertin hatte die Idee einer „Talente Plattform“ erwähnt. Dabei handelt es<br />
sich um eine Aufstellung der persönlichen Ressourcen der MitarbeiterInnen und<br />
BesucherInnen. Die verschiedenen Fähigkeiten sollten mit den unterschiedli-<br />
chen Bedürfnissen der BesucherInnen auf Synergie Effekte überprüft und sinn-<br />
voll zusammengefügt werden. Die Expertin gab zu bedenken, dass eine solche<br />
Plattform einer guten Begleitung bedarf, um Überforderung bei einzelnen Per-<br />
sonen zu vermeiden. Als Beispiel nannte sie, dass es vorstellbar wäre, dass die<br />
Mädchen vom Mädchentreff gerne stundenweise die Betreuung kleiner Kinder<br />
übernehmen, jedoch sei unklar, ob die Mädchen der Verantwortung tatsächlich<br />
gewachsen wären, oder ob noch eine zusätzliche erwachsene Begleitperson<br />
die Betreuung übernehmen müsste (vgl. D,Z.488-506). Eine weitere Annahme<br />
einer Expertin war, dass gelingende Kontakte erst durch gegenseitiges Ver-<br />
ständnis ermöglicht würden. Eine Annäherung der Generationen könnte durch<br />
biographische Bearbeitung von relevanten Lebensthemen forciert werden. Ein<br />
Projekt, dass gezielt Themen wie Herkunft, Geburt, Einbindung von Lebensge-<br />
schichten in den geschichtlichen Kontexte bearbeitet und mit Fotomaterial un-<br />
termauert, sollte Kontakt schaffen. Die Expertin betonte, dass es dabei vor al-<br />
lem um ein persönliches Kennenlernen und Beziehung gehen sollte (A,Z.94-98;<br />
A,Z.315-320).<br />
Dieselbe Expertin stellte besonders bei intergenerativen Begegnungen, bei de-<br />
nen es um gegenseitige Unterstützung und Hilfe geht, den Aspekt der persönli-<br />
chen Beziehung in den Vordergrund. Jugendliche sollten nicht das Gefühl ha-<br />
ben, dass etwas abgeleistet werden muss, sondern dass eine Wertschätzung<br />
für ihre Person gegeben ist. Dasselbe gelte, laut Expertin, auch für SeniorInnen<br />
(vgl. A,Z. 335-345).<br />
Offen ist die Frage, ob ab Herbst 2012 das Konzept der Kurzzeitpflege bzw. Ta-<br />
48
gesbetreuung umgesetzt wird. Das Konzept beinhaltet, dass einige SeniorInnen<br />
an bestimmten Tagen im Generationenzentrum betreut werden. Begegnungen<br />
mit anderen Generationen und den besagten SeniorInnen könnten während der<br />
laufenden Angebote selbstverständlicher wahrgenommen werden (vgl.<br />
A,Z.147f; E,Z.284-294).<br />
Ein Experte sah als ausschlaggebendes Erfolgskriterium für gelingende interge-<br />
nerative Begegnungen die Persönlichkeiten und Haltungen der MitarbeiterIn-<br />
nen, erfolgversprechend erschienen ihm besonders die Eigenschaften Herzlich-<br />
keit, Kompetenz und Qualifikation. Wenn innovative Ideen von den Mitarbeite-<br />
rInnen / neuen MitarbeiterInnen kommen, bestünde die Möglichkeit, die Struktu-<br />
ren des Hauses zu verändern (vgl. B,Z.385-389; B,Z.442-460). Die Struktur des<br />
Hauses so zu erweitern, dass zwischen den Angeboten die Möglichkeit für mehr<br />
freien und offenen Austausch besteht wurde erörtert. Dabei könnte ein Essen<br />
zur Verfügung gestellt werden, um mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen<br />
(vgl. C,Z.526-531). Seminare an Nachmittagen, oder den „Familienmutmach-<br />
tag“ auf monatlicher Basis anzubieten und mit leckeren Essen zu verbinden,<br />
wäre laut eines Experten eine gute Sache für eine bessere Vernetzung unter<br />
den Generationen (vgl. B, Z.429 ff.).<br />
Aus den bereits gemachten Erfahrungen erschien es einer Expertin wichtig,<br />
Zeitblöcke zu schaffen, damit sich die Angebote berühren und die Gruppen ge-<br />
meinsam Dinge machen können. Damit diese Überschneidungen gelingen soll-<br />
ten Medien oder Themen gefunden werden, die für mehrere Gruppen inter-<br />
essant sind. Gegebenenfalls könnten die bestehenden Angebote um einen offe-<br />
nen Abend oder einen 14tägigen Spielnachmittag der für alle Altersgruppen zu-<br />
gänglich ist erweitert werden (vgl. E,Z.581-588; E,Z.770-774; D,Z.461-470).<br />
In einer gemeinsamen Fahrt zu Einrichtungen, die intergenerative Begegnun-<br />
gen erfolgreich umsetzen, sah eine Expertin eine gute Inspiration für das Gene-<br />
rationezentrum (vgl. E,Z.693 f.). Für dieselbe Expertin stellte sich die Frage, wie<br />
die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden könne, damit das Generationenzen-<br />
trum mit seinem Spektrum an unterschiedlichen Angeboten von einer breiteren<br />
Öffentlichkeit wahrgenommen wird (vgl. E,Z.846-854).<br />
Fazit:<br />
Abschließend wurde deutlich, dass sich die ExpertInnen viele gute und kreative<br />
Gedanken machten, wie intergenerative Begegnungen im Generationenhaus<br />
49
verbessert werden können.<br />
Wichtig ist sicherlich – neben den gelingenden informellen Treffen der Mitarbei-<br />
terInnen – die konzeptionelle Weiterentwicklung zu forcieren und Strukturen zu<br />
schaffen, bei denen MitarbeiterInnen die Möglichkeit haben regelmäßig ihre Ide-<br />
en und Vorstellungen einzubringen und auszutauschen. Diese müssen wieder-<br />
um auf die reale Umsetzbarkeit überprüft werden, da die zeitlichen, finanziellen,<br />
personellen und räumlichen Gegebenheiten der Einrichtung begrenzt sind.<br />
3.4 Vergleich der Ergebnisse: Teilnehmende Beobachtung versus Exper-<br />
teninterview – Gelingende Bedingungen für intergenerative Begegnungen<br />
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Beobachtung mit denen der Inter-<br />
views verglichen. Anhand dieser Vorgehensweise wird ausgewertet, inwieweit<br />
das gewonnene Datenmaterial durch die Befragung der ExpertInnen mit den<br />
beobachteten Sequenzen übereinstimmen.<br />
Die Beobachtungen wurden am 08. und 15.05. 2012 bei den Entdeckerschne-<br />
cken, der Hausaufgabebetreuung und beim Nachbarschaftscafé von einer For-<br />
scherin vorgenommen (vgl. Punkt 3.2.2 a). Ein Beobachtungsleitfaden wurde<br />
erstellt (siehe Anlage 1), in dem die beobachteten Angebote horizontal darge-<br />
stellt und mit Großbuchstaben gekennzeichnet (A – F) wurden. Vertikal wurden<br />
die unterschiedlichen Kategorien wie die Zusammensetzung und Konstellation<br />
der Personen, die Formen der Interaktion, der Anlass der Begegnung, die At-<br />
mosphäre sowie das Verhalten der MitarbeiterInnen abgebildet und mit Num-<br />
mern gekennzeichnet (1-11).<br />
Die Beobachtungen beziehen sich auf kurze Sequenzen. Die Gesamtheit der<br />
Interaktionen kann in einem begrenzten Zeitraum dabei nur bruchstückhaft er-<br />
fasst werden. Der Beobachtungsleitfaden diente jedoch als wertvolle Ergänzung<br />
zu den Interviews, da die gewonnen Daten aus den Experteninterviews durch<br />
die Beobachtungen bestätigt und auch erweitert werden konnten.<br />
Zur besseren Nachvollziehbarkeit für die LeserInnen werden die Aussagen des<br />
Beobachtungsleitfadens neben dem Text zitiert. Am Ende des ausgeführten<br />
Punktes wird darauf verwiesen, wo die Vergleichsquellen für die Auswertungs-<br />
ergebnisse der Interviews im Bericht zu finden sind.<br />
50
3.4.1 Übereinstimmung<br />
Folgende Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen der Interviews.<br />
Die Angebote für die Kinder sind gut frequentiert. Die Integration der Kinder im<br />
Generationenzentrum ist demnach gelungen. Anhand des vertrauten Umgangs<br />
war beobachtbar, dass in den letzten Jahren eine langfristige Kontinuität in der<br />
Beziehung zwischen MitarbeiterInnen und Kindern gewahrt werden konnte. Die<br />
MitarbeiterInnen verfügen über pädagogisches Geschick, das sich in der ruhi-<br />
gen und lebendigen Atmosphäre in den Gruppen wieder spiegelt. Der Großteil<br />
der Interaktionen ist angebotsbezogen (vgl. A,B,C,D, 2-11).<br />
Die meisten älteren BesucherInnen kommen aus Deutschland, bei vielen Kin-<br />
dern und Jugendlichen ist auch ein Migrationshintergrund erkennbar (vgl.<br />
A,B,C,D,E,1).<br />
Gemeinsames Essen hat eine verbindende Komponente und ermöglicht inter-<br />
generative Kontakte (vgl. A,E,1-11).<br />
Durch gemeinsame Aufgaben – wie Aufräumen im Nachbarschaftscafé, bzw.<br />
Herstellen von Seifen – können Begegnungen forciert werden (vgl. C,F,1-9).<br />
(vgl. Punkt 3.3.1. a, b; 3.3.2. a, b, 3.3.3.a; 3.3.4. b)<br />
3.4.2 Zusätzlich beobachtet<br />
Bei den Angeboten sind die Gruppen in sich geschlossen. Die meisten Angebo-<br />
te sind sehr strukturiert und lassen kaum Spielraum für spontane Kontaktauf-<br />
nahmen durch andere BesucherInnen (vgl. A,B,C,D,E,1-10).<br />
Die Annahme, dass gemeinsame Aufgaben verbinden wird in der guten Atmo-<br />
sphäre beim gemeinsamen Herstellen von Seifen neuerlich bestätigt (C 1-10).<br />
Die Tatsache, dass das beobachtete Angebot ausschließlich an Kinder gerichtet<br />
war, könnte als Hinweis für brachliegende Ressourcen gedeutet werden, da die-<br />
ses Angebot durchaus auch Attraktivität für andere BesucherInnen haben könn-<br />
te.<br />
Bei übergreifenden Angeboten sind die Generationen eher unter sich geblieben,<br />
der beobachtete Austausch blieb am Tag der Beobachtung unverbindlich (E,F,<br />
1-10).<br />
51
Vor dem Essen und beim Abschluss von Angeboten wurde bei einigen Angebo-<br />
ten gebetet (vgl. A, B, 1).<br />
Die Forscherin konnte an diesem Tag nicht beobachten, dass Menschen im<br />
Vorbeigehen den offenen Charakter des Hauses wahrnehmen und spontan das<br />
Angebot des Generationenzentrums nützen (vgl. Punkt 3.3.4, a).<br />
3.4.3 Widersprüchlich<br />
Die beobachteten Aktionen entstehen vorrangig aus der Initiative der Mitarbeite-<br />
rInnen. Bei den Beobachtungen war durch die klaren strukturellen Vorgaben<br />
wenig Partizipation sowie Eigeninitiative der BesucherInnen und Kinder ersicht-<br />
lich (vgl. B,C,D,E,1-10). Das Leitbild „voneinander lernen, miteinander leben,<br />
einander unterstützen“ konnte diesbezüglich nur partiell bestätigt werden, weil<br />
die BesucherInnen von der Beobachterin eher als AngebotsempfängerInnen er-<br />
lebt wurden (vgl. B,C,D,E,1-10). Die BesucherInnen und Kinder aktiv in die Ge-<br />
staltung der Angebote und in den Prozess des „voneinander Lernens“ einzube-<br />
ziehen könnte für das Zustande kommen intergenerativer Kontakte in der weite-<br />
ren konzeptionellen Planung eine zielführende Erweiterung sein.<br />
Klare Regeln und Strukturen der MitarbeiterInnen geben den Kindern Halt und<br />
Orientierung (vgl. A, B, D, F 10), könnten sich jedoch situativ behindernd auf<br />
spontane Begegnungen zwischen den unterschiedlichen BesucherInnen aus-<br />
wirken (vgl. D 11).<br />
(vgl. Punkt 3.3.3 a; 3.3.4 a, b)<br />
4. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen<br />
4.1 Ausgangshypothesen<br />
Ausgehend von der Forschungsfrage „was sind gelingende Bedingungen für<br />
intergenerative Begegnungen im Generationenzentrum“ konnte die Fallstudie<br />
folgende Ausgangshypothesen bestätigen:<br />
- Generationenbegegnungen finden statt und<br />
- es gibt brachliegende Ressourcen und Potentiale (siehe Punkt 1.1, a)<br />
52
Das Generationenhaus hat sich in Milbertshofen etabliert, die verschiedenen<br />
Angebote werden von unterschiedlichen Generationen genutzt, wie durch die<br />
interne BesucherInnenstatistik des Generationenzentrums Milbertshofen,<br />
(vgl. Punkt 1.2, S.7-9), den Interviews (vgl. Punkt 3.3.2) sowie den Beobachtun-<br />
gen bestätigt wurde (vgl. Anlage 5).<br />
Intergenerative Begegnungen finden in einer besonderen Intensität zwischen<br />
den MitarbeiterInnen statt, was sich daraus ergibt, dass das Generationenzen-<br />
trum aus der eigenen evangelischen Glaubensgemeinschaft entstanden ist und<br />
demnach ein Großteil der MitarbeiterInnen aus diesen Reihen für die Mitarbeit<br />
im Generationenzentrum gewonnen werden konnte. Gelingende Begegnungen<br />
zwischen Alt und Jung gehören zum Selbstkonzept der Einrichtung, sind im<br />
Leitbild verankert und werden von den MitarbeiterInnen persönlich gelebt sowie<br />
als bereichernd empfunden.<br />
Die langfristige Bindung der BesucherInnen an die unterschiedlichen Angebote<br />
im Generationenzentrum zeigt auf, dass gelingende intergenerative Beziehun-<br />
gen zwischen den MitarbeiterInnen und den BesucherInnen aufgebaut werden<br />
konnten.<br />
Bei den BesucherInnen kommt es zu Synergieeffekten zwischen den Angebots-<br />
gruppen des Senioren und des Nachbarschaftscafés, der Hausaufgabenbetreu-<br />
ung, dem Mädchentreff, den Entdeckerschnecken und der Gruppe der Sonnen-<br />
blümchen, sofern diese Angebote so gelegt werden, dass Überschneidungen<br />
und Begegnungen während der Pausen möglich sind (siehe Punkt 3.3.2, b). Die<br />
Hypothese, dass Generationenbegegnungen stattfinden ist demnach belegt.<br />
Die Annahme, dass es im intergenerativen Austausch brachliegende Potentiale<br />
und Ressourcen gibt, bestätigt sich neben den Aussaugen einzelner Interview-<br />
partnerInnen auch darin, dass auf der BesucherInnenebene der Austausch zwi-<br />
schen den Generationen während der Beobachtung durch die Forscherin als<br />
unverbindlicher eingeschätzt wurde. Die Generationen blieben eher unter sich<br />
und orientierten sich an den jeweiligen Angeboten (vgl. Anlage 5). Brachliegen-<br />
de Ressourcen sind vor allem im intergenerativen Austausch zwischen den Be-<br />
sucherInnen zu orten. Vor diesem Hintergrund richten sich die nachfolgenden<br />
Handlungsempfehlungen vorrangig auf die Verbesserung intergenerativer Be-<br />
gegnungen zwischen den BesucherInnen.<br />
53
4.2 Bestätigte Hypothesen zu den gelingenden Faktoren für intergenerative<br />
Begegnungen, Handlungsempfehlungen<br />
4.2.1 Bestätigte Hypothesen „gelingender Faktoren“<br />
Die Fallstudie konnte in Bezug auf die gelingenden Faktoren für intergenerative<br />
Begegnungen die Hypothesen „gemeinsame Aufgabe“ und „Kommunikation als<br />
Erfolgskriterium im intergenerativen und -kulturellen Dialog“ bestätigen (vgl.<br />
Punkt 2.5 a und b).<br />
a) gemeinsame Aufgabe<br />
Anhand des Praxisbeispiels „Generationenzentrum Milbertshofen“ wurde deut-<br />
lich gemacht, dass „geplante“ gemeinsame Aufgabenstellungen zwischen An-<br />
geboten wie z. B. basteln für den Weihnachtsbasar, kochen und backen, Haus-<br />
aufgabenbetreuung, Beaufsichtigung von Kleinkindern, gemeinsame Vorberei-<br />
tung von Festen, Bewirten von Gästen, aber auch bestimmte Projekte wie z. B.<br />
der „Familienmutmachttag“, das „Erstellen eines Newsletters“ oder der Aus-<br />
tausch über „lebensgeschichtliche Belange“ einen wichtigen Erfolgsfaktor für<br />
gelingende intergenerative Begegnungen darstellen (vgl. Punkt 3.3.4 a, b).<br />
Trotz unterschiedlichster Intensität der intergenerativen Begegnungen ist im Ge-<br />
nerationenzentrum kein „Gegeneinander“, sondern eher ein „Miteinander“ der<br />
Generationen zu erkennen (vgl. Punkt 2.5, c). Vielmehr wurde anhand verschie-<br />
dener Anlässe im Generationenzentrum deutlich, dass die Bereitschaft zum in-<br />
tergenerativen Engagement bei den MitarbeiterInnen sowie bei den Besuche-<br />
rInnen besteht. Wie die Erzählungen der befragten MitarbeiterInnen zu ver-<br />
schiedenen Begegnungen insgesamt verdeutlichen, sind die entscheidenden<br />
Motivationsfaktoren dabei: Anderen Menschen helfen zu können und die Freu-<br />
de an der gemeinsamen Sache.<br />
Ebenso wurde anhand des Praxisbeispiels aufgezeigt, dass jede Generation<br />
Potentiale bietet und den eigenen Beitrag in Form von gegenseitiger Hilfe be-<br />
reitstellen kann. Es ist daher wiederum Aufgabe eines Generationenzentrums,<br />
die jeweiligen Ressourcen untereinander transparent und nutzbar zu machen.<br />
An dieser Stelle wurde von einer Expertin die „Talente-Plattform“ als inter-<br />
essante Idee eingebracht, um persönliche Ressourcen der MitarbeiterInnen und<br />
BesucherInnen festhalten zu können (vgl. Punkt 3.3.5, f.).<br />
54
) Hemmnisse für die Begegnungen zwischen den Generationen<br />
Relevante Aussagen bezüglich der „Hemmnisse für die Begegnungen zwischen<br />
den Generationen“ wurden in der Fallstudie ebenfalls behandelt (vgl. Punkt 2.5,<br />
c). Es konnte bestätigt werden, dass Wahrnehmungen, Bilder und Vor- / Annah-<br />
men der MitarbeiterInnen und BesucherInnen einen entscheidenden Einfluss<br />
auf die Kommunikation und somit auf die Qualität der intergenerativen Begeg-<br />
nungen haben. Die möglichen Hemmnisse der Begegnung im Generationen-<br />
zentrum Milbertshofen beziehen sich auf die Personenkreise „Jugendliche“ und<br />
„SeniorInnen“. Als Gründe für eventuelle Kontaktschwierigkeiten zu Jugendli-<br />
chen werden insbesondere Vorurteile und schlechte Erfahrungen von Kindern<br />
sowie Erwachsenen genannt.<br />
Auf der strukturellen Ebene stellen aber auch die begrenzten finanziellen, per-<br />
sonellen Möglichkeiten, damit einhergehende reglementierte Öffnungszeiten<br />
und eine eher enge räumliche Ausstattung, behindernde Faktoren für die inter-<br />
generativen Begegnungen dar.<br />
Bei den aktuellen zeitlichen, personellen, finanziellen und räumlichen Bedingun-<br />
gen des Generationenzentrums ist eine gezielte, präzise Einteilung und Steue-<br />
rung der vorhandenen Ressourcen erforderlich, um die bestehenden Angebote<br />
aufrechtzuerhalten und gegebenenfalls Schnittstellen zwischen den Angeboten<br />
sinnvoll zu nützen. Eine solche Planung scheint wenig Spielraum für spontane<br />
Begegnungen zwischen den Generationen zu lassen.<br />
Die Angebote werden inhaltlich und strukturell von den MitarbeiterInnen des<br />
Generationenzentrums gelenkt. An dieser Stelle stellt sich die Frage inwieweit<br />
die Bedürfnisse, Fähigkeiten und besonderen Stärken der BesucherInnen in<br />
dieser Art der Konzeption und ihrer Weiterentwicklung einbezogen werden kön-<br />
nen.<br />
Ein weiteres Hemmnis für intergenerative Begegnung könnte sein, dass viele<br />
Angebote gruppenspezifisch ausgerichtet sind. Eine Zusammenlegung von An-<br />
geboten, die generationsübergreifendes Interesse wecken, können anhand ei-<br />
ner „gemeinsamen Aufgabe“, wie z. B. das Herstellen von Seifen, Basteln für<br />
den Weihnachtsbasar, (vgl. Punkt 3.4.2, 4.2.1 Buchstabe a.) weitere intergene-<br />
rative Begegnungen ermöglichen.<br />
55
4.2.2 Ableitungen von Handlungsempfehlungen<br />
Im folgenden Absatz werden die Handlungsempfehlungen aufgeführt, die sie<br />
aus den Experteninterviews, den Beobachtungen sowie aufgrund der bestätig-<br />
ten Hypothesen ableiten lassen.<br />
a) zielgruppenspezifische Handlungsempfehlungen in der<br />
intergenerativen Arbeit<br />
- mit Kindern, jungen Familien und SeniorInnen:<br />
Die Auswertungen haben bestätigt, dass in den Begegnungen und Interaktio-<br />
nen zwischen den Angeboten für SeniorInnen, Kindern und jungen Familien im<br />
Generationenzentrum viel positives Entwicklungspotential liegt:<br />
• Kinder fungieren auf Grund ihrer Offenheit als Bindeglied zwischen den<br />
Generationen,<br />
• SeniorInnen begegnen den Kindern unvoreingenommen und<br />
• Mütter von sehr kleinen Kindern sind dankbar, wenn diese vorübergehend<br />
von einer „Leihoma“ oder einem „Leihopa“ beaufsichtigt werden.<br />
Überschneidungen der Angebote, wie sie aktuell schon gehandhabt werden,<br />
biographische Auseinandersetzungen in Hinblick auf unterschiedliche Le-<br />
bensthemen, gemeinsame Aktivitäten und Feste fallen bei diesen Zielgruppen<br />
auf fruchtbaren Boden und sollten forciert sowie erweitert werden. Zeitge-<br />
schichtliche Beiträge einzelner SeniorInnen könnten als zusätzliche Bereiche-<br />
rung für die Hausaufgabenbetreuung genützt werden. Biographische Erzäh-<br />
lungen der Kinder über Besonderheiten ihres Herkunftslandes, wie Essen,<br />
Sprache, Religion und Rituale in der Familie wären für den intergenerativen<br />
Austausch interessant und gehaltvoll. Eine Mischung aus gezielten Projektar-<br />
beiten mit zeitlichen und inhaltlichen Begrenzungen („Wir erzählen uns vom<br />
Leben“ Nachmittage, Lesenachmittage, Spielnachmittage, usw.) und unkon-<br />
ventionellen offenen Treffs, wo die Generationen ohne gemeinsam definiertes<br />
Ziel zusammen treffen, könnten abwechselnd angeboten werden.<br />
Wesentlich ist, das die Interaktionen von sozial kompetenten MitarbeiterInnen<br />
56
egleitet werden, damit diese in einer Atmosphäre der Wertschätzung und des<br />
gegenseitigen Vertrauens stattfinden können. Gerade bei „offenen Treffs“ be-<br />
darf es der Empathiefähigkeit der MitarbeiterInnen um richtig einzuschätzen,<br />
wo verbindende Kommunikationshilfen erforderlich sind, damit intergenerative<br />
Begegnungen gelingen.<br />
- zwischen Jugendlichen und SeniorInnen:<br />
• Ähnlichkeiten Jugendliche und SeniorInnen: Die Erzählungen aus der<br />
Arbeit mit den SeniorInnen machten deutlich, dass ältere Menschen insbeson-<br />
dere Wert auf wenige, aber intensive Beziehungen legen. Persönliche Kontak-<br />
te, festgelegte Rituale und gemeinsame Zeitfenster bieten dieser Zielgruppe<br />
Sicherheit sowie Orientierung und ermöglichen dadurch das Gefühl der Zuge-<br />
hörigkeit. Ähnlichkeiten lassen sich in der Gruppe der Jugendlichen dahinge-<br />
hend feststellen, dass diese Zielgruppe möglichst viele, offene und flexible Be-<br />
ziehungen favorisiert. Anderen Jugendlichen aus ihrer Altersgruppe vertrauen<br />
sie sich jedoch wenig an (vgl. Punkt 2.5 c; 3.3.3 a, b).<br />
→ Intensiver Aufbau eines Vertrauensverhältnisses: Bei beiden Zielgrup-<br />
pen könnte daher ein gezielter und prozesshafter Aufbau des gegenseitigen<br />
Vertrauensverhältnisses durch die MitarbeiterInnen für gute Begegnungen not-<br />
wendig hilfreich sein. Insgesamt bedarf es für den gelingende Austausch der<br />
besagten Zielgruppen und ihrer Berührungspunkte einer realistischen Ein-<br />
schätzung seitens der MitarbeiterInnen.<br />
• Erfolgreiche Kommunikation im intergenerativen Dialog: Im Punkt 2.5.b<br />
wurde betont, dass die erfolgreiche Kommunikation im intergenerativen Dialog<br />
drei wesentliche Schritte beinhaltet: Erstens das „akustische und semantische<br />
Verstehen“, zweitens das „Verständnis“ wofür Empathiefähigkeit und Interesse<br />
an der Begegnung mit anderen Menschen überhaupt notwendig sind und drit-<br />
tens das „Wissen über Kommunikationsprozesse und deren sozialen und kul-<br />
turellen Hintergründe“. Hier bedarf es der Übereinkunft der Kommunikations-<br />
teilnehmerInnen über die Gültigkeit und Bedeutung von Botschaften sowie de-<br />
ren Anerkennung des Gegenübers. Besonders bei Zielgruppen, bei denen die<br />
Integration ohnehin schwierig verläuft, empfiehlt es sich, vor den intergenerati-<br />
ven Begegnungen abzuschätzen, ob die drei Kommunikationsschritte von den<br />
57
Beteiligten tatsächlich vollzogen werden können.<br />
→ Zielgruppe stärken und gezielte Angebotsüberschneidung: Falls die<br />
gegenseitigen Vorbehalte und Weltsichten zu weit auseinanderklaffen, lohnt<br />
es sich zunächst die intergenerative Arbeit bei den einzelnen Zielgruppen an-<br />
zusetzen. Dies gelingt zum einen durch die Bereitstellung eines ansprechen-<br />
den Angebots für die unterschiedlichen Altersgruppen, z. B. durch die spieleri-<br />
sche und gezielte Einübung der drei wesentlichen Aspekte von Kommunikati-<br />
on, zum anderen durch intensive Beziehungsarbeit der MitarbeiterInnen inner-<br />
halb der bestehenden Angebote. Über eine kontinuierliche und stabile Bezie-<br />
hung in den Angeboten wird letztlich ein wichtiger Grundstock für die weiteren<br />
Begegnungen unterschiedlichen Alters gelegt. Auf Grund der Besonderheiten<br />
beider Zielgruppen empfiehlt sich für die Zusammenführung eine möglichst<br />
kleine Gruppengröße.<br />
→ Begleitung der Idee „Geben und Nehmen“ durch MitarbeiterInnen:<br />
Ebenfalls sollten von den MitarbeiterInnen Möglichkeiten des Zusammenfüh-<br />
rens von Einzelkontakten auf Grund von ähnlichen Interessen sowie Bedürf-<br />
nissen zwischen Jugendlichen und SeniorInnen ins Auge gefasst werden<br />
(z. B. Botengänge, Ämterbesuch, Berufscoaching, Fahrradreperatur, Nähen,<br />
Kochen o. ä.). Besonders bei intergenerativen Begegnungen zwischen inho-<br />
mogenen Gruppen sollen die Aspekte Spaß und Freude an den Begegnungen<br />
im Vordergrund stehen.<br />
b) Handlungsempfehlungen für das strategische Vorgehen<br />
Im Weiteren konnte die Fallstudie einzelne Handlungsempfehlungen für das<br />
strategische Vorgehen im Generationenzentrum hinsichtlich des „MitarbeiterIn-<br />
nenpools“, der „Strukturen für die konzeptionelle Weiterentwicklung“ und des<br />
„Finanzwesen / der Öffentlichkeitsarbeit“ aufzeigen.<br />
- MitarbeiterInnenpool:<br />
Deutlich wurde, dass eine stimmige personelle Zusammensetzung und die<br />
Bandbreite von verschiedenen Fertigkeiten und Positionen, wie Wissen und<br />
Fertigkeiten im sozialen Bereich, Kenntnisse im EDV Bereich und fundierte<br />
Kenntnisse bezüglich der Leitung und betriebswirtschaftlichen Führung sozia-<br />
ler Einrichtungen ein entscheidendes Erfolgskriterium für das Gelingen des<br />
Generationenzentrums ist.<br />
58
MitarbeiterInnen, die die unmittelbare intergenerative Beziehungsarbeit leis-<br />
ten, brauchen die Rückendeckung und Unterstützung von jenen Mitarbeite-<br />
rInnen, die die strategische und betriebswirtschaftliche Planung der Einrich-<br />
tung übernehmen.<br />
• Fertigkeiten:<br />
Soziale Fertigkeiten, eine hohe Beziehungsfähigkeit sowie interkulturelle<br />
und intergenerative Fähigkeiten sind bei den MitarbeiterInnen, die un-<br />
mittelbar mit den Menschen arbeiten notwendig (vgl. Punkt 3.3.1). Bei den<br />
MitarbeiterInnen im Generationenzentrum ist ein breiter Pool an fachlichen<br />
sowie persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen vorhanden, der als Er-<br />
folgskriterium für die Einrichtung gewertet werden kann.<br />
Die Struktur der MitarbeiterInnen setzt sich aus unterschiedlichen Alters-<br />
gruppen zusammen, die MitarbeiterInnen vermitteln Freude an der inter-<br />
generativen Zusammenarbeit.<br />
• Fortbildung:<br />
Um den komplexen Aufgaben des Generationenzentrums gerecht zu wer-<br />
den, sind laufende Fortbildungen, die vor allem interkulturelle und interge-<br />
nerative Kompetenzen und Wissen über Beziehungs- und Kommunikati-<br />
onsprozesse vermitteln empfehlenswert.<br />
- Strukturen für die konzeptionelle Weiterentwicklung:<br />
• Ideengeber „MitarbeiterInnen“:<br />
Im Rahmen der Interviews wurde ersichtlich, dass die MitarbeiterInnen lau-<br />
fend neue Ideen einbringen, um mit ihren Angeboten und Projekten im Ge-<br />
nerationenzentrums weiterhin möglichst viele BesucherInnen zu erreichen<br />
und die intergenerativen Begegnungen zwischen den BesucherInnen zu in-<br />
tensivieren (vgl. Punkt 3.3.5, f.).<br />
Durch den guten Austausch zwischen den MitarbeiterInnen werden viele In-<br />
formationen informell weitergegeben. Für die konzeptionelle Weiterentwick-<br />
lung des Generationenzentrums erscheint es jedoch sinnvoll, dass geeig-<br />
nete Strukturen in Form von regelmäßigen Treffen stattfinden, um die Ide-<br />
en der MitarbeiterInnen für eine gelingende Weiterentwicklung zu sammeln,<br />
vernetzen und auf deren Umsetzbarkeit hin zu überprüfen (vgl. Punkt<br />
3.3.5).<br />
59
• Ideengeber „BesucherInnen“:<br />
Partizipation: Im Sinne der Partizipation der BesucherInnen ist es begrü-<br />
ßenswert, engagierte BesucherInnen zu diesen Treffen einzuladen. Inter-<br />
essant wäre dabei, in einem Gedankenaustausch mit den BesucherInnen<br />
deren Ideen und Vorstellungen bezüglich der Umsetzung gelingender inter-<br />
generativer Begegnungen zu eruieren.<br />
Die Besucherinnen könnten mit Hilfe von gezielten Vorbereitungen in den<br />
bestehenden Angeboten, ihre Interessen, Ideen und Bedürfnisse mit den<br />
MitarbeiterInnen thematisieren. In einem weiteren Schritt könnten diese bei<br />
konkreten Arbeitstreffen gegenüber den Verantwortlichen des Generatio-<br />
nenzentrums angemessen vertreten werden. Dafür benötigen die Besuche-<br />
rInnen im Vorfeld ausreichend Informationen und Austausch über das ur-<br />
sprüngliche Ziel und das Leitbild des Generationenzentrums, die aktuelle<br />
Situation, sowie den zu entwickelnden Zukunftsperspektiven und Visionen.<br />
Die erhobenen Gedanken könnten in den einzelnen Angeboten, gegebe-<br />
nenfalls auch verschriftlicht, als weitere Diskussionsgrundlage für die vor-<br />
geschlagene Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt werden.<br />
Stärkung und Nutzbarmachung der Ressourcen von BesucherInnen:<br />
Wie bereits in Punkt 4.2.1 deutlich wurde, werden in den Planungen des<br />
Generationenzentrums die Ressourcen der BesucherInnen im Moment we-<br />
nig einbezogen. Eine stärkere Orientierung an den Fähigkeiten und Be-<br />
dürfnissen der BesucherInnen, das Eruieren möglicher Potenziale und<br />
Stärken unterschiedlicher Generationen, sowie die Ermutigung der Besu-<br />
cherInnen, ihre besonderen Fähigkeiten aktiv im Generationenzenrum ein-<br />
zubringen, wäre perspektivisch hilfreich, um hemmende Faktoren in den<br />
intergenerativen Begegnungen zwischen den BesucherInnen abzubauen<br />
(vgl. Punkt 3.3.3 a und d).<br />
• Unterstützung durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen:<br />
Eine professionelle, fachliche Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeite-<br />
rInnen ist erforderlich, um Überforderungstendenzen, die sich auf Grund<br />
der Belastungen durch die sozialen Brennpunkte im Stadtteil Milbertshofen<br />
ergeben können, rechtzeitig abzufedern (vgl. Kapitel 3.3.5, c).<br />
60
Eine Mischung aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />
bewährt sich, wobei auf Grund der beschränkten finanziellen Mittel eine<br />
tendenzielle Gefährdung bestehen könnte, dass Grundsatzdiskussionen<br />
entstehen, ob bezahlte oder unbezahlte soziale Arbeit besser ist (vgl.<br />
3.3.5, d). Klare Kompetenzaufteilungen, was die Anforderungsprofile von<br />
ehrenamtlichen und hauptamtlichen MitarbeiterInnen betrifft müssen des-<br />
halb in den strategischen Planungen einbezogen werden.<br />
• Ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung ist eine regelmäßige<br />
Selbst- und Fremdevaluation der Angebote und der Arbeit des Genera-<br />
tionenzentrums.<br />
- Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit:<br />
Der Faktor „Finanzmittel / Finanzierung“ im Generationenzentrum soll an die-<br />
ser Stelle zur Vollständigkeit genannt werden, da dieser im Wesentlichen den<br />
Handlungsspielraum jeder sozialen Einrichtung beeinflusst. Das Generatio-<br />
nenzentrum trägt sich hauptsächlich über Spendeneinnahmen aus der Glau-<br />
bensgemeinschaft und vereinzelten Spenden diverser Unterstützer. Diese Tat-<br />
sache wird von den MitarbeiterInnen als identitätsstiftend erlebt. Die alleinige<br />
Einnahme durch Spenden bleibt jedoch willkürlich und wenig planbar. Bemü-<br />
hungen, das Generationenzentrum langfristig auf solide finanzielle Beine zu<br />
stellen, um die anfallenden Betriebs- und Personalkosten zu tragen und gege-<br />
benenfalls in weiteres Personal zu investieren, sollten forciert werden. Im Be-<br />
reich Fundraising und Mittelbeschaffung ist es empfehlenswert, weiterhin<br />
sorgfältig auszuloten, wo zusätzliche Gelder generiert werden können (vgl.<br />
Punkt 3.3.5).<br />
Um die Bekanntheit des Generationenzentrums zu erweitern, sollten attraktive<br />
Angebote in diversen Sozialforen günstig platziert werden. Für die Beauftrag-<br />
ten der Öffentlichkeitsarbeit besteht eine wichtige Aufgabe darin, sich Wissen<br />
über die „Sozialszene“ in München anzueignen, um die Angebote des Gene-<br />
rationenzentrums möglichst vielen Personen zugänglich zu machen. Die Re-<br />
krutierung kompetenter ehrenamtlicher und gegebenenfalls hauptamtlicher<br />
MitarbeiterInnen sollte weiterhin angestrebt werden.<br />
61
4.3 Fazit<br />
Insgesamt wird deutlich, dass eine Einrichtung wie das Generationenzentrum<br />
eine Fülle von komplexen und herausfordernden Aufgaben übernimmt und auf<br />
brisante gesellschaftspolitische Themen Antworten und Lösungen anzubieten<br />
versucht. Unterschiedliche und vielfältige Faktoren und Bedingungen sind not-<br />
wendig, damit die intergenerative Arbeit tatsächlich gelingen kann. Einige der<br />
erfolgsversprechenden Faktoren konnten in den letzten Jahren im Generatio-<br />
nenzentrum erfolgreich umgesetzt werden.<br />
Hervorzuheben sind an diesem Punkt das hohe persönliche Engagement, die<br />
guten fachlichen Kompetenzen und die Freude an der intergenerativen Zusam-<br />
menarbeit zwischen den MitarbeiterInnen. Nach der gelungen Aufbauarbeit, die<br />
sich im Vertrauensverhältnis zwischen den BesucherInnen und den Mitarbeite-<br />
rInnen widerspiegelt, ist nun der weitere Schritt, den BesucherInnen die Poten-<br />
tiale der jeweils anderen Gruppen näher zubringen. Eine partizipative Beteili-<br />
gung von aktiven BesucherInnen der unterschiedlichen Angebote, in die zukünf-<br />
tigen Planungen könnte ein nächster wichtiger Schritt zur positiven Weiterent-<br />
wicklung der Einrichtung sein.<br />
Abschließend lassen sich folgende gelingende Faktoren für die intergenerative<br />
Begegnungen im Generationszentrum formulieren:<br />
➢ Ein zeitgemäßes Leitbild sowie die damit verbundene eigene Identität<br />
➢ Das Leben des Leitbildes durch die MitarbeiterInnen im Generationenzen-<br />
trum<br />
➢ Ein strategisches Management (z. B. Leitung der Einrichtung, Planung /<br />
Steuerung Angebotsstruktur, Personal- und Finanzmanagement)<br />
➢ Öffentlichkeitsarbeit (Bekanntmachung, Angebote und Arbeit des Genera-<br />
tionenzentrums, Rekrutierung ehrenamtlicher MitarbeiterInnen), die Ver-<br />
netzung im Stadtteil<br />
➢ MitarbeiterInnenvielfalt (ehrenamtlich / hauptamtlich, jung / alt, weiblich /<br />
männlich sowie mit / ohne Migrationshintergrund)<br />
➢ Ein Anforderungsprofil ehrenamtlicher / hauptamtlicher MitarbeiterInnen<br />
➢ Kompetentes Stammpersonal (Fach- und Sozialkompetenz), insbesonde-<br />
re: Interkulturelle Kompetenz, Wissen über Alter, Kommunikation und Be-<br />
ziehungsarbeit<br />
62
➢ Angebote zur Fort- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen<br />
➢ Generationsspezifische Angebote<br />
➢ Beziehungsarbeit, Vertrauensaufbau, Stabilität und Orientierung für spezi-<br />
elle Zielgruppen (insbesondere Jugendlichen, Senioren und Familien mit<br />
Migrationshintergrund)<br />
➢ Generationsübergreifende Anlässe und Feste als Begegnung nutzen, ins-<br />
besondere durch gemeinsame Planung<br />
➢ Niederschwellige Angebote, offene Treffen (Tag der offenen Türe, Floh-<br />
markt)<br />
➢ Geplante Zusammenkünfte der Angebote mit gemeinsamer Aufgabenstel-<br />
lung und zeitliche Überschneidungen<br />
➢ Eine interne Vernetzung sowie Austausch der MitarbeiterInnen unter-<br />
schiedlichster Angebote und der Leitung des Generationenzentrums<br />
➢ Eine regelmäßige Evaluation der Angebote des Generationenzentrums<br />
und Weiterentwicklung unter Einbeziehung aller MitarbeiterInnen und Be-<br />
sucherInnen (Partizipation)<br />
➢ Insbesondere:<br />
- Stärkung der Generationen (Ressourcen)<br />
- Einbeziehung der Potentiale sowie Ideen von BesucherInnen für die<br />
Arbeit und Angebote im Generationenzentrum<br />
63
5 Literaturverzeichnis<br />
a) Monographien<br />
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kunftsfähige Strukturen für alle Generationen. Impulse aus dem Aktionspro-<br />
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Fachtagung am 25. - 27. November 1996. Berlin; BMFSFJ<br />
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Helfferich, Cornelia (2009): Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die<br />
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Hug, Theo / Poscheschnik, Gerald (2010): Empirisch Forschen. Die Planung<br />
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64
Koptelzewa, Galina (2003): Erfolgreiche Kommunikation mit Menschen aus<br />
anderen Kulturen: Ein Praxishandbuch für Sozialpädagoginnen und<br />
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Mayring, Philipp (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine<br />
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Thiersch, Hans (2005): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. 6. Auflage.<br />
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Sauer-Verlag GmbH<br />
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Düsseldorf 26. April 2007: http://www.i-<br />
iqm.de/dokus/miteinander_sprechen.pdf. Aufgerufen am: 21.08.2012<br />
SIGMA Sozialwissenschaftliches Institut für Gegenwartsfragen: Definition<br />
Generationenkonflikt und Generationenbündnis in der Bürgergesellschaft. Eine<br />
65
sozialempirische Repräsentativerhebung in der Bundesrepublik Deutschland<br />
1999: http://www.sigma-online.com/de/Articles_and_Reports/<br />
generationenkonflikt.pdf. Aufgerufen am: 23.08.2012<br />
Flexicon doccheck, medizinisches Lexicon.<br />
http://flexikon.doccheck.com/Intergenera. Aufgerufen am 24.08.2012<br />
66
„Jede Begegnung<br />
die unsere Seele berührt,<br />
hinterlässt eine Spur,<br />
die nie ganz verweht“.<br />
(Lore-Lillian Boden)<br />
67
Anlagenverzeichnis (CD-ROM)<br />
Anlage 1 Beobachtungsleitfaden, -bogen<br />
Anlage 2 Interviewleitfaden<br />
Anlage 3 Interviewprotokolle (A - E)<br />
Anlage 4 Auswertungstabelle (Interviews)<br />
Anlage 5 tabellarische Beobachtungsergebnisse
Hinweise zu den Autorinnen:<br />
Baumgartner, Ursula: Geb. in München, Dipl. Sozialpädagogin seit 1985, be-<br />
rufliche Tätigkeit beim Deutschen Jugendinstitut, der Fachakademie für Sozial-<br />
pädagogik und der Landeshauptstadt München sowie diverse ehrenamtliche<br />
Aufgaben. Studentin des Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der<br />
<strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> in München und Benediktbeuern.<br />
Hutegger, Brigitte: Geboren in Österreich (Schladming), Diplomsozialarbeite-<br />
rin. Seit August 2006 Pädagogische Mitarbeiterin im SOS-Kinderdorf Seekir-<br />
chen, in der Nähe von Salzburg. Studentin an der <strong>KSFH</strong> in München. Studentin<br />
des Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der <strong>Katholische</strong>n Stif-<br />
tungsfachhochschule in München und Benediktbeuern.<br />
Meyer, Anita M.A., Bildungswissenschaftlerin und Diplom Sozialpädagogin<br />
(FH). Lehrbeauftragte an der <strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> und wis-<br />
senschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut e.V. in München. Koor-<br />
dinatorin des Forschungsprojekts „Gelingende Faktoren für Begegnungen der<br />
Generationen“ im Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der <strong>KSFH</strong>.<br />
Mirlach, Stephanie: Geboren in Eggenfelden, Dipl. Verwaltungswirtin, Sozialar-<br />
beiterin (BA). Seit 2006 im Kreisverwaltungsreferat (KVR) der Landeshauptstadt<br />
München, Sachgebiet für Grundsatzangelegenheiten mit EDV-Bezug, Haupttä-<br />
tigkeit Projektarbeit, interne Qualifizierung von KollegInnen für Fachverfahren.<br />
Externe Trainertätigkeit: Schwierige Situationen im Parteiverkehr erfolgreich<br />
meistern. Studentin des Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der<br />
<strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> in München und Benediktbeuern