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Forschungsbericht - Katholische Stiftungsfachhochschule (KSFH)

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Empirische Sozialforschung<br />

<strong>Forschungsbericht</strong>:<br />

Gelingende Bedingungen für intergenerative Begegnungen am Beispiel<br />

des Generationenzentrums Milbertshofen, Milbertshofen, München München<br />

<strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> München<br />

- qualitative Studie<br />

Modul 4: Erhebungs- und Auswertungstechniken in der quantitativen und qualitativen<br />

Sozialforschung - Projektphase<br />

Seminarleitung: Frau M.A. Anita Meyer<br />

Studentinnen:<br />

Ursula Baumgartner<br />

Stephanie Mirlach<br />

Brigitte Hutegger<br />

Veröffentlicht am: 20.10.2012


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis I<br />

Tabellenverzeichnis II<br />

1 Einleitung..........................................................................................................1<br />

1.1 Forschungsprojekt .................................................................................... 1<br />

1.2 Vorstellung des Generationenzentrums Milbertshofen..............................3<br />

1.3 Zeitliches und organisatorisches Setting ...................................................9<br />

2 Intergenerative Begegnungen........................................................................ 9<br />

2.1 Begriffsdefinitionen .................................................................................... 9<br />

2.2 Einordnung in den fachpolitischen Diskurs .............................................12<br />

2.3 Einordnung in den fachwissenschaftlichen Diskurs ................................13<br />

2.4 Einordnung in den sozialen und regionalen Kontext ...............................16<br />

2.5 Essentielle Aspekte zu den gelingenden Bedingungen für<br />

intergenerative Begegnungen – Ableitung der Hypothesen .....................19<br />

3 Qualitative Studie...........................................................................................26<br />

3.1 Hintergründe, Zielsetzung und Forschungsfrage ....................................26<br />

3.2 Empirische Vorgehensweise ................................................................... 26<br />

3.2.1 Untersuchungsdesign und -methoden.............................................. 26<br />

3.2.2 Vor- und Durchführungsphase.......................................................... 28<br />

3.2.3 Auswertungsmethode........................................................................30<br />

3.3 Ergebnisse: Experteninterviews – Gelingende Bedingungen für intergenerative<br />

Begegnungen ......................................................................... 32<br />

3.3.1 Kompetenz der MitarbeiterInnen.......................................................32<br />

3.3.2 Interaktion..........................................................................................33<br />

3.3.3 Bilder ................................................................................................ 37<br />

3.3.4 Gemeinsame Aufgaben.....................................................................41<br />

3.3.5 Verbesserungsvorschläge ................................................................43<br />

3.4 Vergleich der Ergebnisse: Teilnehmende Beobachtung versus<br />

Experteninterview – Gelingende Bedingungen für intergenerative<br />

Begegnungen ........................................................................................... 50<br />

3.4.1 Übereinstimmung.............................................................................. 51<br />

3.4.2 Zusätzlich beobachtet....................................................................... 51<br />

3.4.3 Widersprüchlich ................................................................................52


4. Schluss ......................................................................................................... 52<br />

4.1 Ausgangshypothesen............................................................................... 52<br />

4.2 Bestätigte Hypothesen zu den gelingenden Faktoren für intergenerative<br />

Begegnungen, Handlungsempfehlungen................................54<br />

4.2.1 Bestätigte Hypothesen „gelingender Faktoren“ ...............................54<br />

4.2.2 Ableitungen von Handlungsempfehlungen.......................................56<br />

4.3 Fazit.......................................................................................................... 62<br />

5 Literaturverzeichnis.......................................................................................64<br />

Anlagenverzeichnis (CD-ROM)<br />

Autorenhinweise


Abkürzungsverzeichnis<br />

BMFSFJ Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

e. V. Eingetragener Verein<br />

FSJ Freiwilliges Soziales Jahr<br />

B.A. Bachelor<br />

BGB Bürgerliches Gesetzbuch<br />

bspw. beispielsweise<br />

bzgl. bezüglich<br />

bzw. beziehungsweise<br />

d.h. das heißt<br />

E. Expertin / Experte<br />

etc. et cetera<br />

f. Folgend<br />

ff. fort folgend<br />

FfG-Studie Forschungsgesellschaft für<br />

Gerontologie e. V.<br />

GZ Generationenzentrum<br />

I. Interviewerin / Interviewer<br />

<strong>KSFH</strong> <strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong><br />

M.A. Master of Arts<br />

(m/w) männlich / weiblich<br />

Nr. Nummer<br />

od. oder<br />

PR Public Relation<br />

S. Seite(n)<br />

SIGMA Sozialwissenschaftliches Institut für<br />

Gegenwartsfragen<br />

sog. so genannte(n)<br />

s. o. siehe oben<br />

vgl. Vergleiche<br />

Z. Zeile(n)<br />

z. B. zum Beispiel<br />

z. T. zum Teil<br />

I


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1 Angebot „Eltern Kind Gruppe – Sonnenblümchen“ S. 6<br />

Tabelle 2 Angebot „Entdeckerschnecken“ S. 6<br />

Tabelle 3 Angebote „Mädchentreff“ S. 6<br />

Tabelle 4 Angebot „Jugendtreff“ S. 7<br />

Tabelle 5 Angebot Mittagstisch & Hausaufgabenbetreuung S. 7<br />

Tabelle 6 Frühstückstreff S. 7<br />

Tabelle 7 „Nachbarschaftscafé (Seniorencafé)“ S. 8<br />

Tabelle 8 Wissensaneignungen zwischen Jung und Alt S. 15<br />

II


1 Einleitung<br />

Der folgende <strong>Forschungsbericht</strong> beschäftigt sich mit dem Thema „Intergenerati-<br />

ve Begegnungen“ und der Fragestellung: Was sind gelingende Bedingungen für<br />

intergenerative Begegnungen? Im Auftrag des Generationenzentrum Milberts-<br />

hofen e.V. wurde eine Evaluationsstudie konzipiert und anhand des Praxisbei-<br />

spiels die gelingenden Faktoren für intergenerative Begegnungen in einem Ge-<br />

nerationenzentrum herausgearbeitet.<br />

1.1 Forschungsprojekt<br />

a) Auftrag, Fragestellung<br />

Das Projekt einer Evaluationsforschung des Generationenzentrums Milbertsho-<br />

fen wurde am 14.01.2012 im Rahmen des Weiterbildungsmasterstudiengangs,<br />

empirische Sozialforschung vorgestellt.<br />

Die Auftragserteilung einer Wirksamkeitsstudie des Generationenzentrums Mil-<br />

bertshofen e. V. erfolgte vom Verein und erging an die <strong>Katholische</strong> Stiftungs-<br />

fachhochschule München. Anlass für den Auftrag ist die Frage nach der Wirk-<br />

samkeit der bisherigen Angebote sowie deren mögliche Verbesserungen und<br />

daraus resultierenden Handlungsempfehlungen für die Zukunft.<br />

Die Mitarbeit an diesem Projekt wurde von den Studierenden selbst gewählt,<br />

dabei spielte das Interesse an der „intergenerativen Arbeit“ als Feld der sozialen<br />

Arbeit eine große Rolle. Die Begleitung erfolgte durch Frau Anita Meyer (M.A.),<br />

Lehrbeauftragte an der Fachhochschule.<br />

Der detaillierte Forschungsauftrag wurde in einer Besprechung am 03.02.2012<br />

mit der hauptamtlichen Mitarbeiterin des Generationenzentrums Frau Anja<br />

Schneid besprochen und daraufhin die Forschungsfrage erarbeitet.<br />

Bei einem Treffen am 24.03.2012 der Projektmitglieder und der hauptamtlichen<br />

MitarbeiterInnen, einem Vereinsvorstand, sowie einigen der ehrenamtliche Be-<br />

schäftigten vor Ort konnte der bis dahin entworfene Auftrag sowie die For-<br />

schungsfrage erläutert und entsprechend modifiziert werden.<br />

Als Forschungsfrage wurde festgelegt: „Was sind gelingende Bedingungen für<br />

intergenerative Begegnungen im Generationenzentrum“? Dieser Fragestellung<br />

liegen folgende Hypothesen zugrunde:<br />

- Generationenbegegnungen finden statt und<br />

- es gibt brachliegende Ressourcen und Potentiale.<br />

1


Als mögliche Forschungsmethoden wurden Interviews und Beobachtungen vor-<br />

geschlagen. Auf Wunsch des Vereins wurde vereinbart, so genannte Experten-<br />

interviews, also mit den dort Tätigen und ggf. dem Vorstand und dem Leiter des<br />

Kindergartens, durchzuführen. Die Besucher sollten nicht interviewt werden.<br />

Für die Studie wurde ein Betrag von 500 € zur Verfügung gestellt.<br />

Der Verein möchte als Ergebnis Handlungsempfehlungen auf der Basis einer<br />

wissenschaftlichen Untersuchung, um zukünftig die intergenerative Arbeit mit<br />

den derzeit gegebenen Ressourcen zu optimieren und Synergien zu nutzen.<br />

b) Herangehensweise<br />

Ziel des <strong>Forschungsbericht</strong>s ist es, anhand des Praxisbeispiels „Generationen-<br />

zentrum Milbertshofen“ die gelingenden Bedingungen für intergenerative Be-<br />

gegnungen zu ermitteln. Zum besseren Verständnis wird zunächst das Genera-<br />

tionenzentrums Milbertshofen sowie seine Angebote vorgestellt (Punkt 1.2).<br />

Darauffolgend wird der organisatorische und zeitliche Rahmen des Forschungs-<br />

projekts präsentiert (Punkt 1.3). In Punkt 2 der Arbeit erfolgt eine Auseinander-<br />

setzung mit dem Begriff „Intergenerative Begegnungen“ und „Generation“, die<br />

Zuordnung des Themas in den fachwissenschaftlichen und fachpolitischen Dis-<br />

kurs sowie dem sozialen und regionalen Kontext. Anhand der Darstellung es-<br />

sentieller Aspekte in Bezug auf intergenerative Begegnungen werden in Kapitel<br />

2.5 die ersten Hypothesen vorgestellt, welche die Grundlage für die Fallstudie<br />

bildeten.<br />

Zur Ermittlung der Ausgangsfragestellung „gelingende Bedingungen für interge-<br />

nerative Begegnungen“ wurden zwei Untersuchungsmethoden ausgewählt: Das<br />

„Experteninterview“ und die „teilnehmende Beobachtung“. In Punkt 3 der Arbeit<br />

wird das empirische Vorgehen der qualitativen Studie beschrieben. Die einzel-<br />

nen Ergebnisse der Experteninterviews werden in Kapitel 3.3 vorgestellt und im<br />

Punkt 3.4 mit den Beobachtungsergebnissen verglichen. Abschließend werden<br />

die Ergebnisse der Fallstudie im Punkt 4 zusammengefasst und Schlussfolge-<br />

rungen zu den gelingenden Bedingungen für intergenerative Begegnungen im<br />

Generationenzentrum gezogen.<br />

Im Bericht werden folgende Altersgruppen angesprochen: Kleinkinder (Säuglin-<br />

ge und Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren), Kindergartenkinder von 3 bis 6 Jah-<br />

ren, Kinder von 6 bis 12 Jahren, Jugendliche von 12 bis 18 Jahren, junge Er-<br />

2


wachsene von 18 bis 30 Jahren, die mittlere Generation von 30 bis 55 Jahren,<br />

ältere Menschen 55 bis 65 Jahren, SeniorInnen von 65 bis 80 Jahre sowie<br />

hochaltrige Menschen von 80 bis 100 Jahren.<br />

Die Einteilung in unterschiedliche Altersgruppen ist wertfrei zu verstehen und<br />

dient keinesfalls als Kategoriensystem für etwaige Entwicklungsschritte und<br />

Reifegrade, die von den jeweiligen Altersgruppen erwartet werden. Der Begriff<br />

hochaltrige Menschen gibt keine Auskunft über die gesundheitliche und kogniti-<br />

ve Verfassung dieser Personengruppe, sondern lediglich über das tatsächliche<br />

Lebensalter (hoch an Alter). Zur besseren Lesbarkeit des Berichtes erschien es<br />

dem Forschungsteam hilfreich, Alterskategorisierungen vorzunehmen.<br />

1.2 Vorstellung des Generationenzentrums Milbertshofen<br />

Das Generationenzentrum Milbertshofen in den Räumen in der Milbertshofener<br />

Straße besteht seit 2008. Durch die zur Verfügungsstellung eines freistehenden<br />

ebenerdigen Hauses von einer gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft konn-<br />

te ein bereits seit längerem bestehendes Konzept an diesem Ort realisiert wer-<br />

den.<br />

Das Gebäude steht frei auf einer großen Grünfläche und bietet auf insgesamt<br />

200 qm einen großen Eingangsbereich mit Theke, einer Küche, einem kleinen<br />

Raum, einen großen Gruppenraum und ein Büro. Der kleine Raum dient zur<br />

Beratung oder Hausaufgabenbetreuung, der große Raum zur Begegnung und<br />

Bewegung, die Küche zum Kochen, Werken und zur Vorbereitung für Feste.<br />

Der Um- und Ausbau wurde von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen übernommen.<br />

Alle Räume sind freundlich und hell gestaltet, es gibt viele Fotos von gemeinsa-<br />

men Aktionen. Für die Kinder sind ausreichend Spielmaterialien vorhanden.<br />

Der Eingangsbereich eignet sich durch seine offene Gestaltung mit Theke als<br />

Café und Treffpunkt und wird als solcher genutzt.<br />

Insofern tragen die Räume dem Leitbild des Generationenzentrums Milbertsho-<br />

fen, „voneinander lernen, miteinander leben, einander unterstützen“ Rechnung.<br />

Sie sind einladend, gleichzeitig funktional und für die unterschiedlichen Angebo-<br />

te aller Altersgruppen gut geeignet. Durch die Ebenerdigkeit des Generationen-<br />

zentrums sind die Räumlichkeiten auch für Menschen mit Einschränkungen der<br />

Mobilität gut nutzbar. Für diese Zielgruppe steht ebenfalls eine behindertenge-<br />

rechte Toilette zur Verfügung. Die große Rasenfläche vor dem Gebäude lädt im<br />

3


Sommer zum Spielen und Picknick ein.<br />

Zusätzlich zu den Räumen in der Milbertshofener Straße gibt es noch den Kin-<br />

dergarten „Mini Timmi“, dieser ist mit eigenen Räumen am Frankfurter Ring an-<br />

sässig. Die Untersuchung des Kindergartens war nicht Gegenstand der vorlie-<br />

genden empirischen Forschungsarbeit.<br />

Das Konzept einer altersgruppenvernetzenden Arbeit wurde bereits im Jahre<br />

2000 entwickelt. Erste Projekte unter Einbeziehung des bereits bestehenden<br />

Kindergartens „Mini Timmi“ haben damals begonnen. Das Konzept wurde 2002<br />

beim bundesweiten Wettbewerb für soziale Projekte „start social“ prämiert. Seit<br />

2007 besteht das Generationenzentrum als eingetragener Verein.<br />

Die InitiatorInnen des Projektes sind Mitglieder der christlichen Gemeinschaft<br />

Evangliumszentrum e.V..<br />

Zum überwiegenden Teil rekrutieren sich die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

aus den Reihen dieser christlichen Glaubensgemeinschaft.<br />

Die Grundlage der Idee einer intergenerativen Begegnungsstätte waren die po-<br />

sitiven und bereichernden Erfahrungen, die die Mitglieder persönlich innerhalb<br />

der evangelischen Glaubensgemeinschaft gemacht hatten. Diese Erfahrungen<br />

sollten auch den MitbürgerInnen im Stadtteil ermöglicht werden.<br />

Anliegen des Generationenzentrums Milbertshofen ist es, Begegnung, Bildung,<br />

Betreuung und Beratung für die unmittelbaren Nachbarn unter einem Dach an-<br />

zubieten. Es soll unterschiedlichen Menschen unabhängig von Alter, Ge-<br />

schlecht, Nationalität, Religion oder Familienstand offen stehen. Menschen und<br />

Familien in Neuanfängen, alleinerziehenden Müttern und Vätern, junge Famili-<br />

en, alleinstehende Menschen und SeniorInnen sollen durch kostengünstige und<br />

attraktive Angebote erreicht werden. Isolation im Stadtteil soll abgebaut werden.<br />

Ziel ist, das Miteinander unterschiedlicher Personen und den positiven Aus-<br />

tausch der Generationen, die im Stadtteil Milbertshofen leben zu fördern.<br />

Durch diverse Beratungs- und Betreuungsangebote kann eine Unterstützung<br />

der individuellen Lebensgestaltung ermöglicht werden. Die Angebote richten<br />

sich zum einen an festgelegte Altersgruppen, zum anderen gibt es altersüber-<br />

greifende Angebote. Unterschiedliche Angebote sind als Unterstützungs- und<br />

Begegnungsangebote für die jeweiligen Zielgruppen gedacht. Zwischen den<br />

BesucherInnen soll es zu bereichernden intergenerativen Begegnungen kom-<br />

men. Die Räume des Generationenzentrums werden bei Bedarf für externe Ver-<br />

anstaltungen vermietet.<br />

4


Das derzeitige Programm bietet eine Eltern-Kind-Spielgruppe „Sonnenblüm-<br />

chen“ für Eltern und deren Kinder von 0 bis ca. 3 Jahren, den Kindertreff „Ent-<br />

deckerschnecken“, für Kinder von 6 bis 12 Jahren, einen Mädchentreff für Mäd-<br />

chen ab 10 Jahren und einen Jugendtreff für Jugendliche ab 13 Jahren. Alle<br />

diese Angebote finden einmal pro Woche für ein bis drei Stunden statt.<br />

Für Kinder und Jugendliche wird zweimal pro Woche eine Hausaufgabenbe-<br />

treuung (Projekt „Lernziel“) mit einen warmen Mittagstisch angeboten.<br />

Das Angebot des Internetcafés, des offenen Frühstücktreffs und das Nachbar-<br />

schaftscafé ist für alle Altersgruppen zugänglich. Bei diesen Angeboten wurden<br />

die Zeiten teilweise so gelegt, dass Überschneidungen mit den Angeboten für<br />

Kinder und Jugendliche möglich sind.<br />

Darüber hinaus gibt es während des Jahres Seminare und Kursangebote, wie<br />

z. B. den „Familienmutmachtag“ und generationsübergreifende Veranstaltungen<br />

und Feste.<br />

Daneben werden Beratung und Service für Menschen in Notlagen angeboten.<br />

Das Generationenzentrum kann als erste Anlaufstelle Unterstützung und Wei-<br />

tervermittlung an andere Stellen koordinieren. Durch die Möglichkeit der Intern-<br />

etnutzung und einer Bücherausleihe wird die Teilhabe an kulturellen Angeboten<br />

gefördert.<br />

Die Öffnungszeiten beschränken sich auf die Zeiten, in denen Angebote stattfin-<br />

den. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten ist aufgrund der begrenzten perso-<br />

nellen Ressourcen derzeit nicht möglich.<br />

Durch die Anbindung an U-Bahn und Bus ist das Generationenzentrum Mil-<br />

bertshofen auch für Menschen außerhalb des Stadtviertels gut erreichbar.<br />

Die derzeitige BesucherInnenstruktur setzt sich, nach Angaben der Mitarbeite-<br />

rInnen überwiegend aus Menschen aus dem Stadtteil, bestenfalls aus angren-<br />

zenden Stadtbezirken, zusammen.<br />

Lediglich zum Nachbarschaftscafé kommen BesucherInnen aus anderen Stadt-<br />

vierteln, da es dieses Treffen schon vor der Anmietung des Hauses in der Mil-<br />

bertshofenerstraße gab. Eine langjährige Bindung ans Haus und deren Mitar-<br />

beiterInnen ist besonders bei diesem Angebot gegeben.<br />

Um ein übersichtliches Bild der gesamten Angebote zu erhalten, werden diese<br />

an Hand einer BesucherInnenstatistik von 2011, die vom Generationenzentrum<br />

Milbertshofen erhoben wurde und für die vorliegende Studie zur Verfügung ge-<br />

stellt wurde, dargestellt:<br />

5


Tabelle 1:<br />

„Eltern Kind Gruppe Sonnenblümchen“<br />

Eltern, Großeltern und Kleinkinder (0-3 Jahre) treffen sich wöchentlich. Ein jahreszeit-<br />

lich abgestimmtes Programm zur Förderung der motorischen, kognitiven und sozialen<br />

Entwicklung wird für die Kinder angeboten. Eltern und Großeltern werden durch die<br />

MitarbeiterInnen unterstützt und treten in Erfahrungsaustausch. Ziel ist die Förderung<br />

des Miteinander von Jung und Alt.<br />

Höchste BesucherInnenzahl: 24; Niedrigste BesucherInnenzahl: 6<br />

Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Vormittag übers Jahr verteilt: 16<br />

Unterschiedliche Mütter mit Kindern die das Generationenzentrum über 3 Jahre hin-<br />

weg besucht haben: 64; Altersaufteilung: 0-3 Jährige: 32; 20-43 Jährige: 32<br />

Tabelle 2:<br />

„Entdeckerschnecken“<br />

Der Kindertreff „Entdeckerschnecken“ ist ein offener Treff für Kinder von 6-12 Jah-<br />

ren der einmal in der Woche nachmittags stattfindet. Die Kinder nutzen die Räumlich-<br />

keiten und gestalten ihre gemeinsame Freizeit sinnvoll. Es werden Angebote durch<br />

die MitarbeiterInnen gemacht. Ziel ist die Förderung von Austausch mit anderen Al-<br />

tersgruppen, die Übernahme von Verantwortung und eine gute Beziehungsgestaltung.<br />

Höchste BesucherInnenzahl: 35; Niedrigste BesucherInnenzahl: 8<br />

Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Nachmittag übers Jahr verteilt: 23<br />

Unterschiedliche Jugendliche, die das Generationenzentrum über 3 Jahre hinweg be-<br />

sucht haben: 72; Altersaufteilung: Keine Angaben<br />

Tabelle 3:<br />

„Mädchentreff“<br />

Der „Mädchentreff“ findet einmal in der Woche für Mädchen zwischen 10 und 14 Jah-<br />

ren statt. Mädchen sollen in einem geschützten Rahmen die Möglichkeit haben, ihren<br />

Wünschen und Bedürfnissen nach zu gehen. Es gibt ein attraktives Angebot mit kreati-<br />

ven Gestaltungsmöglichkeiten. Ziel ist die Lebenslagen von Mädchen wahrzunehmen<br />

und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen.<br />

Höchste Besucherinnenzahl: 80; Niedrigste Besucherinnenzahl: 3<br />

Durchschnittliche Besucherinnenzahl pro Nachmittag übers Jahr verteilt: 10<br />

Unterschiedliche Mädchen, die das Generationenzentrum über 3 Jahre hinweg be-<br />

sucht haben: 90; Altersaufteilung: 08-10 Jährige: 43; 11-12 Jährige: 35;<br />

13-16 Jährige: 12<br />

6


Tabelle 4:<br />

„Jugendtreff“<br />

Der „Jugendtreff“ findet einmal in der Woche abends statt und ist für Jugendliche und<br />

junge Erwachsene ab 13 Jahren geöffnet.<br />

Höchste Besucherzahl 32; Niedrigste Besucherzahl: 3<br />

Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Abend übers Jahr verteilt: 11<br />

Unterschiedliche Jugendliche, die das Generationenzentrum über 3 Jahre hinweg be-<br />

sucht haben: 78; Altersaufteilung: 13-15 Jährige: 14; 16-18 Jährige: 36;<br />

19-23 Jährige: 28<br />

Tabelle 5:<br />

„Mittagstisch & Hausaufgabenbetreuung (Lernziel)“<br />

Mittagstisch und Hausaufgabenbetreuung zwei bzw. dreimal in der Woche für Kinder<br />

von 6-16 Jahren. Kinder und Jugendliche erhalten Unterstützung und Förderung in<br />

schulischen Angelegenheiten und ein warmes Mittagessen. Ziel ist es die Kinder beim<br />

lernen zu unterstützen, ihnen eine ausgewogene Ernährung zu bieten und Ansprech-<br />

partnerIn für verschiedene Belange zu sein.<br />

Höchste BesucherInnenzahl: 20; Niedrigste BesucherInnenzahl: unbekannt<br />

Durchschnittliche Plätze übers Jahr verteilt: 18<br />

Unterschiedliche Kinder und Jugendliche die das Angebot wahrgenommen haben: 38<br />

Altersaufteilung: 1. Klasse : 6; 2. Klasse : 1; 3. Klasse: 6; 4. Klasse:2; 5. Klasse: 1;<br />

6. Klasse: 1; 7. Klasse: 1<br />

Tabelle 6:<br />

„Frühstückstreff“<br />

Einmal in der Woche findet ein offener Treff am Vormittag statt. Dabei handelt es sich<br />

um ein unstrukturiertes Angebot für jene, die Kaffee trinken wollen bzw. das Internet<br />

benutzen wollen. Ziel ist es Möglichkeiten für Begegnungen zu schaffen, die spontan<br />

gegenseitiges Interesse wecken.<br />

Höchste BesucherInnenzahl: 8; Niedrigste BesucherInnenzahl: 2<br />

Durchschnittliche BesucherInnenzahl: 5<br />

Unterschiedliche BesucherInnen die das Angebot in den letzten 1,5 Jahren<br />

angenommen haben: 12<br />

Jüngste BesucherInnen: 2 Jahre; ältester/ältester BesucherIn: 69 Jahre<br />

7


Tabelle 7:<br />

„Nachbarschaftscafé (Seniorencafé)“<br />

Alle zwei Wochen nachmittags treffen sich Alt und Jung in einem offenen Angebot zu<br />

Kaffee und Kuchen. Dieses Angebot bietet Möglichkeiten zur Begegnung, aber auch<br />

Platz für individuelle Beratung. Ziel ist der Abbau von Isolation und die Vernetzung zu<br />

anderen Angeboten.<br />

Höchste BesucherInnenzahl: 15; Niedrigste BesucherInnenzahl: 3<br />

Durchschnittliche BesucherInnenzahl pro Nachmittag übers Jahr verteilt: 8<br />

Unterschiedliche BesucherInnen die das Generationszentrum über 10 Jahre hinweg<br />

besucht haben: 20; Jüngster/jüngste BesucherIn: 2 Wochen;<br />

älteste/ältester BesucherIn: 85 Jahre<br />

Das Personal des Generationenzentrums Milbertshofen besteht hauptsächlich<br />

aus ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und einigen angestellten MitarbeiterInnen.<br />

Zu den hauptamtlichen MitarbeiterInnen zählen eine Sozialpädagogin in Aus-<br />

maß von 20 Stunden, einer geringfügig beschäftigte Honorarkraft auf 400 Euro<br />

Basis und einer Vollzeit Praktikantin (FSJ-lerin) im freiwilligen sozialen Jahr.<br />

Acht ehrenamtliche MitarbeiterInnen, teilen sich die Zuständigkeiten der ver-<br />

schiedenen Angebote auf.<br />

Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zeichnet das persönliche Engagement, die<br />

individuellen Lebenserfahrungen und überwiegend berufliche Qualifikationen,<br />

die im weitesten Sinne „Arbeit mit Menschen“ beinhalten (z. B. Lehrer/in, Alten-<br />

pflegerin, Kinderkrankenschwester, Erzieherin, Hebamme) aus. Ein Teil der eh-<br />

renamtlichen MitarbeiterInnen ist noch im Berufsleben, ein Teil ist bereits aus-<br />

geschieden.<br />

Die Altersstruktur der MitarbeiterInnen ist mit den Altersgruppen 18-25 Jährige,<br />

26-30 Jährige, 30-45 Jährige und älter als 45 Jahre relativ gleichmäßig verteilt.<br />

Die älteste Mitarbeiterin ist 67 Jahre. Die gegebene Team Konstellation erfor-<br />

dert die Bereitschaft der MitarbeiterInnen generationsübergreifend zusammen-<br />

zuarbeiten.<br />

Vernetzungen bestehen mit sozialen Einrichtungen des Stadtteils, mit Schulen,<br />

der Polizei und dem Kinderschutzzentrum München.<br />

Das Kinderschutzkonzept des Generationenzentrums ist für die MitarbeiterIn-<br />

nen verpflichtend. Bei allen Angeboten für Kinder und Jugendliche sind mindes-<br />

8


tens zwei MitarbeiterInnen anwesend. Die Leitung des Angebotes hat eine päd-<br />

agogische Ausbildung.<br />

Der Verein erhält keine öffentlichen Zuschüsse und finanziert sich ausschließ-<br />

lich über Spenden. Ein Großteil davon wird von der christlichen Glaubensge-<br />

meinschaft getragen, ein Teil kommt von ortsansässigen Unternehmen und Ein-<br />

zelpersonen.<br />

1.3 Zeitliches und organisatorisches Setting<br />

Mit der ersten Vorstellung des Projekts am 14.01.2012 im Rahmen des Weiter-<br />

bildungsmasterstudiengangs, empirische Sozialforschung wurde der Auftrag<br />

des Vereins an die <strong>Katholische</strong> <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> erteilt. Als Übergabe-<br />

und Präsentationstermin des <strong>Forschungsbericht</strong>es wurde der 20.10.2012 im<br />

Generationenzentrum vereinbart.<br />

Die Projektgruppe bestand zu Beginn des Forschungsprojektes aus fünf Mitglie-<br />

dern. Als Forschungsdesign wurde in der ersten Besprechung der Projektgrup-<br />

pe am 03.02.2012 die qualitative Erhebung mittels Interviews und Beobachtun-<br />

gen festgelegt.<br />

Das weitere Vorgehen und die konkreten Arbeitsschritte sind in den folgenden<br />

Treffen am 10.03.2012 und am 24.03.2012 besprochen worden. Bei jedem Tref-<br />

fen wurde ein Protokoll erstellt. Inhalte der Besprechungen waren der Zeitplan,<br />

die Aufteilung der Aufgaben die Termine für die Beobachtungen und die Inter-<br />

views sowie die Vorgehensweise und die Erörterung der Struktur. In der Durch-<br />

führungsphase beendeten zwei Kollegen bedauerlicherweise das Studium. An-<br />

fang Juli 2012 formierten und strukturierten sich die drei verbleibenden Kollegin-<br />

nen des Forschungsteams neu.<br />

2 Intergenerative Begegnungen<br />

2.1 Begriffsdefinitionen<br />

Im Folgenden wird anhand ausgewählter Literatur die Bedeutung bzw. die Zu-<br />

sammensetzung der Begrifflichkeit „intergenerativ“ erläutert.<br />

Der Begriff „intergenerativ“ bedeutet eine Interaktion, ein Zusammentreffen, Zu-<br />

sammen handeln, zusammen kommunizieren, "zwischen Menschen verschie-<br />

9


dener Altersgruppen" bzw. "zwischen verschiedenen Generationen" 1 . „Interge-<br />

nerativ“ zielt als Begriff primär darauf ab, dass Menschen verschiedener Alters-<br />

gruppen oder Generationen miteinander in Beziehung treten (vgl. Greger 2001,<br />

S. 5).<br />

Dem Begriff der Generation kommen in der Soziologie verschiedene Bedeutun-<br />

gen zu. Ursprünglich wurde der Begriff im 17. Jahrhundert von dem lateinischen<br />

Wort „generatio“ entlehnt, was so viel bedeutet wie „Zeugungsfähigkeit“. Heute<br />

steht der Begriff für „die Gesamtheit aller etwa zur gleichen Zeit geborenen<br />

Menschen (...)“ (Großer Duden 1971, Band V). Dabei liegt das Hauptaugen-<br />

merk vor allem auf dem gemeinsamen Kultur- und Lebensgefühl, bzw. dessen<br />

Verständnis, welches diese Gruppe von Menschen teilt. Weiterhin bezeichnet<br />

der Begriff der Generation auch die einzelnen Glieder einer Geschlechterfolge,<br />

also Eltern, Kinder, Enkel, etc..<br />

Soziologisch wurde der Begriff Generation vor allem durch K. Mannheim (1928)<br />

geprägt, der ihn als „die dynamische Kraft des Gruppenlebens“ definiert. Eine<br />

Gruppe von Menschen, die gleichzeitig geboren wurde ist nicht gleichzeitig<br />

auch eine Generation. Vielmehr muss eine Generation zu einer Generation ge-<br />

prägt werden. Dabei ist von großer Bedeutung, dass eine Gruppe von Personen<br />

im selben historisch-sozialen Raum lebt. Dadurch können sie in einem etwa<br />

gleichem Alter an den gleichen gesellschaftlichen Ereignissen und/oder Zustän-<br />

den teilnehmen, bzw. ihnen ausgesetzt sein. Durch gemeinsames Erleben bil-<br />

den sich ähnliche Wertvorstellungen.<br />

Die Intervalle zwischen den Generationen werden in der Literatur zwischen 15<br />

und 30 Jahren festgesetzt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass zu jedem<br />

Zeitpunkt neue Menschen geboren werden und die klare Begrenzung einer Ge-<br />

neration somit sehr schwierig ist. Schließlich leben ständig Menschen aller Al-<br />

tersschichten zusammen und erleben die historischen und gesellschaftlichen<br />

Ereignisse völlig unterschiedlich. Man könnte die Altersschichtung der Bevölke-<br />

rung also als die Generationsschichtung der Bevölkerung ansehen. Bei dieser<br />

besteht auch immer die Möglichkeit des Generationenkonfliktes.<br />

Auf diesen Aussagen basierend lassen sich vier gängige soziologische Konzep-<br />

te des Gebrauchs vom Begriff der Generation festhalten:<br />

Die unumstrittenste Verwendung findet der Begriff Generation in der genealogi-<br />

schen oder „lineage“-Konzeption von Generationen. Dieses Konzept findet vor<br />

1<br />

vgl. Flexicon doccheck, medizinisches Lexikon: www.flexicon.doccheck.de, aufgerufen am 25.08.12<br />

10


allem in der Familiensoziologie, in der Anthropologie und teilweise in der Alters-<br />

soziologie Verwendung. In ihr geht es um „(...) die verwandtschaftlichen Ab-<br />

stammungsrelationen in direkt auf- und absteigender Linie (Eltern, Kinder,<br />

Großeltern etc.)“ (Majce 1998, S. 4 ff.). Auch der Stammbaum ist mit diesem<br />

Konzept der Generation verwandt.<br />

Die zweite Gebrauchsweise benutzt den Begriff Generation im Sinne von „Ko-<br />

horte“. Dieser Gebrauch findet insbesondere unter den Demographen und den<br />

quantitativmakrosoziologisch orientierten Wandlungs- und Strukturanalytikern<br />

Verwendung und formulierte eine beispielhafte Definition für diesen soziologi-<br />

schen Ansatz. Unter Kohorte sind Personen innerhalb einer geographisch oder<br />

sonst wie abgegrenzter Population, die während einer gegebenen Zeitspanne<br />

dasselbe signifikante Lebensereignis erfahren gemeint. Handelt es sich bei die-<br />

sem „signifikanten Ereignis“ um die Geburt, ist die Kohorte zum Beispiel eine<br />

Geburtenkohorte.<br />

Als dritte Gebrauchsweise findet der Begriff Generation Verwendung im Sinne<br />

einer Lebensphase, die teilweise auch als Altersstufe oder Altersgruppe be-<br />

zeichnet wird. Der vierte Generationsbegriff steht in der Tradition Karl Mann-<br />

heims, die bereits in der allgemeinen Definition des Begriffes Generation erläu-<br />

tert wurde. Zusammenfassend lässt sich hierzu sagen, dass er sich auf annä-<br />

hernd Gleichaltrige bezieht, die unter ähnlichen historischen Begebenheiten<br />

aufwuchsen. Dabei ist von Bedeutung, dass hierdurch ähnliche Arten des Den-<br />

kens und Handelns entstehen (vgl. Majce 1998, S. 4 ff.).<br />

Dem vorliegenden Bericht liegt die Generationendefinition des Soziologen<br />

Francoise Höpfinger zugrunde.<br />

Dieser differenziert die Verwendung des Terminus „Generation“ in einer Syste-<br />

matik dreier Generationenbegriffe (vgl. Höpfinger 1999 zitiert in FfG -Studie<br />

2005, S. 51-55). Danach hat der Begriff „Generation“ in der Forschung einen<br />

● pädagogischen Aspekt: es gibt eine vermittelnde, lehrende und eine<br />

lernende, aneignende Generation. Aufgrund der rasanten Entwicklung<br />

der Wissensgesellschaft wird diese Beziehung z. T. aufgehoben oder<br />

umgekehrt,<br />

● einen familiären Aspekt: es gibt die Abfolge von Familienangehörigen<br />

in der Großeltern-, Eltern- und Kindergeneration. Dem familiären Gene-<br />

11


ationenverständnis unterliegen soziale, kulturelle und demographischen<br />

Faktoren. Zwischen familiären Generationen finden Transfers statt, die<br />

auf eine große Solidarität innerhalb der Familie schließen lassen.<br />

● und einen historisch gesellschaftlichen Aspekt: dieser Begriff bezieht<br />

sich auf die Definition von Karl Mannheimer (s. o.) und auf die Zugehö-<br />

rigkeit zu einer Altersgruppe im historisch diskontinuierlichen Zeitraum.<br />

Eine weitere Differenzierung der historisch-gesellschaftlichen Generation<br />

treffen noch Kohli und Szydklik (2000) in eine politische, eine kulturelle<br />

und eine ökonomische Generation (vgl. Höpfinger 1999 zitiert in FfG-<br />

Studie 2005, S.51-55).<br />

2.2 Einordnung in den fachpolitischen Diskurs<br />

Die Entwicklung der Generationenbeziehungen wird zunehmend im öffentli-<br />

chen, politischen und wissenschaftlichem Diskus thematisiert. Dies lässt sich<br />

auf mehrere Gründe zurück führen. Am häufigsten wird auf die demographische<br />

Entwicklung in Deutschland und andere vergleichbare Industrienationen verwie-<br />

sen. So wird auch vom so genannten „Altern der Gesellschaft“ (vgl. Kohli 1989<br />

zitiert in FfG-Studie 2005, S. 24) gesprochen. Eine verlängerte Lebenserwar-<br />

tung einhergehend mit dem Sinken der Geburtenrate führt zu einer Zunahme<br />

hochaltriger und älterer Menschen in der Gesamtbevölkerung. Diese Entwick-<br />

lungen treffen auf eine sich tiefgreifend wandelnde Gesellschaft und sind gleich-<br />

zeitig Auswirkung dieses Wandels. Das hat Einfluss sowohl auf das Generati-<br />

onsgefüge als auch auf die Generationenbeziehungen innerhalb der Gesell-<br />

schaft.<br />

Auf politischer Ebene werden veränderte Generationenbeziehungen vor allem<br />

im Zusammenhang mit einem umlagefinanzierten Rentensystem problemati-<br />

siert. Hier wird ein oft negatives Altenbild gezeichnet und alte Menschen er-<br />

scheinen als Last, die die Gesellschaft „mitschleppen“ muss.<br />

Auf familiärer Ebene zeigen sich veränderte Generationenverhältnisse in neuen<br />

Familienzusammensetzungen, wie beispielsweise im Modell der Bohnenstan-<br />

genfamilie (Familien, bei denen es in der Eltern wie Kindergeneration wenig<br />

oder keine Geschwister gibt) oder im Modell der multilokalen Mehrgeneratio-<br />

nenfamilie (die Mitglieder einer Familie sind örtlich getrennt), (vgl. Lehr 2003).<br />

Der Stellenwert intergenerativer Angebote muss sich demnach an diesen neuen<br />

12


gesellschaftlichen Voraussetzungen messen lassen.<br />

Intergenerative Projekt beziehen sich mit ihren vielfältigen Zielsetzungen und ih-<br />

rer Einbettung in verschiedene gesellschaftliche Settings auf die Veränderung<br />

der Generationenbeziehungen in den jeweiligen gesellschaftlichen Teilberei-<br />

chen (vgl. Dallinger 2001 zitiert in FfG Studie 2005, S. 26).<br />

Grundsätzliche Intention intergenerativer Projekte ist es Defizite in familiären,<br />

gesellschaftlichen bzw. pädagogischen Generationsgefügen durch die Nutzung<br />

vorhandener Potentiale auszugleichen.<br />

„Durch generationsübergreifende Projekte können Verständnis und Kommunikation<br />

zwischen den Generationen sowie das gegenseitige Lernen voneinander gefördert<br />

werden; VertreterInnen der verschiedenen Generationen können einander ihre Er-<br />

lebnisse und Sichtweisen vermitteln; generationsspezifische Erfahrungen werden<br />

ausgetauscht. Dies fördert die Solidarität zwischen den Generationen, was im Ideal-<br />

fall Netze zwar nicht ersetzt, aber doch entlasten vermag.“ (Dallinger 2001 zitiert in<br />

FfG Studie 2005, S. 26).<br />

Aufgrund des zunehmenden Mangels an außerfamiliären Kontakten zwischen<br />

VertreterInnen der verschiedenen Generationen und der Existenz negativer Al-<br />

tersbilder und negativer Sichtweisen auf die jeweils andere Generation sind die<br />

Erwartungen an intergenerative Projekte hoch. Sie sollen das Defizit erkennen<br />

und bedarfsgerecht ausgleichen.<br />

Voraussetzung für die Erfüllung der Erwartungen ist die Annahme, dass der<br />

Kontakt zwischen den Generationen im Rahmen intergenerativer Projekte dazu<br />

dient, Solidarleistungen zu aktivieren, damit negativ geprägte Generationen-<br />

und Altersbilder abgebaut werden könnten.<br />

2.3 Einordnung in den fachwissenschaftlichen Diskurs<br />

Die häufig zitierte „Erste bundesweite Studie zum Verhältnis der Generationen“<br />

in der Bürgergesellschaft ist eine Befragung von insgesamt 1014 zufällig ausge-<br />

wählten Personen im gesamten Bundesgebiet ab dem 15. Lebensjahr. Unter-<br />

sucht wurde die Kontakthäufigkeit Angehöriger verschiedener Generationen, die<br />

Bewertung des Generationenverhältnisses und die Einstellung zum bürger-<br />

schaftlichem Engagement vor allem in Bereich des intergenerativen Aus-<br />

tauschs. Der Kontakt zwischen den Generationen wurde im familiären Kontext<br />

abgefragt, weiterhin im Berufsalltag und bei Gelegenheiten außerhalb von Fa-<br />

13


milie und Beruf bzw. beruflicher Bildung, Schule und Hochschule (vgl. Ueltzhöf-<br />

fer 1999 zitiert in FfG Studie 2005, S. 27). Ein besonderer Schwerpunkt wurde<br />

dabei auf letztgenannten Bereich gelegt, da<br />

„(...) in diesem tertiären Sektor des Alltagslebens sich der weitaus größere Teil jener<br />

Aktivitäten vollzieht, die wir ehrenamtliches, freiwilliges oder bürgerschaftliches En-<br />

gagement nennen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Familie in Deutschland<br />

nach wie vor den wichtigsten sozialen Zusammenhalt für das Zusammentreffen der<br />

Generationen darstellt. Obgleich auch hier, zumindest was den Kontakt zwischen<br />

Jugendlichen und älterer Generation angeht, deutliche Schleifspuren eines gesamt-<br />

gesellschaftlichen Prozesses des Auseinanderdriftens der Generationen unüberseh-<br />

bar sind“ (Ueltzhöffer 1999 zitiert in FfG Studie 2005, S. 27).<br />

Als Fazit der Studie kann festgehalten werden, dass es einen dringenden Be-<br />

darf an Generationenbegegnungen gibt, die außerhalb der Familie stattfinden.<br />

Auch in Bereichen der Ausbildung, Schule oder Berufsalltag ist ein Mangel an<br />

Begegnungen der jüngeren Altersgruppe mit der über 60jährigen offensichtlich.<br />

Besonders die Gruppe der 15-25 Jährigen sollte mit einbezogen werden, um<br />

das Auseinanderdriften verschiedener Altersgruppen auffangen zu können.<br />

Allerdings zeigen die Ergebnisse, dass gerade im tertiären Sektor also im Be-<br />

reich des bürgerschaftlichen Engagements, diese Begegnungen besonders sel-<br />

ten vorzufinden sind. Dieser Tatbestand weist auf einen Bedarf an intergenerati-<br />

ven Projekten hin.<br />

Als besonderer Gewinn intergenerativer Begegnungen wird der Wissenstransfer<br />

zwischen Jung und Alt, in der Fachöffentlichkeit meist als intergenerationelles<br />

Lernen beschrieben, genannt. Es bezeichnet ein gemeinsames Lernen der Al-<br />

tersgruppen, ein lernen der Altersgruppen voneinander, ein wechselseitiges Ler-<br />

nen, das in vielen Felder des Alltags geschieht. Dadurch wird es möglich, Res-<br />

sourcen, Potentiale und Lebenserfahrungen einer Altersgruppe für die jeweils<br />

andere nutzbar zu machen und an deren Wissen zu partizipieren. Dass derarti-<br />

ge Wissenstransfers wünschenswert und viel versprechend sind, wird in der Li-<br />

teratur (z. B. vgl. Veelken 1990) vielfach diskutiert. Dabei werden allerdings kei-<br />

ne konkreten Hinweise gegeben, um welche Potentiale es sich – differenziert<br />

nach der Altersgruppe – handelt. Opaschowski (2004) verweist im Zusammen-<br />

hang mit der Frage nach dem konkreten Nutzen intergenerativem Wissen-<br />

stransfers auf eine Studie der Universität Hamburg. Die nicht repräsentative Un-<br />

tersuchung bezieht sich auf Ergebnisse einer Befragung von 253 HörerInnen<br />

14


der Vorlesung „Die Zukunftsgesellschaft“ im Sommer-Semester 2003 der Uni-<br />

versität Hamburg. Ziel der Studie war es, zu eruieren, was „Jüngere von Älteren<br />

lernen können“ und umgekehrt. (vgl. Opaschowski 2004, S. 143 ff.)<br />

Nach den Ergebnissen dieser Befragung sind es vornehmlich die Lebens- und<br />

Berufserfahrung, die Gelassenheit und Kontinuität, die Jüngere von Älteren ler-<br />

nen. Umgekehrt profitieren Ältere von Spontanität, Flexibilität und Toleranz, die<br />

Jüngere in den Prozess der Wissensaneignung einbringen können.<br />

Tabelle 8 (Opaschowski 2004, S. 143 ff.):<br />

Was Jüngere von Älteren lernen können<br />

• Erfahrung (Lebens- Berufserfahrung)<br />

• Gelassenheit (Ruhe, Geduld, Ausgeglichen-<br />

heit)<br />

• Kontinuität (Weitergabe von Bewährtem)<br />

• Rücksichtnahme (Verständnis, Einfühlungsver-<br />

mögen<br />

• Ausgewogenheit (Bedachtsamkeit vor dem<br />

Handeln)<br />

• Zuhören können (Freundlichkeit, Höflichkeit,<br />

Respekt)<br />

• Pragmatismus (Praxisnähe, Rhythmus, Di-<br />

stanz)<br />

• Traditionsbewusstsein („Lebende Geschichte“,<br />

„Alte Werte“)<br />

• Langfristperspektive (Zeitfaktor, „reifen lassen“)<br />

• Wertschätzung von Gesundheit<br />

Was Ältere von Jüngeren lernen können<br />

• Spontaneität (Spontane Begeisterung, Sponta-<br />

ne Begeisterungsfähigkeit)<br />

• Flexibilität (in Lebensführung und Arbeitsalltag)<br />

• Toleranz (Vorurteilslosigkeit, Akzeptanz von<br />

Fremden)<br />

• Offenheit (Aufgeschlossenheit, offen für neue<br />

Ideen)<br />

• Risikobereitschaft (Mut zum Risiko, Risikofreu-<br />

de)<br />

• Neugier (Interesse an Neuem und neuen Sicht-<br />

weisen)<br />

• Technikbegeisterung (Freude an neuen Techni-<br />

ken/Medien)<br />

• Unbekümmertheit (Unvoreingenommenheit,<br />

Unbefangenheit)<br />

• Lebensbejahung (Angstfreiheit, Zuversicht)<br />

• Zukunftsoptimismus (Vision, Idealismus) 2<br />

Da außerfamiliäre Kontakte zumeist nicht zufällig entstehen (vgl. Ueltzhöffer<br />

2002 zitiert aus FfG Studie 2005, S. 44), wurden zunehmend Überlegungen an-<br />

gestellt, in welcher Form Alt-Jung-Begegnungen organisiert werden könnten,<br />

damit die Potentiale einer Generation und deren Humankapital wechselseitig<br />

der jeweils anderen Generation zugutekommen kann. Diese Begegnung müs-<br />

sen nach Opaschowski nicht zwingend in festen Bildungsstätten durchgeführt<br />

werden, sondern können durch eine Vielfalt der Lernorte ersetzt werden. Flexi-<br />

ble Lernorte und mobile Ältere gehören zusammen. Diese neuen Formen spie-<br />

geln sich wider in der intergenerativen Projektlandschaft. Auch hier sind die<br />

Möglichkeiten im Kontext intergenerativer Projekte einen Wissenstransfer zwi-<br />

2 Basis: Befragung von 253 Hörer/innen der Vorlesung „Die Zukunftsgesellschaft“ im Sommer-Semester<br />

2003 an der Universität Hamburg<br />

15


schen Jung und alt zu intendieren vielseitig.<br />

Während einige Jung-Alt-Projekte zielgerichtet einen Austausch der Generatio-<br />

nen anstreben um den Dialog der Generationen über die Auseinandersetzung<br />

beider Altersgruppen mit einem bestimmten Lerngegenstand zu fördern (z. B.<br />

Einführung in die Arbeit mit dem Computer), ergibt sich in anderen Projektzu-<br />

sammenhängen „unbeabsichtigt ein Austausch zwischen den Generationen“<br />

(vgl. Opaschowski 2004, S 141 ff.).<br />

Grundsätzlich kann gesagt werden:<br />

„(...) wo sich Alt und Jung begegnen und miteinander ins Gespräch kommen, findet<br />

Lernen per se statt. Es entsteht die Chance, dass das mehr erfahrungsbezogene<br />

Wissen der Älteren sich mit dem mehr erklärungs- und theoriebezogenen Wissens-<br />

bedürfnis der Jüngeren verbindet, vermengt, dadurch im Sinne der Intergenerativität<br />

zu einem sich wechselseitig befruchtenden Wissen führt“ (vgl. Veelken 1990, S.<br />

147).<br />

2.4 Einordnung in den sozialen und regionalen Kontext<br />

Die beschriebenen gesellschaftlichen Entwicklungen und Erkenntnisse haben<br />

bereits in den 1970iger Jahren als eine Form von intergenerativen Projekten die<br />

„Mehrgenerationenhäuser“ hervorgebracht.<br />

Diese Modelle wurde in unterschiedlichen Regionen mit unterschiedlichen Ziel-<br />

setzungen etabliert. Bundesweit gibt es derzeit mehr als 500 Mehrgeneratio-<br />

nenhäuser unterschiedlicher Ausrichtung.<br />

Die Politik hat durch das Bundesministerium für Familie, SeniorInnen, Frauen<br />

und Jugend hat im Jahre 2006 ein Aktionsprogramm aufgerufen, um diese Ent-<br />

wicklung zu begleiten und weiter zu entwickeln.<br />

Zitat aus dem Aktionsprogramm:<br />

„Das Familienleben in Deutschland ist vielfältiger geworden. In den Städten aber<br />

auch im ländlichen Raum haben sich die Nachbarschaften und Gemeindestrukturen<br />

verändert. Von vielen Menschen wird ein hohes Maß an Mobilität verlangt, was oft<br />

dazu führt, dass Familien sich trennen müssen. Der Zusammenhalt in der Familien<br />

ist zwar nach wie vor stark, aber das familiäre Netz zur Betreuung und Unterstüt-<br />

zung wird grobmaschiger. Dadurch ist das traditionelle Modell der Großfamilie im-<br />

mer seltener anzutreffen, bei dem mehrere Generationen unter einem Dach oder in<br />

unmittelbarer Nähe leben.“ (Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser. Bundesmi-<br />

16


nisterium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend 2011, S. 5)<br />

Um dieser Problemstellung gerecht zu werden, müssen die Angebote der sozia-<br />

len Arbeit den Bezug auf die gegebenen Lebensverhältnisse der Adressaten in<br />

denen Hilfe zur Lebensbewältigung praktiziert wird, herstellen. Es müssen die<br />

individuellen, sozialen und politischen Ressourcen und die sozialen Netze so-<br />

wie die lokalen und regionalen Strukturen einbezogen werden.<br />

Aufgrund einer höheren Individualisierung der Lebensverhältnisse aller Genera-<br />

tionen werden Hilfen zunehmend als Unterstützung der eigenen Lebensbewälti-<br />

gung verstanden. Es entstehen neue Formen der Selbsthilfe auch zwischen<br />

den Generationen, neue Formen regionaler, offener, gemeinwesenorientierter<br />

Angebote.<br />

Insbesondere bei einer heterogenen Bevölkerung in einer sog. „Kommstruktur<br />

des Angebotes“ (wie beispielsweise ein Generationenzentrum) ist es wichtig<br />

sich die „Lebenswelt“ der Menschen, die erreicht werden sollen, zu verdeutli-<br />

chen und sich daran zu orientieren. Die Angebotsstruktur und -qualität muss als<br />

Maßstab die Lebens-, Sozial-, Gesundheits-, und Umweltsituation der Men-<br />

schen berücksichtigen. Die Vermittlung der unterschiedlichen Erfahrungen und<br />

Erlebnisse zwischen den Generationen sind ein notwendiger Moment jeder<br />

Kommunikationskultur, die für das humane Gesicht unserer Gesellschaft unver-<br />

zichtbar ist (vgl. Thiersch 2005, S.160-173 ).<br />

Ganz im Sinne dieser Lebensweltorientierung haben sich, je nach regionaler,<br />

sozialer und geschichtlicher Entwicklung vier Typen von Mehrgenerationenhäu-<br />

ser herausgebildet (vgl. Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und<br />

Jugend: Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser 2011, S. 55) :<br />

• „das aktivitätsorientierte Haus:<br />

Mehrgenerationenhäuser dieser Art verfügen über viele offene Begegnungsangebo-<br />

te als Schlüssel für den Mehrgenerationenzusammenhalt. Sie binden durch das Ak-<br />

tivangebot alle Altersgruppen ein, das Mitmachen fällt Alt und Jung leicht. Allerdings<br />

begegnen sich Alt und Jung nicht zwangsläufig, oft bleiben die Generationen unter<br />

sich. Eher selten tauschen die Generationen ihre Erfahrungen aus oder unterstüt-<br />

zen sich gegenseitig. Diese Art von Mehrgenerationenhaus hat häufig treue Besu-<br />

cherInnen, die sich an bestimmte Formen der Nutzung gewöhnt haben. Im Ver-<br />

gleich zu anderen Häusertypen haben Angebote, wie ein offener Treff in den Akti-<br />

onshäusern deutlich kürzere Öffnungszeiten.<br />

17


• das begegnungsorientierte Haus<br />

Der offene Treff ist in diesen Häusern besonders häufig und lange geöffnet. Da-<br />

durch werden BesucherInnen unterschiedlichen Lebensalters motiviert etwas ge-<br />

meinsam zu machen. So finden in etwa 80% der Angebote gemeinsame Aktivitäten<br />

unterschiedlicher Generationen statt, während es bei andern Häusern nur etwa 66<br />

% sind. Die begegnungsorientierten Häuser sind meist Neugründungen und haben<br />

den Vorteil, gleich von Anfang an das Miteinander in den Vordergrund zu stellen.<br />

• das serviceorientierte Haus<br />

Der Schwerpunkt der serviceorientierten Mehrgenerationenhäuser sind haushalts-<br />

nahe Dienstleistungen. Das führt dazu, dass die Generationenmischung bislang<br />

eine unterdurchschnittliche Rolle spielt. Gleiches gilt für das Miteinander der Gene-<br />

rationen. Die Angebote werden z. T. von Fachkräften angeboten, daher sind hier eh-<br />

renamtlich Engagierte eher seltener als in anderen Häusertypen anzutreffen.<br />

• das entwicklungsorientierte Haus<br />

Der Schwerpunkt dieser Mehrgenerationenhäuser liegt im Bereich Lernen, Bildung<br />

und Förderung. Sie zeichnen sich durch generationsspezifische Bildungsangebote<br />

aus und sind zum Großteil aus Familienbildungsstätten und Eltern-Kind-Zentren<br />

entstanden. Sie haben meist lange Öffnungszeiten der offenen Treffs“ (Bundesmi-<br />

nisterium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: Aktionsprogramm Mehrgene-<br />

rationenhäuser 2011, S. 55).<br />

Die Angebotsstruktur eines Mehrgenerationenhauses wird durch die regionalen<br />

Bedingungen und der Geschichte eines Hauses geprägt (vgl. BMFSFJ 2009, S.<br />

8-14).<br />

Für das Generationenzentrum Milbertshofen trifft nach dieser Kategorisierung<br />

derzeit am ehesten eine Mischform von begegnungs- und aktionsorientiert zu,<br />

der Schwerpunkt liegt jedoch in der Aktionsform.<br />

Das Generationenzentrum Milbertshofen befindet sich im Münchner Stadtteil<br />

Milbertshofen – Am Hart (Stadtbezirk 11). Es ist neben einem Alten- und Ser-<br />

vicezentrum und einem weiteren Mehrgenerationenhaus eine soziale Anlauf-<br />

stelle im Stadtteil.<br />

Der Stadtteil bildet einen relativ schmalen Streifen zwischen Ingolstädter und<br />

Schleißheimerstraße von der Stadtgrenze im Norden und dem Petuelring (Teil-<br />

18


stück des Mittleren Rings) im Süden. Infolge einer frühzeitigen Industrialisierung<br />

ist hier ein Gemengelage von Industrie, Gewerbe und Wohnen (mit einem ho-<br />

hen Anteil an Sozialbauten) entstanden.<br />

Die Einwohnerzahl des Stadtbezirks liegt bei 70.470, wobei der Anteil der aus-<br />

ländischen Bevölkerung der höchste unter allen Münchner Stadtbezirken ist.<br />

Über dem Stadtdurchschnitt liegt auch der prozentuale Anteil der Haushalte mit<br />

Kindern (vgl. Statistisches Taschenbuch, 2012. S.86).<br />

Eine besondere Herausforderung an diesem Standort ist die Zusammensetzung<br />

der unmittelbaren Nachbarschaft. Zum einen gibt es eine ältere Bevölkerung mit<br />

deutschem Hintergrund und zum anderen eine Bevölkerung von kinderreichen<br />

jungen Familien mit Migrationshintergrund.<br />

2.5 Essentielle Aspekte zu den gelingenden Bedingungen für inter-<br />

generative Begegnungen – Ableitung der Hypothesen<br />

In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Beispiele für intergenerati-<br />

ve Begegnungen. Diese beschränken sich jedoch häufig auf Aussagen zwi-<br />

schen „Jung und Alt“, das „mittlere Alter“ wird kaum angesprochen. Bei der Su-<br />

che nach einem aussagekräftigen Katalog über die begünstigen Faktoren für in-<br />

tergenerative Begegnungen findet sich in der Fachliteratur wenig. Vor diesem<br />

Hintergrund können nachfolgend nur gesammelte Aspekte für die gelingenden<br />

Bedingungen intergenerative Begegnungen vorgestellt werden, die wiederum<br />

Hypothesen für die intergenerative Arbeit im Generationenzentrum bilden.<br />

Die Annahmen waren leitend für die Konzipierung der Fallstudie (siehe hierzu<br />

Punkt 3).<br />

a) Gemeinsame Aufgabe<br />

Ein entscheidender Faktor für die intergenerativen Begegnungen stellt das viel-<br />

fältige Angebot für diverse Altersgruppen dar. In der Fachliteratur wird eine<br />

Bandbreite verschiedenster Vorhaben vorgestellt, die eine Vielzahl unterschied-<br />

lichster Möglichkeiten für den Kontakt der Generationen aufzeigen. Die Mehrge-<br />

nerationenhäuser haben beispielsweise ihre Angebote für alle Generationen ge-<br />

öffnet, zu ihren Aufgabenspektrum zählen z. B. Kinderbetreuung, Betreuung<br />

von älteren Angehörigen sowie Beratung und Unterstützung junger Menschen.<br />

Gerade das Beispiel „Kinderbetreuung“ zeigt auf, dass alle Generationen vom<br />

19


Netzwerk „Jung und Alt“ profitieren können (vgl. Punkt 2.3). Jungen Familien ist<br />

es möglich Familien- und Arbeitsleben in Vereinbarkeit zu bringen und ältere<br />

Menschen können im „Rentendasein“ noch weiterhin Verantwortung überneh-<br />

men. Darüber hinaus ergibt sich die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit<br />

anderen Eltern und älteren Menschen. Auch junge Menschen erhalten dadurch<br />

Hilfe und Unterstützung und können selbst ebenfalls Verantwortung für andere<br />

Menschen übernehmen. Projekte wie z. B. Schüler im Altenheim zeigen auf,<br />

dass der Generationenaustausch zur Entwicklung sozialer Kompetenzen bei-<br />

trägt. So können Schüler außerhalb der Schule ihre Sozialkompetenzen weiter-<br />

entwickeln (Eder 2006, S. 20 und S. 47 ff., BMFSFJ 2009, S. 8-14). „Viele gene-<br />

rationenverbindende Projekte widmen sich auch der Weitergabe beruflicher Fä-<br />

higkeiten“ (Eder 2006, S. 21). Ältere Menschen werden nicht, wie in der Wirt-<br />

schaft üblich, mit über 50 aufs „Abstellgleis“ geparkt, sondern als wertvolle Res-<br />

source für jüngere Personen gesehen. Bestes Beispiel zeigen Vorhaben in der<br />

Generationenarbeit im Sinne eines regelmäßigen Treffens zwischen MentorIn-<br />

nen und Jugendlichen, die vom Deutschunterricht über Unterstützung vor Prü-<br />

fungen bis zur Bewerbungscoachings viele Themen einschließen. Auch die<br />

Zeitzeugenarbeit, die an Schulen inzwischen ein wichtiges Bildungsinstrument<br />

darstellt, macht die Möglichkeit des Zusammenklangs zwischen Jung und Alt<br />

deutlich (vgl. Eder 2006, S. 21f.). In der Literatur wird an dieser Stelle gerne der<br />

Begriff „Generativität“ aufgegriffen: Die „(...) Verantwortungsübernahme von Äl-<br />

teren für Jüngere sowie die Weitergabe von Erfahrung und Wissen von Älteren<br />

an Jüngere (...)“ (Tesch-Römer 2010, S. 165 zitiert nach Erikson 1950).<br />

Alles in allem basiert der Kern der Angebote in der Generationenarbeit letztlich<br />

auf „Hilfe“ und „Unterstützung“ durch Informations-, Beratungs- und Bildungsan-<br />

gebote. Dabei werden die Generationenzentren vor Ort als wichtige Anlaufstelle<br />

bei der Suche nach Hilfe für alle BürgerInnen in der Kommune betrachtet (vgl.<br />

BMFSFJ 2009, S. 8-14). Darüber hinaus besteht somit die Annahme, dass Ge-<br />

nerationenzentren durch ihre unterschiedlichen Angebote eine bedeutsame Be-<br />

gegnungsstätte darstellen, wodurch bei den Generationen unterschiedlichen Al-<br />

ters gemeinsame Aufgaben entstehen können.<br />

b) Kommunikation als Erfolgskriterium im intergenerativen und -kulturel-<br />

len Dialog<br />

Ein maßgebliches Erfolgskriterium für die intergenerative Arbeit stellt eine gelin-<br />

20


gende Kommunikation dar (vgl. Schröer 2007, S. 1). Bei der Frage nach dem<br />

gelingenden Dialog zwischen den Generationen spielt auch der Faktor „Kultur“ /<br />

„Ethnizität“ eine entscheidende Rolle. Im Zuge der Entwicklung Deutschlands<br />

zu einem Einwanderungsland begegnen sich in den Kommunen nicht nur unter-<br />

schiedliche Generationen, sondern unterschiedliche Generationen aus ver-<br />

schiedensten Kulturen. Der Umstand, dass die Zahl der immer älter werdenden<br />

Menschen in Deutschland generell zunimmt, betrifft damit gleichermaßen auch<br />

die Migrantenbevölkerung (vgl. Hahn 2011, S. 36 ff.). In einer Studie zur Erfor-<br />

schung von ethnischen Differenzierungen in Beratungsgesprächen der Altenhil-<br />

fe wurde aufzeigt, dass der Faktor „Ethnizität“ nicht unerheblich für den Ablauf<br />

des Hilfeprozesses ist. Insbesondere erschwert die sprachliche Differenz die Si-<br />

tuation, sodass die Beratenden ihrer Rolle kaum nachgehen können. „Die Wir-<br />

kungsweise ethnischer Differenzierungen im Rahmen von Kontaktaufbau und<br />

Beziehungsgestaltung ist kontingent“. Dabei wurde aufgezeigt, dass die Ethni-<br />

sierungen die Beziehungen zwischen BeraterInnen und Ratsuchenden sogar<br />

belasten. In besonderen Fällen kann die Ethnizität sogar als Beziehungsbehin-<br />

derer bezeichnet werden (vgl. Hahn 2011, S. 218).<br />

„Miteinander sprechen“ im intergenerationellen sowie im interkulturellen Dialog<br />

kann erfolgreich gestaltet werden, wenn der Dialog in einem Drei-Schritt erfolgt,<br />

die einer Unterstützung bedarf. Hierzu zählt zunächst das „akustische und se-<br />

mantische Verstehen“, d. h. die Nachricht kann durch Sinnesorgane aufgenom-<br />

men, vom Gehirn verarbeitet und darüber hinaus adäquat interpretiert werden<br />

(vgl. Koptelzewa 2003, S. 8f., Geiser 2009, S. 54f.). Dafür bilden jedoch sprach-<br />

liche, kulturelle und persönliche Unsicherheiten sowie Wahrnehmungen ent-<br />

sprechende Hürden. Vor dem Hintergrund benötigt es „Verständnis“ (zweiter<br />

Schritt), wofür wiederum die Empathiefähigkeit und das Interesse an der Be-<br />

gegnung von Bedeutung sind. Ein solches Verständnis ist jedoch wiederum von<br />

gesellschaftlicher Kategorisierungen, Einstellungen und Erwartungen abhängig.<br />

Unterstützend für den intergenerativen Dialog von Generationen und Kulturen<br />

ist dabei das Wissen (dritter Schritt) über Kommunikationsprozesse und deren<br />

sozialen sowie kulturellen Hintergründen. Dies bedeutet, dass auf der Basis von<br />

„Selbstreflexion“, „Wissen“ und „Analyse von Ungleichheiten“ Verständigung<br />

erst möglich ist. Hierzu bedarf es insbesondere der Einigung der Kommunikati-<br />

onsteilnehmerInnen über die Gültigkeit von Botschaften sowie die Anerkennung<br />

des Gegenübers (vgl. Schröer 2007, S.2). Gerade für das Arrangement „inter-<br />

21


generative Begegnungen“ braucht es zudem auch Wissen über das Altern, d.h.<br />

ein Wissen, das über die menschliche Entwicklung nach dem frühen Erwachse-<br />

nenalter hinausgeht und sich mit der Nutzbarmachung der Potenziale der Älte-<br />

ren auseinandersetzt (vgl. Kruse/Wahl 2010, S. 514).<br />

c) Hemmnisse für die Begegnungen zwischen den Generationen<br />

Wie bereits im Punkt „Kommunikation“ deutlich wurde, sind unterschiedliche Bil-<br />

der / Wahrnehmungen der Generationen untereinander ausschlaggebend, ob<br />

eine Kommunikation bzw. Kontaktaufnahme zwischen den Generationen erfolgt<br />

oder nicht. Im Folgenden wird auf interessante Gesichtspunkte, wie der „Bereit-<br />

schaft des Kontakttretens zwischen mittleren und höheren Erwachsenenalter“,<br />

der „Vorurteile gegenüber älteren Menschen“, des „sozialen Rückzugs älterer<br />

Menschen“ und der Frage nach dem „Krieg der Generationen“ eingegangen.<br />

- Bereitschaft des Kontakttretens zwischen mittleren und höheren Er-<br />

wachsenenalter: An einer empirischen Studie von Kruse & Schmitt 2006 haben<br />

1.275 Personen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren zur Klärung der Frage<br />

nach der Zentralität „Alter“ in sozialen Interaktionen für eine allgemeine Ein-<br />

schätzung intergenerationeller Beziehungen außerhalb der Familie teilgenom-<br />

men. Dabei wurde ermittelt, „(...) dass sich Menschen im mittleren und höheren<br />

Erwachsenenalter in der Wahrnehmung und Deutung ihrer sozialen Umwelt nur<br />

vergleichsweise selten an der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Altersgruppen<br />

orientieren“ (Kruse/Wahl 2011, S. 400). Interessant erwies sich dabei die An-<br />

nahme, dass das Thema Alter / Altersbilder erst dann eine Rolle spielt, wenn z.<br />

B. das Gegenüber bereits aufgrund der äußeren Erscheinung, oder des spezifi-<br />

schen Verhaltens mit einem negativen Stereotyp übereinstimmt (vgl. Kruse/<br />

Wahl 2011, S. 400f.).<br />

- Vorurteile gegenüber älteren Menschen: Bei der Frage nach den Vorurtei-<br />

len gegenüber älteren Menschen, finden sich in der wissenschaftlichen Unter-<br />

suchung von Altersbildern häufig der Begriff „Ageism“, besetzt für das Wort „Al-<br />

tenfeindlichkeit“. Bis heute wird hierbei auf die Studie von Robert Butler im Jah-<br />

re 1969 zurückgegriffen, der unter anderem von einem Vorurteil gegenüber älte-<br />

ren Menschen, der sozialen Diskriminierung älterer Menschen und der Bestäti-<br />

22


gung stereotyper Überzeugungen durch institutionelle und politische Praktiken<br />

ausgeht (vgl. Kruse/Wahl 2010, S. 213). Das überwiegend negative Altersbild<br />

wird in der Gerontologie jedoch kontrovers diskutiert und konnte in der Vergan-<br />

genheit nicht eindeutig belegt werden. Einigkeit herrscht hingegen bei der An-<br />

nahme, dass eine tief greifende Reserviertheit gegenüber dem Alter in unserer<br />

westlichen Kultur vorherrscht.<br />

- Rückzug älterer Menschen / vorsichtiges Verhalten: Bezüglich des The-<br />

mas „Pflege sozialer Beziehungen“ ist bei den meisten alternden Menschen ein<br />

deutlicher Rückgang in der sozialen Netzwerkgröße zu beobachten (vgl.<br />

Kruse/Wahl 2010, S. 184). Für die Stabilität von sozialen Beziehungen und der<br />

Motivation ihrer Aufrechterhaltung hat die amerikanische Psychologin Laura<br />

Carstensen Anfang der 1990er Jahre Theorien aufgestellt. Dabei geht sie davon<br />

aus, dass unter anderem die Suche nach „Intimität“ ein maßgeblicher Faktor zu-<br />

nehmenden Alters für die Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen darstellt. Dies<br />

bedeutet, dass ältere Menschen ihr soziales Netzwerk in der Art verkleinern,<br />

das sie vor allem in jene Beziehungen investieren können, die ihnen besonders<br />

viel an Intimität und Nähe geben. Studien belegen, dass sich solche positiven<br />

Beziehungen, die vielfach stark an familiären Beziehungen gebunden sind, bis<br />

ins höchste Alter intensiv aufrecht erhalten werden, während weniger wichtige<br />

Beziehungen vernachlässigt, zurückgefahren bzw. beendet werden (vgl. Kruse/<br />

Wahl 2010, S.162). Infolgedessen ist auch der Faktor „Einsamkeit“ bei Men-<br />

schen höheren Alters dann besonders ausgeprägt, wenn gerade diese gelieb-<br />

ten und nahestehenden Personen sterben. Neue Beziehungen im Alter aufzu-<br />

bauen, erweist sich bei älteren Menschen besonders schwierig, da sie sich häu-<br />

fig, im Vergleich zu anderen Altersgruppen eher als „zur Seite gestellt“, als „al-<br />

tes Eisen“ und damit nicht mehr für die Gesellschaft als „wertvoll“ erachtet se-<br />

hen (vgl. Kruse/Wahl 2010, S. 186f.). Erschwerend kommt bei älteren Men-<br />

schen hinzu, dass sie meist unter depressiven oder schweren körperlichen Er-<br />

krankungen leiden (vgl. Kruse / Wahl 2010, S. 163).<br />

- Auch das Thema „Krieg der Generationen“ findet sich im wissenschaftlichen<br />

Diskurs immer wieder. Hierzu hat das SIGMA-Institut (Sozialwissenschaftliches<br />

Institut für Gegenwartsfragen) im Auftrag des baden-württembergischen Sozial-<br />

ministeriums in Mannheim im Februar 1999 auf Bundesebene rund 1.000 zufäl-<br />

23


lig ausgewählte BürgerInnen befragt. Die Studie widerlegte zwar das in der Öf-<br />

fentlichkeit verbreitete Bild vom Krieg der Generationen, zeigte jedoch auf, dass<br />

eine zunehmende Sprach- und Beziehungslosigkeit zwischen Jung und Alt in<br />

Deutschland vorliegt. Außerhalb der Familie haben danach nur noch Minderhei-<br />

ten oft Kontakt zu Angehörigen der älteren Generation. In der Familie hat ein<br />

Drittel (33 %) von den 15 bis 20-jährigen Jugendlichen häufig mit über 60-Jähri-<br />

gen Kontakt. Beruflich, in der Ausbildung oder bei Gelegenheit außerhalb von<br />

Familie gaben 70 % der Jugendlichen an, nur selten oder nie mit Angehörigen<br />

der älteren Generationen zu tun zu haben. 49 % der Deutschen ab dem 15. Le-<br />

bensjahr glauben sogar, dass sich das Verhältnis zwischen Jung und Alt in<br />

Deutschland in der ersten Hälfte des nächsten Jahrhunderts verschlechtern<br />

wird. Bei den jungen Erwachsenen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr sowie<br />

der Generation mittleren Alters liegt die Zahl noch höher. Im Weiteren wurde er-<br />

mittelt, dass der Generationenvertrag zwar von der Mehrheit der Deutschen ak-<br />

zeptiert wird, jedoch insbesondere bei der jungen und mittleren Generation auf<br />

erhebliche Widerstände stößt. So unterstützen bei den 15 bis 20-Jährige sowie<br />

den 20 bis 30-Jährigen nur 29 % bzw. 37 % den Generationenvertrag.<br />

Besonders positiv wurde in der Studie bewertet, dass die Bereitschaft zum ge-<br />

meinsamen Engagement der Generationen bei allen Altersgruppen stark ausge-<br />

prägt ist. Dabei nannte die Studie auch, welche Motive/Erwartungen für das<br />

bürgerschaftliche Engagement bei den unterschiedlichen Generationen eine<br />

Rolle spielen: „so akzeptiert zu werden, wie man ist“ (61 %) und „anderen Men-<br />

schen zu helfen“ (56 %). Mit steigender Tendenz in allen Altersgruppen wurden<br />

als Motive geäußert: „Spaß zu haben, seine Fähigkeiten einzubringen, neue<br />

Leute kennenzulernen, eigene Interessen vertreten zu können“ und das Gefühl<br />

„gebraucht“ zu werden. Letztere Erwartung war besonders bei Angehörigen äl-<br />

terer Generation ausgeprägt (56 % der über 60-Jährigen).<br />

Zwischenfazit, Ableitung der Hypothesen:<br />

Abschließend sollen anhand der aufgezeigten Aspekte die einzelnen Annahmen<br />

für die gelingenden Bedingungen intergenerativer Begegnungen formuliert wer-<br />

den.<br />

- Es wurde dargelegt, dass die Generationenzentren in den Kommunen eine<br />

wichtige Anlaufstelle für alle Generationen darstellen. Aus ihnen heraus erge-<br />

24


en sich wiederum gemeinsame Aufgabenstellungen für die Generationen und<br />

somit Möglichkeiten des Dialogs verschiedenster Altersgruppen. Es kann dem-<br />

zufolge angenommen werden, dass für länger andauernde Begegnungen der<br />

Faktor „gemeinsame Aufgabe“ ausschlaggebend ist.<br />

- Damit viele Altersgruppen in den Generationenzentren erreicht werden kön-<br />

nen, ist ein vielfältiges Angebot von Bedeutung. Dies kann nur durch die Vernet-<br />

zung zahlreicher kompetenter Akteure abgedeckt werden. Vor dem Hintergrund<br />

kann auch die Komponente „personelle Ausstattung“ der Generationenzentren<br />

als ein wichtiger Erfolgsfaktor angesehen werden. Dabei spielt insbesondere<br />

die Varietät des Personals ein entscheidende Rolle. Denn letztlich können über<br />

die Fähigkeiten engagierter Menschen in der intergenerativen Arbeit (Ehrenamt/<br />

Hauptamt) wiederum unterschiedliche Angebote in den Generationenzentren<br />

entstehen. Auch die Vernetzungsarbeit der Generationenzentren könnte hierbei<br />

an Bedeutung gewinnen, um möglichst viele attraktive Angebote anzubieten.<br />

- Aus der Annahme, dass eine gelingende Kommunikation das Erfolgskriterium<br />

für intergenerative Arbeit darstellt, lassen sich gleichsam mehrere Annahmen<br />

formulieren. Da Kommunikation maßgeblich von unseren Wahrnehmungen /<br />

Vorurteilen beeinflusst wird, ist anzunehmen, dass die jeweiligen „Bilder“ der<br />

Generationen entscheidend für die intergenerative Begegnung sind.<br />

Wie bei den „Jugendlichen“, „älteren Menschen“ und „ältere Menschen mit Mi-<br />

grationshintergrund“ deutlich wurde, kann es besonders bei diesen Personen-<br />

gruppen Hemmnisse für die intergenerative Begegnung geben. Hierzu bedarf<br />

es an Wissen von Alterungsprozessen sowie über unterschiedliche Kulturen<br />

und sozialen Kompetenzen, wie der „interkulturellen Kompetenz, der Kommuni-<br />

kationskompetenz und Beziehungskompetenz“. Hieraus ergibt sich die Annah-<br />

me, dass gerade MitarbeiterInnen / Beteiligte in der intergenerativen Arbeit mit<br />

dem entsprechenden Wissen sowie den nötigen sozialen Kompetenzen die in-<br />

tergenerativen Dialog erfolgreich gestalten bzw. unterstützend begleiten und<br />

vorantreiben können.<br />

Das lässt annehmen, dass die Generationenzentren ein Mindestmaß an „kom-<br />

petenten Akteuren“ benötigen, die Schlüsselqualifikationen, wie das Wissen um<br />

Alterungsprozesse, interkulturelle, intergenerative und kommunikative Kompe-<br />

tenz, Beziehungskompetenz und Kenntnisse in Fremdsprachen mitbringen.<br />

25


Auf Grund des komplexen und breiten Arbeitsfeldes und der Unmöglichkeit,<br />

dass MitarbeiterInnen die komplette Bandbreite an erforderlichen Kompetenzen<br />

mitbringen, sollte in Generationenzentren ausreichend Unterstützung durch<br />

spezifische Fortbildungsveranstaltungen ermöglicht werden.<br />

3 Qualitative Studie<br />

3.1 Hintergründe, Zielsetzung und Forschungsfrage<br />

Die gelingenden Bedingungen für intergenerative Begegnungen stellen den<br />

Forschungsgegenstand der vorliegenden Fallstudie dar und beziehen sich auf<br />

die Fragestellung, welche Faktoren die intergenerativen Begegnungen in einem<br />

Generationenzentrum begünstigen und ggf. auch behindern können. Zu dem<br />

Zweck wurden für die Fallstudie zwei Methoden konzipiert: Die „teilnehmende<br />

Beobachtung“ und das „Experteninterview“. So wurden zum einen mit ausge-<br />

wählten Akteuren des Generationenzentrums Milbertshofen die Voraussetzun-<br />

gen für Begegnungen unterschiedlichen Alters diskutiert und zum anderen die<br />

Inhalte mit den durch eine Forscherin beobachteten Faktoren im Generationen-<br />

zentrum verglichen. Ziel der Forschungsarbeit war es, über das Praxisbeispiel<br />

„Generationenzentrum Milbertshofen“ die gelingenden Bedingungen für interge-<br />

nerative Begegnungen in Generationenzentren transparent zu machen.<br />

Darüber hinaus sollten die Ergebnisse der Fallstudie dem Generationenzen-<br />

trum Milbertshofen als Orientierungshilfe für künftige Planungen in ihrer interge-<br />

nerativen Arbeit dienen. So wurden im Rahmen der Experteninterviews auch<br />

der Handlungsbedarf bzw. Verbesserungsmöglichkeiten für das Generationen-<br />

zentrum Milbertshofen evaluiert.<br />

3.2 Empirische Vorgehensweise<br />

3.2.1 Untersuchungsdesign und -methoden<br />

Bei der vorliegenden Fallstudie handelt es sich um eine „Evaluationsstudie“<br />

(vgl. Schaffer 2009, S. 85 ff.). Dabei werden mit Hilfe der Methoden „teilneh-<br />

mende Beobachtung“ sowie „Experteninterviews“ Informationen ermittelt, die<br />

als Grundlage für die Ableitung der Empfehlungen an das Generationenzentrum<br />

dienen.<br />

26


a) Beobachtungen<br />

Als erste Untersuchungsmethode wurde die teilnehmende Beobachtung als<br />

qualitatives Verfahren gewählt, da diese sich für explorative, hypothesengene-<br />

rierende Forschungsfragen besonders eignet. Die Ermittlung gelingender Be-<br />

dingungen für intergenerative Begegnungen im Generationenzentrum Milberts-<br />

hofen war von außen schwer einsehbar, zudem konnten die weichen Faktoren<br />

für gelingende intergenerative Begegnungen nur im sozialen Umfeld „Genera-<br />

tionenzentrum“ beobachtet werden (vgl. Mayring 2002, S. 80-83). Dabei wurde<br />

die „direkte Beobachtung“ gewählt, wobei die Forschende eine passive Rolle in<br />

ihrer Beobachtung einnehmen sollte (vgl. Schaffer 2009, S. 94 f.).<br />

Da es nicht möglich war alle Angebote und Anlässe im Generationenzentrum zu<br />

beobachten (=Grundgesamt) wurde von der Einrichtung eine Liste aller Ange-<br />

bote unterschiedlichsten Alters zur Verfügung gestellt („systematische Stichpro-<br />

benauswahl“) (vgl. Schaffer 2009, S. 171 f.). Die Beobachtungen erfolgten an<br />

zwei Tagen und dauerten jeweils 20 bis 45 Minuten. Insgesamt entstanden<br />

sechs Beobachtungssequenzen zu folgenden Angeboten verschiedenster Al-<br />

tersgenerationen: „Entdeckerschnecken“, „Lernziel/Hausaufgaben“ und „Nach-<br />

barschaftscafé“ (siehe Anlage 1 und 5).<br />

b) Interviews<br />

Im Weiteren fiel die Auswahl der Untersuchungsmethode auf das Experteninter-<br />

view, das als Leitfadeninterview (siehe Anlage 2) konzipiert wurde (vgl. Helffe-<br />

rich 2009, S. 36).<br />

Zur Ermittlung von subjektiven Sichtweisen der ExpertInnen bot sich die „quali-<br />

tative Methode“ mit der mündlichen Befragungsvariante an. Der Forschungsge-<br />

genstand sollte nicht über das Messen erfasst werden, sondern im Wege des<br />

„Verstehens“. Das Wissen soll dabei induktiv gewonnen werden (vgl. Helfferich<br />

2009, S. 21-24).<br />

Als Stichprobe wurden erfahrene Akteure des Generationenzentrums Milberts-<br />

hofen ausgewählt, d.h. Personen die mindesten seit drei Jahren im Generatio-<br />

nenzentrum tätig sind und Erfahrungen in der intergenerativen Arbeit mitbrin-<br />

gen. Die Stichprobenauswahl erfolgte im Sinne des Convenience Samplings,<br />

d.h. einer Auswahl nach der Verfügbarkeit der InterviewpartnerInnen (vgl.<br />

Schaffer 2009, S. 166-175; Gläser/Laudel 2009, S. 117-120). Frau Anja<br />

27


Schneid, die zuständige Sozialpädagogin des Generationenzentrums, unter-<br />

stützte die Suche nach möglichen InterviewpartnerInnen. Nach Abstimmung der<br />

zeitlichen Settings konnten insgesamt fünf ExpertInnen für das Interview am<br />

12.05.2012 gewonnen werden.<br />

3.2.2 Vor- und Durchführungsphase<br />

a) Beobachtungen<br />

Im Vorfeld der Beobachtungen wurde ein Beobachtungsleitfaden erarbeitet (sie-<br />

he Anlage 1). Bei der Erstellung des Beobachtungsbogens wurde zur Orientie-<br />

rung zwar eine Struktur vorgegeben, diese sollte jedoch flexibel gehandhabt<br />

werden. Die Beobachtungen sollten weitestgehend offen durchgeführt werden.<br />

Bei der Konzipierung des Leitfadens war maßgeblich, alle Beobachtungseven-<br />

tualitäten zu ermitteln, die für die Fragestellung der „gelingenden Faktoren“ in-<br />

tergenerativen Begegnungen von Interesse waren. Hierzu zählen folgende Glie-<br />

derungsinhalte: Zusammensetzung / Konstellation (Personenkreis wie Mitarbei-<br />

terIn oder BesucherIn, Geschlecht, Alter, Nationalität), Formen der Interaktion<br />

(verbal, nonverbal, Dauer der Interaktion), Anlass / Grund der Begegnungen<br />

(gemeinsame Aufgabe/gegenseitige Unterstützung), Atmosphäre (Räumlichkei-<br />

ten, Beurteilung der Stimmungsbildes) und Verhalten der MitarbeiterInnen (z. B.<br />

Umgang mit Konflikten, Empathiefähigkeit, Kommunikation auf Augenhöhe).<br />

Unter dem Punkt „Sonstiges“ war es möglich alle restlichen Beobachtungsge-<br />

schehnisse zu erfassen, die für die Fragestellung ausschlaggebend waren, wie<br />

z. B parallel zum Angebot stattfindende Veranstaltungen.<br />

Die Beobachtungen wurde von einer Forscherin vorgenommen und fanden am<br />

08. und 15 Mai 2012 statt. Es waren keine Störungen während der Beobachtun-<br />

gen zu verzeichnen. Die Beobachterin hatte den Beobachtungsleitfaden wei-<br />

testgehend verinnerlicht, wodurch sie ungestört die Beobachtungen auf sich<br />

wirken lassen konnte. Bei der Durchführung der Beobachtung wurden sodann<br />

nur kleine Feldnotizen erstellt, die zu einem anderen Zeitpunkt bei der Erstel-<br />

lung des Beobachtungsprotokolls ergänzt wurden (vgl. Mayring 2002, S. 81f.).<br />

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgte zunächst handschriftlich in Tabellen,<br />

und wurde später computergestützt in Calc-Listen zusammengeführt. Ziel war<br />

es zum einem die Ergebnisse der Beobachtung transparent aufzuschlüsseln<br />

und zum anderen für die Schlussauswertung greifbar zu machen, sodass ein di-<br />

28


ekter Vergleich mit den Ergebnissen der Experteninterviews möglich war (vgl.<br />

Mayring 2002, S. 85 ff.).<br />

b) Experteninterviews<br />

Die Expertenbefragungen wurden vorab als Leitfadeninterviews (siehe Anlage<br />

2) entwickelt (vgl. Helfferich 2009, S. 36). Die Erstellung des Leitfadens orien-<br />

tierte sich an einschlägiger Fachliteratur und den dort genannten Hypothesen<br />

für gelingende Faktoren intergenerativer Begegnungen (siehe Punkt 2.5). Bei<br />

der Ausgangshypothese – „ein vielfältiges Angebot in den Generationenzentren<br />

ist für die intergenerativen Begegnungen von Bedeutung“ – galt es in der Stu-<br />

die zu hinterfragen, welche Angebote sich besonders für Schaffung intergene-<br />

rativer Begegnungen eignen. Insbesondere war interessant, in welcher Form<br />

(geplant/spontan) sich intergenerative Kontakte beobachten ließen.<br />

Der Fragenkatalog des Interviewleitfadens wurde überwiegend offen formuliert,<br />

sodass die Daten vorrangig von den ExpertInnen des Generationenzentrums<br />

erhoben werden konnten. Im Gegensatz zu einem Alltagsgespräch ermitteln In-<br />

terviews systematisch ein bestimmtes, für die Forschungsfrage relevantes The-<br />

ma (vgl. Hug/Poscheschnik 2010, S. 100). Mit Hilfe des Interviewleitfadens war<br />

es zunächst möglich die Fragen sowie Unterfragen bereits im Vorfeld der Inter-<br />

views festzuhalten. Bei der Durchführung konnten Formulierungen sowie die<br />

Reihenfolge der Fragen im unterschiedlichen Maß flexibel gehandhabt werden<br />

(vgl. Helfferich 2009, S. 36). Die überwiegende Offenheit und dennoch struktu-<br />

rierte Erhebungsmethode diente als roter Faden bei den verschiedenen Inter-<br />

viewsituationen und ermöglicht dem Interviewer /der Interviewerin nachzufra-<br />

gen, wenn sie/er den Eindruck hatte, dass noch nicht genug Informationen vor-<br />

lägen (vgl. Hug/Poscheschnik 2010, S. 100).<br />

Als Einstiegsfrage wurde eine Fragestellung gewählt, auf die die Interviewpart-<br />

nerInnen ohne zu zögern antworten konnten (Warming-Up) (vgl. Schaffer 2009,<br />

S. 117). Die weiteren Fragen waren zielführend, um die Befragten auf den Kern<br />

des Forschungsthemas hinzuführen. Die wichtigsten Fragen wurden in der Mitte<br />

des Fragebogens platziert (Fragen 2 - 4). Als runder Abschluss für das Ende<br />

des Interviews diente die Frage nach den Verbesserungsvorschlägen (vgl.<br />

Schaffer 2009, S. 117). Zur Wahrung der Anonymität der PartnerInnen be-<br />

schränken sich die Angaben auf den Vornamen und der Nennung des Anfangs-<br />

buchstaben.<br />

29


Der Interviewleitfaden wurde in Zusammenarbeit mit der Seminarleitung Frau<br />

Anita Meyer (M.A) erarbeitet und mit Hilfe einer Studentin auf die Verständlich-<br />

keit der Fragestellungen überprüft (Pretest).<br />

Die Interviews wurden am 12.05.2012 von 10:30 Uhr - 12:30 Uhr von drei Inter-<br />

viewerInnen durchgeführt und dauerten im Schnitt ca. 50 Minuten. Alle Inter-<br />

views haben in einer ungestörten Atmosphäre, in freien Räumlichkeiten (Büro,<br />

Hausaufgabenzimmer, Gemeinschaftsraum) des Generationenzentrums statt-<br />

gefunden. Ein Interview wurde aus arbeitsteiligen Gründen von zwei Interviewe-<br />

rinnen durchgeführt.<br />

Als Medium für die Realisierung der Interviews wurde die „Tonbandaufzeich-<br />

nung“ gewählt, um zum einem den Blickkontakt zum/zur InterviewpartnerIn auf-<br />

rechtzuerhalten und andererseits die Datensicherung der gewonnenen Ge-<br />

sprächsinhalte zu gewährleisten (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 157f.). Das Auf-<br />

nahmegerät wurde vom Medienpädagogischen Zentrum der <strong>KSFH</strong> ausgelie-<br />

hen. Alle Befragten sind im vorab von der Sozialpädagogin Frau Frau Anja<br />

Schneid über die Tonbandaufzeichnung informiert worden.<br />

Die aufgezeichneten Interviews wurden vollständig – soweit verständlich –,<br />

transkribiert (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 193f.). Da in der Forschungsarbeit die<br />

informativen Inhalte des Interviews im Vordergrund standen (vgl. Helfferich<br />

2009, S. 39), verzichtete das Forschungsteam auf die Transkription des Dialek-<br />

tes. Zentrale Aussagen konnten beim Interview von Herrn Ma. (Interview B, An-<br />

lage 3) zum Teil grammatikalisch angepasst werden. Lediglich längere Pausen<br />

wurden dokumentiert und nicht verständliche Textpassagen durch Klammern<br />

(…) im Protokoll (siehe Anlage 3) kenntlich gemacht (vgl. Hug/Poscheschnik<br />

2010, S.135 ff.).<br />

3.2.3 Auswertungsmethode<br />

Folgende Beschreibung der Auswertungsmethode beschränkt sich auf das ge-<br />

wonnene Textmaterial aus den Interviews. Die resultierenden Auswertungsta-<br />

bellen (siehe Anlage 4) wurden im nächsten Schritt – soweit sie für die Frage-<br />

stellung ausschlaggebend waren – mit denen der tabellarischen Beobachtungs-<br />

ergebnisse (siehe Anlage 5) verglichen. Bezweckt wurde die Überprüfung, ob<br />

sich die einzelnen Auswertungsergebnisse der Interviews mit denen der Beob-<br />

30


achtungen decken. Bei den Vergleichen wurde nach Übereinstimmungen, Wi-<br />

dersprüchen und zusätzlichen Informationen gesucht (siehe hierzu Punkt 3.4).<br />

Die Auswertung der Interviewprotokolle orientierte sich an der „qualitativen In-<br />

haltsanalyse“ (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 197 ff.). Es erfolgte eine Reduktion<br />

der Datenmenge zum Verständnis des Textmaterials mit Hilfe eines Systems<br />

abstrakter Kategorien. Insbesondere konnten die einzelnen Faktoren gelingen-<br />

der, intergenerativer Begegnungen in Anlehnung des Interviewleitfadens (hypo-<br />

thesengestützt) als geschlossenes Kategoriensystem genutzt werden, gleicher-<br />

maßen wurden anhand des Textmaterials weitere Kategorien gebildet (siehe<br />

Anlage 4).<br />

Eine Definition der Kategorien mit ihren Ausprägungen, die Formulierung von<br />

Extraktionsregeln zur Zuordnung der einzelnen Textstellen (Verkoden) und die<br />

Erstellung von Auswertungstabellen wurde erarbeitet. Die protokollierten Texte<br />

sind gleichsam in Analyseeinheiten zerlegt worden, es erfolgte die Sichtung der<br />

Texte und die Entnahme der relevanten Informationen entlang des Kategorien-<br />

systems (vgl. Gläser/Laudel 2009, S. 197f.). Folgende Kategorien wurden for-<br />

muliert, die wiederum eigens einzelne Unterkategorien bildeten:<br />

1. Kompetenz der MitarbeiterInnen unterteilt in „Fachkompetenz“ (Wis-<br />

sens- und Fertigkeitskompetenz) sowie „Personalkompetenz“ (Sozial-<br />

und Selbstkompetenz)<br />

2. Interaktion unterkategorisiert in „Leben des Leitbildes durch die Mitar-<br />

beiterInnen im GZ“, „Begegnungen der Generationen (Art/Form der Kom-<br />

munikation) sowie „Ort der Begegnungen“<br />

3. Bilder der Generationen (Bilder der MitarbeiterInnen über die Besuche-<br />

rInnen sowie Abfrage der Wahrnehmungen / Vermutungen zu den „Bil-<br />

dern der BesucherInnen“ voneinander)<br />

4. Gemeinsame Aufgabe aufgegliedert in die Kategorien „spontane Be-<br />

gegnungen“ (informellen Begegnung) sowie „geplante / formale Begeg-<br />

nungen“<br />

5. Verbesserungsvorschläge in zeitlicher, finanzieller, personeller Hinsicht<br />

sowie auch bzgl. des GZ allgemein aufgezeigt (Unterkategorien: Zeitfak-<br />

tor, Finanzfaktor, Personalfaktor, Räumlichkeiten und Allgemein)<br />

31


3.3 Ergebnisse: Experteninterviews – Gelingende Bedingungen für inter-<br />

generative Begegnungen<br />

Dieses Kapitel beinhaltet die Auswertungsergebnisse der Experteninterviews<br />

(siehe Anlage 4), die im Folgenden kurz dargestellt werden.<br />

3.3.1 Kompetenz der MitarbeiterInnen<br />

Zu Beginn der Interviews wurden die ExpertInnen zu ihren bisherigen Werde-<br />

gang, ihren Erfahrungsschätzen und Kompetenzen befragt, die sie für die Arbeit<br />

im Generationenzentrum mitbringen. Die Aussagen wurden in „Fachkompetenz“<br />

und „Personalkompetenz“ aufgeschlüsselt.<br />

a) fachliche Kompetenz<br />

Drei MitarbeiterInnen verfügen speziell über Wissen und Fertigkeiten im sozia-<br />

len Bereich, wobei ein Mitarbeiter sowohl aber auch spezielles Wissen aus dem<br />

Feld der EDV mitbringt (vgl. C,Z.68 ff.). Eine Mitarbeiterin, die sich schwer-<br />

punktmäßig mit der Altersgruppe „SeniorInnen“ beschäftigt, ist von Beruf Ge-<br />

sundheits- und Krankenpflegerin (vgl. A,Z.22 f.). Eine Mitarbeiterin hat ein Studi-<br />

um der Sozialen Arbeit (B.A) absolviert. Sie ist neben ihrer Leitungsrolle in der<br />

„Hausaufgabenbetreuung“ sowie dem „Mittagstisch“, Ansprechpartnerin für alle<br />

Gruppen im Generationenzentrum und dabei für die organisatorischen sowie<br />

personellen Fragen zuständig (vgl. E,Z.14-33). Ein Kollege ist in der kirchlichen<br />

Gemeinde Kinder- und Jugendpastor (vgl. C,Z.57-60).<br />

Die Fachkompetenzen einer Mitarbeiterin und eines Mitarbeiters im Generatio-<br />

nenzentrum können dem wirtschaftlichen Bereich zugeordnet werden. So bringt<br />

die Kollegin ein abgeschlossenes Studium der Touristik/Betriebswirtschaft mit<br />

(vgl. D,Z.87-90), ihr Kollege war lange Zeit im Gastronomiebereich tätig und<br />

verfügt über Wissen hinsichtlich Geschäfts- und Mitarbeiterführung (vgl. B,<br />

Z.52). Beide übernehmen hierbei im Generationenzentrum insbesondere Mana-<br />

gementaufgaben, so beschäftigt sich eine Kollegin insbesondere mit Themen<br />

wie Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring, Fundraising (vgl. D,Z.87-90), ihr Kollege<br />

übernimmt hauptsächlich Vorstandstätigkeiten (Generationzentrum e. V.) und ist<br />

Geschäftsführer des Kindergartens „Mini-Timi“ (vgl. B,Z.25-29).<br />

b) personale Kompetenz<br />

Ebenso verfügen alle InterviewpartnerInnen über entsprechende Sozial- und<br />

32


Selbstkompetenzen. Interessant erweist sich, dass jede/jeder der Befragten als<br />

persönliche Motivation deutlich benennen, hinter der Idee des Generationen-<br />

zentrums zu stehen. Freude, Spass aber auch die Bedeutsamkeit intergenerati-<br />

ver Begegnungen stellen das Selbstkonzept für ihre Tätigkeit im Generationen-<br />

zentrum dar. (vgl. A,Z.48f.; B,Z.53; C,Z.61; D,Z.63-67; E,Z.30-37).<br />

Die Sozialkompetenzen ergeben sich – neben beruflichem Know-How oder<br />

dem Abschluss eines Studiums (siehe oben) – bei allen überwiegend aus priva-<br />

ten Erfahrungen. Hierzu gehören z. B die Pflege der eigenen Eltern bzw.<br />

Schwiegereltern aber auch das Erleben, dass solche intergenerativen Begeg-<br />

nungen in der Familie oder Freundeskreis positiv und bereichernd sind (A,Z.<br />

42f.; B,Z.61-65; C,Z.61; D,Z.81-87; E,Z.50-56).<br />

Beide Kollegen aus dem wirtschaftlichen Bereich betonen hierbei auch die Lust<br />

sich sozial zu engagieren (B,Z.42-45; D,Z.63-67). Die MitarbeiterInnen die im<br />

Generationenzentrum verstärkt Managementaufgaben wie Geschäftsführung,<br />

Finanz- und Personalaufgaben wahrnehmen, benennen diesen Faktor als wich-<br />

tige Motivation für ihre Tätigkeit.<br />

Fazit:<br />

Insgesamt weisen alle befragten MitarbeiterInnen Fach- und Personalkompe-<br />

tenzen auf, die für eine gelingende intergenerative Arbeit von Bedeutung sind.<br />

Es wird deutlich, dass die Arbeit im Generationenzentrum ein gemischtes Mitar-<br />

beiterInnenpool benötigt, dass neben Wissen/Fertigkeiten im sozialen Bereich<br />

auch Know-How bezüglich Leitung und Organisation sozialer Einrichtungen hat.<br />

3.3.2 Interaktion<br />

Innerhalb der Kategorie „Interaktion“ wurden alle Ergebnisse der Interviews ge-<br />

sammelt, die sich mit dem Leben des Leitbildes im Generationenzentrums aus-<br />

einandersetzen. Interessant war hierbei zu ermitteln, ob und welche intergene-<br />

rative Begegnungen im Generationenzentrum stattfinden. Ebenso wurden prak-<br />

tische Beispiele gesammelt, die die verschiedenen Konstellationen der Begeg-<br />

nungen hinsichtlich Alter und Angebote transparent machen konnten.<br />

33


a) Leben des Leitbildes<br />

Den Aussagen der InterviewpartnerInnen war einheitlich zu entnehmen, dass<br />

sie hinter dem Leitgedanken „Voneinander lernen – miteinander leben – einan-<br />

der unterstützen“ stehen (siehe auch Punkt 3.2.1) und es auch selbst auf kolle-<br />

gialer Ebene leben (siehe Buchstabe b.).<br />

Zunächst wurde konstatiert, dass bei der Zielgruppe „Kinder“ grundsätzlich ein-<br />

fach sei den Grundsatz zu leben, da Kinder kontaktfreudiger seien und sich<br />

schneller öffnen als andere Altersgruppen (vgl. C,Z.84-116). Ebenso konnte an-<br />

hand der Praxisbeispiele aufgezeigt werden, dass die Leitidee „Geben und<br />

Nehmen“ besonders zwischen den Altersgruppen „Kinder und SeniorInnen“<br />

zum Ausdruck kommt (C,Z.123-137; E,Z.75-83). Als konkretes Beispiel wurde<br />

von einer InterviewpartnerIn die Begegnung der Gruppe Sonnenblümchen und<br />

Älterer ab 50 genannt (vgl. D,Z.124-127).<br />

Auffällig erwies sich dabei, dass bei der Benennung der Altersgruppe „interge-<br />

nerative Begegnungen“ die Gruppe der Jugendlichen nicht und die Gruppe Er-<br />

wachsenen mittleren Alters nur einmal genannt wurde. Als Beispiel wurde auf-<br />

geführt, dass eine ältere Dame (70 Jahre) erstmals den Frühstücktreff besuch-<br />

te, da sie nach einem Arztbesuch nicht allein sein wollte (vgl. D,Z.207-212). Hier<br />

lässt sich demzufolge ein Kontakt nachweisen, da sich auch die Gruppenleitung<br />

des Frühstückstreffs selbst als Teil der Gruppe bezeichnet (Punkt 3.2.3).<br />

Ein Interviewpartner machte hierbei deutlich, dass das Leben des Leitbilds im<br />

Moment Schritt für Schritt erfolge, denn Beziehungsarbeit verlaufe prozesshaft<br />

(vgl. C,Z.84 ff.).<br />

b) Begegnung der Generationen<br />

Den Schilderungen der InterviewpartnerInnen konnte entnommen werden, dass<br />

die Begegnungen zum einem in den einzelnen Angeboten stattfinden (vgl.<br />

C,Z.275). Hierbei wurde vor allem die Hausaufgabenbetreuung von zwei Inter-<br />

viewpartnerInnen genannt, da sich dort die Altersgruppen „Kinder“, „junge Er-<br />

wachsene“ (StudentInnen), das „mittlere Alter“ und „SeniorInnen“ begegnen<br />

(vgl. C,Z.276-283; D,Z.153-156; D,Z.477-480; E,Z.70-74).<br />

Im Generationenzentrum finden im Weiteren auch Begegnungen im Sinne von<br />

„Übergängen“ statt. D.h. einzelne Angebote im Haus werden zeitgleich durchge-<br />

führt bzw. überschneiden sich, folglich ergeben sich Begegnungen unterschied-<br />

34


lichen Alters. Als Zusammenkünfte mit dem „Senioren- und Nachbarschafts-<br />

café“ wurden folgende Gruppen genannt:<br />

- Die Hausaufgabenbetreuung, das Mädchentreff oder der Kindertreff<br />

- Die Gruppe der Sonnenblümchen, Entdeckerschnecken<br />

Bei den genannten Überschneidungen treffen gleichsam drei bis vier Generatio-<br />

nen aufeinander: Kinder, junge Erwachsene, mittleres Alter (z. B. in Form der<br />

Eltern-Kind-Gruppen) und SeniorInnen (vgl. A,Z.33; A,Z.194, B,Z.100 ff.; C.Z.<br />

330-335; D,Z.433-436). Interessant erweist sich vor allem bei den Mutter-Kind-<br />

Gruppen die Mischung zwischen Müttern mit und ohne Migrationshintergrund<br />

(vgl. E,Z.250 -254).<br />

Anhand der Beispiele der ExpertInnen für Begegnungen unterschiedlichen Al-<br />

ters fällt auf, dass die Gruppe der Jugendlichen in ihren Erzählungen nicht er-<br />

wähnt wird. Nur eine Interviewpartnerin brachte ein, dass es gar keine Berüh-<br />

rungspunkte zwischen Jugendlichen und SeniorInnen gäbe (vgl. E,Z.178-181).<br />

Durch die Schilderung eines Interviewpartners wurde vor allem deutlich, dass<br />

auch die MitarbeiterInnen des Generationenzentrum persönlich Wert auf einen<br />

guten internen Austausch legen (vgl. B,Z.240-245).<br />

Ebenso konnte aufgezeigt werden, das „Essen“ alle Generationen miteinander<br />

verbindet. So wurde als wichtiger Ort der Begegnung auch der Bereich Küche<br />

(Angebot „Mittagstisch“) angesehen (vgl. E,Z.70-74). Insbesondere spielen hier-<br />

bei auch besondere Anlässe im oder vor dem Generationenzentrum eine we-<br />

sentliche Rolle (siehe Punkt 3.3.4). Auch Jugendliche würden dann bei solchen<br />

Events zu sehen sein, etwas trinken und zusehen (vgl. C,Z.379-387).<br />

Äußerungen zur Form der Interaktion:<br />

Hinsichtlich der Art und Weise „wie“ die Generationen miteinander kommunizie-<br />

ren, wurden von den InterviewpartnerInnen ausschließlich Aussagen zur Grup-<br />

pe der SeniorInnen getroffen sowie dem Dialog zwischen Eltern-Kind-Gruppen<br />

und SeniorInnen. Zur Gruppe „Jugendlichen“ wurde an dieser Stelle wenig aus-<br />

gesagt.<br />

Eine Interviewpartnerin beschrieb hierbei ausführlich die Beziehungsarbeit mit<br />

älteren Menschen / SeniorInnen im Generationenzentrum. Es wurde deutlich,<br />

dass bei der Gruppe „SeniorInnen“ der Faktor „Kontinuität“ im Rahmen der Be-<br />

ziehungsarbeit von Bedeutung ist. Dabei sind feste Zeiten, regelmäßige Kon-<br />

35


taktaufnahme – auch telefonisch – für die Altersgruppe essentiell (vgl. A,Z.28-<br />

30).<br />

Die Expertin führte aus, dass auch innerhalb dieser Altersgruppe das Verhältnis<br />

sehr wechselseitig („Geben und Nehmen“) sei und Milieuunterschiede kaum<br />

eine Rolle spielen würden (vgl. A,Z.117-120; A,Z.124f.). Überdies hielten die Se-<br />

niorInnen auch außerhalb des Generationenzentrum telefonischen Kontakt (vgl.<br />

A,Z.259 ff.).<br />

Wenn sich die Personen schon namentlich kennen, so wäre nach Aussage ei-<br />

nes Interviewpartners, auch ein familiäres Verhältnis zwischen den SeniorInnen,<br />

Eltern und ihren Kindern sichtbar. So beschrieb der Experte, dass es zu beob-<br />

achten sei, dass Mütter mit ihren Kindern zur „Leihoma“ gehen. (vgl. B,Z.293-<br />

297).<br />

Auch im Rahmen von Geschichten würden sich, nach Auskunft eines weiteren<br />

Interviewpartners, sehr persönliche, emotionale Gespräche zu bestimmten The-<br />

men zwischen „Alt und Jung“ ergeben (vgl. C,Z.206 ff.). Eine Expertin aus der<br />

Altenarbeit fügte hinzu, dass sich bei den Zusammentreffen von Kindern und<br />

SeniorInnen/älterer Menschen ein zeitlich begrenzter Rahmen bewährt habe,<br />

das heißt etwa zweistündige Veranstaltungen (vgl. A,Z.66 ff.)<br />

Bezüglich der Dauer von Interaktionen zwischen Eltern-Kind-Gruppen und älte-<br />

ren Menschen/Senioren wurde von einer Expertin ausgesagt, dass Elternteile<br />

häufig in Eile wären. Sodass aufgrund der Berufstätigkeit oder in Folge der Ab-<br />

holsituation eines anderen Kindes wenig Zeit bliebe für längere Gespräche (vgl.<br />

E,Z.261-267).<br />

Hinsichtlich des Verhältnisses der MitarbeiterInnen des Generationenzentrums<br />

zu den Jugendlichen wurde eingebracht, dass der Dialog noch sehr „vorsichtig“<br />

stattfände, ein Vertrauensverhältnis müsse langsam aufgebaut werden. Geprägt<br />

seien die Gespräche dann durch Wertschätzung und Vermittlung von Respekt<br />

(vgl. B,Z.133 ff.). Bei Festen wären die Jugendlichen zwar anzutreffen, aber die<br />

Interaktion verliefe eher kurz / passiv. D.h. ein intensiver oder längerer Aus-<br />

tausch mit anderen Altersgruppen sei kaum zu beobachten. (vgl. C,Z.379-387)<br />

Generell würden bei Feierlichkeiten des Generationenzentrums die Begegnun-<br />

gen der BesucherInnen untereinander sowie mit der Nachbarschaft sehr re-<br />

spektvoll, spaßig und fröhlich verlaufen (vgl. B,Z.343-346).<br />

36


Fazit:<br />

Alles in allem wurde aufgezeigt, dass zahlreiche Begegnungen unterschiedli-<br />

chen Alters im Generationenzentrum in Form<br />

- des internen Austausches der MitarbeiterInnen im Generationenzentrum,<br />

- der BesucherInnen innerhalb der Angebote sowie<br />

- zwischen den Angeboten stattfinden.<br />

Es lässt sich feststellen, dass bei den Begegnungen im Generationenzentrum<br />

die Gruppe der Jugendlichen kaum eine Rolle spielt. Hinsichtlich der Form der<br />

Kommunikation wurde ersichtlich, dass die Gruppe „älterer Menschen / Senio-<br />

rInnen“ Wert auf eine „stabile“ Beziehung legt. Auf dieser Basis und vor allem<br />

durch gezielte Projekte wie z. B. SeniorInnen erzählen den Kindern über ihr Le-<br />

ben bzw. von Milbertshofen einst und heute, ergeben sich Begegnungen zwi-<br />

schen „Alt und Jung“. Dies setzt jedoch im Vorfeld eine intensive Beziehungsar-<br />

beit in der Arbeit mit älteren Menschen voraus. Als bedeutsam erweist sich hier-<br />

bei auch der Faktor „Feste / gemeinsames Essen“. Zu diesen Gelegenheiten<br />

finden Begegnungen der Generationen untereinander statt.<br />

3.3.3 Bilder<br />

Dieser Abschnitt erfasst die Ergebnisse aus der Befragung der MitarbeiterInnen<br />

über die eigenen Bildern von den BesucherInnen des Generationenzentrum<br />

und ihre Einschätzung, welche Bilder die BesucherInnen voneinander haben.<br />

a) Bilder der befragten MitarbeiterInnen zum Generationenbegriff<br />

Im Rahmen der Befragung der MitarbeiterInnen zu ihren Bildern von den Gene-<br />

rationen wurden vor allem auch Aussagen über ihre Vorstellungen „wie“ interge-<br />

nerative Begegnungen stattfinden sollten, genannt.<br />

Zwei Interviewpartnerinnen und ein Interviewpartner machten deutlich, dass sie<br />

in ihrer intergenerativen Arbeit persönliche (vgl. A,Z.394-403) und auch herzli-<br />

che Begegnungen wünschen (vgl. B,Z.156 ff.). Eine Interviewpartnerin be-<br />

schrieb ihre Vorstellung über intergenerative Begegnung symbolisch als „Pflan-<br />

ze“, die erst langsam wächst und sich dann weiter entfaltet (vgl. E,Z.90-108).<br />

Eine Interviewpartnerin zeigte anhand ihrer Arbeit mit SeniorInnen im Genera-<br />

tionenzentrum auf, dass letztlich die Schaffung einer persönlichen Basis zwi-<br />

37


schen den MitarbeiterInnen im Generationenzentrum und der Zielgruppe aus-<br />

schlaggebend für weiterführende Begegnungen sei (vgl. A,Z.394-403).<br />

Von zwei InterviewpartnerInnen wurde als Zielsetzung ihrer Arbeit eingebracht,<br />

dass die Qualität der Beziehung von Herzlichkeit getragen sein muss. Kontakte<br />

zwischen den MitarbeiterInnen und BesucherInnen finden auch außerhalb der<br />

Angebote des Generationenhauses statt (vgl. A,Z.129-133; B,Z. 54-58).<br />

Gleichsam bekundeten mehrere ExpertInnen, es sei für sie bedeutsam, dass<br />

sich die Generationen gegenseitig wertschätzen und die Basis „Geben und<br />

Nehmen“ in allen Generationen gelebt werde. Hierbei führten eine Interview-<br />

partnerin und ein -partner aus, dass ihrer Ansicht nach alle Generationen von<br />

der Begegnung profitieren würden sowie jede Generation etwas bieten und von-<br />

einander lernen könne (vgl. B,Z.165-171). Als Beispiel benannte die Expertin,<br />

dass z. B. Mütter während der Hausaufgabenbetreuung ihrer Kinder den Mitar-<br />

beiterInnen im Generationenzentrum in der Küche helfen würden (vgl. E,Z.219-<br />

224). Hierzu fügte ein anderer Interviewpartner hinzu, dass es sein Traum wäre,<br />

wenn die Stärken der Generationen untereinander nutzbar gemacht werden<br />

würden (vgl. C,Z.36-39).<br />

Die Vorstellung des Generationsverhältnis im Sinne des „Geben und Nehmens“<br />

wurde im Weiteren von einer Interviewpartnerin konkretisiert. Dabei schilderte<br />

sie ihr Verständnis von „Alt und Jung“: „Oma, Opa lesen Grundschulkind vor“<br />

(D, Z.140), „(...) ruhig auch mal ältere Kinder dann für die Älteren einkaufen“ (D,<br />

Z.143f.). Bezüglich des Erledigens von Aufgaben, die Mobilität und Flexibilität<br />

erfordern, könne das mittlere Alter sowie die Jugend gut Unterstützung leisten.<br />

Im Gegenzug dazu würden Senioren auch wertvolle Erfahrungen und Wissen<br />

an die jüngeren Generationen weitergeben z. B. durch zeitgeschichtliches Wis-<br />

sen/ erzählen von Geschichten und Gedichten. Auch am Beispiel der Hausauf-<br />

gabenbetreuung durch einen älteren Kollegen zeigte sie auf, wie besonders<br />

wichtig der Input der älteren Generation für das Lernen der jüngeren Generatio-<br />

nen ist. (vgl. D,Z.144-153)<br />

Interessant erwies sich hier insbesondere, dass eine Interviewpartnerin bei ih-<br />

ren Vorstellungen über ihre Bilder ausdrücklich auch ihre Generation als Teil der<br />

intergenerativen Begegnung im Generationenzentrum benennt und im Prozess<br />

des „voneinander Lernens“ miteinbezieht (vgl. D,Z.158-162).<br />

Bezüglich der Kultur- und Milieuunterschiede äußerten sich eine Expertin und<br />

ein Experte. Die Interviewpartnerin führte aus, dass Elternteile ihrer Ansicht<br />

38


nach häufig in Eile seien, aus beruflichen Gründen wenig Zeit hätten noch län-<br />

ger im Generationenzentrum zu bleiben und Gespräche eher kurz verliefen.<br />

Ebenso spiele für viele Mütter auch der Migrationshintergrund bzw. Sprachbar-<br />

rieren eine Rolle, demnach würden sich nach Meinung der Expertin Mütter im<br />

Generationenzentrum nicht so wohl fühlen (vgl. E,Z. 241-250). Ein Interview-<br />

partner führte aus, dass alle MitarbeiterInnen im Generationenzentrum, trotz<br />

christlicher Orientierung gerade auch Menschen aus verschiedensten Kulturen<br />

und Glaubensrichtungen willkommen heißen. Letztlich sei die Liebe zur Begeg-<br />

nung Fundament ihrer christlichen Orientierung und intergenerativen Arbeit (vgl.<br />

B,Z.181-188). Den MitarbeiterInnen sei auch allen bewusst, dass gerade im<br />

Stadtteil Milbertshofen viele Leute finanziell nicht gut situiert seien (vgl. E,Z.206-<br />

208).<br />

Fazit:<br />

Insgesamt machen die Ausführungen deutlich, dass die Mitarbeiter/innen ähnli-<br />

che Bilder über die Lebenswelten ihrer Besucher/innen haben, das besonders<br />

von Herzlichkeit und Offenheit geprägt ist. Ebenso spiegelt sich in ihren Bildern<br />

das Leitbild des Generationenzentrum wieder, in dem ein gegenseitiges Verhält-<br />

nis der Generationen im Sinne des „Gebens und Nehmens“ eine zentrale Rolle<br />

spielt.<br />

b) Bilder der Generationen voneinander<br />

In dieser Kategorie wurde erfragt, wie die MitarbeiterInnen die BesucherInnen<br />

erleben, welche Bilder bzgl. der jeweils anderen Generation, vorliegen könnten.<br />

Die Äußerungen der MitarbeiterInnen zu den Bildern der Generationen vonein-<br />

ander können überwiegend nur als Vermutungen aufgefasst werden. Dabei un-<br />

terscheiden sich die einzelnen Beschreibungen hinsichtlich der Generationen-<br />

gruppen.<br />

Bezüglich der SeniorInnen wurde geäußert, dass diese überwiegend aufge-<br />

schlossen gegenüber Familien seien und diese ein großes Herz sowie Ver-<br />

ständnis für Kinder und Jugendlichen hätten (vgl. A,Z. 188 ff.).<br />

In Bezug auf die Zielgruppe Jugendliche und ihre Bilder konnten nur wenige Be-<br />

fragte etwas einbringen. Ein Interviewpartner äußerte, dass er die Vermutung<br />

habe, dass Unsicherheit bei den Jugendlichen eine Rolle spiele und auch das<br />

39


Phänomen „Großstadt“ hier ausschlaggebend sei für die Bevorzugung „ober-<br />

flächlicher Bekanntschaften“. Insbesondere bei den Begegnungen zwischen Ju-<br />

gendlichen und Senioren wären Kontaktbarrieren zu beobachten. Nach seiner<br />

Einschätzung seien es aber speziell die älteren Generationen/Senioren, die sich<br />

durch das „zurückhaltende“ Verhalten der Jugendlichen nicht willkommen fühlen<br />

würden. Furcht und Scham aber auch die gegenseitige Unsicherheit seien be-<br />

sonders hemmende Faktoren für die Begegnungen zwischen der jüngeren und<br />

älteren Generation (vgl. B,Z.209-216).<br />

Bei der Betrachtung der Zielgruppe „Jugendliche“ von Seiten anderer Genera-<br />

tionen, brachten die Befragten interessante Bilder ein.<br />

So wurde von einer Interviewpartnerin und einem Interviewpartner erörtert, dass<br />

die Kinder Angst vor Jugendlichen hätten, da im Stadtteil vieles über ihren Hin-<br />

tergrund (z. B. Vorbestrafung) bekannt sei. Zum Teil hätten die Kinder selbst<br />

schon schlechte Erfahrungen mit den Jugendlichen in ihrem Lebensumfeld ge-<br />

macht (vgl. C,Z.209-216). Eine Interviewpartnerin merkte an, dass die Kinder<br />

das bereits bei ihr geäußert hätten (vgl. E,Z.143-144).<br />

Bezüglich der mittleren Altersgruppe/Erwachsene wurde eingebracht, dass die-<br />

se keine Angst hätten, aber eher ein zurückhaltendes Verhalten gegenüber den<br />

Jugendlichen zeigen würden (vgl. E,Z.170-175).<br />

Auch das Thema Vorurteile wurde in dem Zusammenhang eingebracht. Diese<br />

würden zum Teil seitens der Jugendlichen im Verhältnis zu den SeniorInnen be-<br />

stehen. Ein zurückweisendes Verhalten entstehe, nach Einschätzung eines Ex-<br />

perten, hauptsächlich aus der Entfremdung (Großstadt) und Unsicherheit her-<br />

aus: „Mag der mich wirklich / hat der wirklich Interesse an mir?“ (vgl. B,Z.209-<br />

216) Aber auch bei anderer Personengruppen gäbe es – insbesondere auf-<br />

grund der unterschiedlichen Kulturen und des Sozialstatus oder hinsichtlich be-<br />

stimmter Berufsschichten – ein gewisses Abwehrverhalten. So hielten sich Be-<br />

sucherInnen in der Begegnungen mit ihnen noch nicht vertrauten Personen<br />

eher zurück. Zwei Experten machten explizit deutlich, dass vieles vom äußeren<br />

Erscheinungsbild und dem Sozialstatus der BesucherInnen abhängig gemacht<br />

werde. Dieser Faktor entscheide häufig, ob eine Konversation geführt oder so-<br />

gar ein spürbar ablehnendes Verhalten gegenüber der Person gezeigt werde.<br />

(B,Z.296-304, C,Z.184-191; C,Z.419-425). Die Vorarbeit der MitarbeiterInnen<br />

solche Kontaktschwierigkeiten abzubauen, sei daher besonders von Bedeutung<br />

(B.Z.296-304).<br />

40


Anfänglich bestehe bei manchen Personengruppen auch eine Art „Hemm-<br />

schwelle“ oder gar „Scheu“ das Generationenzentrum zu betreten. Dahinter ste-<br />

hen wahrscheinlich die Wahrnehmung von Kulturunterschieden, aber auch die<br />

Vorstellung das ein vertrauter Rahmen nicht gewahrt werden würde, wie ein In-<br />

terviewpartnerin vermutete. (vgl. D,Z.199 ff., D,Z.218-222, D,Z.230-234).<br />

Fazit:<br />

Insgesamt wird deutlich, dass nicht nur bei der Gruppe der SeniorInnen, son-<br />

dern auch bei der Gruppe der Jugendlichen intensive Beziehungsarbeit vonnö-<br />

ten ist. Gerade in einem Stadtteil mit einem hohen Anteil von Menschen mit Mi-<br />

grationshintergrund braucht es auch interkulturelle Kompetenzen und ggf.<br />

Kenntnisse in relevanten Fremdsprachen, um Begegnungshemmnisse abzu-<br />

bauen. Die Bilder der MitarbeiterInnen zeigen auf, dass intergenerative Arbeit<br />

nicht nur Aufgeschlossenheit gegenüber allen Generationen bedeutet, sondern<br />

auch Offenheit für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur, Glaubensrich-<br />

tung und Sozialprestige meint.<br />

3.3.4 Gemeinsame Aufgaben<br />

Im Folgenden wurde zusammen mit den Befragten analysiert, ob die intergene-<br />

rativen Begegnungen im Generationenzentrum „zufällig“ oder „geplant“ stattfin-<br />

den.<br />

a) spontan<br />

Wie den Aussagen der InterviewpartnerInnen zu entnehmen war, sind „sponta-<br />

ne“ Begegnungen eher selten der Fall. Zufällige Begegnungen kämen aber ins-<br />

besondere zwischen den SeniorInnen und den Müttern mit ihren Kindern vor.<br />

Als Beispiel für spontane Begegnungen zwischen einzelnen Gruppen wurde<br />

das Zusammentreffen der Krabbelgruppe und dem Senioren-/ Nachbarschafts-<br />

café benannt (vgl. B, Z.158 ff.). So äußerte auch eine Interviewpartnerin, es<br />

käme vor, dass Mütter gerne mal alleine frühstücken und jemandem aus dem<br />

Senioren-/ Nachbarschaftscafé ihr Kind anvertrauen würden (vgl. D,Z.127-133).<br />

Bei der Benennung spontaner Begegnungen im Generationenzentrum wurde<br />

erneut deutlich, dass „Essen“ alle Generationen verbindet. Eine Interviewpart-<br />

nerin brachte beispielhaft ein, dass eine Kollegin einmal einen Kuchen für die<br />

Kinder gebacken hätte. Daraufhin wäre eine Mutter in das Generationenzen-<br />

41


trum gekommen, um die Mitarbeiterin nach dem Backrezept zu fragen. (vgl. E,<br />

Z.481-487).<br />

b) geplant<br />

Der Großteil der InterviewpartnerInnen schilderten die intergenerativen Begeg-<br />

nungen im Haus als „geplant“.<br />

Dabei wurde von allen ExpertInnen eingebracht, dass es sich bewährt hätte,<br />

gemeinsame Zusammenkünfte der Angebote unterschiedlicher Zielgruppen zu<br />

organisieren.<br />

Eine Befragte äußerte, dass seit den Anfängen ihrer Tätigkeiten immer schon<br />

Begegnungen zwischen Kindergarten „Mini-Timi“ und Senioren- und Nachbar-<br />

schaftscafé organisiert wurden (vgl. A,Z.99-102). Aus dieser Grundidee wären<br />

auch weitere Überlegungen für Zusammenkünfte zwischen den älteren und jün-<br />

geren Generationen im Generationenzentrum entstanden, wie z. B. zwischen<br />

den Entdeckerschnecken und dem Seniorencafé, der Krabbelgruppe und dem<br />

Nachbarschaftscafé, der Hausaufgabenbetreuung und dem Mädchentreff (vgl.<br />

A,Z.202-207; B,Z.252-260; C,Z.160-166; C,Z.104; E,Z.323-330).<br />

Solche Begegnungen wurden zuvor auf Leitungsebene thematisch durchge-<br />

sprochen und gezielt geplant, sodass z. B. Ideen wie der Einsatz der Biogra-<br />

phiearbeit in der intergenerativen Arbeit entstanden (vgl. A,Z.202-210; E,<br />

Z.316f.; E,Z.320-322).<br />

Bezüglich der strategischen Planung von Begegnungen unterschiedlichen Al-<br />

ters machte eine Interviewpartnerin deutlich, dass es besonders wichtig sei mit<br />

den Personengruppen der „Jugendlichen“ und „SeniorInnen“ zielgerichtet zu ar-<br />

beiten (vgl. A,Z.311-314). Unter „geplant“ nannte ein Interviewpartner auch,<br />

dass spezifisch um SeniorInnen aus dem Senioren- und Nachbarschaftscafé<br />

geworben werde, die KollegInnen in der Hausaufgabenbetreuung zu unterstüt-<br />

zen (vgl. C,Z.312-315). Im Jugendtreff werde, nach Aussage des Experten, der-<br />

zeit versucht im Rahmen der Berufsvorbereitung ältere BesucherInnen aus den<br />

Angeboten für „1-zu-1 Coaching“ der Jugendlichen zu gewinnen (vgl. C,Z.428-<br />

431).<br />

Es wurde von einer Interviewpartnerin konstatiert, dass sich alle Generationen –<br />

ob aus den Familien oder der Nachbarschaft – durch die gemeinsame Aufgabe/<br />

Aktivität vereinen (vgl. D,Z.264-269). Dies wurde auch durch zahlreiche Schil-<br />

derungen der Befragten zu speziellen Anlässen wie Feierlichkeiten zu Ostern,<br />

42


Weihnachten, Geburtstagen des Generationenzentrum, aber auch Projekten<br />

„Familienmutmachtag“ deutlich (vgl. A,Z.268-276; B,Z.140-143; C,Z.258-267;<br />

D,Z.375-385; D,Z.361-366; E,Z.334-358). Den Erzählungen der ExpertInnen<br />

war zu entnehmen, dass sich gerade zu solchen Festen die Generationen mit-<br />

einander verbinden ließen. So gab es z. B. einen Bastelstand für Kinder, eine<br />

Gastronomieecke für alle Altersgruppen mit Stelltischen / Bänke wurden drau-<br />

ßen aufgestellt. Es wurde berichtet, dass dabei auch Teenager, insbesondere<br />

weibliche Jugendliche, bei der Organisation, Bewirtschaftung der Gäste als gute<br />

Stütze dienten (vgl. (vgl. A,Z.282-293; B,Z.322-338).<br />

Ebenso fanden in der Vergangenheit Projekte zu einem bestimmten Thema<br />

statt, wozu zwei Altersgruppen miteinander etwas erarbeiteten (vgl. C,Z. 369-<br />

359). Als besonders erfolgreich wurde hierbei von den meisten Interviewpartne-<br />

rInnen der „Familienmutmachtag“ benannt (vgl. A,Z.268-276; B,Z.270-273;<br />

C,Z.369-359).<br />

Als wichtige Informationsquelle aller Zielgruppen wurde von zwei Interviewpart-<br />

nerInnen der „Newsletter des Generationenzentrums“ bezeichnet. Dieser werde<br />

nach Aussage einer Interviewpartnerin alle drei Monate veröffentlicht und unter<br />

Beteiligung alle Angebotsgruppen erstellt (vgl. C,Z.258-267; E,Z.409-411).<br />

Fazit:<br />

Als Schlussfolgerung der zu beobachteten Begegnungen kann festgestellt wer-<br />

den, dass ein Großteil über Angebote bzw. durch MitarbeiterInnen im Genera-<br />

tionenzentrum gesteuert wird. Auf dieser Grundlage wird das Potential geschaf-<br />

fen, dass weiterführende Begegnung auch spontan entstehen und sich darüber<br />

hinaus Freundschaften entwickeln können. Dabei wurde deutlich, dass insbe-<br />

sondere Feierlichkeiten und gezielte Projekte eine bedeutsame Grundlage für<br />

den Aufbau von Kontakten bei den Generationen darstellen. Bei der Begegnun-<br />

gen älterer Menschen und Familien hat sich gezeigt, dass Kinder als wichtiges<br />

Bindeglied zwischen den beiden Altersgruppen fungieren.<br />

3.3.5 Verbesserungsvorschläge<br />

Als letzte Kategorie wurde mit den InterviewpartnerInnen erhoben, welche Ide-<br />

en und Vorschläge die ExpertInnen einbringen, um die intergenerativen Begeg-<br />

43


nungen im Generationenzentrum zu verbessern.<br />

a) Zeitfaktor<br />

Beim Faktor Zeit äußerte eine Expertin, dass es hilfreich wäre die Öffnungszei-<br />

ten zu erweitern (vgl. D,Z.600-604).<br />

Zwei ExpertInnen waren sich einig, dass offene und vernetzte Aktionen, Feste<br />

oder themenbezogene Abende, die für alle zugänglich sind, mehr Begegnungen<br />

unter den Generationen ermöglichen würden, und Unsicherheiten abbauen<br />

könnten (vgl. B,Z.274-277; B,Z.279 ff.; E,Z.362-367; E,Z.594-600). Ein weiterer<br />

Vorschlag bezog sich auf gegenseitige Hilfsangebote und Serviceleistungen<br />

zwischen den Generationen, wo es in Form von Zeitkonten zu einem sinnvollen<br />

Tauschverhältnis kommt (vgl. A,Z.166-169). Ein Experte erläuterte, dass sein<br />

Ideal von einem sinnvollem Umgang mit der Ressource Zeit im Generationen-<br />

zentrum so aussieht, dass die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit so hoch<br />

ist, dass es zu einer Kettenreaktion kommt, die auch außerhalb zu wertschät-<br />

zenden Begegnungen führt (vgl. B,Z.111-114).<br />

Fazit:<br />

Deutlich wurde, dass es sich beim Faktor Zeit um eine begrenzte Ressource<br />

handelt. Ein gutes Zeitmanagement ist notwendig, um die gegebenen Ressour-<br />

cen sinnvoll zu nützen. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten wäre hilfreich, ist<br />

jedoch auf Grund der aktuellen personellen Situation schwer umsetzbar. Bei<br />

den gegebenen zeitlichen Strukturen ist es auf jeden Fall sinnvoll, die Angebote<br />

so aufeinander abzustimmen, dass mehr Vernetzung unter den Generationen<br />

stattfinden kann.<br />

b) Finanzfaktor<br />

In Hinblick auf die Finanzen äußerten die ExpertInnen, dass sich das Projekt<br />

ohne öffentliche Gelder, aus privaten Förderungen und Spenden finanziert und<br />

sich demnach unabhängig von Geldern der öffentlichen Hand trägt (vgl.<br />

A,Z.152-156; B,Z.366 f.). Um die Ressourcen und Angebote zu erweitern und<br />

Ideen nachhaltig umzusetzen wären jedoch mehr finanzielle Mittel hilfreich.<br />

Eine Expertin gab an, dass es schön wäre, Sockelbeträge, die der Kreisjugend-<br />

ring vergibt, zu bekommen. Einkünfte durch Sponsoren und Spenden sind für<br />

das Projekt zwar existentiell, jedoch schwer planbar und willkürlich. Ein weiterer<br />

44


Vorschlag ist, der Aufbau eines Freundeskreises, indem kleine Lasten auf vielen<br />

Schultern verteilt werden (vgl. D,Z.569-593). Die ExpertInnen sind sich einig,<br />

dass ein „Mehr“ an finanziellen Mittel, am besten in zusätzliches Personal in-<br />

vestiert werden solle (vgl. C,Z.510-514; D,Z.606-610; E,Z.606-609). Eine Exper-<br />

tin meinte, dass bei besserer Finanzsituation auch die Ausgaben für Material<br />

einfacher zu rechtfertigen wäre (vgl. E,Z.612-619).<br />

Fazit:<br />

Die Tatsache, dass sich das Projekt finanziell selbst trägt und auf keine öffentli-<br />

chen Gelder angewiesen ist, wurde von den MitarbeiterInnen positiv bewertet<br />

und als identitätsstiftend erlebt. Überlegungen, das Generationenzentrum lang-<br />

fristig auf solide finanzielle Beine zu stellen, um die anfallenden Betriebs und<br />

Personalkosten zu tragen und gegebenenfalls in weiteres Personal zu investie-<br />

ren sind jedoch für die weiteren Planungen relevant.<br />

c) Weiterbildung<br />

Übereinstimmung herrschte bei den ExpertInnen darin, dass Weiterbildungen<br />

als wertvoller und wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Arbeit erwünscht<br />

sind. In den vergangenen Jahren wurden für die MitarbeiterInnen bereits Fortbil-<br />

dungen angeboten und finanziert (vgl. B,Z.468-473; D,Z.106 ff.). Eine Expertin<br />

gab an, dass eine bereits durchgeführte Weiterbildung zum Thema Islam, für<br />

die alltägliche Arbeit äußerst hilfreich war, weil dadurch die Werte und kulturel-<br />

len Hintergründe von Menschen mit Migrationshintergrund aus muslimischen<br />

Ländern von den MitarbeiterInnen besser verstanden wurden, wodurch in der<br />

Interaktion weniger „Fettnäpfchen“ passierten (vgl. E,Z.712-719). Eine Fortbil-<br />

dung mit einer externen Moderatorin zum Thema „intergenerative Begegnun-<br />

gen“ war geplant, konnte bisher jedoch noch nicht umgesetzt werden. Eine wei-<br />

tere Expertin würde eine eine solche Fortbildung begrüßen (vgl. E,Z.367-374;<br />

D,Z.669-681).<br />

Fazit:<br />

Fortbildungen haben sich bisher für die MitarbeiterInnen als wertvolle Unterstüt-<br />

zung in der alltäglichen Arbeit bewährt. Auf Grund der besonderen EinwohnerIn-<br />

nenstruktur von Milbertshofen ist es empfehlenswert, dass Fortbildungen zum<br />

Thema intergenerative Arbeit mit der Vermittlung von Wissen über interkulturelle<br />

45


Kompetenz sowie Beziehungs- und Kommunikationskompetenz verbunden<br />

werden.<br />

d) Personalstruktur<br />

Bei der Personalstruktur waren sich die ExpertInnen – wie es schon bei den Fi-<br />

nanzen – einig, dass durch mehr MitarbeiterInnen, mehr Möglichkeiten und Ent-<br />

wicklungen für intergenerative Begegnungen geschaffen werden könnten (vgl.<br />

E,Z.663 f.; A,Z.363 ff.; B,Z.392-397; C,Z.504 f.). Ob die zusätzlichen personel-<br />

len Ressourcen von ehrenamtlichen oder hauptamtlichen MitarbeiterInnen ab-<br />

gedeckt werden sollten, wurde kontrovers diskutiert. Eine Expertin sieht im Eh-<br />

renamt viel Potential. Im Generationenzentrum soll es vorrangig um persönliche<br />

Begegnungen gehen und nicht darum, die Notwendigkeiten der Gesellschaft<br />

abzuarbeiten. Die Expertin hinterfragt kritisch, ob diese Qualität von angestell-<br />

ten Personen in dieser Form geleistet werden könnte (vgl. A,Z.372-377). Eine<br />

weitere Expertin erörterte, dass bei einer Messe zur Rekrutierung von ehren-<br />

amtlichen MitarbeiterInnen drei Frauen gewonnen werden konnten, die sich<br />

sehr gut im Generationenzentrum integriert hätten. Sie würde sich freuen, wenn<br />

auf diesem Weg noch mehr MitarbeiterInnen dazu kommen würden (vgl.<br />

D,Z.528-535). Eine weitere Expertin erläuterte, dass die ehrenamtlichen Mitar-<br />

beiterInnen ausreichend professionelle Begleitung und Unterstützung benötigen<br />

würden. Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass die Dinge von allei-<br />

ne laufen. Eine gute Vernetzung zwischen den Angeboten, die Schaffung von<br />

sinnvollen Strukturen, das Arbeiten an gemeinsamen Visionen und die Weiter-<br />

gabe von Informationen erfordere einen hohen zeitlichen Einsatz. Sie gehören<br />

entsprechend angeleitet und koordiniert und sollten deshalb von hauptamtlichen<br />

MitarbeiterInnen getragen werden (vgl. E,Z.637-641; E686-690). Eine Expertin<br />

benannte als Ziel, in die Lage zu kommen, MitarbeiterInnen anzustellen, die<br />

man bezahlen könne (vgl. A.363 ff.).<br />

Laut Aussagen eines Experten würden weitere FSJ-lerInnen die Arbeit voran-<br />

bringen (vgl. C,Z.504f.).<br />

Fazit:<br />

Eine tragende Säule für das Bestehen der Einrichtung ist das hohe Engage-<br />

ment der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Deutlich wurde, dass das Generatio-<br />

nenzentrum in der bestehenden Form auch die hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />

46


enötigt, weil die Koordination der Aufgaben und Angebote, sowie die Beglei-<br />

tung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen eine zeitliche Präsenz erfordern, die<br />

nicht ausschließlich von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen getragen werden<br />

kann. Einigkeit besteht darin, dass es schön wäre, noch mehr MitarbeiterInnen<br />

zu gewinnen. Wie sich in Zukunft das Verhältnis Ehrenamt/Hauptamt gestaltet<br />

wird vermutlich auch von den finanziellen Möglichkeiten abhängig sein. Die Be-<br />

reitschaft, bei ausreichend finanziellen Mitteln, zusätzliche MitarbeiterInnen zu<br />

bezahlen, ist bei den ExpertInnen gegeben.<br />

e) Räumlichkeiten<br />

Zu dem Punkte wurde nur von einer Expertin eine Aussage getroffen. Ihrer An-<br />

sicht nach, habe sich die Arbeit im vorherigen Gebäude grundsätzlich einfacher<br />

gestaltet, da Haus und Garten größer und geräumiger waren. So hätten Aktivi-<br />

täten wie z. B. frühstücken im Freien und mehr „spontane“ Begegnungen unter<br />

den Generationen stattgefunden, weniger gezielte Organisation war erforder-<br />

lich. Ihre Vision ist ein Begegnungshaus, in dem alle – inklusive Kindergarten –<br />

unter einem Dach sind. Das wichtigste Ziel für die Zukunft sah die Interviewpart-<br />

nerin darin, ein Haus zu finden, dass mehr Großzügigkeit bezüglich der Räum-<br />

lichkeiten bietet (vgl. A,Z.327-330; A,Z.434, A; Z.444f.; A,Z.449-455).<br />

f) Allgemein<br />

Abschließend haben die ExpertInnen unter dem Punkt „Allgemeines“ Verbesse-<br />

rungsvorschläge formuliert, die für das Gelingen von intergenerativen Begeg-<br />

nungen im Generationenzentrum für den/ die jeweilige InterviewpartnerIn noch<br />

relevant waren.<br />

Drei ExpertInnen legten besonderes Augenmerk auf die Stärkung der einzelnen<br />

Generationen. In regelmäßigen Arbeitsgruppen soll von den MitarbeiterInnen<br />

die inhaltliche und konzeptionelle Weiterentwicklung für gelungene intergenera-<br />

tive Begegnungen, basierend auf den Stärken der verschiedenen Altersgruppen<br />

in den bestehenden Angeboten bearbeitet und weiterentwickelt werden. Eine<br />

sinnvolle Vernetzung zwischen den Generationen könnte sich durch das Her-<br />

ausfiltern ähnlicher Interessen und Stärken ergeben. In Teamsitzungen soll es<br />

unter anderem darum gehen, wie Möglichkeiten für gelingende intergenerative<br />

Begegnungen forciert werden können. Die Annahme war, dass sich die Genera-<br />

tionen besser vermischen können, wenn die einzelnen Generationen vorerst in<br />

47


sich gestärkt sind (vgl. B,Z.405-408; B,Z.411-415; C447-466; D,Z.513-518).<br />

Zwei ExpertInnen haben die Idee eines „Lern-Cafés“ eingebracht. Dabei han-<br />

delt es sich um einen offenen Treff bei dem Jüngere und Ältere voneinander ler-<br />

nen. Die jüngere Generation könnte der älteren Generation einen kompetenten<br />

Umgang mit den digitalen Medien beibringen. Von den Älteren sind es vor allem<br />

lebenspraktische Themen, wie der Umgang mit Krisen, persönliche Werte, Her-<br />

ausforderungen am Lebensweg, Berufserfahrungen, die sich wiederum für die<br />

jüngere Generation als eine wertvolle Orientierungshilfe anbieten würden (vgl.<br />

C,Z.469-489; D,Z.177-186).<br />

Eine Expertin hatte die Idee einer „Talente Plattform“ erwähnt. Dabei handelt es<br />

sich um eine Aufstellung der persönlichen Ressourcen der MitarbeiterInnen und<br />

BesucherInnen. Die verschiedenen Fähigkeiten sollten mit den unterschiedli-<br />

chen Bedürfnissen der BesucherInnen auf Synergie Effekte überprüft und sinn-<br />

voll zusammengefügt werden. Die Expertin gab zu bedenken, dass eine solche<br />

Plattform einer guten Begleitung bedarf, um Überforderung bei einzelnen Per-<br />

sonen zu vermeiden. Als Beispiel nannte sie, dass es vorstellbar wäre, dass die<br />

Mädchen vom Mädchentreff gerne stundenweise die Betreuung kleiner Kinder<br />

übernehmen, jedoch sei unklar, ob die Mädchen der Verantwortung tatsächlich<br />

gewachsen wären, oder ob noch eine zusätzliche erwachsene Begleitperson<br />

die Betreuung übernehmen müsste (vgl. D,Z.488-506). Eine weitere Annahme<br />

einer Expertin war, dass gelingende Kontakte erst durch gegenseitiges Ver-<br />

ständnis ermöglicht würden. Eine Annäherung der Generationen könnte durch<br />

biographische Bearbeitung von relevanten Lebensthemen forciert werden. Ein<br />

Projekt, dass gezielt Themen wie Herkunft, Geburt, Einbindung von Lebensge-<br />

schichten in den geschichtlichen Kontexte bearbeitet und mit Fotomaterial un-<br />

termauert, sollte Kontakt schaffen. Die Expertin betonte, dass es dabei vor al-<br />

lem um ein persönliches Kennenlernen und Beziehung gehen sollte (A,Z.94-98;<br />

A,Z.315-320).<br />

Dieselbe Expertin stellte besonders bei intergenerativen Begegnungen, bei de-<br />

nen es um gegenseitige Unterstützung und Hilfe geht, den Aspekt der persönli-<br />

chen Beziehung in den Vordergrund. Jugendliche sollten nicht das Gefühl ha-<br />

ben, dass etwas abgeleistet werden muss, sondern dass eine Wertschätzung<br />

für ihre Person gegeben ist. Dasselbe gelte, laut Expertin, auch für SeniorInnen<br />

(vgl. A,Z. 335-345).<br />

Offen ist die Frage, ob ab Herbst 2012 das Konzept der Kurzzeitpflege bzw. Ta-<br />

48


gesbetreuung umgesetzt wird. Das Konzept beinhaltet, dass einige SeniorInnen<br />

an bestimmten Tagen im Generationenzentrum betreut werden. Begegnungen<br />

mit anderen Generationen und den besagten SeniorInnen könnten während der<br />

laufenden Angebote selbstverständlicher wahrgenommen werden (vgl.<br />

A,Z.147f; E,Z.284-294).<br />

Ein Experte sah als ausschlaggebendes Erfolgskriterium für gelingende interge-<br />

nerative Begegnungen die Persönlichkeiten und Haltungen der MitarbeiterIn-<br />

nen, erfolgversprechend erschienen ihm besonders die Eigenschaften Herzlich-<br />

keit, Kompetenz und Qualifikation. Wenn innovative Ideen von den Mitarbeite-<br />

rInnen / neuen MitarbeiterInnen kommen, bestünde die Möglichkeit, die Struktu-<br />

ren des Hauses zu verändern (vgl. B,Z.385-389; B,Z.442-460). Die Struktur des<br />

Hauses so zu erweitern, dass zwischen den Angeboten die Möglichkeit für mehr<br />

freien und offenen Austausch besteht wurde erörtert. Dabei könnte ein Essen<br />

zur Verfügung gestellt werden, um mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen<br />

(vgl. C,Z.526-531). Seminare an Nachmittagen, oder den „Familienmutmach-<br />

tag“ auf monatlicher Basis anzubieten und mit leckeren Essen zu verbinden,<br />

wäre laut eines Experten eine gute Sache für eine bessere Vernetzung unter<br />

den Generationen (vgl. B, Z.429 ff.).<br />

Aus den bereits gemachten Erfahrungen erschien es einer Expertin wichtig,<br />

Zeitblöcke zu schaffen, damit sich die Angebote berühren und die Gruppen ge-<br />

meinsam Dinge machen können. Damit diese Überschneidungen gelingen soll-<br />

ten Medien oder Themen gefunden werden, die für mehrere Gruppen inter-<br />

essant sind. Gegebenenfalls könnten die bestehenden Angebote um einen offe-<br />

nen Abend oder einen 14tägigen Spielnachmittag der für alle Altersgruppen zu-<br />

gänglich ist erweitert werden (vgl. E,Z.581-588; E,Z.770-774; D,Z.461-470).<br />

In einer gemeinsamen Fahrt zu Einrichtungen, die intergenerative Begegnun-<br />

gen erfolgreich umsetzen, sah eine Expertin eine gute Inspiration für das Gene-<br />

rationezentrum (vgl. E,Z.693 f.). Für dieselbe Expertin stellte sich die Frage, wie<br />

die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden könne, damit das Generationenzen-<br />

trum mit seinem Spektrum an unterschiedlichen Angeboten von einer breiteren<br />

Öffentlichkeit wahrgenommen wird (vgl. E,Z.846-854).<br />

Fazit:<br />

Abschließend wurde deutlich, dass sich die ExpertInnen viele gute und kreative<br />

Gedanken machten, wie intergenerative Begegnungen im Generationenhaus<br />

49


verbessert werden können.<br />

Wichtig ist sicherlich – neben den gelingenden informellen Treffen der Mitarbei-<br />

terInnen – die konzeptionelle Weiterentwicklung zu forcieren und Strukturen zu<br />

schaffen, bei denen MitarbeiterInnen die Möglichkeit haben regelmäßig ihre Ide-<br />

en und Vorstellungen einzubringen und auszutauschen. Diese müssen wieder-<br />

um auf die reale Umsetzbarkeit überprüft werden, da die zeitlichen, finanziellen,<br />

personellen und räumlichen Gegebenheiten der Einrichtung begrenzt sind.<br />

3.4 Vergleich der Ergebnisse: Teilnehmende Beobachtung versus Exper-<br />

teninterview – Gelingende Bedingungen für intergenerative Begegnungen<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Beobachtung mit denen der Inter-<br />

views verglichen. Anhand dieser Vorgehensweise wird ausgewertet, inwieweit<br />

das gewonnene Datenmaterial durch die Befragung der ExpertInnen mit den<br />

beobachteten Sequenzen übereinstimmen.<br />

Die Beobachtungen wurden am 08. und 15.05. 2012 bei den Entdeckerschne-<br />

cken, der Hausaufgabebetreuung und beim Nachbarschaftscafé von einer For-<br />

scherin vorgenommen (vgl. Punkt 3.2.2 a). Ein Beobachtungsleitfaden wurde<br />

erstellt (siehe Anlage 1), in dem die beobachteten Angebote horizontal darge-<br />

stellt und mit Großbuchstaben gekennzeichnet (A – F) wurden. Vertikal wurden<br />

die unterschiedlichen Kategorien wie die Zusammensetzung und Konstellation<br />

der Personen, die Formen der Interaktion, der Anlass der Begegnung, die At-<br />

mosphäre sowie das Verhalten der MitarbeiterInnen abgebildet und mit Num-<br />

mern gekennzeichnet (1-11).<br />

Die Beobachtungen beziehen sich auf kurze Sequenzen. Die Gesamtheit der<br />

Interaktionen kann in einem begrenzten Zeitraum dabei nur bruchstückhaft er-<br />

fasst werden. Der Beobachtungsleitfaden diente jedoch als wertvolle Ergänzung<br />

zu den Interviews, da die gewonnen Daten aus den Experteninterviews durch<br />

die Beobachtungen bestätigt und auch erweitert werden konnten.<br />

Zur besseren Nachvollziehbarkeit für die LeserInnen werden die Aussagen des<br />

Beobachtungsleitfadens neben dem Text zitiert. Am Ende des ausgeführten<br />

Punktes wird darauf verwiesen, wo die Vergleichsquellen für die Auswertungs-<br />

ergebnisse der Interviews im Bericht zu finden sind.<br />

50


3.4.1 Übereinstimmung<br />

Folgende Beobachtungen decken sich mit den Ergebnissen der Interviews.<br />

Die Angebote für die Kinder sind gut frequentiert. Die Integration der Kinder im<br />

Generationenzentrum ist demnach gelungen. Anhand des vertrauten Umgangs<br />

war beobachtbar, dass in den letzten Jahren eine langfristige Kontinuität in der<br />

Beziehung zwischen MitarbeiterInnen und Kindern gewahrt werden konnte. Die<br />

MitarbeiterInnen verfügen über pädagogisches Geschick, das sich in der ruhi-<br />

gen und lebendigen Atmosphäre in den Gruppen wieder spiegelt. Der Großteil<br />

der Interaktionen ist angebotsbezogen (vgl. A,B,C,D, 2-11).<br />

Die meisten älteren BesucherInnen kommen aus Deutschland, bei vielen Kin-<br />

dern und Jugendlichen ist auch ein Migrationshintergrund erkennbar (vgl.<br />

A,B,C,D,E,1).<br />

Gemeinsames Essen hat eine verbindende Komponente und ermöglicht inter-<br />

generative Kontakte (vgl. A,E,1-11).<br />

Durch gemeinsame Aufgaben – wie Aufräumen im Nachbarschaftscafé, bzw.<br />

Herstellen von Seifen – können Begegnungen forciert werden (vgl. C,F,1-9).<br />

(vgl. Punkt 3.3.1. a, b; 3.3.2. a, b, 3.3.3.a; 3.3.4. b)<br />

3.4.2 Zusätzlich beobachtet<br />

Bei den Angeboten sind die Gruppen in sich geschlossen. Die meisten Angebo-<br />

te sind sehr strukturiert und lassen kaum Spielraum für spontane Kontaktauf-<br />

nahmen durch andere BesucherInnen (vgl. A,B,C,D,E,1-10).<br />

Die Annahme, dass gemeinsame Aufgaben verbinden wird in der guten Atmo-<br />

sphäre beim gemeinsamen Herstellen von Seifen neuerlich bestätigt (C 1-10).<br />

Die Tatsache, dass das beobachtete Angebot ausschließlich an Kinder gerichtet<br />

war, könnte als Hinweis für brachliegende Ressourcen gedeutet werden, da die-<br />

ses Angebot durchaus auch Attraktivität für andere BesucherInnen haben könn-<br />

te.<br />

Bei übergreifenden Angeboten sind die Generationen eher unter sich geblieben,<br />

der beobachtete Austausch blieb am Tag der Beobachtung unverbindlich (E,F,<br />

1-10).<br />

51


Vor dem Essen und beim Abschluss von Angeboten wurde bei einigen Angebo-<br />

ten gebetet (vgl. A, B, 1).<br />

Die Forscherin konnte an diesem Tag nicht beobachten, dass Menschen im<br />

Vorbeigehen den offenen Charakter des Hauses wahrnehmen und spontan das<br />

Angebot des Generationenzentrums nützen (vgl. Punkt 3.3.4, a).<br />

3.4.3 Widersprüchlich<br />

Die beobachteten Aktionen entstehen vorrangig aus der Initiative der Mitarbeite-<br />

rInnen. Bei den Beobachtungen war durch die klaren strukturellen Vorgaben<br />

wenig Partizipation sowie Eigeninitiative der BesucherInnen und Kinder ersicht-<br />

lich (vgl. B,C,D,E,1-10). Das Leitbild „voneinander lernen, miteinander leben,<br />

einander unterstützen“ konnte diesbezüglich nur partiell bestätigt werden, weil<br />

die BesucherInnen von der Beobachterin eher als AngebotsempfängerInnen er-<br />

lebt wurden (vgl. B,C,D,E,1-10). Die BesucherInnen und Kinder aktiv in die Ge-<br />

staltung der Angebote und in den Prozess des „voneinander Lernens“ einzube-<br />

ziehen könnte für das Zustande kommen intergenerativer Kontakte in der weite-<br />

ren konzeptionellen Planung eine zielführende Erweiterung sein.<br />

Klare Regeln und Strukturen der MitarbeiterInnen geben den Kindern Halt und<br />

Orientierung (vgl. A, B, D, F 10), könnten sich jedoch situativ behindernd auf<br />

spontane Begegnungen zwischen den unterschiedlichen BesucherInnen aus-<br />

wirken (vgl. D 11).<br />

(vgl. Punkt 3.3.3 a; 3.3.4 a, b)<br />

4. Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen<br />

4.1 Ausgangshypothesen<br />

Ausgehend von der Forschungsfrage „was sind gelingende Bedingungen für<br />

intergenerative Begegnungen im Generationenzentrum“ konnte die Fallstudie<br />

folgende Ausgangshypothesen bestätigen:<br />

- Generationenbegegnungen finden statt und<br />

- es gibt brachliegende Ressourcen und Potentiale (siehe Punkt 1.1, a)<br />

52


Das Generationenhaus hat sich in Milbertshofen etabliert, die verschiedenen<br />

Angebote werden von unterschiedlichen Generationen genutzt, wie durch die<br />

interne BesucherInnenstatistik des Generationenzentrums Milbertshofen,<br />

(vgl. Punkt 1.2, S.7-9), den Interviews (vgl. Punkt 3.3.2) sowie den Beobachtun-<br />

gen bestätigt wurde (vgl. Anlage 5).<br />

Intergenerative Begegnungen finden in einer besonderen Intensität zwischen<br />

den MitarbeiterInnen statt, was sich daraus ergibt, dass das Generationenzen-<br />

trum aus der eigenen evangelischen Glaubensgemeinschaft entstanden ist und<br />

demnach ein Großteil der MitarbeiterInnen aus diesen Reihen für die Mitarbeit<br />

im Generationenzentrum gewonnen werden konnte. Gelingende Begegnungen<br />

zwischen Alt und Jung gehören zum Selbstkonzept der Einrichtung, sind im<br />

Leitbild verankert und werden von den MitarbeiterInnen persönlich gelebt sowie<br />

als bereichernd empfunden.<br />

Die langfristige Bindung der BesucherInnen an die unterschiedlichen Angebote<br />

im Generationenzentrum zeigt auf, dass gelingende intergenerative Beziehun-<br />

gen zwischen den MitarbeiterInnen und den BesucherInnen aufgebaut werden<br />

konnten.<br />

Bei den BesucherInnen kommt es zu Synergieeffekten zwischen den Angebots-<br />

gruppen des Senioren und des Nachbarschaftscafés, der Hausaufgabenbetreu-<br />

ung, dem Mädchentreff, den Entdeckerschnecken und der Gruppe der Sonnen-<br />

blümchen, sofern diese Angebote so gelegt werden, dass Überschneidungen<br />

und Begegnungen während der Pausen möglich sind (siehe Punkt 3.3.2, b). Die<br />

Hypothese, dass Generationenbegegnungen stattfinden ist demnach belegt.<br />

Die Annahme, dass es im intergenerativen Austausch brachliegende Potentiale<br />

und Ressourcen gibt, bestätigt sich neben den Aussaugen einzelner Interview-<br />

partnerInnen auch darin, dass auf der BesucherInnenebene der Austausch zwi-<br />

schen den Generationen während der Beobachtung durch die Forscherin als<br />

unverbindlicher eingeschätzt wurde. Die Generationen blieben eher unter sich<br />

und orientierten sich an den jeweiligen Angeboten (vgl. Anlage 5). Brachliegen-<br />

de Ressourcen sind vor allem im intergenerativen Austausch zwischen den Be-<br />

sucherInnen zu orten. Vor diesem Hintergrund richten sich die nachfolgenden<br />

Handlungsempfehlungen vorrangig auf die Verbesserung intergenerativer Be-<br />

gegnungen zwischen den BesucherInnen.<br />

53


4.2 Bestätigte Hypothesen zu den gelingenden Faktoren für intergenerative<br />

Begegnungen, Handlungsempfehlungen<br />

4.2.1 Bestätigte Hypothesen „gelingender Faktoren“<br />

Die Fallstudie konnte in Bezug auf die gelingenden Faktoren für intergenerative<br />

Begegnungen die Hypothesen „gemeinsame Aufgabe“ und „Kommunikation als<br />

Erfolgskriterium im intergenerativen und -kulturellen Dialog“ bestätigen (vgl.<br />

Punkt 2.5 a und b).<br />

a) gemeinsame Aufgabe<br />

Anhand des Praxisbeispiels „Generationenzentrum Milbertshofen“ wurde deut-<br />

lich gemacht, dass „geplante“ gemeinsame Aufgabenstellungen zwischen An-<br />

geboten wie z. B. basteln für den Weihnachtsbasar, kochen und backen, Haus-<br />

aufgabenbetreuung, Beaufsichtigung von Kleinkindern, gemeinsame Vorberei-<br />

tung von Festen, Bewirten von Gästen, aber auch bestimmte Projekte wie z. B.<br />

der „Familienmutmachttag“, das „Erstellen eines Newsletters“ oder der Aus-<br />

tausch über „lebensgeschichtliche Belange“ einen wichtigen Erfolgsfaktor für<br />

gelingende intergenerative Begegnungen darstellen (vgl. Punkt 3.3.4 a, b).<br />

Trotz unterschiedlichster Intensität der intergenerativen Begegnungen ist im Ge-<br />

nerationenzentrum kein „Gegeneinander“, sondern eher ein „Miteinander“ der<br />

Generationen zu erkennen (vgl. Punkt 2.5, c). Vielmehr wurde anhand verschie-<br />

dener Anlässe im Generationenzentrum deutlich, dass die Bereitschaft zum in-<br />

tergenerativen Engagement bei den MitarbeiterInnen sowie bei den Besuche-<br />

rInnen besteht. Wie die Erzählungen der befragten MitarbeiterInnen zu ver-<br />

schiedenen Begegnungen insgesamt verdeutlichen, sind die entscheidenden<br />

Motivationsfaktoren dabei: Anderen Menschen helfen zu können und die Freu-<br />

de an der gemeinsamen Sache.<br />

Ebenso wurde anhand des Praxisbeispiels aufgezeigt, dass jede Generation<br />

Potentiale bietet und den eigenen Beitrag in Form von gegenseitiger Hilfe be-<br />

reitstellen kann. Es ist daher wiederum Aufgabe eines Generationenzentrums,<br />

die jeweiligen Ressourcen untereinander transparent und nutzbar zu machen.<br />

An dieser Stelle wurde von einer Expertin die „Talente-Plattform“ als inter-<br />

essante Idee eingebracht, um persönliche Ressourcen der MitarbeiterInnen und<br />

BesucherInnen festhalten zu können (vgl. Punkt 3.3.5, f.).<br />

54


) Hemmnisse für die Begegnungen zwischen den Generationen<br />

Relevante Aussagen bezüglich der „Hemmnisse für die Begegnungen zwischen<br />

den Generationen“ wurden in der Fallstudie ebenfalls behandelt (vgl. Punkt 2.5,<br />

c). Es konnte bestätigt werden, dass Wahrnehmungen, Bilder und Vor- / Annah-<br />

men der MitarbeiterInnen und BesucherInnen einen entscheidenden Einfluss<br />

auf die Kommunikation und somit auf die Qualität der intergenerativen Begeg-<br />

nungen haben. Die möglichen Hemmnisse der Begegnung im Generationen-<br />

zentrum Milbertshofen beziehen sich auf die Personenkreise „Jugendliche“ und<br />

„SeniorInnen“. Als Gründe für eventuelle Kontaktschwierigkeiten zu Jugendli-<br />

chen werden insbesondere Vorurteile und schlechte Erfahrungen von Kindern<br />

sowie Erwachsenen genannt.<br />

Auf der strukturellen Ebene stellen aber auch die begrenzten finanziellen, per-<br />

sonellen Möglichkeiten, damit einhergehende reglementierte Öffnungszeiten<br />

und eine eher enge räumliche Ausstattung, behindernde Faktoren für die inter-<br />

generativen Begegnungen dar.<br />

Bei den aktuellen zeitlichen, personellen, finanziellen und räumlichen Bedingun-<br />

gen des Generationenzentrums ist eine gezielte, präzise Einteilung und Steue-<br />

rung der vorhandenen Ressourcen erforderlich, um die bestehenden Angebote<br />

aufrechtzuerhalten und gegebenenfalls Schnittstellen zwischen den Angeboten<br />

sinnvoll zu nützen. Eine solche Planung scheint wenig Spielraum für spontane<br />

Begegnungen zwischen den Generationen zu lassen.<br />

Die Angebote werden inhaltlich und strukturell von den MitarbeiterInnen des<br />

Generationenzentrums gelenkt. An dieser Stelle stellt sich die Frage inwieweit<br />

die Bedürfnisse, Fähigkeiten und besonderen Stärken der BesucherInnen in<br />

dieser Art der Konzeption und ihrer Weiterentwicklung einbezogen werden kön-<br />

nen.<br />

Ein weiteres Hemmnis für intergenerative Begegnung könnte sein, dass viele<br />

Angebote gruppenspezifisch ausgerichtet sind. Eine Zusammenlegung von An-<br />

geboten, die generationsübergreifendes Interesse wecken, können anhand ei-<br />

ner „gemeinsamen Aufgabe“, wie z. B. das Herstellen von Seifen, Basteln für<br />

den Weihnachtsbasar, (vgl. Punkt 3.4.2, 4.2.1 Buchstabe a.) weitere intergene-<br />

rative Begegnungen ermöglichen.<br />

55


4.2.2 Ableitungen von Handlungsempfehlungen<br />

Im folgenden Absatz werden die Handlungsempfehlungen aufgeführt, die sie<br />

aus den Experteninterviews, den Beobachtungen sowie aufgrund der bestätig-<br />

ten Hypothesen ableiten lassen.<br />

a) zielgruppenspezifische Handlungsempfehlungen in der<br />

intergenerativen Arbeit<br />

- mit Kindern, jungen Familien und SeniorInnen:<br />

Die Auswertungen haben bestätigt, dass in den Begegnungen und Interaktio-<br />

nen zwischen den Angeboten für SeniorInnen, Kindern und jungen Familien im<br />

Generationenzentrum viel positives Entwicklungspotential liegt:<br />

• Kinder fungieren auf Grund ihrer Offenheit als Bindeglied zwischen den<br />

Generationen,<br />

• SeniorInnen begegnen den Kindern unvoreingenommen und<br />

• Mütter von sehr kleinen Kindern sind dankbar, wenn diese vorübergehend<br />

von einer „Leihoma“ oder einem „Leihopa“ beaufsichtigt werden.<br />

Überschneidungen der Angebote, wie sie aktuell schon gehandhabt werden,<br />

biographische Auseinandersetzungen in Hinblick auf unterschiedliche Le-<br />

bensthemen, gemeinsame Aktivitäten und Feste fallen bei diesen Zielgruppen<br />

auf fruchtbaren Boden und sollten forciert sowie erweitert werden. Zeitge-<br />

schichtliche Beiträge einzelner SeniorInnen könnten als zusätzliche Bereiche-<br />

rung für die Hausaufgabenbetreuung genützt werden. Biographische Erzäh-<br />

lungen der Kinder über Besonderheiten ihres Herkunftslandes, wie Essen,<br />

Sprache, Religion und Rituale in der Familie wären für den intergenerativen<br />

Austausch interessant und gehaltvoll. Eine Mischung aus gezielten Projektar-<br />

beiten mit zeitlichen und inhaltlichen Begrenzungen („Wir erzählen uns vom<br />

Leben“ Nachmittage, Lesenachmittage, Spielnachmittage, usw.) und unkon-<br />

ventionellen offenen Treffs, wo die Generationen ohne gemeinsam definiertes<br />

Ziel zusammen treffen, könnten abwechselnd angeboten werden.<br />

Wesentlich ist, das die Interaktionen von sozial kompetenten MitarbeiterInnen<br />

56


egleitet werden, damit diese in einer Atmosphäre der Wertschätzung und des<br />

gegenseitigen Vertrauens stattfinden können. Gerade bei „offenen Treffs“ be-<br />

darf es der Empathiefähigkeit der MitarbeiterInnen um richtig einzuschätzen,<br />

wo verbindende Kommunikationshilfen erforderlich sind, damit intergenerative<br />

Begegnungen gelingen.<br />

- zwischen Jugendlichen und SeniorInnen:<br />

• Ähnlichkeiten Jugendliche und SeniorInnen: Die Erzählungen aus der<br />

Arbeit mit den SeniorInnen machten deutlich, dass ältere Menschen insbeson-<br />

dere Wert auf wenige, aber intensive Beziehungen legen. Persönliche Kontak-<br />

te, festgelegte Rituale und gemeinsame Zeitfenster bieten dieser Zielgruppe<br />

Sicherheit sowie Orientierung und ermöglichen dadurch das Gefühl der Zuge-<br />

hörigkeit. Ähnlichkeiten lassen sich in der Gruppe der Jugendlichen dahinge-<br />

hend feststellen, dass diese Zielgruppe möglichst viele, offene und flexible Be-<br />

ziehungen favorisiert. Anderen Jugendlichen aus ihrer Altersgruppe vertrauen<br />

sie sich jedoch wenig an (vgl. Punkt 2.5 c; 3.3.3 a, b).<br />

→ Intensiver Aufbau eines Vertrauensverhältnisses: Bei beiden Zielgrup-<br />

pen könnte daher ein gezielter und prozesshafter Aufbau des gegenseitigen<br />

Vertrauensverhältnisses durch die MitarbeiterInnen für gute Begegnungen not-<br />

wendig hilfreich sein. Insgesamt bedarf es für den gelingende Austausch der<br />

besagten Zielgruppen und ihrer Berührungspunkte einer realistischen Ein-<br />

schätzung seitens der MitarbeiterInnen.<br />

• Erfolgreiche Kommunikation im intergenerativen Dialog: Im Punkt 2.5.b<br />

wurde betont, dass die erfolgreiche Kommunikation im intergenerativen Dialog<br />

drei wesentliche Schritte beinhaltet: Erstens das „akustische und semantische<br />

Verstehen“, zweitens das „Verständnis“ wofür Empathiefähigkeit und Interesse<br />

an der Begegnung mit anderen Menschen überhaupt notwendig sind und drit-<br />

tens das „Wissen über Kommunikationsprozesse und deren sozialen und kul-<br />

turellen Hintergründe“. Hier bedarf es der Übereinkunft der Kommunikations-<br />

teilnehmerInnen über die Gültigkeit und Bedeutung von Botschaften sowie de-<br />

ren Anerkennung des Gegenübers. Besonders bei Zielgruppen, bei denen die<br />

Integration ohnehin schwierig verläuft, empfiehlt es sich, vor den intergenerati-<br />

ven Begegnungen abzuschätzen, ob die drei Kommunikationsschritte von den<br />

57


Beteiligten tatsächlich vollzogen werden können.<br />

→ Zielgruppe stärken und gezielte Angebotsüberschneidung: Falls die<br />

gegenseitigen Vorbehalte und Weltsichten zu weit auseinanderklaffen, lohnt<br />

es sich zunächst die intergenerative Arbeit bei den einzelnen Zielgruppen an-<br />

zusetzen. Dies gelingt zum einen durch die Bereitstellung eines ansprechen-<br />

den Angebots für die unterschiedlichen Altersgruppen, z. B. durch die spieleri-<br />

sche und gezielte Einübung der drei wesentlichen Aspekte von Kommunikati-<br />

on, zum anderen durch intensive Beziehungsarbeit der MitarbeiterInnen inner-<br />

halb der bestehenden Angebote. Über eine kontinuierliche und stabile Bezie-<br />

hung in den Angeboten wird letztlich ein wichtiger Grundstock für die weiteren<br />

Begegnungen unterschiedlichen Alters gelegt. Auf Grund der Besonderheiten<br />

beider Zielgruppen empfiehlt sich für die Zusammenführung eine möglichst<br />

kleine Gruppengröße.<br />

→ Begleitung der Idee „Geben und Nehmen“ durch MitarbeiterInnen:<br />

Ebenfalls sollten von den MitarbeiterInnen Möglichkeiten des Zusammenfüh-<br />

rens von Einzelkontakten auf Grund von ähnlichen Interessen sowie Bedürf-<br />

nissen zwischen Jugendlichen und SeniorInnen ins Auge gefasst werden<br />

(z. B. Botengänge, Ämterbesuch, Berufscoaching, Fahrradreperatur, Nähen,<br />

Kochen o. ä.). Besonders bei intergenerativen Begegnungen zwischen inho-<br />

mogenen Gruppen sollen die Aspekte Spaß und Freude an den Begegnungen<br />

im Vordergrund stehen.<br />

b) Handlungsempfehlungen für das strategische Vorgehen<br />

Im Weiteren konnte die Fallstudie einzelne Handlungsempfehlungen für das<br />

strategische Vorgehen im Generationenzentrum hinsichtlich des „MitarbeiterIn-<br />

nenpools“, der „Strukturen für die konzeptionelle Weiterentwicklung“ und des<br />

„Finanzwesen / der Öffentlichkeitsarbeit“ aufzeigen.<br />

- MitarbeiterInnenpool:<br />

Deutlich wurde, dass eine stimmige personelle Zusammensetzung und die<br />

Bandbreite von verschiedenen Fertigkeiten und Positionen, wie Wissen und<br />

Fertigkeiten im sozialen Bereich, Kenntnisse im EDV Bereich und fundierte<br />

Kenntnisse bezüglich der Leitung und betriebswirtschaftlichen Führung sozia-<br />

ler Einrichtungen ein entscheidendes Erfolgskriterium für das Gelingen des<br />

Generationenzentrums ist.<br />

58


MitarbeiterInnen, die die unmittelbare intergenerative Beziehungsarbeit leis-<br />

ten, brauchen die Rückendeckung und Unterstützung von jenen Mitarbeite-<br />

rInnen, die die strategische und betriebswirtschaftliche Planung der Einrich-<br />

tung übernehmen.<br />

• Fertigkeiten:<br />

Soziale Fertigkeiten, eine hohe Beziehungsfähigkeit sowie interkulturelle<br />

und intergenerative Fähigkeiten sind bei den MitarbeiterInnen, die un-<br />

mittelbar mit den Menschen arbeiten notwendig (vgl. Punkt 3.3.1). Bei den<br />

MitarbeiterInnen im Generationenzentrum ist ein breiter Pool an fachlichen<br />

sowie persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen vorhanden, der als Er-<br />

folgskriterium für die Einrichtung gewertet werden kann.<br />

Die Struktur der MitarbeiterInnen setzt sich aus unterschiedlichen Alters-<br />

gruppen zusammen, die MitarbeiterInnen vermitteln Freude an der inter-<br />

generativen Zusammenarbeit.<br />

• Fortbildung:<br />

Um den komplexen Aufgaben des Generationenzentrums gerecht zu wer-<br />

den, sind laufende Fortbildungen, die vor allem interkulturelle und interge-<br />

nerative Kompetenzen und Wissen über Beziehungs- und Kommunikati-<br />

onsprozesse vermitteln empfehlenswert.<br />

- Strukturen für die konzeptionelle Weiterentwicklung:<br />

• Ideengeber „MitarbeiterInnen“:<br />

Im Rahmen der Interviews wurde ersichtlich, dass die MitarbeiterInnen lau-<br />

fend neue Ideen einbringen, um mit ihren Angeboten und Projekten im Ge-<br />

nerationenzentrums weiterhin möglichst viele BesucherInnen zu erreichen<br />

und die intergenerativen Begegnungen zwischen den BesucherInnen zu in-<br />

tensivieren (vgl. Punkt 3.3.5, f.).<br />

Durch den guten Austausch zwischen den MitarbeiterInnen werden viele In-<br />

formationen informell weitergegeben. Für die konzeptionelle Weiterentwick-<br />

lung des Generationenzentrums erscheint es jedoch sinnvoll, dass geeig-<br />

nete Strukturen in Form von regelmäßigen Treffen stattfinden, um die Ide-<br />

en der MitarbeiterInnen für eine gelingende Weiterentwicklung zu sammeln,<br />

vernetzen und auf deren Umsetzbarkeit hin zu überprüfen (vgl. Punkt<br />

3.3.5).<br />

59


• Ideengeber „BesucherInnen“:<br />

Partizipation: Im Sinne der Partizipation der BesucherInnen ist es begrü-<br />

ßenswert, engagierte BesucherInnen zu diesen Treffen einzuladen. Inter-<br />

essant wäre dabei, in einem Gedankenaustausch mit den BesucherInnen<br />

deren Ideen und Vorstellungen bezüglich der Umsetzung gelingender inter-<br />

generativer Begegnungen zu eruieren.<br />

Die Besucherinnen könnten mit Hilfe von gezielten Vorbereitungen in den<br />

bestehenden Angeboten, ihre Interessen, Ideen und Bedürfnisse mit den<br />

MitarbeiterInnen thematisieren. In einem weiteren Schritt könnten diese bei<br />

konkreten Arbeitstreffen gegenüber den Verantwortlichen des Generatio-<br />

nenzentrums angemessen vertreten werden. Dafür benötigen die Besuche-<br />

rInnen im Vorfeld ausreichend Informationen und Austausch über das ur-<br />

sprüngliche Ziel und das Leitbild des Generationenzentrums, die aktuelle<br />

Situation, sowie den zu entwickelnden Zukunftsperspektiven und Visionen.<br />

Die erhobenen Gedanken könnten in den einzelnen Angeboten, gegebe-<br />

nenfalls auch verschriftlicht, als weitere Diskussionsgrundlage für die vor-<br />

geschlagene Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt werden.<br />

Stärkung und Nutzbarmachung der Ressourcen von BesucherInnen:<br />

Wie bereits in Punkt 4.2.1 deutlich wurde, werden in den Planungen des<br />

Generationenzentrums die Ressourcen der BesucherInnen im Moment we-<br />

nig einbezogen. Eine stärkere Orientierung an den Fähigkeiten und Be-<br />

dürfnissen der BesucherInnen, das Eruieren möglicher Potenziale und<br />

Stärken unterschiedlicher Generationen, sowie die Ermutigung der Besu-<br />

cherInnen, ihre besonderen Fähigkeiten aktiv im Generationenzenrum ein-<br />

zubringen, wäre perspektivisch hilfreich, um hemmende Faktoren in den<br />

intergenerativen Begegnungen zwischen den BesucherInnen abzubauen<br />

(vgl. Punkt 3.3.3 a und d).<br />

• Unterstützung durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen:<br />

Eine professionelle, fachliche Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeite-<br />

rInnen ist erforderlich, um Überforderungstendenzen, die sich auf Grund<br />

der Belastungen durch die sozialen Brennpunkte im Stadtteil Milbertshofen<br />

ergeben können, rechtzeitig abzufedern (vgl. Kapitel 3.3.5, c).<br />

60


Eine Mischung aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />

bewährt sich, wobei auf Grund der beschränkten finanziellen Mittel eine<br />

tendenzielle Gefährdung bestehen könnte, dass Grundsatzdiskussionen<br />

entstehen, ob bezahlte oder unbezahlte soziale Arbeit besser ist (vgl.<br />

3.3.5, d). Klare Kompetenzaufteilungen, was die Anforderungsprofile von<br />

ehrenamtlichen und hauptamtlichen MitarbeiterInnen betrifft müssen des-<br />

halb in den strategischen Planungen einbezogen werden.<br />

• Ein wichtiger Aspekt der Qualitätssicherung ist eine regelmäßige<br />

Selbst- und Fremdevaluation der Angebote und der Arbeit des Genera-<br />

tionenzentrums.<br />

- Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit:<br />

Der Faktor „Finanzmittel / Finanzierung“ im Generationenzentrum soll an die-<br />

ser Stelle zur Vollständigkeit genannt werden, da dieser im Wesentlichen den<br />

Handlungsspielraum jeder sozialen Einrichtung beeinflusst. Das Generatio-<br />

nenzentrum trägt sich hauptsächlich über Spendeneinnahmen aus der Glau-<br />

bensgemeinschaft und vereinzelten Spenden diverser Unterstützer. Diese Tat-<br />

sache wird von den MitarbeiterInnen als identitätsstiftend erlebt. Die alleinige<br />

Einnahme durch Spenden bleibt jedoch willkürlich und wenig planbar. Bemü-<br />

hungen, das Generationenzentrum langfristig auf solide finanzielle Beine zu<br />

stellen, um die anfallenden Betriebs- und Personalkosten zu tragen und gege-<br />

benenfalls in weiteres Personal zu investieren, sollten forciert werden. Im Be-<br />

reich Fundraising und Mittelbeschaffung ist es empfehlenswert, weiterhin<br />

sorgfältig auszuloten, wo zusätzliche Gelder generiert werden können (vgl.<br />

Punkt 3.3.5).<br />

Um die Bekanntheit des Generationenzentrums zu erweitern, sollten attraktive<br />

Angebote in diversen Sozialforen günstig platziert werden. Für die Beauftrag-<br />

ten der Öffentlichkeitsarbeit besteht eine wichtige Aufgabe darin, sich Wissen<br />

über die „Sozialszene“ in München anzueignen, um die Angebote des Gene-<br />

rationenzentrums möglichst vielen Personen zugänglich zu machen. Die Re-<br />

krutierung kompetenter ehrenamtlicher und gegebenenfalls hauptamtlicher<br />

MitarbeiterInnen sollte weiterhin angestrebt werden.<br />

61


4.3 Fazit<br />

Insgesamt wird deutlich, dass eine Einrichtung wie das Generationenzentrum<br />

eine Fülle von komplexen und herausfordernden Aufgaben übernimmt und auf<br />

brisante gesellschaftspolitische Themen Antworten und Lösungen anzubieten<br />

versucht. Unterschiedliche und vielfältige Faktoren und Bedingungen sind not-<br />

wendig, damit die intergenerative Arbeit tatsächlich gelingen kann. Einige der<br />

erfolgsversprechenden Faktoren konnten in den letzten Jahren im Generatio-<br />

nenzentrum erfolgreich umgesetzt werden.<br />

Hervorzuheben sind an diesem Punkt das hohe persönliche Engagement, die<br />

guten fachlichen Kompetenzen und die Freude an der intergenerativen Zusam-<br />

menarbeit zwischen den MitarbeiterInnen. Nach der gelungen Aufbauarbeit, die<br />

sich im Vertrauensverhältnis zwischen den BesucherInnen und den Mitarbeite-<br />

rInnen widerspiegelt, ist nun der weitere Schritt, den BesucherInnen die Poten-<br />

tiale der jeweils anderen Gruppen näher zubringen. Eine partizipative Beteili-<br />

gung von aktiven BesucherInnen der unterschiedlichen Angebote, in die zukünf-<br />

tigen Planungen könnte ein nächster wichtiger Schritt zur positiven Weiterent-<br />

wicklung der Einrichtung sein.<br />

Abschließend lassen sich folgende gelingende Faktoren für die intergenerative<br />

Begegnungen im Generationszentrum formulieren:<br />

➢ Ein zeitgemäßes Leitbild sowie die damit verbundene eigene Identität<br />

➢ Das Leben des Leitbildes durch die MitarbeiterInnen im Generationenzen-<br />

trum<br />

➢ Ein strategisches Management (z. B. Leitung der Einrichtung, Planung /<br />

Steuerung Angebotsstruktur, Personal- und Finanzmanagement)<br />

➢ Öffentlichkeitsarbeit (Bekanntmachung, Angebote und Arbeit des Genera-<br />

tionenzentrums, Rekrutierung ehrenamtlicher MitarbeiterInnen), die Ver-<br />

netzung im Stadtteil<br />

➢ MitarbeiterInnenvielfalt (ehrenamtlich / hauptamtlich, jung / alt, weiblich /<br />

männlich sowie mit / ohne Migrationshintergrund)<br />

➢ Ein Anforderungsprofil ehrenamtlicher / hauptamtlicher MitarbeiterInnen<br />

➢ Kompetentes Stammpersonal (Fach- und Sozialkompetenz), insbesonde-<br />

re: Interkulturelle Kompetenz, Wissen über Alter, Kommunikation und Be-<br />

ziehungsarbeit<br />

62


➢ Angebote zur Fort- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen<br />

➢ Generationsspezifische Angebote<br />

➢ Beziehungsarbeit, Vertrauensaufbau, Stabilität und Orientierung für spezi-<br />

elle Zielgruppen (insbesondere Jugendlichen, Senioren und Familien mit<br />

Migrationshintergrund)<br />

➢ Generationsübergreifende Anlässe und Feste als Begegnung nutzen, ins-<br />

besondere durch gemeinsame Planung<br />

➢ Niederschwellige Angebote, offene Treffen (Tag der offenen Türe, Floh-<br />

markt)<br />

➢ Geplante Zusammenkünfte der Angebote mit gemeinsamer Aufgabenstel-<br />

lung und zeitliche Überschneidungen<br />

➢ Eine interne Vernetzung sowie Austausch der MitarbeiterInnen unter-<br />

schiedlichster Angebote und der Leitung des Generationenzentrums<br />

➢ Eine regelmäßige Evaluation der Angebote des Generationenzentrums<br />

und Weiterentwicklung unter Einbeziehung aller MitarbeiterInnen und Be-<br />

sucherInnen (Partizipation)<br />

➢ Insbesondere:<br />

- Stärkung der Generationen (Ressourcen)<br />

- Einbeziehung der Potentiale sowie Ideen von BesucherInnen für die<br />

Arbeit und Angebote im Generationenzentrum<br />

63


5 Literaturverzeichnis<br />

a) Monographien<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2009): Zu-<br />

kunftsfähige Strukturen für alle Generationen. Impulse aus dem Aktionspro-<br />

gramm Mehrgenerationenhäuser, S.8-1. Dokumentation der Fachtagung am<br />

17.März 2009. Berlin; BMFSFJ<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (1996): Senio-<br />

renvertretungen – Verantwortung für das Gemeinwesen. Dokumentation der<br />

Fachtagung am 25. - 27. November 1996. Berlin; BMFSFJ<br />

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programm Mehrgenerationenhäuser – Starke Leistung für jedes Alter. Berlin;<br />

BMFSFJ<br />

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Ette, Andreas / Ruckdeschel, Kerstin / Unger, Rainer (Hrsg.) (2010): Potentiale<br />

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Geiser, Kaspar (2009): Problem- und Ressourcenanalyse in der Sozialen Ar-<br />

beit. 4. Auflage. Luzern; Lambertus Verlag GmbH<br />

Gläser, Jochen / Laudel, Grit (2009): Experteninterviews und qualitative<br />

Inhaltsanalyse als Instrument rekonstruierender Untersuchungen. Wiesbaden;<br />

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Greger, Birgit R. (2001): Generationenarbeit. 1. Auflage. Quedlinburg; Urban<br />

und Fischer Verlag<br />

Hahn, Kathrin (2011): Alter, Migration und Soziale Arbeit. Zur Bedeutung von<br />

Ethnizität in Beratungsgesprächen der Altenhilfe. Bielefeld; transcript-Verlag<br />

Helfferich, Cornelia (2009): Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die<br />

Durchführung qualitativer Interviews. 3. Auflage. Wiesbaden; VS, Verlag für<br />

Sozialwissenschaften<br />

Hug, Theo / Poscheschnik, Gerald (2010): Empirisch Forschen. Die Planung<br />

und Umsetzung von Projekten im Studium. Konstanz; UKV<br />

64


Koptelzewa, Galina (2003): Erfolgreiche Kommunikation mit Menschen aus<br />

anderen Kulturen: Ein Praxishandbuch für Sozialpädagoginnen und<br />

Sozialpädagogen. München; Landeshauptstadt München; Sozialreferat<br />

Kohli, Martin / Marc Szydlik (Hrsg.) (2000): Generationen in Familie und<br />

Gesellschaft. 1. Auflage. Opladen; Leske und Budrich.<br />

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Landeshauptstadt München, statistisches Amt (2012).: Statistisches Jahrbuch .<br />

Lehr, Ursula (2003): Psychologie des Alterns. 10 Auflage. Wiebelsheim; Quelle<br />

& Meyer Verlag<br />

Majce, Gerhard (1998). Generationenbeziehungen in Österreich, erste<br />

Studienergebnisse, Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie.<br />

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Mayring, Philipp (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine<br />

Anleitung zu qualitativen Denken. 5. Auflage. Weinheim [u.a.]; Beltz<br />

Opaschowski, Horst W. (2004): Der Generationenpakt. 1. Auflage. Darmstadt;<br />

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Schaffer, Hanne (2009): Empirische Sozialforschung für die Soziale Arbeit.<br />

Eine Einführung. Freiburg im Breisgau; Lambertus Verlag<br />

Studie der Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. FfG (2005):<br />

Intergenerative Projekte in NRW. Dortmund<br />

Tesch-Römer, Clemens (2010): Soziale Beziehungen alter Menschen. 1.<br />

Auflage. Stuttgart; Kohlhammer<br />

Thiersch, Hans (2005): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. 6. Auflage.<br />

Weinheim und München; Juventa Verlag<br />

Veelken, Ludger (1990): Neues Lernen im Alter. 1. Auflage. Heidelberg; I.H.<br />

Sauer-Verlag GmbH<br />

b) Internetquellen<br />

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Miteinander sprechen – Dialog zwischen Generationen und Kulturen.<br />

Düsseldorf 26. April 2007: http://www.i-<br />

iqm.de/dokus/miteinander_sprechen.pdf. Aufgerufen am: 21.08.2012<br />

SIGMA Sozialwissenschaftliches Institut für Gegenwartsfragen: Definition<br />

Generationenkonflikt und Generationenbündnis in der Bürgergesellschaft. Eine<br />

65


sozialempirische Repräsentativerhebung in der Bundesrepublik Deutschland<br />

1999: http://www.sigma-online.com/de/Articles_and_Reports/<br />

generationenkonflikt.pdf. Aufgerufen am: 23.08.2012<br />

Flexicon doccheck, medizinisches Lexicon.<br />

http://flexikon.doccheck.com/Intergenera. Aufgerufen am 24.08.2012<br />

66


„Jede Begegnung<br />

die unsere Seele berührt,<br />

hinterlässt eine Spur,<br />

die nie ganz verweht“.<br />

(Lore-Lillian Boden)<br />

67


Anlagenverzeichnis (CD-ROM)<br />

Anlage 1 Beobachtungsleitfaden, -bogen<br />

Anlage 2 Interviewleitfaden<br />

Anlage 3 Interviewprotokolle (A - E)<br />

Anlage 4 Auswertungstabelle (Interviews)<br />

Anlage 5 tabellarische Beobachtungsergebnisse


Hinweise zu den Autorinnen:<br />

Baumgartner, Ursula: Geb. in München, Dipl. Sozialpädagogin seit 1985, be-<br />

rufliche Tätigkeit beim Deutschen Jugendinstitut, der Fachakademie für Sozial-<br />

pädagogik und der Landeshauptstadt München sowie diverse ehrenamtliche<br />

Aufgaben. Studentin des Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der<br />

<strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> in München und Benediktbeuern.<br />

Hutegger, Brigitte: Geboren in Österreich (Schladming), Diplomsozialarbeite-<br />

rin. Seit August 2006 Pädagogische Mitarbeiterin im SOS-Kinderdorf Seekir-<br />

chen, in der Nähe von Salzburg. Studentin an der <strong>KSFH</strong> in München. Studentin<br />

des Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der <strong>Katholische</strong>n Stif-<br />

tungsfachhochschule in München und Benediktbeuern.<br />

Meyer, Anita M.A., Bildungswissenschaftlerin und Diplom Sozialpädagogin<br />

(FH). Lehrbeauftragte an der <strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> und wis-<br />

senschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut e.V. in München. Koor-<br />

dinatorin des Forschungsprojekts „Gelingende Faktoren für Begegnungen der<br />

Generationen“ im Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der <strong>KSFH</strong>.<br />

Mirlach, Stephanie: Geboren in Eggenfelden, Dipl. Verwaltungswirtin, Sozialar-<br />

beiterin (BA). Seit 2006 im Kreisverwaltungsreferat (KVR) der Landeshauptstadt<br />

München, Sachgebiet für Grundsatzangelegenheiten mit EDV-Bezug, Haupttä-<br />

tigkeit Projektarbeit, interne Qualifizierung von KollegInnen für Fachverfahren.<br />

Externe Trainertätigkeit: Schwierige Situationen im Parteiverkehr erfolgreich<br />

meistern. Studentin des Weiterbildungsmasterstudiengang Social Work an der<br />

<strong>Katholische</strong>n <strong>Stiftungsfachhochschule</strong> in München und Benediktbeuern

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