A THEOLOGICAL JOURNAL XLIV 2002 Published by the Protestant ...
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UWE F. W. BAUER<br />
F¸r noch ¸berzeugender halte ich die Deutung von Hermann<br />
Schult 12 , die auch den vermeintlichen Artikel vor Moriya erkl‰rt. 13<br />
Ausgehend von hry, Ñlehrenì, im Hifil versteht Schult hamoriya als<br />
ein nach dem seltenen Nominalschema maqtil mit der Femininendung†ñ<br />
a†gebildetes und nach den semitischen und massoretischen<br />
Regeln ver‰ndertes Nomen. Eine zu erwartende Dehnung des Vokals<br />
i†zu e zeige sich allerdings nicht. Dieses Nomen habe die Bedeutung<br />
Tora-Gebung oder wie ich lieber ¸bersetzen w¸rde: Unterweisung,<br />
Lehre.<br />
Dass die Bezeichnung Land Moriya als Land der Unterweisung<br />
oder Land der Lehre zu verstehen ist, ohne damit andere Konnotationen<br />
zu leugnen, legt sich auch aus dem weiteren Grund nahe, dass die<br />
Pr¸fung Abrahams eine Lehre impliziert, wie Karel Deurloo schreibt:<br />
ÑDie Pr¸fungÖ dient weder dazu, Bewunderung f¸r Abraham zu<br />
wecken, der die Pr¸fung besteht, noch dazu, Mitleid mit seiner Not<br />
hervorzurufenÖ; die Pr¸fung hat eine Lehre zum Ziel. Isaak ist der<br />
Sohn, der Gott gehˆrt, mit ihm hat Gott etwas vor.ì 14<br />
Der ‹berblick ¸ber die mˆglichen Bedeutungen der Bezeichnung<br />
Moriya hat gezeigt, dass es offensichtlich keine einlinige Interpretation<br />
dieser Bezeichnung gibt. Ich schliefle daraus, dass es sich bei<br />
Moriya um ein etymologisch kaum zu erkl‰rendes Kunstwort handelt,<br />
das f¸r seine spezielle Funktion in Gen 22 und im ¸brigen Abrahamzyklus<br />
kreiert worden ist. Mit anderen Worten, die Bezeichnung<br />
Moriya existiert nur wegen der Deutungen durch Wortspiele und Assoziationen,<br />
die sie ermˆglicht. 15 Fokkelman meint deshalb zu Recht,<br />
dass gar nicht erst versucht werden sollte, die Bezeichnung Moriya<br />
auf der Landkarte zu fixieren. ÑF¸r mich ist der Name in einem mythischen<br />
Sinn zu verstehen, und zwar mit der Intention sich gerade<br />
einer Lokalisierung zu widersetzen. Er deutet auf einen fiktionalen<br />
Raum, weil dies der einzig angemessene Raum f¸r so etwas Einzigararmm<br />
II nach M. Jastrow, A†Dictionary of <strong>the</strong> Targumim, <strong>the</strong> Talmud Babli and<br />
Yerushalmi, and <strong>the</strong> Midrashic Literature, o. O, o. J., 795, Ñan elder disregarding <strong>the</strong><br />
decision of <strong>the</strong> Supreme Court.ì<br />
12 H. Schult, ÑEine Glosse zu ÇMoriyaëì, DBAT 29 (1998), 56f.<br />
13 Siehe Anm. 5.<br />
14 Deurloo, ÑOmdat geì, 54.<br />
15 Jan Heller spricht in einem ‰hnlichen Zusammenhang von Reetymologisation.<br />
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