A THEOLOGICAL JOURNAL XLIV 2002 Published by the Protestant ...
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MICHAEL WEINRICH<br />
Ph‰nomenen†ñ, sondern sie steht f¸r eine bestimmte und als solche<br />
un¸berspringbare Perspektive, eben die Perspektive auf den Menschen<br />
und sein Tun. Diese Perspektive auf den Menschen und sein<br />
Tun ist nach Barths Verst‰ndnis f¸r die Theologie zwar nicht die<br />
grundlegende noch die inhaltlich orientierende, aber sie bildet doch<br />
f¸r sie einen notwendigen Bezugspunkt, auf den hin ihr Tun ausgerichtet<br />
bleiben muss. Solange die Theologie eine kritische Funktion<br />
der kirchlichen Praxis darstellt 4 , solange muss sie auch das Thema<br />
der Religion im Blick haben 5 .<br />
Drei Gedankenbˆgen mˆchte ich skizzieren: Zun‰chst mˆchte ich<br />
den neuzeitlichen Religionsdiskurs charakterisieren (I.), sodann sollen<br />
die <strong>the</strong>ologischen Grundz¸ge von Barths Religionsverst‰ndnisses<br />
aufgezeigt werden (II.), um dann zum Schluss die <strong>the</strong>ologischen Herausforderungen<br />
zu benennen, die mir in Barths Religionsverst‰ndnis<br />
auch f¸r unserer Gegenwart zu liegen scheinen (III.) 6 .<br />
I. Religion in der Neuzeit<br />
Noch f¸r die Reformatoren war die Religion selbstverst‰ndlich identisch<br />
mit dem christlichen Glauben und seiner Lehre, und die Unterscheidung<br />
von wahrer und falscher Religion war identisch mit der<br />
Unterscheidung von rechter und falscher Lehre 7 . Erst in der Neuzeit<br />
hat das Verst‰ndnis von Religion seine allgemeine, die Grenzen der<br />
Konfessionen ¸bergreifende Bedeutung bekommen. Indem sich der<br />
neuzeitliche Staat entschieden von der kirchlichen Bevormundung<br />
emanzipierte, ¸bernahm er die Verantwortung f¸r den inneren und<br />
4 Vgl. KD I/1, 1ff.<br />
5 Dass Barth dem Thema Religion eine f¸r die ganze Theologie bedeutungsvolle<br />
Rolle zumisst, zeigt sich darin, dass er es in den Prolegomena erˆrtert.<br />
6 Vgl. zum Ganzen M. Weinrich, Die religiˆse Verlegenheit der Kirche. Religion<br />
und christliches Leben als Problem der Dogmatik bei Karl Barth, in: P. Eicher /<br />
M. Weinrich, Der gute Widersprich. Das unbegriffene Zeugnis von Karl Barth, D¸sseldorf<br />
/ Neukirchen-Vluyn 1986, 76ñ160.<br />
7 Vgl. H. Zwingli, De vera et valsa religione, 1525. Vgl. dazu E. Feil, Religio<br />
(Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Bd. 36), Gˆttingen 1986; ders.<br />
(Hg.), Streitfall ÇReligionë. Diskussionen zur Bestimmung und Abgrenzung des<br />
Religionsbegriffs (Studien zur systematischen Theologie und Ethik 21), M¸nster<br />
2000.<br />
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