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A THEOLOGICAL JOURNAL XLIV 2002 Published by the Protestant ...

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MICHAEL WEINRICH<br />

dass er sich nur mit unzul‰nglichen Instrumentarien artikulieren kann.<br />

Auch wenn wir von Gott und seinem Eintreten f¸r uns sprechen,<br />

bleiben wir ganz und gar auf dem Boden dieser Erde und d. h., wir<br />

bleiben mit all den Begrenzungen und Missverstehbarkeiten behaftet,<br />

die unserer menschlichen Kommunikation eigen ist, der religiˆsen<br />

allzumal. Das ist eine fundamentale Verlegenheit, die an irgendeiner<br />

Stelle in allen Religionen auftaucht, n‰mlich dort, wo sie die<br />

Bedingungen des unmittelbar zug‰nglichen Diesseits ¸berschreiten.<br />

Paulus spricht davon, dass wir den Schatz (das Evangelium als den<br />

Inhalt des Glaubens) nur in irdenen, d. h. in menschlichen Gebrauchsgef‰flen<br />

haben, die von ihrem Material her zerbrechlich sind<br />

(2 Kor 4,7). Das Bild des irdenen Gef‰fles ist sehr assoziationsreich:<br />

Es ist etwas von uns aus irdischem Material herzustellendes; es kann<br />

sehr unterschiedliche Gestalten haben†ñ wichtig ist nur, dass es den<br />

Inhalt aufzunehmen vermag; es ist zerbrechlich und bedarf daher<br />

eines behutsamen Umgangs; zugleich ist die Zerbrechlichkeit auch<br />

Zeichen daf¸r, dass es nicht f¸r die Ewigkeit bestimmt ist, sondern<br />

eben irgendwann†ñ nachdem es im Gebrauch vielleicht diesen oder<br />

jenen Sprung bekommen hat†ñ zerbricht und durch ein anderes ersetzt<br />

werden muss; es ist keine Goldsch¸ssel zum Schmuck, sondern<br />

ein Gebrauchsgef‰fl, dem nichts Triumphalistisches eigen ist.<br />

Es ist eine unabstreifbare Verlegenheit der Religion, dass sie ein<br />

durchaus fragiles und im doppelten Sinn des Wortes frag-w¸rdiges<br />

Instrumentarium bleibt, mit dem sich der Mensch in mehr oder weniger<br />

radikaler Weise seiner selbst und den Bedingungen seiner Wirklichkeit<br />

ausliefert. Als irdenes Gef‰fl mag die Religion unseren Alltag<br />

bestimmen, aber sie rettet uns eben nicht ¸ber diesen hinaus in eine<br />

von ihr geschaffene oder erˆffnete Welt der Erf¸llung. Es ist das<br />

jeweils noch Ausst‰ndige, das alle Religionen zu Orten der Hoffnung<br />

und eben nicht zu Ereignissen der Erf¸llung macht 17 . Recht verstandene<br />

Religion ist immer vor allem ein Ort des Wartens und eben nicht<br />

des Schmausens und Genieflens 18 . In dem ¸ber die gegenw‰rtigen<br />

Zust‰nde kritisch hinausgreifenden Hoffnungspotential liegt das<br />

17 Ausnahmen sind wohl nur die syn<strong>the</strong>tischen Religionen etwa der Psychologie,<br />

die unmittelbar verbraucherorientiert gestaltet werden kˆnnen.<br />

18 Vgl. K. Barth, Biblische Fragen, Einsichten und Ausblicke, in: Ders., Das Wort<br />

Gottes und die Theologie, M¸nchen 1924, 70ñ98, 93.<br />

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