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Nr. 30 Die Stadt der Bücher - Hotel Alt Connewitz
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titelthema<br />
Die Stadt der Bücher<br />
Peters, Baedeker, Kurt Wolff<br />
und Insel ansässig.<br />
Ohne Zweifel ist die Beziehung<br />
zwischen der Stadt Leipzig und<br />
der Welt der Bücher eine ganz<br />
besondere. Über fünf Jahr hunderte<br />
war Leipzig die Hauptstadt<br />
des gedruckten Wortes.<br />
In Nachbarschaft zur wachsenden<br />
Universität und nahe der<br />
Kreu zung der beiden größten<br />
Fern handelsstraßen Europas,<br />
der Via Regia und der Via<br />
Imperii, siedelten sich bereits im<br />
17. Jh. Verlage, Buchhandlungen<br />
und Druckereien an. In der<br />
Grimmaischen Straße und in der<br />
Reichsstraße befanden sich<br />
zahlreiche Büchergewölbe, in<br />
denen ein- bis zweimal im Jahr<br />
Messen veranstaltet wurden.<br />
Meyers Lexikon datiert den<br />
Zeitpunkt der ersten Leipziger<br />
Buchmesse auf das Jahr 1493.<br />
Auch die erste Tageszeitung<br />
der Welt – die „Einkommenden<br />
Zeitungen“ – erblickte am<br />
1.7.1650 in Leipzig das Licht der<br />
Welt. Zu den Abonnenten der<br />
täglichen Postille, die in einer<br />
Auflage von 200 Exemplaren erschien,<br />
zählte sogar das schwedische<br />
Königshaus.<br />
Die frühe Entwicklung des<br />
Buchwesens und der hervorragende<br />
Ruf der Universität zogen<br />
Schriftsteller geradezu magnetisch<br />
an. Gellert, Klopstock,<br />
Lessing, Goethe, Seume, Fontane,<br />
Schiller – sie alle gaben der<br />
Stadt die Ehre und bereicherten<br />
ihr geistiges Leben. In Leipzig<br />
waren Verlage wie Breitkopf,<br />
Brockhaus, Reclam, Seemann,<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde<br />
das pulsierende Graphische<br />
Viertel Leipzigs zu über drei<br />
Vierteln zerstört. Nach seinem<br />
Ende war nicht nur Deutschland,<br />
sondern auch seine Buchlandschaft<br />
gespalten. Wichtige<br />
Verlage gingen in den Westen,<br />
der Börsenverein zog von der<br />
Pleiße an den Main. Doch<br />
Leipzig blieb auch im geteilten<br />
Deutschland ein Buchmesse-<br />
Platz. Hier wurden internationale<br />
Buchkunst-Ausstellungen<br />
und die herausragenden Präsen<br />
tationen „Schönste Bücher<br />
aus aller Welt“ organisiert.<br />
Verantwortlich dafür waren die<br />
Menschen in Leipzig, die auch<br />
zu DDR-Zeiten ihre Liebe zum<br />
Buch nie verloren. Es waren die<br />
Lektoren, Schriftsetzer und<br />
Drucker, die fachlich hervorragend<br />
ausgebildet ihr Handwerk<br />
verstanden.<br />
Die führende Buchstadt von<br />
einst ist Leipzig heute nicht<br />
mehr. Das Verlags- und Druckwesen<br />
ist nach der deutschen<br />
Wiedervereinigung nicht so zurückgekehrt,<br />
wie mancher gehofft<br />
hatte. Doch die Branche<br />
spielt nach wie vor eine bedeutende<br />
Rolle in Leip zig, erweitert<br />
um den Bereich der Medienund<br />
Kreativwirt schaft. So spiegelt<br />
sich unsere be sondere<br />
Affinität zum gedruckten Wort<br />
an vielen Stellen wider. Da lädt<br />
das „Haus des Buches“ zur<br />
Begegnung mit Autoren ein,<br />
die Deutsche Nationalbibliothek<br />
und Bibliotheca Albertina<br />
bergen große Lite raturschätze,<br />
die Nach wuchs ausbildung ist<br />
auf Weltniveau und der Leipziger<br />
Buchmesse gelang mit<br />
dem Literaturfest „Leipzig<br />
liest“ eine neue Er folgs geschichte.<br />
Davon sollten Sie sich<br />
vor Ort überzeugen!<br />
Ihr Burkhard Jung<br />
(Oberbürgermeister)<br />
Im Lesesaal der Deutschen Nationalbibliothek herrscht konzentrierte Stille<br />
Fototermin<br />
Das 1914 – 1916 erbaute Gebäude<br />
der heutigen Deutschen<br />
Nationalbibliothek besitzt eine<br />
herausragende Architektur. Ob<br />
die kunstvollen Eingangstüren<br />
oder der beeindruckende Lesesaal<br />
– während unseres Fototermins<br />
konnten wir uns von der<br />
Schönheit überzeugen. Ins<br />
Schwärmen gerieten wir auch<br />
im Museum für Druck kunst.<br />
Hier werden die Maschinen<br />
nicht nur als stumme Zeugen<br />
ihrer Zeit präsentiert, sondern<br />
die Arbeitsmethoden praktisch<br />
vorgeführt. Wir hatten Spaß<br />
und haben viel gelernt!<br />
In der Treppenhalle gönnen wir<br />
uns eine Ruhepause<br />
Kunstvoll gestaltet: der Eingang zur Deutschen Nationalbibliothek<br />
Im Museum für Druckkunst: Direktorin Dr. Susanne Richter erläuterte uns<br />
den Druck von Lithografien auf einer Steindruckpresse (um 1894)<br />
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