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Das sogenannte Graphische Viertel trug wesentlich dazu bei, das Leipzig
sich vor dem 2. Weltkrieg zur bedeutendsten Buchmetropole Deutschlands
entwickelte. Beeindruckende Industriepaläste von Firmen wie Brockhaus,
Teubner und Reclam hatten hier ihren Sitz. Das Leipziger Stadtadressbuch
verzeichnete im Jahr 1900 mehr als 2.200 Firmen aus allen Zweigen des
Buchhandels und Buchgewerbes, darunter 848 Verlage und Buchhandlungen,
201 Buchbindereien und 189 Druckereien. Davon hatten 95 Prozent ihren
Sitz im Graphischen Viertel. Diese Konzentration war weltweit einzigartig.
Durch Zerstörungen, Enteignungen und den wirtschaftlichen Wandel nach
1989 verlor es an Bedeutung. Vom damaligen Glanz zeugen jedoch noch
heute repräsentative Industriegebäude, von denen ein Großteil saniert und
einer neuen Nutzung zugeführt wurde. Mit dem 1996 eröffneten „Haus des
Buches“, erbaut auf dem Grund des zerstörten Buchhändlerhauses, verfügt
das Viertel wieder über eine lebendige Begegnungsstätte. Es ist auch Sitz
zahlreicher Verlage und bietet eine in Deutschland einzigartige Verbindung
von Kunst, Kultur und Kommerz unter einem Dach.
(3) Das Gebäude der Druckerei Brandstetter
wurde 1906/07 von Curt Nebel erbaut und
beeindruckt durch die mit Buchhandelssymbolen
reich verzierte Fassade.
(6) 1900 wurde das Deutsche Buchgewerbehaus
errichtet und nach einem Umbau 1945
als BUGRA-Messehaus eröffnet. Der Portalschmuck
ist noch heute erkennbar.
(8) Hier befand sich von 1914-19 der Kurt
Wolff Verlag, in dessen Buchreihe “Der Jüngste
Tag” die Autoren der expressionistischen
Generation zu Wort kamen.
Wer das Graphische Viertel näher kennenlernen
möchte, kann u.a. den Rundgang
„Graphisches Viertel und Alter Johannisfriedhof
– Aufstieg und Fall der Buchstadt
Leipzig“ buchen.
Der Preis für die 2,5-stündige Führung
beträgt 100 Euro (bis maximal 25 Personen).
Telefon +49 (0)341 7104230,
www.leipzig-erleben.com
(11) Im 1896 erbauten Gebäude der
Firma Johann Jakob Weber wurde
die berühmte “Illustrirte Zeitung”
publiziert.
(9 und 13) Neu und Alt harmonieren:
das “Haus des Buches” (links) von 1996
und der 1912 errichtete Klinkerbau des
Seemann-Verlags (rechts im Vordergrund).
1 Antiquariat und Verlag Karl Wilhelm
Hiersemann Goldschmidtstraße 29
2 Buchdrucklehranstalt / Gutenbergschule
Gutenbergplatz 6-8
3 Buch- und Musikaliendruckerei
Oscar Brandstetter Dresdner Straße 11/13
4 C.A. Schulze / Kommissionsgeschäft
Kittler Stephanstraße 16/18
5 Deutsche Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1
6 Deutsches Buchgewerbehaus /
Messehaus Bugra Gutenbergplatz 5
7 Druckerei und Wohnhaus
F.A. Brockhaus / Brockhaus-Center
Großer Brockhaus 3
8 Kurt Wolff Verlag
Kreuzstraße 3b
9 Haus des Buches
Gerichtsweg 28
10 Hermann J. Meyer Bibliographisches
Institut Ecke Gerichtsweg / Täubchenweg
11 Johann Jakob Weber
Reudnitzer Straße 1-7
12 Kunstdruckerei Fischer & Wittig
Teubner Straße 12
13 Kunstverlag E.A. Seemann
Prager Straße 13
14 Musikverlag Edition Peters
Talstraße 10
15 Musikverlag Breitkopf & Härtel
Bauhofstraße 3-5
16 Musikverlag Friedrich Hofmeister
Büttnerstraße 10
17 Offizin C.G. Röder
Gerichtsweg 3-7
18 Papiergroßhandlung Sieler und Vogel
Goldschmidtstraße 31
19 Philipp Reclam jun. Verlagsund
Druckereigebäude Inselstraße 22-26
20 Schumann-Haus, Hrsg. „Neue
Zeitschrift für Musik“ Inselstraße 18
21 Verlag Bernhard Meyer / Graphischer
Großbetrieb Interdruck Salomonstraße 1
22 Verlag Velhagen & Klasing
Johannisallee 20
23 Verlagsdruckerei Otto Spamer
„Spamers Hof“ Littstraße 7-9
24 Villa und Verlag von Ernst Keil
Goldschmidtstraße 33
25 Volckmar-Haus / Leipziger
Kommissions- und Großbuchhandel
(LKG) Prager Straße
26 Wertpapierdruckerei Giesecke &
Devrient Nürnberger Straße 12
27 Alter Johannisfriedhof
Johannisplatz
12.2010@www.atelier-kirchhof.de, Fotos: LTM, Andreas Schmidt