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la<strong>ge</strong>r war für die Männer ein Bordell ein<strong>ge</strong>richtet worden. Liebe und<br />
das, was dazu <strong>ge</strong>hört, ist wohl etwas Menschliches, und das sollte<br />
auch den Internierten nicht vorenthalten werden. Natürlich gab es<br />
auch Liebespaare unter den Häftlin<strong>ge</strong>n. Ob das Freudenhaus das<br />
nun verhindert hat, wa<strong>ge</strong> ich zu bezweifeln. Dass es in <strong>Auschwitz</strong><br />
aber auch Freudenhäuser für die Häftlin<strong>ge</strong> gab, wird in allen<br />
Nachkriegsberichten verschwie<strong>ge</strong>n. Ein Gutschein für das Bordell<br />
war so eine Art von Prämie für gute Führung. Es gab aber auch<br />
Häftlin<strong>ge</strong>, die ihrem Kapo diesen Gutschein ins Gesicht warfen. Alle<br />
Achtung! Mir erschien das eine besondere Art von guter Führung.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte von der Leichenverbrennung brachte Differenzen<br />
zwischen Olga und mir. Auf die Dauer fiel mir diese Frau mit ihrem<br />
ewi<strong>ge</strong>n Gerede auf die Nerven. Ihre <strong>Die</strong>nstbereitschaft war mir zu<br />
untertänig, zu knechtisch. Ich mochte das nicht. Sie bekam eine<br />
neue Aufgabe, um die ich sie nicht beneidet habe. Sie wurde als<br />
"Aufpasser" ins Frauenla<strong>ge</strong>r bestellt und sollte darüber wachen,<br />
dass keine männlichen Häftlin<strong>ge</strong> unbefugt ins Frauenla<strong>ge</strong>r kamen.<br />
Olga konnte so wunderbar schimpfen, und es war eine Freude zu<br />
sehen, wie sie die Männer aus dem Frauenla<strong>ge</strong>r beförderte. <strong>Die</strong><br />
Mithäftlin<strong>ge</strong> nannten sie "Zerberus" (Höllenhund).<br />
<strong>Die</strong> gute Olga, was mag wohl aus ihr <strong>ge</strong>worden sein? In ein<br />
kommunistisches Polen wollte sie nicht zurückkehren 2) - fast keiner<br />
der polnischen Häftlin<strong>ge</strong> wollte das - auch die Juden nicht. Sehr<br />
viele von ihnen haben sogar noch für einen Sieg der Deutschen<br />
<strong>ge</strong>betet. Wie ich von meinem Kolle<strong>ge</strong>n, Obersturmführer Dr. C., den<br />
ich erst kürzlich besucht habe, erfuhr, sind viele der ehemali<strong>ge</strong>n<br />
Häftlin<strong>ge</strong> nun in den USA. Er korrespondiert noch mit eini<strong>ge</strong>n. Eini<strong>ge</strong><br />
von ihnen waren auch bereit, für an<strong>ge</strong>klagte SS-Offiziere als<br />
Entlastungszeu<strong>ge</strong>n in den KZ-Prozessen auszusa<strong>ge</strong>n, aber sie<br />
wurden kaum zu<strong>ge</strong>lassen. <strong>Die</strong>se Berichte gin<strong>ge</strong>n damals durch die<br />
nationale Presse.<br />
2) Olga kehrte nach dem Krieg dennoch in ein kommunistisches Polen zurück und ist<br />
vor drei Jahren bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Ihr richti<strong>ge</strong>r Name war<br />
"Steffa".<br />
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