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lndustrieanla<strong>ge</strong>n, in denen auch die Häftlin<strong>ge</strong> des La<strong>ge</strong>rs arbeiteten,<br />
ein<strong>ge</strong>setzt. Der Abteilungsstab lag in dem kleinen Dorf Osiek, das<br />
unweit von <strong>Auschwitz</strong> lag. Wir erhielten unsere Verpflegung<br />
während dieser Zeit - jedenfalls zum Teil - aus dem KZ La<strong>ge</strong>r, das u.<br />
a. eine ei<strong>ge</strong>ne Schlächterei und eine ei<strong>ge</strong>ne Bäckerei hätte. Ich war<br />
mit dem Verpflegungsbeamten und dem Adjutanten unserer<br />
Abteilung mehrfach in dem La<strong>ge</strong>r, das erste Mal zum Zwecke der<br />
näheren Absprachen über die Re<strong>ge</strong>lung der Verpflegung unserer<br />
Abteilung. Ein anderes Mal waren wir offiziell zu einer Besichtigung<br />
des KZ-La<strong>ge</strong>rs ein<strong>ge</strong>laden. Im Ganzen bin ich meiner Erinnerung<br />
nach 3 oder 4 mal im La<strong>ge</strong>r <strong>ge</strong>wesen. Bei keinem dieser Besuche<br />
habe ich Vergasungseinrichtun<strong>ge</strong>n, Verbrennungsöfen,<br />
Marterinstrumente oder ähnliche grausi<strong>ge</strong> Din<strong>ge</strong> <strong>ge</strong>sehen. Das<br />
La<strong>ge</strong>r machte einen <strong>ge</strong>pflegten Eindruck, ließ auf eine<br />
hervorra<strong>ge</strong>nde Organisation schließen und hatte neben den schon<br />
<strong>ge</strong>nannten Handwerksbetrieben noch weitere, wie z.B. Schusterei<br />
und Schneiderei. Für die Unterbringung der Häftlin<strong>ge</strong> waren große<br />
Baracken vor<strong>ge</strong>sehen, die alle mit Betten aus<strong>ge</strong>stattet waren. In den<br />
Handwerksbetrieben waren übri<strong>ge</strong>ns ausschließlich Häftlin<strong>ge</strong><br />
beschäftigt. Mich erinnerte dieses La<strong>ge</strong>r in seiner Art an das<br />
Arbeitsdienstla<strong>ge</strong>r, in dem ich meine halbjähri<strong>ge</strong> Arbeitsdienstpflicht<br />
ableistete, nur dass es natürlich wesentlich größer war.<br />
Bei keinem meiner Besuche konnte ich feststellen, dass die<br />
Häftlin<strong>ge</strong>, soweit sie im La<strong>ge</strong>r anwesend waren (das waren die in<br />
den einzelnen La<strong>ge</strong>rbetrieben beschäftigten oder die zur<br />
Sauberhaltung des La<strong>ge</strong>rs kommandierten Häftlin<strong>ge</strong>), schlecht oder<br />
gar unmenschlich behandelt wurden. <strong>Die</strong>ser mein Eindruck deckt<br />
sich auffallend mit dem, den Herr von Briesen hinsichtlich des KZ<br />
Ber<strong>ge</strong>n-Belsen <strong>ge</strong>wonnen hat. Bei einem meiner Besuche sah ich<br />
sogar, dass die in dem Büro der La<strong>ge</strong>rleitung beschäftigten<br />
weiblichen Häftlin<strong>ge</strong> - dem Aussehen nach handelte es sich um<br />
Jüdinnen - alle eine Flasche Milch an ihrem Arbeitsplatz stehen<br />
hatten. Keiner der Häftlin<strong>ge</strong> verhielt sich so, als ob er unter der<br />
Furcht vor Misshandlun<strong>ge</strong>n oder gar unter Todesfurcht stehe.<br />
In letzterer Hinsicht ist mir besonders eine Be<strong>ge</strong>gnung mit<br />
Häftlin<strong>ge</strong>n im Gedächtnis <strong>ge</strong>blieben. Als ich eines Abends mit<br />
mehreren Kameraden in der Nähe des La<strong>ge</strong>rs stand, beobachteten<br />
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