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Flip Nov.2015

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Handwerk.schafft.Kultur.<br />

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IM MITTELPUNKT STEHT DIE QUALITÄT<br />

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„Selbst wenn der Baum nebendran steht, gibt es<br />

keine zwei gleichen Stücke Holz. Fast wie beim<br />

Menschen“, erklärt Eberhard Maier die Faszination<br />

für seinen Werkstoff. Seine Firma in Freiburg-Tiengen,<br />

die Schreinerei und Innenausbau<br />

Eberhard Maier GmbH, gründete er 1986. Bald<br />

steht das 30-jährige Jubiläum an. Und noch etwas<br />

erfüllt den zweifachen Vater mit Stolz: seine<br />

Tochter Marina kam gerade als frischgebackene<br />

Meisterin zurück in die väterliche Schreinerei und<br />

wird nun schrittweise die Nachfolge antreten. Mit<br />

ihr ist die vierte Generation der Familie Maier im<br />

holzverarbeitenden Handwerk tätig.<br />

Im Mittelpunkt von Maiers ganzem Schaffen<br />

steht die Qualität. Sie ist das, was ihn von der<br />

hauptsächlich billig produzierenden Konkurrenz<br />

aus der Industrie unterscheidet. „Ich kann nicht<br />

der billigste sein und gleichzeitig dem Kunden<br />

was bieten“, sagt er. Zum Glück geht der Trend<br />

langsam aber sicher wieder in Richtung Qualitätsbewusstsein.<br />

Den Erfolg einer Arbeitswoche will<br />

Maier auch nicht daran messen, was unterm Strich<br />

auf dem Konto steht. „Wenn wir zu hundert Prozent<br />

effizient arbeiten, dann haben wir die beste<br />

Woche.“ Für 2015 sind die Auftragsbücher gefüllt,<br />

dafür sorgen die Konjunktur und die Empfehlungen<br />

seiner Kunden, überwiegend Privatpersonen<br />

und Hausverwaltungen aus Freiburg<br />

und Umgebung.<br />

Doch nicht immer war der Betrieb so<br />

gut aufgestellt. Ende der 90er Jahre<br />

musste Maier die Hälfte seiner damals<br />

15 Mitarbeiter entlassen, bedingt durch<br />

einen hohen Zahlungsausfall eines Auftraggebers.<br />

Arbeit ist genügend vorhanden,<br />

dafür mangelt es heute auf dem Arbeitsmarkt<br />

an Schreinern, besonders Gesellen. „Die müsste<br />

ich anderen Betrieben abwerben“ sagt Maier, und<br />

das will er nicht. Ohnehin ist er mit der derzeitigen<br />

Größe seines Betriebs zufrieden. Neben seiner<br />

Tochter Marina beschäftigt Maier zwei weitere<br />

Meister, zwei Gesellen, zwei Lehrlinge und<br />

eine Sekretärin. Auch Maiers Schwester hilft im<br />

Betrieb aus, wo sie kann.<br />

Ein Familienbetrieb im Sinne eines familiären<br />

Umgangs miteinander war die Schreinerei schon<br />

immer. „Wir sind hier ein eingefleischtes Team“,<br />

sagt Eberhard Maier und verweist auf die allmorgendlichen<br />

Zusammenkünfte im Aufenthaltsraum<br />

der Schreinerei. Beim gemeinsamen Frühstück<br />

werden dann die Aufgaben des Tages durchgegangen.<br />

Regelmäßig macht die Firma Betriebsausflüge,<br />

beispielsweise zum Wildwasser-Rafting<br />

nach Frankreich. Das schweißt zusammen.<br />

Bezahlt werden die Ausflüge aus der Getränkekasse,<br />

wenn das nicht reicht, zahlt der Chef den Rest<br />

aus eigener Tasche. „Die Firma steht und fällt mit<br />

dem Klima, ganz einfach.“<br />

Maier kennt seine Mitarbeiter. Er weiß, wo ihre<br />

Stärken liegen und wem er welche Arbeiten zuteilt.<br />

Das Leistungsspektrum der Firma ist breit<br />

und umfasst Türen, Treppen, Wand- und Deckenverkleidungen,<br />

Bodenbeläge, Einbauschränke,<br />

Pergolen und Wintergärten sowie die Montage<br />

von Fenstern. Außerdem ist die Firma im Möbelbau<br />

tätig, restauriert und repariert.<br />

Dafür, dass der Ruf des Handwerks in der Vergangenheit<br />

stark gelitten hat, seien durchaus Handwerker<br />

verantwortlich. Dem Handwerker mit Leib<br />

und Seele Eberhard Maier ist jedoch wichtig klarzustellen,<br />

dass es sich dabei um schwarze Schafe<br />

handelt. Jeder kann sich mal verspäten, aber jeder<br />

könnte auch ein Telefon in die Hand nehmen und<br />

dem Kunden Bescheid geben. Ende der 90er Jahre<br />

hatte er in Ilona Christens Talkshow einen Auftritt<br />

zum Thema „Ihr Handwerker seid euer Geld<br />

nicht wert“. Das konnte er nicht auf sich sitzen<br />

lassen und vertrat die Handwerker vor einem Millionenpublikum..<br />

Mit seiner Nachfolgerin an seiner Seite, will Eberhard<br />

Maier selbst nach und nach einen Gang runterschalten,<br />

oder auch zwei. Jedoch nicht, ohne<br />

vorher seine Erfahrungen mit dem Holz, dem<br />

Handwerk und auch den vielen langjährigen Kunden<br />

an seine Tochter weitergegeben zu haben.

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