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Stadtmagazin Ausgabe 11

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Geschichte<br />

7<br />

ständig“ gebaut: mit Material, was „anstand“.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Felssteine<br />

von den nahegelegenen Hügelgräberfeldern<br />

stammen, die durch die Eiszeit auf dem<br />

Geestboden zurückgelassen worden waren.<br />

Die „Hügelgräber“ wurden zerstört und die<br />

mächtigen Steine in passende Teile zerkleinert.<br />

Sprenglöcher an den Steinen des Findlingsmauerwerkes<br />

weisen darauf hin. Wenn<br />

Steine reden könnten…!<br />

Diese Findlingskapelle war ein einfacher,<br />

rechteckiger Bau mit Ausrichtung nach Osten<br />

und einer ursprünglichen Länge von<br />

<strong>11</strong>,76 m und einer Breite von 6,58 m. Der<br />

Eingang befand sich an der Südseite. Sehr<br />

schmale, hoch angelegte, rechteckige Fenster<br />

gaben Licht. Als Dach diente eine flache<br />

hölzerne Decke. Die Außenmauern sind zwischen<br />

1,20 und 1,30 m dick. Die teils über 850<br />

Jahre alten Mauern erzählen uns spannende<br />

Geschichten, haben aber auch eine starke<br />

spirituelle Ausstrahlung.<br />

Der ursprüngliche Raum wurde von zwei<br />

gleichen Feldern überwölbt. Die Schildbögen<br />

sind halbkreisförmig, der Scheidbogen<br />

ist gedrückt spitz. Die Kreuzrippen sind<br />

rechteckig, 20 cm breit, wie das ganze Gewölbe<br />

aus Ziegelsteinen hergestellt und verputzt.<br />

Die Pfeiler reichen nur 1,40 m über den<br />

Fußboden und haben einfache romanische<br />

Kapitelle aus Backsteinen. Es ist anzunehmen,<br />

dass die Einwölbung in späterer Zeit<br />

erfolgte, zugleich mit einer Erhöhung der<br />

Umfassungsmauern, welche nur bis zur Höhe<br />

von etwa 4 m aus Feldsteinen, darüber etwa<br />

1,50 m aus Ziegelsteinen bestehen.<br />

An der Westseite stand bis 1835 ein hölzerner<br />

Glockenturm. Dieser wurde abgerissen,<br />

und es entstand ein massiver Turm aus<br />

Ziegelsteinen bis zur Höhe des Dachfirstes,<br />

der dann 1886 eine neugotische Dachspitze<br />

bekam. Außerdem wurden die Fenster vergrößert<br />

und der Eingang von der Süd- zur<br />

Westseite verlegt. Der alte Eingang wurde<br />

zugemauert. Aber die Kapelle war und blieb<br />

Mittelalterliche Steinsprengung mit Quelhölzern<br />

im Verhältnis zu der Einwohnerzahl des Ortes<br />

zu klein. Ein weiteres Übel war es auch,<br />

dass in der feuchten Kapelle die kostbaren<br />

Paramente und Einrichtungen verdarben.<br />

1921 wurde der Kirchenraum in den heutigen<br />

Ausmaßen in Form eines lateinischen Kreuzes<br />

erweitert, wobei die östliche Erweiterung<br />

Chorraum und Sakristei beherbergen. Über<br />

die Vierung wurde ein mit Dachziegeln gedeckter<br />

achtseitiger, hölzerner Turm gesetzt.<br />

Um den Neubau mit den Findlingsblöcken<br />

der alten Kapelle möglichst in Einklang zu<br />

bringen, wurden zum Mauerwerk Osnabrücker<br />

Bruchsteine und zu den Gewölben Ziegelsteine<br />

und Schwemmsteine verwendet.<br />

Da das Holz des Dachstuhles und des Vierungsturmes<br />

im Laufe der Zeit vom Holzbock<br />

zerstört und die Dachpfannen wasserdurchlässig<br />

geworden waren, musste erneut gehandelt<br />

werden. Im Jahre 1966 wurde der<br />

Vierungsturm wieder abgebaut, das Dach<br />

Spuren der Steinsprengung an der Sevelter Kirche<br />

instandgesetzt und der Kirchturm an der<br />

Westseite mit Bruchsteinen ummauert. Außerdem<br />

erhielt der Turm als Spitze ein Zeltdach<br />

– im romanischen Stil.<br />

Die Wegepflasterung verbindet die Kirche<br />

mit dem Friedhof, dem Dorfplatz und<br />

mit der Schule, auch mit dem Kindergarten,<br />

Pfarrheim und Sportplatz. Rotdornbäume<br />

umgeben den gesamten Kirchplatz, und der<br />

Besucher spürt gleich die Kraft der uralten<br />

Mauern. Alles erscheint wie aus einem Guss<br />

gestaltet. Der Kirchplatz ist Versammlungsund<br />

Treffpunkt der Dorfbevölkerung sowie<br />

Ziel der Prozessionswege.<br />

Das Innere der St. Marien-Kirche<br />

Sevelten<br />

Das beste Kompliment, das wir der kleinen<br />

Sevelter Kirche machen können: Die Kirche<br />

ist weder modisch noch unmodisch –<br />

Flügelaltar aus der Zeit um 1600

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