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s_Rebenblattl_Herbstausgabe_2014

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September <strong>2014</strong><br />

Aktuelles aus dem Rebenland<br />

Erntebilanz<br />

Die Weinbauern hoffen auf Sonne<br />

Der Herbst soll meist das auslöffeln, was ihm<br />

das Frühjahr und der Sommer eingebrockt<br />

haben. Heuer eine sehr undankbare Aufgabe.<br />

Wie schlimm ist es wirklich - eine erste<br />

Bestandsaufnahme.<br />

Text: Gregor F. Waltl<br />

Glaube nie einer Statistik,<br />

die du nicht selber<br />

gefälscht hast, meinte<br />

angeblich schon Sir Winston<br />

Churchill. Denn wenn man<br />

sich die statistischen Wetterdaten<br />

ansieht, war der Sommer<br />

<strong>2014</strong> gar nicht so mies,<br />

wie wir es ihm gerne und mit<br />

großem Wehklagen unterstellen.<br />

Die Erklärung für das<br />

Sommerwetter nach einem<br />

Frühling, der mit Temperaturen<br />

um 1,5 Grad über dem<br />

Mittel noch zu den wärmsten<br />

der Messgeschichte zählte, ist<br />

mit dem Ausbleiben des Azorenhochs<br />

zu erklären. „Dieses<br />

konnte sich heuer nicht etablieren<br />

und so konnten sich<br />

die Tiefdruckgebiete ungehindert<br />

durchsetzen“, hieß es<br />

dazu aus der ZAMG-Prognoseabteilung.<br />

Da werden sich<br />

jetzt wohl viele Touristiker<br />

und Landwirte wutentbrannt<br />

zu Wort melden, denn für<br />

viele war der heurige Sommer<br />

die pure Katastrophe.<br />

Und trotzdem. Alles nicht so<br />

schlimm?<br />

Des einen Freud, des<br />

anderen Leid<br />

Während vor allem im Weinbau<br />

die so wichtige Sonne<br />

und der vielbesungene<br />

Herbstwind in der Reifephase<br />

fast völlig dem Dauerregen<br />

oder zumindest der Dauerfeuchte<br />

gewichen sind, lässt<br />

heuer den sehr oft strapazierten<br />

Ausdruck eines „schwierigen<br />

Weinjahres“ große Bedeutung<br />

zukommen. Heuer<br />

sind Know-How und schonende<br />

Technik gefragt, um<br />

das verbliebene, gesunde<br />

Traubenmaterial gut in die<br />

Flasche zu bringen. Die Hopfenbauern<br />

freuen sich hingegen<br />

über eine enorme Ernte<br />

mit einer Qualität auf sehr<br />

hohem Niveau, auch wenn<br />

ihnen beim Brocken das Wasser<br />

bei einem Ärmel rein und<br />

beim anderen raus geronnen<br />

ist. Auch für unsere Gäste, vor<br />

allem den doch sehr zaghaft<br />

angereisten Tagesgästen, war<br />

das Wetter gelinde gesagt<br />

suboptimal. Es stellt sich hierzu<br />

nur die Frage, ob wir nicht<br />

selber und das zusammen mit<br />

den dramatischen Wetterberichten,<br />

wo Begriffe wie „Wetterwarnung“<br />

mittlerweile ja<br />

sehr inflationär verwendet<br />

werden, unseren Gästen die<br />

Südsteiermark ausschließlich<br />

mit Sonne und wolkenlosen<br />

Himmel ans Herz legen. Als<br />

Vizebgm. Herbert Germuth,<br />

Weinbauer<br />

Die Situation ist schwierig. Der<br />

viele Regen hat Fäulnis ausgelöst,<br />

die Reife der Trauben ist<br />

durch die vielen Regentage<br />

nicht optimal. Das Ernten ist<br />

teilweise nicht oder nur mit<br />

großem Aufwand möglich. Die<br />

Trauben werden teils mit Seilwinden<br />

aus den Weingärten<br />

gezogen. Mengenmäßig werden<br />

wir sicherlich einiges der<br />

Qualität opfern müssen, aber<br />

mit unserem Know-How bringen<br />

wir trotzdem eine hohe<br />

Qualität in die Flasche.<br />

Manfred Poscharnik,<br />

Hopfenbauer<br />

Das heurige Jahr ist, was<br />

Hopfen und unsere Hopfenzimmer<br />

angeht, durchaus zufriedenstellend.<br />

Es gab kaum wetterbedingte<br />

Stornierungen und für den<br />

Herbst schaut die Buchungslage<br />

recht gut aus. Der Hopfen<br />

hat sich heuer sehr gut<br />

entwickelt und die Ernte<br />

ist hinsichtlich Menge und<br />

auch Qualität sehr gut gewesen.<br />

Das Hochwasser in den<br />

Hopfenäckern war schon ein<br />

Schock.<br />

Sandra Pronegg,<br />

Winzerzimmer<br />

Die Nächtigungszahlen<br />

waren bei uns auch heuer<br />

wieder gut und ich konnte<br />

trotz des Wetters keinen<br />

Rückgang bemerken. Die<br />

Südsteiermark hat halt auch<br />

bei Regen seine Reize und<br />

Möglichkeiten. Das vermittle<br />

ich unseren Gästen auch<br />

sehr gerne. Nur für Familien<br />

mit kleinen Kindern ist es<br />

doch recht schwierig, ein<br />

Schlechtwetterprogramm<br />

zu finden. Hier fehlt es am<br />

Angebot.<br />

Christian Gödl, Waldpädagoge<br />

und Biobauer<br />

Wir hatten im Vorjahr eine<br />

super Ernte, heuer aufgrund<br />

der Alternanz (Anm.:<br />

Schwankung des Fruchtertrages<br />

im zweijährlichen<br />

Rhythmus) und natürlich<br />

auch wegen des Wetters<br />

eine ganz geringe Menge.<br />

Gottseidank ist unser Obstgarten<br />

für uns ja nur ein Zubrot,<br />

aber unterschiedliche<br />

Erntemengen und das Leben<br />

mit den Schwankungen<br />

der Natur gehören halt einfach<br />

dazu.<br />

2<br />

03 / <strong>2014</strong>

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