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Ich fühle mich in dieser Landschaft<br />
hier vergleichsweise schwach, bin oft<br />
müde, mitnehmen kann ich dennoch<br />
nur Stärke.<br />
Das Rentier Geweih kommt als<br />
Andenken mit nach Hause. Kurz<br />
vor unserer Abreise lichtet sich der<br />
Nebel und wir dürfen noch einmal<br />
das atemberaubende Panorama genießen.<br />
Bett? Mit Matratze.<br />
Die Nacht im Zelt würde 250<br />
Kronen kosten, für die Hütte bezahlen<br />
wir 490. Ein paar Quadratmeter<br />
Platz, 2 Stockbetten, ein<br />
Tisch, Sessel, ein Kühlschrank<br />
und eine Kochplatte. Ja, die nehmen<br />
wir! Ich bin überglücklich.<br />
Das bedeutet Wärme. Als erstes<br />
gibt es eine Tasse Tee und danach<br />
gönnen wir uns gemeinsam<br />
ein zweites Bier. Auch sehr<br />
einfache Dinge, vor allem dann,<br />
wenn man sie mit der richtigen<br />
Person teilt, können sehr glücklich<br />
machen.<br />
Wir fühlen uns hier sehr wohl<br />
und fallen gegen Mitternacht in<br />
einen wohlverdienten Schlaf.<br />
Donnerstag, 18. August<br />
Aufwachen bei Sonnenschein.<br />
Der See funkelt unter den Sonnenstrahlen.<br />
Erst einmal ausgiebig<br />
Kaffee trinken – herrlich.<br />
Danach ein gutes Frühstück und<br />
eine Wanderung nach Gjendesheim.<br />
An einem Kiosk gehen wir<br />
einkaufen (hier kostet eine Dose<br />
Bier nur 45 Kronen). Wir träumen<br />
außerdem von Brot, Käse,<br />
Joghurt und Eiern. Das landestypische<br />
Flatbrod genießen wir<br />
dazu - es ist ähnlich wie Knäckebrot,<br />
aber hauchdünn. Es geht<br />
uns gut, sehr gut.<br />
Am nächsten und letzten Tag<br />
wollen wir noch eine lange Tour<br />
gehen. Noch 3 Tage gemeinsam.<br />
In Norwegen. Gemeinsam<br />
durchs Leben – noch sehr lange.<br />
Freitag, 19. August<br />
Der letzte Tag. Wir gehen noch<br />
einmal hinauf auf den Besseggen<br />
Grat, mit Hilfe der Steinmännchen<br />
finden wir diesen auch im<br />
trüben Wetter. Es gibt Einsicht<br />
und es gibt Aussicht. Seit Montag<br />
ist es fast durchgehend trüb,<br />
regnerisch, kalt und grau. Ich<br />
hatte wirklich viel Einsicht, jetzt<br />
wünsche ich mir nichts als Wärme<br />
und Aussicht.<br />
Beim Kiosk im Tal trinken wir<br />
Kaffee und genießen unsere<br />
mitgebrachte Jause: Flatbrod mit<br />
Käse, Eiern, Keksen und Schokolade.<br />
Lakritz-Salmiak Bonbons<br />
sind hier sehr beliebt. Meine<br />
Kostprobe lässt mich den Nachmittagssnack<br />
fast wieder hoch<br />
kommen. Das braucht wohl<br />
noch Anpassung und frühestens<br />
bei der nächsten Reise nach Norwegen<br />
probiere ich das wieder.<br />
Anschließend geht es zurück<br />
zu unserer kleinen Hütte nach<br />
Bessheim, auf einem schönen<br />
Höhenweg mit noch einmal ein<br />
paar Hundert Höhenmetern.<br />
Wir haben nun großes Glück<br />
oder mein Wunsch an das Universum<br />
wird erfüllt: Sonne.<br />
Licht. Wärme. Glück kann so<br />
simpel sein. Beim Abstieg pflücken<br />
wir süße Heidelbeeren und<br />
bei der Ankunft am Abend gilt<br />
nur noch: Weg mit den schweren<br />
Schuhen und ein kühles Bier<br />
genießen. Auch heute waren wir<br />
fast 8 Stunden draußen.<br />
Es ist eine angenehme Müdigkeit,<br />
die wir jeden Tag verspüren.<br />
Das Gefühl, trotz widrigem<br />
Wetter richtig gelebt, erlebt und<br />
gefühlt zu haben. Ich bin kaputt,<br />
aber dankbar. Es ist eine Reise,<br />
ein Anfang, ein Ankommen,<br />
ein in mir sein. Der Alltag rückt<br />
angesichts der baldigen Abreise<br />
näher und beschäftigt mich<br />
zunehmend, aber ich ruhe viel<br />
mehr in mir als zu Beginn. Alles<br />
außen ist außen; es ist etwas, das<br />
erledigt wird. Alles innen – mein<br />
Müde, aber zufrieden geht eine<br />
Reise zu Ende.<br />
Fotos:<br />
Karin Eibenberger<br />
Vielen Dank an unsere<br />
Equipment-Partner:<br />
- Norrøna<br />
- Mountain Hardwear<br />
- Bach<br />
- Mammut<br />
- Garmont<br />
- Gregory<br />
- Grayl<br />
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