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2Women2Wild Ausgabe 1

Abenteuer Outdoor Leben – von und für Frauen

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station Stablein hoch. Wobei<br />

in dieser Aussage viel zu wenig<br />

vom eigentlichen Abenteuer<br />

steckt. Denn zwischen dem meditativen<br />

Hochschaukeln ist ja<br />

der Einstieg in den 2er Sessellift.<br />

Zu dritt, mit 2 Kindern die nicht<br />

auf den Sessel raufkommen und<br />

mit 3 Rucksäcken. Der Liftwart<br />

meint in seinem Tirolerischen<br />

‚Scheiß da nix‘ Jargon, dass wir<br />

da zu dritt locker Platz haben.<br />

Und nachdem ich meine 2 Kleinkinder<br />

dann mit den 3 Rucksäcken<br />

auf die zwei Sessel verteilt<br />

habe, nachdem mir der Lift<br />

in die Kniekehle gedonnert ist<br />

während die 4 Jährige die ersten<br />

50 Meter halb unter dem Sessel<br />

hängend verbracht hat ehe ich<br />

sie hochstemmen konnte, konnten<br />

zumindest die Kinder und<br />

Unter der Wildspitze sind der Ötztaler Urkund, der Urkundkolm<br />

und das Wilde Mannle – alles 3000er, die letzten beiden<br />

soliden Wanderdreitausender mit alpinem Charakter.<br />

die Rucksäcke die Fahrt vermutlich<br />

genießen. Krakenmama mit<br />

ihren 100 Armen musste derweil<br />

Ladungssicherung betreiben.<br />

Ganz früher hatte ich die Kleinen<br />

bei solchen Angelegenheiten<br />

übrigens am Klettergurt, aber<br />

man wird erstaunlich abgebrüht<br />

und stark mit der Zeit. Muskeln<br />

wachsen mit der Größe und Anzahl<br />

der Kinder. In Stablein angekommen,<br />

bremst der Sessellift<br />

übrigens nicht standardmäßig.<br />

Aber ich hab meine 2 schon gut<br />

konditioniert, wie zwei Hunde:<br />

Station kommt näher. „Sitzen<br />

bleiben.“ Wir erreichen die Station.<br />

„Sitzen!“ Bügel auf. „Sitzen!!!“<br />

Wir schweben in Richtung Matte.<br />

„SITZEN!!!“ Noch 5 Sekunden.<br />

„LAUFEN!!!!“. Die zwei legen<br />

einen Sprint hin und mich trifft<br />

der Sessellift wegen der 3 Rucksäcke,<br />

die sich verfangen haben,<br />

nochmal in die Kniekehle. Alle<br />

sicher und entspannt oben angekommen.<br />

Stablein ist übrigens eine recht<br />

bemerkenswerte Alm. Sie ist<br />

eines der Ziele und Ausgangspunkte<br />

der Transhumanz, dem<br />

Übertrieb über die Alpen von bis<br />

zu 5500 Schafen von Südtirol<br />

nach Tirol jeweils im Frühsommer<br />

und Herbst, einem immateriellen<br />

UNESCO Weltkulturerbe.<br />

Wir berichten in der Frühjahrsausgabe<br />

2024 davon.<br />

Stablein, bzw. die höher gelegene<br />

Breslauer Hütte, steht außerdem<br />

ziemlich im Zeichen der Wildspitze,<br />

mit 3768 m der höchste<br />

Berg der Ötztaler Alpen und der<br />

zweithöchste Berg Österreichs.<br />

Unter der Wildspitze sind der<br />

Ötztaler Urkund, der Urkundkolm<br />

und das Wilde Mannle – alles<br />

3000er, die letzten beiden soliden<br />

Wanderdreitausender mit<br />

alpinem Charakter. Mein Großer<br />

war 3 als er bezeichnender Weise<br />

das Wilde Mannle (3023 m) bestiegen<br />

hat, die Kleine hatte ich<br />

in der Trage. Eingeprägt hatten<br />

sich damals zwei Dinge: Magnus<br />

wildes Ankunfts-Geschrei<br />

vor einer Menge Publikum kurz<br />

unterhalb des Gipfels, da er sich<br />

an einem Felsen den Kopf angestoßen<br />

hatte (seitdem besitzt er<br />

einen Kletterhelm) und die steile<br />

Rinne im Abstieg, bei der mein<br />

Großer wirklich sehr geduldig<br />

im Absturzgelände (gesichert)<br />

eine gute Viertelstunde gewartet<br />

hat, bis die sehr ängstlichen und<br />

langsamen Leute vor uns durch<br />

die Schlüsselstelle durch waren,<br />

um sich dann ordentlich Applaus<br />

der anderen Leute zu holen weil<br />

er die Stelle so gut und schnell<br />

gemeistert hatte.<br />

Jetzt ist meine Kleine gerade 4<br />

geworden und mein Großer 6<br />

und es ist Zeit für den Urkundkolm<br />

(3113 m). 3000er sind etwas<br />

Magisches für die 2, beide freuen<br />

sich, der Aufstieg bis zur Hütte<br />

geht schnell und dort lege ich den<br />

beiden den Klettergurt an, um<br />

sie am Kurzseil sichern zu können.<br />

Es geht relativ einfach über<br />

ein paar Steilstufen hoch, mein<br />

Großer braucht keine Sicherung,<br />

die Kleine nehme ich ans Seil.<br />

An einem kleinen Plateau angekommen<br />

überholen wir völlig<br />

fertige Touristen, die erstaunt<br />

sind, dass ich mit den zwei Kindern<br />

da rauf will. Ihre Kondition<br />

reicht nicht und es ist ihnen zu<br />

schwierig, sagen sie. Meine zwei<br />

wachsen um einen halben Meter<br />

Stolz in der Zwischenzeit. Das<br />

Déjà-vu folgt sogleich: meine<br />

Kleine stößt sich (trotz meines<br />

Hinweises) an einem Felsen den<br />

Kopf an, allerdings ist die Kleine<br />

härter im Nehmen und wir beschallen<br />

nicht die ganzen Tiroler<br />

Alpen. Auch sie wird in Zukunft<br />

Helm tragen, auch auf Bergen<br />

ohne immanente Steinschlaggefahr.<br />

Am Gipfel gibt es dann<br />

Schokokekse satt und 3 Gruppen<br />

von Leuten wollen Fotos von und<br />

für uns und dem Schokoladenlächeln<br />

machen. Nach 100 Gipfelfotos<br />

und immer noch gut aufgezuckert<br />

schaffen wir es schnell<br />

nach unten, und wieder gibt es<br />

Applaus von anderen in einer<br />

kurzen Steilpassage. Die zwei<br />

– immer noch im Zucker- und<br />

Gipfelrausch – fühlen sich wie<br />

Edmund Hillary und Tenzing<br />

Norgay am Everest, ab der Breslauer<br />

Hütte wird dann bergab bis<br />

zum Lift gelaufen. Obwohl die<br />

zwei bei der Talfahrt dann fast<br />

eingeschlafen wären und der<br />

Weg vom Lift zum Auto natürlich<br />

fast unschaffbar gewesen<br />

wäre, bestehen sie dann noch auf<br />

einen Ausklang am Spielplatz,<br />

bei dem sie vermutlich nochmal<br />

mindestens die Energie verbrauchen,<br />

die sie für den Urkundkolm<br />

gebraucht haben.<br />

An dieser Stelle übrigens ein Lob<br />

an den Ötztaler Tourismus: die<br />

Spielplätze sind wirklich wunderschön,<br />

gepflegt, groß und gut<br />

angelegt. Da wir uns die sehr<br />

empfehlenswerte Ötztal Summer<br />

Card geleistet hatten, können<br />

wir auch zum Beispiel am<br />

Abend noch schnell „zu Widi“<br />

fahren, dem Maskottchen des<br />

Ötztals, einem kleinen Schafbock,<br />

der hoch über Oetz einen<br />

eigenen Spielplatz bekommen<br />

TOUREN 49

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