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SPECTRUM #5/2016

Vivre en itinérance

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Wenn Dienstgrade zu Kreditpunkten werden<br />

UNIPOLITIK<br />

ECTS-Punkte für eine militärische Kaderausbildung: An mehreren Schweizer Universitäten ist dies bereits<br />

Realität. Die Uni Freiburg gehört nicht dazu. Spectrum ist dem Stand der Dinge, der Position der<br />

Uni Freiburg, den Fragen und Argumenten auf den Grund gegangen. NOAH FEND<br />

© Illustration : Andréa Savoy<br />

© Illustrationen : Clarisse Aeschlimann<br />

Der Schweizer Armee fehlt es zunehmend<br />

an Führungskräften.<br />

Immer weniger Soldaten entscheiden<br />

sich dafür, nach der Rekrutenschule<br />

in der Armee weiterzumachen. Um die<br />

Attraktivität der militärischen Kaderausbildung<br />

zu erhöhen, strebt das Verteidigungsdepartement<br />

(VBS) bis Ende 2017<br />

die Zusammenarbeit mit allen Schweizer<br />

Hochschulen an. Dank sogenannten Anerkennungsvereinbarungen<br />

sollen sich<br />

Studierende ihre militärische Ausbildung<br />

in Form von ECTS-Punkten ans Studium<br />

anrechnen lassen können<br />

St. Gallen, Neuenburg und Zürich<br />

Pionierin ist die Universität St. Gallen<br />

(HSG): Seit dem Herbstsemester 2012 gibt<br />

es im Bachelorstudium je nach Dienstgrad<br />

vier bis sechs Kreditpunkte. Im Master<br />

können sich Einheitskommandanten oder<br />

Stabsoffiziere nochmals sechs Punkte anrechnen<br />

lassen. Bis zu zwölf ECTS-Punkte<br />

gibt es also für Armeekader an der<br />

HSG. Bedingung für deren Validierung<br />

ist das Bestehen der Führungsausbildung<br />

sowie das Verfassen einer schriftlichen<br />

Arbeit über militärische Führungsgrundsätze.<br />

Die Uni Neuenburg und neu auch die Uni<br />

Zürich, an deren wirtschaftswissenschaftlicher<br />

Fakultät seit diesem Herbstsemester<br />

ebenfalls Vierfrucht-Punkte vergeben<br />

werden, sehen vom Erbringen einer akademischen<br />

Leistung zur Validierung der<br />

militärischen Punkte ab: Das Bestehen<br />

der Führungsausbildung genügt. Dasselbe<br />

gilt für alle sieben öffentlich-rechtlichen<br />

Fachhochschulen der Schweiz.<br />

Die Universitäten Basel und Luzern planen<br />

die Einführung dieser Möglichkeit an<br />

gewissen Fakultäten für das Jahr 2017.<br />

Universität Freiburg<br />

Mit der Uni Freiburg gibt es bis heute<br />

keine Anerkennungsvereinbarung. Auch<br />

konkrete Pläne, eine solche in absehbarer<br />

Zeit abzuschliessen, existieren nicht. Ein<br />

Vorstoss der Offiziersgesellschaft (OF)<br />

der Universität Freiburg vor rund drei Jahren<br />

wurde laut Pirmin Niederberger, Präsident<br />

der OF, vom Rektorat abgelehnt.<br />

Die militärischen Kaderschulen seien keine<br />

universitären, von Bologna als solche<br />

anerkannten Bildungsinstitutionen. Seit<br />

dem Amtsantritt des neuen Rektorats vor<br />

gut eineinhalb Jahren wurde dieses Thema<br />

nicht mehr diskutiert.<br />

Prof. Dr. Thomas Schmidt, Vizerektor<br />

der Uni Freiburg, meint, eine allfällige<br />

zukünftige Anfrage müsste sicherlich<br />

sorgfältig geprüft und im Rektorat<br />

besprochen werden. Eine eventuelle<br />

Einführung einer Anerkennungsvereinbarung<br />

für bestimmte Fakultäten wie<br />

Rechts- oder Wirtschaftswissenschaft<br />

schliesst er nicht per se aus. Schmidt<br />

steht der Frage jedoch auch kritisch gegenüber:<br />

„Ich persönlich sehe keinen<br />

Grund, die Armeeausbildung gegenüber<br />

anderen Führungsausbildungen zu privilegieren.“<br />

Wenn für die militärische<br />

Ausbildung Kreditpunkte verteilt werden,<br />

müsste man diese Möglichkeit konsequenterweise<br />

auch auf andere ausseruniversitäre<br />

Ausbildungsangebote ausweiten.<br />

Die Vorteile für die Armee sind klar:<br />

Weitere Diskussionspunkte<br />

Durch Anerkennungsvereinbarungen<br />

mit Universitäten wird der Militärdienst<br />

für eine junge, gebildete, zielorientierte<br />

zukünftige Elite attraktiver gemacht.<br />

Nichtsdestotrotz stehen, ergänzend zu<br />

Schmidt, noch weitere kritische Fragen<br />

im Raum. So zum Beispiel jene der<br />

Gleichberechtigung: Dienstuntaugliche<br />

bleiben von der Möglichkeit weitgehend<br />

ausgeschlossen. Ausserdem ist es legitim<br />

zu fragen, ob das VBS damit nicht falsche,<br />

kontextferne Anreize für eine Militärkarriere<br />

schafft. Diese und weitere Fragen<br />

müssten im Rektorat in Zukunft diskutiert<br />

werden, sollte das VBS die Verhandlungen<br />

mit der Uni Freiburg wie geplant<br />

bis Ende 2017 aufnehmen wollen.<br />

5/<strong>2016</strong> 7

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