08.04.2017 Views

SPECTRUM #2/2017

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Sex gegen Sechs?<br />

KOMMENTAR<br />

Eine Beziehung zwischen Professoren und Studierenden<br />

ist in der Schweiz nicht verboten. Solange<br />

es sich um einvernehmlichen Sex zweier<br />

Erwachsenen handelt, steht einer solchen Beziehung<br />

also nichts im Weg.<br />

Doch auch wenn es das Gesetz erlaubt, seriös ist eine<br />

solche Affäre nicht. Erst recht nicht, wenn sie von<br />

Dozierenden aktiv gesucht wird. Wie beispielsweise<br />

von einem unserer Freiburger Lehrbeauftragten, der<br />

sich auf Tinder herumtreibt und auch dann nicht zurückschreckt,<br />

wenn sich eine Studentin explizit als<br />

solche zu erkennen gibt.<br />

Er lässt daran zweifeln, dass alle Noten der Universität<br />

für akademische Leistungen vergeben wurden.<br />

Eine Beleidigung an alle Studentinnen, die ihr Studium<br />

ernst nehmen und hart dafür arbeiten. Müssen sie<br />

sich in Zukunft dafür rechtfertigen, wie sie ihre guten<br />

Noten erhalten haben? Dies schadet nicht nur dem<br />

Ruf des Dozenten, sondern auch dem unserer Universität.<br />

Man könnte daraus auf ein Umfeld schliessen,<br />

in dem Lehrpersonen nach rechts oder links wischen,<br />

um sich von den Studierenden die Schönsten<br />

auszusuchen. Eine Universität ist jedoch nicht dazu<br />

da, dem Herrn Professor eine möglichst grosse Selektion<br />

möglicher Fortpflanzungspartnerinnen zur Verfügung<br />

zu stellen. Als Studierende haben wir uns für<br />

eine akademische Ausbildung eingeschrieben, um<br />

von unserem Lehrkörper Fachkompetenz vermittelt<br />

zu bekommen. Ein Verhalten wie im uns bekannten<br />

Fall darf an einer Universität nicht toleriert werden,<br />

Gesetz hin oder her. Es sollte an einem seriösen Institut<br />

selbstverständlich sein, dass Lehrpersonen<br />

ihre Position nicht zum persönlichen Vergnügen<br />

ausnutzen. Doch die Schweizer Hochschulen stehen<br />

dieser Thematik seit jeher passiv gegenüber. Es wäre<br />

jedoch wünschenswert, dass die Universitäten von<br />

sich aus zu dieser Thematik klar Stellung beziehen.<br />

Denn auch als erwachsene Studierende haben wir das<br />

Recht auf ein neutrales Lernumfeld. In ihrem Leitbild<br />

gelobt die Universität Freiburg, „bestmögliche<br />

Studienbedingungen bereitzustellen“. Die Universität<br />

vertrete die Werte des christlichen Humanismus<br />

und will die Präsenz von Frauen in der Wissenschaft<br />

stärken. Die Tinder-Aktivität des Lehrbeauftragten<br />

stellt dieses Leitbild zumindest in Frage. Wer schon<br />

am Studium mit Avancen vom Lehrkörper rechnen<br />

muss, der überlegt es sich zweimal, ob er später in einem<br />

solchen Umfeld arbeiten möchte.<br />

NANINA<br />

STUDER<br />

Zwei Franken sind genug!<br />

Die meisten von uns würden ohne Kaffee einen<br />

langen Tag an der Universität wahrscheinlich<br />

kaum überstehen. Wer in diesem Semester<br />

einmal zwischen zwei Vorlesungen den Gang zur<br />

Cafeteria zwecks Koffein-Nachschub auf sich nahm,<br />

stellte bestimmt fest, dass unser aller Lebensretter<br />

zehn Rappen mehr kostet. Oder in anderen Worten:<br />

Wir berappen dafür jetzt 2.30 Franken. Notabene<br />

ohne, dass der Kaffee auch zehn Rappen besser<br />

schmecken würde. Dabei sollte er doch gerade an<br />

einer Uni nicht mehr als zwei Franken kosten. Denn<br />

obwohl immer noch etwas günstiger als in einem gemütlichen<br />

„Kafi“ in der Stadt, wird man in der Cafeteria<br />

auch nicht am Platz bedient.<br />

Zudem hat die Mensa an der Uni den Auftrag, uns<br />

möglichst erschwinglich zu verköstigen und wird<br />

dazu von der Universität auch unterstützt. Dass die<br />

Forderung von einem Kaffee für zwei Franken nicht<br />

utopisch ist, zeigt ein kurzer Abstecher nach Bern.<br />

Da bezahlt man gerade mal 1.80 Franken. Noch extremer<br />

ist die Universität Zürich: In der teuersten<br />

Stadt der Schweiz zahlen Studierende lediglich 1.50<br />

Franken für das Heissgetränk. Und damit ist nicht<br />

die Brühe aus dem Selecta-Automaten gemeint, welche<br />

den Namen Kaffee gar nicht verdient. In Anzahl<br />

Tassen umgerechnet, reicht unser Geld nicht einmal<br />

für zwei, während die Studierenden der Universität<br />

Zürich sich drei Tassen genehmigen können.<br />

Die Universität und vor allem die Dozierenden würden<br />

ebenfalls von erschwinglicherem Kaffee für Studierende<br />

profitieren. Wache, produktive Studierende<br />

sind für interessante Stunden unabdinglich. Es muss<br />

für Dozierende und Mitstudierende nichts Schlimmeres<br />

geben, als in einem Seminar mit anderen zu<br />

diskutieren, die wie stumme, halbtote Fische daneben<br />

sitzen.<br />

Um die langen Tage zu überstehen bleiben mir<br />

schlussendlich nur drei Optionen: Ich lasse mich in<br />

eine Reha-Klinik zwecks Koffein-Entzug einweisen.<br />

Ich nehme in Zukunft meinen eigenen Kaffeekocher<br />

mit und damit natürlich auch eine mobile Herdplatte<br />

und kann mir so meinen Kaffee kochen. Oder, da<br />

ich an meinem persönlichen sowie finanziellen Vorteil<br />

der vorher genannten Lösungen zweifle, füge ich<br />

mich widerwillig den Preisen und bezahle die 2.30<br />

Franken – in der Hoffnung, nicht bald einen Kleinkredit<br />

aufzunehmen müssen.<br />

FABIENNE<br />

WIDMER<br />

2/<strong>2017</strong><br />

19

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!