SPECTRUM #2/2017
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Sex gegen Sechs?<br />
KOMMENTAR<br />
Eine Beziehung zwischen Professoren und Studierenden<br />
ist in der Schweiz nicht verboten. Solange<br />
es sich um einvernehmlichen Sex zweier<br />
Erwachsenen handelt, steht einer solchen Beziehung<br />
also nichts im Weg.<br />
Doch auch wenn es das Gesetz erlaubt, seriös ist eine<br />
solche Affäre nicht. Erst recht nicht, wenn sie von<br />
Dozierenden aktiv gesucht wird. Wie beispielsweise<br />
von einem unserer Freiburger Lehrbeauftragten, der<br />
sich auf Tinder herumtreibt und auch dann nicht zurückschreckt,<br />
wenn sich eine Studentin explizit als<br />
solche zu erkennen gibt.<br />
Er lässt daran zweifeln, dass alle Noten der Universität<br />
für akademische Leistungen vergeben wurden.<br />
Eine Beleidigung an alle Studentinnen, die ihr Studium<br />
ernst nehmen und hart dafür arbeiten. Müssen sie<br />
sich in Zukunft dafür rechtfertigen, wie sie ihre guten<br />
Noten erhalten haben? Dies schadet nicht nur dem<br />
Ruf des Dozenten, sondern auch dem unserer Universität.<br />
Man könnte daraus auf ein Umfeld schliessen,<br />
in dem Lehrpersonen nach rechts oder links wischen,<br />
um sich von den Studierenden die Schönsten<br />
auszusuchen. Eine Universität ist jedoch nicht dazu<br />
da, dem Herrn Professor eine möglichst grosse Selektion<br />
möglicher Fortpflanzungspartnerinnen zur Verfügung<br />
zu stellen. Als Studierende haben wir uns für<br />
eine akademische Ausbildung eingeschrieben, um<br />
von unserem Lehrkörper Fachkompetenz vermittelt<br />
zu bekommen. Ein Verhalten wie im uns bekannten<br />
Fall darf an einer Universität nicht toleriert werden,<br />
Gesetz hin oder her. Es sollte an einem seriösen Institut<br />
selbstverständlich sein, dass Lehrpersonen<br />
ihre Position nicht zum persönlichen Vergnügen<br />
ausnutzen. Doch die Schweizer Hochschulen stehen<br />
dieser Thematik seit jeher passiv gegenüber. Es wäre<br />
jedoch wünschenswert, dass die Universitäten von<br />
sich aus zu dieser Thematik klar Stellung beziehen.<br />
Denn auch als erwachsene Studierende haben wir das<br />
Recht auf ein neutrales Lernumfeld. In ihrem Leitbild<br />
gelobt die Universität Freiburg, „bestmögliche<br />
Studienbedingungen bereitzustellen“. Die Universität<br />
vertrete die Werte des christlichen Humanismus<br />
und will die Präsenz von Frauen in der Wissenschaft<br />
stärken. Die Tinder-Aktivität des Lehrbeauftragten<br />
stellt dieses Leitbild zumindest in Frage. Wer schon<br />
am Studium mit Avancen vom Lehrkörper rechnen<br />
muss, der überlegt es sich zweimal, ob er später in einem<br />
solchen Umfeld arbeiten möchte.<br />
NANINA<br />
STUDER<br />
Zwei Franken sind genug!<br />
Die meisten von uns würden ohne Kaffee einen<br />
langen Tag an der Universität wahrscheinlich<br />
kaum überstehen. Wer in diesem Semester<br />
einmal zwischen zwei Vorlesungen den Gang zur<br />
Cafeteria zwecks Koffein-Nachschub auf sich nahm,<br />
stellte bestimmt fest, dass unser aller Lebensretter<br />
zehn Rappen mehr kostet. Oder in anderen Worten:<br />
Wir berappen dafür jetzt 2.30 Franken. Notabene<br />
ohne, dass der Kaffee auch zehn Rappen besser<br />
schmecken würde. Dabei sollte er doch gerade an<br />
einer Uni nicht mehr als zwei Franken kosten. Denn<br />
obwohl immer noch etwas günstiger als in einem gemütlichen<br />
„Kafi“ in der Stadt, wird man in der Cafeteria<br />
auch nicht am Platz bedient.<br />
Zudem hat die Mensa an der Uni den Auftrag, uns<br />
möglichst erschwinglich zu verköstigen und wird<br />
dazu von der Universität auch unterstützt. Dass die<br />
Forderung von einem Kaffee für zwei Franken nicht<br />
utopisch ist, zeigt ein kurzer Abstecher nach Bern.<br />
Da bezahlt man gerade mal 1.80 Franken. Noch extremer<br />
ist die Universität Zürich: In der teuersten<br />
Stadt der Schweiz zahlen Studierende lediglich 1.50<br />
Franken für das Heissgetränk. Und damit ist nicht<br />
die Brühe aus dem Selecta-Automaten gemeint, welche<br />
den Namen Kaffee gar nicht verdient. In Anzahl<br />
Tassen umgerechnet, reicht unser Geld nicht einmal<br />
für zwei, während die Studierenden der Universität<br />
Zürich sich drei Tassen genehmigen können.<br />
Die Universität und vor allem die Dozierenden würden<br />
ebenfalls von erschwinglicherem Kaffee für Studierende<br />
profitieren. Wache, produktive Studierende<br />
sind für interessante Stunden unabdinglich. Es muss<br />
für Dozierende und Mitstudierende nichts Schlimmeres<br />
geben, als in einem Seminar mit anderen zu<br />
diskutieren, die wie stumme, halbtote Fische daneben<br />
sitzen.<br />
Um die langen Tage zu überstehen bleiben mir<br />
schlussendlich nur drei Optionen: Ich lasse mich in<br />
eine Reha-Klinik zwecks Koffein-Entzug einweisen.<br />
Ich nehme in Zukunft meinen eigenen Kaffeekocher<br />
mit und damit natürlich auch eine mobile Herdplatte<br />
und kann mir so meinen Kaffee kochen. Oder, da<br />
ich an meinem persönlichen sowie finanziellen Vorteil<br />
der vorher genannten Lösungen zweifle, füge ich<br />
mich widerwillig den Preisen und bezahle die 2.30<br />
Franken – in der Hoffnung, nicht bald einen Kleinkredit<br />
aufzunehmen müssen.<br />
FABIENNE<br />
WIDMER<br />
2/<strong>2017</strong><br />
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