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GAB August 2018

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10 FRANKFURT<br />

Sue<br />

LGBT*<br />

Zum Frankfurter CSD <strong>2018</strong><br />

startete die Hessische<br />

AIDS-Hilfe ihre neue Foto- und<br />

Plakatkampagne „LGBT*“. Der Titel<br />

gleicht zwar den Abkürzungsbuchstaben<br />

der queeren Community, die<br />

Botschaft geht aber darüber hinaus:<br />

„LGBT*“ steht hier für „Life Gets<br />

Better Together“; die Kampagne<br />

zeigt Fotografien von Menschen<br />

aus der hessischen Community, die<br />

mit ganz persönlichen Statements<br />

auftreten und klare Akzente für eine<br />

solidarische, inklusive Gesellschaft<br />

setzen. Eine Kampagne gegen den<br />

Rechtsruck im Hinblick auf die im<br />

Oktober stattfindenden hessischen<br />

Landtagswahlen. Björn Beck von<br />

der Hessischen AIDS-Hilfe leitet das<br />

Projekt „LGBT*“; im Interview erklärt<br />

er unter anderem, wie sich jeder an<br />

der Aktion beteiligen kann. *bjö<br />

Wie ist die Idee zur Kampagne<br />

entstanden?<br />

Wir wollten die Landtagswahlen begleiten,<br />

aber nicht klassisch unsere Wahlkampfprüfsteine<br />

an die Parteien senden. Das tun<br />

wir aber auch, wir haben uns dem Bündnis<br />

„Hessen wählt queer“ angeschlossen. Darüber<br />

hinaus wollten wir aber etwas anderes<br />

machen. Gut gefallen hat uns die Berliner<br />

Aktion „Travestie für Deutschland“ zur<br />

letzten Bundestagswahl, wo Polit-Tunten auf<br />

Plakaten Statements gegen den Rechtsruck<br />

gebracht haben. Wir fanden das eine spannende<br />

Idee, dass Leute aus der Community<br />

ein Statement für Vielfalt, Akzeptanz und<br />

Solidarität in der Gesellschaft abgeben.<br />

Und wir wollen zeigen, warum es sich lohnt,<br />

Norman<br />

Life Gets<br />

Better Together<br />

solidarisch zu sein. So entstand der Slogan<br />

LGBT* – Life Gets Better Together.<br />

Ihr habt dafür ganz bewusst Menschen<br />

aus der Community ausgewählt<br />

und keine Models genommen<br />

Richtig. Uns war wichtig, ein authentisches<br />

Bild der Community zu zeigen und dass die<br />

Menschen ihre Erfahrungen erzählen. Beim<br />

diesjährigen IDAHOBIT haben wir Leute<br />

angesprochen und gecastet, und das hat<br />

regen Anklang gefunden. Ein paar bekannte<br />

Gesichter sind dabei, Bernd Aretz zum<br />

Beispiel, Jannis von den Rainbow Refugees,<br />

HaLu Landvogt von Lauf für mehr Zeit oder<br />

auch Claus Fleissner. Aber wie gesagt, das<br />

Hauptkriterium war nicht, Prominente zu<br />

finden, sondern ein möglichst authentisches<br />

Bild der Community zu zeigen. Eine<br />

Auswahl der Motive erscheint nun auf<br />

Plakaten, Postkarten und im Social Media.<br />

Nenn’ doch mal ein Beispiel<br />

Wir haben zum Beispiel Sue. Sie ist 65 und<br />

hat sich Anfang dieses Jahres als Transsexuell<br />

geoutet; vorher hat sie 10 Jahre<br />

damit im Geheimen gelebt. Ihr Statement<br />

lautet: „Ich bin ich. Fertig! Mein Leben<br />

verbrachte ich damit herauszufinden wer<br />

ich bin. Zehn Jahre lebte ich mein Leben<br />

im Verborgenen. Endlich kann ich nun zu<br />

mir stehen und sagen: Ich bin eine stolze<br />

transsexuelle Frau. Das hat mich viel Kraft<br />

gekostet und ich lasse mir meine Emanzipation<br />

von Menschen, die gegen alles sind<br />

was nicht in ihr Weltbild von vorgestern<br />

passt, nicht wieder kaputt machen!“<br />

Wo kann man die Plakate sehen<br />

und welche weiteren Aktionen sind<br />

geplant?<br />

Wir haben Plakate, die wir hessenweit in<br />

Community-Einrichtungen aushängen.<br />

Zusätzlich versuchen wir sie auch in den<br />

Städten zu plakatieren, wo wir das kostenlos<br />

tun dürfen. Auf dem CSD haben wir<br />

an unserem Stand die Kampagne ebenfalls<br />

beworben und man konnte dort sein<br />

eigenes Statement auf eine Hessenkarte<br />

kleben. Diese Aktionen sollen weiter bis zu<br />

den Landtagswahlen im Oktober laufen.<br />

Über unsere Website kann man alle bisherigen<br />

Statements sehen und sich selbst<br />

beteiligen.<br />

Warum startet die Hessische AIDS-<br />

Hilfe eine solche Aktion? Sie hat ja mit<br />

HIV und Aids direkt nichts zu tun?<br />

Die Aktion gehört zum Bereich „Strukturelle<br />

Prävention“, den ich betreue. Das Selbstwertgefühl<br />

leidet unter Diskriminierung: Je<br />

stärker die Diskriminierung, oder Abwertung,<br />

umso stärker die Verletzung. Und Menschen<br />

mit einem geschwächten Selbstwertgefühl<br />

schützen sich weniger, nicht<br />

nur vor HIV. Deshalb versuchen wir über<br />

verschiedene Aktionen das Selbstwertgefühl<br />

der Menschen in der Community zu<br />

stärken, Strukturen zu schaffen und die<br />

Vielfalt der Lebenswelten zu fördern. Und<br />

dadurch auch das Selbstschutzverhalten<br />

zu steigern. RuPaul sagt „If you can’t love<br />

yourself, how in hell can you love somebody<br />

else?“, genau das ist unser Ansatz, liebe<br />

dich selbst, dann kannst du andere lieben<br />

und geliebt werden.<br />

Mehr Infos zur Kampagne „LGBT* –<br />

Life Gets Better Together“ über<br />

www.hessen-ist-geil.de<br />

FOTO: PRIVAT

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