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NACHGEFRAGT<br />
RAUS AUS DER<br />
TABU-ZONE!<br />
GESUNDHEIT<br />
Es muss Schluss sein mit<br />
der Stigmatisierung und<br />
Moralisierung bei sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten. Besonders<br />
HIV-Positive leiden immer noch<br />
unter unnötiger gesellschaftlicher<br />
Vorverurteilung. Die Folgen davon<br />
abzumildern, hat sich Dr. Steffen<br />
Heger zusammen mit dem Unternehmen<br />
Janssen zum Ziel gesetzt<br />
und die umfangreiche Broschüre<br />
Seele+ herausgebracht. *ck<br />
Mit MyMicroMacro gibt es bereits<br />
ein großes Onlineinformationsportal<br />
mit dem Schwerpunkt HIV und Psyche,<br />
an dem Sie auch beteiligt sind.<br />
Warum jetzt eine so umfassende und<br />
tief gehende Broschüre?<br />
Sowohl die Online-Informationen auf My-<br />
MicroMacro als auch das Büchlein „Seele+“<br />
haben jeweils ihre eigenen Vorteile. In<br />
der gedruckten Fassung sind die Themen<br />
aus meiner Sicht übersichtlicher sortiert.<br />
Sie bietet außerdem an vielen Stellen die<br />
Möglichkeit zur Personalisierung. Zum<br />
Beispiel kann man psychologische Tests<br />
ausfüllen, Fragen beantworten und Notizen<br />
machen.<br />
Es gibt bekanntlich unterschiedliche<br />
Typen von Mediennutzern: Der eine<br />
bevorzugt seinen Kindle oder das iPad,<br />
der andere nimmt lieber ein Buch in die<br />
Hand. Aus meiner Sicht liest sich in der<br />
gedruckten Version manches einfach<br />
leichter. Außerdem kann man die Broschüre<br />
gut an Freunde oder Angehörige<br />
weitergeben.<br />
Mit der Broschüre wollten wir unter<br />
anderem HIV-Schwerpunktärzten und<br />
Beratungsstellen etwas zur Verfügung an<br />
die Hand geben, das sie ihren Klienten<br />
zur Vertiefung der persönlichen Gespräche<br />
und zum Nachlesen mitgeben<br />
können. Wie heißt es bei Goethe: „Was<br />
man schwarz auf weiß besitzt, kann man<br />
getrost nach Hause tragen.“<br />
Was war Ihnen besonders wichtig bei<br />
der Erstellung?<br />
Mein besonderes Anliegen war, die<br />
komplexen Zusammenhänge in einer<br />
verständlichen Sprache zu erklären und<br />
dabei seriös und auf hohem<br />
fachlichem Niveau zu bleiben.<br />
Gleichzeitig sollten sich<br />
die Betroffenen beim<br />
Lesen verstanden und<br />
angenommen fühlen<br />
können. Dank der<br />
engen Zusammenarbeit<br />
mit<br />
einer erfahrenen<br />
Grafik-<br />
Agentur<br />
konnte das<br />
Ganze in eine<br />
sehr ansprechende<br />
äußere Form gegossen<br />
werden. Die<br />
ersten Rückmeldungen<br />
sind übrigens durchweg<br />
positiv.<br />
Welches sind Ihren Erfahrungen<br />
nach die häufigsten<br />
psychischen Probleme HIVpositiver<br />
Menschen?<br />
Von HIV betroffene Personen können<br />
alle seelischen Schwierigkeiten haben,<br />
mit denen sich auch HIV-Negative herumschlagen.<br />
Es gibt aber einige Themen,<br />
die Positive in besonderen Maß beschäftigen.<br />
Dazu gehören insbesondere Erfahrungen<br />
mit Stigmatisierung und Diskriminierung<br />
sowie Schuldgefühle, Scham und<br />
Selbsthass. Gerade in den letzten Jahren<br />
beobachten wir außerdem eine starke<br />
Zunahme ernsthafter seelischer Störungen,<br />
die aus Drogenkonsum resultieren,<br />
zum Beispiel im Rahmen von Chemsex.<br />
Deswegen gibt es in „Seele+“ dazu jeweils<br />
eigene Kapitel.<br />
Was können Freunde, Partner und<br />
Arbeitskollegen tun, damit HIV-<br />
Positive psychisch weniger belastet<br />
sind?<br />
Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn<br />
manche Schwule über das Thema HIV<br />
reden wie der Papst in den 1980er-Jahren.<br />
Da wird ungehemmt moralisiert und<br />
entwertet, weil Sexualität und Schuld in<br />
den Köpfen eben sehr eng verbunden<br />
sind. Die daraus folgende Stigmatisierung<br />
trägt wesentlich zur psychischen<br />
Belastung HIV-positiver Menschen bei.<br />
Gleichzeitig ist oft der Wissensstand<br />
zum Thema HIV erschreckend gering.<br />
Was da helfen kann? Sich informieren<br />
FOTO: CHRISTOPH STORK<br />
und eigene Vorurteile überdenken. Mit<br />
Betroffenen sprechen. Vorurteile und<br />
Ressentiments können am besten abgebaut<br />
werden, wenn Menschen miteinander<br />
in Kontakt kommen. Das offene<br />
Gespräch mit von HIV Betroffenen kann<br />
beiden Seiten helfen. Die Themen HIV<br />
und seelische Erkrankung müssen raus<br />
aus der Tabu-Zone. Auch dazu will das<br />
Buch beitragen.<br />
Download der Broschüre „Seele+“ unter<br />
www.my-micromacro.net