26.07.2018 Views

GAB August 2018

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

4 FRANKFURT<br />

Kolumne<br />

GRAFIK: BLU<br />

ZWISCHEN DEN ZEILEN<br />

„Zu mir oder zu dir?“ war<br />

früher die Standard-Frage zur<br />

Einleitung eines One-Night-<br />

Stands. Und sie ist es auch<br />

heute noch. Aber heute wird<br />

sie, wenn man am gewählten<br />

Verrichtungsort angekommen<br />

ist, von der Zusatzfrage<br />

ergänzt: „Wie ist das WLAN-<br />

Passwort?“ Wozu Netzzugang<br />

für den sich anbahnenden<br />

Sex wichtig ist? Darauf gibt es<br />

mehrere Antworten. Vielleicht<br />

um auf Grindr schnell noch<br />

zu checken, ob nicht doch<br />

was Besseres in der Nähe ist.<br />

Oder um ein bisschen Netflix<br />

weiter zu schauen, falls es<br />

langweilig wird. Aber auch die<br />

Nach-dem-Sex-Selfies sind<br />

auf den Bilderplattformen<br />

der sozialen Medien derzeit<br />

sehr beliebt. Jedenfalls ist<br />

WiFi–Verbindung für viele<br />

längst in der Beletage ihrer<br />

Bedürfnispyramide angelangt,<br />

in der bislang noch Schlaf,<br />

Nahrung, Unterkunft und<br />

Sicherheit Quartier gehalten<br />

hatten. Nicht selten bedarf es<br />

in Gastronomiebetrieben der<br />

Aufbietung aller Höflichkeit<br />

des Gastes, um zunächst<br />

ein Getränk zu bestellen und<br />

erst bei seiner Lieferung das<br />

Personal nach dem WLAN-<br />

Zugang zu fragen. Das lässt<br />

sich auch in den Läden<br />

unserer schwul-lesbischen<br />

Szene amüsiert beobachten.<br />

Am anschaulichsten an der<br />

Autorin selbst, die an diesen<br />

Orten eben diese Zeilen verfasst<br />

und die mit den Füßen<br />

scharrend der Verbindung<br />

mit dem Internet und seinen<br />

Online-Nachschlagewerken<br />

entgegen fiebert. Weil der<br />

Duden nun mal zu schwer für<br />

die Handtasche ist ...<br />

... weiterlesen auf<br />

www.blu.fm/gab<br />

FOTO: MP<br />

Vor gut einem Jahr übernahm<br />

Bülent mit seinem neuen Team<br />

das Comeback. Seitdem hat sich eine<br />

Menge in einer der ältesten Szenebars<br />

in Frankfurt getan. Denn: Nicht nur der<br />

Tresenbereich wurde umgebaut und<br />

mit neuer Beleuchtung ausgestattet.<br />

Wir wollten wissen, wie sich das<br />

Comeback des Comeback so anfühlt<br />

und haben uns zu Bülent an den Tresen<br />

gesetzt.<br />

Lieber Bülent, wie lange betreibst<br />

du das Comeback jetzt schon und<br />

was war dein Beweggrund es zu<br />

übernehmen?<br />

Früher hatte ich einen Kiosk und wollte<br />

eine neue Herausforderung annehmen. Es<br />

ist ja meine erste Gaybar, und ich dachte<br />

mir, wir probieren es einfach. Und es ist ja<br />

auch gelungen. Wir haben unseren ganz<br />

eigenen Stil umgesetzt. Am 1. September<br />

freuen wir uns dann darauf, unser<br />

einjähriges Jubiläum zu feiern. Wir haben<br />

ja inzwischen wieder treue Stammgäste.<br />

Vielleicht nutzen aber auch alle die bisher<br />

nur neugierig waren, die Gelegenheit vorbeizuschauen.<br />

Man muss sich ja immer ein<br />

eigenes Bild machen, um entscheiden zu<br />

können, ob einem etwas gefällt, oder nicht.<br />

In jedem Falle freuen wir uns immer darauf<br />

neue Gesichter im Comeback zu sehen.<br />

Was hat sich denn in den letzten Monaten<br />

alles so verändert?<br />

Das „alte Comeback“-Konzept gibt es so<br />

nicht mehr. Wir haben uns verändert und<br />

gehen mit der Zeit. Wir sind immer noch<br />

eine Schwulenbar, aber eben für Gays and<br />

friends – jeder ist bei uns willkommen, um<br />

zu feiern und Spaß zu haben. Wir versuchen<br />

immer etwas neues zu bieten, das<br />

gefällt besonders den jüngeren Gästen. Wir<br />

haben viele Studenten als Gäste und überhaupt<br />

ein neues Publikum. Musikwünsche<br />

sind bei uns kein Problem und wer einen<br />

speziellen Getränkewunsch hat, soll uns<br />

gerne Bescheid sagen. Generell sind wir für<br />

Ratschläge offen. Wenn etwas nicht gefällt,<br />

kann man mich oder mein Team einfach<br />

ansprechen. Ich denke, wir haben inzwischen<br />

Ruhe ins Comeback gebracht und<br />

sorgen für Sauberkeit und dass sich jeder<br />

sicher bei uns fühlt. Und das jeder gut nach<br />

Hause kommt. Bei uns feiern bis zu sechs<br />

Nationalitäten friedlich miteinander, ohne<br />

Probleme. Das fühlt sich schon manchmal<br />

wie eine große Familie an (lacht).<br />

Hast du schon Pläne für den Herbst?<br />

Wir werden die Einrichtung weiter optimieren.<br />

Auch wird es weitere Veranstaltungen<br />

geben, mit DJs, Strippern oder Bauchtänzern.<br />

Das kommt immer gut an. Vielleicht<br />

machen wir auch wieder Bingo. Ansonsten<br />

sind wir jeden Tag ab 17 Uhr da und bleiben<br />

bis Open-End. Dieses Jahr haben wir das<br />

erste Mal beim Alte Gasse Fest mitgemacht.<br />

Ich finde es wichtig Gesicht zu zeigen.<br />

Die Leute müssen doch zusammenhalten.<br />

Wenn die Szene erhalten bleiben<br />

soll, müsste es hier in der Ecke eigentlich<br />

noch mehr Kneipen geben. Es ist mir lieber<br />

unsere Gäste schauen überall mal herein,<br />

als nur mein eigenes Ding zu machen. Dann<br />

gehen nämlich auch wieder mehr in die<br />

Szene, wovon alle profitieren.<br />

*Interview: Markus Pritzlaff<br />

INTERVIEW<br />

COMEBACK IM COMEBACK<br />

Comeback, Alte Gasse 33, Frankfurt,<br />

www.facebook.com/ComebackFFM/<br />

FOTO: MP

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!