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4 FRANKFURT<br />
Kolumne<br />
GRAFIK: BLU<br />
ZWISCHEN DEN ZEILEN<br />
„Zu mir oder zu dir?“ war<br />
früher die Standard-Frage zur<br />
Einleitung eines One-Night-<br />
Stands. Und sie ist es auch<br />
heute noch. Aber heute wird<br />
sie, wenn man am gewählten<br />
Verrichtungsort angekommen<br />
ist, von der Zusatzfrage<br />
ergänzt: „Wie ist das WLAN-<br />
Passwort?“ Wozu Netzzugang<br />
für den sich anbahnenden<br />
Sex wichtig ist? Darauf gibt es<br />
mehrere Antworten. Vielleicht<br />
um auf Grindr schnell noch<br />
zu checken, ob nicht doch<br />
was Besseres in der Nähe ist.<br />
Oder um ein bisschen Netflix<br />
weiter zu schauen, falls es<br />
langweilig wird. Aber auch die<br />
Nach-dem-Sex-Selfies sind<br />
auf den Bilderplattformen<br />
der sozialen Medien derzeit<br />
sehr beliebt. Jedenfalls ist<br />
WiFi–Verbindung für viele<br />
längst in der Beletage ihrer<br />
Bedürfnispyramide angelangt,<br />
in der bislang noch Schlaf,<br />
Nahrung, Unterkunft und<br />
Sicherheit Quartier gehalten<br />
hatten. Nicht selten bedarf es<br />
in Gastronomiebetrieben der<br />
Aufbietung aller Höflichkeit<br />
des Gastes, um zunächst<br />
ein Getränk zu bestellen und<br />
erst bei seiner Lieferung das<br />
Personal nach dem WLAN-<br />
Zugang zu fragen. Das lässt<br />
sich auch in den Läden<br />
unserer schwul-lesbischen<br />
Szene amüsiert beobachten.<br />
Am anschaulichsten an der<br />
Autorin selbst, die an diesen<br />
Orten eben diese Zeilen verfasst<br />
und die mit den Füßen<br />
scharrend der Verbindung<br />
mit dem Internet und seinen<br />
Online-Nachschlagewerken<br />
entgegen fiebert. Weil der<br />
Duden nun mal zu schwer für<br />
die Handtasche ist ...<br />
... weiterlesen auf<br />
www.blu.fm/gab<br />
FOTO: MP<br />
Vor gut einem Jahr übernahm<br />
Bülent mit seinem neuen Team<br />
das Comeback. Seitdem hat sich eine<br />
Menge in einer der ältesten Szenebars<br />
in Frankfurt getan. Denn: Nicht nur der<br />
Tresenbereich wurde umgebaut und<br />
mit neuer Beleuchtung ausgestattet.<br />
Wir wollten wissen, wie sich das<br />
Comeback des Comeback so anfühlt<br />
und haben uns zu Bülent an den Tresen<br />
gesetzt.<br />
Lieber Bülent, wie lange betreibst<br />
du das Comeback jetzt schon und<br />
was war dein Beweggrund es zu<br />
übernehmen?<br />
Früher hatte ich einen Kiosk und wollte<br />
eine neue Herausforderung annehmen. Es<br />
ist ja meine erste Gaybar, und ich dachte<br />
mir, wir probieren es einfach. Und es ist ja<br />
auch gelungen. Wir haben unseren ganz<br />
eigenen Stil umgesetzt. Am 1. September<br />
freuen wir uns dann darauf, unser<br />
einjähriges Jubiläum zu feiern. Wir haben<br />
ja inzwischen wieder treue Stammgäste.<br />
Vielleicht nutzen aber auch alle die bisher<br />
nur neugierig waren, die Gelegenheit vorbeizuschauen.<br />
Man muss sich ja immer ein<br />
eigenes Bild machen, um entscheiden zu<br />
können, ob einem etwas gefällt, oder nicht.<br />
In jedem Falle freuen wir uns immer darauf<br />
neue Gesichter im Comeback zu sehen.<br />
Was hat sich denn in den letzten Monaten<br />
alles so verändert?<br />
Das „alte Comeback“-Konzept gibt es so<br />
nicht mehr. Wir haben uns verändert und<br />
gehen mit der Zeit. Wir sind immer noch<br />
eine Schwulenbar, aber eben für Gays and<br />
friends – jeder ist bei uns willkommen, um<br />
zu feiern und Spaß zu haben. Wir versuchen<br />
immer etwas neues zu bieten, das<br />
gefällt besonders den jüngeren Gästen. Wir<br />
haben viele Studenten als Gäste und überhaupt<br />
ein neues Publikum. Musikwünsche<br />
sind bei uns kein Problem und wer einen<br />
speziellen Getränkewunsch hat, soll uns<br />
gerne Bescheid sagen. Generell sind wir für<br />
Ratschläge offen. Wenn etwas nicht gefällt,<br />
kann man mich oder mein Team einfach<br />
ansprechen. Ich denke, wir haben inzwischen<br />
Ruhe ins Comeback gebracht und<br />
sorgen für Sauberkeit und dass sich jeder<br />
sicher bei uns fühlt. Und das jeder gut nach<br />
Hause kommt. Bei uns feiern bis zu sechs<br />
Nationalitäten friedlich miteinander, ohne<br />
Probleme. Das fühlt sich schon manchmal<br />
wie eine große Familie an (lacht).<br />
Hast du schon Pläne für den Herbst?<br />
Wir werden die Einrichtung weiter optimieren.<br />
Auch wird es weitere Veranstaltungen<br />
geben, mit DJs, Strippern oder Bauchtänzern.<br />
Das kommt immer gut an. Vielleicht<br />
machen wir auch wieder Bingo. Ansonsten<br />
sind wir jeden Tag ab 17 Uhr da und bleiben<br />
bis Open-End. Dieses Jahr haben wir das<br />
erste Mal beim Alte Gasse Fest mitgemacht.<br />
Ich finde es wichtig Gesicht zu zeigen.<br />
Die Leute müssen doch zusammenhalten.<br />
Wenn die Szene erhalten bleiben<br />
soll, müsste es hier in der Ecke eigentlich<br />
noch mehr Kneipen geben. Es ist mir lieber<br />
unsere Gäste schauen überall mal herein,<br />
als nur mein eigenes Ding zu machen. Dann<br />
gehen nämlich auch wieder mehr in die<br />
Szene, wovon alle profitieren.<br />
*Interview: Markus Pritzlaff<br />
INTERVIEW<br />
COMEBACK IM COMEBACK<br />
Comeback, Alte Gasse 33, Frankfurt,<br />
www.facebook.com/ComebackFFM/<br />
FOTO: MP