D'HANDWIERK MARS 2024
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MAGAZINE<br />
EDITO<br />
PERSPEKTIVE<br />
Europa hat die Wahl.<br />
Europa ist politischer Raum, der seinen Bürgern Freiheit,<br />
Sicherheit und einen gewissen Wohlstand in Aussicht stellt.<br />
Wenn auch mit gewissen Schwächen behaftet, hat sich dieses<br />
Modell über die vergangenen Jahrzehnte mit sukzessiven<br />
Erweiterungsschritten positiv entwickelt und auch heute<br />
noch besitzt Europa eine gewisse Strahlkraft auf Staaten,<br />
die sich in die europäische Familie einreihen wollen.<br />
In den vergangenen Jahren hat sich unter der Kommission<br />
von der Leyen der politische Fokus geändert. Aus Europa<br />
sollte nicht nur ein Raum der Freiheit und des Wohlstandes<br />
sein, sondern auch eine Insel der CO 2 Neutralität.<br />
Leider offenbarte sich hier eine bekannte Schwäche der Europäischen<br />
Union. Dort wo Wissenschaft, Innovation, Investitionsanreize<br />
und Freiräume gefragt wären, setzte man auf<br />
eine Erhöhung der Regelungsdichte und eine immer stärkere<br />
Moralisierung von allem, was mit Wirtschaft und Unternehmertum<br />
zu tun hat.<br />
Der Wirtschaftsstandort bot die Projektionsfläche, um politische<br />
Ambitionen der Kommission und der Mitgliedsstaaten<br />
abzubilden.<br />
„Das Handwerk ist ein wichtiger Wirtschaftszweig,<br />
der zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zum Erhalt<br />
von Fachkompetenzen und zur Sicherung der regionalen<br />
Versorgung beiträgt.“<br />
Dieser Trend führt zu massiven Zersetzungserscheinungen.<br />
Die Bauern stehen auf den Barrikaden. Ihnen werden Auflagen<br />
gemacht, während die EU-Importe von Anbietern aus Drittstaaten<br />
zulässt, die ihre Produkte zu Dumpingpreisen anbieten<br />
können, da sie sich an keine dieser Auflagen halten müssen.<br />
Eine ideologisch geführte Umwelt- und Klimapolitik verliert<br />
die Akzeptanz immer breiterer Teile der Bevölkerung,<br />
die mit Abstiegsängsten konfrontiert sind.<br />
Wirtschaftspolitik und der Erhalt der Wohlstandsgrundlagen<br />
schienen nur noch am Rand eine Rolle zu spielen. Schlagworte<br />
sind Deindustrialisierung, Verlust an Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Innovationsflaute und hohe Regelungsdichte.<br />
Die Vereinigten Staaten zeigen, dass man in Sachen<br />
Klimaschutz und Energiewende auch andere Wege gehen<br />
kann, indem man z.B. auf steuerliche Ebene massive<br />
Investitionsanreize setzen kann.<br />
Im Vorfeld der Europawahlen scheinen breite Teile der<br />
politischen Klasse verstanden zu haben, dass Klimapolitik<br />
und die Energiewende mehr Pragmatismus und weniger<br />
Ideologie brauchen, um mittelfristig tragbar zu bleiben.<br />
Ursula von der Leyen muss ihrer politischen Familie<br />
zusichern, in Zukunft wirtschaftliche Themen und<br />
Wohlstandssicherung ernster zu nehmen, falls ihre<br />
Kandidatur für ein weiteres Mandat an der Spitze der<br />
Kommission im eignen politischen Lager Unterstützung<br />
finden sollte.<br />
Mitgliedsländer, inklusiv Luxemburg, haben offenbar seit<br />
Kurzem eingesehen, dass man nicht gleichzeitig aus Kohle,<br />
Gas, Erdöl und Atomkraft aussteigen kann. Eingesehen<br />
wurde auch, dass die Entkopplung von Wirtschaftsleistung<br />
und Co 2 Ausstoß, zwar das langfristige Ziel sein soll, aber<br />
nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen wird.<br />
Auf einmal zeigen sich auch die Grünen offen für alternative<br />
Technologien wie Carbon Capturing and Storage,<br />
was vor einigen Monaten aus ideologischen Gründen ein<br />
No-Go war. Auch das Verbrenner-Aus wird mittlerweile<br />
nuancierten betrachtet.<br />
Es scheint auch die Erkenntnis zu wachsen, dass Europa<br />
sich seine wirtschaftlichen Grundlagen erhalten muss, um<br />
eine Vorreiterrolle sowohl beim Klimaschutz und bei der<br />
Energiewende erfüllen zu können.<br />
Kürzlich kam die Meldung, dass in einer Fabrik in<br />
Frankreich erstmals seit vielen Jahren wieder Paracetamol<br />
auf europäischem Boden hergestellt wird.<br />
Dass ein Wirtschaftsraum wie Europa es zugelassen<br />
hat für so ein pharamzeutischens “Grundversorgungsmittel”<br />
auf China und Indien angewiesen zu sein,<br />
lässt tief blicken.<br />
Die kommende Europawahl <strong>2024</strong> wird eine entscheidende<br />
Weichenstellung für die Zukunft Europas sein. Neben der<br />
Bewältigung der Folgen der Covid-19-Pandemie und der<br />
Umsetzung der ehrgeizigen Klima- und Energieziele stehen<br />
auch die Wettbewerbsfähigkeit, die soziale Kohäsion und<br />
die geopolitische Rolle Europas auf dem Prüfstand.<br />
Das Handwerk ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der zur<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen, zum Erhalt von Fachkompetenzen<br />
und zur Sicherung der regionalen Versorgung<br />
beiträgt. Das Handwerk ist aber auch mit zahlreichen Herausforderungen<br />
konfrontiert, die eine europäische Antwort<br />
erfordern. Dazu gehören unter anderem:<br />
/03/<strong>2024</strong><br />
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