20.03.2024 Views

D'HANDWIERK MARS 2024

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

MAGAZINE<br />

EDITO<br />

PERSPEKTIVE<br />

Europa hat die Wahl.<br />

Europa ist politischer Raum, der seinen Bürgern Freiheit,<br />

Sicherheit und einen gewissen Wohlstand in Aussicht stellt.<br />

Wenn auch mit gewissen Schwächen behaftet, hat sich dieses<br />

Modell über die vergangenen Jahrzehnte mit sukzessiven<br />

Erweiterungsschritten positiv entwickelt und auch heute<br />

noch besitzt Europa eine gewisse Strahlkraft auf Staaten,<br />

die sich in die europäische Familie einreihen wollen.<br />

In den vergangenen Jahren hat sich unter der Kommission<br />

von der Leyen der politische Fokus geändert. Aus Europa<br />

sollte nicht nur ein Raum der Freiheit und des Wohlstandes<br />

sein, sondern auch eine Insel der CO 2 Neutralität.<br />

Leider offenbarte sich hier eine bekannte Schwäche der Europäischen<br />

Union. Dort wo Wissenschaft, Innovation, Investitionsanreize<br />

und Freiräume gefragt wären, setzte man auf<br />

eine Erhöhung der Regelungsdichte und eine immer stärkere<br />

Moralisierung von allem, was mit Wirtschaft und Unternehmertum<br />

zu tun hat.<br />

Der Wirtschaftsstandort bot die Projektionsfläche, um politische<br />

Ambitionen der Kommission und der Mitgliedsstaaten<br />

abzubilden.<br />

„Das Handwerk ist ein wichtiger Wirtschaftszweig,<br />

der zur Schaffung von Arbeitsplätzen, zum Erhalt<br />

von Fachkompetenzen und zur Sicherung der regionalen<br />

Versorgung beiträgt.“<br />

Dieser Trend führt zu massiven Zersetzungserscheinungen.<br />

Die Bauern stehen auf den Barrikaden. Ihnen werden Auflagen<br />

gemacht, während die EU-Importe von Anbietern aus Drittstaaten<br />

zulässt, die ihre Produkte zu Dumpingpreisen anbieten<br />

können, da sie sich an keine dieser Auflagen halten müssen.<br />

Eine ideologisch geführte Umwelt- und Klimapolitik verliert<br />

die Akzeptanz immer breiterer Teile der Bevölkerung,<br />

die mit Abstiegsängsten konfrontiert sind.<br />

Wirtschaftspolitik und der Erhalt der Wohlstandsgrundlagen<br />

schienen nur noch am Rand eine Rolle zu spielen. Schlagworte<br />

sind Deindustrialisierung, Verlust an Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Innovationsflaute und hohe Regelungsdichte.<br />

Die Vereinigten Staaten zeigen, dass man in Sachen<br />

Klimaschutz und Energiewende auch andere Wege gehen<br />

kann, indem man z.B. auf steuerliche Ebene massive<br />

Investitionsanreize setzen kann.<br />

Im Vorfeld der Europawahlen scheinen breite Teile der<br />

politischen Klasse verstanden zu haben, dass Klimapolitik<br />

und die Energiewende mehr Pragmatismus und weniger<br />

Ideologie brauchen, um mittelfristig tragbar zu bleiben.<br />

Ursula von der Leyen muss ihrer politischen Familie<br />

zusichern, in Zukunft wirtschaftliche Themen und<br />

Wohlstandssicherung ernster zu nehmen, falls ihre<br />

Kandidatur für ein weiteres Mandat an der Spitze der<br />

Kommission im eignen politischen Lager Unterstützung<br />

finden sollte.<br />

Mitgliedsländer, inklusiv Luxemburg, haben offenbar seit<br />

Kurzem eingesehen, dass man nicht gleichzeitig aus Kohle,<br />

Gas, Erdöl und Atomkraft aussteigen kann. Eingesehen<br />

wurde auch, dass die Entkopplung von Wirtschaftsleistung<br />

und Co 2 Ausstoß, zwar das langfristige Ziel sein soll, aber<br />

nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen wird.<br />

Auf einmal zeigen sich auch die Grünen offen für alternative<br />

Technologien wie Carbon Capturing and Storage,<br />

was vor einigen Monaten aus ideologischen Gründen ein<br />

No-Go war. Auch das Verbrenner-Aus wird mittlerweile<br />

nuancierten betrachtet.<br />

Es scheint auch die Erkenntnis zu wachsen, dass Europa<br />

sich seine wirtschaftlichen Grundlagen erhalten muss, um<br />

eine Vorreiterrolle sowohl beim Klimaschutz und bei der<br />

Energiewende erfüllen zu können.<br />

Kürzlich kam die Meldung, dass in einer Fabrik in<br />

Frankreich erstmals seit vielen Jahren wieder Paracetamol<br />

auf europäischem Boden hergestellt wird.<br />

Dass ein Wirtschaftsraum wie Europa es zugelassen<br />

hat für so ein pharamzeutischens “Grundversorgungsmittel”<br />

auf China und Indien angewiesen zu sein,<br />

lässt tief blicken.<br />

Die kommende Europawahl <strong>2024</strong> wird eine entscheidende<br />

Weichenstellung für die Zukunft Europas sein. Neben der<br />

Bewältigung der Folgen der Covid-19-Pandemie und der<br />

Umsetzung der ehrgeizigen Klima- und Energieziele stehen<br />

auch die Wettbewerbsfähigkeit, die soziale Kohäsion und<br />

die geopolitische Rolle Europas auf dem Prüfstand.<br />

Das Handwerk ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der zur<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen, zum Erhalt von Fachkompetenzen<br />

und zur Sicherung der regionalen Versorgung<br />

beiträgt. Das Handwerk ist aber auch mit zahlreichen Herausforderungen<br />

konfrontiert, die eine europäische Antwort<br />

erfordern. Dazu gehören unter anderem:<br />

/03/<strong>2024</strong><br />

06

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!