INTERVIEW INTERVIEW Als Pfadi standen den SCOUT-Redaktoren Tür und Tor offen zur Pfadi-Prominenz der S<strong>ch</strong>weiz. Beim ersten Mal klopfte ihnen das Herz bis in den Hals. Zum Beispiel als Isabel Bamert/Fu<strong>ch</strong>ur als blutjunge Chefredaktorin bei ihrem ersten Interview vor Pascal Cou<strong>ch</strong>epin stand. Sie, die Promis, boten den SCOUTlern fast immer das Du an, wie es unter Pfadi übli<strong>ch</strong> ist. Und die Interviewer versu<strong>ch</strong>ten ihrerseits, si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu sehr als Greenhorns zu outen. Das 30. Interview ist ein Rückblick zum Geniessen. BEST OF INTERVIEW Ausgewählt von Sabine Kuster/Zwas<strong>ch</strong>pel 16
PASCAL COUCHEPIN, B<strong>UND</strong>ESRAT, IM ERSTEN SCOUT 1/03 HABEN SIE IN DER PFADI DINGE GELERNT, DIE IHNEN J<strong>ET</strong>ZT IM B<strong>UND</strong>ESRAT NÜTZLICH SIND? «(la<strong>ch</strong>t) Wenn i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> in den Sitzungen langweile, übe i<strong>ch</strong> von Zeit zu Zeit den Fis<strong>ch</strong>erknoten. I<strong>ch</strong> bin stolz, dass i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vergessen habe, wie man den ma<strong>ch</strong>t.» PATRICK ROHR/FILOU, DAMALS QUER-MODERATOR, IM SCOUT 2/03 «Immer wenn i<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz reise, praktis<strong>ch</strong> an jeder Ecke, habe i<strong>ch</strong> irgendeinen Bezug zu einem Pfadilager. I<strong>ch</strong> gehe au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> oft an diese Orte zurück.» WÄRE DIE WELT DENN BESSER, WENN ALLE IN DER PFADI WÄREN? «Ja, da bin i<strong>ch</strong> überzeugt! I<strong>ch</strong> sage, das mit einem Lä<strong>ch</strong>eln, aber i<strong>ch</strong> denke, das Gemeins<strong>ch</strong>aftsdenken, das in der Pfadi gefördert wird, täte ganz vielen Mens<strong>ch</strong>en gut. ELLEN RINGIER/MICKY IM SCOUT 4/03 «Die Pfadi hat uns Mäd<strong>ch</strong>en damals ermutigt, genauso Verantwortung zu übernehmen, wie die Jungs – das war zu dieser Zeit ni<strong>ch</strong>t selbstverständli<strong>ch</strong>. Im Prinzip ist die Pfadi wie eine Grundausbildung in Demokratie. Und ausserdem finde i<strong>ch</strong> die Sinnstiftung gut: Etwas haben, bei dem man irgendwie weiss, warum man das ma<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> war nie religiös und für mi<strong>ch</strong> war die Pfadi eine Art Ersatzreligion.» PRINZESSIN BENEDIKTE VON DÄNEMARK IM SCOUT 6/03 IHRE KÖNIGLICHE HOHEIT, WIE SIND SIE ZUR PFADI GEKOMMEN? I<strong>ch</strong> war als Mäd<strong>ch</strong>en sehr s<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>tern. Als i<strong>ch</strong> ungefähr 13 Jahre alt war, fand meine Mutter deshalb, dass mir die Pfadi gut tun würde und organisierte für mi<strong>ch</strong> eine Pfadigruppe.» WIE IST DAS LEBEN ALS PRINZESSIN? «Es ist ein Leben, das mehr in der Öffentli<strong>ch</strong>keit statt findet als das Leben anderer Leute. Man ist s<strong>ch</strong>on sehr ausgestellt und kann – oder sollte – si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t beliebig austoben.» MYRTO JOANNIDIS/KAKADU, EHEM. SUBZONIC-SÄNGERIN, IM SCOUT 4/04 «…Erst vor kurzem habe i<strong>ch</strong> wieder einmal dieses rote Liederbü<strong>ch</strong>lein hervor genommen, wie heisst es…?» RONDO. «Genau! Das Rondo war irgendwie s<strong>ch</strong>on prägend. Wir haben man<strong>ch</strong>mal bis spät in die Na<strong>ch</strong>t gesungen und i<strong>ch</strong> habe Ukulele gespielt. I<strong>ch</strong> erinnere mi<strong>ch</strong> daran, dass die Leiter nie das Lied «Negeraufstand herrs<strong>ch</strong>t in Kuba» singen wollten, obwohl wir Kinder das so witzig fanden.» POLO HOFER/POLO IM SCOUT 5/04 «… I<strong>ch</strong> bekam Ende Lager die Aufgabe, die Toilette abzubre<strong>ch</strong>en. (…) I<strong>ch</strong> sagte allen, das Beste sei, wir zünden alles mal an, es habe ja s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> viel Papier. Wir warfen ein Zündholz rein und die ganze Sa<strong>ch</strong>e begann sofort zu brennen. Wegen der Hitze sind dann plötzli<strong>ch</strong> brennende WC-Papiere in die Luft ges<strong>ch</strong>webt und nebenan ins Gras gefallen, wel<strong>ch</strong>es au<strong>ch</strong> sofort zu brennen begann. Und dann hat si<strong>ch</strong> das Feuer blitzartig ausgebreitet – zack, s<strong>ch</strong>on brannte ein Bus<strong>ch</strong>, und dann ein Baum, der nä<strong>ch</strong>ste... plötzli<strong>ch</strong> brannte ein Riesenareal. Wir alarmierten die anderen Pfadis, die unten am Fluss am Baden waren, das waren fast 100 Pfadis, und alle mussten ihre Badetü<strong>ch</strong>er nass ma<strong>ch</strong>en und damit aufs Feuer eins<strong>ch</strong>lagen. I<strong>ch</strong> holte aus der Kü<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> zwei Pfannen Tee und na<strong>ch</strong>her no<strong>ch</strong> ein Bir<strong>ch</strong>ermüesli und leerte au<strong>ch</strong> diese drüber, aber es nützte alles ni<strong>ch</strong>ts. Also fuhr jemand mit dem Velo ins Dorf und alarmierte die Feuerwehr, die dann na<strong>ch</strong> einer Viertelstunde kam und den Brand lös<strong>ch</strong>te. (…)» 1717 17 WALTER ANDREAS MÜLLER/SCHNUUZ, SCHAUSPIELER <strong>UND</strong> RADIOMODERATOR, IM SCOUT 1/05 WELCHEN PFADINAMEN WÜRDEST DU B<strong>UND</strong>ESRAT BLOCHER ODER LEUENBERGER GEBEN? «Moritz Leuenberger gäbe i<strong>ch</strong> einen philosophis<strong>ch</strong>-akademis<strong>ch</strong>en Namen, zum Beispiel Profax. Oder Professor. Christoph Blo<strong>ch</strong>er könnte man Klotz taufen oder sonst etwas Robustes… Ein guter Name wäre «Rösti», das ist bodenständig-s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>!» VIOLA TAMI/ROXY, SCHAUSPIELERIN, IM SCOUT 2/05 «Ein Pfadi isst ein Kilo Dreck pro Jahr. Wenn dann etwas ins Essen fiel, da<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong>: Das sind jetzt genau 5 Gramm mehr.» HANS-RUDOLF MERZ/ZAPFE, B<strong>UND</strong>ESRAT, IM SCOUT 4/05 DENKEN SIE MANCHMAL, DAS WÜRDE ICH BESSER MACHEN ALS BESTIMMTE ANDERE LANDESOBERHÄUPTER? «Besser ni<strong>ch</strong>t, aber anders. Was «gut» und was «s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t» ist, sagt eben oft erst die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Wi<strong>ch</strong>tig ist: Man muss seinen Weg finden (Pfad-finden) und ihn dann aber au<strong>ch</strong> gehen.» LESLEY BULMAN LEVER, GENERALSER<strong>ET</strong>ÄRIN VON WAGGS, IM SCOUT 5/05 «An zahlrei<strong>ch</strong>en Orten sind WAGGGS und ihre Mitgliederverbände die einzigen Organe, in denen Frauen spüren, dass sie Ma<strong>ch</strong>t haben. Aber i<strong>ch</strong> muss oft zehn wertvolle Minuten vers<strong>ch</strong>wenden, um den Mä<strong>ch</strong>tigen der Welt zu erklären, dass WOSM und WAGGGS ni<strong>ch</strong>t dasselbe sind.» Dasselbe sagte au<strong>ch</strong> Eduardo Missoni, Generalsekretär von WOSM im SCOUT 3/05. DI<strong>ET</strong>ER WIESMANN, LIEDERMACHER, IM SCOUT 6/05 SIE HABEN ES BIS IN DIE PFADI-LIEDERBIBEL«RONDO» GESCHAFFT. WIE FÜHLT SICH DAS AN? «I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>affe es ja jeweils nur mit zwei Liedern – entweder mit dem «Tuusigfüessler Balthasar» oder «Bloss e <strong>ch</strong>liini Stadt». Das ärgert einen man<strong>ch</strong>mal und man denkt: «I<strong>ch</strong> habe do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> hunderte Lieder ges<strong>ch</strong>rieben, warum kommen die nie!» BENEDIKT WEIBEL/PICCOLO, EHEMALIGER CEO DER SBB, SCOUT 2/06 «Pfadigruppen im Zug sind überhaupt kein Problem! I<strong>ch</strong> habe no<strong>ch</strong> nie Reklamationen wegen einer Pfadigruppe bekommen. Au<strong>ch</strong> ein lauter Ruf am Lagerende in der Bahnhofshalle, das verstehen die Fahrgäste.» BEAT SCHLATTER/FUCHS, SCHAUSPIELER, IM SCOUT 4/06 «I<strong>ch</strong> wollte eigentli<strong>ch</strong> gar nie in die Pfadi. Meine Cousine war Bienliführerin, sie hat mi<strong>ch</strong> zwei Jahre lange zu den Bienli mitgenommen, wenn sie an einem Samstagna<strong>ch</strong>mittag auf mi<strong>ch</strong> aufpassen musste. Das war ganz s<strong>ch</strong>limm für sie, weil sie mi<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mitnehmen wollte und für mi<strong>ch</strong>, weil i<strong>ch</strong> als Bub bei den Mäd<strong>ch</strong>en ausgela<strong>ch</strong>t wurde.» «I<strong>ch</strong> finde es gefährli<strong>ch</strong>, dass Kinder in einem so empfindli<strong>ch</strong>en Alter darauf sensibilisiert werden, Uniformen zu tragen und Befehle auszuführen.» P<strong>ET</strong>ER ARBENZ/FUCHS, HELV<strong>ET</strong>AS-PRÄSIDENT, IM SCOUT 5/06 «I<strong>ch</strong> konnte direkt oder indirekt immer von meiner Pfadierfahrung zehren. Das ging von der körperli<strong>ch</strong>en Leistungsfähigkeit bis zur psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Belastbarkeit.» VIKTOR GIACOBBO/LUUSER, SCHAUSPIELER, IM SCOUT 1/07 «I<strong>ch</strong> hatte nie eine Original-Pfaditas<strong>ch</strong>e. Meine Eltern stagten immer, es habe zu Hause eine, die genüge. Das war aber eben eine lei<strong>ch</strong>t andere Tas<strong>ch</strong>e und das nervte mi<strong>ch</strong> immer.» ESTHER MAURER/FÜLLY, CHEFIN DER ZH STADTPOLIZEI, IM SCOUT 3/07 IST DIE PFADI EIN GÜNSTLING IHRER SYMPATHIE? «I<strong>ch</strong> denke, das ist einfa<strong>ch</strong> so, wenn man so lange dabei war wie i<strong>ch</strong>.» TIM WIELANDT/MOORE, MISTER SCHWEIZ, IM SCOUT 4/07 «…oder dann die Geländespiele, wo wir einen S<strong>ch</strong>lüssel aus Sagex s<strong>ch</strong>muggeln mussten und die andere Gruppe wollte ihn uns abnehmen, aber der S<strong>ch</strong>lüssel drufte natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zerbre<strong>ch</strong>en… Da konnte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> reinsteigern, als würde es um Leben und Tod gehen, das war Action und Adrenalin pur. Super Erlebnisse.» CORNELIO SOMMARUGA/ FALCO DELLA CRODA, EHEMALIGER CHEF DES IKRK, IM SCOUT 5/07 «Was die beiden Vereine verbindet, ist die gute Tat. Die Pfadis haben zum Ziel, jeden Tag eine gute Tat zu ma<strong>ch</strong>en und das Rote Kreuz will leidenden Mens<strong>ch</strong>en helfen.» INTERVIEW INTERVIEW