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Titelthema: Bartagamen

Forschung Die Salamandra

Forschung Die Salamandra ist eine der führenden herpetologischen Fachzeitschriften der Welt. Sie hat einen sehr hohen Impact factor von aktuell 1,911 und wird von der DGHT als reines Online-Magazin auf Englisch herausgegeben. Die auf der Webseite www.salamandra-journal.com zum PDF-Download angebotenen Arbeiten stellen wir Ihnen in dieser Rubrik in Kurzform vor. Salamandra Der Anzeigeruf von Colostethus pratti Bei Pratts Raketenfrosch aus der Familie Dendrobatidae handelt es sich vermutlich um einen Artenkomplex, was sein großes Verbreitungsgebiet von Panama bis in die westlichen Ausläufer der Zentralanden erklärt. Um diesen mutmaßlichen Komplex auseinanderzudividieren, sind Analysen der Anzeigerufe einzelner Populationen wichtig. Jiménez-Bolaño et al. (2020) haben in diesem Kontext erstmals den Ruf einer am Tuis Tuis Creek in der kolumbianischen Serranía de San Jerónimo, Department Córdoba, beheimateten Population beschrieben. Der Trillerruf besteht aus einer langen Aneinanderreihung von Noten, der sich in mehreren Parametern von den Rufen anderer Dendrobatoiden unterscheidet. Literatur Jiménez-Bolaño, J.D., A.C. Montes-Correa, F. Leonhardt & J.M. Renjifo (2020): Advertisement call of Pratt‘s rocket frog, Colostethus pratti, from the western Andes of Colombia (Anura: Dendrobatidae). – Salamandra 56(4): 395–400. Was Schildkrötennester verraten Erickson et al. (2020a, b) beobachteten über drei Jahre hinweg das Nistverhalten der Terekay-Schienenschildkröte (Podocnemis unifilis) am Unterlauf des Rio Purus im Amazonasgebiet Brasiliens. Auffällig war, dass die legebereiten Weibchen zwei unterschiedliche Brutsubstrate auswählten, nämlich Sand und Lehm. Da die beiden Substrate unterschiedliche thermische Eigenschaften aufweisen, schlüpften aus in Sand abgesetzten Gelegen erwartungsgemäß mehr Weibchen, in Lehm mehr Männchen. Offenbar nehmen die Weibchen die kürzeren bzw. längeren Inkubationszeiträume und damit das Überwiegen männlicher bzw. weiblicher Schlüpflinge in Kauf. Die Autoren diskutieren diese Erkenntnisse hinsichtlich der Folgen und der Bedeutung für Schutzmaßnahmen – es reicht nicht aus, Biotope mit nur einem dieser Nistsubstrate zu erhalten. Auch die Ursachen für Gelegeverluste und die Aufklärungsmaßnahmen in der lokalen Bevölkerung werden dargestellt. Die festgestellten Unterschiede in der Fortpflanzungsökologie sind wohl weitgehend als lokale Anpassungen an unterschiedliche Umweltbedingungen zu interpretieren, auf welche die Art flexibel zu reagieren gelernt hat. Literatur Erickson, J., I.P. Farias & J. Zuanon (2020a): The life history of the yellow-spotted Amazon River turtle (Podocnemis unifilis) as deduced from its nests. – Salamandra 56(4): 296–308. –, C.K. Fagundes, M.S. Magalhães, L.C. Dias, R.C. Vogt, I.P. Farias & J. Zuanon (2020b): Natural nests incubated in two different soil types lead to an overall balanced sex ratio in Podocnemis unifilis hatchlings on the lower Purus River, Brazil. – Salamandra 56(4): 309–316. Fährtenlesen leicht gemacht Dass man mithilfe einer Schnur jedem Labyrinth entkommen kann, ist schon aus den Legenden des antiken Griechenlands bekannt. Nach diesem Prinzip sind auch die Bewegungs- Colostethus pratti vom Tuis Tuis Creek in Kolumbien Foto: C. Vidal-Pastrana Schlüpflinge von Podocnemis unifilis aus einem Nest im Lehmufer Foto: Autoren Rufendes Männchen von Sphaenorhynchus botocudo am Typusfundort der Art in Brasilien Foto: Autoren 50

Forschung muster freilebender Schlangen genau zu dokumentieren, wie Silva et al. (2020) anhand von Feldversuchen im brasilianischen Atlantikregenwald darstellten. Hierzu wurde an Schlangen unterschiedlicher Arten im hinteren Rückenbereich Garnrollen mit Klebeband befestigt, das Ende des Garns im Gelände sicher angeknotet und die Tiere dann freigelassen. So ließ sich genau verfolgen, wie sich eine Schlange durch das Gelände bewegt hat. Anders als bei Nachverfolgungsmethoden wie der Radiotelemetrie lässt sich nicht nur sagen, dass sich ein Tier von A nach B bewegt hat, sondern durch den abgewickelten Faden auch ziemlich genau, auf welchem Wege. Die Daten liefern Erkenntnisse zur Mikrohabitatnutzung, die für Schutzmaßnahmen bedeutsam sein können. Die mit Klebeband angebrachte Garnrolle wird im Freiland bei der nächsten Häutung einfach mit abgestreift. Literatur Silva, W.M., P.F. Araújo, R.C. França, I.M.M. Carvalho Pedrosa & F.G.R. França (2020): Use of the spool-and-line technique for studying microhabitat selection and daily movement of snakes in the Atlantic Forest of Brazil. – Salamandra 56(4): 405–410. Die Rufe von Sphaenorhynchus botocudo und S. bromelicola Von insgesamt 15 bekannten Arten der südamerikanischen Laubfroschgattung Sphaenorhynchus waren von 13 die Anzeigerufe bereits bekannt, und nun konnten Bovolon et al. (2020) auch die letzte Wissenslücke noch schließen. Dazu brauchten sie sich nicht einmal von ihren Arbeitsplätzen entfernen, denn entsprechende Tonaufzeichnungen befanden sich bereits in einer brasilianischen Phonothek. Für diese Gattung ist damit ein idealer Ausgangszustand für weitergehende Studien erreicht, beispielsweise zur Evolution von Lautäußerungen oder Artbildung. Literatur Bovolon, J.P., C. Zornosa-Torres, G. Augusto-Alves, A.P. Almeida, J.L. Gasparini & L.F. Toledo (2020): Advertisement calls of two species of the Sphaenorhynchus platycephalus group and the aggressive call of S. bromelicola (Anura: Hylidae: Scinaxinae). – Salamandra 56(4): 401–404. vier Mal vergebenen Namens Lacerta varia zeigt (Denzer et al. 2020). Die Autoren belegen, dass drei davon regelkonform als nomina oblita („vergessene Namen“) anzusehen sind und nur einer, nämlich Lacerta varia Shaw in White, 1790, tatsächlich zur Verfügung steht; er bezieht sich auf den großwüchsigen australischen Buntwaran, Varanus varius. Bekannte Artnamen wie Lacerta viridis, Lacerta bilineata, Ameiva ameiva und Cnemidophorus lemniscatus sind somit durch „Lacerta varia“ nicht in ihrem Fortbestand gefährdet. Literatur Denzer, W., H. Cogger & W. Böhme (2020): Lacerta varia – and then there were four: Multiple use of the same species name for various lizards (Squamata: Lacertidae, Teiidae, Varanidae). – Salamandra 56(4): 355–361. Die Kaulquappe von Amolops mahabharatensis Die asiatischen Kaskadenfrösche der Gattung Amolops sind an ein Leben an schnell fließenden Bächen angepasst. Damit ihre Larven darin nicht weggespült werden, haben sie im Laufe ihrer Evolution durch Umformung der Mund- und Brustregion eine bauchständige Saugscheibe entwickelt, mit deren Hilfe sie sich am felsigen Bachgrund festhalten und fortbewegen können. Den komplexen Aufbau des Mundfeldes und weitere Larvalmerkmale der erst 2020 aus Nepal beschriebenen Art Amolops mahabharatensis untersuchten Nokhbatolfoghahai et al. (2020) erstmals anhand von elektronenmikroskopischen Aufnahmen und eingefärbten Dünnschnittpräparaten. Literatur Nokhbatolfoghahai, M., K. W. Conway, L. Atherton, P. B. Budha, M. J. Jowers & J. R. Downie (2020): Larval description and developmental staging of Amolops tadpoles from Nepal, including ultrastructure of the oral disc and sucker. – Salamandra 56(4): 317–328. Nomenklatorische Altlasten: Lacerta varia Welche wissenschaftliche Bezeichnung für ein Tier gültig ist und welcher Name als Synonym gelten muss, wird durch das Regelwerk der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur (ICZN) verbindlich bestimmt. Kriterien sind die Stabilität im Gebrauch der Namen und die Anerkennung der Arbeit eines namengebenden Erstbeschreibers durch die Prioritätsregel. Beides unter einen Hut zu bekommen, kann sich als komplex und schwierig erweisen, was der Fall des in der Frühzeit der wissenschaftlichen Herpetologie Ventralansicht einer Kaulquappe von Amolops mahabharatensis Foto: Autoren 51

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