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Königsfelder Gruß 2009

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Auch Gewalt mit Worten

Auch Gewalt mit Worten provoziert Gewalt Tagebuch über die Wut: Arun Gandhi beeindruckt im Zinzendorfschulwerk An einem Vormittag im Mai faszinierte Arun Gandhi, Enkel des berühmten Mahatma, rund 600 Zinzendorfschüler im Kirchensaal mit seinem eindringlichen Plädoyer für Gewaltlosigkeit und Frieden. Am Abend desselben Tages sprach er noch vor einmal vor rund 250 Menschen, die ebenfalls tief beeindruckt waren. Zwischendurch suchte er persönliche Gespräche in Königsfeld, die sich vor allem im Albert-Schweitzer-Haus ergaben. Im Religionsunterricht beim Schulpfarrer Bruder Fischer reflektierten Zinzendorfschüler über neue Einsichten, die sie aus der Begegnung mit dem Gandhi-Enkel gewonnen haben. Albert Schweitzer, der Gandhi Deutschlands „Wer ist das?“ wollte der in Südafrika geborene Arun von seinem Vater wissen, der ihn regelmäßig mit Briefen an Albert Schweitzer in Lambarene zur Post schickte. „Das ist der Gandhi Deutschlands,“ sei dessen Antwort gewesen. So skizzierte der Referent vor dem Abendpublikum die geistige Verbindung zwischen dem hinduistischen Gandhi mit seiner Lehre von der Gewaltlosigkeit und dem christlichen Urwald-Doktor mit seinem Postulat der „Ehrfurcht vor dem Leben“. Auch er selbst sei nicht immer friedvoll gewesen, bekannte Arun. Als Kind war er wütend und wehrte sich, als er in Südafrika von Weißen wie von Schwarzen verprügelt wurde: „Den einen war ich zu schwarz, den anderen zu weiß.“ Da hätten ihn seine Eltern zum Großvater nach Indien geschickt, der die Erziehung des Enkels übernahm und ihn stets als gleichwertigen Menschen behandelt, stets Zeit für ihn gehabt und ihn Rituale und Regeln gelehrt habe, die er bis heute beherzige und weiter empfehle. Das Publikum beider Veranstaltungen war von Gandhis offenen, anschaulichen und selbstkritischen Reflexionen spürbar beeindruckt. Gewaltpotenzial sei in jedem Menschen, jeder habe „einen guten und einen bösen Tiger“ in sich, es gelte den richtigen zu füttern. Er empfahl insbesondere den jungen Hörern den Rat seinen Großvaters, ein „Zorntagebuch“ zu führen, in das nicht nur Probleme und aggressive Gedanken geschrieben werden sollten, sondern auch Ideen zur Lösung. Hilfreich auf dem Weg zu innerer Gewaltfreiheit seien zudem tägliche mentale Übungen, die gerade in Kindergärten und Schulen praktiziert werden sollten. Gandhi sensibilisierte die Hörer auch für Formen von Gewalt, die sich nicht Aufmerksam lauschten rund 600 Zinzendorfschülerinnen und -schüler den Ausfüh-rungen Arun Gandhis und vertieften in der anschließenden Fragerunde manches Detail. in körperlicher Aggression äußern: Ausbeutung der Erde sei Gewalt die Natur, Überkonsum führe dazu, dass andere Menschen in Armut lebten und sei Ge- 50 Begegnung und beziehung

walt gegen die Menschlichkeit. Jeder von uns verletze ständig andere Menschen bewusst oder unbewusst durch diskriminierende Äußerungen. Physische Gewalt wiederum nähre psychische Gewalt - darum müsse jeder den Frieden erst in sich selbst einkehren lassen, um ihn hinaus in die Welt tragen zu können. Im Religionsunterricht dachten Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung gemeinsam über die Aussagen von Arun Gandhi, der nicht nur Selina tief beeindruckt hat, „weil er glaubwürdig ist, verständlich war und eine tolle Ausstrahlung hat.“ Sarah ist bewusst geworden, „wie alltäglich Gewalt mit Worten ist“, Sina sprach „Baller-Spiele“ im Computer an, Christina hat das Tagebuch gegen die eigene Wut und das Bild vom bösen Tiger beeindruckt: „So kann man negative in positive Energie verwandeln.“ Ariane sah Parallelen zwischen Indern, die sich Afrika als Außenseiter und auch daheim nicht mehr zu Hause fühlen und in Deutschland lebenden Aussiedlern und Übersiedlern: „Die haben auch Identitätskonflikte.“ Die Schülerinnen und Schüler haben viel Gemeinsames mit der christlichen Botschaft entdeckt, laut Sina musste „auch Arun erst verzeihen lernen“. Marion ist aufgefallen, dass sich Gandhi besonders für Gleichberechtigung von Frauen und Respekt vor Kindern eingesetzt hat, das hat sie an Grundsätze von Zinzendorf und die Herrnhuter Brüdergemeine erinnert. „Gewalt erzeugt Gegengewalt“, diese Erkenntnis haben sich alle gemerkt, ebenso Gandhis Aufforderung, „Veränderungen zu wollen und selbst Veränderung zu sein.“ ■ Begegnung und Beziehung 51

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