Niederländer im Ostseeraum und der Deutsche Orden - oops

Dick E.H. de Boer
Hatte Vondel doch recht?
Ein Versuch zur Erklärung der historischen Rätsel
hinsichtlich der Gründung der Stadt „Holland“
in Ostpreußen im Jahre 1297
Am 29. September 1297 fertigte frater Meinherus de Querenvord
in der Stadt Elblag eine Urkunde aus, in der er bestätigte,
er habe eine Stadt nach Kulmischem Recht im Gebiet Pazlok
- eine Landschaft südöstlich von Elblag - gegründet. 1 Meinherus
tat dies in seiner Eigenschaft als Landesmeister des
Deutschen Ordens in Preußen, der dort die Landesherrschaft
ausübte. 2 Meinherus schrieb, es handele sich um „civitatem ...
quam secundum primos locatores qui de Hollandia venerant
1 Das Recht von Kulm, oder die Kulmer Handfeste, regelte 1233 die
Rechtsverhältnisse in der zuvor gegründeten Stadt Kulm und in der
Nachbarstadt Thorn. Es wurde zum Modell für die Rechtsordnung in
dem sich entwickelnden Deutschordensstaat. Vor allem die Neuausfertigung
des Jahres 1251 wurde zu einer Art Preußischem Grundgesetz.
Vgl. F. EBEL: Kulmer Recht, Probleme und Erkenntnisse, in: Beiträge zur
Geschichte Westpreußens 8 (1983), S. 9-26. Der Text der Kulmer Handfeste
mit Übersetzung ist abgedruckt bei W. HUBATSCH: Quellen zur Geschichte
des Deutschen Ordens, Göttingen/Frankfurt a. M./Berlin 1954,
S. 56-71. Im Stadtrecht von Preußisch Holland wurden die Artikel von
Kulm kaum zitiert, sondern implizit geltend gemacht und die spezifischen,
lokalen Bedingungen wurden vornehmlich explizit erwähnt.
2 Eine gute Skizze der Ausbreitung der Landesherrschaft des Deutschen
Ordens bietet H. BOOCKMANN: Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus
seiner Geschichte, 3. Aufl., München, 1989, bes. Kap. I-V. Vgl. auch
DERS: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen,
Berlin 1992, bes. S. 75-115. Diese Arbeit stellt eine z.T. mit Bildern
illustrierte Bearbeitung des anderen Werkes dar.