hinnerk Februar/März 2021
Das queere Magazin für Norddeutschland
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03.<strong>2021</strong> І FEBRUAR MÄRZ І HEFT 315<br />
HAMBURG І BREMEN І HANNOVER<br />
NORDDEUTSCHLAND<br />
Lügen und nicht<br />
weitergeleitete Spenden:<br />
Neues zum Bremer<br />
CSD-Beutel<br />
SPECIAL<br />
GESUNDHEIT!<br />
Sexualität und Fitness unter<br />
Einfluss der Pandemie<br />
FILM<br />
Weltstar<br />
Kate Winslet<br />
im exklusiven<br />
Gespräch<br />
4 194379 801903<br />
03<br />
1,90 €<br />
INTERVIEWS: KELVIN JONES, RENÉ WÜST, FÉLIX LEMENS, VINCENT GROSS
INTRO 3<br />
Inhalt<br />
epaper.männer.media<br />
Alle Magazine online!<br />
KULTUR<br />
Eine Gruppe homosexueller<br />
Freunde, die sich seit Ende<br />
der 1980er-Jahre monatlich<br />
trifft und sich zum CSD als<br />
Schwarzwaldmädels „auffummelt<br />
“ und auftritt. Filmreif?<br />
Jutta Riedel, Mirek Balonis und<br />
viele Hamburger Institutionen<br />
meinen „ja“!<br />
MUSIK<br />
76 Jahre jung, glückliche Mutter<br />
und Oma und vor allem<br />
immer noch eine Sängerin, die<br />
liebt, was sie tut. So überließ<br />
es Diana Ross auch keinem<br />
Promoter oder Label, allein<br />
zu entscheiden, von wem<br />
und wie Hand an einige ihrer<br />
Klassiker gelegt wird.<br />
Liebe Queers,<br />
Kostenlos<br />
hoffentlich ist das alles bald vorbei. Der Winter, die<br />
Dunkelheit und der ganze Pandemie-Mist soundso. Die<br />
Nerven liegen nach einem Jahr Corona selbst bei einigen<br />
der Hartgesottensten blank. Und ja, es läuft auch so<br />
einiges richtig schief im Staate Deutschland. Besonders<br />
für sexuelle Minderheiten. Darüber berichten wir in dieser<br />
Ausgabe ebenso wie auch über die schönen Dinge, die uns<br />
die Kreativen aus Kunst und Kultur trotz Einschränkungen<br />
erschufen.<br />
Überhaupt: Der Frühling kommt und mit ihm die nach<br />
ihm benannten Gefühle, die – so denn es einigermaßen<br />
gut voran geht mit den Impfungen – dich dazu animieren,<br />
mehr für dich zu tun. Unser Gesundheitsschwerpunkt gibt<br />
dir Hilfreiches an die Hand.<br />
Bleibt gesund und wascht euch die Hände ...<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
GESUNDHEIT<br />
Laut Robert-Koch-Institut ist<br />
die Zahl der HIV-Neuinfektionen<br />
im Jahr 2019 nicht weiter<br />
gesunken, sondern leicht<br />
angestiegen. Allerdings ist sie<br />
bei schwulen und bi-sexuellen<br />
Männern konstant. Den möglichen<br />
Ursachen gehen wir in<br />
unserem Spezial nach.<br />
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IMPRESSUM<br />
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4 SZENE<br />
Community<br />
Corona-Umfrage Charité<br />
„Die Situation von Menschen<br />
in Deutschland während der<br />
Corona-Pandemie“ heißt eine<br />
Erhebung der Berliner Charité,<br />
damit bessere Angebote zur<br />
Bewältigung der sozialen<br />
Einschränkungen ermöglicht<br />
werden. Ein Schwerpunkt<br />
der Studie ist die Frage, ob<br />
lesbische, schwule, bisexuelle,<br />
asexuelle, trans und inter<br />
Menschen (LGBTIA+) in der<br />
aktuellen Situation besondere<br />
Herausforderungen erleben.<br />
Der Fragebogen richtet<br />
sich jedoch explizit an alle<br />
in Deutschland lebenden<br />
Menschen. Die Beantwortung<br />
der Fragen dauert zwischen<br />
fünf und zehn Minuten.<br />
Wenn Sie an der Befragung<br />
teilnehmen, willigen Sie ein, an<br />
der Studie teilzunehmen und<br />
dass Ihre Angaben anonym<br />
im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
verarbeitet und<br />
ausgewertet werden dürfen.<br />
Die Ergebnisse können ohne<br />
Rückschluss auf individuelle<br />
Personen wissenschaftlich<br />
veröffentlicht werden.<br />
soscisurvey.de/<br />
coronaleben2/<br />
Corona-Umfrage UKE<br />
Forscher*innen der Institute<br />
am Universitätsklinikum<br />
Hamburg-Eppendorf und<br />
Mitarbeiter*innen von<br />
Hein und Fiete, möchten<br />
anhand einer anonymen<br />
Online-Befragung (Dauer<br />
ca. 12 Minuten) das Thema<br />
„Sexuelles Erleben und<br />
Verhalten an Silvester unter<br />
COVID-19-Einschränkungen“<br />
bei Männern, die Sex mit<br />
Männern haben und die über<br />
18 Jahre alt sind, untersuchen.<br />
ogy.de/silvester<br />
Nach dem terroristischen Mord von Dresden, mutmaßlich aus Homosexuellenhass,<br />
ist der Fokus der Öffentlichkeit etwas stärker auf die Situation gerichtet,<br />
in der LGBTIQ* auch heute in Deutschland immer noch leiden: Homo- und Transphobie,<br />
die sich bis hinzu tödlichen Hassverbrechen zeigt. Die EU-Kommission<br />
stellte in ihrer im November 2020 veröffentlichten „LGBTIQ Equality Strategy 2020-2025“<br />
zur Gleichstellung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, nichtbinären, intergeschlechtlichen<br />
und queeren Personen (LGBTIQ) zurecht fest: „LGBTIQ sind unverhältnismäßig<br />
stark von Hassdelikten, Hetze und Gewalt betroffen“.<br />
Bis heute gibt es aber dazu keine belastbare<br />
Statistik in der Bundesrepublik, die<br />
Innenressorts der Bundesländer und die<br />
Bundesregierung sind gefragt. Der Lesben- und<br />
Schwulenverband (LSVD) appelliert in einem<br />
Schreiben, „endlich eine gemeinsame Strategie<br />
gegen homophobe und transfeindliche<br />
Hasskriminalität zu entwickeln. Seit 1954 gibt<br />
es die Innenministerkonferenz als ständige<br />
Einrichtung. Es wird Zeit, dass sie sich endlich<br />
auch mit der Sicherheit und Freiheit von<br />
LGBTIQ in diesem Land befasst und die<br />
spezifisch gegen sie gerichtete Hasskriminalität<br />
zum Thema macht.“ Bislang habe homophobe<br />
oder transfeindliche Gewalt aber noch nie als<br />
Besprechungspunkt auf der Tagesordnung der<br />
Innenministerkonferenz gestanden<br />
LSVD FORDERT EINEN<br />
RICHTUNGSWECHSEL<br />
Der LSVD übersendete das LSVD-Positionspapier<br />
„Frei und sicher leben - Homophobe und<br />
transfeindliche Hasskriminalität entschieden<br />
bekämpfen“. Es enthält Kernforderungen<br />
zur Erfassung, Prävention und Bekämpfung<br />
homophober und transfeindlicher Hasskriminalität<br />
und konkrete Vorschläge für<br />
Maßnahmenprogramme und Gesetzgebung.<br />
Als erstes müsse sich die Haltung in Politik,<br />
Behörden und auch Medien ändern. LGBTIQfeindliche<br />
Gewalt ist keine Randerscheinung.<br />
„Sie bedroht mitten in unserer Gesellschaft<br />
tagtäglich Menschen. Insbesondere darf<br />
homophobe und transfeindliche Hetze niemals<br />
bagatellisiert und unter den Tisch gekehrt<br />
werden, denn aus Worten folgen Taten.“<br />
Auch an Bundesjustizministerin Christine<br />
SICHERHEIT<br />
Kommt endlich eine<br />
Antwort aus Berlin?<br />
Lambrecht hat sich der LSVD mit einem<br />
Schreiben gewandt. Die deutsche<br />
Bundesregierung hat sich in den beiden<br />
Gesetzgebungsfahren zur Hasskriminalität in<br />
den Jahren 2015 und 2020 jeweils geweigert,<br />
LGBTIQ*-Feindlichkeit in die Strafrechtsbestimmungen<br />
aufzunehmen und betreibt<br />
damit weiter deren Unsichtbarmachung.<br />
Der LSVD fordert die Justizministerin nun<br />
auf, „den EU-Impuls, LGBTIQ-Feindlichkeit<br />
ausdrücklich in die Gesetzgebung gegen<br />
Hasskriminalität aufzunehmen, proaktiv<br />
aufzugreifen. Es wäre ein Armutszeugnis für<br />
unser Land, wenn erst die EU-Kommission<br />
Deutschland dazu drängen müsste, LGBTIQ*-<br />
feindliche Hasskriminalität endlich ernst zu<br />
nehmen.“<br />
Aus dem Bundestag ist bisher leider wieder<br />
nur die Opposition in Gestalt von Grünen,<br />
Linken und FDP zu vernehmen. *ck
Traumwohnung sucht Prinz Charming.<br />
Mitten auf der Langen Reihe begeistert diese exklusive<br />
Eigentumswohnung mit einem loftartigen Wohnbereich und<br />
offener Küche. Viel Platz bietet das Schlafzimmer mit<br />
angrenzender Ankleide. Und falls Sie auch tagsüber etwas<br />
Ruhe suchen: Die ca. 12 m² große Loggia mit Südost-<br />
Ausrichtung lässt Sie wunderbar entspannen. Vorher sollten<br />
Sie aber noch schnell bei uns anrufen. Sie wissen ja:<br />
Bei der Langen Reihe sollte man nicht lange zögern.<br />
(Fernwärme, EEV: 107 kWh/m²a, EEK: D, 4 Zimmer,<br />
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6 SZENE<br />
KELLY HEELTON<br />
„Rassismus ist eine heimtückische Kulturkrankheit“<br />
Sie zierte schon<br />
das Cover unseres<br />
Frankfurter Magazins<br />
gab, war und ist<br />
erfolgreich in TV-Shows<br />
und gehört fest zur queeren<br />
Community Deutschlands.<br />
Höchste Zeit, sie mal wieder<br />
im Chat zu haben!<br />
FOTO: SELFIE<br />
Wie erlebst du als Geschäftsfrau<br />
die Corona-Zeit?<br />
Die aktuelle Situation ist für niemanden<br />
einfach. Kein Theater, keine Klubs,<br />
Partys, Veranstaltungen ohne Bühne<br />
oder Publikum. Als Künstler war es schon<br />
vor Corona immer ein Kampf. Und ich<br />
kämpfe weiter! Glücklicherweise kann<br />
ich an einer Musicalschule, an der ich seit<br />
13 Jahren arbeite, immer noch Online-<br />
Unterricht (Schauspiel und Tanz) geben.<br />
Hat sich dein Privatleben sehr<br />
verändert?<br />
Ich bin sehr gerne zu Hause, koche,<br />
erstelle Outfits und erarbeite Performance-Ideen.<br />
Im Lockdown bemerkte<br />
ich, dass es mir manchmal an Kreativität<br />
mangelte. Natürlich fehlen mir soziale<br />
Kontakte. Ich mag meine Rolle als<br />
„Hausfrau“, aber ich hasse Routine. Ich<br />
vermisse die Bühne sehr, doch ich habe<br />
gelernt, das Beste aus meiner Zeit zu<br />
machen und mich um meine körperliche<br />
und geistige Gesundheit zu kümmern.<br />
Was macht dir Hoffnung?<br />
Täglich und jede Stunde erhalten oder<br />
lesen wir neue Nachrichten. Es ist<br />
schwer zu wissen, was man glauben<br />
soll. Aber ich habe immer noch das gute<br />
Gefühl, dass bald alles gut wird, wenn<br />
alle Maßnahmen richtig getroffen wurden.<br />
Für mich ist der positive Teil dieser<br />
ganzen Situation, dass die Menschen<br />
gelernt haben, Freundschaften, den<br />
Menschen viel mehr Wert zu geben. Wir<br />
alle dürsten nach Freiheit, um zu feiern!<br />
Und genau dieses Gefühl erhöht meine<br />
Hoffnung.<br />
Thema Rassismus: Wie begegnet er<br />
dir im Alltag?<br />
Leider erlebe ich immer noch Vorurteile<br />
wegen meiner Hautfarbe. Es scheint<br />
surreal, dass dies noch diskutiert werden<br />
muss. Black, gay und Dragqueen ist für<br />
viele Menschen immer noch ein Tabu.<br />
Das Problem ist, dass „nicht schwarze“<br />
Menschen Rassismus als bewussten<br />
Hass betrachten, obwohl Rassismus viel<br />
größer ist. Ja, Rassismus sieht aus wie<br />
Hass, aber Hass ist nur eine Manifestation.<br />
Privilegien, Apathie und Ignoranz sind<br />
auch Manifestationen von Rassismus.<br />
Dinge wie der verblüffte Blick einer<br />
Supermarktkassiererin, wenn sie sieht,<br />
dass ich eine (einfache) EC-Karte besitze.<br />
Oder ohne Grund von der Polizei auf<br />
der Straße angehalten oder immer ohne<br />
Grund kontrolliert werde, nur wegen<br />
meines Hautfarbtons. Und es geht noch<br />
schlimmer, wie zum Beispiel, dass ich<br />
nicht für Theater- oder Fernsehproduktionen<br />
zugelassen wurde, nur weil ich sehr<br />
„dunkel“ bin (und mir wurde das in mein<br />
Gesicht gesagt). Wir haben <strong>2021</strong> erreicht,<br />
wir haben bisher viel erreicht. Aber es liegt<br />
noch viel Arbeit vor uns.<br />
Wie gehst du mit Menschen um, die<br />
„eigentlich“ nett sind, aber dann<br />
doch Vorurteile haben, die sie an der<br />
Hautfarbe festmachen?<br />
Das ist genau das Problem: Ich muss mich<br />
darum kümmern (!?). Rassismus ist eine<br />
heimtückische Kulturkrankheit. So heimtückisch,<br />
dass es mir schon egal ist, ob weiße<br />
Personen schwarze Menschen mögen. Sie<br />
werden immer einen Weg finden, Beziehungen<br />
zu Menschen zu infizieren, die nicht wie<br />
sie aussehen. Und die Frage kommt zurück:<br />
Muss ich da wirklich mitgehen? All dies zu<br />
erklären, wurde seit der Zeit der Sklaverei<br />
versucht. Viele wollen nicht verstehen, um<br />
ihre „Macht“ und ihre „Privilegien“ nicht<br />
zu verlieren. Ich entwickle mich weiter<br />
und siebe Menschen aus, von denen ich<br />
weiß, dass sie mich niemals akzeptieren/<br />
respektieren werden als der, der ich bin,<br />
unabhängig von meiner Hautfarbe.<br />
Und wie gehst du mit Hetze im<br />
Internet um?<br />
Seitdem die Menschen gelernt haben, das<br />
Internet zu nutzen, ist es für viele Feiglinge,<br />
die sich „Herren der Weisheit“ oder<br />
„Wissenschaftler der Wahrheit“ nennen, zu<br />
einer Rüstung geworden. Natürlich denke<br />
ich, dass es fair ist, wenn Menschen ihre<br />
eigenen Meinungen haben, und ich denke<br />
auch, dass es fair ist, wenn Menschen frei<br />
sind zu denken und zu fühlen, was sie<br />
wollen. Ich denke, dass das Streiten im<br />
Internet dasselbe ist wie das Kämpfen im<br />
Dunkeln, aber mit der Tastatur als Waffe.<br />
Es führt nirgendwohin. Ich streite nicht, ich<br />
rede und erkläre. Es ist nicht mein Problem,<br />
was die Leute über mich denken. Am Ende<br />
ist es wichtig, wie ich mich fühle, und mein<br />
innerer Frieden, mein Stolz, so zu sein, wie<br />
ich bin.<br />
*Interview: Michael Rädel
WO DIE<br />
NATUR<br />
NOCH<br />
IN ORDNUNG<br />
IST?<br />
In Ihrem Schlafzimmer.<br />
TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />
TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />
TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />
TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />
TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />
TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de
8 SZENE<br />
INTERVIEW<br />
GLORIA<br />
GLAMOUR:<br />
„Den ausgrenzenden<br />
Rassismus ...“<br />
FOTO: KLAUS GRUBER PHOTOGRAPHY<br />
Wir sprachen mit der Dragqueen<br />
über Rassismus damals<br />
und heute.<br />
Wie hast du in deinem Leben schon<br />
Rassismus erlebt?<br />
Ich bin sehr gut behütet in einem Dorf<br />
bei Bonn aufgewachsen, umgeben von<br />
Akademikern, da gab es eher eine Form<br />
des positiven Rassismus; Es galt als toll,<br />
Menschen mit anderen Hintergründen im<br />
Freundeskreis zu haben. Den ausgrenzenden<br />
Rassismus habe ich erst später erlebt,<br />
als ich eine Wohnung gesucht habe.<br />
Wie das?<br />
Der Makler öffnete die Türe, sah mich und<br />
sagte: Die Wohnung ist vergeben. Ich habe<br />
das erst gar nicht auf mich bezogen, doch<br />
Freunde machten mich darauf aufmerksam,<br />
dass, wenn die Wohnung vergeben<br />
gewesen wäre, man mich erst gar nicht<br />
eingeladen hätte. Mein Nachname ist sehr<br />
deutsch, womöglich hat der Makler einen<br />
anderen Menschen erwartet.<br />
Sehr deutscher Nachname, hm, das<br />
klingt ja, als ob du auch den Gedanken<br />
deutsch = weiß hast.<br />
Hm, ganz frei bin auch ich nicht davon.<br />
Man erwartet bei Schmidt, Maier, Müller<br />
tatsächlich einen Weißen.<br />
Als Gloria Glamour sagst du gerne,<br />
dass du eine Diva mit schwarzem<br />
Humor bist. Ein absichtliches<br />
Wortspiel?<br />
Ich meine das Schwarzhumorige eines<br />
Kabarettisten. Das Wortspiel ist aber<br />
in der Tat entstanden, weil ich die<br />
heutige Form der Political Correctness<br />
erschütternd finde. Ich finde sie mitunter<br />
ausgrenzender als früher. PoC, Person<br />
of Color: Da wird mir als VERMEINTLICH<br />
Betroffener gesagt, wie ich mich zu<br />
nennen habe. „Farbiger“ ist nun politisch<br />
inkorrekt, es werden immer neue Termini<br />
erschaffen, die die Leute verunsichern,<br />
das wirkt mitunter ausgrenzend, weil<br />
die Leute gar nicht wissen, wie man ins<br />
Gespräch kommen kann, ohne einen<br />
Fehler zu machen. Im Waldschlösschen<br />
hatte ich einen Workshop gegeben:<br />
„Schwarz, schwul und auch noch Drag?!“,<br />
da kam ein „überprivilegierter“ Cis-Mann<br />
rein – er betonte das immerzu –, der mich<br />
darauf ansprach, dass ich mich ja hier sehr<br />
unwohl fühlen müsse unter all den „Hellhäutigen“.<br />
Die Wörter „überprivilegierter“<br />
und „Hellhäutigen“ haben mich furchtbar<br />
aufgeregt. Und ob es okay sei, dass er<br />
Tunnel-Piercings im Ohr hat ... Wegen<br />
kultureller Aneignung. Da habe ich gesagt:<br />
Solche Gedanken hatten wir schon vor<br />
achtzig Jahren! Unter dem Deckmäntelchen<br />
der Political Correctness hat er mich<br />
rassistisch ausgegrenzt.<br />
Was würdest du dir denn wünschen?<br />
Dass man Hautfarben gar nicht mehr thematisiert.<br />
Die Gloria ist ein Mensch, Ende.<br />
Man sagt ja auch nicht die Schuhgröße<br />
eines Menschen dazu ... Aber ich bin selber<br />
nicht frei von Vorurteilen: Ich saß in einer<br />
Eckkneipe mit einem jungen Mann mit<br />
extremem Berliner Dialekt, aufgewachsen<br />
war er in der DDR. Ich frug ihn, wie er heißt,<br />
er hatte meine Hautfarbe. Er sagte, er heiße<br />
wie Glenn Miller, nur mit ü. Ich sagte dann:<br />
„Glünn ist aber ein komischer Vorname.“ Ich<br />
konnte mir also selbst nicht vorstellen, dass<br />
jemand Müller heißt mit dieser Hautfarbe.<br />
Streitthemen künstlerische Freiheit,<br />
besonders Satire.<br />
Kunst darf polarisieren, sollte aber nicht zu<br />
weit gehen. Trash-TV lebt von Menschen,<br />
die polarisieren, es gibt aber Grenzen. Bitter<br />
in Erinnerung ist mir, dass Désirée Nick<br />
Barbara Becker rassistisch angegriffen hat<br />
und jetzt den Moralapostel spielt. Sie hatte<br />
Barbara Becker unterstellt, sich heller zu<br />
machen. Das geht zu weit! Vor 15 Jahren<br />
war die Situation wohl noch anders, es<br />
machte sich keiner Gedanken drüber. Oder<br />
auch in dem Film „Kevin allein zu Haus“, in<br />
dem das N-Wort gesagt wird als Gag.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
gloriaglamour.com, www.facebook.com/<br />
GloriaGlamourEntertainment
v<br />
KONTROVERS<br />
Macht ein Migrationshintergrund<br />
homophob?<br />
SZENE 9<br />
Eine repräsentative Umfrage zu Einstellungen, Glaube und<br />
Wertorientierungen von Deutschen ohne Migrationshintergrund,<br />
Spätaussiedlern und Migranten aus Polen, Russland<br />
und der Türkei hat die CDU-nahe Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung veröffentlicht. Die Ergebnisse lassen die Server<br />
der unsozialen Medien glühen.<br />
EHE FÜR ALLE VON JEDEM ZWEITEN ABGELEHNT<br />
Eine deutliche Trennlinie zwischen Deutschen mit<br />
und ohne Migrationshintergrund bildet die Einstellung<br />
zu gleichgeschlechtlichen Ehen, die nur eine geringe<br />
Minderheit der Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />
ablehnen. Unter Russischstämmigen sowie Spätaussiedlerinnen<br />
und Spätaussiedlern werden gleichgeschlechtliche<br />
Ehen schon von nahezu jedem und jeder Zweiten<br />
abgelehnt. Unter Türkischstämmigen findet sich sogar<br />
eine Mehrheit von 60 Prozent, die gleichgeschlechtliche<br />
Ehen ablehnt.<br />
Studienmacher*innen schreiben, dass „Religiosität<br />
tendenziell und vor allem bei Deutschen ohne Migrationshintergrund<br />
eher konservative und soziale Werte<br />
verstärkt, während hedonistische und materialistische<br />
Werte entweder nicht beeinflusst oder in manchen Gruppen<br />
verringert werden.“ Die Bestätigung für alle unseren<br />
liebgewonnen Vorurteile also?<br />
Forum<br />
Empirische<br />
Sozialforschung<br />
Was eint die<br />
Einwanderungsgesellschaft?<br />
Eine repräsentative Umfrage zu Einstellungen, Glaube<br />
und Wertorientierungen von Bürgerinnen und Bürgern<br />
mit und ohne Migrationshintergrund<br />
Sabine Pokorny, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff<br />
www.kas.de<br />
VORSICHT, DENKFALLE!<br />
Religiosität ist mehr als der Islam, an den sicher selbst<br />
viele <strong>hinnerk</strong> Leser*innen jetzt reflexartig denken. Und<br />
wir wollen auch nicht verleugnen, dass extrem religiöse<br />
türkischstämmige Deutsche mit Migrationshintergrund<br />
mit 78 Prozent die Ehe zwischen Homosexuellen „nicht<br />
gut“ finden, aber: Von den Deutschen mit russischem<br />
Migrationshintergrund lehnen dies 100 Prozent ab.<br />
Vergleichbare Studien zum Beispiel von der Bertelsmannstiftung<br />
oder der äußerst umfangreiche und gründliche<br />
Berlin-Monitor kommen übrugens auch auf ähnliche<br />
Rohdaten, schaffen es aber besser als die Adenauer-<br />
Fachleute, diese in den historischen und vor allem den<br />
sozialen Kontext einzubinden. *ck
10 SZENE<br />
NACHRUF<br />
SIEGFRIED UND ROY<br />
Erst vor acht Monaten verlor<br />
er seinen Partner, seine Liebe,<br />
Roy Horn, nun trat auch er von der<br />
ganz großen Bühne ab. Siegfried<br />
Fischbacher, eine Hälfte des weltweit<br />
gefeierten Zauberer-Duos Siegfried &<br />
Roy, starb am 13. Januar im Alter von<br />
81 Jahren in Las Vegas an Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />
Wir blicken auf<br />
eine eng mit Hamburg und Norddeutschland<br />
verknüpfte Liebes- und<br />
Lebensgeschichte.<br />
Siegfried schlief sanft und friedlich ein,<br />
erzählte seine Schwester Dolore gegenüber<br />
einer deutschen Boulevardzeitung.<br />
Sein Ableben sei am Ende eine<br />
Erleichterung gewesen, da er aufgrund der<br />
Erkrankung kaum noch sprechen konnte.<br />
Als eine Operation, bei der ein bösartiger<br />
Tumor entfernt wurde, zutage brachte,<br />
dass sich der Krebs bereits im ganzen<br />
Körper ausgebreitet hatte, kehrte Siegfried<br />
Fischbacher für seinen letzten Kampf in<br />
das geliebte Anwesen in Las Vegas zurück,<br />
wo er, bis zum Schluss von Pflegekräften<br />
umsorgt, verstarb.<br />
EINE MAGISCHE PARTNERSCHAFT<br />
Siegfried und Roy waren die Größten in der<br />
Welt der Magie und in der Entertainmentbranche.<br />
Ihre gemeinsame Geschichte<br />
begann 1960 auf dem Kreuzfahrtschiff<br />
Bremen.<br />
Der 1939 in Rosenheim geborene<br />
Siegfried, bereits seit jungen Jahren<br />
leidenschaftlicher Magier, war dort Kellner<br />
und lernte seinen Kellnerkollegen Uwe<br />
Ludwig Horn (Jahrgang 1944) kennen,<br />
den Tierfreund mit einem Faible für wilde<br />
Exoten – eine magische Kombination. Die<br />
Zaubertricks, die die beiden zur Bespaßung<br />
der Kreuzfahrer*innen aufführten, sorgten<br />
für so viel Aufsehen, dass der Kapitän der<br />
Bremen, Fritz Leusner, sie kurzerhand zu<br />
Entertainern beförderte und die Bremen<br />
somit zum Geburtsort der womöglich<br />
schwulsten, erfolgreichsten, schillerndsten,<br />
kurz: magischsten Partnerschaft des<br />
letzten Jahrhunderts machte.<br />
MAGISCHE ERFOLGE<br />
Illusionen, Zauberei, exotische Tiere,<br />
glitzernde Kostüme – die beiden wurden<br />
schon kurz nach ihren ersten Shows im<br />
Hamburger Hansa-Varieté-Theater<br />
1963 so erfolgreich, dass sie nicht nur<br />
auf Welttournee gingen, sondern 1988<br />
sogar in Las Vegas den bis dahin größten<br />
Millionendeal aushandelten. Seit 1981<br />
sollen sie in der Casinostadt Shows für<br />
rund 25 Millionen Fans gegeben haben,<br />
bereits 1996 feierten sie ihre 15.000. Show<br />
in Las Vegas. Eine lohnende Investition<br />
für die Hotels der Glitzermetropole<br />
in der Wüste: Alleine das Mirage, das<br />
beiden einen Vertrag auf Lebenszeit<br />
einräumte, nahm damit Schätzungen<br />
zufolge 1,5 Milliarden US-Dollar ein.<br />
GEHEIMNISVOLLE LIEBE<br />
Freilich: Dass nicht die Zauberei, sondern<br />
Hormone der anfängliche Treibstoff der
SZENE 11<br />
FOTO: FOTO: BUONASERA / CC BY-SA 3.0 / WIKIMEDIA.ORG<br />
FOTO: USIEN / CC BY-SA 3.0 / WIKIMEDIA.ORG<br />
WIEDER VEREINT<br />
gemeinsamen Lebensplanung waren,<br />
ging beiden Männern erst 2007 über die<br />
Lippen – typisch für deutsche schwule<br />
Paare dieser Generation, denn bis 1969<br />
war Homosexualität in Deutschland<br />
eine gefängnisbewehrte Straftat,<br />
insbesondere, wenn einer der<br />
beiden männlich und minderjährig<br />
war. Bis 1993 blieben<br />
Homosexuelle im Visier des<br />
Staates. Zum Zeitpunkt<br />
des Coming-out 2007 war<br />
die Liebe, die immerhin 38<br />
Jahre hielt, seit 1998 nur<br />
noch eine freundschaftliche<br />
und geschäftliche. Und für die<br />
Außenwelt wurde sie auch erst in diesem<br />
Jahrtausend so richtig fühlbar, denn<br />
wie sich Siegfried nach Roys Unfall mit<br />
dem geliebten Tiger Montecore um diesen<br />
kümmerte, rührte die Welt zu Tränen.<br />
MAGISCHES BAND NACH HAMBURG<br />
Ihre Karriere beendeten sie 2003 nach<br />
dem schrecklichen Unfall, nur noch<br />
wenige Auftritte vollzogen beide gemeinsam.<br />
Zur Entgegennahme des World<br />
Entertainment Award am 22. Oktober<br />
2003 reiste Siegfried allein nach Hamburg.<br />
Überhaupt blieben die schillernden<br />
Stars zeitlebens bodenständig<br />
und ihren Wurzeln<br />
verbunden, immer wieder<br />
kehrten sie zu den<br />
Orten ihres frühen<br />
Schaffens zurück.<br />
Am 27. Oktober 2009<br />
und auch noch in den<br />
Jahren darauf konnte<br />
man sie als Ehrengäste<br />
im Hansa-Varieté-Theater<br />
beobachten, in dem 1961 ihre<br />
künstlerische Festland-Karriere begann.<br />
FOTO: BILDFLUT / CC0<br />
DIE WELT DER MAGIE NIMMT ABSCHIED<br />
Zuletzt lebten die beiden zurückgezogen<br />
auf ihrem Anwesen in der Nähe von Las<br />
Vegas, bis Roy am 9. Mai 2020 an den<br />
Folgen einer Covid-19-Erkrankung starb.<br />
Damals sagte Siegfried in einer Erklärung:<br />
„Heute hat die Welt einen der Großen der<br />
Magie verloren, ich aber verlor meinen<br />
besten Freund. Schon bei unserer ersten<br />
Begegnung wusste ich, dass Roy und ich<br />
zusammen die Welt verändern würden.<br />
Es hätte keinen Siegfried ohne Roy und<br />
keinen Roy ohne Siegfried gegeben.“<br />
Nun nimmt die Welt der Magie Abschied<br />
von Siegfried. Das deutsche Zauberer-<br />
Duo The Ehrlich Brothers sagte gegenüber<br />
BILD, ihr Herz sei gebrochen. Sie richteten<br />
ihre Worte direkt an Siegfried:<br />
„Das Leben von Dir und Roy hat Euch<br />
zu den Helden unserer Kindheit<br />
gemacht. Nicht nur für uns, sondern<br />
für unzählige Menschen auf der ganzen<br />
Welt wart und bleibt Ihr eine große Inspiration<br />
– wir werden Dich schmerzlich<br />
vermissen, aber bei jedem Blick in den<br />
Abendhimmel werden wir sehen, wie<br />
Ihr als Sterne weiterlebt.“<br />
*Leander Milbrecht / Christian Knuth
12 KULTUR<br />
FILMPROJEKT<br />
Die Hamburger Bollenmädels<br />
Eine Gruppe homosexueller Freunde, die sich seit Ende der<br />
1980er Jahre monatlich trifft und sich zum CSD als Schwarzwaldmädels<br />
„auffummelt “ und auftritt. Filmreif? Jutta Riedel<br />
und Mirek Balonis meinten nicht nur „ja“, sondern fanden mit<br />
ihrer diesbezüglich konkreten Umsetzungsidee breite Unterstützung:<br />
Hamburg Pride, mhc, Hein & Fiete, das Kultusministerium des Landes NRW<br />
und die Akademie Waldschlösschen sind nur einige der Fürsprecher*innen<br />
des Projektes.<br />
Toleranz, Akzeptanz, Vielfalt und<br />
Gleichberechtigung – die Ziele, für<br />
die sich die Bollenmädels einsetzen,<br />
sind auch heute noch aktuell und<br />
wichtig. „Dafür steht unser Film“, so<br />
die Macher*innen. „Wir begleiten die<br />
Mädels seit 2018 bei ihren solidarischen,<br />
aber auch provokanten politischen<br />
Aktionen und im Alltag. Neben<br />
den Drehs und Interviews arbeiten wir<br />
mit Archivmaterial so entsteht auch<br />
ein Bild der Hamburger Szene seit<br />
den 1980ern. Wir animieren Fotos,<br />
Zeichnungen und Collagen.“<br />
Zwar läuft die 1. Startnext-<br />
Crowdfunding-Kampagne nur<br />
noch bis zum 6. <strong>Februar</strong>, sicher<br />
wird aber auch danach noch der<br />
ein oder andere Euro dankend<br />
angenommen. Denn die Realisierung<br />
erfolgt zunächst mit wöchentlichen<br />
Clips als Webserie ab <strong>März</strong>, die<br />
dann zusammengefügt ab dem<br />
Spätsommer als unterhaltsamer<br />
wie informativer Dokumentarfilm<br />
erscheinen soll.<br />
www.bollenmädels.de<br />
INFO<br />
Anarchie mit<br />
Stipendium?<br />
Die Filmemacher Jutta Riedel und Mirek Balonis<br />
von TRAWA Film in Köln und die Themen ihrer<br />
Arbeiten sind laut „Jurystatement NRW<br />
Stipendium“ (Ja, ein ganzes Bundesland südwärts<br />
der Alster ist Fan der Bollenmädels): „Ebenso<br />
dringend wie lustig und faul“. Sie brächten<br />
„Erkenntnis durch Anarchie, Witz durch Stehenbleiben“<br />
und seien „ehrgeizige unerschütterliche<br />
Leistungsverweigerer.“ Zum nun ganz staatstragend<br />
von NRW geförderten Film heißt es: „Euren<br />
neuen Film, der viel von diesen Bollenhüten und<br />
den Menschen darunter erzählt, bevölkert wieder<br />
ein vielstimmiges, plapperndes, widerspenstiges<br />
Personal, das durch euren liebevollen und lustigen<br />
Blick lebendig wird.“ Wir sind jetzt langsam<br />
wirklich mehr als gespannt!<br />
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14 KULTUR<br />
FOTOS: CARSTEN BRUHN<br />
„Leider keine<br />
wirklich schöne<br />
Erfahrung, aber<br />
zweifellos prägend.“<br />
Alex, Hauptbahnhof<br />
– Hamburg<br />
„Hier kann ich<br />
tun und machen,<br />
aussehen und sein,<br />
wie ich will.“<br />
Aydin, Berghain<br />
– Berlin<br />
„Es war Liebe auf<br />
den ersten Blick.“<br />
David, Universität<br />
– Hamburg<br />
INTERVIEW<br />
NOT THE ONLY GAY<br />
IN THE CITY?<br />
„Und klar – zum<br />
schwulen Leben<br />
gehört auch Sex.“<br />
Norbert, Mein<br />
Bett – Hamburg<br />
Carsten Bruhn ist Fischkopp<br />
durch und durch. Geboren<br />
in Kiel und seit 2001 Hamburger<br />
lebend, seit 2013 mit<br />
seinem Ehemann, scheint ihn<br />
die spröde Schönheit des Nordens nicht<br />
loszulassen. Das mag er selbst vielleicht<br />
nicht so sehen, das sahen aber die Norddeutschen<br />
in der Redaktion, als wir seine<br />
Fotografien betrachteten und uns sofort<br />
heimelig fühlten. Also fragten wir ihn zu<br />
seiner Porträt-Reihe „Not the Only Gay in<br />
the City“ aus.<br />
Bist du Fan von Little Britain?<br />
Ehrlich gesagt, kein großer Fan, aber ich<br />
fand den Charakter des „only gay in the<br />
village“ immer klasse und hatte diese Zeile<br />
noch so im Kopf …
KULTUR 15<br />
Was war die Motivation, die Idee hinter dem<br />
Projekt?<br />
Ich finde die Frage nach dem „schwulen Ort“ spannend:<br />
Gibt es – analog zur „schwulen Kultur“ oder „schwulen<br />
Literatur“ etc. – „schwule Orte“, und wenn ja, welche sind<br />
das? Sind es die privaten, individuellen der jeweiligen<br />
schwulen Männer oder „nur“ jene, die „Mann“ kennt,<br />
also der schwule Klub, die bekannte Cruising-Area, das<br />
Gnosa, das MHC etc. Und auch: Inwiefern ändern sich<br />
diese Orte von Generation zu Generation? Ein paar<br />
der Orte, an die ich geführt wurde, existieren heute<br />
schon gar nicht mehr, wie das Camelot oder das Café<br />
Tuc Tuc … Mein Projekt wird diese Frage natürlich nicht<br />
abschließend beantworten, aber es regt hoffentlich zum<br />
Nachdenken an.<br />
Wie gehst du bei der Motivsuche vor?<br />
ROMEO? Stadtpark?<br />
Ich habe mit meinem eigenen Mann angefangen und<br />
danach Freunde gefragt. Schnell ergab es sich aber, dass<br />
diese Freunde anderen davon<br />
erzählten, und so wurde der<br />
Kreis immer größer. Mit<br />
der eigenen Website<br />
im Rücken hab ich<br />
mich dann immer<br />
mehr getraut, Leute<br />
direkt anzuschreiben,<br />
auch über Instagram.<br />
ROMEO habe ich nicht<br />
verwendet, im Stadtpark<br />
hab ich keine Männer dafür<br />
angesprochen. (lacht)<br />
Hat dich etwas besonders überrascht oder gibt<br />
es eine besondere Geschichte, die du mit einem<br />
Model erlebt hast?<br />
Vor allem hat es mich überrascht, wie offen mir die<br />
Protagonisten (ich mag sie nicht Models nennen)<br />
ihre Geschichten erzählt haben; gerade auch die, die<br />
ich vorher gar nicht kannte. Die meisten haben beim<br />
„prägenden Ort“ an ihr Coming-out gedacht, wobei ich<br />
mein Projekt gar nicht darauf beschränken möchte.<br />
Aber es war interessant, bewegend und faszinierend,<br />
wie unterschiedlich die Männer ihr Schwulsein entdeckt<br />
haben und wie sie mit Mut und Entschlossenheit ihren<br />
Weg als offen schwuler Mann gegangen sind bzw. gehen.<br />
Und die Orte, die sie ja selbst vorgeschlagen haben,<br />
stehen dann stellvertretend für diese Erfahrungen. Die<br />
begleitenden kurzen Texte, die ja von den Protagonisten<br />
selbst stammen, erzählen zumindest einen Bruchteil<br />
dieser Geschichten.<br />
Eine von mehreren spannenden Erfahrungen war für<br />
mich die Begegnung mit Aydin aus Berlin, der mich zum<br />
Berghain führte. Wir kannten uns vorher nicht, aber seine<br />
Geschichte, die ihn schon in jungen Jahren an diesen<br />
Kult-Ort gebracht hatte, fand ich faszinierend.<br />
Kann man* noch mitmachen und sich bei dir<br />
bewerben?<br />
Ja, sehr gern! Bedingt auch durch Corona werde ich voraussichtlich<br />
noch bis in den Sommer hinein fotografieren.<br />
Ich freue mich über Direktnachrichten via Instagram<br />
(#a_name_is_just_a_name) oder über meine Website<br />
www.carstenbruhn.de.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
Für unsere Praxis am Glockengießerwall<br />
suchen wir eine/n<br />
Medizinische Fachangestellte (m/w/d)<br />
Vollzeit<br />
Wir wünschen uns von Ihnen:<br />
• eine abgeschlossene Ausbildung<br />
zur/zum MFA<br />
• gute PC-Kenntnisse<br />
• freundliches und sicheres Auftreten,<br />
Engagement und Teamfähigkeit<br />
Mitarbeiter Empfang (m/w/d)<br />
Vollzeit<br />
Wir wünschen uns von Ihnen:<br />
• eine abgeschlossene kaufmännische<br />
oder medizinische Ausbildung<br />
• gute PC-Kenntnisse<br />
• gute Englischkenntnisse<br />
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Engagement und Teamfähigkeit<br />
Es erwartet Sie:<br />
• eine interessante, abwechslungsreiche<br />
und verantwortungsvolle Tätigkeit<br />
• leistungsgerechte Bezahlung und<br />
zusätzliche Leistungen<br />
• gut planbare Dienstzeiten ohne<br />
Schicht- und Bereitschaftsdienst<br />
• Arbeiten in einem netten und<br />
aufgeschlossenen Team<br />
Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben,<br />
bewerben Sie sich bitte idealerweise per E-Mail.<br />
Ansprechpartner für Sie ist Manuel Reese<br />
(reese@ich-hamburg.de).<br />
Dr. med. Axel Adam<br />
Stefan Hansen<br />
Prof. Dr. med. Christian Hoffmann<br />
Dr. med. Michael Sabranski<br />
Dr. med. Carl Knud Schewe<br />
Glockengießerwall 1 • 20095 Hamburg<br />
www.ich-hamburg.de
16 KULTUR<br />
NACHGEFRAGT<br />
LICHTWERK X RAPHI:<br />
„Flieg mit mir“<br />
Der Musical-Stern aus<br />
„Tanz der Vampire“ lädt ein<br />
abzuheben. Unterstützt wird der<br />
24 Jahre alte Sänger dabei von<br />
Thomas Porzig und Sebastian<br />
Rätzel (The Baseballs), die schon<br />
mit Helene Fischer und Wincent<br />
Weiss zusammenarbeiteten. Für<br />
einen Chat mit uns nahm sich der<br />
Songwriter etwas Zeit.<br />
„Flieg mit mir“ klingt durchaus<br />
positiv in einer Zeit, wo schlechte<br />
News die Nachrichten bestimmen.<br />
Willst du denn Mut machen?<br />
Auf jeden Fall! Ich glaube, in dieser Zeit,<br />
wo es gefühlt nur schlechte Nachrichten<br />
gibt, können wir alle ein paar gute Vibes<br />
echt gebrauchen. Ich bekomme jedes<br />
Mal selbst richtig gute Laune, wenn ich<br />
den Song höre, und ich hoffe, so geht es<br />
allen anderen auch.<br />
Wie ist das Lied entstanden?<br />
Zusammen mit dem Songwriter- und<br />
Produzentenduo von lichtwerk haben<br />
wir uns im letzten Sommer zusammengesetzt<br />
und überlegt, wie es sich wohl<br />
anfühlen wird, wenn die ganze Pandemie<br />
mal überstanden ist. Da war natürlich<br />
vor allem das Gefühl von „Leichtigkeit“<br />
– deshalb auch der Titel „Flieg mit mir“.<br />
Leider dauert das Ganze ja jetzt wohl<br />
noch eine Weile, deshalb wollen wir<br />
mit dem Song etwas von dem Gefühl<br />
vorwegnehmen.<br />
Pop-Schlager ist das große Ding,<br />
aber eigentlich kommst du ja<br />
vom Musical. Oder siehst du da<br />
Parallelen?<br />
Schon, das Musicalpublikum ist bereit<br />
zuzuhören, vor allem auch auf den<br />
Text zu achten. Das wird im modernen<br />
Popschlager auch immer wichtiger.<br />
Deshalb ist der Inhalt für mich beim<br />
Schreiben auch immer oberste Prio.<br />
Insofern ist der Weg vom Musical zum<br />
Schlager sicher nicht so weit. Außerdem<br />
geht es beim Musical und Popschlager<br />
immer darum, Menschen mit einer<br />
Geschichte zu berühren, nur dass man<br />
beim Popschlager nur gut drei Minuten<br />
dafür Zeit hat.<br />
Wie beeinflusst dich die Pandemie<br />
als Künstler?<br />
Mir fehlt die Bühne natürlich! Mein letzter<br />
Auftritt war im <strong>März</strong> 2020, und wann es<br />
weitergeht, kann aktuell keiner sagen. Auf<br />
der anderen Seite hatte ich aber auch die<br />
Möglichkeit, mich auf andere Dinge zu<br />
konzentrieren, für die ich keine Zeit hätte,<br />
wenn ich acht Mal die Woche auf der<br />
Bühne stehen würde. Die Chance habe<br />
ich gerne genutzt.<br />
Und privat?<br />
Wie alle versuche ich, die Anzahl meiner<br />
sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Viele meiner Freunde sind im ganzen<br />
Land verteilt, deshalb besteht der meiste<br />
Kontakt hier aus WhatsApp-Gruppen. Da<br />
bin ich also safe. Ansonsten versuche ich<br />
weiter gesund zu leben und mir auch mal<br />
Zeit für mich selbst zu gönnen, was ich<br />
vorher im Alltag oft vernachlässigt habe.<br />
*Interview: Michael Rädel
KULTUR<br />
17<br />
TRAVESTIE<br />
RuPaul’s Drag Race: Barbie<br />
Breakout und Conchita Wurst<br />
check-mag.com<br />
CHECK<br />
GESUNDHEITSMAGAZIN<br />
FÜR MÄNNER<br />
Zwei, die es wissen und können, kommentieren immer freitags<br />
in einem wöchentlichen Podcast die Episoden der 13.<br />
Staffel der Show „RuPaul’s Drag Race“. Klingt nach Spaß<br />
und Hörgenuss. Und ist es auch.<br />
Wie das abläuft? In Bartschatten<br />
– „Ich bin der Bart, du die<br />
shady bitch“, so Conchita zu<br />
Podcast-Partnerin Barbie – wird<br />
die gerade angelaufene 13.<br />
Staffel der weltweit erfolgreichen<br />
Show von RuPaul unter die Lupe<br />
genommen. Die Regeln werden<br />
erklärt, die Shows rezensiert<br />
und vor allem die Kandidatinnen<br />
vorgestellt. Warum sollte man sich das anhören? Beide<br />
Dragqueens kennen „RuPaul’s Drag Race“ sehr, sehr genau,<br />
sind große Fans der Show und kennen auch einige der<br />
RuPaul-Drags persönlich. „Du bist definitiv die Königin von<br />
Drag Race“, bauchpinselt Conchita dann auch Barbie. „Ich<br />
bin eben auch älter“, verrät die kichernd. Äußerst unterhaltsam<br />
anzuhören, informativ und auch lustig. „Am Ende isses<br />
doch auch a Spaaaß“, so Conchita. Ja, genau. Danke!<br />
Gut zu wissen: Es ist tatsächlich Conchitas erster Podcast.<br />
Ursprünglich wollte sie „Pandoras Büchse“ in Sachen<br />
Podcasts nicht öffnen: „Mache ich einen, mache ich alle“.<br />
Hier geht es zum Podcast:<br />
www.instagram.com/bartschattenpodcast<br />
Ohne Kunst wird es grau<br />
Kunst von Größen wie Gerhard Richter, Max Diel, Christo<br />
oder auch Axel Anklam wird in Wiesbaden ausgestellt. Die<br />
Gruppenausstellung „Meisterwerke VIII“ ist mit einer kurzen<br />
Unterbrechung bis Mitte <strong>Februar</strong> in der Galerie Rother<br />
Winter zu sehen. Gezeigt werden unterschiedlichste künstlerische<br />
Positionen zu verschiedenen Themen, doch allen<br />
ist gemeinsam, dass sie klarmachen, dass es ohne Kunst<br />
farbloser wäre in dieser Welt. Gerade in Zeiten von Corona<br />
darf die Kunstwelt nicht vergessen werden und auf der Strecke<br />
bleiben. „Aufgrund der zurzeit geltenden Vorschriften<br />
dürfen wir leider keine Vernissage abhalten, aber es können<br />
in unserem großen Galerieraum maximal fünf Personen<br />
unter Tragen eines Mund-Nase-Schutzes gleichzeitig die<br />
Ausstellung besuchen“, so die Galerie schriftlich. *rä<br />
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18 STYLE<br />
INTERVIEW<br />
KILIAN<br />
KERNER:<br />
„Ich verstehe<br />
den Egoismus<br />
nicht“<br />
<strong>2021</strong> hat der in Köln geborene<br />
Modedesigner allen Grund zu<br />
feiern: Auf der Mercedes-Benz<br />
Fashion Week präsentierte<br />
Kilian Kerner seine 20. Modenschau in<br />
Berlin. Und die VOGUE übertrug live. Wir<br />
sprachen mit ihm.<br />
Wofür steht der Kollektionsname<br />
Traumwelt für dich?<br />
Isoliert und single zu sein, ist wirklich<br />
belastend während Corona. Ich brauchte<br />
einen Ort, an den ich flüchten konnte,<br />
meine Traumwelt. Die Kollektion ist „sehr<br />
hübsch“, sehr fließend, einfach schön<br />
anzusehen, es gibt aber natürlich auch<br />
Brüche. Es ist eine Realitätsflucht.<br />
Seit einem Jahr ist die Realität alles<br />
andere als eine Traumwelt. Wie hat<br />
dich die Pandemie als Geschäftsmann<br />
getroffen?<br />
Komplett. Es hat mit dem, was vor einem<br />
Jahr war, nichts mehr zu tun. 2020 fing<br />
eigentlich extrem erfolgreich an, es gab<br />
eine Kooperationsanfrage nach der nächsten.<br />
Innerhalb von zehn Tagen wurde dann<br />
alles abgesagt. Zuerst dachte ich noch: „Bis<br />
zum Sommer ist das vorbei“, und habe an<br />
meiner Kollektion weitergearbeitet. Alles<br />
wurde auf Online-Meetings umgestellt.<br />
Insgesamt war ich zehn Wochen alleine in<br />
meiner Wohnung und habe nur zwei Leute<br />
für jeweils eine Stunde getroffen. Irgendwann<br />
bin ich dann fast durchgedreht und<br />
bin für vier Wochen zu meiner Mutter<br />
gefahren. Ich wusste nicht, wie es weitergeht.<br />
Nach einem kurzen Berlinaufenthalt<br />
war ich dann erneut sechs Wochen bei<br />
meiner Mutter.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Dann veränderte sich plötzlich alles, eine<br />
Anfrage führte ein großes Glück herbei.<br />
Ich bin Teil von zwei Fernsehprojekten und<br />
einer YouTube-Talkshow, die über mehrere<br />
Monate geht. 2022 soll auch eine Kollektion<br />
für TUI herauskommen. Ich kann<br />
wieder arbeiten, aber komplett anders. Ich<br />
habe ein neues Büro und fahre dahin nur<br />
mit dem Taxi. Ich darf nicht krank werden<br />
und lebe weiterhin extrem isoliert. Wenn<br />
ich krank werde, kippt alles.<br />
Wie ist es nun bei den Vorbereitungen<br />
zur kommenden Schau?<br />
Es wurde alles neu strukturiert, weil es<br />
jetzt so sein muss. Ich bin da sehr pedantisch.<br />
Es gibt z. B. kein Casting, Hunderte<br />
neue Vorschriften, wir werden regelmäßig<br />
getestet, wir arbeiten alle mit großem<br />
Abstand zueinander.<br />
Und privat?<br />
Einige Freundschaften wurden viel<br />
intensiver, auch wenn man sich nicht<br />
gesehen hat. Mit meinem langjährigen<br />
Stylisten Ingo etwa telefoniere ich<br />
jetzt fast täglich und immer sehr lange,<br />
das wurde sehr viel enger. Es gab auch<br />
Freundschaften, die durch die Pandemie<br />
in die Brüche gingen, weil ich merkte, wie<br />
egoistisch diese Leute eigentlich sind.<br />
Weiter Party machen, etwa auf der Spree,<br />
Leute treffen, die Regeln nicht beachten.<br />
Ich halte mich von Anfang an an alles,<br />
weil ich an andere denke und auch<br />
wieder arbeiten will. Manche benahmen<br />
sich wie egoistische Flachw*chser,<br />
das verstehe ich einfach nicht. Manch<br />
einer hat sich eine eigene Wahrheit<br />
zurechtgebogen. Diesen Aufstand um<br />
Weihnachten und Silvester habe ich<br />
auch nicht verstanden. Es ging um ein<br />
Weihnachten und ein Silvester. Ich verstehe<br />
den Egoismus nicht. Wieso muss<br />
man überhaupt dieses Zeug in die Luft<br />
jagen? Das habe ich noch nie verstanden.<br />
Einer hat sich den Kopf weggesprengt ...<br />
Dann noch die Umweltverschmutzung.<br />
Kann man nicht für immer aufs Böllern<br />
verzichten? Weg mit dem Dreck!<br />
*Interview: Michael Rädel
UNTERWÄSCHE<br />
PARADIESISCHE<br />
MODE<br />
Das noch ganz junge Modelabel richtet sich an „aufgeschlossene, offene,<br />
humorvolle, extrovertierte, modische Menschen“, die kein Problem damit<br />
haben, auch in Sachen Unterwäsche ein Stachel im konservativen<br />
Mainstream zu sein.<br />
Da, wo sonst der Markenname dominiert, kann hier ein „SUCK MY DICK“ oder<br />
auch „FUCK YOU“ stehen. Klingt platt, schaut aber gut aus und ist – so in Szene<br />
gesetzt – ja schon wieder Pop-Art, oder? Die trendigen Teile des Labels aus<br />
Wiesbaden bestehen aus 47 % Viskose, 47 % Baumwolle und 6 % Elastan „um<br />
beste Qualität und ein superbequemes Tragegefühl zu garantieren“, so Gregor<br />
Garkisch, der Mann hinter den Kulissen. *rä<br />
partyinparadise.eu<br />
1)<br />
Alle 11 Minuten<br />
verliebt sich ein<br />
Single über<br />
Jetzt parshippen<br />
1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland
20 NORDDEUTSCHLAND<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTO: MATHIAS RÄTZ<br />
Spenden verbeutelt! Und mehr ...<br />
Nachdem in der vergangenen<br />
Ausgabe unser Artikel zum<br />
Verbleib der ungefähr 300 Euro<br />
Spendeneinnahmen aus einem<br />
Pride-Beutel-Verkauf in zwei Bremer<br />
Szenebars veröffentlicht wurde,<br />
kam nach monatelangem Schweigen<br />
Bewegung in die Sache.<br />
Während die AIDS-Hilfe Bremen noch<br />
dabei war, die Buchhaltung des Jahres<br />
2018/2019 zu prüfen, meldeten sich beide<br />
verantwortlichen Gastronomen per Email<br />
in der <strong>hinnerk</strong> Redaktion. Der ersten Mail<br />
hing der Screenshot einer Überweisung<br />
von 350 Euro an die Bremer Aidshilfe an,<br />
der auf den 7. Januar 2019 datiert ist. Die<br />
von uns gestellten Nachfragen wurden wie<br />
folgt beantwortet.<br />
Warum ist der Beleg erst jetzt<br />
gesendet worden?<br />
Schlichtweg weil uns<br />
niemand danach<br />
gefragt hat und<br />
wir keinen Grund<br />
hatten, diesen Beleg<br />
öffentlich zugänglich<br />
zu machen.<br />
Warum enthält der<br />
Beleg keinen Hinweis<br />
auf besagte<br />
Spendenaktion?<br />
Die AIDS-Hilfe hat nichts mit dem CSD zu<br />
tun und damit wäre ein Verweis auf den<br />
Erlöszweck wenig hilfreich gewesen. Wie<br />
der CSD Verein ist aber auch die AIDS-<br />
Hilfe immer auf Spenden angewiesen und<br />
wir wollten die Erlöse aus dem Verkauf der<br />
Beutel keineswegs „verbeuteln“ sondern<br />
vielmehr einem anderen, ebenso guten<br />
und sinnvollen Zweck zuführen.<br />
Warum wurde das Geld nicht wie im<br />
Aufruf angekündigt an den Bremer<br />
CSD Verein gespendet?<br />
Darauf haben wir bereits Stellung<br />
bezogen. Robert (A. d. R. Robert Dadanski<br />
ist der Pressesprecher des Bremer CSD<br />
Vereins und Mitglied des Vorstandes)<br />
hatte uns seinerzeit deutlich gemacht,<br />
dass unsere Spende nicht erwünscht<br />
ist. Wir weisen noch einmal deutlich von<br />
uns, dass es von unserer Seite keine<br />
Bereitschaft gab, das Geld seinem<br />
ursprünglichen Zweck zuzuführen.<br />
Hierzu ist anzumerken, dass der CSD-Verein<br />
dieser Darstellung schon im Oktober 2020<br />
vehement widersprochen hat. Weder<br />
aktuelle, noch ehemalige Vorstände haben<br />
die Spende abgelehnt.<br />
Die AIDS-Hilfe Bremen bestätigte gegenüber<br />
<strong>hinnerk</strong> den Geldeingang, konnte ihn<br />
aber – und jetzt wird es abenteuerlich – einer<br />
anderen Spendenaktion zuordnen. Wir dokumentieren<br />
die Antwort aus dem Dezember<br />
2020:<br />
„Thomas informierte mich soeben, dass<br />
nach Prüfung der entsprechenden<br />
Buchungen vom 7.1.2019 zwar ein Spendeneingang<br />
von 350 Euro ersichtlich war,<br />
dieser jedoch auf eine Spendenaktion<br />
im Dezember 2018 (Weihnachtsbingo<br />
im Friends) zu Gunsten der AIDS-Hilfe<br />
Bremen zurück ging. Der Eingang<br />
der 350 Euro hat also nichts mit der<br />
Rucksackaktion zu tun. Wir waren nur<br />
über das Weihnachtsbingo informiert,<br />
da dieses ja auch offiziell als Spendenaktion<br />
für die AIDS-Hilfe angekündigt<br />
war und entsprechend wurde es in den<br />
sozialen Netzwerken auch geteilt. Die<br />
Rucksackaktion für den CSD-Verein war<br />
uns bis zu Deiner Anfrage auch nicht<br />
bekannt, bzw. darüber hatte der CSD-<br />
Verein uns (logischerweise) auch nicht<br />
informiert, da es ja keine Spendenaktion<br />
für die AIDS-Hilfe war. Dass uns daraus<br />
angeblich Geld überwiesen wurde,<br />
erfuhren wir tatsächlich erst durch Deine<br />
Anfrage.“
Wegen der Redaktionsweihnachtsferien<br />
und einer nochmaligen Nachfrage beim<br />
Bremer CSD-Vereins entschieden wir uns,<br />
die Veröffentlichung der Recherchen auf<br />
diese Ausgabe zu verschieben. Inzwischen<br />
gab es dann auch bereits Leser*innenbriefe<br />
wie diesen:<br />
Sehr geehrter Herr …................<br />
Sehr geehrter Herr …................<br />
beim Durchblättern des Hinnerk<br />
auf Seite 30 bin ich soeben auf<br />
folgenden Artikel aufmerksam geworden.<br />
Ich bin fassungslos, wütend<br />
und sehr traurig, was ich hier lesen<br />
musste. Ist das wirklich Ihr Ernst,<br />
dass der CSD Verein ihre Spende<br />
nicht annehmen wollte? Wenn ich<br />
was spende überweise ich das doch<br />
einfach. Warum haben Sie das nicht<br />
getan? Ich vermute Sie reden sich<br />
hier nur raus. Freunde und ich haben<br />
einen Bremer Pride-Beutel erworben,<br />
weil wir gerne damit den CSD<br />
Verein unterstützen wollten. Von der<br />
Bremer AIDS-Hilfe, war niemals die<br />
Rede. Wir fühlen uns jetzt betrogen<br />
und verarscht und werden gegebenenfalls<br />
gegen Sie Strafanzeige<br />
erstatten und fordern auch somit<br />
unser Geld zurück. Was ich auch<br />
nicht verstehe, warum die Hinnerk<br />
Redaktion in diesen Fall nicht wie<br />
angekündigt weiter recherchiert. Das<br />
finde ich persönlich sehr suspekt!<br />
Deshalb habe ich mir erlaubt weitere<br />
Medien mit ins CC zu setzen.<br />
Ich möchte das der Skandal aufgedeckt<br />
wird!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Manuela P.<br />
Der Bremer CSD Verein bestätigte<br />
gegenüber <strong>hinnerk</strong>:<br />
„Wie bereits in unserer Stellungnahme<br />
vom 12. Oktober geschrieben<br />
bestand nach Erinnerung der mit<br />
dem Thema befassten Personen<br />
noch ein Austausch zwischen Pride-<br />
Beutel-Team Johannes/Dennis und<br />
dem CSD Bremen e.V. (jetzt CSD<br />
Bremen + Bremerhaven e.V.) im August<br />
2019, also kurz vor dem CSD. Diese<br />
Stellungnahme hat nach wie vor<br />
Bestand. In wieweit die Aussage, dass<br />
die Spende stattdessen an die Aidshilfe<br />
bereits im Januar 2019 gezahlt<br />
wurde schlüssig ist, möchte ich nicht<br />
beurteilen. Die notwendige Mühe, die<br />
Spende wie ursprünglich beworben<br />
dem CSD zukommen zu lassen, wäre<br />
jedenfalls nicht größer gewesen, wie<br />
die für die angegebene Spende an die<br />
Aidshilfe.“<br />
Ursprünglich ausgehend von einem<br />
Versehen oder Missverständnis der<br />
beiden Gastronomen, ist die Redaktion<br />
spätestens seit dem wiederholten<br />
Versuch, durch die falsche Zuordnung<br />
eines Überweisungsvorganges die Fakten<br />
zu verschleiern sicher, dass das Geld der<br />
CSD Beutel-Aktion weder an die AIDS-<br />
Hilfe noch an den CSD Verein gezahlt<br />
wurde.<br />
GAYCANDY OHNE<br />
SPENDENZUCKERGUSS<br />
Wir nahmen das zum Anlass, eine weitere<br />
Spendenaktion zu überprüfen. Denn am<br />
18. August 2018 wurde auch eine vom<br />
Friends-Wirt organisierte GayCandy Party<br />
ausgerichtet, die zwei Euro pro Gast<br />
an den CSD Verein spenden wollte. Der<br />
Eintrittspreis wurde dementsprechend<br />
gegenüber der vorherigen GayCandy<br />
erhöht. Der CSD Bremen dazu gegenüber<br />
<strong>hinnerk</strong>:<br />
NORDDEUTSCHLAND 21<br />
„Hierzu haben wir uns die Mühe<br />
gemacht und sämtliche Kontoauszüge<br />
mit Zahlungseingängen im<br />
Zeitraum August 2018 bis Dezember<br />
2020 geprüft. Wir konnten dabei aber<br />
keinen Zahlungseingang von Dennis<br />
R. identifizieren. Im Rahmen dieser<br />
Veranstaltung wurde zwischen dem<br />
CSD und Dennis R. ein schriftlicher<br />
Vertrag geschlossen, in dem die<br />
Rahmenbedingungen festgehalten<br />
wurden. Es wurde eine Zahlungsfrist<br />
von 4 Wochen vereinbart, sowie das<br />
Konto des CSD benannt. Dem CSD<br />
liegt seitens Dennis R. auch keine<br />
Abrechnung dieser Veranstaltung<br />
vor, aus der hervorgeht, wie viele Besucher<br />
bei der benannten Veranstaltung<br />
anwesend waren. Nach unserer<br />
Einschätzung war die Veranstaltung<br />
aber gut besucht, so dass hier schon<br />
ein paar Euro zusammengekommen<br />
sein sollten.“<br />
Der jetzt amtierende Vorstand des Bremer<br />
CSD e. V. will weitere Überprüfungen<br />
anstrengen und gegebenenfalls weitere<br />
Maßnahmen einleiten, über die wir die<br />
Leser*innen auf dem Laufenden halten.
22 NORDDEUTSCHLAND<br />
SCHLESWIG-<br />
HOLSTEIN<br />
„ECHTE VIELFALT<br />
ÜBERALL #ZEIGFARBE“<br />
Der LSVD Schleswig-Holstein hat<br />
eine Sichtbarkeitskampagne ins Leben<br />
gerufen, die auch auf die besonderen<br />
Härten der Pandemie für nichtheterosexuell<br />
Lebende aufmerksam machen soll:<br />
„Die Corona-Pandemie verstärkt die<br />
Verletzlichkeit von Lesben, Schwulen,<br />
Bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen<br />
Menschen (LSBTI*) besonders. Die<br />
Gefahr von Gewalt und Anfeindungen,<br />
der LSBTI* in familiären Bereichen oder in<br />
Geflüchtetenunterkünften ausgesetzt sind,<br />
wächst dramatisch an. Zusätzlich finden<br />
Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />
derzeit durch die Beschränkungen nicht<br />
statt - Rückzugsräume und Selbsthilfegruppen<br />
fehlen. Auf diese prekäre<br />
Situation möchten wir mit der Kampagne<br />
#ZeigFarbe aufmerksam machen und zu<br />
Solidarität aufrufen. Alle Menschen können<br />
sich an der Aktion beteiligen. Wer ein Plakat<br />
sieht, kann sich davor fotografieren und das<br />
Foto mit dem Hashtag #ZeigFarbe in den<br />
sozialen Medien teilen. Gemeinsam wollen<br />
wir so im ganzen Norden ein Zeichen<br />
der Solidarität und des Zusammenhalts<br />
setzen“, so Andreas Witolla aus dem<br />
Landesvorstand.<br />
Gleichzeitig wirbt der LSVD für die Teilnahme<br />
am 2014 entstandene Aufklärungsnetzwerk<br />
„Echte Vielfalt“, denn „in kleineren<br />
Städten und ländlichen Gemeinden steckt<br />
das Thema Akzeptanz von LSBTI* noch in<br />
den Kinderschuhen. Lesben, Schwule, sowie<br />
trans*- und intergeschlechtliche Menschen<br />
sind jedoch auch hier Teil der Gesellschaft<br />
und brauchen Räume zum Austausch und<br />
Unterstützungsangebote.“<br />
ECHTE VIELFALT – DIE INITIATIVE<br />
Seit 2014 im Kieler Landtag einstimmig<br />
(!), da war die AfD noch nicht vertreten,<br />
der „Aktionsplan für die Akzeptanz<br />
vielfältiger sexueller Identitäten des Landes<br />
Schleswig-Holstein“ beschlossen wurde,<br />
hat sich viel getan. Über 40 Mitglieder, darunter<br />
Kreise und Städte des nördlichsten<br />
Bundeslandes aber auch die Westküstenklinken,<br />
die Universitäten in Flensburg, Kiel,<br />
Lübeck, ebenso die Fachhochschulen, die<br />
Türkische Gemeinde, die AOK Nordwest,<br />
der Schleswig-Holsteinische Fußballverband<br />
vernetzen sich in der Initiative<br />
„Echte Vielfalt“ und entwickeln Konzepte,<br />
um der Diskriminierung von LGBTIQ*<br />
entgegenzuwirken.<br />
www.echte-vielfalt.de
HANNOVER<br />
Schwule Sau<br />
in Gefahr!<br />
NORDDEUTSCHLAND<br />
23<br />
Eigentlich hatte man gerade eh<br />
wegen der Pandemie nicht so richtig<br />
Jubellaune zum 30. Geburtstag. Wann und<br />
wie der mit den Gästen von Hannovers<br />
bekanntestem queeren Treffpunkt nachgeholt<br />
werden kann, ist ebenso unklar, wie<br />
– und das kommt unerwartet – ob es überhaupt<br />
weiter gehen kann. Durch dringend<br />
erforderliche Sanierungsmaßnahmen in<br />
Millionenhöhe ist die Schwule Sau akut in<br />
ihrer Existenz bedroht.<br />
Das Plenum in einem Aufruf: „Durch unsere<br />
bewegte Geschichte, die 1991 begann, und<br />
unsere nicht gewinnorientierte Arbeit hat<br />
es der kleine Laden aus der Nordstadt zu<br />
überregionaler Bekanntheit mit einer bundesweit<br />
nur noch selten anzutreffenden<br />
Struktur gebracht. Wir organisieren hier<br />
ehrenamtlich nicht nur Partys, sondern<br />
auch aufwendig inszenierte Barabende,<br />
Konzerte, Lesungen, Diskussionveranstaltungen<br />
und Theatervorstellungen. Darüber<br />
hinaus sind wir beispielsweise durch<br />
unseren Einsatz für queere Geflüchtete<br />
und unsere aktive Teilnahme am hiesigen<br />
CSD auch auf der politischen Ebene<br />
vertreten und bieten queeren Menschen<br />
einen geschützten Raum. Dieser Raum<br />
ist nun aber stark gefährdet. Die Stadt<br />
Hannover hat im November als Vermieterin<br />
klargestellt, dass das Gebäude dringend<br />
einer Sanierung bedarf, deren Kosten sich<br />
nach üblichen Berechnungsschlüsseln auf<br />
über eine Million Euro belaufen. Diese nur<br />
grob geschätzten Kosten kann die Stadt<br />
nicht übernehmen und deswegen droht<br />
uns eine Kündigung des Mietverhältnisses,<br />
sollte keine andere Lösung gefunden werden.“<br />
Eine Schließung der Sau würde einen<br />
herben Verlust für die Queer-Community<br />
in Hannover und darüber hinaus bedeuten.<br />
Das Team weiter: „Dies gilt es mit allen<br />
Mitteln zu verhindern! Wir stehen dazu<br />
sowohl mit der Stadt Hannover als auch<br />
mit lokalen Vertretern der Politik in Kontakt,<br />
in der Hoffnung, gemeinschaftlich<br />
eine Lösung zu finden und den Fortbestand<br />
der Sau sicherzustellen.“ Zurzeit<br />
ist allerdings die Lage noch so ungewiss,<br />
dass das Team im <strong>hinnerk</strong> Gespräch von<br />
Spendenaufrufen absieht und eher darum<br />
bittet, Aufmerksamkeit für das Thema<br />
herzustellen.<br />
www.schwulesauhannover.de
24 GESUNDHEIT<br />
SEXUALITÄT<br />
Brauchen wir noch<br />
schwule Sexorte?<br />
Wir alle, unabhängig von Geschlecht und Orientierung, sind durch die Pandemie mit Fragen der Sexualität konfrontiert, die wir uns im<br />
Vor-Corona-Alltag nicht so oft, weniger intensiv oder gar nicht stellten. Unsere Sexualität – und hier beginnen die Differenzierungen<br />
in Sachen Identität und Orientierung, es geht im Nachfolgenden um die mann-männliche (MSM), die schwule oder bisexuelle Sexualität<br />
– ist seit den sich nun jährenden ersten Kontaktbeschränkungsmaßnahmen Teil des öffentlichen Diskurses geworden.<br />
Von Saunaverboten bis Razzien in<br />
Cruising-Bars und –Gebieten reicht die<br />
Bandbreite staatlicher Repression von<br />
Sex zwischen Männern*. Noch härter<br />
traf es die, die Sex und Zärtlichkeit<br />
als Wirtschaftsgut veräußern: die<br />
Sexarbeiter*innen. Auch in den sozialen<br />
Medien und im privaten Rahmen wurde<br />
Sexualität nach der trügerischoptimistischen<br />
Euphorie der PrEP wieder<br />
moralisch gebrandmarkt.<br />
Vielfach wurde die Regulierung der<br />
Sexualität im wahrnehmbaren Teil der<br />
homonormativen Mehrheitscommunity<br />
als sinnvolle Anti-Corona-Maßnahmen<br />
hingenommen und selbstverständlich in<br />
Teilen auch berechtigt, unterstützend<br />
verteidigt. Dennoch ist auffällig, wie<br />
schnell das hart erkämpfte Gut der freien<br />
Sexualität, mit seinen Konzepten von<br />
Partnerschaft jenseits von Ehebett und<br />
Wohnzimmer-Couch, nicht einmal mehr<br />
erwähnenswert schienen, ja sogar von<br />
seinen eigenen Nutznießern in Frage<br />
gestellt wurde. Die Deutsche Aidshilfe<br />
(DAH) hat sich nach anfänglicher Orientierungsphase<br />
zu einem der stärksten<br />
Sprachrohre jener gemacht, die sich<br />
ganz leise resignierend oder laut weinend<br />
ihrer Sexualität und der dazugehörigen<br />
Räume beraubt sahen und sehen. Ende<br />
2020 organsierte der Verband im Berliner<br />
SchwuZ daher auch eine ganz besondere<br />
Sonderversion seines traditionellen<br />
Wirtetreffens der LGBTIQ*Szene.<br />
Es kamen – unter Einhaltung strenger<br />
Corona-Vorschriften – Betreiber*innen<br />
und Inhaber*innen von Orten der<br />
homosexuellen (und teilweise queeren)<br />
Sexualität aus der ganzen Bundesrepublik<br />
zusammen, um darüber zu diskutieren,<br />
ob und wie ein Morgen danach aussehen<br />
könnte. Und man* holte sich Rat bzw.<br />
wissenschaftlichen Input bei und von<br />
dem deutschen Fachmann für mannmännliche<br />
Sexualität, Professor Dr.<br />
Martin Dannecker. Sein Vortrag war wie<br />
folgt überschrieben:<br />
„Der eine braucht es mehr, der andere<br />
braucht es weniger – wie viel Promiskuität<br />
braucht es für eine zufrieden<br />
Sexualität?“
GESUNDHEIT 25<br />
Was sagen Studien über „den promisken Schwulen“?<br />
Ist an dem Vorurteil des omnipotenten und ständig<br />
nach Sex suchenden Schwulen etwas dran? Allen<br />
Klischees liege ein wahrer Kern zugrunde, sonst würde<br />
die Lust an der Aufrechterhaltung der Klischees vergehen,<br />
sagt der Professor. Das Klischee des promiskuitiven<br />
Schwulen findet sich allerdings sogar in der<br />
Wissenschaft wieder, beispielhaft zitiert Dannecker<br />
aus einer Schweizer Arbeit im Fach Psychologie:<br />
„Homosexuelle sind bekannt für ihre Untreue,<br />
Homosexualität und Promiskuität sind fast schon<br />
Synonyme. Homosexuelle selbst lieben es, sich mit<br />
wechselnden Partner zu zeigen. Die Darkrooms und<br />
die Parkszenen sind ohne ständigen Objektwechsel<br />
nicht denkbar.“<br />
Süffisant und mit einem Anflug von Altherrenwitz,<br />
weißt Dannecker darauf hin, dass die Autorin des<br />
Textes keine empirische Datenbasis angibt und sich<br />
ihre Erfahrung demnach vielleicht aus ihrer klinischen<br />
Beobachtung, also der Behandlung schwuler<br />
Patienten nährt: „Das könnte ja eine besondere<br />
Perspektive sein.“ Allerdings könnten zunächst auch<br />
die empirischen Studien der Sexualwissenschaft über<br />
die möglicherweise konkreten psychischen Gründe für<br />
Partnerwechsel unter Schwulen nichts aussagen. Das<br />
gleiche gelte für die Beantwortung der Frage wie viel<br />
an Promiskuität notwendig ist, um individuell ausreichend<br />
für Befriedigung oder zumindest Beruhigung<br />
zu sein.
26 GESUNDHEIT<br />
WIE OFT MACHT SCHWULER MANN* ES?<br />
Über die Verbreitung von Promiskuität<br />
unter schwulen Männern gibt es nach<br />
Ansicht von Dannecker mehrere und in<br />
ihren Ergebnissen vergleichbare Studien.<br />
Seine mit Richard Lemke 2010 durchgeführte<br />
Onlinebefragung ergab:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Fast 30 Prozent hatten in den sechs<br />
Monaten vor der Befragung nur einen<br />
oder keinen Sexualpartner<br />
41 Prozent gaben zwischen zwei bis<br />
fünf Sexualpartner an<br />
15 Prozent zwischen sechs und zehn<br />
Sexualpartner<br />
Der Anteil mit mehr als zehn verschiedenen<br />
Partnern, was etwa zwei pro Monat<br />
ergibt, lag bei 15 Prozent. Die überwiegende<br />
Mehrheit der schwulen Männer<br />
scheint, so Dannecker, also „weit entfernt<br />
von einem promisken Verhalten zu sein.“<br />
Diese ungefähre Verteilung habe sich in<br />
den vorhandenen Querschnittsstudien<br />
über die Jahre nicht signifikant geändert.<br />
Trotz mehr Möglichkeiten des Partnerwechsels<br />
durch Saunen und Darkroom-<br />
Bars. Im Gegenteil geht Dannecker sogar<br />
davon aus, dass die Befragungen wegen<br />
der über Datingseiten und Chatportale<br />
erreichten Teilnehmer, eher einen<br />
überhöhten Anteil aufweisen.<br />
Es könne aber auch sein, dass die<br />
digitalen Kontaktanbahnungen, das<br />
Austauschen von sexuellen Vorlieben<br />
und Beschreiben von Wünschen in Chats<br />
und Foren bereits eine Erfüllung des psychischen<br />
Wunsches nach Promiskuität<br />
bedeutet. Die Zahl der tatsächlichen, also<br />
realen Sexualkontakte, könnten dann<br />
zurückgegangen sein. Dies müsse weiter<br />
erforscht werden.<br />
„Die reale Nähe zu jenen<br />
Bezirken der Szene, die<br />
durch promiskes Treiben<br />
gekennzeichnet sind,<br />
scheint jedenfalls sehr viel<br />
geringer zu sein, als es mir<br />
meine eigene Lebenserfahrung<br />
vorgaukelt.“<br />
ANYTHING GOES? AB 30 WIRD ES<br />
SPEZIELL!<br />
Seit 1987 wird in Deutschland im<br />
Abstand von rund drei Jahren eine große<br />
Befragung von MSM durchgeführt. Der<br />
schwule Soziologe und Aktivist Michael<br />
Bochow hatte sie bis 2013 geleitet,<br />
2012 machte vor allem eine Erkenntnis<br />
Professor Dannecker stutzig:<br />
Zwar steigt der Anteil der Männer, die<br />
mit mehr als zehn anderen Sex hatten,<br />
bis zum Alter von 30 Jahren an, bleibt<br />
dann aber relativ konstant. Dannecker<br />
mutmaßt – und hier beigebt er sich dann<br />
doch auf ähnlich dünnes Eis, wie die<br />
von ihm Eingangs zitierte Psychologin<br />
–, dass es mit zunehmendem Alter zur<br />
Entwicklung von Mustern, also sexuellen<br />
Vorlieben kommt. Diese Muster seien<br />
so fest, dass sie selbst nach einer in der<br />
Verliebtheitsphase durchbrechenden<br />
Flexibilität häufig dominant bleiben und<br />
einer der möglichen Antriebe für den<br />
Wunsch nach Partnerwechsel sein könnten.<br />
Dieser wiederum würde aber weniger<br />
wahllos als selektiv und den sexuellen<br />
Vorlieben entsprechend organisiert.<br />
In einer 2013 durchgeführten Studie<br />
im Auftrag der DAH wurde die Nutzung<br />
queerer Infrastruktur untersucht. Das<br />
für Dannecker erstaunlichste Ergebnis<br />
hinsichtlich der Fragestellung, ob der<br />
schwule Mann per se promiskuitiv sei,<br />
war: 70 Prozent der Befragten haben in<br />
den zwölf Monaten vor Studienteilnahme<br />
weder einen Ort queerer Geselligkeit<br />
(Bars, Cafés) noch schwule Sexorte (Saunen,<br />
Parks) aufgesucht. Der Anteil derer,<br />
die eindeutig nur oder fast immer Sexorte<br />
aufsuchten und somit einer promisken<br />
Lebensführung nachgehen könnten, lag<br />
bei nur rund fünf bis sieben Prozent.<br />
Dannecker wollte diese Zahlen kaum<br />
glauben. Er meinte, seine eigene Erfahrung<br />
spreche eine so deutlich andere Sprache,<br />
dass etwas an den Zahlen nicht stimmen<br />
könne. Nach eingängiger Selbstprüfung<br />
musste er sich mit einer Erkenntnis<br />
anfreunden, die vielen bekannt sein dürfte:<br />
Das Beziehungsnetzwerk wird stark durch<br />
die Fokussierung auf Vorlieben geprägt.<br />
Die digitalen Werkzeuge der Selektion verstärken<br />
diesen ganz natürlichen Vorgang<br />
so stark, dass die eigene Empfindung der<br />
Realität die tatsächliche überstrahlt.<br />
Zusammenfassend gibt es laut Dannecker<br />
also nur eine kleine Gruppe unter<br />
Schwulen, die über lange Zeit mit vielen<br />
wechselnden Partnern Sex hat und die<br />
diesbezügliche Angebote der Szene so<br />
nutzt, dass Promiskuität angenommen<br />
werden kann. Aber was heißt das<br />
eigentlich?<br />
Fortsetzung auf männer.media!
GESUNDHEIT 27<br />
INFO<br />
Martin Dannecker<br />
Der „Oswalt Kolle“ der schwulen Sexualität wird Martin<br />
Dannecker auch genannt. Der 1942 in Oberndorf am<br />
Neckar geborene außerplanmäßige Professor am Institut<br />
für Sexualwissenschaft in Frankfurt, verhalf dem Thema<br />
Homosexualität durch die Veröffentlichung der großen<br />
Studie „Der gewöhnliche Homosexuelle“ 1974 erstmals<br />
seit der Zerschlagung von Magnus Hirschfelds „Institut für<br />
Sexualwissenschaften“ durch die Nationalsozialisten<br />
wieder zu einem festen Platz in Wissenschaft<br />
und Lehre. Schon 1971 war als Co-Autor<br />
bei Rosa von Praunheims erstem Filmerfolg<br />
„Nicht der Homosexuelle ist pervers,<br />
sondern die Situation, in der er lebt“<br />
maßgeblich daran beteiligt, auch die<br />
öffentliche Wahrnehmung der Themen<br />
Homosexualität und Geschlechtsidenditäten<br />
maßgeblich zu verbessern.<br />
Besonders in Zeiten der AIDS-Kriese<br />
in den 1980er und 1990er Jahren war<br />
er gefragter Fachmann. Inzwischen<br />
genießt er seinen Ruhestand in Berlin.<br />
Außer er wird gerufen! Sein aktuelles Buch<br />
ist ein dringender Lesetipp!<br />
Fortwährende Eingriffe“ von Martin Dannecker, Buch /<br />
Broschur, 232 Seiten, ISBN 9783863002718,<br />
www.maennerschwarm.de<br />
hülsta-studio<br />
. . .<br />
Tischlerei + Möbelhaus GmbH Dehnhaide 139-145 22081 Hamburg Tel. 040 296186<br />
www.scharbau-hamburg.de
28 KULTUR<br />
TIPP<br />
HEISS<br />
AUF EIS<br />
Schon seit 2006 ist EIS Vorreiter, was Toys und anderes<br />
Praktisches und Hilfreiches beim Sex betrifft. Das<br />
Motto „Entdecke Deine Sinnlichkeit“ ist Leitgedanke<br />
und wird schon durch die schiere Vielfalt von über<br />
25.000 angebotenen Artikeln mehr als erfüllt. Der EIS<br />
Podcast, ein Blog und Erklärvideos zu mehr als 3.000<br />
Produkten, sowie ständig neue Innovationen machen<br />
bereits das Stöbern und Entdecken auf EIS.de zum<br />
Erlebnis, zusätzlich ist EIS auch in Sachen Kundenservice<br />
ein Primus: Als einziger Anbieter der Branche bietet der<br />
Onlineshop eine 10-jährige Garantie auf sämtliche Produkte<br />
sowie ein 365-Tage-Geld-Zurück-Versprechen – und das auch<br />
noch mit einer Tiefpreisgarantie. Und weil Sex leider immer noch<br />
unter gesellschaftlichem Generalverdacht steht, ist der diskrete<br />
Versand mit verschiedenen Absenderadressen möglich. Wir stellen<br />
euch das derzeit Heißeste auf EIS vor.<br />
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Verwöhne dich und deinen Schatz mit dem Satisfyer<br />
Royal One: Der Penisring besteht aus körperfreundlichem<br />
Silikon und verwöhnt mit Blutstaueffekt und kraftvollen<br />
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die Erektion und verzögert gleichzeitig die Ejakulation – für<br />
einen maximalen Höhepunkt. Und jetzt kommt’s: There is<br />
an App for that!<br />
Ja. Richtig gelesen. Eine App für den Spaß mit dem besten<br />
Stück. Die kostenlose App Satisfyer Connect ist kompatibel<br />
mit jedem Android oder iOS-Gerät und wird monatlich<br />
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deines/r Mitspielers im gleichen Bett oder den Betten auf<br />
der ganzen Welt per Videochat. Haben wir schon erwähnt,<br />
dass sie sogar Umgebungsgeräusche wie Stöhnen oder<br />
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Moderne Diagnostik revolutioniert Prostatakrebs-Vorsorge<br />
Eine große Chance für die<br />
Männergesundheit<br />
Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata eröffnet<br />
bessere Möglichkeiten zur Früherkennung von Prostatakrebs. Sie liefert zuverlässigere<br />
Ergebnisse als andere Untersuchungsmethoden – und das völlig schmerzfrei.<br />
Anders als bei Frauen hat<br />
sich für Männer das Thema<br />
Krebsvorsorge nicht im gleichen<br />
Maße etabliert. Viele scheuen<br />
die Untersuchung ihrer Prostata.<br />
Gängige Diagnoseverfahren<br />
liefern zudem mitunter irreführende<br />
Ergebnisse.<br />
Die multiparametrische MRT<br />
der Prostata bringt hier den<br />
Durchbruch.<br />
Prostatakrebs ist die häufigste<br />
Krebserkrankung des Mannes.<br />
Die Vorsorge erfolgt durch<br />
eine Tastuntersuchung und eine<br />
Bestimmung des PSA-Wertes<br />
(prostataspezifisches Antigen)<br />
im Blut. Dieser Wert allein ist<br />
jedoch nicht immer eindeutig. Weder ist bei Werten im Normbereich<br />
ein Prostatakrebs ausgeschlossen noch ist Krebs bei erhöhten PSA-<br />
Werten bewiesen. Selbst bei einer Stanzbiopsie, bei der Gewebeproben<br />
an mehreren zufällig ausgewählten Stellen entnommen werden,<br />
können Krebsherde übersehen werden.<br />
„Viel genauere Ergebnisse liefert die nicht-invasive und damit<br />
schonendere Untersuchung mithilfe der multiparametrischen Magnetresonanztomographie<br />
(mpMRT) der Prostata“, erklärt Dr. Jörg<br />
Gellißen von der Radiologischen Allianz. „Die mpMRT ist aktuell das<br />
sicherste und beste Verfahren zur biopsiefreien Diagnostik, Vorsorge<br />
und Früherkennung.“<br />
Die Nachweisempfindlichkeit ist mit 85 Prozent anderen Verfahren<br />
(Tastuntersuchung, transrektaler Ultraschall) weit überlegen. Mit<br />
etwa 90-prozentiger Sicherheit können Radiologen Prostatakrebs<br />
mit dieser neueren Methode ausschließen.<br />
Die von der Radiologischen Allianz genutzten MRT-Geräte liefern<br />
hochkontrast- und strukturauflösende Bilder, welche von erfahrenen<br />
Experten interpretiert werden. „Wir können Erkrankungen so schon<br />
Dr. Jörg Gellißen, Dr. Martin Simon und Dr. Stephan Schulz<br />
vom Standort Radiologie am Rothenbaum in Hamburg<br />
Sprechen Sie uns an: Wir beraten Sie gerne persönlich über<br />
unser Spektrum an Diagnostik- und Vorsorgeleistungen.<br />
im Frühstadium präzise erkennen,<br />
so dass auf eine anschließende<br />
Biopsie verzichtet werden kann“,<br />
erläutert Dr. Stephan Schulz.<br />
Bei Verdacht auf einen Tumor<br />
können Lage, Größe und Ausdehnung<br />
exakt bestimmt und auch der<br />
Befall benachbarter Organe, der<br />
Lymphknoten und Knochen abgeklärt<br />
werden. Mithilfe der mpMRT<br />
können auch Karzinome entdeckt<br />
werden, die nicht lebensbedrohlich<br />
sind und mittels regelmäßiger Kontrollen<br />
überwacht werden können.<br />
Im Fall einer Krebs-Diagnose ist<br />
die Radiologische Allianz zudem<br />
ein kompetenter Partner für die<br />
Therapie. „Wir decken das gesamte<br />
Spektrum von der Diagnostik über eine mögliche Strahlentherapie<br />
bis hin zu Kontrollen in der Nachsorge ab und sind interdisziplinär<br />
mit onkologischen und urologischen Partnern in Netzwerken verbunden.“,<br />
so Dr. Martin Simon.<br />
Die Kosten einer mpMRT werden von privaten Krankenkassen<br />
in der Regel übernommen. Eine Krebsvorsorge und Abklärung des<br />
Verdachts auf ein Prostatakarzinom mittels mpMRT (z.B. bei erhöhtem<br />
PSA-Wert oder verdächtigem Tastbefund) bieten wir zudem als<br />
individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) an. Tumorverlaufskontrollen<br />
unter Therapie führen wir auch als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen<br />
durch.<br />
Die Radiologische Allianz bietet die mpMRT der Prostata und weitere Vorsorgediagnostik an diesen Standorten an:<br />
Radiologie am Rothenbaum Radiologie am Rathausmarkt Radiologie am Blankeneser Bahnhof (Praxisgemeinschaft)<br />
Hansastraße 2-3 Mönckebergstraße 31 Sülldorfer Kirchenweg 2a<br />
20149 Hamburg 20095 Hamburg 22587 Hamburg<br />
Tel.: (040) 32 55 52-109 Tel.: (040) 32 55 52-101 Tel.: (040) 32 55 52-110<br />
Informieren Sie sich über unser umfassendes Portfolio an MRT (Kernspin), Nuklearmedizin und Strahlentherapie auf www.radiologische-allianz.de
30 GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
FOTOS: ANNA-LENA EHLERS<br />
Peter macht dich fit<br />
für den Frühling<br />
Mit Peter Goebel arbeiten wir in der Redaktion schon seit Jahren zusammen. Allerdings ging es dabei immer<br />
um Musik, denn Peter ist in der PR-Branche für die Großen wie Kim Wilde und Kylie unterwegs. Dass er seit<br />
vielen Jahren auch als Personal Trainer für Fitness sorgt, nahmen wir zum Anlass, ihn auszufragen. *ck<br />
Für Sportmuffel wie mich klingen<br />
„Kettlebells, TRX Schlingentrainer,<br />
Foamroller ...“ etwas nach Folter ...<br />
Es sind definitiv keine Folterinstrumente<br />
(lacht), sondern unterstützen uns<br />
hervorragend beim Sporteln! Natürlich kann<br />
man auch ohne diese Tools viel erreichen,<br />
aber bei reinen Körpergewichtsübungen<br />
fehlt nach einer gewissen Zeit der<br />
entsprechende Reiz, um den Muskel<br />
weiter zu fordern. Daher setze ich gerne<br />
Tools wie Kettlebells, Medizinbälle oder<br />
Widerstandsbänder ein; je nachdem was<br />
der Kunde erreichen möchte. Und keine<br />
Sorge, es macht richtig viel Spaß damit zu<br />
trainieren. Mein Lieblingstool ist der TRX<br />
Schlingentrainer; mit diesem Gerät kann<br />
man prima den ganzen Körper trainieren<br />
und bearbeitet damit auch die tieferliegenden<br />
Muskeln, die oft vernachlässigt werden.<br />
Zudem muss die Coremuskulatur (Körpermitte)<br />
die ganze Zeit kräftig mitarbeiten.<br />
Brauch ich denn einen Personal<br />
Trainer dafür?<br />
Sicher kannst du viel in Eigenregie machen,<br />
wenn du dich auskennst.<br />
Allerdings hilft dir ein Personal Trainer<br />
insbesondere dadurch, dass er einen individuell<br />
auf deine Ziele abgestimmten Plan<br />
für dich erarbeitet, dich laufend motiviert<br />
und auch den Plan immer wieder an deine<br />
aktuelle Situation anpasst.<br />
Außerdem trainieren viele leider nicht<br />
richtig und schaden sich dabei, indem sie<br />
Übungen falsch ausführen. Eine richtige<br />
Bewegungsausführung ist super wichtig.<br />
Man merkt oft selbst gar nicht was für<br />
Fehlhaltungen man sich „antrainiert“ hat.<br />
Du bist auf funktionales Training<br />
spezialisiert. Was meint der Begriff?<br />
Beim Functional Training geht es nicht<br />
nur darum wie der Körper aussehen soll,<br />
sondern mehr um das Körpergefühl und<br />
was der Körper alles kann. Zum Functional<br />
Training gehören viele Elemente; sei es<br />
Kraft oder mehr Mobilität oder Agilität.<br />
Die Übungen unterstützen uns im Alltag<br />
– sei es eine Kiste richtig vom Boden<br />
aufzuheben oder etwas über Kopf ins<br />
Regal zu stellen. Sprich Functional Training<br />
kann jedem bei seinen alltäglichen Bewegungen<br />
helfen; vom Bürohengst bis zum<br />
Feuerwehrmann hilft es im Grunde dabei,<br />
dass der Körper seinen Job erfüllen kann.<br />
Du wirst nicht nur fit, sondern es verfolgt<br />
somit auch noch seinen Zweck. Und wenn<br />
sich nebenbei auch noch deine Figur<br />
verbessert, ist das ja auch ein schöner<br />
Nebeneffekt.<br />
Demnächst wird sich der erste<br />
Lockdown jähren und bei sehr vielen<br />
Leser*innen und bei mir sind die<br />
Jahresringe an Hüfte, Po und Bauch<br />
für 2020 dann doch etwas üppiger<br />
als normal ausgefallen. Wie bist Du<br />
selbst in dieser Zeit fit geblieben?<br />
Ja das höre ich von vielen meiner Kunden.<br />
Ich selbst habe zum Glück zu Hause<br />
viele Trainingsgeräte, mit denen ich im<br />
Lockdown trainiere. Aber auch Wasserflaschen,<br />
Bücher oder Kisten kann man ja als<br />
Gewichte nutzen Zudem besitze ich ein<br />
Rudergerät, mit dem man sehr gut arbeiten<br />
kann. Und Joggen um die Alster geht<br />
immer (nein schlechtes Wetter ist keine<br />
Ausrede!). Und glücklicherweise habe ich<br />
einen Sportplatz direkt vor meiner Haustür,<br />
den ich prima nutzen kann zum Training.
GESUNDHEIT 31<br />
1.<br />
RAUS AN DIE LUFT<br />
Grade im Winter und im Frühling<br />
ist es für unser Immunsystem prima,<br />
wenn wir draußen an der frischen Luft<br />
trainieren. Wenn man erstmal losgelaufen<br />
ist, ist es doch auch gar nicht mehr<br />
schlimm, da es einem schnell warm wird.<br />
Am besten schon die Laufklamotten<br />
abends rauslegen, so dass man morgens<br />
gar nicht an ihnen vorbei kann. Wenn du<br />
Joggen nicht magst, dann suche dir eine<br />
andere Aktivität, die du an der frischen<br />
Luft ausüben kannst. Oder mache einen<br />
ausgiebigen Spaziergang; das bringt schon<br />
mehr als viele denken. Am besten mit dem<br />
besten Freund verabreden und gemeinsam<br />
gehen, dann kann man gleich Neuigkeiten<br />
austauschen oder gemeinsame Pläne<br />
schmieden.<br />
2.<br />
KALT DUSCHEN<br />
Eine kalte Dusche am Morgen<br />
weckt die Lebensgeister, erfrischt und<br />
stärkt auch unser Immunsystem. Erstmal<br />
langsam rantasten; fang mit warmem Wasser<br />
an und langsam immer kälter duschen.<br />
Fang bei den Füßen an und dann weiter<br />
nach oben. Steigere mit der Zeit die Dauer<br />
des Kaltduschens, bis du eine Minute oder<br />
länger durchhältst. Gerne kannst du auch<br />
Wechselduschen, sprich wechsle öfter<br />
zwischen heißem und kaltem Wasser hin<br />
und her. Du bist danach so richtig schön<br />
wach und voller Tatendrang. Nach dem<br />
Peters Top 5 Tipps<br />
für einen fitten Nach-Lockdown-Frühling<br />
Laufen draußen empfehle ich aber eher<br />
eine heiße Dusche oder ein heißes Bad zur<br />
Belohnung.<br />
3.<br />
ZIELE SETZEN<br />
Setze dir ein Ziel, das du dieses<br />
Jahr erreichen möchtest. Was liegt dir<br />
wirklich am Herzen, für was brennst du?<br />
Bei der Umsetzung empfehle ich dir die<br />
bewährte WOOP Methode, die steht für<br />
Wish (Wunsch), Outcome (Ergebnis),<br />
Obstacle (Hindernis) und Plan (Plan). Hierbei<br />
geht es darum sich der Hindernisse,<br />
die uns am meisten vom Erfüllen unseres<br />
Wunsches abhalten, zu Nutze zu machen,<br />
indem man sich zunächst die Hindernisse<br />
vorstellt und sich dann überlegt, wie man<br />
diese effektiv überwinden kann, wenn sie<br />
auftauchen. Das Prinzip wirkt in vielen<br />
Bereichen. Ob beim Wunsch Gewicht zu<br />
reduzieren oder Stress abzubauen, egal<br />
was für einen Wunsch du hast, probiere die<br />
Methode mal aus. (woopmylife.org)<br />
4.<br />
ESSGEWOHNHEITEN SCHRITT<br />
FÜR SCHRITT ÄNDERN<br />
Schreib mal eine Woche detailliert auf,<br />
was du alles in der Zeit gegessen und<br />
getrunken hast. Schau dir einmal an, wann<br />
du was gegessen hast. Warst du wirklich<br />
hungrig oder hast du aus irgendeinem<br />
Frust heraus z.B. Süßigkeiten gegessen<br />
oder aus Langweile genascht? Werde dir<br />
bewusster, was hinter deinem Essverhalten<br />
steckt. Nimm dir nicht vor, von heute auf<br />
morgen alle schlechten Essgewohnheiten<br />
auf einmal zu verändern, das funktioniert<br />
meist auf Dauer nicht. Nimm dir Zeit und<br />
versuche Schritt für Schritt Gewohnheiten<br />
zu ändern und dich gesünder zu ernähren.<br />
Sei es, dass du Softdrinks weglässt<br />
und gegen Wasser austauschst oder<br />
die Vollmilchschokolade gegen dunkle<br />
Schokolade (ab 70 % Kakaogehalt). Von<br />
reinen Verboten halte ich wenig, dadurch<br />
wird deine Lust auf die Lebensmittel erst<br />
recht angeheizt.<br />
5.<br />
SEI DANKBAR FÜR DAS<br />
ERREICHTE<br />
Zum Schluss noch ein Tipp. Wie oft<br />
vergleichen wir uns mit anderen Menschen,<br />
die vermeintlich besser ausschauen, mehr<br />
Muskeln haben, mehr Erfolg oder Glück im<br />
Leben haben. Lass es einfach mal sein, dich<br />
ständig mit Anderen zu vergleichen, sondern<br />
arbeite kontinuierlich daran, zur besten<br />
Version deiner selbst zu werden. Kümmere<br />
dich um deinen Körper und deinen Geist; sei<br />
dankbar dafür was du schon erreicht hast<br />
und gehe deinen Weg weiter, um täglich<br />
besser zu werden in deiner Entwicklung.<br />
Du wirst merken, dass es sehr befreiend<br />
ist, wenn du dich von dem Vergleichen mit<br />
Anderen lossagst und wirst dadurch viel<br />
entspannter durchs Leben gehen.<br />
www.getfit-stayfit.de
32 ANZEIGE<br />
WARUM N = N JEDEN BETRIFFT<br />
WAS BEDEUTET EIGENTLICH N=N?<br />
Wenn Menschen mit HIV eine Therapie erhalten und dadurch<br />
erfolgreich „unter der Nachweisgrenze“ sind, können sie das<br />
Virus nicht mehr übertragen. In diesem Zusammenhang begegnet<br />
man häufig der Abkürzung n=n (“nicht nachweisbar =<br />
nicht übertragbar“) - oder Englisch U=U („Undetectable =<br />
Untransmittable). 1,2<br />
Der Begriff der Nachweisgrenze - also der Wert, unter dem das<br />
HI-Virus im Blut nicht mehr nachgewiesen werden kann - ist allerdings<br />
nicht einheitlich definiert. Das liegt daran, dass sowohl<br />
die Messmethoden immer genauer werden als auch unterschiedliche<br />
Messgeräte in Verwendung sind. Die Zuverlässigkeit<br />
der Messung ist jedoch immer gleich.<br />
„<br />
Auch mit HIV kann ich ein<br />
schönes und normales Leben<br />
führen. Über n=n Bescheid zu<br />
wissen ist für mich dabei eine<br />
große Erleichterung!<br />
“<br />
Lilian, lebt seit 2000 mit HIV<br />
Zwei große wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Thema<br />
n=n beschäftigen (die sog. PARTNER-Studien), haben das<br />
genauer untersucht. Dabei wurden insgesamt mehr als 135.000<br />
Sexualkontakte ohne Kondom ausgewertet, bei denen ein*e<br />
Partner*in HIV-positiv und der/die andere HIV-negativ war. Hier<br />
wurde bei einer Viruslast (das ist die Menge der HI-Viren im<br />
Blut) von < 200 Viruskopien pro Milliliter Blut von einer Nicht-<br />
Nachweisbarkeit gesprochen. 3 Die Ergebnisse dieser Studien<br />
zeigten, dass es dabei in keinem Fall zu einer Übertragung von<br />
HIV kam, wenn der/die HIV-positive Partner*in durch Therapie<br />
erfolgreich unter der Nachweisgrenze war. Als HIV-positiver<br />
Mensch kann man also unter einer erfolgreichen Therapie<br />
selbst durch Sex ohne Kondom niemanden mit HIV infizieren.<br />
Dieses Wissen ist für alle Menschen wichtig - ganz unabhängig<br />
vom eigenen HIV-Status.
GESUNDHEIT<br />
IN HAMBURG<br />
WENN WISSEN ZUNIMMT,<br />
NIMMT STIGMATISIERUNG AB.<br />
Als HIV-negativer Mensch zu wissen, dass HIV unter erfolgreicher<br />
Therapie nicht mehr übertragbar ist und ein Bewusstsein<br />
dafür zu haben, wie das Leben von Menschen mit HIV<br />
heutzutage aussieht, kann die unbegründeten Ängste im<br />
Umgang mit HIV-positiven Menschen nehmen. Diese beruhen<br />
vor allem auf der Furcht, sich im Alltag und beim Sex mit<br />
HIV-Positiven anstecken zu können.<br />
Aktuelles Wissen und die kontinuierliche Aufklärung der<br />
Gesellschaft – beispielsweise durch Kampagnen wie #HIVER-<br />
SITY, welche die Vielfalt von HIV-positiven Menschen und<br />
deren Leben zeigt - sind essenziell, um überholte Vorstellungen<br />
und Stigmatisierung abzubauen.<br />
Für Menschen mit HIV führt das Wissen um n=n zu einem<br />
gelasseneren Umgang mit der eigenen Sexualität. Denn es<br />
verschwinden Zweifel und Ängste, Sexualpartner*innen anstecken<br />
zu können, was sich auch vorteilhaft auf die persönliche<br />
mentale Gesundheit auswirkt. Und wenn man sexuell<br />
und mental gesund ist, steigt auch die eigene Lebensqualität<br />
und Zufriedenheit.<br />
Als Mensch mit HIV trägt auch der offene Austausch mit<br />
seiner/m Ärzt*in zu mehr Lebensqualität bei. Denn wenn man<br />
als HIV-positiver Mensch selbst die eigenen Bedürfnisse und<br />
auch deren Veränderung im Arztgespräch thematisiert, kann<br />
diese*r die beste Unterstützung leisten. So kann man zum<br />
Beispiel gemeinsam die Therapie auswählen, die am besten<br />
zum aktuellen Lebenstil passt.<br />
Weitere Informationen zu n=n und persönliche<br />
Geschichten zum Leben mit HIV unter www.livlife.de.<br />
Unterstützt von ViiV Healthcare<br />
1<br />
Eisinger et al., HIV Viral Load and Transmissibility of HIV Infection - Undetectable Equals<br />
Untransmittable, JAMA <strong>Februar</strong>y 5, 2019 Volume 321, Number 5 (Reprinted).<br />
2<br />
European AIDS Clinical Society Guidelines, Version 10.1, Stand Oktober 2020.<br />
Last accessed: November 2020<br />
3<br />
Rodger AJ, Cambiano V, Bruun T et al. Sexual Activity Without Condoms and Risk of<br />
HIV Transmission in Serodifferent Couples When the HIV-Positive Partner Is Using<br />
Suppressive Antiretroviral Therapy. JAMA 2016, 316(2).<br />
ÄRZTE<br />
■ Andreas Britz,<br />
Dr. med.Praxisklinik am Rothenbaum,<br />
Privatpraxis, Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />
Lasertherapie, Kosm.-<br />
ästhet. Behandlungen, Allergologie,<br />
Heimhuder Str. 38, & 44809812,<br />
www.dr-britz.de<br />
■ Dammtorpraxis, Dr. Linnig,<br />
Allgemeinmedizin, Reise-Medizin,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Damnmtorstr. 27, & 35715638,<br />
www.dammtorpraxis.de<br />
■ ICH Grindel,<br />
Dr. med. Thomas Buhk,<br />
Dr. med. Stefan Fenske,<br />
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen<br />
Stellbrink,<br />
All gemeine und Innere Medizin,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Grindelallee 35, & 4132 420,<br />
www.ich-hamburg.de<br />
■ ICH Stadtmitte,<br />
Dr. med. Axel Adam,<br />
Stefan Hansen,<br />
PD Dr. med. Christian Hofmann,<br />
Dr. med. Michael Sabranski,<br />
Dr. med. Carl Knud Schewe,<br />
Allgemeine und Innere Medizin,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Glockengießerwall 1,<br />
& 28004200,<br />
www.ich-hamburg.de<br />
■ Medizinisches Versorgungszentrum<br />
Hamburg,<br />
Prof. Andreas Plettenberg,<br />
Dr. Albrecht Stoehr,<br />
Prof. Jörg Petersen,<br />
Dr. Peter Buggisch,<br />
HIV, Hepatitis, STD, Infek tiologie,<br />
Lohmühlenstr. 5, Am AK St. Georg<br />
Haus L, & 28407600,<br />
www.ifi-medizin.de<br />
■ Urologische Praxis<br />
Oliver Neubauer,<br />
Facharzt für Urologie,<br />
Herthastr. 12, & 64224500,<br />
www.urologe-hamburg.com<br />
■ Schwerpunktpraxis<br />
Nerven-Psyche,<br />
Dr. med. Hans Ramm,<br />
Dr. med. Andrea Oster,<br />
Neurologie, Psychiatrie,<br />
Psychotherapie,<br />
Kreuzweg 7, & 245464,<br />
www.nervenarzt-hh.de<br />
■ Dr. med. Martin Eichenlaub,<br />
Facharzt für Neurologie,<br />
Nervenheilkunde, Psychiatrie u.<br />
Psychotherapie,<br />
Elbgaustr. 112., & 841084,<br />
www.nervenarzt-eichenlaub.de<br />
■ Dr. Roy Heller,<br />
Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin,<br />
Suchtmedizin, Psychotherapie,<br />
HIV, Hepatitis, STD, Juliusstr. 36,<br />
& 4300890<br />
■ Josef Stuch,Dr.<br />
All gemeinmedizin,<br />
Ida-Ehre-Platz 12, & 37510060<br />
■ Ambulanzzentrum des UKE,<br />
Bereich Infektiologie:<br />
Dr. med. Olaf Degen,<br />
Dr. med. Anja Hüfner,<br />
Dr. med. Sabine Jordan,<br />
Dr. med. Guido Schäfer,<br />
Dr. med. Stefan Schmiedel,<br />
Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin,<br />
HIV, Hepatitis, STD,<br />
Spezialsprechstunde PrEP, Impfungen,<br />
Infektions- & Tropenkrankheiten,<br />
Universitätsklinikum Hamburg-<br />
Eppendorf, Martinistr. 52,<br />
& 741052831, infektionen@uke.de,<br />
www.uke-infektionen.de<br />
■ Dr. med. Welf Prager & Partner,<br />
Dermatologie,<br />
ästhetische Dermatologie,<br />
operative Dermatologie,<br />
Allergologie, Phlebologie,<br />
Lasermedizin,<br />
Hemmingstedter Weg 168,<br />
& 040 81 991 991<br />
www.derma-hamburg.de<br />
ZAHNÄRZTE<br />
■ Dr. Dirk Ergenzinger & Martin Schuh,<br />
Eidelstedter Platz 6a, & 5709385,<br />
www.zahnaerzte-eidelstedt.de<br />
■ Zahnarztpraxis Rainer Witt,<br />
Holsteiner Chausee 267, & 55505962,<br />
www.zahnaerzte-schnelsen.de<br />
COACHING<br />
■ Markus Bundschuh,<br />
Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />
(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />
& (0179) 5270700,<br />
www.therapie.de/psychotherapie/<br />
bundschuh<br />
■ Ruthemann Coaching,<br />
Heilpraktiker f. Psychotherapie,<br />
Professor-Brix-Weg 4, & 31171492,<br />
www.ruthemann-coaching.de<br />
■ Dipl Päd. Volkmar Suhr,<br />
Systemischer Berater&Therapuet<br />
DSGF, Neue Str. 24, 22942 Bargteheide,<br />
& 04532-2045500,<br />
www.familyspirits.de<br />
APOTHEKEN<br />
■ Apotheke am H auptbahnhof,<br />
Steindamm 2, Ecke Adenauerallee,<br />
& 241241<br />
■ Apotheke Zum Ritter St. Georg,<br />
Lange Reihe 39, & 245044<br />
■ Epes Apotheke,<br />
Lange Reihe 58, & 245664<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
■ Markus Bundschuh,<br />
Gestalttherapeut-Psychotherapie<br />
(HPG), Müggenkampstr. 29,<br />
& (0179) 5270700,<br />
www.therapie .de/psychotherapie/<br />
bundschuh<br />
■ Christian Perro, Dr. med.,<br />
Psychiatrie, Eppendorfer Landstr. 37,<br />
& 464554<br />
■ Kurt Strobeck,<br />
Dr. med. Facharzt Psychiatrie und<br />
Psychotherapie, Ferdinandstr. 35,<br />
& 32527214<br />
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34 GESUNDHEIT<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
Zwei oder drei Wirkstoffe?<br />
Wirklich nachhaltig ließ sich die Vermehrung des HI-Virus im<br />
Körper erst eindämmen, als man begann, dieses an mehreren<br />
Stellen in seinem Replikationszyklus anzugreifen. Über<br />
Jahrzehnte galt daher, die Therapie mit drei antiretroviralen<br />
Wirkstoffen aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoffklassen<br />
zusammenzustellen. Dieses Vorgehen stützen auch<br />
Leitlinien zur Behandlung einer HIV-Infektion. Heute sind auch<br />
Regime mit weniger Substanzen im Einsatz. Dazu befragten<br />
wir Dr. Ansgar Rieke vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein<br />
(www.gk.de).<br />
Die sogenannte Dreifachtherapie hat<br />
sich mit jahrzehntelanger Evidenz<br />
bewährt. Was ist der Grund, eine<br />
HIV-Infektion mit weniger als drei<br />
Substanzen zu therapieren?<br />
Es ist ein Stück weit eine Generationenfrage<br />
unter den HIV-Behandlern,<br />
wie wir auf die neuen Therapien gucken.<br />
Jahrzehntelange Erfahrung mit der<br />
Dreifachtherapie zeigt uns, dass wir mit<br />
ihr eine robuste Behandlungsoption<br />
mit wenigen Resistenzen haben. Die<br />
Patienten werden aber auch immer<br />
älter und das zunehmende Lebensalter<br />
bringt klassische Zusatzerkrankungen,<br />
fachlich Komorbiditäten genannt. Deren<br />
Behandlung und der Trend mit Hinblick<br />
auf die Belastung des Organismus und<br />
zur Verringerung von Langzeitnebenwirkungen<br />
Wirkstoffmengen zu verringern,<br />
führte zu den Überlegungen, Therapien zu<br />
verschlanken.<br />
Das Ganze ist allerdings auch erst mit<br />
den modernen Integrasehemmern<br />
überhaupt denkbar geworden. Das sind<br />
hochpotente Substanzen, die sehr schnell<br />
und wirkungsvoll die Viruslast senken. So<br />
wirksam, dass man in Studien den Versuch<br />
wagte, sie nur noch mit einem weiteren<br />
Wirkstoff zu kombinieren und den dritten<br />
einzusparen. Diese Studien ergaben<br />
keine Unterlegenheit gegenüber der<br />
Dreierkombination. Zu ergänzen ist, dass<br />
auch moderne Dreifachtherapien heute<br />
bezüglich Komorbitäten gut kombinierbar<br />
sind, da sie ohne die sogenannten Booster**<br />
auskommen.<br />
Welche Vorteile der Zweifachtherapie<br />
haben sich im Vergleich zur<br />
Dreifachtherapie gezeigt und wo<br />
liegen ihre Limitationen?<br />
Ein Vorteil sowohl der Zweifach- wie der<br />
Dreifachtherapie ist die Tatsache, dass<br />
beide als Ein-Tabletten-Regime eingesetzt<br />
werden und somit die Adhärenz steigern<br />
können. Für den Patienten ist es einfacher<br />
nur eine, statt zwei oder mehr Tabletten<br />
einzunehmen. Grenzen einer Zweifachtherapie<br />
gibt es insbesondere bei einer gleichzeitigen<br />
viralen Hepatitis-B-Infektion. Die<br />
Wirkstoffe, die wir bisher haben, bieten<br />
hier keine ausreichende Wirksamkeit.<br />
Auch bei einer spät festgestellten HIV-<br />
Infektion, bei der die Helferzellenzahl des<br />
Immunsystems sehr gering ist, würde<br />
ich persönlich eher zu einer der sehr<br />
robusten und breit wirkenden Dreifach-<br />
Kombinationstherapien tendieren. Die<br />
diesbezüglich positiven Studien werden<br />
weiter kontrovers diskutiert.<br />
Ein letzter Punkt ist noch die gegenteilige<br />
Situation für den Beginn einer HIV-<br />
Therapie: der sehr frühe Beginn. Wenn wir<br />
vor dem Eintreffen der Ergebnisse einer<br />
Resistenztestung mit einer schnell wirkenden<br />
Therapie beginnen, um möglichst<br />
zeitnah unter die Nachweisgrenze zu<br />
kommen, setzen wir aus meiner Sicht auch<br />
noch eher auf die eben genannte robuste<br />
Dreierkombi.<br />
Für wen eignet sich eine Umstellung<br />
und für wen nicht?<br />
Wen jemand sehr stabil und lange auf<br />
seine Therapie eingestellt ist und auf<br />
eine Substanz verzichten möchte, ist das<br />
ein Grund, die Therapie zu verschlanken.<br />
Weitere Gründe können zusätzliche<br />
Begleiterkrankungen wie eine Niereninsuffizienz<br />
oder eine Fettstoffwechselstörung<br />
oder andere Wechselwirkungen sein. Und<br />
selbstverständlich Unverträglichkeiten<br />
jeglicher Art. Das können aber umgekehrt<br />
genauso Gründe für eine Umstellung von<br />
einer Zweier- auf eine Dreierkombination<br />
sein. So etwas muss aber individuell<br />
zwischen Patient und betreuendem<br />
Behandler besprochen werden.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
** siehe männer.media/topics/schlau-zu-hiv<br />
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GESUNDHEIT<br />
FOTO: ASHKAN FOROUZANI / UNSPLASH /CC0<br />
HIV/AIDS<br />
Mehr HIV-Neuinfektionen!<br />
Keine gute Nachricht. Aber auch kein Grund zur Besorgnis. Jedenfalls nicht so sehr für schwule und bisexuelle<br />
Männer*, die Sex mit Männern* haben, beziehungsweise für die, die HIV-Prävention für diese Zielgruppe betreiben.<br />
Warum das so ist und welche dann doch äußerst besorgniserregenden Wechselwirkungen die HIV-Pandemie mit der<br />
SARS-CoV-2-Pandemie hat, hat die Deutsche Aidshilfe (DAH) herausgearbeitet.<br />
DEUTSCHLAND VERFEHLT<br />
UNAIDS-ZIEL<br />
Laut Stufenplan „Aids beenden“ von<br />
UNAIDS, der vorsieht, Aids-Erkrankungen<br />
bis 2030 auf null zu reduzieren, sollten<br />
in Deutschland mindestens 90 Prozent<br />
aller HIV-Infektionen diagnostiziert sein.<br />
Die Zahlen des RKI lassen aber auf nur<br />
88 Prozent schließen. Besser sieht es<br />
bei den beiden anderen Kennzahlen<br />
aus: 90 Prozent der HIV-Positiven<br />
sollen nach Möglichkeit eine Therapie<br />
erhalten – hier kann Deutschland mit<br />
96 Prozent glänzen. Und auch beim für<br />
die Übertragungskette so wichtigen Ziel,<br />
90 Prozent der Behandelten unter die<br />
Nachweisgrenze zu bringen, erreicht<br />
Deutschland 96 Prozent.<br />
DIE NEUINFEKTIONSZAHLEN<br />
Laut aktuellem Epidemiologischen<br />
Bulletin des Robert Koch-Institutes RKI<br />
vom 26. November 2020, ist die Zahl der<br />
HIV-Neuinfektionen in Deutschland im<br />
Jahr 2019 nicht weiter gesunken, sondern<br />
leicht angestiegen. Sie lag 2019 bei<br />
2.600, das sind 100 mehr als im Vorjahr.<br />
Bei den schwulen und bisexuellen Männern<br />
ist die Zahl mit 1.600 Fällen konstant<br />
geblieben, der deutliche Rückgang<br />
der letzten Jahre hat sich allerdings nicht<br />
fortgesetzt. Einen Anstieg auf niedrigem<br />
Niveau gab es 2019 außerdem durch<br />
heterosexuellen Geschlechtsverkehr bei<br />
Männern (insgesamt 650 Neuinfektionen<br />
in durch heterosexuelle Kontakte).<br />
PROBLEM SPÄTE DIAGNOSE<br />
Kaum verändert hat sich die hohe Zahl der<br />
Menschen, die nichts von ihrer Infektion<br />
wissen und die Zahl derer, die deswegen<br />
an Aids oder einem schweren Immundefekt<br />
erkranken: 10.800 Menschen lebten<br />
Ende 2019 in Deutschland mit HIV, ohne<br />
davon zu wissen, viele bereits seit Jahren.
GESUNDHEIT<br />
Etwa ein Drittel der HIV-Diagnosen<br />
erfolgt erst, wenn bereits eine schwere<br />
Erkrankung auftritt. Leicht zugängliche<br />
Testangebote und Testkampagnen<br />
haben in den letzten Jahren bereits dafür<br />
gesorgt, dass in Großstädten die Zahl der<br />
schwulen und bisexuellen Männer, die<br />
frühzeitig von ihrer Infektion erfahren,<br />
gestiegen ist. Die Zahl der Spätdiagnosen<br />
ist in dieser Gruppe gesunken. Dennoch<br />
haben 1.100 Menschen pro Jahr Aids<br />
bekommen oder erleiden einen schweren<br />
Immundefekt, obwohl es vermeidbar<br />
gewesen wäre. Denn: Je früher aber eine<br />
HIV-Infektion erkannt wird, desto weniger<br />
bleibende Schäden verursacht sie. Und:<br />
Weil behandelte HIV-Positive das Virus<br />
unmöglich weiter geben können, wird<br />
sozusagen als Nebeneffekt die Übertragungskette<br />
unterbrochen. Testangebote<br />
sind ein immer wichtiger werdendes<br />
Standbein der HIV-Prävention. Und dieses<br />
Standbein wackelt. Wegen Corona.<br />
„Es wäre möglich, deutlich mehr<br />
HIV-Infektionen und schwere<br />
Erkrankungen zu verhindern. Nun<br />
drohen stattdessen Rückschritte und<br />
Schäden, weil die Corona-Pandemie<br />
Lücken bei den Testangeboten reißt.“<br />
Sven Warminsky<br />
vom Vorstand der DAH<br />
CORONA VERHINDERT HIV-TESTS<br />
Durch die Maßnahmen gegen Covid-19<br />
sind vor allem die anonymen Testangebote<br />
stark eingeschränkt. Die vielerorts<br />
einzigen Testmöglichkeiten in den<br />
Gesundheitsämtern haben aufgrund von<br />
Überlastung zurzeit Tests auf HIV und<br />
Geschlechtskrankheiten ausgesetzt.<br />
Aidshilfen und die Checkpoints gleichen<br />
diesen Mangel normalerweise teilweise<br />
aus, aber auch ihre Testangebote sind<br />
stark beeinträchtigt. Zusätzlich stehen<br />
sie unter teilweise enormem finanziellen<br />
Druck, weil ausfallende CSDs<br />
und Fundraising-Aktivitäten<br />
die Spendeneinnahmen<br />
einbrechen lassen. Und<br />
nicht nur das: Laut DAH<br />
ist die Finanzierung<br />
der Testangebote in<br />
Aidshilfen in vielen<br />
Städten gefährdet: Die<br />
Kommunen wollen sie<br />
im nächsten Jahr nicht<br />
wieder zur Verfügung stellen oder<br />
kürzen. Sven Warminsky:<br />
„Um Aids-Erkrankungen und HIV-<br />
Neuinfektionen weiter zu reduzieren,<br />
dürfen keine Testangebote wegfallen,<br />
sie müssen vielmehr weiter ausgebaut<br />
werden. Hier stehen Länder und<br />
Kommunen in der Verantwortung.“<br />
HIV-NEUINFEKTIONEN VON 1975 BIS 2019<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
SYPHILIS-INFEKTIONEN VON 1970 BIS 2019<br />
10000<br />
7500<br />
5000<br />
2500<br />
QUELLE: RKI<br />
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2019<br />
MSM IVD Hetero<br />
1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006<br />
MEHR SELBSTTESTS WAGEN!<br />
Wie Leser*innen dieses Magazins<br />
vielleicht wahrgenommen haben, ist<br />
eine Maßnahme, die das RKI empfiehlt,<br />
Selbsttests stärker zu bewerben<br />
und Angebote von Einsendetests<br />
auszuweiten. Das Kooperationsprojekt<br />
s.a.m health von Deutscher Aidshilfe,<br />
Münchner Aids-Hilfe, Labor Lademannbogen<br />
und ViiV Healthcare ist<br />
inzwischen deutschlandweit<br />
verfügbar und ermöglicht es<br />
erstmals jedem in einem<br />
selbstgewähltem Rhythmus<br />
einen Test auf HIV,<br />
Syphilis, Chlamydien und<br />
Gonorrhö (Tripper) bequem<br />
zuhause durchzuführen. Die<br />
Ergebnisse gibt’s per Telefon/<br />
SMS und das ganze ist ab 32<br />
Euro unschlagbar günstig zu haben.<br />
www.samhealth.de<br />
FOTO: FREEPIK<br />
PREP FÜR ALLE!<br />
Die medikamentöse HIV-Prophylaxe<br />
PrEP muss nach Ansicht der DAH noch<br />
bekannter und vor allem allen Menschen<br />
zugänglich gemacht werden, für die sie<br />
in Frage kommt. Rund 17.500 Menschen<br />
Gesamt Männer Frauen<br />
QUELLE: RKI<br />
2011 2016 2019<br />
Die Steigerungen bei den Syphiliszahlen lassen viel Platz für Interpretation.<br />
Mehr dazu unter männer.media/gesundheit!<br />
nutzen nach DAH-Schätzungen bisher<br />
diese Schutzmethode. Das ist ein Erfolg,<br />
doch es könnten noch deutlich mehr sein.<br />
In kleineren Städten und ländlichen Regionen<br />
gibt es teilweise keine Möglichkeit, sich<br />
die PrEP verschreiben zu lassen. Und so<br />
vermerkt auch das RKI in seinem Bulletin,<br />
dass ein Effekt der PrEP auf die Neuinfektionszahlen<br />
bisher nicht nachzuweisen ist.<br />
Deshalb kommentiert die DAH:<br />
„Wir haben auf einen weiteren<br />
Rückgang der Zahlen gehofft.<br />
Immerhin zahlen seit letztem Jahr die<br />
Gesetzlichen Krankenkassen für die<br />
HIV-Prophylaxe PrEP und immer mehr<br />
Menschen mit HIV erhalten früh eine<br />
Therapie. Doch die Möglichkeiten der<br />
Prävention in Deutschland werden<br />
bisher nicht voll ausgeschöpft. Es ist<br />
dringend an der Zeit, alle wirksamen<br />
Methoden auch allen Menschen mit<br />
HIV-Risiken anzubieten.“<br />
<strong>2021</strong> wird zeigen, ob und wie der<br />
erfolgreiche deutsche Weg in der HIV-<br />
Prävention fortgesetzt wird. Gefordert<br />
sind alle, denn HIV ist und bleibt eine<br />
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. *ck
GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: JANDRO SAAYMAN / UNSPLASH / CC0<br />
Kongress:<br />
Pandemie gestern und heute<br />
Der 10. Deutsch-Österreichische Aids-Kongress wird zwischen dem 25. und 27. <strong>März</strong> <strong>2021</strong> #ausGründen<br />
erstmals auch digital stattfinden. Das verstärkt die Öffnung des Kongressprogramms Richtung Community<br />
selbstverständlich noch einmal. Wir fragten bei Kongresspräsident Professor Christian Hoffmann und Silke<br />
Klumb (Geschäftsführerin Deutsche Aidshilfe) nach, was interessierte Leser*innen erwartet.<br />
Warum ist der DÖAK aus Ihrer<br />
Sicht auch für die Leser*innen<br />
dieses Magazins einen (digitalen)<br />
Besuch wert?<br />
Prof. Hoffmann: Das Programm des<br />
DÖAKs wird ja mittlerweile nicht nur<br />
von Wissenschaftler*innen konzipiert.<br />
Traditionell sind die Deutsche Aidshilfe<br />
sowie Mitglieder der Community in die<br />
Organisation eingebunden. Da liegt es<br />
auf der Hand, dass auch viele Themen,<br />
die über rein medizinische und reine<br />
HIV-Themen hinausgehen, zur Sprache<br />
kommen werden.<br />
Welchen Stellenwert hat der Kongress<br />
aus Sicht der DAH in Sachen<br />
Prävention? Passt ein Fachkongress<br />
zum Konzept niedrigschwelliger<br />
Ansprache?<br />
Silke Klumb: Auch ein Kongress<br />
wie der DÖAK kann niedrigschwellig<br />
werden, wenn Community auf allen<br />
Ebenen beteiligt wird – das ist ein<br />
wichtiges Grundprinzip, das auf dem<br />
DÖAK umgesetzt wird. Für gelingende<br />
Prävention ist die Kommunikation zwischen<br />
Ärzt*innen, Präventionist*innen,<br />
Selbsthilfeaktivist*innen und<br />
Sozialwissenschaftler*innen unerlässlich:<br />
der Abbau von Diskriminierung insbesondere<br />
im Gesundheitswesen ist eine<br />
zentrale gemeinsame Aufgabe, an der
GESUNDHEIT<br />
Wie beteiligt sich die HIV-Community am Kongress?<br />
„Durch das Community-Board<br />
(CB), das den Kongress mit vorbereitet<br />
und in allen wichtigen<br />
Gremien vertreten ist, wird die<br />
Beteiligung der HIV-Community<br />
vorangetrieben. Dabei wird<br />
versucht im CB möglichst<br />
viele Aspekte und Seiten der<br />
Community zu vertreten und<br />
sichtbar zu machen und sie<br />
gegebenenfalls mitzudenken.<br />
Die entsprechenden Anliegen<br />
werden dann in die Gremien<br />
gebracht und es wird versucht,<br />
sie im Kongressprogramm zu<br />
platzieren. So bringen wir die<br />
Perspektive der HIV-Community<br />
nicht nur in den Community-<br />
Board-Workshops, sondern<br />
möglichst durchgehend im<br />
gesamten Programm unter. Wir<br />
sind bestrebt, Vertreter*innen<br />
der Community an möglichst<br />
vielen Stellen, wie Chairs, bei<br />
Vorträgen und so weiter zu<br />
besetzen.“<br />
HIV-Aktivist Christoph Schaal-<br />
Breite sitzt auch <strong>2021</strong> im<br />
Community-Board des DÖAK<br />
wir dringend zusammen weiterarbeiten<br />
müssen. Und am Beispiel der PrEP zeigt<br />
sich, wie wichtig eine enge interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit zwischen allen<br />
Beteiligten ist, um einen niedrigschwelligen<br />
Zugang zu ermöglichen. Darüber<br />
müssen wir reden!<br />
Auf welche Schwerpunkte freuen<br />
Sie sich besonders?<br />
Prof. Hoffmann: Ich freue mich auf<br />
die sicherlich zahlreichen Beiträge zu<br />
HIV und COVID-19 – ein Thema, das<br />
uns sicher derzeit alle in Beschlag hält<br />
und wo noch viele Fragen offen sind.<br />
Persönlich freue ich mich aber vor allem<br />
über den Eröffnungsvortrag durch Hans<br />
Jäger aus München, einem Pionier in<br />
Deutschland. Ende <strong>März</strong> <strong>2021</strong> werden<br />
die ersten Berichte zu HIV fast genau 40<br />
Jahre zurückliegen. Sicher eine<br />
gute Gelegenheit, zurück<br />
zu schauen. Andererseits<br />
wird Hans Jäger, so wie<br />
ich ihn kenne, sicher<br />
auch visionär nach<br />
vorne blicken.<br />
Silke Klumb:<br />
Neben den sicherlich<br />
spannenden<br />
Plenarvorträgen ist<br />
der Schwerpunkt zu<br />
Sexualität besonders<br />
spannend – von ChemSex<br />
über Sexualität leben mit der<br />
aktuellen großen Studie „Gesundheit<br />
und Sexualität in Deutschland“ bis zu<br />
einem Community-Workshop „Positive<br />
Sexualität“. Dann werden die ersten<br />
Ergebnisse der Studie „positive stimmen<br />
2.0“ zu Diskriminierung von Menschen<br />
mit HIV präsentiert werden, die aktuell<br />
durchgeführt wird. Auf diese neuen<br />
Daten – nach der ersten Erhebung <strong>2021</strong><br />
– sind wir sehr gespannt. Wir werden<br />
diskutieren, wie wir alle gemeinsam<br />
weiter gegen Diskriminierung vorgehen<br />
und diskriminierungsarme Verhältnisse<br />
schaffen können. Dazu wird auch die<br />
Vorstellung der Kampagne „selbstverständlich<br />
positiv“ einen wichtigen<br />
Beitrag leisten.<br />
Corona und HIV wird zwangsläufig<br />
ein Querschnittsthema des DÖAK<br />
<strong>2021</strong>. Wo sehen Sie hier den größten<br />
Diskussionsbedarf?<br />
Prof. Hoffmann: Wir wissen immer<br />
noch nicht genug über die Koinfektion<br />
HIV/COVID-19 und mögliche schwere<br />
Verläufe. Welche Rollen spielen die<br />
Helferzellen? Und vor allem: Wie sicher<br />
sind die Impfungen? Die meisten<br />
Großen Impf-Studien haben HIV-<br />
Patienten zunächst von der<br />
Teilnahme ausgeschlossen.<br />
Mittlerweile hat sich<br />
das auf Druck einiger<br />
Patientengruppen in<br />
den USA zum Glück<br />
geändert, allerdings<br />
sind weiterhin fast<br />
immer ausgerechnet<br />
die schwer immunsupprimierten<br />
Patienten<br />
ausgeschlossen<br />
– ich fürchte, mit diesen<br />
Patienten, die die Impfung<br />
vermutlich am dringendsten<br />
benötigen, wird das ein großer Feldversuch<br />
im nächsten Jahr. Darüber muss<br />
geredet werden! Mit Frau Marylyn Addo<br />
aus Hamburg haben wir außerdem eine<br />
der führenden Impfforscherinnen für<br />
einen Plenarvortrag gewinnen können.<br />
Silke Klumb: Für mich ist die zentrale<br />
Frage: Was kann aus der HIV-Epidemie<br />
gelernt werden für die Bewältigung der<br />
OTO: JOHANNES BERGER<br />
Covid-19-Pandemie, insbesondere aus<br />
Präventionssicht? Wie kann verständlich<br />
und glaubwürdig kommuniziert werden?<br />
Wie können verschiedene Gruppen,<br />
insbesondere die, die aktuell als „Risikogruppen“<br />
bezeichnet werden, beteiligt<br />
werden an Entscheidungen, die ihr<br />
Leben elementar betreffen?<br />
Schafft Deutschland die UNAIDS-<br />
Ziele?<br />
Silke Klumb: Deutschland hat das<br />
zweite und dritte der UNAIDS-Ziele<br />
bereits erreicht, das ist sehr gut. Auch<br />
das erste Ziel kann erreicht werden,<br />
wenn es gelingt, weiterhin niedrigschwellig<br />
Zugang zu Beratung und<br />
Testangeboten zu schaffen. Dazu gehört<br />
insbesondere, Menschen die Angst vor<br />
dem Leben mit HIV zu nehmen, Diskriminierung<br />
und Stigma abzubauen. Es<br />
lohnt sich, den eigenen HIV-Status zu<br />
kennen – ein langes und gutes Leben mit<br />
HIV ist möglich. Mit großer Sorge sehen<br />
wir aktuell den Rückgang von HIV-Beratungs-<br />
und Testangeboten angesichts<br />
der COVID-19-Pandemie, sei es aufgrund<br />
der Überlastung der Gesundheitsämter,<br />
sei es aufgrund von eingeschränkten<br />
Angeboten aufgrund der Hygieneanforderungen,<br />
sei es mangels Finanzierung.<br />
Gleichzeitig beobachten wir eine moralische<br />
Verurteilung von Sexualität jenseits<br />
heteronormativ gelebter monogamer<br />
Beziehungen. Sexualität wird verdrängt,<br />
Community-Strukturen sind in Gefahr,<br />
für immer zerstört zu werden. Das kann<br />
nicht zuletzt auch negative Folgen für<br />
die Erreichung der UNAIDS-Ziele haben.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
25. – 27.3., 10. Deutsch-Österreichischer<br />
Aids-Kongress, www.sv-veranstaltungen.de
GESUNDHEIT<br />
MASTURBATION<br />
Spaß für Dich!<br />
Männer masturbieren. Nicht nur die, klar,<br />
aber eben alle, der Rest lügt. Und hier gibt<br />
es etwas für den Mann, der Lust verspürt,<br />
das auch chic aussieht.<br />
„Arcwave Ion“ sei der weltweit erste<br />
„Pleasure Air Stroker“ und verspricht so<br />
eine völlig neue Art der Masturbation, mit<br />
intensiveren und abwechslungsreicheren<br />
Höhepunkten. 2017 entstand in einem Berliner<br />
Sex-Tech-Labor die Idee zu Arcwave,<br />
einer Marke für die sexuellen Bedürfnisse<br />
des Mannes. Die Mission: Die männliche<br />
Masturbation auf ein neues Level zu heben<br />
und die Sextoy-Industrie zu revolutionieren.<br />
Die Arcwave-Entwickler*innen haben die<br />
schon bei Produkten für Frauen erfolgreiche<br />
patentierte Pleasure Air Technologie für<br />
das männliche Geschlecht optimiert.<br />
Dazu brauchte es unter anderem über ein<br />
Dutzend Prototypen, stärkere Luftwellen<br />
und eine größere Oberflächenstruktur. Das<br />
Ergebnis: aufregendere, abwechslungsreichere<br />
und intensivere Orgasmen.<br />
Wie das geht? Arcwave stimuliert das Frenulum<br />
mit pulsierenden Luftwellen und startet<br />
die Stimulation dank der Smart Silence<br />
Technologie erst bei Hautkontakt. Das softe<br />
und flexible Silikon in Kombination mit<br />
Pleasure Air passt sich jedem Penis an – egal<br />
welche Größe und ob beschnitten oder nicht.<br />
Die edle Storage Base lädt und trocknet das<br />
Produkt nach der Reinigung gleichzeitig dank<br />
des integrierten DryTech Stick.<br />
www.arcwave.com
GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
Nichts ist für<br />
die Ewigkeit<br />
Dr. Steffen Schirmer ist Chefarzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive<br />
Mikrochirurgie am St. Marien-Krankenhaus in Berlin. Seit Juni 2020 berät und<br />
behandelt er auch Patienten in der PRAXIS GOLDSTEIN am Winterfeldtplatz. Wir<br />
sprachen über Schönheit, Verjüngungskuren und darüber, wann zu viel zu viel ist.<br />
FOTO: DIAGO MARIOTTA MENDEZ<br />
Sind Männer eitler als Frauen?<br />
Ich denke nicht, dass Männer grundsätzlich<br />
eitler sind als Frauen, aber es gibt Männer,<br />
die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legen oder<br />
mehr perfektionistisch veranlagt sind. Mit<br />
den Eitelkeiten hält es sich aber eher die<br />
Waage und es ist immer sehr individuell.<br />
Mit was für Wünschen und Vorstellungen<br />
kommen Männer zu dir?<br />
Viele Männer wissen schon sehr genau,<br />
was sie an sich verändern lassen wollen.<br />
Ein frischer Look und erholtes Aussehen<br />
sind für sie wichtig im Alltag. Man möchte<br />
nicht verbraucht erscheinen oder die<br />
Müdigkeit angesehen bekommen. Viele<br />
lassen sich mit einer Plasmabehandlung<br />
die Haut etwas verjüngen, gerade um die<br />
Augen herum. Es kommt sehr auf die<br />
Altersstruktur und die Beschaffenheit der<br />
Haut an. Bei ersten Falten kann man super<br />
mit Botox arbeiten. Andere haben einen<br />
zunehmenden Verlust des Unterhaut-<br />
Fettgewebes. Das Gesicht wirkt dann wie<br />
eingefallen, wobei es sich aber um einen<br />
natürlichen Alterungsprozess handelt. Es<br />
kommen Patienten von Mitte 20 bis 60<br />
Jahren zu mir.<br />
Mit Mitte 20? Ist das nicht ein wenig<br />
jung?<br />
Man kann auch mit Mitte 20 bereits etwas<br />
machen, ob man das allerdings sollte, ist<br />
von Patient zu Patient unterschiedlich.<br />
Die Erbanlagen spielen eine große Rolle.<br />
Manche haben mit Mitte 20 mehr Falten als<br />
jemand mit 40 Jahren. Aus dem Grund sind<br />
Botox-Behandlungen, Therapie mit Plasma<br />
oder eine Vergrößerung von als zu klein<br />
empfundenen Lippen auch bei jüngeren<br />
Männern keine Seltenheit.<br />
Was ist die Plasma-Therapie?<br />
Die Plasma-Therapie, auch PRP genannt, ist<br />
etwas sehr Natürliches, weil der Wirkstoff<br />
aus dem eigenen Körper gewonnen wird.<br />
Es ist Plasma, welches mit Thrombozyten<br />
(Blutplättchen) angereichert ist. Diese Blutbestandteile<br />
werden durch Zentrifugieren<br />
getrennt und dann in die betroffenen<br />
Stellen injiziert. Man regt damit auch die<br />
Kollagen-Produktion der Haut an. Die<br />
Behandlung mit PRP ist schmerzarm und<br />
eignet sich auch bei Haarausfall, solange<br />
noch Haarfollikel vorhanden sind. Die PRP<br />
unterstützt die Haar-Regeneration, wenn<br />
es also dünner wird, kann man es in einem<br />
bestimmten Rhythmus (ca. sechs Wochen)<br />
behandeln, um das Haarwachstum<br />
anzuregen. Ich empfehle, es jedes halbe<br />
Jahr auszuprobieren und zu sehen, ob der<br />
gewünschte Effekt eintritt.<br />
Botox hingegen ist ein hervorragendes<br />
Medikament, welches zur Faltenbehandlung<br />
genutzt wird. Hyaluronsäure wird als<br />
Filler verwendet, da es ein Fremdmaterial<br />
ist, welches in den Körper injiziert wird.<br />
Diese Art von Filler wird angewandt, wo<br />
Volumen ersetzt werden soll, etwa in den<br />
Lippen.<br />
Wie lange halten die Anwendungen?<br />
Nichts ist für die Ewigkeit, der Alterungsprozess<br />
wird ja nicht gestoppt. Die<br />
Schwerkraft ist nach wie vor da und alles<br />
wird nach unten gezogen. Bei Botox geht<br />
man von vier bis sechs Monaten aus, je<br />
nach Beschaffenheit der Haut und wie<br />
stark die Muskulatur ist. Die Wirksamkeit<br />
von PRP tritt nach etwa zwei Wochen ein.<br />
Nach der Anwendung ist man aber nicht<br />
sofort gesellschaftsfähig. Bei Botox ist das<br />
anders, denn man sieht die Einstiche nicht.<br />
PRP, Botox und Filler bietest du<br />
auch in der Praxis Goldstein an,<br />
größere Operationen im St. Marien-<br />
Krankenhaus, richtig?<br />
In der Praxis berate ich kostenlos und<br />
unverbindlich. Wenn wir dann beim Befund<br />
eher eine operative Indikation feststellen,<br />
würden wir den Eingriff im Krankenhaus<br />
vornehmen, inklusive der Narkosebesprechung.<br />
Zu operativen Eingriffen gehören die<br />
Augenlid- sowie Bauchdecken-Straffung,<br />
Facelifts, Fettabsaugung und auch Lipofilling,<br />
wo Fett von einer Stelle an die andere<br />
transferiert wird.<br />
Wann sagst du als Arzt Stopp, weil<br />
du Eingriffe nicht mehr vertreten<br />
kannst?<br />
Es gibt Befunde, die man nicht deutlich<br />
optomieren kann. Man muss also realistisch<br />
einschätzen können, was zu verbessern ist,<br />
und mit dem Angebot dieser Verbesserungen<br />
auch mitteilen, welche Komplikationen<br />
auftreten können. Wenn ich einschätze,<br />
dass keine Optimierung möglich ist, mache<br />
ich es auch nicht. Patient und Arzt müssen<br />
sich unterhalten, wie und ob was machbar<br />
ist, und sich dann auch einig sein.<br />
*Interview: Ernesto Klews<br />
Dr. Steffen Schirmer in der PRAXIS GOLD-<br />
STEIN, Maaßenstr. 14, Berlin<br />
www.drsteffenschirmer.com<br />
info<br />
PRP-Plasma-Therapie: PRP steht für<br />
„platelet-rich plasma“ oder „plättchenreiches<br />
Plasma“, welches reich an<br />
Blutplättchen (Thrombozyten) ist und<br />
unter die Haut injiziert wird.<br />
Botox: Botulinumtoxin ist ein<br />
Nervengift bzw. Protein. Es wird von<br />
verschiedenen Stämmen der Bakterienspezies<br />
Clostridium botulinum<br />
gebildet. Die Substanz wird in die<br />
Gesichtsmuskeln injiziert, um Falten so<br />
zu glätten. Botulinumtoxin verhindert<br />
den Austausch von Signalen zwischen<br />
Nervenendung und Muskel. Dies<br />
verhindert Muskelkontraktionen, die für<br />
die Faltenbildung verantwortlich sind.<br />
Hyaluronsäure: Hyaluronsäure kommt<br />
natürlich im Körper vor. Sie ist ein<br />
wichtiger Bestandteil verschiedener<br />
Bindegewebsarten. Besonders zeichnet<br />
sich die Hyaluronsäure dadurch<br />
aus, dass sie sehr große Mengen<br />
Wasser an sich binden kann.
GESELLSCHAFT<br />
INTERVIEW<br />
FOTOS: BEIERSDORF<br />
AUSGEZEICHNET:<br />
Du selbst sein bei Beiersdorf<br />
Unser Interview mit dem<br />
„Vice President, Global NIVEA<br />
Brand & Design“ über das von ihm<br />
gegründete und durch PROUT AT<br />
WORK mit dem „Rising Star Award<br />
2020“ ausgezeichnete queere<br />
Mitarbeiter*innennetzwerk „Be You<br />
@ Beiersdorf“.<br />
Diversity wird auch in deutschen<br />
Unternehmen immer häufiger als integrale<br />
Bestandteil der Firmenphilosophie begriffen<br />
und sogar als Wachstumsfaktor wahrgenommen.<br />
Zurecht: Ende 2020 konnten<br />
Analysten der Investmentbank Credit Suisse<br />
in der Studie „The LGBT 350“ belegen,<br />
dass Betrieben, die proaktiv für Diversity<br />
eintreten und einen LGBTIQ*-Gleichstellungsansatz<br />
verfolgen, gemessen an ihrer<br />
Aktienkursentwicklung, überdurchschnittlich<br />
erfolgreich sind. Anleger, die darauf<br />
achteten, haben demnach in den vergangenen<br />
zehn Jahren jährlich vier Prozent mehr<br />
Rendite im Vergleich zum Gesamtmarkt<br />
erzielt. Die Vorteile einer queerinklusiven<br />
Unternehmensphilosophie liegen laut Credit<br />
Suisse einerseits darin, Talente anzuziehen<br />
und als Mitarbeiter*innen zu halten sowie<br />
queere Kunden zu gewinnen. Die weltweite<br />
jährliche Kaufkraft der LGBTIQ*-Community<br />
wird von den Studienmachern auf bis zu<br />
5,6 Billionen US-Dollar geschätzt.<br />
Als Szenemagazin begleiten wir diesen<br />
Prozess bereits seit Jahren proaktiv und<br />
stellen immer wieder Macher*innen vor, die<br />
die Regenbogenfarben in die Unternehmen<br />
der Republik bringen. Im Falle von Ralph<br />
Zimmerer ist dies sogar auf einem der<br />
bekanntesten Pflegeprodukte der Welt<br />
sichtbar geworden.<br />
„Be You @ Beiersdorf“ bedeutet,<br />
jede*r kann sich als Mitarbeiter*in bei<br />
euch so verwirklichen, wie er selbst<br />
ist?<br />
Die Idee dahinter ist wirklich, dass wir<br />
wollen, dass jede*r, also er, sie, sier, zur Arbeit<br />
kommt und sich verwirklichen kann und das<br />
wahre Ich auch zeigen kann. Der Gedanke<br />
dahinter ist natürlich bis zu einem gewissen<br />
Grad auch ein geschäftlicher. Es gibt sehr<br />
viele Untersuchungen, dass diverse Teams<br />
und auch Firmen, die das fördern, erfolgreicher<br />
sind. Von daher ist es beides: ein<br />
genereller Anspruch an den Menschen, sich<br />
selbst wirklich einbringen zu können, um<br />
sich auch weiterzuentwickeln, aber auch,<br />
um dem Geschäftserfolg zu helfen.<br />
Ihr habt die Charta der Vielfalt<br />
unterzeichnet. Wann und was wollt<br />
ihr damit signalisieren?<br />
Dass wir uns für Vielfalt einsetzen und<br />
dass wir das als Unternehmen vorantreiben<br />
wollen.<br />
Und manchmal kommt es ja auch auf<br />
die Verpackung an. Ihr habt dieses<br />
Jahr diese Regenbogendose gehabt.<br />
Wie kam das an?<br />
Das kam super an. Es war ein ganz großer<br />
Erfolg. Es wurde auch sehr, sehr breit in den<br />
Markt gebracht. Auch digital unterstützt.<br />
Und wir hatten wirklich sehr positives<br />
Feedback der Leute. Und interessant in<br />
zwei-, dreierlei Hinsicht: Es gab Leute, die<br />
fanden es super, weil sie verstehen was<br />
das heißt. ‚Ach, so eine Regenbogendose<br />
von NIVEA. Das heißt, NIVEA kümmert<br />
sich wirklich um Vielfältigkeit um LGBTIQ*‘.<br />
Manche Leute haben es sich erklären<br />
lassen. Wir haben so einige Anekdoten,<br />
von einer älteren Dame beispielsweise,<br />
die dann über die Tochter oder Enkelin<br />
herausgefunden hat, um was es da geht.<br />
Die fand das eigentlich gar nicht so toll, das<br />
Thema. Hat sich aber dann gesagt, ‚wenn<br />
NIVEA das propagiert, wird das schon okay<br />
sein‘. (lacht)<br />
Die dritte Gruppe sind die, die gar nicht<br />
wissen, worum es geht. Die fragen dann:<br />
‚Was ist denn diese Regenbogen Sache?<br />
Das sehe ich immer und überall. Ich weiß<br />
gar nicht, was das ist.’ Und da ist das dann<br />
einfach Aufklärungsarbeit.<br />
*Interview: Ulli Pridat I Transkription/<br />
Redaktion: Christian Knuth<br />
Auf männer.media erzählt Ralph Zimmerer,<br />
ob es die Regenbogen-NIVEA in<br />
Zukunft auch in Polen gibt und wie das<br />
Netzwerk „Be You“ entstanden ist.
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GESELLSCHAFT<br />
RELIGION<br />
Bremer Pastor wegen<br />
Volksverhetzung verurteilt<br />
FOTO: M. RÄTZ<br />
8.100 Euro Strafe verhängte<br />
die vorsitzende Richterin Ellen<br />
Best am Bremer Amtsgericht gegen<br />
den Pastor der örtlichen evangelischen<br />
St.-Martini-Gemeinde.<br />
Olaf Latzel hatte Homosexualität<br />
bei einer Kirchenveranstaltung als<br />
„Degenerationsform der Gesellschaft“ und<br />
CSD-Besucher*innen als „Verbrecher“ und<br />
„todeswürdig“ bezeichnet.<br />
Das Gericht verhängte eine Freiheitsstrafe<br />
von drei Monaten, umgewandelt zu einer<br />
Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 90<br />
Euro, was insgesamt 8.100 Euro macht.<br />
Damit blieb es unter der Forderung der<br />
Staatsanwaltschaft, die eine Strafe von vier<br />
Monaten verlangt hatte. Die Verteidigung<br />
hatte auf Freispruch plädiert. (AZ: 96 Ds<br />
225 Js 26577/20) Erleichterung beim CSD<br />
und in Kirchenkreisen: Für die Bremische<br />
Evangelischen Kirche (BEK) äußerste sich<br />
Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus<br />
gegenüber buten un binnen „zutiefst<br />
betroffen“ darüber, dass „ein Pastor unserer<br />
Kirche wegen Volksverhetzung verurteilt<br />
worden ist“. Das lesbische Pastorinnenehepaar<br />
von Anders Amen ** unterbrach<br />
sogar seinen Mutterschaftsurlaub. Ellen<br />
Radtke sendete uns einen überraschten<br />
Kommentar, denn mit einer Verurteilung<br />
hatte sie nicht gerechnet. „Es ist gut, dass<br />
Pastor Olaf Latzel für die Aussagen, die<br />
er getätigt hat, auch tatsächlich verurteilt<br />
worden ist. {...} Wir freuen uns darüber!<br />
Denn: Die Aussagen die er getätigt hat,<br />
sind nicht ‚einfach biblische’ Aussagen.“<br />
Der Bremer CSD Verein war einer der<br />
ersten, der nach Bekanntwerden der<br />
Hetzrede Strafanzeige bei der Polizei<br />
gegen Latzel stellte. Er begrüßt in einer<br />
Stellungnahme das Urteil.<br />
„Auch wenn die Verteidigung bereits<br />
Rechtsmittel bis zum Bundesverfassungsgericht<br />
angekündigt hat, so<br />
beweist das Urteil ganz eindeutig, dass<br />
es sich nicht einfach um die Befindlichkeiten<br />
von queeren Menschen handelt,<br />
sondern um Volksverhetzung und ein<br />
vergiftetes Klima.“<br />
Robert Dadanski,<br />
Pressesprecher und Vorstand<br />
WIE GEHT ES WEITER?<br />
Olaf Latzel hat legte umgehend<br />
Rechtsmittel gegen das Urteil ein. Der<br />
Kirchenausschuss der BEK entschied<br />
dementsprechend, dass das Disziplinarverfahren<br />
weiterhin ausgesetzt wird.<br />
Allerdings wurde auch beschlossen, Latzel<br />
vorläufig des Dienstes zu entheben, bzw.<br />
mit ihm eine Einigung zu erzielen:<br />
„Es ist nach unserer Überzeugung<br />
nicht möglich, dass ein Pastor, der von<br />
einem Gericht der Bundesrepublik<br />
Deutschland wegen Volksverhetzung<br />
verurteilt worden ist, während der<br />
Dauer des Disziplinarverfahrens weiter<br />
seinen Dienst tut. {...} Eine Ausübung des<br />
Dienstes während dieser Zeit würde die<br />
Glaubwürdigkeit der Wahrnehmung des<br />
kirchlichen Dienstes und das Ansehen<br />
der Bremischen Evangelischen Kirche in<br />
der Öffentlichkeit schwer beschädigen.<br />
Der Kirchenausschuss bittet die<br />
Menschen, denen durch die Äußerungen<br />
von Pastor Latzel Leid und Unrecht<br />
zugefügt wurde, um Verzeihung.“<br />
Wir berichten fortlaufend auf<br />
männer.media! *ck<br />
BEK-Schriftführer,<br />
Pastor Dr. Bernd Kuschnerus<br />
** Anders Amen, das ist ein lesbisches<br />
Pastorinnenpaar, Steffi und Ellen Radtke,<br />
welches mit intelligenten YouTube-<br />
Beiträgen, queerem Witz und viel Charme<br />
für queere Sichtbarkeit und auch für die<br />
Verbreitung christlicher Gedanken sorgt.
FILM<br />
INTERVIEW<br />
KATE WINSLET:<br />
„Wunderschöne Romanze“<br />
Dreißig Jahre ist es her, dass<br />
Kate Winslet ihre Karriere als<br />
Teenager im britischen Fernsehen<br />
begann. Der Durchbruch kam 1994<br />
mit „Heavenly Creature“, gefolgt<br />
von „Sinn und Sinnlichkeit“ und<br />
natürlich „Titanic“. Später war die<br />
Engländerin in Filmen wie „Iris“,<br />
„Vergiss mein nicht!“, „Little Children“<br />
oder „Contagion“ zu sehen, für „Der<br />
Vorleser“ wurde sie mit dem Oscar<br />
ausgezeichnet. Nun spielt sie eine der<br />
beiden Hauptrollen im Historienfilm<br />
„Ammonite“ (voraussichtlich ab dem<br />
21. Januar in deutschen Kinos), dem<br />
neuen Werk des schwulen Regisseurs<br />
Francis Lee („God’s Own Country“).<br />
Wir konnten die 45-Jährige anlässlich<br />
dieser im 19. Jahrhundert spielenden<br />
lesbischen Liebesgeschichte via<br />
Zoom interviewen.<br />
Miss Winslet, Sie spielen in<br />
„Ammonite“ die Fossiliensammlerin<br />
Mary Anning, die es wirklich<br />
gegeben hat. Wie viel wussten Sie<br />
über diese Frau?<br />
Den Namen Mary Anning hatte ich zwar<br />
schon gehört, aber eigentlich wusste ich<br />
kaum etwas über sie. Vor allem hatte<br />
ich keine Ahnung, was sie letztlich aus<br />
wissenschaftlicher Sicht alles geleistet hat.<br />
Ich musste ordentlich recherchieren, was<br />
natürlich dadurch erschwert wurde, dass<br />
über sie längst nicht so viel geschrieben<br />
wurde wie über ihre männlichen<br />
Zeitgenossen.<br />
Wie haben Sie sich denn auf die<br />
Rolle vorbereitet?<br />
Sie meinen, außer dass ich wochenlang<br />
an den Stränden Südwestenglands nach<br />
Fossilien gesucht und Steine aufgeklopft<br />
habe? Ich hatte glücklicherweise Zugang<br />
zu ein paar ihrer echten Tagebücher.<br />
Das fand ich enorm hilfreich, schon<br />
weil ich mir größte Mühe geben wollte,<br />
ihre Handschrift so gut wie möglich zu<br />
kopieren. Vor allem aber fand ich es wichtig<br />
zu sehen, welch enge Beziehungen Mary<br />
zu den Frauen in ihrem Leben pflegte. Sie<br />
hat nie aufbegehrt gegen das patriarchale<br />
Gesellschaftssystem, in dem sie gefangen<br />
war, und hat immer akzeptiert, dass ihre<br />
wissenschaftliche Brillanz nie so anerkannt<br />
wurde wie die von Männern. Da war sie<br />
bemerkenswert geduldig und klaglos. Aber<br />
gleichzeitig waren immer andere Frauen<br />
ihre engsten Vertrauten und Verbündeten.<br />
Im Film entwickelt sich eine<br />
Liebesbeziehung zwischen Anning<br />
und der jüngeren Charlotte<br />
Murchison. Die ist aber nicht<br />
verbürgt, oder?<br />
Nein, sicher ist nur, dass Mary mit<br />
Charlotte und ihrem Mann befreundet<br />
war. Vieles spricht auch dafür, dass sie die
FILM<br />
beiden in London besucht und eine Weile<br />
bei ihnen gewohnt hat. Wobei sie wohl<br />
in ihrem ganzen Leben ihren Küstenort<br />
nur zweimal verlassen hat und nach<br />
London gefahren ist. Auch in „Ammonite“<br />
ist der Aufbruch in die Großstadt für sie<br />
eigentlich eine viel größere Sache als die<br />
intime Beziehung zu Charlotte. Letztere<br />
ist viel eher eine Selbstverständlichkeit.<br />
Angeblich haben Sie die Rolle<br />
sofort angenommen, nachdem<br />
Sie das Drehbuch gelesen hatten.<br />
Entscheiden Sie sich immer so<br />
impulsiv?<br />
Kann man so nicht unbedingt sagen.<br />
Obwohl ich viele meiner beruflichen<br />
Entscheidungen schon recht instinktiv<br />
treffe, aus dem Bauch heraus. Im Fall von<br />
„Ammonite“ merkte ich einfach gleich,<br />
dass ich es schwer aushalten würde,<br />
jemand anderen in dieser Rolle zu sehen.<br />
Ich fühlte sofort Besitzansprüche dieser<br />
Mary Anning gegenüber. Und ich hatte<br />
einfach noch nie so ein Drehbuch gelesen.<br />
Sie meinen die Liebesgeschichte<br />
dieser beiden Frauen?<br />
Ja, auch. Ich finde es sehr wichtig, LGBTQ-<br />
Geschichten stärker in den Mainstream<br />
zu holen, und die zarte, wunderschöne<br />
Romanze zwischen Mary und Charlotte ist<br />
wirklich etwas Besonderes. Nicht zuletzt,<br />
weil sie ohne Zögern, Geheimhaltung oder<br />
Angst auskommt. Es wäre doch toll, wenn<br />
das Publikum häufiger Geschichten über<br />
Menschen aus der LGBTQ-Community<br />
und ihre Beziehungen im Kino zu sehen<br />
bekommt. Und vor allem möglichst<br />
verschiedene. Unserem Regisseur Francis<br />
Lee ist da wirklich etwas sehr Spezielles<br />
gelungen, und mir war es eine große Ehre,<br />
ein Teil dieser tollen Geschichte zu sein.<br />
Die Sexszenen haben Sie und Ihre<br />
Kollegin Saoirse Ronan selbst<br />
choreografiert. Was war Ihnen dabei<br />
wichtig?<br />
Wir sind nun einmal beide Frauen,<br />
deswegen lag es nahe, dass wir die<br />
intimen Momente zwischen zwei<br />
Frauen in die eigenen Hände nehmen.<br />
Wir wollten, dass diese Szenen<br />
wirklich authentisch aussehen und<br />
diesen Frauen und ihrer Geschichte<br />
wirklich gerecht werden. Uns ging<br />
es um Leidenschaft auf Augenhöhe,<br />
zwischen zwei Menschen, die eine<br />
echte Verbindung zueinander spüren.<br />
Vor allem wollten wir nicht, dass diese<br />
Sexszenen irgendwie reißerisch oder<br />
plakativ wirken. Viel zu oft fehlt solchen<br />
Szenen zwischen zwei Frauen oder zwei<br />
Männern die Selbstverständlichkeit<br />
und Normalität, mit der heterosexuelle<br />
Sexszenen gedreht werden. Da wollten<br />
wir gegensteuern. Nicht dass unser<br />
wunderbarer Regisseur Francis Lee, der<br />
uns immer unglaublich viel Vertrauen<br />
entgegenbrachte und ein Gefühl von<br />
Sicherheit schuf, das irgendwie auf<br />
fragwürdige Weise gemacht hätte. Aber<br />
es war wirklich eine schöne Erfahrung,<br />
gemeinsam mit Saoirse in diesem Fall<br />
selbst die Zügel in der Hand zu haben.<br />
Mit etwas Glück gehen Sie mit<br />
„Ammonite“ mal wieder ins Rennen<br />
um den Oscar. Gewonnen haben Sie<br />
den wichtigsten Filmpreis der Welt<br />
ja schon 2009. Sind Ihnen solche<br />
Ehrungen also überhaupt noch<br />
wichtig?<br />
Oh, glauben Sie mir, solche Preise sind<br />
für uns Künstler immer wichtig. Und<br />
etwas ganz Wundervolles. Davon träumt<br />
man natürlich. Selbst wenn man schon<br />
so lange dabei ist wie ich und bei vielen<br />
solcher Veranstaltungen dabei war, hat<br />
man das nie über. Ich habe natürlich<br />
keine Ahnung, wie die Oscar-Verleihung<br />
und all die anderen Events dieser Art<br />
in den Wochen davor <strong>2021</strong> stattfinden<br />
und aussehen werden. Aber gerade im<br />
Moment ist es doch wichtiger denn je,<br />
künstlerische Leistungen zu feiern und<br />
stolz auf unsere Branche zu sein. Wenn<br />
wir mit „Ammonite“ ein kleiner Teil davon<br />
sein können, würde mich das sehr freuen.<br />
*Interview: Jonathan Fink
FILM<br />
STREAMING<br />
FOTO: SALZGEBER<br />
„MOFFIE“ in der Queerfilmnacht<br />
Bundesweit ist ab dem 1. Januar der neue<br />
Salzgeber-Film „Moffie“ als VoD zu sehen.<br />
Er spielt Anfang der 1980er in Südafrika,<br />
ein Land, geteilt durch Rassismus, Apartheid<br />
und den Grenzkrieg zu Angola.<br />
Der junge weiße und schwule Nicholas<br />
van der Swart muss seinem Land dienen,<br />
gegen den Kommunismus und die<br />
„schwarze Bedrohung“ kämpfen. Niemand<br />
weiß, dass er schwul ist, käme dies raus,<br />
hätte er als Moffie ein hartes Leben. Das<br />
damalige Regime war nicht nur gegen<br />
Schwarze, es war auch ganz klar gegen<br />
Schwule. Doch gegen seine Gefühle<br />
für den Kameraden Dylan kann er nicht<br />
ankämpfen ...<br />
„In den vergangenen zwanzig Jahren sind<br />
viele Geschichten über das Apartheidsystem<br />
erzählt worden und über die Leben,<br />
die es ruinierte, die Helden, die es hervorbrachte,<br />
und den Zoll, den es dem Erbe des<br />
südafrikanischen Volkes abverlangte. Doch<br />
hier geht es um einen komplexeren Aspekt<br />
– die verborgene Geschichte der weißen<br />
Männer, die die Propagandamaschinerie<br />
der Apartheid ertragen mussten“, so der<br />
Regisseur Oliver Hermanus über seinen<br />
Film. Lohnt sich! *rä<br />
„queerfilmnacht goes online“: Ab 1.1.21<br />
als Video on Demand im Salzgeber Club,<br />
www.salzgeber.de<br />
DVD<br />
Ich bin Anastasia<br />
FOTOS: WWW.MISSINGFILMS.DE<br />
Bei missingFILMS erschien vor einigen<br />
Wochen ein ungewöhnlicher<br />
Film über einen ungewöhnlichen<br />
Menschen: „Ich bin Anastasia“<br />
über Frau Oberstleutnant<br />
Anastasia Biefang. Der<br />
Film von Thomas Ladenburger<br />
über die ersteTrans*<br />
in der Geschichte der<br />
Bundeswehr ist ein höchst<br />
wichtiges und informatives,<br />
intimes und sympathisches<br />
Porträt geworden, das<br />
keine der 95 Minuten<br />
Dauer langweilt. Er begleitet<br />
Anastasia bei ihrem<br />
Transitionsprozess zur Frau<br />
und verfolgt ihren Dienstantritt als<br />
Kommandeurin. „Meine Transsexualität<br />
trieb mich schon seit den<br />
späten Teenagerjahren um, auch<br />
wenn ich es damals nicht mit diesem<br />
Begriff bezeichnete. [...] Meine<br />
sexuelle Orientierung als bisexueller<br />
Mensch, also die Bestimmung<br />
meiner geschlechtlich-sexuellen<br />
Orientierung, war mein erstes<br />
geschlechtliches Thema. Bis ich<br />
kapierte, dass ich Frauen und<br />
Männer gleichermaßen sexuell<br />
attraktiv und begehrenswert<br />
empfinde, dauerte es schon einige<br />
Zeit. Die Frau in mir rauszulassen<br />
war schwierig. Ich empfand es<br />
zunächst als falsch und schämte<br />
mich“, verriet uns das mutige Role<br />
Model einmal im Interview über<br />
ihren Weg. *rä<br />
www.missingfilms.de
ody & beauty /// katie melua<br />
Europas. Fünf Alben und zahlreiche Auszeichnungen später erscheint in diesem Jahr ihr achter Longplayer.<br />
048 ///<br />
Interview: Felix Just<br />
GLÜCKWUNSCH ZU DEINEM ACHTEN STUDIO-<br />
ALBUM! OBWOHL DU SCHON IN DER VERGAN-<br />
GENHEIT DEINE EIGENEN TEXTE GESCHRIEBEN<br />
HAST, IST DAS DEIN ERSTES ALBUM, AUF DEM<br />
ALLE SONGS DEINE HANDSCHRIFT TRAGEN.<br />
BIST DU EXTRA STOLZ?<br />
Es ist auch mein allererstes Album ohne Coversongs!<br />
Meine Co-Autoren und ich haben zehn völlig neue<br />
Songs geschrieben. Es hat wahnsinnig viel Spaß<br />
gemacht. Was mich schon immer interessiert hat, ist<br />
das Ungleichgewicht von Musik und Zeile. Wer hat<br />
eigentlich entschieden, dass Musiktexte simpel sein<br />
müssen? Als ich mal mit einem absolut genialen Autor<br />
zusammensaß und an einem Song schrieb, meinte er<br />
zu mir, dass die Worte keine Bedeutung hätten. Und<br />
ich fragte ihn: „Wie kann es sein, dass die Worte keine<br />
Bedeutung haben? Sie sind das Wichtigste an einem<br />
Lied.“ Er erinnerte mich an die Songtexte der Beatles<br />
und welchen Erfolg die Band mit sehr einfachen<br />
Reimen hatte. In diesem besonderen Fall hatte er natürlich<br />
recht, grundsätzlich stimme ich ihm aber nicht<br />
zu. Wenn ich singe, geht es mir darum, eine Geschichte<br />
zu erzählen. Überhaupt habe ich das Gefühl, die<br />
Musikindustrie steckt jede Menge Geld und Know-how<br />
in den Producer-Part der Produktion, aber scheint den<br />
Prozess des Liederschreibens zu ignorieren.<br />
ICH KANN DIR DA ALS AUTOR NUR ZUSTIMMEN.<br />
Klar, du als Redakteur verstehst natürlich,<br />
was ich meine.<br />
ABSOLUT! ABGESEHEN VON DEN TEXTEN,<br />
DIE DU FÜR „ALBUM NO. 8“ VERFASST HAST:<br />
WAS WAR DIE IDEE HINTER DEINEM JÜNGSTEN<br />
LONGPLAYER? ES KLINGT BEIM ERSTEN HÖREN<br />
EIN BISSCHEN WIE EIN ROMAN.<br />
Ursprünglich war das zwar nicht die Idee,<br />
aber es macht Sinn, dass du das sagst. Geschichten<br />
zu erzählen und meine Worte buchstäblich weise<br />
zu wählen, sind ein großer Teil meines kreativen<br />
Prozesses.<br />
SEIT „CALL OFF THE SEARCH“ SIND 17 JAHRE<br />
VERGANGEN. WAS HAT SICH SEIT DEINEM<br />
ERSTEN ALBUM FÜR DICH ALS KÜNSTLERIN<br />
VERÄNDERT?<br />
Als ich damals anfing, Musik zu machen, arbeitete ich<br />
mit Mike Batt zusammen, der mir mehr als dreißig<br />
Jahre Erfahrung voraushatte Es war also Mikes Vision<br />
und Mikes Musik und ich war die Stimme. Als Kind<br />
georgischer Eltern, die vom Kommunismus geprägt<br />
wurden, war für mich von Anfang an klar, dass du<br />
nur als Team das beste Produkt abliefern kannst. Das<br />
hat sechs Alben lang auch sehr gut funktioniert. Er<br />
war mein Mentor. Und dann war es an der Zeit, dass<br />
ich mich als Künstlerin weiterentwickle und wachse.<br />
Meine ersten Erfolge waren sehr unschuldige Lieder.<br />
Jetzt bin ich 35 und meine Musik soll das auf ehrliche<br />
Weise widerspiegeln.<br />
DEIN DEBÜTALBUM ERSCHIEN IM SELBEN<br />
JAHR WIE CHRISTINA AGUILERAS „STRIPPED“<br />
ALBUM, DAS SIE WEG VOM TEENIE-IMAGE<br />
UND HIN ZUR JUNGEN ERWACHSENEN<br />
TRANSPORTIEREN SOLLTE. ETWAS, DAS IHR<br />
BEIDE AUSSERDEM GEMEINSAM HABT, IST<br />
LEO ABRAHAMS, DER ALS PRODUZENT FÜR<br />
AGUILERA AN „BIONIC“ ARBEITETE. JETZT<br />
HAT ER „ALBUM NO. 8“ MIT DIR ENTWICKELT.<br />
WOHER WUSSTEST DU, DASS ER DER<br />
RICHTIGE FÜR DICH WAR?<br />
Mein letztes Album war fokussiert auf meinen Gesang<br />
und hatte einen starken A-capella-Charakter. Für<br />
„Album No. 8.“ wollte ich aber eine ganze Reihe<br />
namhafter Musiker. Einer von ihnen hatte mir Leo als<br />
Produzent empfohlen. Zur gleichen Zeit hatte Leo<br />
mein Management kontaktiert. Wir haben uns also getroffen<br />
und ich habe ihm erklärt, was ich mir vorstellte.<br />
Darauf sagte er: „Klingt gut.“ (lacht) Es hilft auch,<br />
dass Leo ein brillanter Gitarrenspieler ist.<br />
WÜRDEST DU AUCH MAL IN VÖLLIG ANDERE<br />
GENRES EINTAUCHEN? ROCKMUSIK ODER<br />
BUBBLEGUM-POP À LA CHRISTINA AGUILERA?<br />
Auf der Bühne probiere ich mich schon immer in<br />
verschiedenen Genres aus – ich habe schon Künstler<br />
wie Janis Joplin gecovert und singe auch Jazz-,<br />
Blues- und Folk-Songs. Auf meinen Alben zeige ich<br />
diese Seite von mir noch nicht. Wer weiß, vielleicht<br />
kommt das noch.<br />
DAS BILD AUF DEM COVER ZEIGT DICH MIT<br />
EINER RETRO-KAMERA IN DEN HÄNDEN.<br />
HAST DU DAS FOTO SELBST GESCHOSSEN?<br />
WAR DAS AUFGRUND VON CORONA?<br />
Ja. Das Label hatte die Idee, mir diese Kamera zu<br />
schicken, damit ich das Cover selbst aufnehme. Es ist<br />
wirklich cool. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass<br />
ich mal mein eigenes Coverfoto schieße.<br />
WIRD ES EINE TOUR ZUM ALBUM GEBEN,<br />
WENN ES DIE UMSTÄNDE WIEDER ZULASSEN?<br />
Wir hatten eine große Tour geplant, die leider gecancelt<br />
wurde. Aber wir stehen in den Startlöchern und<br />
können jederzeit loslegen.<br />
Mehr Informationen zum neuen Album und möglichen<br />
Tourdaten unter www.katiemelua.com<br />
/// 049<br />
t r a v e l /// jump in here!<br />
Das Kayon Jungle Resort inmitten von<br />
Balis grünen Regenwäldern verfügt über<br />
38 Suiten und Villen und könnte ungestörter<br />
nicht sein. Unweit der kleinen Stadt Ubud<br />
hat sich der Designer des Hotels – ein<br />
junger Balinese – von den Reisfeldern der<br />
Umgebung inspirieren lassen. Der Pool mit<br />
Blick ins unendliche Grün erinnert an die<br />
Terrassen des traditionellen Reisanbaus.<br />
www.thekayonjungleresort.com<br />
Eine „Best of Pools“-Doppelseite wäre nicht komplett<br />
ohne den Infinity Pool des Marina Bay Sands in<br />
Singapur. Er wurde auf der 57. Etage des Hotels<br />
errichtet und ist nicht nur der am höchsten gelegene<br />
Infinity Pool der Welt, sondern hat auch das längste<br />
Becken, das nicht am Boden gebaut wurde. Entlang<br />
der 150 Meter Badespaß dürfen Gäste und Besucher<br />
bis in die späten Abendstunden die Aussicht auf die<br />
Skyline, Drinks und ausgewählte Snacks genießen.<br />
Eine Nacht im Marina Bay Sands kostet in der günstigsten<br />
Zimmerkategorie rund 400 Euro.<br />
www.marinabaysands.com<br />
Sogenannte Rockpools haben in Australien eine lange Tradition. Die<br />
ersten Freiluftbäder dieser Art wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
errichtet, als Australien noch eine Strafkolonie war. Der Bronte<br />
Rockpool befindet sich am Bronte Beach, circa zwei Kilometer entfernt<br />
vom bekannteren Bondi Beach in Sydney, und ist dreißig Meter lang.<br />
Das geniale an dieser Art von Pool: Schwimmer müssen auf das Wieim-Meer-Gefühl<br />
nicht verzichten und sind gleichzeitig vor Strömungen<br />
und gefährlichen Meerestieren geschützt.<br />
Was als Abflussgewässer eines riesigen<br />
Wärmekraftwerks entstand, ist heute<br />
eines der bekanntesten Wellnessbäder<br />
der Welt. Die Blaue Lagune in Island ist<br />
etwa 45 Autominuten von der Hauptstadt<br />
Reykjavík entfernt und war einst<br />
ein reines Nebenprodukt des benachbarten<br />
Kraftwerks, das aus Geothermik<br />
Strom und Fernwärme produziert.<br />
Aufgrund der hohen Konzentration von<br />
Kieselalgen versickerten die Wassermengen<br />
nicht im Vulkangestein der<br />
Die schönsten, höchsten und blausten Pools der Welt findest du hier,<br />
auf dieser Doppelseite.<br />
Insel, sondern bildeten ein Reservoir,<br />
das in den 1990ern zu einer Therme<br />
umgebaut wurde. Die Algen und Mineralien,<br />
die im Wasser enthalten sind,<br />
lassen es nicht nur wunderbar blau<br />
leuchten, sondern haben außerdem eine<br />
heilende Wirkung für die Haut.<br />
Noch mehr Infos zur Lagune und dem<br />
angeschlossenen Hotel erfährst du auf<br />
Seite 082 dieser Ausgabe.<br />
www.bluelagoon.com<br />
Text: Felix Just<br />
Das Wellenbad im japanischen Hoshino Resort Risonare<br />
Tomamu ist das größte des Landes. Alle halbe Stunde wird der<br />
Wellengang für zehn Minuten gestartet. Am Abend verwandelt<br />
sich der Poolbereich in eine romantische Lounge-Area. Keine<br />
Lust auf Badespaß? In den umliegenden Bergen darf nach Herzenslust<br />
Wintersport betrieben werden.<br />
www.risonare.com/tomamu<br />
068 /// /// 069<br />
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ALBUM NO. 8<br />
KATIE MELUA<br />
Katie Melua ist eine Ausnahmekünstlerin. Nur wenige Sänger und Sängerinnen schaffen es, sich so lange auf der Welle<br />
des Erfolgs zu bewegen wie die Britin mit georgischen Wurzeln. 2003 feierte sie ihr Debüt mit „Call Off the Search“. 2005<br />
erschien ihr zweites Album „Piece by Piece“ und die Single „Nine Million Bicycles“. „Piece by Piece“ erreichte in mehreren<br />
europäischen Ländern die Nummer eins der Albumcharts. 2006 war Katie Melua die kommerziell erfolgreichste Sängerin<br />
Foto: Rosie Matheson<br />
#62<br />
aesthetic<br />
Edition<br />
JUMP<br />
IN HERE!<br />
DAS SIND DIE SCHÖNSTEN<br />
POOLS DER WELT<br />
Marina Bay Sands, Singapur<br />
JÜMP<br />
IN HERE!<br />
KATIE MELUA,<br />
„Album No. 8“<br />
YOU LOOK GREAT!<br />
NOCH BESSER AUSSEHEN MIT DIESEN<br />
SIMPLEN FASHION-TRICKS<br />
MUSIK<br />
FASO & KATIE MELUA<br />
PLUS: EINE REISE AUF DEN MOND, INSELHOPPING IN GRIECHENLAND UND<br />
GESICHTSMASKEN ZUM SELBERMACHEN<br />
62<br />
4 195978 806955<br />
EU € 6,95 /// CH CHF 9,00<br />
Kayon Jungle Resort, Bali<br />
Bronte Rockpool, Australien<br />
Foto: Adobe Stock/Alexandra Daryl<br />
Blaue Lagune, Island<br />
Hoshino Resort Risonare Tomamu,<br />
Japan<br />
Foto: Visit Iceland<br />
1 2 3<br />
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FILM<br />
NEWCOMER<br />
Mark Wartenberg startet durch<br />
Und posiert nicht ohne Grund so<br />
freizügig. Der Wahlberliner mit<br />
französischen Wurzeln schlägt die Werbetrommel<br />
für eine am Freitag startende<br />
Crowdfunding-Kampagne für einen<br />
queeren Film von Max Thillaye.<br />
Über das anstehende Projekt namens<br />
„Ubiquitous“ verrät Mark Wartenberg<br />
uns: „Die Geschichte dreht sich um<br />
eine Figur namens Camille, die in einer<br />
postkapitalistischen Gesellschaft lebt.<br />
Er gehört zu einer Gruppe von Außenseitern,<br />
die ihr Leben damit verbringen,<br />
sich als andere Menschen auszugeben<br />
– sie beobachten sie, brechen in deren<br />
Zuhause ein und leben mehrere Stunden<br />
wie sie“, so der trainierte Schauspieler.<br />
„Camille macht dies glücklich, bis er<br />
spürt, dass sich etwas in ihm verändert<br />
– über mehrere Erfahrungen und Tage<br />
hinweg entfernt er sich allmählich von<br />
seinem alten Lebensstil und beginnt,<br />
sich selbst zu akzeptieren“, so der Newcomer.<br />
Hier geht es zum Crowdfunding:<br />
www.ubiquitous.movie. *rä<br />
FOTO: R. WILHELM<br />
DVD<br />
Die Liebe ist ein seltsames Ding<br />
Der kanadische Film „Akrobaten“ erzählt von<br />
einem mitunter manipulativen Beziehungsgeflecht<br />
eines aus Russland kommenden<br />
Akrobaten und seinem erfolgreichen Partner.<br />
Wer dominiert hier wen?<br />
Michas Karriere als Hochseilartist ist vorbei,<br />
Christophes Karriere hingegen voll im Gange,<br />
als die beiden sich in einer unfertigen Wohnung<br />
in Montréal im tiefen Winter treffen. Die beiden<br />
Männer verlieben sich ineinander, sie begehren<br />
sich, sie streiten, sie zeigen, wie komplex<br />
und leidenschaftlich, wie abhängig machend<br />
Liebesbeziehungen sein können. Über zwei<br />
Stunden lang nimmt uns der Regisseur<br />
Rodrigue Jean mit auf einen aufgeladenen Ritt<br />
zweier sich liebender und doch auch oft bekriegender<br />
Kerle. Der Film ist in der Originalversion<br />
(englisch, französisch, russisch) mit deutschen<br />
oder englischen Untertiteln zu sehen. *rä<br />
www.gmfilms.de<br />
FOTO: WWW.GMFILMS.DE
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MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
VINCENT GROSS<br />
will glücklich machen<br />
Der 1996 geborene Schweizer<br />
Sänger veröffentlicht Anfang<br />
<strong>2021</strong> sein neues Album „Hautnah“,<br />
die erste Single davon „Über<br />
uns die Sonne“ war sofort ein Spitzenreiter<br />
in den Deutschen AirPlay-Charts,<br />
weitere Hits wie „Chill Out Time“ folgten.<br />
Wir sprachen mit dem jungen Musiker.<br />
Wie erlebst du die Pandemie?<br />
Konzerte kannst du ja gerade<br />
nicht geben.<br />
Ja, das ist das Schwierigste an der<br />
ganzen Zeit. Mir fallen ungefähr<br />
eineinhalb Jahre Tour aus, das ist<br />
finanziell ein herber Verlust, denn<br />
als Künstler lebst du vor allem<br />
von Liveauftritten. Aber ich<br />
will immer an jeder Situation<br />
etwas Positives entdecken ...<br />
Ich nütze daher die Zeit, um<br />
neue Instrumente zu lernen.<br />
Das ist auch eine Chance,<br />
sich weiterzuentwickeln<br />
und sich zu bilden. Und<br />
ich habe ein Interview-<br />
Format auf YouTube<br />
entwickelt, „Stars<br />
um 10 – Hautnah“,<br />
Thomas<br />
Anders und<br />
Elton waren<br />
zum Beispiel<br />
schon da.<br />
FOTO: JÖRG KRESSIG<br />
Wie pflegst du den Kontakt zu<br />
deinen Fans?<br />
Natürlich über Social Media: Facebook,<br />
YouTube und Instagram. Mit meinen<br />
Postings halte ich Kontakt, ich bin jetzt<br />
aktiver als vor Corona. Dabei habe ich<br />
ursprünglich mal auf YouTube angefangen,<br />
das habe ich jetzt eben wieder reaktiviert.<br />
Deine Musik soll die Leute glücklich<br />
machen. Wie schaffst du das?<br />
Vor allem durch die Texte! Aber auch<br />
durch die Melodien und die Komposition.<br />
Sorgen haben wir alle genug, ich will, dass<br />
die Leute einfach mal abschalten und<br />
ihre Sorgen vergessen. Ich habe das<br />
Privileg, andere glücklich zu<br />
machen, das ist doch<br />
der schönste Job<br />
der Welt.
MUSIK<br />
exquisite gay matchmaking<br />
Der Weg ins große Glück zu zweit<br />
Ist das dein persönliches Glücksrezept,<br />
die Musik?<br />
Ja. Natürlich ist es Arbeit, aber es ist auch meine<br />
Leidenschaft, mein Hobby.<br />
Wie ist das neue Album denn entstanden?<br />
Das erste Lied habe ich vor zweieinhalb Jahren<br />
geschrieben – in Berlin übrigens. Es folgten einige<br />
Songwriting-Sessions. Kurz vorm ersten Lockdown bin<br />
ich Anfang 2020 nach Schweden geflogen und habe<br />
dort den Großteil des Albums produziert, das war ein<br />
tolles Abenteuer. Und dann ging es zurück und der<br />
Lockdown war da, alle Grenzen dicht, man konnte das<br />
Album nicht promoten.<br />
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Die Single „Über uns die Sonne“ war ein Radio-<br />
Erfolg, welche Lieder sollte man sich noch<br />
anhören?<br />
Das ist ja fast eine Fangfrage! (lacht) Natürlich soll man<br />
jeden Song anhören. Aber stolz bin ich auf „Baby bitte<br />
bleib“, das ist ein ganz anderes Lied, auch mit einer<br />
untypischen Produktion.<br />
Wie trifft dich die Pandemie privat?<br />
Ich vermisse riesig das Reisen, das Ausgehen und<br />
Freunde zu treffen. Es ist schwierig, neue Leute<br />
kennenzulernen, wenn man nicht ausgehen darf. Aber<br />
so weit geht es allen gut und man ist sogar noch näher<br />
zusammengekommen. Die Freundschaften, die ich<br />
habe, wurden intensiver. Man weiß jetzt noch mehr, was<br />
man aneinander hat.<br />
Worauf freust du dich im Frühling?<br />
Auf meine Album-Veröffentlichung! Und auf die Zeit,<br />
wenn man wieder Open-Air-Konzerte geben und<br />
gemeinsam feiern kann.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.vincentgross.ch,<br />
www.youtube.com/c/VincentGrossMusic,<br />
www.facebook.com/VincentGrossMusic,<br />
www.instagram.com/vincentgross<br />
Als CD, limitierte Fanbox<br />
und digital erhältlich<br />
www.telamo.de
MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTO: P. HÜTTEMANN<br />
KELVIN JONES<br />
Er sang schon für ALLE<br />
FARBEN, Lost Frequencies,<br />
YOUNOTUS und auch zusammen<br />
mit Glasperlenspiel, Ilira, Alexa<br />
Feser und Stefanie Heinzmann. Wir<br />
chatteten mit dem Wahlberliner aus<br />
Simbabwe.<br />
Du arbeitest gerne mit Dance-<br />
Producern zusammen, oder?<br />
Liebend gerne! Ich höre ja immer Dance-<br />
Pop, es macht viel Spaß, wenn ich mein<br />
Schreiben mit einem Dance-Producer<br />
kombinieren kann und wir einen Song<br />
machen können, der alle in gute Stimmung<br />
versetzt.<br />
Tanzt du gerne?<br />
Als ich in Simbabwe aufwuchs, gab es<br />
alle paar Monate einen neuen Tanzevent,<br />
sodass man ein oder zwei Dinge über<br />
Rhythmus lernen konnte. Diese Freude<br />
„... besser als je zuvor“<br />
durchs Tanzen und fröhliche Musik teilen<br />
zu können, hat mir wirklich die Augen<br />
geöffnet.<br />
Wie trafen dich als Künstler die<br />
Lockdowns?<br />
Die Hauptsache ist natürlich das Fehlen<br />
von Shows. Mein Sommer sah 2020 ganz<br />
anders aus als in den letzten Jahren.<br />
Einerseits ist es total beschissen, nicht in<br />
der Lage zu sein, meine Lieblingssache auf<br />
der Welt zu machen, live zu spielen und so<br />
unmittelbar mit Menschen in Kontakt zu<br />
treten, andererseits hat es mir ermöglicht,<br />
mich auf meine Produktionen zu konzentrieren,<br />
die sind jetzt besser als je zuvor.<br />
Worüber freust du dich gerade?<br />
Neue Dinge zu entdecken. Weil ich jeden<br />
Tag daran arbeite, ein besserer Produzent<br />
und ein besserer Songwriter zu werden,<br />
fühle ich mich wie ein Schwamm. Ich<br />
nehme sooo viele Informationen auf. Das<br />
ist eine wirklich aufregende Zeit in Sachen<br />
Lernkurve.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.facebook.com/kelvinjones
RETRO<br />
Zum 20-Jährigen auf Vinyl<br />
Gleich drei UK-Nummer-eins-Hits finden<br />
sich auf dem dritten Album der Spice Girls:<br />
„Holler“, „Goodbye“ und „Let Love Lead the<br />
Way“. Trotzdem war es das letzte Werk der<br />
damals zum Quartett geschrumpften Band<br />
bis zum 2007er-„Greatest Hits“-Album.<br />
Ende November erschien „Forever“ nun<br />
erstmals als LP, ein kleines Fest für Popmusikliebhaber<br />
und Vinyl-Fetischisten, oder?<br />
Unsere Anspieltipps sind neben den oben<br />
genannten Singles die Ballade „Weekend<br />
Love“ und das funkige „If You Wanna Have<br />
Some Fun“. Die Girlgroup The Spice Girls<br />
wurde 1994 gegründet, zwei Jahre später<br />
gingen Emma Bunton, Melanie C, Victoria,<br />
Mel B und Geri mit der Single „Wannabe“<br />
erfolgreich an den Start, bis 2001 folgten<br />
Hits wie „Too Much“ und „Who Do You Think<br />
You Are“. Im Jahr 2000 kam das dritte<br />
Album „Forever“ bis auf Platz zwei der<br />
Charts. *rä<br />
MUSIK<br />
KLUBMUSIK<br />
Winterblues? Sommer-House<br />
Neben Pop und Eurodance ist House die dominierende Musikart auf<br />
queeren Partys (Klub-Streaming-Events) in der ganzen Welt. Bekannte<br />
Interpreten und DJs sind Inner City, Ultra Naté, DJ Hell, Todd Terry,<br />
Black Box, Hans-Peter Lindstrøm, Fritz Kalkbrenner, (oft) Robin Schulz,<br />
Boris Dlugosch und eben auch Milk & Sugar. Und die beiden haben eine<br />
neue Doppel-CD am Start: „HOUSE NATION IBIZA 2020“.<br />
Ja, das Jahr war in Sachen Party<br />
und Klub eine Katastrophe:<br />
Menschen bangen um ihre<br />
Arbeitsplätze, ausgehen war<br />
nicht drin – oder mit schlechtem<br />
Gewissen dabei und danach.<br />
Aber immerhin, die Klubmusik<br />
konnte sich weiterentwickeln, es<br />
ging nicht mehr um den schnellen<br />
Klopper, der die Tanzfläche<br />
füllt, es ging bei vielen Tracks<br />
(wieder) mehr um eine stimmige<br />
FOTO: S. MEESE<br />
und hörbare Komposition. So ist<br />
diese neue CD auch zu Hause<br />
extrem hörbar. Unsere Anspieltipps<br />
sind „German Winter<br />
(Original Mix)“ von Andhim, „Dia<br />
En El Mar (Original Mix)“ von<br />
Mollono.Bass, Jörg Schwenzer<br />
sowie „Remember Me (David<br />
Penn Extended Remix)“ von Blue<br />
Boy und „Has Your Man Got Soul<br />
(Earth N Days Extended Remix)“<br />
von Milk & Sugar. *rä<br />
HOUSE<br />
Eric Kupper & Diana Ross:<br />
Klubmusik<br />
76 Jahre jung, glückliche Mutter und Oma und vor allem<br />
immer noch eine Sängerin, die liebt, was sie tut. So<br />
überließ es Diana auch keinem Promoter oder Label,<br />
allein zu entscheiden, von wem und wie Hand an einige<br />
ihrer Klassiker gelegt wird.<br />
Sie entschied sich für Eric Kupper, einem DER DJs und<br />
Remixer der USA (mit französischen Wurzeln). Seit<br />
1986 ist der Klubmusiker schon erfolgreich im Geschäft,<br />
versorgte Größen wie Cher, Alicia Keys, Depeche Mode,<br />
Kylie Minogue und Donna Summer mit den Sounds<br />
der Nacht. Das auf Vinyl und CD erschienene Album<br />
„SUPERTONIC mixes“ von Diana Ross enttäuscht dann<br />
auch keine Minute lang. Nummer-eins-Hits wie „Touch<br />
Me in the Morning“ (1973) oder „Upside Down“ (1980)<br />
und „Love Hangover“ (1976) wurden behutsam auseinandergenommen<br />
und kreativ neu zusammengesetzt.<br />
Unsere Anspieltipps<br />
sind die eben<br />
genannten Lieder und<br />
„It’s My House“ (Platz<br />
1 der US Dance Club<br />
Songs 1979). Damals<br />
wie heute erlauben<br />
House und Disco dem<br />
Hörer, der mitunter<br />
anstrengenden Welt zu<br />
entfliehen. Eskapismus<br />
muss manchmal sein –<br />
Disco hilft. *rä<br />
KLUBMUSIK<br />
Donna Summer 1980/2020<br />
Mitte Oktober kam eine aufgemotzte und<br />
liebevoll erweiterte Version ihres 1980er<br />
Top-10-Albums „The Wanderer“ auf den<br />
Markt. Besonders gut ist der Remix von<br />
„Nightlife“.<br />
Das Lied war ursprünglich ein Rock-Disco-<br />
Pop-Spaß vom – zusammen mit Giorgio<br />
Moroder komponierten und produzierten –<br />
Album „The Wanderer“. Der gleichnamige<br />
Titeltack des Albums schoss vor vierzig<br />
Jahren in den USA auf Platz 3, das Album<br />
selbst erreichte dort Platz 13.<br />
2020 nahm sich Le Flex aus Südfrankreich<br />
der Lieder an, verpasste ihnen sphärische<br />
Elektro-Disco-Kosmen, durch die man<br />
beim Hören wabern kann, inszenierte<br />
die Stücke vollkommen neu. Aber immer<br />
im Sinne der ebenfalls beteiligten (noch<br />
lebenden) Musiker. *rä
MUSIK<br />
POP<br />
Küchendisco<br />
statt Lebensfrust<br />
Sophie Ellis-Bextor macht es richtig: Sie verliert sich nicht in<br />
Verschwörungstheorien, sie macht Musik, die aufbaut.<br />
Die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer<br />
Bekämpfung, um Menschenleben zu schützen, stellt vor allem die<br />
Zunft der Kunst auf eine harte Probe – auch weltweit populäre<br />
Musikerinnen wie Sophie Ellis-Bextor, die eben nicht mit Tourneen und<br />
Auftritten Geld verdienen konnte. Die scheinbar immer fröhliche und<br />
in sich ruhende Mutter nutzte die Zeit aber und versorgte ihre Fans<br />
regelmäßig mit Livemusik aus ihrer Küche – mit fröhlicher Beteiligung<br />
ihrer Familie via Social Media. So entstand die Idee, ein ganzes Album<br />
mit Disco und Pop herauszubringen, das ihre zahlreichen Hits und<br />
ausgewählte Lieblingsstücke vereint.<br />
Unsere Anspieltipps auf dem grandiosen Album „Songs from the<br />
Kitchen Disco“ sind ihre Klassiker wie „Murder on the Dancefloor“,<br />
„Groovejet (If This Ain’t Love)“ und „Mixed Up World“ sowie „Crying at<br />
the Discoteque“ (im Original von Alcazar, die wiederum Sheilas „Spacer“<br />
sampelten) und die Hits „Me and My Imagination“ und „Get Over You“.<br />
Das Album erschien auf Vinyl, CD, Kassette (!) und natürlich digital. *rä<br />
KULT<br />
Miley und Dua ehren Divine<br />
Dua Lipa und Miley Cyrus featuren in<br />
ihrem aktuellen Musikvideo zu „Prisoner“<br />
die legendäre Dragqueen Divine. Das Lied<br />
ist durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn<br />
man auf Dance-Pop gehofft hat, überzeugt<br />
aber schon beim an „Physical“ von<br />
Olivia Newton-John erinnernden Refrain<br />
und gräbt sich dann langsam in dein Ohr<br />
und Hirn. Rockig, emanzipiert und queer,<br />
genau richtig für dieses schnöde Zeit. Die<br />
in den 1980ern verstorbene Dragqueen<br />
und John-Waters-Muse Divine ist ganz<br />
am Ende in voller Fülle zu sehen, als<br />
Dawn Davenport<br />
mit dem Satz „I’m<br />
a free woman now<br />
and my life is just<br />
ready to begin“.<br />
Divine machte sich<br />
stark für queere<br />
Rechte als es<br />
noch gefährlich(er) war. Schon in den<br />
1960er-Jahren provozierte die Dralle<br />
aus Maryland ihre konservative Umwelt.<br />
Unvergessen und wegweisend: ihre<br />
Kunst. Und auch ihre Filme mit Regisseur<br />
John Waters! Divines Privatleben war<br />
nicht weniger interessant, so war die<br />
punkige Bunte zum Beispiel mit dem<br />
US-Pornostar Leo Ford (1957 – 1991)<br />
zusammen. *rä<br />
KLUBMUSIK<br />
Smoothes Disco-House<br />
„Let Me Go“ von Lori Glori & Melchior Sultana<br />
ist die perfekte Nummer für den Winter,<br />
weckt sie doch Erinnerungen an einen<br />
heißen Sommer.<br />
Loris kräftige Soulstimme fordert Respekt<br />
und Freiheit ein, die smoothen House-Beats<br />
und funkigen Effekte machen dieses<br />
brandneue Lied zu einem entspannten –<br />
klubbigen – Ohrwurm.<br />
Produziert hat Melchior Sultana, Jahrgang<br />
1986, ein auf Malta lebender Musiker, der<br />
auch schon im Berghain, im nicht weniger<br />
legendären Café del Mar auf Ibiza, dem<br />
Tresor und dem Underground-Klub IPSE<br />
auflegte und auftrat. Die Stimme von Lori<br />
Glori wirst du schon kennen, wenn du<br />
House und Eurodance magst. Sie war es, die<br />
den Refrain sang bei Charthits von Intermission<br />
(„Six Days“, ...), Centory („The Point<br />
of No Return“, ...), Loft („Wake the World“, ...),<br />
DJ Bobo („Pray“, „Let the Dream Come True“,<br />
„There’s a Party“, ...) und auch vom Captain<br />
Hollywood Project („Flying High“, ...). *rä
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KUNST<br />
NACHGEFRAGT<br />
MISS<br />
In Städten wie Berlin schmücken<br />
ihre Kunstwerke die<br />
großen und ohne Kunst mitunter<br />
bedrohlichen Mauern. Es scheint, als<br />
ob ihre Welt bunt, poppig, queer und<br />
fröhlich ist. Für uns hatte die Künstlerin<br />
Zeit für einen Chat. *rä<br />
Erkläre dem Laien mal deine Kunst:<br />
StreetartEgg und Sticker-Paste-ups.<br />
Ich habe vor zwei Jahren damit begonnen,<br />
meine handgemachten Collagen auf<br />
Instagram zu zeigen. Seitdem hat sich viel<br />
getan in meinem Leben. Für Streetart habe<br />
ich mich schon immer interessiert und<br />
so lag es nahe, meine Kreationen auch in<br />
GLUENIVERSE<br />
Gl<br />
e<br />
macht das Leben bunter<br />
das Straßenbild Berlins zu integrieren. Der<br />
erste Sticker ist in Zusammenarbeit mit<br />
der Kölner Künstlertruppe „Levveunlevvelosse<br />
– Streetart against hate“ entstanden<br />
und es folgten weitere. Aufkleber sind<br />
einfach, schnell und unauffällig in der<br />
Stadt zu verteilen. Ein Paste-up ist<br />
ein Kunstwerk auf Papier gemalt oder<br />
ausgedruckt, welches mithilfe von Kleister<br />
an Oberflächen wie Häuserwände, Mauern,<br />
Glascontainer usw. geklebt wird. Das ist<br />
etwas aufwendiger, als einen Sticker zu<br />
kleben, und auf jeden Fall auch aufregender.<br />
Die Absicht dahinter ist, die Straßen<br />
bunter zu machen, Kunst im alltäglichen<br />
Leben zu zeigen und für alle zugänglich zu<br />
machen.<br />
Wie kamst du auf die Idee mit dem Ei?<br />
Mein erster Impuls war es, Bilder zu<br />
machen, die Menschen aufmuntern. Etwas<br />
Fröhliches, das zum Schmunzeln anregt<br />
und bestenfalls die Stimmung aufhellt.<br />
Deshalb war mein erster Künstlername<br />
„Das Frohlein Moodmacher“. Die Idee für<br />
das Ei steckt sozusagen im FrohlEin. Das<br />
Ei wird mit Augen und Mund aus Papier<br />
beklebt, manchmal mit Mützen bestückt,<br />
und den Rest des Körpers gestalte ich<br />
mit Papierausschnitten aus Magazinen.
KUNST<br />
So entstanden schon einige Charaktere.<br />
Mittlerweile gestalte ich auch Bilder ohne<br />
Eier. Den Namen musste ich leider ändern,<br />
da eine Firma mich auf ihre Markenrechte<br />
hingewiesen hat.<br />
Wie entsteht ein Bild bei dir?<br />
Meistens entstehen die Bilder ganz<br />
spontan aus dem Bauch heraus. Sie entspringen<br />
meinen aktuellen Stimmungen<br />
und Erlebnissen und spiegeln Themen,<br />
mit denen ich mich beschäftige. Wenn ich<br />
Zeit und Muße habe, wühle ich mich durch<br />
die unendliche Fülle von Zeitschriften,<br />
Fotos und Schnipsel, schneide aus und<br />
füge zusammen. Manche Bilder entstehen<br />
innerhalb von zehn Minuten, bei anderen<br />
muss die Idee erst reifen.<br />
Was inspiriert dich?<br />
Knallige Farben, Wortspiele, Musik, Ruhe,<br />
der Austausch mit Menschen allgemein<br />
und insbesondere mit anderen Künstlern.<br />
Durch die Streetart habe ich sehr wertvolle<br />
Verbindungen knüpfen können, aus<br />
denen auch schon einige Kollaborationen<br />
entstanden sind.<br />
Du lebst in Berlin, kommst aber aus<br />
Österreich. Vermisst du die Ruhe<br />
mitunter im Großstadttrubel?<br />
Ich lebe nun schon über die Hälfte meines<br />
Lebens in Berlin und liebe diese Stadt.<br />
Damals trieb mich die Abenteuerlust aus<br />
einem kleinen Dorf nach Berlin. Trotzdem<br />
genieße ich die Zeit in meiner Heimat,<br />
wann immer ich kann. Meine Familie, die<br />
Berge, die Ruhe, den Wald, die Luft!<br />
Welche Künstler beeinflussen dich<br />
aus deiner Heimat?<br />
Kein konkreter Künstler, aber ich habe<br />
einige kreative Köpfe in meiner Verwandtschaft<br />
und hatte den Vorteil, mich schon<br />
früh ausprobieren zu können. Durch eine<br />
nah gelegene Künstlerstadt war ich immer<br />
schon umgeben von kreativen Vibes und<br />
Inspiration.<br />
Und aus Berlin?<br />
Auch zu dieser Frage möchte ich keinen<br />
Namen nennen. Es gibt hier zahlreiche<br />
Künstler, die mir mit ihren Arbeiten<br />
visuellen Input geben, aber viel wichtiger<br />
sind mir der Austausch untereinander und<br />
die gegenseitige Inspiration, die daraus<br />
entsteht.<br />
Worauf freust du dich im Frühling?<br />
Auf Ostern! Kleiner Scherz. Was ich am<br />
Frühling liebe, ist das langsame Erwachen<br />
der Natur, und auch die Berliner werden<br />
mit den ersten Sonnenstrahlen und<br />
warmen Tagen wieder etwas freundlicher.<br />
Auf jeden Fall hoffe ich darauf, dass wir<br />
uns im Frühling wieder ohne Masken<br />
bewegen können, und freue ich mich<br />
darauf, Freunde wieder spontan und<br />
unbefangen umarmen zu können. Das<br />
vermisse ich sehr!<br />
www.instagram.com/miss_glueniverse
KUNST<br />
TOM OF<br />
KALENDER
KUNST<br />
FINLAND <strong>2021</strong><br />
13 Männerbilder, darunter seine berühmten Cowboys,<br />
Polizisten und Motorradfahrer, werden dich<br />
<strong>2021</strong> durchs Jahr begleiten. 13 Mal schwule Erotik,<br />
die man aber (gerade noch) „ohne Probleme“<br />
aufhängen kann ... Kunst darf das!<br />
Tom of Finland sorgte für schwule Sichtbarkeit, als dies noch<br />
mit gesellschaftlicher Ächtung und sogar Strafverfolgung<br />
einherging. Doch der Künstler wollte sich nicht dem Diktat der<br />
heterosexuellen und stockkonservativen Mehrheit beugen,<br />
er inszenierte ab den 1950er-Jahren den schwulen Mann als<br />
Sexobjekt. Er wollte sich nicht damit zufriedengeben, dass<br />
Schwule ab und an als hübsche Jünglinge oder Dragqueens in<br />
der Kunstwelt (und im Nachtleben) auftauchten.<br />
Touko Valio Laaksonen wollte einen<br />
anderen Teil der schon damals<br />
vielfältigen Subkultur zeigen: die des<br />
Ledermanns, des Cowboys, des „ganz<br />
normalen Machos“.<br />
Er wagte es, den Mann erotisch und in<br />
„verfänglichen“ Situationen zu zeichnen<br />
in einer Zeit, als Busenwunder im<br />
Abendkleid oder ein Hüften schwingender<br />
Elvis schon ein Höchstmaß an<br />
Erotik waren. Tom of Finland war mit dem<br />
Zeichenstift in der Hand ein Vorkämpfer<br />
der Schwulenbewegung.<br />
Angeboten wird dieser hochwertige und<br />
exklusive Kalender zu Ehren des finnischen<br />
Künstlers, zu deiner Erbauung, vom queeren<br />
Team des US-Shops Peachy Kings. *rä<br />
www.peachykings.com
BUCH<br />
INTERVIEW<br />
RENÉ WÜST:<br />
„Ich habe sehr<br />
viel Glück ...“<br />
Haustiere entspannen, aber auch Tierfilme und die Natur<br />
allgemein. Entspannung ist genau das, was der gestresste<br />
Großstädter zwingend braucht. Und was wäre ein Tag ohne spaßige<br />
GIFs, in denen unsere gefiederten Genossen Blödes tun oder<br />
Weises verkünden? Wir sprachen mit René Wüst, seines Zeichens<br />
Verleger und Verlagsleiter sowie der Herausgeber des Magazins<br />
„Gefiederte Welt“.<br />
Wie kamst du zu deiner Arbeit? Es ist ja<br />
kein Allerweltsjob.<br />
Die Leidenschaft für Vögel hat mich bereits<br />
im Kindesalter ergriffen. Auf der Wiege saß<br />
der zahme Wellensittich. Das ist als Bild in der<br />
Familie festgehalten. Mit 14 Jahren absolvierte<br />
ich die damals noch notwendige Prüfung<br />
für eine amtlich anerkannte Vogelzucht. Ich<br />
begann dann bald, erste Artikel zur Vogelhaltung<br />
zu veröffentlichen und mich im internationalen<br />
Artenschutz zu engagieren. Das Interesse<br />
an Freilandbeobachtung und Naturfotografie<br />
kam hinzu und dabei lernte ich den vorherigen<br />
Inhaber des Verlages kennen. Jahrzehnte später<br />
bot mir dieser den Kauf seines Verlages und<br />
des zugehörigen Fachbuchhandels an. Ich<br />
habe Ja gesagt, denn es hat alles gepasst: Mein<br />
persönliches Interesse, langjährige Erfahrung im<br />
Fachgebiet und mein kaufmännischer Hintergrund,<br />
um das Unternehmen zu führen.<br />
FOTO: KRISTIJAN MATIĆ<br />
Viel reisen gehört zu deiner Position<br />
dazu, oder?<br />
Ja, zum einen sind das die Reisen in die<br />
Herkunftsgebiete der Vögel, um sie im Freiland<br />
zu beobachten und zu fotografieren. Bei über<br />
fünfzig außereuropäischen Expeditionen war<br />
ich schon dabei. Zum anderen sind es nicht<br />
weniger geschäftliche Reisen zu Geschäftspartnern,<br />
Kongressen oder auch unseren selbst<br />
veranstalteten Seminaren. Die Vogelhaltung<br />
ist ein internationales Phänomen und gerade<br />
professionelle Halter und Züchter sind weltweit<br />
miteinander vernetzt. Zu Corona-Zeiten haben<br />
wir das natürlich stärker digitalisiert und es sind<br />
weniger Reisen gefragt.<br />
Wie sieht eine normale Arbeitswoche für<br />
dich aus?
BUCH<br />
Das ist im Vergleich zu den Expeditionen<br />
die bodenständige kaufmännische oder<br />
organisatorische Arbeit eines Verlagsleiters.<br />
Zum Beispiel Controlling, Personalthemen,<br />
Arbeitsprozesse und nicht zu<br />
vergessen der Austausch<br />
mit unseren Redaktionen<br />
und Kunden. Besondere<br />
Freude bereitet mir die<br />
Fortentwicklung unserer<br />
Neuheiten. Darunter<br />
druckfrische Bücher<br />
oder Sonderhefte<br />
und die verlagseigene<br />
Akademie.<br />
Bleibt da noch Zeit<br />
für deinen Mann?<br />
Ich habe sehr viel<br />
Glück, dass mein<br />
Mann sich ebenfalls<br />
für Tiere und Pflanzen<br />
interessiert und<br />
er mir immer den Rücken<br />
stärkt – immerhin bereits seit 15 Jahren.<br />
Mir macht meine Arbeit Spaß und er<br />
muss mich des Öfteren daran erinnern,<br />
dass es nicht nur Arbeit gibt. Da er aber<br />
selbst mit seiner Goldschmiede ein<br />
„Macher“ ist, bringt er mir viel Verständnis<br />
entgegen. Ich denke, wir sind ein gutes<br />
Team und ergänzen uns in vielen Lebensbereichen<br />
prima.<br />
Welches Land bereist du besonders<br />
gerne?<br />
Kolumbien ist eines meiner Lieblingsländer.<br />
Bereits seit 2005, also<br />
noch zur aktiven Zeit der F.A.R.C.<br />
(Guerillabewegung) begann ich in nahezu<br />
alle Teile des Landes zu reisen und lernte<br />
neben den Problemen die Biodiversität<br />
und die atemberaubenden vielfältigen<br />
Landschaften von der Karibikküste, mit<br />
den bedrohten Trockenwäldern, über das<br />
Anden-Hochland mit<br />
dem höchsten<br />
Küstengebirge<br />
der Welt (5.775<br />
Meter) bis zum<br />
Tieflandregenwald<br />
im Amazonas<br />
kennen. Ich bin<br />
zwar kein Fan von<br />
Maisspeisen, aber<br />
kulinarisch wird viel<br />
mehr geboten. Da<br />
sich in der Neuzeit<br />
die Sicherheitslage<br />
in weiten Teilen<br />
des Landes enorm<br />
entspannt hat, kann<br />
ich Kolumbien, wenn<br />
wieder einigermaßen<br />
normal gereist werden kann, sehr<br />
empfehlen.<br />
Hast du denn einen<br />
Lieblingspapagei?<br />
Oh ja, natürlich, wobei es bei der<br />
Artenvielfalt der Papageienfamilie recht<br />
schwerfällt, mich auf eine Art zu begrenzen.<br />
Die gesamte Familie der Kakadus,<br />
hier vor allem den Orangehaubenkakadu<br />
oder den Palmkakadu, mag ich sehr<br />
gerne. Außerdem die Gattung der Unzertrennlichen,<br />
die umgangssprachlich auch<br />
als Liebesvögel bekannt sind.<br />
Denkst du, dass die Community<br />
ungewöhnliche Haustiere besonders<br />
schätzt und womöglich auch<br />
besitzt?<br />
Das denke ich nicht nur, sondern das<br />
zeigt mir meine langjährige Erfahrung in<br />
diesem Bereich. Den Anteil an Haustierbesitzern<br />
würde ich in der Community<br />
als überdurchschnittlich einschätzen.<br />
Dabei begegnet mir vielfach eine<br />
einfühlsame Pflege der Tiere und eine<br />
liebevolle Integration in die Familie.<br />
Welchen Papagei würdest du<br />
Anfängern empfehlen? Oder gleich<br />
zwei?<br />
Bei haltungsrelevanten Papageienarten<br />
sind es, aufgrund des Tierwohls, immer<br />
zwei! Bitte keine Einzelhaltung, denn das<br />
tut dem Vogel nicht gut. Mit kleineren<br />
Sitticharten wie z. B. Wellen- oder Nymphensittichen<br />
kann man sehr gut erste<br />
Erfahrungen sammeln. Es kommt eben<br />
auf die Motivation der Vogelhaltung an:<br />
Möchte man lediglich Vögel halten oder<br />
ggf. sogar auch mal vermehren? Vor jeder<br />
Anschaffung sollte man sich gründlich<br />
informieren. Da ist sicher das Schwarmwissen<br />
in den Foren des Internets. Viele<br />
engagierte Menschen sind da unterwegs,<br />
aber nicht jeder ist ein echter „Experte“.<br />
Daher empfehle ich immer geprüfte<br />
Fachbücher oder aktuelle Zeitschriften,<br />
um sich ein eigenes, fundiertes Wissen<br />
anzueignen.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.arndt-verlag.de
KUNST BUCH<br />
NACHGEFRAGT<br />
FÉLIX LEMENS’<br />
Kriminalromane<br />
Seine Bücher wie „Das<br />
Carnet – Wie viele Leben hat<br />
ein Mensch“ und „Beste Bestien<br />
– ein Berlinkrimi“ sind spannende<br />
Unterhaltung schwulen Ursprungs,<br />
aber ohne schwule Handlung.<br />
Wir chatteten mit dem Münchner<br />
Berlinfan, Autor Félix LeMens.<br />
Warum schreibt ein Münchner<br />
Berliner Krimis?<br />
Das ist relativ einfach erklärt. Meine Mutter<br />
ist in Charlottenburg geboren und meine<br />
Omi kam aus dem Wedding. Insofern<br />
habe ich mehr als einen Koffer in Berlin<br />
stehen. Abgesehen von meinen familiären<br />
Wurzeln, kam für mich keine andere Stadt<br />
in Frage, die über so viele interessante und<br />
zugleich spannende Orte verfügt als Berlin.<br />
Ist es für dich in der Pandemie<br />
schwerer oder leichter geworden<br />
als Buchautor? Lesen die Leute nun<br />
mehr?<br />
Ich habe 2020 den Krimi und den Thriller<br />
veröffentlicht, geschrieben wurden sie<br />
2018/2019. Was in jedem Fall sichtbar<br />
ist, dass Buchhandlungen es einem<br />
momentan nicht leicht machen, das<br />
Buch im Verkaufsraum zu platzieren. Hier<br />
wird Corona gerne als Grund genannt.<br />
Verlage und Handel sind sicherlich durch<br />
Kurzarbeit in Rückstand gekommen und<br />
überlastet.<br />
Verzichtest du bewusst auf schwule<br />
Handlungsstränge oder kann das<br />
noch kommen?<br />
Jein. Es gibt in Das Carnet durchaus auch<br />
„schwule Themen“. Einen Protagonisten<br />
lasse ich bewusst frei leben, sodass ihn<br />
der Leser nicht gleich in Schubladen<br />
packen kann. Im Folgeroman erfährt man<br />
mehr über ihn und es kommt auch eine<br />
schwule Nebenfigur ins Spiel.<br />
Welche Pläne hast du für <strong>2021</strong>?<br />
<strong>2021</strong> werde ich Cauria, ein weiterführender<br />
Roman von Das Carnet, herausbringen.<br />
Derzeit schreibe ich am dritten<br />
Buch aus der Reihe. Alle drei Bände sind<br />
aber in sich abgeschlossene Werke. Dann<br />
wird auch noch ein weiterer Krimi aus der<br />
Reihe Ein Berlinkrimi erscheinen.<br />
Was liebst du an München?<br />
Die Isar und der Flaucher, das sind die<br />
Bade- und Liegewiesen am Fluss, der<br />
durch die Stadt fließt. Die Architektur<br />
des alten Münchens und natürlich das<br />
Umland mit der Nähe zu den Bergen und<br />
dem Süden, den man hier schon erahnen<br />
kann.<br />
Und an Berlin?<br />
Den Esprit Berlins, die Berliner Schnauze<br />
und die enorme Weitläufigkeit der Stadt.<br />
Klar, auch die Klubszene – aber wer<br />
liebt die nicht! Für mich als neugierigen<br />
Menschen gibt es in Berlin immer noch<br />
viel zu entdecken.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.lesalon.net
immer aktuell<br />
informiert<br />
www.männer.media
BUCH<br />
GESCHICHTE<br />
Postkarte, circa 1900, 140 x 89 mm, Herkunft: USA, © Courtesy of the Nini-Treadwell<br />
Collection © „Loving“ by 5 Continents Editions/Elisabeth Sandmann Verlag<br />
SCHWULE LIEBE<br />
1850 – 1950<br />
Ein fürwahr bewegendes, spannendes und<br />
außergewöhnliches Buch, das im Oktober<br />
erschienen ist: „Loving – Männer, die sich lieben,<br />
Fotografien aus den Jahren 1850 – 1950“ von<br />
Hugh Nini und Neal Treadwell.<br />
„Unsere Sammlung begann vor zwanzig Jahren, als wir auf<br />
ein altes Foto stießen, das wir für einzigartig hielten. Das<br />
Motiv auf diesem Vintage-Foto waren zwei junge Männer,<br />
die sich umarmten und anstarrten – eindeutig verliebt“, so<br />
die beiden Autoren über den Beginn dieser fotografischen<br />
Reise. Rund 2.800 Bilder sind inzwischen zusammengekommen,<br />
über 300 sind jetzt vereint in einem Buch.<br />
Die Bilder entstanden, als homosexuelle Liebe gesellschaftlich<br />
geächtet war, Schwule lebten versteckt,<br />
mussten ihre Liebe unterdrücken und konnten Sex nur<br />
auf Klappen oder im Geheimen erleben. Dieses Buch ist<br />
ein wichtiges Zeitdokument, das uns vor Augen führt, was<br />
war. Die Männer, die sich in romantischen Posen ablichten<br />
ließen, riskierten viel – Häme und Diskriminierung waren<br />
da noch das Harmloseste, das drohte. Womöglich das<br />
berührendste Buch der letzten Monate. Ein schwules<br />
Muss! *rä<br />
Kabinettformat, circa 1880, 167 x 109 mm, Herkunft: USA, Notiz: „McInturff, Steve Book,<br />
Delaware O.“, © Courtesy of the Nini-Treadwell Collection © „Loving“ by 5 Continents<br />
Editions/Elisabeth Sandmann Verlag<br />
„Loving – Männer, die sich lieben, Fotografien aus den<br />
Jahren 1850 – 1950“, www.loving1000.org, esverlag.de
Wir produzieren Gartenträume.<br />
Lagerverkauf auf 1.200 m 2<br />
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Gültig bis 25.03.<strong>2021</strong><br />
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