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LEUCHTTURM

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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und Wittmund<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />

Nr. 113<br />

31. Mai 2012<br />

34. Jhrg.<br />

„Das Wohl des Kindes hat für mich<br />

absoluten Vorrang. Es ist falsch, dass<br />

überall in Europa Kinder mit Lernbehinderungen<br />

integriert in die allgemein<br />

bildenden Schulen unterrichtet<br />

werden!“ KM Dr. B. Althusmann<br />

Inhalt<br />

(„GYMNASIUM in Niedersachsen“ – Zeitschrift des Philologenverbandes 1/12)<br />

Berichtigung 2<br />

Käpt’n Blaubär will heiraten 3<br />

Gut gemeinter Ratschlag an unsere MdB’s 3<br />

Personalratswahlen ein Erfolg für die GEW 4<br />

Schulbezirkspersonalrat Osnabrück 5<br />

GEW- Schulpersonalräte im KV Wittmund 6<br />

Einladungen KV Norden und Emden 7<br />

Boßeln in Ardorf 8<br />

Vorankündigung Kabarett KV Aurich 8<br />

Veranstaltung „Inklusion“ nahm Illusionen 9<br />

Inklusion in Norden 10<br />

GEW Betriebsgruppe auf Borkum 11<br />

Bildungsreform und Verwertungsdruck 12<br />

Emder Pädagogen und die<br />

Facebook-Welt 14<br />

Neuer Höhepunkt der Vergleicheritis 15<br />

Ostfriesischen Hochschultage 15<br />

Erzieher ließen Dampf ab - Politik ist am Zug 16<br />

Kleine Schülerfirma kam bei Messe groß raus 18<br />

Vorstandswahlen im KV Jever 19<br />

Asel: Ein Ort zum Lernen und Erleben 20<br />

1. Mai 2012 in Aurich 22<br />

1. Mai 2012 in Wilhelmshaven 25<br />

Fahrt zur didacta nach Hannover 25<br />

Lohndumping per Werkvertrag 26<br />

Schuldenfrage ist Verteilungsfrage 27<br />

Auf den Spuren der Schulgeschichte 28<br />

Buchmesse in Leipzig 30<br />

Der Schulrat kommt 31<br />

Fahrt nach Worpswede 32


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

2<br />

Berichtigung<br />

Der im <strong>LEUCHTTURM</strong> 112 auf S. 6 erschienene Artikel<br />

Die Bildungsregion Ostfriesland<br />

Zukunftsorientierte Bildungspolitik in den Ostfriesischen Landkreisen und<br />

der Stadt Emden<br />

wurde von Dr. Birgitta Kasper-Heuermann vom RPZ Aurich<br />

verfasst.<br />

Redaktion Leuchtturm<br />

Der <strong>LEUCHTTURM</strong> ganz in Farbe<br />

ist zu lesen und herunterzuladen auf<br />

www.gew-wittmund.de<br />

KV Wittmund www.gew-wittmund.de<br />

Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />

Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />

Bitte vormerken:<br />

KV Jever www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />

Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />

Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />

Thema Inklusion<br />

KV Aurich www.gew-aurich.de<br />

Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />

Dorothea Teckemeyer Sedanstr. 7 26603 Aurich Tel./Fax 04941 - 62317<br />

Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.de<br />

Vortrag von Dr. Brigitte Schumann<br />

KV Norden<br />

Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 Osteel Tel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />

Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.de<br />

Lehrerin und Bildungsjournalistin<br />

am Dienstag, d. 25. September 2012<br />

in der Residenz in Wittmund<br />

KV Emden www.gew-emd.de<br />

Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />

KV Wilhelmshaven<br />

Friedrich Fischer Fedderwarder Str. 124 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 502119 magfish@gmx.de<br />

Wolfgang Niemann-Fuhlbohm Güstrower Str. 3c 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 87117 wolfgang.nif@gmx.de<br />

Veranstalter: GEW Kreisverbände Jever + Wittmund<br />

Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 113 / 34. Jahrgang vom 31.05.2012<br />

LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, Wittmund<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />

verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />

Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />

Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund


3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Käpt’n Blaubär will heiraten<br />

ein familienpolitischer Sketch<br />

Käpt’n Blaubär und die drei<br />

Gummibärchen treten auf.<br />

Blaubär: Kinners, ihr könnt<br />

euch freuen. Bald habe ich<br />

wieder viel mehr Zeit zum<br />

Geschichtenerzählen. Ich gehe<br />

nämlich in Pension.<br />

Enkel 1: Aber Opa, du hast<br />

doch immer gesagt, die<br />

Pension reicht nicht, wenn du<br />

vorzeitig in den Ruhestand<br />

gehst.<br />

Blaubär: Tja, wie der Seefahrer<br />

so sagt: Die Tide ändert sich<br />

täglich.<br />

Enkel 2: Und was hat sich bei<br />

dir geändert?<br />

Blaubär: Das Zauberwort<br />

heißt „Betreuungsgeld“.<br />

Enkel 3: Betreuungsgeld, was<br />

soll denn das sein?<br />

Blaubär: Ihr kriegt ja mal<br />

wieder überhaupt nichts mit.<br />

Immer nur „Star Wars“ gucken<br />

und DSDS. Lest ihr denn<br />

keine Zeitung? Was ist mit<br />

eurem ZISCH-Projekt?<br />

Enkel 1: ZISCH ist schon<br />

lange vorbei, Opa.<br />

Blaubär: Typisch! Wieder<br />

nichts Nachhaltiges! Immer<br />

nur so ein pädagogisches<br />

Strohfeuer!<br />

Enkel 2: Nun sag uns doch<br />

endlich, was das mit dem<br />

Betreuungsgeld bedeutet.<br />

Blaubär: Nun ja, ich werde<br />

wohl erstmal klagen müssen.<br />

Enkel 3: Klagen?<br />

Blaubär: Ja, vor dem Verfassungsgericht,<br />

und zwar auf<br />

Gleichbehandlung.<br />

Enkel 1: Wieso Gleichbehandlung?<br />

Blaubär: Das, was für die<br />

kleinen Kinder, die nicht zur<br />

Krippe sollen, recht ist, muss<br />

doch für uns Ältere wohl billig<br />

sein.<br />

Alle: Häääääää?<br />

Blaubär: Begreift ihr denn<br />

immer noch nicht? Die Eltern,<br />

die ihre Kinder nicht in die<br />

Krippe geben, bekommen<br />

dafür Geld, und zwar nicht zu<br />

knapp.<br />

Enkel 3: Ach, du meinst die<br />

Herd-Prämie.<br />

Blaubär: Genau die meine ich.<br />

Enkel 1: Und du denkst, jemand,<br />

der nicht bis 67<br />

arbeitet, müsste auch so eine<br />

Herd-Prämie bekommen?<br />

Blaubär: Genau das denke ich,<br />

und deshalb werde ich klagen.<br />

Enkel 2: Aber die Eltern bekommen<br />

doch das Geld und<br />

nicht die kleinen Kinder.<br />

Blaubär: Daran habe ich natürlich<br />

auch schon gedacht<br />

und deshalb müssen Hein<br />

Blöd und ich heiraten.<br />

Alle: Heiraten??????????.<br />

Blaubär: Ja, ihr habt richtig<br />

gehört, heiraten.<br />

Enkel 1: Können denn Männer<br />

andere Männer heiraten.<br />

Blaubär: Aber sicher doch!<br />

Schließlich leben wir im<br />

Zeitalter der Gleichberechtigung.<br />

Man nennt das „eingetragene<br />

Lebenspartnerschaft“.<br />

Wisst ihr denn nicht, dass z.B.<br />

unser Außenminister, Guido<br />

Westerwelle, mit einem Mann<br />

verheiratet ist?<br />

Enkel 1: Aber du und Hein<br />

Blöd, ihr seid doch gar kein<br />

Liebespaar.<br />

Blaubär: Ja und? Schon mal<br />

was von ‘ner Scheinehe<br />

gehört?<br />

Enkel 2: Du meinst also, dass<br />

Hein Blöd als dein Ehemann<br />

das Betreuungsgeld bekommen<br />

würde.<br />

Blaubär: Ja, das meine ich,<br />

und deshalb werden Hein<br />

Blöd und ich heiraten. Dann<br />

werde ich in den Ruhestand<br />

gehen und dann werde ich das<br />

Betreuungsgeld einklagen.<br />

Enkel 3: Weiß Hein Blöd<br />

schon davon?<br />

Blaubär: Äh...., das ist eben<br />

der Haken bei der Sache. Ich<br />

weiß noch nicht so ganz, wie<br />

ich es ihm beipulen soll.<br />

Hein Blöd: Käpt’n, Post aus<br />

Berlin für dich. Darf ich<br />

vorlesen?<br />

Blaubär: Nun ja, da ich meine<br />

Brille wieder nicht finden<br />

kann....<br />

Hein Blöd: Sehr geehrter Herr<br />

Blaubär, mir ist zu Ohren<br />

gekommen, dass nun auch Sie<br />

mit Ihrem langjährigen Lebensgefährten,<br />

Hein Blöd, in<br />

den Stand der Ehe treten<br />

wollen. Ich darf Sie als ein<br />

Mann der Öffentlichkeit zu<br />

diesem Schritt ausdrücklich<br />

begrüßen. Sie wissen sicher,<br />

dass ich einer der ersten war,<br />

der mit dem Satz „Ich bin<br />

schwul, und das ist auch gut<br />

so.“ der gleichgeschlechtlichen<br />

Ehe zur Legalität verholfen<br />

hat. Ich wünschen Ihnen und<br />

Ihrem verehrten Hein Blöd<br />

Alles Gute für den gemeinsamen<br />

Lebensweg.<br />

Ihr Klaus Wowereit (Bürgermeister<br />

von Berlin)<br />

Hein Blöd: Häääääääääää?<br />

Heinrich<br />

Herlyn<br />

Gut gemeinter Ratschlag an unsere MdB’s<br />

Dreht Euch nicht um!<br />

Die Krise geht herum.<br />

Hier geht’s um Reichtum und um Macht<br />

und deshalb wird nicht nachgedacht!<br />

Dreht Euch nicht um!<br />

Die Dummheit geht herum.<br />

Wer nicht gehorcht und sogar lacht,<br />

dem wird der Buckel blau gemacht!<br />

Eins, zwei, drei ins faule Ei,<br />

hörst du nicht auf die Partei!<br />

Heinrich Herlyn


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Personalratswahlen ein Erfolg für die GEW<br />

Schulbezirkspersonalrat mit zwei festen Größen aus dem Kreisverband Wittmund<br />

GEW-Pressemitteilung<br />

im<br />

„Anzeiger für<br />

Harlingerland“<br />

Bei den Wahlen zum Schulbezirkspersonalrat<br />

Osnabrück<br />

(SBPR) hat die Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

wieder ein gutes Ergebnis für<br />

den zentralen Schulbezirkspersonalrates<br />

erzielt. Die Stimmanteile<br />

der GEW blieben deutlich<br />

hoch, so dass die GEW-Fraktion<br />

nun über eine Mehrheit von 12<br />

zu 7 Sitzen verfügt. Insgesamt<br />

waren 30.000 Beschäftigte an<br />

Enno Emken, Vorsitzender der GEW-Fraktion im Schulbezirkspersonalrat<br />

Osnabrück (links) und Ullrich Schierz<br />

von der Fachgruppe Gesamtschulen<br />

mehr als 1.300 Schulen in<br />

Weser-Ems zur Wahl aufgerufen.<br />

Insbesondere in den BBSn und<br />

Gymnasien konnte die GEW<br />

deutliche Zugewinne zwischen 4<br />

und 6% erringen. Für die GEW<br />

zeigen diese Wahlergebnisse,<br />

dass die Arbeit in Osnabrück,<br />

aber auch die vielen Informationsveranstaltungen<br />

und Beratungen<br />

für Schulpersonalräte, u.<br />

a. auch in Wittmund, von den<br />

Kolleginnen und Kollegen auf<br />

breiter Ebene honoriert wurden.<br />

Einziger Wermutstropfen ist<br />

das Ergebnis der Fachgruppe<br />

NLSP. Hier ist es offenbar nicht<br />

gelungen die kompetente Arbeit<br />

der GEW zu vermitteln, so dass<br />

die GEW hier Stimmen verloren<br />

hat und damit ein Sitz an den<br />

VBE gegangen ist.<br />

Aus dem Kreisverband Wittmund<br />

der GEW wurden Enno<br />

Emken (NIG Esens) für die<br />

Fachgruppe Nichtlehrendes<br />

Schulpersonal und für die<br />

Fachgruppe Gesamtschulen Ullrich<br />

Schierz (KGS Wittmund)<br />

4<br />

erneut in den SBPR gewählt.<br />

Mit Enno Emken und Ullrich<br />

Schierz stellt die GEW gleichzeitig<br />

die beiden stellvertretenden<br />

Vorsitzenden im Personalrat, die<br />

in der konstituierenden Sitzung<br />

einstimmig wiedergewählt wurde.<br />

Vorsitzende wurde Elisabeth<br />

Schramm von der Fachgruppe<br />

Grundschulen. Erneut wurde<br />

Enno Emken ebenso einstimmig<br />

als Fraktionsvorsitzender der<br />

GEW im SBPR gewählt und<br />

setzt damit seine Arbeit der<br />

vergangenen 5 Jahre fort.<br />

Bereits unmittelbar nach den<br />

Personalratswahlen wurde unter<br />

der bewährten Leitung der GEW<br />

Vertreter damit begonnen, so<br />

genannte Grundschulungen von<br />

neu gewählten Personalvertreterinnen<br />

und –vertretern aus den<br />

Schulpersonalräten durchzuführen.<br />

Die weit über 650<br />

Anmeldungen für insgesamt 16<br />

Grundschulungen im Bezirk<br />

Weser-Ems zeugen vom ungebrochenen<br />

Interesse, sich durch<br />

die GEW schulen zu lassen.<br />

Schulbezirkspersonalratswahlen 2012: Wieder klare Mehrheit für die GEW<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Die Personalratswahlen waren für die GEW wiederum ein<br />

großer Erfolg - landesweit, aber auch im eher ländlich und<br />

traditionell etwas konservativer „gestrickten“ Bezirk Weser-<br />

Ems.<br />

Dank des konsequenten Engagements unserer Kolleginnen<br />

und Kollegen in den Kreisverbänden, Fachgruppen<br />

und Ausschüssen und dank der hervorragenden Arbeit der<br />

GEW-Fraktion im Bezirkspersonalrat war für eine große<br />

Mehrheit der Wählerinnen und Wähler schnell klar: Ihre<br />

Interessenvertretung ist bei der GEW am besten aufgehoben.<br />

Etwas bedauerlich für die GEW-Weser-Ems ist, dass sie<br />

trotz der (absoluten) Stimmengewinne auf den 13. Sitz im<br />

SBPR verzichten muss. Während im Bereich der<br />

Realschulen lediglich 35 Stimmen fehlten, um dort den 2.<br />

Sitz zu erobern, sieht es im Bereich des Nichtlehrenden<br />

Schulpersonals anders aus. Obwohl die GEW auch hier<br />

Stimmen hinzugewann, ist ihr relativer Stimmenanteil<br />

gesunken. Die Zahl der Wahlberechtigten ist im NLSP-<br />

Bereich in den letzten Jahren enorm gestiegen, und die<br />

Betreuung dieser Beschäftigtengruppe ist aufgrund des<br />

hohen Anteils von Teilzeitbeschäftigten nicht einfach. Es<br />

wird Aufgabe der gesamten Organisation sein, diese in den<br />

nächsten vier Jahren zu verstärken und zu optimieren.<br />

In allen anderen Bereichen hat die GEW ihre ohnehin<br />

starke Position behauptet bzw. weiter verbessert.<br />

Dementsprechend wird die GEW weiterhin - unter der<br />

bewährten Leitung von Elisabeth Schramm - auch die<br />

beiden stellvertretenden Vorsitzenden im SBPR stellen.<br />

Wir gratulieren allen, die neu gewählt oder wieder<br />

gewählt worden sind, zu ihrer Wahl und freuen uns auf die<br />

Zusammenarbeit. Und wir bedanken uns bei den<br />

ausgeschiedenen Mitgliedern im SBPR Osnabrück ( Grete<br />

Janssen, Friedhelm Hollmann, Hildburg Jacobj und Britta<br />

Delique) für die in den letzten Jahren geleistete Arbeit. Und<br />

nicht zuletzt: Danke an unsere GEW-Kollegen im<br />

Wahlvorstand und ihre Unterstützer, die sich für die<br />

erfolgreiche Durchführung der Wahlen eingesetzt haben<br />

(insbesondere Thomas Schulz, Roland Schörning und<br />

Hannelore Glüder-Duske).<br />

Mit GEWerkschaftlichen Grüßen<br />

Stefan Störmer Ralf Dittmer


5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Schulbezirkspersonalrat Osnabrück<br />

Die GEW Fraktion<br />

FG Grundschule Privatanschrift Dienstanschrift<br />

Merg, Doris<br />

0541-314 372<br />

Veilchenweg 29, 49811 Lingen<br />

Tel.: 0591-74610, Fax: -9772712<br />

GS Damaschke<br />

49811 Lingen<br />

Michelmann, Heide<br />

0541-314 372<br />

Schramm, Elisabeth<br />

0541-314 376<br />

Birkenweg 5, 49626 Bippen<br />

Tel.: 05435-902689<br />

Scharreler Damm 11, 26683 Scharrel<br />

Tel.: 04492-91162, Fax: -921029<br />

GS Maiburg<br />

49626 Bippen<br />

GS Marienschule<br />

26676 Barßel<br />

Sychla, Maïté<br />

0541-314 372<br />

Ootmarsumer Weg 53, 48527 Nordhorn<br />

Tel.: 05921-723138<br />

GS Waldschule<br />

48527 Nordhorn<br />

FG Oberschule<br />

Störmer, Stefan<br />

0541-314 424<br />

FG Hauptschule<br />

Kessing, Hubert<br />

0541-314 373<br />

FG Förderschule<br />

Müller, Astrid<br />

0541-314 463<br />

FG Realschule<br />

Kohake, Margret<br />

0541-314 351<br />

FG Gesamtschule<br />

Schierz, Ulrich<br />

0541-314 366<br />

FG Gymnasium<br />

Nolte, Sabine<br />

0541-314 370<br />

FG BBS<br />

Rutkowski, Heinz<br />

0541-314 375<br />

Parkstr. 3, 26789 Leer,<br />

Tel.: 0491-9768065<br />

Teutonenstr. 3, 49377 Vechta<br />

Tel.: 04441-919574<br />

Küsterskamp 21a, 49134 Wallenhorst<br />

Tel.: 05407-39185<br />

Heckerstr. 40, 49082 Osnabrück<br />

Tel.: 0541-7706791<br />

Dahlienweg 4a, 26409 Wittmund<br />

Tel.: 0162-2031734<br />

Uferstr. 56, 26135 Oldenburg<br />

Tel.: 0151-16582712<br />

Flachsmeerstr.21, 26802 Moormerland<br />

Tel.: 0160-93213696<br />

Teletta-Groß-Gymnasium<br />

26789 Leer<br />

HRS Benediktschule<br />

49429 Visbek<br />

FöS Anne-Frank<br />

49080 Osnabrück<br />

OBS Buer<br />

49328 Melle-Buer<br />

KGS Alexander-v.-Humboldt,<br />

26409 Wittmund<br />

GAG Oldenburg<br />

26135 Oldenburg<br />

BBS I Leer<br />

26789 Leer<br />

FG NLSchP<br />

Emken, Enno<br />

0541-314 452<br />

Neustädter Wall 5, 26427 Esens<br />

Tel.: 04971-948740<br />

Nieders. Internatsgymnasium<br />

26427 Esens<br />

Bezirksvertrauenspersonen<br />

der Schwerbehinderten<br />

Hattenhorst, Anita<br />

0541-314 426<br />

- keine SBPR-Mitglieder -<br />

Fiesteler Straße 58, 32312 Lübbecke<br />

Tel.: 05743-921517<br />

Sprechzeiten:<br />

Mo, Mi und Do<br />

HRS Bissendorf<br />

49143 Bissendorf<br />

Hey, Tobias<br />

0541-314 270<br />

Am Lammersbrink 12, 49124 GM-Hütte<br />

Tel.: 05401-2445<br />

BBS am Pottgraben<br />

49074 Osnabrück<br />

Postanschrift: Dienstgebäude: Anwesenheitszeiten:<br />

Postfach 3569 Mühleneschweg 8 Montag 9.00 bis 15.00 Uhr<br />

49025 Osnabrück 49090 Osnabrück Mittwoch 9.00 bis 15.00 Uhr (Plenum von 10.30 – 13.00 Uhr)<br />

Freitag 8.30 bis 12.00 Uhr (nur Vorsitzende und Stellvertreter)


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

GEW- Schulpersonalräte im Kreisverband<br />

Wittmund 2012<br />

6<br />

Schule<br />

Name<br />

Telefon<br />

eMail<br />

GS Dornum<br />

Margitta Regner<br />

04933-342<br />

mureg@gmx.net<br />

David-Fabricius-Oberschule<br />

Westerholt<br />

Insa Bolhuis<br />

Insa-ref@bolhuis.de<br />

GS Esens-Nord<br />

Tomma Scholz<br />

04971-3651<br />

tommascholz@gmx.de<br />

GS Esens-Süd<br />

Heike Abken<br />

04971-927697<br />

heike.abken@web.de<br />

FöS Esens<br />

Hans-Dieter Friedrichs-<br />

Wattjes<br />

Melanie Klute-Simon<br />

04971-5389<br />

friewatt@aol.com<br />

m.klute-simon@freenet.de<br />

Herbert-Jander-S. Esens<br />

Gunda Heeren<br />

04975-7778925<br />

Gunda.Heeren@web.de<br />

C.-Gittermann-RS Esens<br />

Jens Ritter<br />

Berit Walther<br />

04971-927867<br />

ritter-eden@web.de<br />

BeritWalther@web.de<br />

Nieders. Internatsgymnasium<br />

Esens<br />

Elisabeth Ledebur<br />

Wilhelm Specht<br />

04971-3113<br />

eledebur2001@yahoo.de<br />

specht-w@arcor.de<br />

P.-Mondrian-GS Burhafe<br />

Hildegard Oetting<br />

04973-912013<br />

hildegard@oetting-online.de<br />

GS Carolinensiel<br />

Daniela Fischer<br />

04941-9238148<br />

Daniela.Fischer1@ewetel.net<br />

GS Wittmund<br />

Anne Möllenkamp<br />

Holger Schierenberg<br />

Insa Nenninger<br />

04462-3396<br />

01726006636<br />

04462-929254<br />

horst.moellenkamp@ewetel.net<br />

holschierenberg@aol.com<br />

nemue@t-online.de<br />

FöS Wittmund<br />

Axel Hellwig<br />

Anja Bach<br />

04421-3009531<br />

04462-929177<br />

mail@axel-hellwig.de<br />

anjabach64@googlemail.com<br />

KGS WTM<br />

Angela von Öhsen<br />

Kirsten Ommen<br />

04462-921330<br />

04464-869811<br />

a.v.oehsen@t-online.de<br />

kirsten.ommen@gmx.de<br />

BBS Wittmund<br />

Sonja Hinz<br />

04941-6044379<br />

sonjahinz.aurich@web.de<br />

GS Reepsholt<br />

Meike Schultze<br />

04461-909403<br />

Meike.Schultze@kabelmail.de<br />

Sonnenschein-GS Horsten<br />

Wolfgang Bohnsack<br />

04453-72220<br />

seebode.bohnsack@tonline.de


7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

An alle Mitglieder der GEW im Kreisverband Norden<br />

Einladung zur Jahreshauptversammlung<br />

Donnerstag, den 21. Juni 2012, um 19.30 Uhr<br />

Hotel zur Post, Norden, Am Markt<br />

Tagesordnung<br />

1. Begrüßung<br />

2. Tätigkeitsbericht des Vorstands<br />

Tätigkeitsberichte der weiteren Vorstandsmitglieder ( nach § 6 der Satzung )<br />

3. Bericht der Kassenprüfer und Antrag auf Entlastung des Vorstands<br />

4. Entlastung des Vorstandes<br />

5. Neuwahl des Vorstandes<br />

- die/der Vorsitzende und die/der stellvertretende Vorsitzende<br />

- die/der SchatzmeisterIn und die/der stellvertretende SchatzmeisterIn<br />

- die/der SchriftführerIn und die/der stellvertretende SchriftführerIn<br />

- die/der VertreterIn des nichtlehrenden Personals<br />

- die Kassenprüfer<br />

- die Vertreter der Referate<br />

- Benennung von Fachgruppenvertretern<br />

6. Beschluss eines Haushaltsplanes für die nächsten zwei Jahre<br />

7.Referat unseres Bezirksvorsitzenden Stefan Störmer<br />

8. Verschiedenes<br />

Mit kollegialen Grüßen<br />

Peter Nowak<br />

Einladung zur GEW-Fete 2012<br />

Mit<br />

Oliver Jüchems<br />

im<br />

Ökowerk Emden<br />

Datum: Freitag, 15.06.2012<br />

Ort: Ökowerk Emden im Zelt<br />

Musik: Oliver Jüchems live<br />

Eintritt: Frei<br />

Einlass: 19.00 Uhr<br />

Beginn/Ende: 19.30 Uhr -23.55 Uhr<br />

Anmeldung: Sigrid Wübbena“<br />

<br />

Liebe GEW-Mitglieder des Kreisverbandes!<br />

Für Freitag, den 15.06.2012, laden wir euch zu einer Fete ins Ökowerk Emden ein. Oliver Jüchems wird den Abend<br />

musikalisch begleiten.<br />

Zieht euch bei kühlem Wetter warm an, denn die Fete findet im Zelt des Ökowerks statt. Aufwärmen könnt ihr euch<br />

evtl. nur an einem kleinen Lagerfeuer oder am Grill. Zum Essen gibt es Gegrilltes und Salate. Vegetarier sollten ihren<br />

Essenswunsch bei der Anmeldung mit angeben. Nur die Getränke müssen von den Teilnehmern selber bezahlt<br />

werden (ermäßigte Preise).<br />

Da die Plätze im Zelt auf ca. 85 Personen begrenzt sind, können max. 2 Personen angemeldet werden. Die<br />

Berücksichtigung der Teilnehmer erfolgt nach Eingang der Anmeldungen. Gruppenanmeldungen können leider nicht<br />

berücksichtigt werden. Vom Vorstand freuen wir uns darauf, viele Mitglieder begrüßen zu können.<br />

Mit gewerkschaftlichem Gruß stellvertretend für den Vorstand<br />

Gudrun Stüber und Hans-Gerd de Beer


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

8<br />

KV Wittmund und KV Jever<br />

Boßeln in Ardorf<br />

Vorankündigung<br />

der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - Kreisverband Aurich<br />

„Heul doch II– die faulen Säcke schlagen zurück“<br />

Über zwei Jahre haben<br />

Andre Eberlei und Jana<br />

Fuhrmann den Kollegien in<br />

Niedersachsen die Angst<br />

vor der Schulinspektion<br />

genommen. Aber die<br />

Schulbehörde hat zurückgeschlagen:<br />

mit einer<br />

neuen Chefin, der Androhung,<br />

ihre Arbeitszeitkonten<br />

zu streichen und<br />

anderen lustigen Ideen,<br />

auf die nur ein Ministerium<br />

kommen kann.<br />

Nun wollen die Damen und<br />

Herren natürlich den Aufstand<br />

proben – gegen<br />

Bürokratie, Unterversorgung<br />

und Regulierungs-<br />

chaos. Aber wie sollen die<br />

„faulen Säcke“ das allein<br />

schaffen? Natürlich mit<br />

„Fuhrmann und Eberlei“!<br />

Deren selbsternannte Firma<br />

FEACD (Fuhrmann und<br />

Eberlei Association for<br />

Consulting and Degradation)<br />

hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, stressgeplagte<br />

Lehrerinnen und Lehrer auf<br />

den Schulalltag mit all<br />

seinen kleinen und großen<br />

Hindernissen vorzubereiten.<br />

Und nun weht ein anderer<br />

Wind für Schulbehörde<br />

und Elternhaus! „Heul<br />

doch II“ ist ein Drillcamp<br />

für LehrerInnen und das<br />

Programm ein Muss für alle<br />

berufsbedingten Schlauschnacker<br />

und Besserwisser;<br />

aber auch für alle, die<br />

sehen wollen, wie man mit<br />

LehrerInnen noch umgehen<br />

kann.<br />

Fuhrmann und Eberlei<br />

bedienen sich dabei altbewährter<br />

Waffen: der spitzen<br />

Zunge, der gezielt<br />

eingesetzten Musik und<br />

des empathischen Blicks<br />

hinter die Kulissen. Hier<br />

spricht der Profi und das<br />

Publikum hat das Lachen<br />

auf seiner Seite.<br />

Kabarett mit Eberlei & Fuhrmann<br />

am 21. September 2012, 20 Uhr<br />

im Forum der IGS Aurich-West


9 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Veranstaltung „Inklusion“ nahm<br />

Illusionen<br />

28.4.12 – Ca. 55 Besucher aus<br />

den Schulen des Landkreises, aus<br />

den Schulverwaltungen der<br />

Schulträger und weiteren Institutionen<br />

besuchten die Veranstaltung<br />

des GEW-Kreisverbandes<br />

Wittmund zum aktuellen Stand<br />

der Einführung der schulischen<br />

Inklusion in Niedersachsen.<br />

Klaus Jürgen Richter begrüßt Astrid Müller<br />

Klaus-J. Richter begrüßte nach<br />

den Gästen als Referentin des<br />

Tages Astrid Müller, Vorsitzende<br />

der Fachgruppe Förderschulen<br />

im GEW-Bezirk Weser-Ems.<br />

Unterstützt von zahlreichen<br />

PowerPoint-Folien erläuterte sie<br />

Niedersachsen auch bei großzügiger<br />

Auslegung der Begriffe<br />

keine Rede davon sein kann,<br />

dass Inklusion wirklich im Sinne<br />

der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

umgesetzt werden wird.<br />

Müller verwies darauf, dass<br />

von den verschiedenen Förderschwerpunkten<br />

im Förderschulbereich<br />

zunächst lediglich<br />

einer, der<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen, in den Blick<br />

genommen wird.<br />

Kinder mit diesem<br />

Förderbedarf werden<br />

ab Schuljahr 2013/<br />

14 nur noch in die<br />

Regelgrundschule<br />

eingeschult, sodass<br />

der Primarbereich<br />

der Förderschule Lernen<br />

aufsteigend von<br />

diesem Jahr an entfällt.<br />

Schon an dieser<br />

Stelle aber wird die<br />

Sicherstellung einer<br />

angemessenen Förderung<br />

der betroffenen<br />

Kinder zum Problem: selbst<br />

die zugesagte Bereitstellung von<br />

2 Förderschullehrerstunden pro<br />

Woche und Grundschulklasse<br />

wird von der Landesschulbehörde<br />

mittlerweile relativiert.<br />

Bei den übrigen Förder-<br />

Astrid Müller<br />

Die Hoffnung, dass drei Jahre<br />

nach Unterzeichnung der Konvention<br />

durch die Bundesregierung<br />

ein wenig mehr an<br />

Vorbereitung hätte geleistet sein<br />

können, um Menschenrechte<br />

auch in Niedersachsen wirksam<br />

werden zu lassen, hat getrogen.<br />

Auch die entscheidenden Regelungen,<br />

die in Folge der<br />

Schulgesetzänderung notwendig<br />

werden, liegen noch nicht vor.<br />

Klaus-Jürgen<br />

Richter<br />

Weitere Fotos unter www.gew-wittmund.de<br />

Unterschied Inklusion – Integration<br />

Während der Veranstaltung<br />

nach einer grundlegenden Erläuterung<br />

des Begriffs „Inklusion“<br />

in Abgrenzung zur heutigen<br />

„Integration“ den Sachstand<br />

nach Verabschiedung der Novellierung<br />

des Schulgesetzes vom<br />

März. Es wurde deutlich, dass in<br />

(Fotos J. Kramm)<br />

schwerpunkten übt<br />

man sich in Niedersachsen<br />

weiter in<br />

Zurückhaltung; Kultusminister<br />

Althusmann<br />

verweist auf die<br />

nächsten 10 Jahre.<br />

• Inklusion geht nicht<br />

vom Kind aus, sondern<br />

vom System<br />

• System muss sich verändern<br />

• Berücksichtigung und<br />

Respektierung der Individualität<br />

• Keine Ausgrenzung –<br />

keine Aussonderung<br />

• Kein festgestellter Förderbedarf<br />

• Integration verlangt<br />

vom behinderten<br />

Kind eine Anpassungsleistung<br />

an das System<br />

• System bleibt so bestehen<br />

• Ausgesuchte Kinder<br />

für besondere Klassen<br />

• Feststellung des Förderbedarfs<br />

erforderlich,<br />

sonst keine Ressourcen


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Inklusion in Norden<br />

Herbert Czekir<br />

Auf der Mitte Mai stattfindenden<br />

Kreisvorstandssitzung<br />

des Kreisverbandes Norden stand<br />

das Thema Inklusion im<br />

Mittelpunkt. Als Gäste waren der<br />

Schulleiter Martin Albers von<br />

der Grundschule Süderneuland<br />

und Remmer Kruse von der<br />

Förderschule am Meer in Norden<br />

anwesend. Beide berichteten von<br />

der sich verändernden Schullandschaft<br />

in Norden und<br />

Umgebung. Bereits seit Beginn<br />

des Schuljahres 2011/2012 wird<br />

an den Norder Grundschulen im<br />

Sinne der Inklusion unterrichtet.<br />

Das bedeutet, dass Schülerinnen<br />

und Schüler (SuS) mit<br />

besonderem Förderbedarf in den<br />

Bereichen Lernen, Sprache oder<br />

emotional-soziale Entwicklung<br />

nicht mehr an einer Förderschule,<br />

sondern in ihrer zuständigen<br />

Grundschule gefördert werden.<br />

Auf diese Weise soll verhindert<br />

werden, dass Kindern ein sonderpädagogischer<br />

Status zuerkannt<br />

werden muss. Jeder Schule<br />

steht dazu die sonderpädagogische<br />

Grundversorgung zur Verfügung.<br />

Das bedeutet zurzeit, dass<br />

einer Grundschule pro Klasse 2<br />

Stunden und Woche an Unterstützung<br />

durch eine Sonderpädagogin<br />

oder einen Sonderpädagogen<br />

zustehen.<br />

Martin Albers begründete den<br />

frühzeitigen Beginn der Inklusion<br />

an Norder Schulen (flächendeckender<br />

Start in Niedersachsen<br />

erst mit Beginn des nächsten<br />

Schuljahres) mit den sachlichen<br />

Voraussetzungen, die im Moment<br />

besonders günstig seien. So<br />

finanzierten der Landkreis Aurich<br />

und die Stadt Norden im<br />

Rahmen des regionalen Integrationskonzeptes<br />

(RIK) zurzeit<br />

eine Sozialarbeiterin mit 30<br />

Stunden. Darüber hinaus stünden<br />

im Rahmen des MESEO-<br />

Projektes (Modellversuch emotionale<br />

und soziale Entwicklung<br />

in Ostfriesland) weitere 10<br />

Stunden von Förderschulkräften<br />

zur Verfügung.<br />

Dieses Modellvorhaben über<br />

eine präventive und begleitende<br />

Förderung von Grundschülerinnen<br />

und Grundschülern mit<br />

Beeinträchtigungen im Bereich<br />

der emotionalen und sozialen<br />

Entwicklung sei auch von<br />

besonderer Bedeutung, da diese<br />

Schülergruppe immer umfangreicher<br />

werde. Martin Albers<br />

betonte, dass dem Erwerb von<br />

Sozialkompetenz in inklusiven<br />

Klassen eine besondere Bedeutung<br />

zukomme. Auch in Zukunft<br />

würde man den Einsatz von<br />

SozialarbeiterInnen benötigen.<br />

Durch die Verteilung der<br />

zusätzlichen Stunden auf die<br />

vier Norder Grundschulen,<br />

stünden punktuell zwar nur<br />

geringe zusätzliche Ressourcen<br />

zur Verfügung, es hätte sich aber<br />

gezeigt, dass bei frühzeitiger und<br />

gezielter Förderung erhebliches<br />

erreicht werden könne.<br />

Kritisch sah Albers die<br />

geforderte Benotung in Klasse 3.<br />

Stigmatisierung und Ausgrenzung<br />

von Kindern solle durch<br />

Inklusion weitgehend vermieden<br />

werden. Dies sei jedoch durch<br />

die Benotung in Gefahr.<br />

Insgesamt lobte der Schulleiter<br />

die positive Grundhaltung<br />

aller Beteiligten bei der Umsetzung<br />

der Inklusion. Er wies<br />

jedoch auf die erhebliche<br />

Arbeitsbelastung hin und forderte<br />

mehr Ressourcen. Dies wurde<br />

vom Kreisvorstand ausdrücklich<br />

unterstützt.<br />

Förderschullehrer Remmer<br />

Kruse betonte die positiven<br />

Möglichkeiten von Inklusion:<br />

„Sehr viele Kinder mit<br />

Problemen in den Bereichen<br />

Lernen und Sprache lernen<br />

besser und mehr, wenn sie in der<br />

Grundschule verbleiben, als<br />

wenn sie in eine Förderschule<br />

überwiesen werden. Ferner entwickeln<br />

sie ein deutlich höheres<br />

Selbstbewusstsein. Häufig werden<br />

sie aber wegen der meist<br />

nicht so guten Noten unzufrieden<br />

und sogar unglücklich.“ Er<br />

äußerte die Vermutung, dass<br />

insbesondere Eltern, die selbst<br />

positive Erfahrungen mit der<br />

Förderschule gemacht hätten,<br />

10<br />

von ihrem Recht auf Wahlfreiheit<br />

nach Klasse 4 Gebrauch<br />

machen könnten, um erneut die<br />

Förderschulen anzuwählen. Diese<br />

würden zwar erhalten bleiben,<br />

jedoch in Form von Schwerpunktschulen<br />

und Beratungszentren.<br />

So werde die FöS Norden<br />

den Bereich Krummhörn und<br />

FöS Großheide den Bereich<br />

Brookmerland mitbetreuen.<br />

Erstaunt nahm der Kreisvorstand<br />

zur Kenntnis, dass - anders<br />

als erwartet - die sonderpädagogische<br />

Förderung flexibel mit<br />

unterschiedlichen Organisationsformen<br />

durchgeführt wird.<br />

Nur eine Möglichkeit sei der<br />

gemeinsame Unterricht mit der<br />

Grundschullehrkraft, so Remmer<br />

Kruse. Teilweise mit differenzierendem<br />

Unterrichtsmaterial werde<br />

auch in Einzelunterricht oder<br />

in Kleingruppen gefördert. Hinzu<br />

kämen spontan abzustimmende<br />

Kurzzeitförderungen,<br />

etwa bei Einführung in neue<br />

Themenbereiche.<br />

Er wies auch darauf hin, dass<br />

Inklusion stark differenzierende<br />

Unterrichtsmethoden erfordere.<br />

Dies bedeute für viele Lehrkräfte<br />

ein Umdenken und Mehrarbeit.<br />

„Es gibt eine Unmenge an<br />

geeigneten Methoden, die Schüler<br />

nicht nur besser zu fördern,<br />

sondern auch bei gemeinsamer<br />

Unterrichtung zufriedener zu<br />

machen“, äußerte Remmer Kruse.<br />

Der Weg zu einem inklusiven<br />

Bildungssystem sei jedoch nicht<br />

festgelegt und damit sehr<br />

beschwerlich.<br />

Nirgends gäbe es klare<br />

Vorgaben, an denen man sich<br />

orientieren könne, kritisierte der<br />

Förderschullehrer. So müssten<br />

die betroffenen Kollegen in jeder<br />

Region die Flut von Aufgaben<br />

und Planungen selbst bewältigen.<br />

Die Norder Grundschulen<br />

hätten zusammen mit der<br />

Förderschule schon im Jahr<br />

2011 in einer zweitägigen<br />

Veranstaltung die Diskussion<br />

eines Konzeptes begonnen. Aus<br />

dieser Veranstaltung sei ein<br />

Steuerkreis entstanden, der regel-


11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

mäßig zusammenträte und versuche,<br />

die praktischen Erfahrungen<br />

der von Inklusion betroffenen<br />

KollegInnen in einem<br />

Konzept zu verarbeiten. Dies sei<br />

jedoch erst eine Zwischenstation.<br />

Dringend sei, so Remmer<br />

Kruse abschließend, die Erhöhung<br />

der Ressourcen und die<br />

Entlastung der betroffenen Kollegen.<br />

Der Kreisvorstand dankte den<br />

Referenten und hob noch<br />

einmal die Wichtigkeit des<br />

gewerkschaftlichen Engagements<br />

für bessere schulische Bedingungen<br />

und die Verbesserungen der<br />

Arbeitsbedingungen hervor.<br />

Welche Aufgaben u. a. allein<br />

im normalen Schulalltag auf die<br />

einzelnen KollegInnen zukommen,<br />

kann man der nachfolgenden<br />

Aufstellung entnehmen.<br />

Das soll Grundversorgung leisten<br />

• Aufgabe der Grundschulkräfte<br />

v Aufgabe der Förderschulkräfte<br />

Ø Gemeinsame Aufgaben<br />

Förderung<br />

Unterricht<br />

im<br />

Ø Gemeinsam<br />

unterrichten<br />

Ø Gemeinsam<br />

vorbereiten<br />

Beratung<br />

v Auftragsklärung<br />

v (Meldung, ggf.<br />

Inaugenscheinnahme,<br />

Diagnose, Beratung)<br />

v Entwicklung von Förderplänen<br />

Diagnostik<br />

v Prozessbegleitende<br />

Diagnostik<br />

v „Eingangsdiagnostik“<br />

v Standardisierte<br />

Überprüfung<br />

v Informelle Diagnostik<br />

Überprüfung<br />

v Überprüfungsverfahren<br />

• Elterngespräche<br />

v Einzelfalldiagnostik im<br />

SKG<br />

Systemunterstützung<br />

v Fortbildungsangebote<br />

Dokumentation<br />

v Förderplangerechte Dokumentationsvorlage<br />

Zusammenarbeit (außerschulisch)<br />

Ø Im Förderbedarfsfall<br />

• Dokumentation der Lernentwicklung<br />

GEW Betriebsgruppe auf Borkum<br />

Vom 02.03.- 04.03. 2012<br />

hat sich die GEW Betriebsgruppe<br />

des Johannes Althusius<br />

Gymnasium (JAG) auf Borkum<br />

zu ihrer jährlichen Arbeitssitzung<br />

getroffen. Auf der Agenda<br />

standen neben kollegiumsinternen<br />

auch übergreifende Gewerkschaftsthemen<br />

wie beispielsweise<br />

die Positionierung innerhalb der<br />

Schulentwicklungsdiskussion in<br />

Emden. In diesem Jahr waren<br />

besonders viele neue und junge<br />

KollegInnen dabei. Das Wochenende<br />

hat nicht nur viele<br />

Anstöße für die weitere Arbeit<br />

der JAG-Betriebsgruppe gebracht,<br />

sondern auch wieder<br />

einmal ihren Zusammenhalt<br />

gestärkt. Nicht zuletzt deshalb<br />

sind wohl auch einige neue<br />

KollegInnen der GEW beigetreten.


Dr. Matthias<br />

Burchardt,<br />

Bildungsphilosoph,<br />

Universität zu<br />

Köln<br />

<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Bildungsreform und Verwertungsdruck<br />

Pisa, VERA, McKinsey und die Demokratie. Ein Abend mit Matthias Buchardt<br />

Dr. Josef<br />

Kaufhold<br />

Es geht um nicht mehr und<br />

nicht weniger als um den<br />

Bestand der Demokratie.<br />

Dabei handelt es sich noch<br />

nicht einmal um das berühmte<br />

Gespenst, das herumgeht in<br />

Europa.<br />

Nein.<br />

Die Bedrohung ist mit den<br />

Händen zu fassen, sie ist klar<br />

und offen erkennbar und doch<br />

nicht dingfest zu machen. Sie<br />

kommt nicht aus dem Umfeld<br />

linker Sektierer, rechter Gewalttäter<br />

oder religiös Verblendeter.<br />

Mitnichten. Diese Gruppierungen,<br />

obwohl sie ernst genommen<br />

werden müssen, sind es nicht. Es<br />

gibt auch diese Gefahr. Unbestritten.<br />

Doch ihr Potenzial, ihr<br />

Wirkungsvermögen ist (bislang)<br />

so gering, dass von einer<br />

Gefährdung der Demokratie<br />

nicht die Rede sein kann.<br />

Die Rede ist von so<br />

genannten „Kommerzialisierung<br />

öffentlicher Leistungen“<br />

(Crouch, C., 2008, S. 101 ff)<br />

oder dem „New Public Management“<br />

(Münch, R.: 2009 S. 18<br />

ff).<br />

Begriffe, werden jetzt viele<br />

denken, mehr nicht.<br />

Klar.<br />

Es hat in den letzten Jahren<br />

eine Flut von Begriffen gegeben<br />

– Exzellenz, Kompetenz, Qualitätssicherung,<br />

Zielvereinbarung,<br />

SMART-Formulierung und,<br />

und, und ... Begriffe, die darauf<br />

hinweisen, dass ein neues Denken<br />

Einzug gehalten hat - zum<br />

Wohle unserer Bildung, unserer<br />

Gesellschaft, unseres Staates und<br />

Europas und überhaupt. Angeblich.<br />

Die Veränderung ist deutlich<br />

spürbar. Sie hat Folgen und sie<br />

wirkt in alle Bereiche, auch und<br />

gerade in die Angelegenheiten<br />

von Erziehung und Bildung.<br />

Es ist ein System entstanden,<br />

das eingreift, Setzungen vornimmt,<br />

Bedingungen schafft -<br />

ohne die Legitimation demokra-<br />

tischer Prozesse.<br />

Gut. Zweifel sind angebracht,<br />

dass das überhaupt geht. Wir<br />

haben eine wehrhafte Demokratie,<br />

heißt es, die sich zu schützen<br />

weiß. Aber – wer fragt nach, ob<br />

sie das überhaupt will?<br />

Eine harte, geradezu unglaubliche<br />

Geschichte.<br />

Immerhin kamen im April<br />

dieses Jahres über vierzig<br />

Pädagoginnen, Pädagogen und<br />

Interessierte im Pelzerhaus in<br />

Emden zusammen, um sich über<br />

„Kinder und Jugendliche als<br />

Spielball der Wirtschaft. Die<br />

Bildungsreform an Kitas, Schule,<br />

und Hochschulen unter Verwertungsdruck“<br />

durch Dr. Matthias<br />

Burchardt, Humanwissenschaftliche<br />

Fakultät der Universität<br />

Köln, informieren zu lassen.<br />

Ein eigentlich zu dröger Titel,<br />

um einen interessanten Abend<br />

zu erwarten.<br />

Doch schnell war klar, dass<br />

der Verwertungsdruck, der in<br />

allen Bereichen von Bildung<br />

und Erziehung seit einigen<br />

Jahren spürbar ist, Bestandteil<br />

des oben geschilderten System<br />

ist. Kritische Wissenschaftlicher,<br />

so stellte es der Referent dar,<br />

beschäftigen sich seit längerer<br />

Zeit mit einer Analyse der<br />

Ursachen und Wirkungen. Fest-<br />

12<br />

gestellt werden kann, dass<br />

demokratische Grundsätze aus<br />

angeblich gesicherten Gründen<br />

über Bord geworfen werden. Die<br />

Gesellschaft, so beschreibt es der<br />

britische Politikwissenschaftlicher<br />

Colin Crouch, gerät in eine<br />

Phase der „Postdemokratie“<br />

(Crouch, C.: 2008), eine Phase<br />

des Verlustes an Mitwirkung,<br />

Mitsprache und Mehrheitenbildung.<br />

Natürlich hat die Demokratie<br />

Sicherungsmechanismen. Doch<br />

die waren und sind, das hat die<br />

Entwicklung der letzten Zeit<br />

gezeigt, leicht zu umgehen. Es<br />

genügt die Behauptung, dass die<br />

demokratisch gewählten Verantwortlichen,<br />

der Staat und sein<br />

öffentlicher Dienst nicht in der<br />

Lage sind, die richtigen Entscheidungen<br />

zu treffen. Weiter<br />

wird behauptet: Effektiver, sparsamer,<br />

an den Zielen Europas<br />

und sogar der Welt orientiert,<br />

können es nur Wirtschaftseinrichtungen,<br />

die Beratungsfunktionen<br />

übernehmen, Entscheidungen<br />

vorbereiten und Rahmen<br />

setzen. Ein in unserer<br />

Geschichte einmaliger Vorgang.<br />

Tatsache.<br />

Politische Gremien lassen sich<br />

den Prozess der Entscheidungsfindung<br />

abnehmen, ohne kriti-<br />

Dr. Matthias Burchardt,am 18.04.12 im Pelzerhaus in Emden


13 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

nichts ist notwendiger als das.<br />

Es heißt, kritische Stimmen<br />

nachzulesen. Unter diesem<br />

Aspekt wurde die Gesellschaft für<br />

Bildung und Wissen gegründet<br />

(http://bildung-wissen.eu/).<br />

Und es heißt zuhören und<br />

nachfragen!<br />

Jede gewerkschaftliche Regionaleinrichtung<br />

sollte die Möglichkeit<br />

schaffen. Ein Abend mit<br />

Matthias Buchardt lohnt sich –<br />

im Interesse unserer Demokratie!<br />

Literatur:<br />

sches Hinterfragen und grundlegende<br />

Information.<br />

Noch nicht einmal die<br />

Legitimation der vorgetragenen<br />

Entscheidungen wird geprüft.<br />

Wer beweist, dass die Messinstrumente<br />

PISA, VERA und Co<br />

Sinn machen, dass die Ergebnisse<br />

gesichert sind? Wer belegt,<br />

dass die Exzellenz- und Qualitätsstrategien<br />

zu real messbaren<br />

Verbesserungen führen?<br />

Wer erhebt die Meinungen zu<br />

den Veränderungen im Bildungsbereich<br />

– in Elternvertretungen,<br />

Gesamtkonferenzen,<br />

Personalvertretungen und, und,<br />

und?<br />

Kein kritisches Hinterfragen?<br />

Selten, weil meist keine Zeit.<br />

Am Besten, so die Strategie,<br />

gelingt ein Umsetzen von<br />

„Reformen“ unter Zeitdruck.<br />

Jetzt sofort, es muss reagiert<br />

werden, ohne Verzug, Verluste<br />

vermeiden, zügig voran, Gefahren<br />

abwehren, weil, weil, weil ...<br />

Eine „Schockstrategie“, wie es die<br />

Bestseller-Autorin Naomi Klein<br />

(Klein, N.: 2009) an Beispielen<br />

belegt, die selbstverständliche<br />

Kontrollmechanismen einer Demokratie<br />

absolut außer Funktion<br />

setzt, sehr zum Nachteil aller.<br />

Und die Politik – machtlos?<br />

Fast. Fühlen sich Politikerinnen<br />

und Politiker übergangen,<br />

dann reagieren sie empfindlich.<br />

Warnungen gibt es, eindringliche<br />

Stimmen – zwei davon:<br />

Gerhard Baum warnt vor dem<br />

Verlust von Grundrechten<br />

(Baum, G.: 2007), Hildegard<br />

Hamm-Brücher benennt Verluste<br />

in den demokratischen<br />

Prozessen (Hamm-Brücher, H.:<br />

2006).<br />

Weitere Beispiele lassen sich<br />

benennen.<br />

Dennoch. Spürbar reagiert<br />

kaum eine Partei, ein Gremium,<br />

eine Institution - und es entsteht<br />

der Eindruck, dass das offensichtlich<br />

auch gar nicht gewollt ist.<br />

Der Eindruck kommt nicht<br />

von ungefähr. Die wirtschaftlichen<br />

Berater haben für jeden Fall<br />

des Widerstandes durch die<br />

Politik ihre Lösungen parat. Die<br />

„Kunst des Reformierens“ und<br />

ihre konzeptionellen „Überlegungen<br />

zu einer erfolgreichen<br />

Regierungsstrategie“ (Rüb, W.,<br />

Alnor, K.; Spohr, F.: 2009),<br />

veröffentlicht durch die Bertelsmann<br />

Stiftung, sind sogar ganz<br />

offen im Internet nachlesbar.<br />

Die Bertelsmann Stiftung<br />

berät, versorgt mit Materialien<br />

und gestaltet – die Politik, den<br />

Öffentlichen Dienst, ja sogar die<br />

Kirchen.<br />

Matthias Burchardt<br />

machte<br />

nachdrücklich<br />

klar: Die Bertelsmann-Stiftung<br />

setzt alles in die<br />

Ökonomisierung<br />

der Gesellschaft.<br />

Gegenwirken<br />

können Gewerkschaften<br />

und Politische<br />

Institutionen<br />

nur, wenn die<br />

Menschen, die<br />

darin wirken, sich<br />

informieren. Und<br />

Baum, Gerhart: Rettet die Grundrechte. Bürgerfreiheit<br />

contra Sicherheitswahn.<br />

Kiepenheuer & Witsch, 2009<br />

Crouch, Colin: Postdemokratie. Edition Suhrkamp,<br />

2008<br />

Hamm-Brücher, Hildegard: In guter Verfassung?<br />

Über die Demokratie in Deutschland. Beck, 2006<br />

Klein, Naomi: Die Schock-Strategie. Der Aufstieg<br />

des Katastrophen-Kapitalismus. Fischer Taschenbücher<br />

Allgemeine Reihe, 2009<br />

Hervorragende Zusammenfassung unter: http://<br />

de.wikipedia.org/wiki/Die_Schock-Strategie<br />

Münch, Richard: Globale Eliten, lokale Autoritäten.<br />

Bildung und Wissenschaft unter dem Regime von<br />

PISA, McKinsey & Co. Edition Suhrkamp, 2009<br />

Rüb, Friedbert W.; Alnor, Karen und Spohr, Florian:<br />

Die Kunst des Reformierens<br />

Konzeptionelle Überlegungen zu einer erfolgreichen<br />

Regierungsstrategie.<br />

Beiträge für eine gestaltungsfähige Politik · 3/2009<br />

Bertelsmann-Stifung pdf-Format unter:<br />

http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/<br />

xcms_bst_dms_30519_30520_2.pdf<br />

Dr. Josef Kaufhold bedankt sich bei Dr. Matthias Burchardt,


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

14<br />

Emder Zeitung Mittwoch, 25. April 2012<br />

Emder Pädagogen ließen sich die<br />

Facebook-Welt erklären<br />

„Was macht Facebook mit uns?“ Marco Christians bei seinem Vortrag im Pelzerhaus. Bild: privat<br />

Mitarbeiter der Stadt hielt<br />

Vortrag über das „soziale<br />

Netzwerk“. Von EZ-Redakteur<br />

AXEL MILKERT<br />

0 49 21 / 89 00 410<br />

Emden. Gefahren und Risiken<br />

des „sozialen Netzwerks“ Facebook<br />

überwiegen dessen Nutzwert. Diesen<br />

Eindruck konnten die Zuhörer<br />

einer Vortragsveranstaltung am<br />

Montagabend im Pelzerhaus gewinnen.<br />

Eingeladen hatte die Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW). 40 Erzieherinnen, Lehrer<br />

und Sozialpädagogen ließen sich<br />

von Marco Christians die Facebook-<br />

Welt erklären. Christians<br />

arbeitet seit 2006 bei der Stadt<br />

Emden und ist dort für PC-<br />

Betreuung und IT-Sicherheit zuständig.<br />

Der seit längerem geplante<br />

Vortrag hatte durch den Mord an<br />

der elfjährigen Lena und den<br />

Aufruf über Facebook, einen<br />

Verdächtigen zu lynchen, besondere<br />

Aktualität erfahren.<br />

Die Zuhörer kamen phasenweise<br />

aus dem Staunen nicht mehr<br />

heraus. Allein ein paar Zahlen<br />

verblüfften: 845 Millionen aktive<br />

Facebook-Nutzer gibt es weltweit,<br />

50 Prozent davon sind täglich im<br />

Netz aktiv; fünf Milliarden Inhalte<br />

werden täglich, sechs Milliarden<br />

Fotos pro Monat hochgeladen;<br />

23,2 Millionen Nutzer sind<br />

deutschlandweit registriert.<br />

Inhalte, die einmal ins<br />

Internet gestellt sind - ob bei<br />

Facebook oder anderswo, sind<br />

nicht mehr zu löschen, unterstrich<br />

Christians. „Veröffentlichungen<br />

sind schwer steuerbar.“<br />

Dies gelte insbesondere für<br />

solche Inhalte, die dritte über<br />

einen selbst verbreiten. Christians<br />

legte in seinem Vortrag<br />

deshalb besonderes Gewicht auf<br />

das Schützen der eigenen<br />

Privatsphäre im Netz, speziell<br />

bei Facebook. Den Zuhörern<br />

legte er ans Herz: „Nehmen Sie<br />

sich die Zeit, bei Facebook die<br />

notwendigen Einstellungen<br />

durchzuarbeiten.“ Dort ist es<br />

möglich, eben nicht alles<br />

öffentlich, also für alle Nutzer<br />

einsehbar zu machen, sondern<br />

Veröffentlichungen auf einen<br />

bestimmten Kreis zu beschränken<br />

(„Freunde“).<br />

Wer solche Vorsichtsmaßnahmen<br />

nicht ernst nehme, laufe<br />

Gefahr, mit den negativen Seiten<br />

dieser Plattform Bekanntschaft<br />

zu machen. Cyberstalking, Cybermobbing,<br />

Datenklau, Rufschädigung,<br />

Gesetzesverstöße,<br />

nannte Christians einige Stichworte<br />

in diesem Zusammenhang.<br />

Oft seien es gerade junge<br />

Teilnehmer, die kein Bewusstsein<br />

für Datenschutzprobleme<br />

haben und entsprechend blauäugig<br />

handelten.<br />

Positiv stellte der Stadtmitarbeiter<br />

die Chancen für eine<br />

„Selbstvermarktung“ heraus. Zudem<br />

könne Facebook im Vorfeld<br />

von Geburtstagsfeiern, Veranstaltungen<br />

oder Demonstrationen<br />

ein praktisches Instrument sein.<br />

Gerade auch Firmen könnten<br />

von Facebook profitieren.<br />

Neu ist - und dafür hatten die<br />

meisten Vortragsgäste wenig<br />

Verständnis -, dass Facebook<br />

jedem Nutzer eine E-Mail-<br />

Adresse verpasst. Wer diese<br />

Adresse auch über Facebook<br />

hinaus nutzt, lockt damit andere,<br />

die noch nicht bei Facebook<br />

registriert sind, ins „soziale<br />

Netzwerk“. Christians erklärte:<br />

Wer an eine Facebook- Adresse<br />

schreibe, werde unbemerkt auf<br />

den Facebook-Server geladen,<br />

seine Mail werde nach bestimmten<br />

Stichworten abgesucht -<br />

Grundlage zum Beispiel für<br />

verschiedene Werbemails.


15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Neuer Höhepunkt der Vergleicheritis<br />

Nun haben die Kultusminister,<br />

allen voran Herr<br />

Althusmann, eine neue Errungenschaft<br />

zu bieten: Sie versprechen<br />

eine Qualitätssteigerung<br />

durch gleiche Abiturarbeiten<br />

über Ländergrenzen hinweg.<br />

Expertengremien werden dann<br />

also die Aufgaben für mehrere<br />

Bundesländer erarbeiten. Schleierhaft<br />

bleibt dabei, worin die<br />

Qualitätssteigerung liegen soll.<br />

Ist denn etwa, seit wir in<br />

Niedersachsen die Segnungen<br />

des Zentralabiturs genießen, das<br />

Niveau der Prüfungsaufgaben<br />

und in der Folge die Qualität der<br />

Prüfungsarbeiten gestiegen? Ehrlich<br />

kann das wohl niemand, der<br />

mit den Dingen vertraut ist,<br />

behaupten. Im Gegenteil scheinen<br />

diejenigen Recht zu<br />

behalten, die in den Aufgaben<br />

die Einigung auf dem kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner vermuteten<br />

und eine Abwendung von<br />

anspruchsvollem Denken und<br />

eine Hinwendung zu mehr<br />

einfach Gelerntem befürchteten.<br />

Es ist eine Legende, dass<br />

Vergleichsarbeiten bessere Vergleiche<br />

zulassen oder sogar<br />

objektivere Kriterien schaffen.<br />

Bei einfachen Aufgaben ist das<br />

möglich. So kann ich leicht<br />

objektiv feststellen lassen, wer<br />

schneller laufen kann. Bei<br />

komplizierten Aufgaben, z.B.<br />

wer der bessere Sportler ist, gibt<br />

es keine objektive Messung, da<br />

die für einen objektiven Vergleich<br />

notwendige objektive<br />

Definition der dazugehörigen<br />

Kriterien nicht gelingen kann.<br />

Wie dass erst beim Abitur, der<br />

Qualifizierung der allgemeinen<br />

Hochschulreife. Wir werden<br />

damit leben müssen, dass es<br />

objektive Vergleiche nicht geben<br />

kann, und wir müssen uns<br />

anstrengen, gleichwohl zu vergleichbaren<br />

Kriterien von Beurteilung<br />

zu kommen. Diese<br />

erweisen sich aber nicht in einer<br />

so genannten Vergleichsarbeit,<br />

sondern in jahrelanger Transparenz<br />

schulischer Arbeit in<br />

Verbindung mit einem qualifizierten<br />

Beratungssystem. Niedersachsen<br />

hat einmal mit den<br />

Fachberatern ein, bei allen<br />

Schwächen im Detail, leistungsfähiges<br />

System besessen. Das hat<br />

dazu geführt, dass Schulleiter<br />

oder Dezernenten, die an<br />

fremden Schulen den Abiturvorsitz<br />

übernahmen, sich in der<br />

Regel ohne weiteres mit den<br />

ihnen unbekannten Lehrkräften<br />

über Beurteilungskriterien einig<br />

waren. Dieses System wurde über<br />

Bord geworfen, und wir haben<br />

jetzt schon die Vergleichsarbeiten<br />

auf vielen Ebenen und der<br />

Bevölkerung, die die Interna in<br />

der Regel nicht durchschauen<br />

kann, wird suggeriert, dass es<br />

jetzt viel gerechter zugehe.<br />

Und so bemühen sich die<br />

Lehrer/innen landauf, landab<br />

ihre Schüler auf die Anforderungen<br />

der Vergleichsarbeiten zu<br />

drillen – und das Lernen, das<br />

geistige Abenteuer bleibt auf der<br />

Strecke. Jemand, der wie ich ein<br />

Lebensalter Schule erlebt und<br />

beobachtet hat, hat angesichts<br />

dieses unpädagogischen, in<br />

Wirklichkeit lernfeindlichen<br />

Treibens nur den einen Trost: Es<br />

wird die Zeit kommen, in der<br />

dieser Unsinn eingesehen und<br />

abgeschafft wird, damit dann an<br />

anderer Stelle ein neuer Blödsinn<br />

Raum greifen kann.<br />

Die nächsten<br />

Ostfriesischen Hochschultage<br />

Ulrich<br />

Mittelstädt<br />

finden statt am<br />

Donnerstag, dem 07.03.2013, und am Freitag, dem 08.03.2013,<br />

in Aurich im Europahaus.<br />

Ausrichtende Uni: Osnabrück<br />

Zeitlicher Ablauf<br />

Donnerstag, 07.03.2013 Freitag, 08.03.2013<br />

09.00 - 09.45 Einführungsreferat Einführungsreferat<br />

09.45 - 10.30 Pause (Schulbuchverlage) Pause (Schulbuchverlage)<br />

10.30 - 12.00 5 - 7 Workshops parallel 5 - 7 Workshops parallel<br />

12.00 - 12.15 Pause (Schulbuchverlage) Pause (Schulbuchverlage)<br />

12.15 - 13.45 5 - 7 Workshops parallel 5 - 7 Workshops parallel<br />

19.30 Bildungspolitische<br />

Abendveranstaltung<br />

> 22.00<br />

Nähere Einzelheiten folgen im <strong>LEUCHTTURM</strong> 114 im November.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Erzieher ließen Dampf ab - Politik ist am Zug<br />

In den Emder Kindertagesstätten (Kita) und Krippen sollen kleinere Gruppen mit einer zusätzlichen pädagogischen<br />

Fachkraft eingerichtet werden.<br />

Von EZ-Redakteur MANFRED ULFERTS 0 49 21 / 89 00 417<br />

16<br />

„Je kleiner die<br />

Gruppe desto<br />

mehr könnten<br />

sich die Erzieherinnen<br />

mit einzelnen<br />

Kindern<br />

beschäftigen”:<br />

GEW-Vorstandsmitglied<br />

Renate Isenburg<br />

Emden. Die Emder Politik und<br />

Verwaltung scheint die Problematik<br />

der Erzieherinnen und<br />

Erzieher in der Stadt Emden<br />

erkannt zu haben, nachdem<br />

betroffene Kita-Mitarbeiter am<br />

Montagabend anlässlich einer<br />

Diskussionsrunde Dampf abgelassen<br />

haben, um auf ihre<br />

unzufriedenen Arbeitssituationen<br />

hinzuweisen und Verbesserungen<br />

zu fordern. Schnellstmöglich<br />

und intensiv sollen jetzt<br />

alle im Rat vertretenen Fraktionen<br />

und der städtische Fachdienst<br />

mit den personellen und<br />

räumlichen Gegebenheiten in<br />

den Emder Kindertageseinrichtungen<br />

(Kita) und Kinderkrippen<br />

vertraut gemacht werden.<br />

„Wir werden jetzt ein erstes<br />

Konzept ausarbeiten, wonach<br />

eine Arbeitsgruppe eingerichtet<br />

werden soll, die sich dann mit<br />

den Qualitätsstandards in den<br />

Kindertagesstätten wie Gruppengröße,<br />

Fachkräfte, Inklusion und<br />

Elternarbeit beschäftigt”, gab der<br />

städtische Jugendamt- und Fachbereichsleiter<br />

Thomas Sprengelmeyer<br />

einen ersten Ansatz zur<br />

strukturellen Handhabung. „Wir<br />

können nicht alles auf einmal<br />

machen und müssen auch<br />

rechnen, was das letztlich alles<br />

kostet”, sagte Sprengelmeyer. Im<br />

Juni will er dem Jugendhilfeausschuss<br />

ein Konzept vorlegen.<br />

„Dann muss die Politik darüber<br />

entscheiden”, sagte er.<br />

Verbesserungen<br />

Ganz im Sinne der angestellten<br />

Fachkräfte scheint die Politik<br />

bestrebt zu sein, die Bedingungen,<br />

nicht zuletzt auch zum<br />

Wohle der Kinder, verbessern zu<br />

wollen. Das Ziel soll sein, in den<br />

kommenden Jahren die zu<br />

betreuenden Kindergruppen von<br />

in der Regel 25 Kindern (Kita)<br />

sowie 15 Kindern (Krippe) nicht<br />

nur zu verkleinern sondern<br />

neben den bislang zwei Erziehe-<br />

rinnen zusätzlich mit einer<br />

dritten pädagogischen Fachkraft<br />

zu betreuen. Sprengelmeyer:<br />

„Das werden wir sicherlich nicht<br />

für alle Ganztagsgruppen stemmen<br />

können.”<br />

Diese ersten Erkenntnisse<br />

wurden während dieser vom<br />

Emder Kreisverband der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW) initiierten<br />

Diskussionsrunde im Pelzerhaus<br />

deutlich. Rund eineinhalb Stunden<br />

hatten sich betroffene<br />

Erzieherinnen und Erzieher im<br />

Beisein von gut 30 Arbeitskollegen<br />

gegenüber einem Dutzend<br />

Ratsmitgliedern aller vier Emder<br />

Fraktionen und Fachbereichsleiter<br />

Sprengelmeyer so richtig Luft<br />

verschafft über ihre beruflichen<br />

Bedingungen. Als Knackpunkt<br />

wird der Emder Betreuungsschlüssel<br />

angesehen, der zur<br />

Verbesserung der pädagogischen<br />

Arbeit gesenkt werden müsse.<br />

Betreuungsschlüssel<br />

„Dieser seit über vierzig<br />

Jahren bestehende heutige Emder<br />

Betreuungsschlüssel - 25<br />

Kinder in einer Gruppe mit zwei<br />

Erziehern - brennt uns unter<br />

den Nägeln. Es ist wichtig - das<br />

haben auch wissenschaftliche<br />

Studien ergeben -, dass es einfach<br />

kleinere Gruppen geben müsse”,<br />

sagte einleitend GEW-Vorstandsmitglied<br />

Renate Isenburg, die für<br />

die Fachgruppe „Sozialpädagogische<br />

Berufe” zuständig ist. Je<br />

kleiner das Kind, desto wichtiger<br />

sei die Bezugsperson, und je<br />

kleiner die Gruppe, desto mehr<br />

könnten sich die Erzieher mit<br />

einzelnen Kindern beschäftigen.<br />

Es kämen vor allem Kinder mit<br />

Auffälligkeiten zu kurz und<br />

diejenigen, die eher ruhig sind<br />

und sich meistens zurückziehen.<br />

Die veralteten Standards in<br />

den Kitas, der zunehmende<br />

Aufgabenbereich im Alltag mit<br />

Kindern, Eltern, Teambesprechung<br />

und Vorbereitungszeit<br />

wurden ebenso moniert wie die<br />

seit Jahren und Jahrzehnten<br />

immer schlechter werdenden<br />

Bedingungen. Seit über vierzig<br />

Jahren sei immer nur zu hören:<br />

„Wo sollen wir das Geld<br />

hernehmen?” Dabei seien die<br />

Kinder doch die Zukunft, in die<br />

investiert werden solle, war<br />

seitens der Erzieherinnen zu<br />

hören.<br />

Die Stadt Emden könne doch<br />

jetzt ein Zeichen setzen mit<br />

kleineren Gruppenzahlen, und<br />

andere Kommunen würden<br />

dann möglicherweise folgen,<br />

gaben die Erzieher einen Wink<br />

in Richtung Verwaltung. Ebenso<br />

ging ein eindeutiger Appell an<br />

die Ratsmitglieder, dass die<br />

Emder Politik neue Rahmenbedingungen<br />

für Kindertageseinrichtungen<br />

schaffen müsse.<br />

Finanzmittel<br />

Den „guten Willen” ließ die<br />

Politik natürlich verlauten, aber<br />

stets auch mit Blick auf die<br />

Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

„Das klassische Leitbild ist heute<br />

ein anderes als vor zwanzig<br />

Jahren. Und natürlich lässt sich<br />

bei einer Gruppengröße von 18<br />

bis 20 Jungen und Mädchen eine<br />

bessere Beziehung zwischen den<br />

Kindern und den Erzieherinnen<br />

aufbauen”, sagte der SPD-<br />

Fraktionsvorsitzende Hans-Dieter<br />

Haase.<br />

Mit machbaren Finanzmitteln<br />

müsse das Optimale herausgeholt<br />

werden. Haase: „Wir dürfen<br />

nicht vergessen, dass Emden den<br />

noch ausstehenden Bedarf an<br />

Krippenplätzen - die gesetzliche<br />

Vorgabe liegt bei 30 Prozent -<br />

nunmehr selbst finanzieren<br />

muss, da es vom Land keine<br />

Gelder mehr gibt.” FDP-Ratsfrau<br />

Hillgriet Eilers sieht Emden<br />

bezüglich des Betreuungsangebots<br />

„auf einem guten Weg”.<br />

Eilers: „Es ist nur eine Frage der


17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Geschwindigkeit wie die Umsetzung<br />

vonstatten geht.” Haase,<br />

und da sprach er möglicherweise<br />

im Namen aller Ratsfraktionen,<br />

könne sich vorstellen, dass in<br />

den nächsten knapp fünf Jahren<br />

- also bis zum Ende der jetzigen<br />

Ratsperiode - ein Konzept<br />

erarbeitet wird, um in den<br />

Kindertagesstätten bei den Ganztagsgruppen<br />

auf eine 20er<br />

Gruppenstärke zu kommen.<br />

„Wenn aus der Politik das<br />

Signal kommt, dann werden<br />

Rahmenbedingungen auch verändert<br />

und verbessert”, sagte der<br />

langjährige Emder Jugendpfleger<br />

Eckhard Kühl, der jetzt beim<br />

Landkreis Aurich tätig ist.<br />

Gleichzeitig gab er aber auch zu<br />

bedenken, dass man nicht von<br />

heute auf morgen über eine<br />

dritte pädagogische Fachkraft<br />

nachdenken solle.<br />

Diskussionsrunde mit rund 50 Personen im Pelzerhaus: Erzieher und Erzieherinnen, Gewerkschaftsvertreter,<br />

Kommunalpolitiker und Vertreter der Verwaltung. EZ-Bilder: Wilken<br />

Emder Zeitung<br />

Mittwoch, 14. März 2012<br />

Die GEW-Veranstaltung wurde ein voller Erfolg, weil so viele ErzieherInnen und SozialpädagogInnen<br />

den anwesenden Rats- und Jugendhilfeausschussmitgliedern ihre Situation anschaulich schilderten.<br />

Als Ergebnis bleibt auch der Einsatz von Tom Sprengelmeyer, der aufgrund der GEW-Veranstaltung eine<br />

Planungsgruppe initiieren wird mit dem Ziel, innerhalb der nächsten 5 Jahre zu einem Betreuungsschlüssel<br />

für Emden von 18 Kindern und 2 päd. Fachkräften zu kommen. Außerdem wird er<br />

durchrechnen, was die von uns geforderte und dringend notwendige 3. Fachkraft in Krippengruppen<br />

kostet.<br />

Renate Isenburg<br />

Betr.: Erzieher ließen Dampf ab – Politik ist am Zug (EZ vom 14.03.2012)<br />

Dritte Fachkraft ist notwendig!<br />

Im o.g. Artikel werde ich aufgrund meines Wortbeitrages auf der Veranstaltung zitiert,<br />

dass „man nicht von heute auf morgen über eine dritte pädagogische Fachkraft<br />

nachdenken sollte.“ Dieses sollte (muss!) man natürlich tun! Ich habe darauf<br />

hingewiesen, dass es aus meiner Sicht keinen Zweck hat auf Verbesserungen in den<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Rahmenbedingungen durch das Land Niedersachsen zu<br />

warten, sondern dass die Politik vor Ort schon jetzt Gestaltungsspielräume hat, die<br />

Rahmenbedingen in den Kitas zu verbessern, was zur Zeit allerdings ausschließlich zu<br />

Lasten der Kommunen gehe. So ist es sinnvoll, das Geld was jetzt in die Förderung der<br />

Kitas investiert wird, „im System“ zu lassen, was bei (leider) zurück gehenden<br />

Kinderzahlen zu einer Reduzierung der Gruppengröße genutzt werden kann und sollte,<br />

und nicht zu einem Abbau der Plätze bzw. zur Aufnahme von Kindern unter 3 Jahren in<br />

die Kindergartengruppen in sogenannte altersübergreifende Gruppen führen darf.<br />

Gleichzeitig sollte der notwendige quantitative Ausbau der Krippenbetreuung mit<br />

Verbesserung der qualitativen Rahmenbedingungen gekoppelt werden. Hierbei habe ich<br />

auf örtliche Regelungen anderer Kommunen, wie der Stadt Oldenburg, verwiesen, wo<br />

eine dritte Fachkraft in der Regelöffnungszeit der Krippe schon jetzt kommunaler<br />

Standard ist. Dieses muss planvoll geschehen und letztendlich von der Politik getragen<br />

werden.<br />

Eckhard Kühl<br />

(ehemals Stadtjugendpfleger der Stadt Emden)


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

18<br />

OSTFRIESEN-ZEITUNG, DIENSTAG, DEN 21. FEBRUAR 2012<br />

Kleine Schülerfirma kam bei Messe groß raus<br />

BILDUNG Wybelsumer präsentieren sich auf Ministeriums-Stand in Hannover<br />

Eingeladen waren sie, um bei der<br />

Didacta für mehr Unternehmergeist<br />

an Schulen zu werben.<br />

EMDEN/HANNOVER - Das<br />

war schon etwas Besonderes: Die<br />

Schülerfirma „Superando Cajón“<br />

der Schule Wybelsum hat sich<br />

vergangene Woche in Hannover<br />

bei der Bildungsmesse Didacta<br />

vorgestellt. Einen Tag lang<br />

gehörte sie zu den mehr als 870<br />

Ausstellern der Ausstellung, die<br />

vom 14. bis zum 18. Februar in<br />

der Landeshauptstadt lief. Das<br />

Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie hatte die<br />

Wybelsumer eingeladen, sich auf<br />

seinem Stand zu präsentieren.<br />

Das teilte Schulleiter Rico<br />

Mecklenburg mit.<br />

„Superando Cajón“ ist im so<br />

genannten Junior-Programm des<br />

Instituts der deutschen Wirtschaft<br />

Köln. Das Bundesministerium<br />

hat ausgewählten Schülerfirmen<br />

bei der Didacta in<br />

Hannover eine Plattform gegeben,<br />

um für mehr Unternehmergeist<br />

an Schulen zu werben.<br />

Seinen Namen hat die Wybelsumer<br />

Schülerfirma seiner Geschäftsidee<br />

zu verdanken: Sie hat<br />

sich auf den Verkauf von Cajóns<br />

(Trommelkisten) spezialisiert. Es<br />

handelt sich dabei um ein aus<br />

Südamerika stammendes Musikinstrument.<br />

Beteiligt sind Schü-<br />

ler aus den zehnten Klassen der<br />

Realschule Wybelsum.<br />

Sie sind – wie in einem echten<br />

Betrieb – zuständig für die<br />

Produktion der Instrumente, die<br />

Verwaltung der Firma, die<br />

Buchhaltung und für das<br />

Marketing. Die Cajóns werden<br />

unter Anleitung von Lehrer<br />

Schnupperten in der Landeshauptstadt Messeluft und kamen bei den Besuchern<br />

gut an: Die Jugendlichen der Schule Wybelsum stellten ihre Cajóns vor. BILD: PRIVAT<br />

Johannes Eggerking im Werkraum<br />

der Schule hergestellt.<br />

Betreut wird die Schülerfirma<br />

außerdem in den Fächern<br />

Wirtschaft und Informatik von<br />

Lehrerin Sonka Kretzmer sowie<br />

von Diplom-Kaufmann Heino<br />

Becker als Wirtschaftspaten. Alle<br />

drei sowie Schulleiter Mecklenburg<br />

haben die Jugendlichen bei<br />

ihrem Messeauftritt unterstützt.<br />

Mit ihrem Stand und der<br />

Vorstellung bei der Didacta<br />

waren die Nachwuchs-Unternehmer<br />

aus Wybelsum übrigens<br />

total zufrieden. „Es gab Lob von<br />

allen Seiten“, teilten sie mit.<br />

Mindestens genauso erfreulich:<br />

Auch das Produkt konnte die<br />

Besucher der Messe überzeugen.<br />

„Es gab einige Bestellungen“.


19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Vorstandswahlen im KV Jever<br />

Auf der gut besuchten<br />

Veranstaltung am 24.04.12<br />

wurde gleich zu Anfang mit dem<br />

Eingangsreferat des Bezirksvorsitzenden<br />

Stefan Störmer deutlich,<br />

wo der neue Vorstand seine<br />

Schwerpunkte setzen könnte.<br />

Stefan Störmer hatte als Aufhänger<br />

seines Vortrags „Die Verjüngung<br />

der GEW“ die Altersstruktur<br />

des KV Jever mit wenig<br />

jungen, aber dafür umso mehr<br />

älteren Mitgliedern gewählt.<br />

Er konnte deutlich machen,<br />

dass es Möglichkeiten gibt, junge<br />

Kolleginnen und Kollegen für<br />

die Mitarbeit in der GEW zu<br />

gewinnen. Konkret für die<br />

Arbeit vor Ort schlug er vor, die<br />

Fachgruppenarbeit (Grundschulen,<br />

Oberschulen, Förderschulen,<br />

Gymnasien, IGS und BBS)<br />

zu verstärken, um den Kolleginnen<br />

und Kollegen bei ihrer<br />

Arbeit vor Ort fachliche und<br />

schulpolitische Unterstützung<br />

anbieten zu können.<br />

Weiter betonte er, dass es<br />

sinnvoll ist, an den Schulen die<br />

Vertrauensleutearbeit zu verstärken,<br />

damit die Kolleginnen und<br />

Kollegen wichtige Informationen<br />

rechtzeitig erhalten und<br />

ihnen die GEW bei der Kritik<br />

z.B. an den immer stärker zu<br />

beobachtenden Arbeitsverdichtungen<br />

unter die Arme greifen<br />

kann. Vertrauensleute sind nicht<br />

wie die Personalräte zu vertrauensvoller<br />

und partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit mit der Schulleitung<br />

verpflichtet und genießen<br />

gewerkschaftlichen Schutz,<br />

können aber durchaus Vereinbarungen<br />

zwischen Kollegium und<br />

Schulleitung treffen – was nicht<br />

allen Anwesenden so bekannt<br />

war.<br />

Vor dem Tätigkeitsbericht des<br />

Vorstandes wurde der verstorbenen<br />

Mitglieder gedacht - unter<br />

ihnen leider auch der ehemalige<br />

Kreisvorsitzende Klaus<br />

Gelfert. In seinem Bericht<br />

hob der erste Vorsitzende<br />

Fridolin Haars hervor,<br />

dass der Vorstand alle<br />

Termine auf Landes- und<br />

Bezirksebene wahrgenommen,<br />

die Personalräteschulung<br />

und eine<br />

Veranstaltung mit Astrid<br />

Müller zur „Inklusion“<br />

organisiert hat. Selbstkritisch<br />

merkte er aber an, dass es<br />

kaum Kontakt zu den Kolleginnen<br />

und Kollegen außerhalb der<br />

Schulen gäbe und auch der<br />

Kontakt zu einigen Schulen<br />

verbessert werden könnte. Besonders<br />

hingewiesen hat er auf<br />

den „Stammtisch“ an jedem<br />

ersten Dienstag im Monat im<br />

„Marienbräu“ um 18.00 Uhr<br />

und die Zusammenarbeit mit<br />

dem KV Wittmund (Boßeltour,<br />

Besuch von Bremerhaven).<br />

Nach der Entlastung des<br />

Vorstands und des Schatzmeisters<br />

wurde gewählt. Und siehe<br />

da, das Durchschnittsalter des<br />

Vorstands konnte gesenkt werden!<br />

Neben dem alten Vorstand<br />

(1. Vorsitzender Fridolin Haars,<br />

Stellvertreter/in Klaus Blume-<br />

Wenten und Elke Kortendiek,<br />

Schatzmeister Hans Ulrich<br />

Schwerdt) wurde Irka Sjuts als<br />

zurzeit jüngstes Mitglied zur<br />

stellvertretenden Schatzmeisterin<br />

gewählt. Der Anfang der<br />

Verjüngung ist gemacht! Das<br />

Referat A (Beamten- und<br />

Angestelltenrecht) wird weiterhin<br />

von Elke Kortendiek und<br />

Stephanie Stroh geleitet, Referat<br />

E (Gewerkschaftliche Bildung<br />

und Mitgliederbetreuung) liegt<br />

in den Händen von Klaus<br />

Blume-Wenten.<br />

Erste Aufgabe des neuen/alten<br />

Vorstands war es, langjährige<br />

Mitglieder für ihre Treue zur<br />

GEW zu ehren. Persönlich<br />

geehrt werden konnten für über<br />

25-jährige Mitgliedschaft Renate<br />

Hegerfeld, Elfriede Wichmann<br />

und Hans Ulrich Schwerdt und<br />

für über 40-jährige Mitgliedschaft<br />

Herma Höcker, Brigitte<br />

Weinert und Ursula Karasch.<br />

Klaus<br />

Blume-Wenten<br />

Auf dem Foto der neue Vorstand (von links):<br />

Fridolin Haars, Irka Sjuts, Elke Kortendieck, Klaus Blume-Wenten, Hans Ulrich Schwerdt


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Asel: Ein Ort zum Lernen und Erleben<br />

Evangelische Jugendbildungsstätte Asel stellt sich als außerschulischer Lernort vor<br />

Asel ist seit Jahrzehnten ein<br />

wichtiger Ort für junge<br />

Menschen aus ganz Ostfriesland<br />

und darüber hinaus. Nach wie<br />

vor kommen jedes Jahr Kinder,<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

zu Freizeiten und Seminaren<br />

in die Ev. Jugendbildungsstätte<br />

Asel und erhalten hier Anregungen<br />

und Orientierung für ihr<br />

Leben. Als Einrichtung der ev.-<br />

luth. Kirche setzen wir uns für<br />

Bildungsgerechtigkeit und Bildungsteilhabe<br />

ein. Dabei verstehen<br />

wir „Bildung“ in einem<br />

umfassenden Sinn - etwas, das<br />

den ganzen Menschen betrifft.<br />

Die Zusammenarbeit mit den<br />

Schulen, die Kinder und<br />

Jugendliche zunehmend ganze<br />

Tage begleiten und unterrichten,<br />

aber auch mit den Eltern der<br />

Kinder und Jugendlichen ist uns<br />

wichtig.<br />

Wir möchten Jugendlichen<br />

helfen, ihre eigenen Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten zu entdecken,<br />

Verantwortung zu übernehmen<br />

und sich mit ihren<br />

Mitmenschen auseinander zu<br />

setzen. Dabei arbeiten wir<br />

überwiegend mit handlungsund<br />

erlebnisorientierten Methoden.<br />

Deshalb bietet die Ev.<br />

Jugendbildungsstätte Asel nicht<br />

nur Gastgruppen ein Zuhause,<br />

sondern fördert die Arbeit mit<br />

Kindern und Jugendlichen auch<br />

durch eigene außerschulische<br />

und erlebnisorientierte Bildungsarbeit.<br />

Besonders liegt uns<br />

die Stärkung von Sozialkompetenz<br />

und Kommunikationsfähigkeit<br />

von Jugendlichen am<br />

Herzen. Gewaltprävention<br />

und<br />

Konfliktbewältigung<br />

sind weitere<br />

wichtige Seminarinhalte.<br />

Seminare<br />

für geschlossene<br />

Gruppen<br />

können individuell<br />

vereinbart<br />

werden. Auf<br />

Wunsch stehen<br />

auch zwei externe<br />

Supervisorinnen<br />

für Gruppen<br />

zur Verfügung.<br />

Im Grundschulalter<br />

bieten<br />

wir individuell auf die Lerngruppe<br />

zugeschnittene Seminarmodule<br />

an. In den Bereichen der<br />

Primärprävention, der Förderung<br />

sozial-emotionaler Kompetenz,<br />

Sozialkompetenz und<br />

Gewaltprävention können in<br />

den verschiedenen Jahrgangsstufen<br />

selbstorganisierte oder von<br />

20<br />

unserem Hausteam durchgeführte<br />

Seminare gestaltet werden.<br />

Themen wie: Gefühle wahrnehmen<br />

und ausdrücken, Zugang<br />

zur eigenen Biographie, gelingendes<br />

und misslingendes Zusammenleben<br />

erkennen, Konflikte<br />

wahrnehmen und lösen,<br />

Regeln und ihre Bedeutung für<br />

das Zusammenleben, mit Stärken<br />

und Schwächen leben werden in<br />

verschiedenen Übungen spielerisch<br />

bearbeitet. Auch können<br />

biographische Übergänge (z.B.<br />

vor dem Übergang in die<br />

weiterführende Schule am Ende<br />

der Grundschulzeit) begleitet<br />

und gestaltet werden.<br />

Auch im Bereich Sekundarstufe<br />

I/II können in diesen<br />

Bereichen altersangepasste Module<br />

vereinbart werden. Im<br />

Berufsschulbereich sind themenbezogene<br />

Seminare – je nach<br />

Berufsschulzweig – und/oder<br />

orientierende Seminare im Bereich<br />

Lebens- und Berufsplanung<br />

beliebt. Die „Tage zur<br />

Orientierung“, die für Jugendliche<br />

der 9./10. Jahrgangsstufe<br />

geeignet sind, thematisieren in<br />

besonderer Weise Fragen um<br />

Identität und Persönlichkeit,<br />

Zukunftsplanung, Ressourcen<br />

der einzelnen Schülerinnen und


21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Schüler und Berufsfeldorientierung.<br />

Tage zur religiösen und<br />

spirituellen Besinnung – „Oasentage“<br />

können ebenfalls bei<br />

uns im Haus verbracht werden.<br />

Die Ev. Jugendbildungsstätte<br />

Asel bietet sich als Erfahrungsund<br />

Erlebnisraum hierfür an.<br />

Kirchenpädagogische Angebote<br />

in der neben der Jugendbildungsstätte<br />

liegenden Kirche<br />

können zugeschnitten auf die<br />

Lerngruppe vereinbart werden.<br />

Dabei ist ein eigenes Seminarprogramm<br />

oder ein durch unser<br />

Hausteam gestaltetes Programm<br />

oder auch eine Kombination<br />

möglich.<br />

Je nach Bedürfnis der Lerngruppe<br />

können die Seminarinhalte<br />

mit unserem Hausteam<br />

abgesprochen werden. Ggf. werden<br />

externe Referenten zu<br />

Einzelthemen angefragt.<br />

Gern stehen wir den Lehrkräften<br />

zusätzlich zur Beratung und<br />

Planung eines Ausflugsprogramms<br />

in die nähere und<br />

weitere Umgebung von Asel zur<br />

Verfügung.<br />

Die Jugendbildungsstätte umfasst<br />

einen Campus mit vier<br />

Gebäuden: Dem Groothus mit<br />

35 Betten, dem Lütthus mit<br />

18+5 Betten, dem Karl-Schaaf-<br />

Haus mit 17+2 Betten und dem<br />

Pfarrhaus, in dem sich Rezeption<br />

me für 15 bis 60<br />

Personen. Die nebenan<br />

gelegene<br />

St.-Dionysius-Kirche<br />

mit 120 Sitzplätzen<br />

in Einzelbestuhlung<br />

kann<br />

auf Wunsch ebenfalls<br />

als Seminarraum<br />

genutzt werden.<br />

Unsere jugendgerechte<br />

Küche<br />

bietet Ihnen Vollverpflegung<br />

mit<br />

Frühstück, Mittagessen<br />

und Abendbrot,<br />

auf Wunsch<br />

auch Tee/Kaffee/<br />

Kuchen am Nachmittag. Auf<br />

besondere Verpflegungswünsche,<br />

z. B. von Allergikern, können<br />

wir individuell eingehen, außerdem<br />

ist es möglich, die<br />

Verpflegung an das Tagesprogramm<br />

der Gruppe anzupassen<br />

(Lunchpaket, Grillabend, frühes<br />

Frühstück...). Für Selbstversorger<br />

im Karl-Schaaf-Haus steht eine<br />

Selbstversorgerküche (für Gruppen<br />

bis zu max. 20 Personen)<br />

zur Verfügung.<br />

Als Freizeitmöglichkeiten halten<br />

wir folgendes vor: Fußballplatz,<br />

Volleyballfeld, Minigolfanlage,<br />

Grill- und Lagerfeuerplätze,<br />

Werkraum, Lesezimmer,<br />

Spielekisten. Im übrigen können<br />

Kontakt:<br />

Ev. Jugendbildungsstätte Asel<br />

Karl-Schaaf-Weg 3<br />

26409 Wittmund-Asel<br />

0 44 62 – 94 76 – 0, Fax 0 44 62 – 94 76<br />

20<br />

info@jubi-asel.de<br />

www.jubi-asel.de<br />

Für Informationen und Beratung<br />

stehen Ihnen zur Verfügung:<br />

und Büro befinden. Die Gebäude<br />

können einzeln oder auch<br />

beliebig kombiniert gebucht<br />

werden.<br />

Die Häuser sind teilweise behindertenfreundlich<br />

gestaltet.<br />

Es stehen sechs Gruppenräu-<br />

verschiedene Medien/Materialien<br />

genutzt werden: Laptop,<br />

Beamer, Diaprojektor, Overheadprojektor,<br />

Fotokopiergerät, Fernsehgerät,<br />

DVD-Player, Videorecorder,<br />

Stereoanlage, Ballspiele,<br />

6 Canadier, Gesellschaftsspiele.<br />

Torsten Nolting-Bösemann, Pastor /<br />

Leiter der ev. Jugendbildungsstätte<br />

Asel, leitung@jubi-asel.de, 0 44 62 – 94<br />

76 25<br />

Veronika Hansberg, Dipl. Päd. /<br />

Bildungsreferentin an der ev.<br />

Jugendbildungsstätte Asel,<br />

veronika.hansberg@jubi-asel.de, 0 44<br />

62 – 94 76 15


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

22<br />

Rede zum Tag der Arbeit<br />

1. Mai 2012 in Aurich<br />

Patrick<br />

Schreiner<br />

DGB Bezirk<br />

Niedersachsen<br />

– Bremen –<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Abteilung<br />

Wirtschaft-Umwelt-Europa<br />

Liebe Kolleginnen, liebe<br />

Kollegen,<br />

... ...<br />

dies ist kein gewöhnlicher Tag<br />

der Arbeit. Wir begehen den<br />

Ersten Mai in diesem Jahr im<br />

Zeichen wichtiger und großer<br />

Tarifrunden. Und das in einem<br />

für die Unternehmen durchaus<br />

günstigen Umfeld: Die Kapitalbesitzer<br />

freuen sich über satte<br />

Gewinne. Aktionäre freuen sich<br />

über hohe Dividenden. Vorstände<br />

verdienen so gut wie noch<br />

nie. Und großzügig werden<br />

wieder Boni gezahlt.<br />

Die Löhne allerdings sind seit<br />

Beginn des Jahrtausends gesunken.<br />

Hier herrscht ein drastisches<br />

Missverhältnis. Von einer angemessenen<br />

und gerechten Verteilung<br />

der Gewinne kann schon<br />

lange nicht mehr die Rede sein.<br />

Es gibt eine Menge nachzuholen.<br />

Vor wenigen Wochen gab es ja<br />

Warnstreiks im Öffentlichen<br />

Dienst. Dort gibt es mittlerweile<br />

einen Abschluss. In diesen<br />

Tagen laufen Warnstreiks der IG<br />

Metall. ... ... Und auch verdi und<br />

andere Gewerkschaften verhandeln<br />

in verschiedenen Branchen<br />

und Betrieben. Hier geht es um<br />

sehr grundlegende Fragen von<br />

Gerechtigkeit. Es geht um eine<br />

faire Verteilung des Wohlstands,<br />

den wir erwirtschaften.<br />

u Den Kolleginnen und<br />

Kollegen in<br />

Tarifauseinandersetzungen<br />

wünschen wir daher viel Erfolg.<br />

Für uns ist klar: ... Die<br />

Forderung der Gewerkschaften<br />

nach mehr Geld ist ... mehr als<br />

berechtigt. 2011 wurde ein sattes<br />

Wachstum erzielt. 2012 wird es<br />

weiterhin Wachstum geben. Die<br />

Exporte brummen wieder. Merkels<br />

Schreihälse in der konservativen<br />

Presse berauschen sich am<br />

angeblichen Erfolg der Regierung:<br />

Die Arbeitslosenquote sinkt,<br />

die Wirtschaft wächst,<br />

das Haushaltsdefizit nimmt<br />

ab.<br />

Arroganz ist da nicht weit. In<br />

Europa spielt Deutschland den<br />

Musterschüler, aber auch gerne<br />

den Besserwisser.<br />

Aber wie so oft ist die<br />

Wirklichkeit komplexer. Denn<br />

die Zahlen gaukeln einen<br />

Wohlstand vor, von dem viele<br />

Menschen nichts haben.<br />

Deutschland liegt nämlich auch<br />

bei der Verschärfung der sozialen<br />

Ungleichheit vorn. Die Profitquote,<br />

der Anteil der Unternehmens-<br />

und Vermögenseinkommen,<br />

stieg im letzten Jahrzehnt<br />

um 15 Prozent auf heute über 33<br />

Prozent. Wir aber haben immer<br />

weniger Geld in unseren<br />

Taschen. Unsere Arbeitsbedingungen<br />

werden immer schlechter.<br />

Die Reallöhne sind seit<br />

Jahren im Sinkflug. Niedriglöhne<br />

explodieren. Und der<br />

Sozialstaat wird kaputt gekürzt.<br />

Da kann es nur eine Schlussfolgerung<br />

geben:<br />

u Es wird endlich Zeit,<br />

umzuverteilen – und zwar von<br />

oben nach unten, liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen!<br />

Ja, wir reden davon, die<br />

wachsende Ungleichverteilung<br />

der vergangenen Jahre umzukehren.<br />

Dazu gehören gute Tarifabschlüsse.<br />

Dazu gehört aber auch<br />

das Ende prekärer Arbeit.<br />

Unsichere Beschäftigung nimmt<br />

in allen Branchen immer mehr<br />

zu. Prekäre Jobs belasten sowohl<br />

die Beschäftigten als auch die<br />

Sozialversicherungen. Die Zahl<br />

der Vollzeit-Arbeitsplätze geht<br />

immer mehr zurück. Teilzeitjobs<br />

und Befristungen hingegen<br />

steigen stark an; genauso wie die<br />

Zahl der ausschließlich im Mini-<br />

Job Beschäftigten. Die Leiharbeit<br />

ist geradezu explodiert! Aber<br />

sogar Leiharbeit ist für die<br />

Arbeitgeber inzwischen nicht<br />

mehr profitabel genug. Sie<br />

haben sich etwas Neues einfallen<br />

lassen: Werkverträge nennen sie<br />

das. Auch dort arbeiten Männer<br />

und Frauen für fünf, sechs,<br />

sieben Euro.<br />

Die Gewerkschaften fordern<br />

deshalb völlig zu Recht einen<br />

allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn.<br />

Das hat auch etwas mit


23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

unserer Würde zu tun.<br />

u Unter 8,50€Euro sollte<br />

niemand, absolut niemand<br />

arbeiten müssen, liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen!<br />

Unser Motto an diesem Tag<br />

der Arbeit lautet: „Gute Arbeit<br />

für Europa – Gerechte Löhne,<br />

soziale Sicherheit.“ Ich glaube,<br />

dass dieses Motto genau in diese<br />

Zeit passt. Denn „gerechte<br />

Löhne“ und „soziale Sicherheit“<br />

haben auch etwas mit Europa zu<br />

tun. Wir brauchen höhere<br />

Löhne und mehr soziale<br />

Sicherheit. Zum einen, weil wir<br />

endlich von oben nach unten<br />

umverteilen müssen. Zum anderen<br />

aber auch, weil die aktuelle<br />

Krise in Europa eben auch eine<br />

Verteilungskrise ist. Eine Krise,<br />

die mit der Verschlechterung von<br />

Löhnen und Arbeitsbedingungen<br />

gerade auch in Deutschland<br />

zu tun hat. Eine Krise, die mit<br />

dem Auseinanderlaufen der<br />

Exporte und Importe zu tun hat.<br />

... ...<br />

Wie schnell und leicht lässt<br />

sich über die Krisenstaaten<br />

schimpfen. Wie schnell und<br />

leicht sind idiotische Vorurteile<br />

bei der Hand. Vorurteile über<br />

Italiener, Griechen, Spanier.<br />

Aber als die Italiener, Griechen<br />

und Spanier deutsche Autos,<br />

deutsche Maschinen, deutsche<br />

Rüstungsgüter oder Bauleistungen<br />

kauften, hatte niemand etwas<br />

dagegen. Auch nicht, wenn sie<br />

dies auf Pump taten. Auf Pump,<br />

weil umgekehrt Deutschland und<br />

andere Länder eben viel zu<br />

wenig aus Griechenland und<br />

Spanien importierten. Diese<br />

Verschuldung hat hierzulande<br />

keinen interessiert. Auch, weil<br />

sich dadurch mancher Aktionär<br />

und mancher Vorstand die<br />

Taschen vollstopfen konnte.<br />

Auch, weil die Verschuldung der<br />

einen immer das Vermögen der<br />

anderen ist. Ökonomie ist eben<br />

komplex. Sehr viel komplexer<br />

jedenfalls, als uns das dumme<br />

Gerede von einer „Staatsschuldenkrise“<br />

glauben machen will.<br />

Wer aber schon eine falsche<br />

Analyse vornimmt, der wird<br />

gewiss nicht die richtigen<br />

Instrumente zur Bekämpfung<br />

der Krise wählen. Wer die Krise<br />

nicht als Verteilungskrise erkennt,<br />

wird nicht für die<br />

notwendige Umverteilung sorgen.<br />

Und genau dieses Versagen<br />

der politisch Handelnden erleben<br />

wir: Die Bundesregierung<br />

berauscht sich am angeblichen<br />

Erfolg der eigenen Politik.<br />

Gemeinsam mit Frankreichs<br />

Sarkozy hat Merkel ausgerechnet<br />

Deutschland zum hehren Vorbild<br />

erhoben.<br />

Aber was ist das für ein Vorbild?<br />

Ein Land, das jahrelang gesetzt<br />

hat<br />

· auf Sozialabbau<br />

· auf Niedriglöhne<br />

· auf prekäre Beschäftigung<br />

· auf Steuersenkungen für Reiche<br />

· und auf Lohnsenkungen für<br />

Beschäftigte?<br />

... ...<br />

Die aktuellen Maßnahmen zur<br />

Bekämpfung der Krise lesen sich<br />

wie eine noch radikalere Kopie<br />

des Berliner Neoliberalismus.<br />

Die Krise wird zum Anlass<br />

genommen, in den Krisenstaaten<br />

mit einer unglaublichen Geschwindigkeit<br />

die Beschäftigten<br />

und ihre Gewerkschaften anzugreifen:<br />

· Tarifverträge werden ausgehebelt,<br />

um die Löhne zu<br />

drücken.<br />

· Die Tarifautonomie wird<br />

faktisch abgeschafft.<br />

· Gewerkschaften werden massiv<br />

geschwächt.<br />

· Mindestlöhne werden drastisch<br />

gesenkt.<br />

· Die Arbeitszeiten verlängern<br />

die Regierungen einseitig.<br />

· Das Renteneintrittsalter setzen<br />

sie hoch. Die Renten aber,<br />

wie auch andere Sozialleistungen,<br />

kürzen sie.<br />

· Im öffentlichen Dienst bauen<br />

sie hunderttausende Stellen<br />

ab.<br />

Für die europäischen Arbeitgeber<br />

gab es nie bessere Zeiten<br />

als diese. Für die Regierungen ist<br />

klar, wer die Zeche zahlen soll:<br />

In Griechenland, Portugal, Italien<br />

und Spanien lassen sie unsere<br />

Kolleginnen und Kollegen bluten.<br />

Unter dem Diktat von<br />

Merkel und Sarkozy.<br />

Das sind nicht nur Angriffe<br />

auf die Beschäftigten in Südeuropa.<br />

Nein, das sind auch Angriffe<br />

auf uns, liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen,<br />

u und gemeinsam mit<br />

unseren Freundinnen und<br />

Freunden in anderen Ländern<br />

wehren wir uns gegen diese<br />

Angriffe!<br />

Es ist wichtig und richtig,<br />

heute ein Signal der Solidarität<br />

auszusenden. Ein Signal, mit<br />

dem wir auch daran erinnern,<br />

wer die wirklichen Schuldigen<br />

an dieser Krise sind. Denn<br />

gewiss haben nicht diejenigen<br />

die Krise verursacht, die jetzt<br />

unter ihr zu leiden haben.<br />

Nein, schuld an der Krise sind<br />

die,<br />

· die soziale Mindeststandards<br />

in Europa abgebaut haben,<br />

· die die Reichen immer reicher<br />

und die Armen immer ärmer<br />

gemacht haben<br />

· die durch ihr Zocken an den<br />

Finanzmärkten ganze Länder<br />

in den Abgrund reißen,<br />

· die jahrzehntelang auf Marktradikalismus<br />

und Deregulierung<br />

gesetzt haben.<br />

Aber wir wissen auch, wer<br />

ganz gewiss nicht schuld ist an<br />

der Krise.<br />

Nicht schuld an der Krise sind<br />

die, die ihre Arbeit verloren<br />

haben. Weltweit sind seit<br />

Ausbruch der Krise mehr als 35<br />

Millionen Menschen zusätzlich<br />

arbeitslos geworden. In Europa<br />

haben wir die höchste Arbeitslosenrate<br />

seit 14 Jahren.<br />

Nicht schuld an der Krise sind<br />

die jungen Menschen, die nie in<br />

Arbeit kommen konnten. In<br />

Spanien und Griechenland sind<br />

mehr als die Hälfte der jungen<br />

Menschen arbeitslos.<br />

Und nicht schuld an der Krise<br />

sind die Beschäftigten. Unter<br />

ihnen nimmt die Armut immer<br />

mehr zu. Mittlerweile sind acht<br />

Prozent der Beschäftigten in<br />

Europa von extremer Armut<br />

betroffen.<br />

Dieser Politik der Verelendung<br />

der Massen setzen wir<br />

unseren Widerstand entgegen.<br />

Lasst uns streiten für ein Europa,<br />

das sich wieder auf seine sozialen


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Werte und seine demokratischen<br />

Wurzeln besinnt.<br />

Für ein Europa, das endlich<br />

Schluss macht mit Marktradikalismus<br />

und Neoliberalismus.<br />

u Für uns ist klar: Ein<br />

zukunftsfähiges Europa kann<br />

nur ein soziales Europa sein,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Im letzten Dezember hat der<br />

Marktradikalismus einen traurigen<br />

Höhepunkt erreicht. In<br />

Brüssel haben 25 EU-Mitgliedstaaten<br />

den so genannten<br />

Fiskalpakt beschlossen. Dieser<br />

Pakt wird weder Stabilität<br />

schaffen noch Europa aus der<br />

Krise führen. Er ist außerdem<br />

eine Gefahr für die Demokratie<br />

in Europa.<br />

Konkret bedeutet der Fiskalpakt:<br />

Europaweit wird der Druck<br />

auf die Beschäftigten nochmals<br />

verstärkt. Erneut – und noch<br />

mehr als bisher – geraten gute<br />

Löhne und Arbeitsbedingungen,<br />

Sozialsysteme und Tarifautonomie<br />

unter Beschuss. Den<br />

öffentlichen Haushalten wird<br />

ein faktisches Neuverschuldungsverbot<br />

auferlegt. Drastische Kürzungen<br />

der Staatsausgaben werden<br />

zur Pflicht. Und dies alles,<br />

ohne dass die demokratisch<br />

gewählten Parlamente in den<br />

Mitgliedstaaten wirklich mitreden<br />

können!<br />

Merkel und ihre Brüsseler<br />

Gesinnungsgenossen hängen ja<br />

der fixen Idee an, die Staaten<br />

hätten "über ihre Verhältnisse<br />

gelebt." Die Staaten hätten, so<br />

sagen sie, über viele Jahre oder<br />

Jahrzehnte zuviel Geld ausgegeben.<br />

Natürlich, wenn man<br />

diesem Irrglauben folgt, erscheinen<br />

Kürzungen als der richtige<br />

Weg. Die Fakten sehen aber<br />

anders aus:<br />

Erstens: Die Staaten haben<br />

jahrelang nur zurückhaltend<br />

Ausgaben getätigt. Vor der Krise<br />

sind die Schuldenstände in<br />

vielen Ländern sogar gesunken.<br />

Erst durch die Krise in Europa<br />

sind sie nach oben geschossen.<br />

Die Schuld für die gestiegenen<br />

Staatsschulden haben also die<br />

Profitgeier und politischen Versager,<br />

die auch die Krise<br />

verursacht haben.<br />

Zweitens, in ganz Europa<br />

haben hohe Einkommen und<br />

Vermögen seit Jahren von<br />

massiven Steuersenkungen profitiert.<br />

Der freie Kapitalverkehr<br />

macht es zudem leicht, Geld ins<br />

Ausland zu schaffen. All dies hat<br />

den öffentlichen Haushalten in<br />

Europa viele hunderte Milliarden<br />

Euro Steuerausfälle beschert.<br />

Drittens, und das ist der<br />

wichtigste Punkt, ist Kürzungspolitik<br />

immer kontraproduktiv.<br />

Man kann es gar nicht oft genug<br />

sagen: Durch Ausgabenkürzungen<br />

erreicht man keine ausgeglichenen<br />

Haushalte. Durch Ausgabenkürzungen<br />

provoziert man<br />

einen Einbruch von Konjunktur,<br />

Wirtschaft und Steuereinnahmen.<br />

Höhere, nicht niedrigere<br />

Defizite sind die Folge – wie wir<br />

aktuell in Griechenland einmal<br />

mehr zur Kenntnis nehmen<br />

müssen!<br />

Liebe Kolleginnen, liebe<br />

Kollegen,<br />

der Fiskalpakt wird die<br />

Kürzungen in den öffentlichen<br />

Haushalten massiv verschärfen.<br />

Die schlechten Erfahrungen, die<br />

wir mit drastischen Kürzungen<br />

in Südeuropa und Irland<br />

machen mussten, sind eindeutig.<br />

Ich will mir eine Anmerkung an<br />

der Stelle daher nicht verkneifen.<br />

Es überrascht nicht, dass Merkel<br />

und Sarkozy ihre marktradikalen<br />

Ideologien in politische Programme<br />

gießen. Um diese<br />

umzusetzen, brauchen sie aber<br />

eine Zwei-Drittel-Mehrheit im<br />

Bundestag.<br />

u Vor diesem Hintergrund<br />

habe ich keinerlei Verständnis<br />

dafür, dass die SPD auch nur<br />

darüber nachdenkt, den<br />

Fiskalpakt mitzutragen, liebe<br />

Kolleginnen und Kollegen!<br />

Wir Gewerkschaften rudern<br />

gegen den Strom. Wir wollen<br />

ein demokratisches und soziales<br />

Europa, in dem alle Menschen<br />

in Wohlstand und Frieden leben<br />

können. Wir wollen regulierte<br />

Märkte, gute Arbeit, soziale<br />

Sicherheit und beste Bildung für<br />

uns und unsere Kinder.<br />

Hierfür lohnt es sich, auf die<br />

Straße zu gehen. Es ist gut, dass<br />

24<br />

wir heute gemeinsam ein<br />

eindeutiges Zeichen für mehr<br />

soziale Gerechtigkeit setzen!<br />

Wir setzen heute aber auch<br />

ein eindeutiges Zeichen für<br />

Demokratie und Toleranz. Nicht<br />

allen gefällt das. Vor einem Jahr<br />

wollte eine Horde Neonazis ... in<br />

Emden, unsere Kundgebung<br />

zum Tag der Arbeit stürmen.<br />

Heute wollen sich die Nazis in<br />

Neumünster und Mannheim<br />

zusammenrotten. Schon seit<br />

Jahren kriechen sie ausgerechnet<br />

am Ersten Mai aus ihren<br />

Löchern.<br />

Im vergangenen Jahr wurde<br />

bekannt, dass Neonazis in<br />

Deutschland zehn Menschen<br />

ermordet haben. Über Jahre<br />

hinweg haben sie neun Kleinunternehmer<br />

nichtdeutscher Herkunft<br />

und eine Polizistin getötet.<br />

Erschrocken mussten wir<br />

einmal mehr feststellen, mit<br />

welcher Menschenverachtung<br />

diese Leute handeln und<br />

morden.<br />

Und erschrocken mussten wir<br />

feststellen, wie sehr Ermittlungsbehörden<br />

und Medien über<br />

Jahre hinweg versagt haben.<br />

Die braune Brut gilt es, schon<br />

in ihren Ansätzen zu bekämpfen.<br />

Wir wollen keine Neonazis.<br />

Erst recht nicht am Ersten Mai.<br />

Lasst uns deshalb hier und heute<br />

deutlich machen:<br />

u Der Tag der Arbeit ist unser<br />

Fest. Es ist ein Fest der<br />

Solidarität und der<br />

Brüderlichkeit!<br />

Liebe Kolleginnen, liebe<br />

Kollegen,<br />

die Gewerkschaften stehen für<br />

Toleranz und Partizipation, für<br />

Solidarität und Vielfalt. Unsere<br />

Leitbilder sind Demokratie,<br />

Freiheit, Menschenrechte und<br />

soziale Rechte. Sie sind tief in<br />

unseren Herzen verwurzelt. Für<br />

diese Werte haben wir jahrzehntelang<br />

hart gerungen. Auch aus<br />

diesem Grund sind wir heute<br />

hier!<br />

Ich danke Euch für Eure<br />

Aufmerksamkeit. Ich wünsche<br />

Euch und uns noch einen<br />

schönen Tag; einen solidarischen<br />

und kämpferischen Tag<br />

der Arbeit!


25 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

„Gute Arbeit für Europa – gerechte<br />

Löhne, soziale Sicherheit!“<br />

Maikundgebung in Wilhelmshaven<br />

Das diesjährige Motto des 1.<br />

Mai bestimmte die Rede<br />

des ehemaligen Bundesvorstandsmitglieds<br />

der IG Metall,<br />

Horst Schmitthenner, während<br />

der traditionellen Veranstaltung<br />

des DGB-Stadtverbands Wilhelmshaven<br />

auf dem Außengelände<br />

des Kommunikationszentrums<br />

„Pumpwerk“.<br />

Kollege Schmitthenner rief<br />

dazu auf, die Krise in Europa<br />

durch Solidarität und Demokratie<br />

zu überwinden. Nicht die<br />

Sozialstaaten, sondern die Finanzmärkte<br />

müssten unter<br />

Druck gesetzt werden: „Eine<br />

grundlegende Kurskorrektur<br />

muss her in Europa, wir wollen<br />

den Fiskalpakt von Merkel nicht!<br />

Der menschenverachtende Finanzmarktkapitalismus<br />

muss<br />

weg!“ Neben dem Kampf gegen<br />

Arbeitslosigkeit, Armut und<br />

Demokratieabbau gehe es um die<br />

Überwindung einer Wirtschaftsordnung,<br />

die die Welt in<br />

Menschen mit und ohne<br />

Lebenschancen teile.<br />

Sozialabbau, Lohndumping<br />

und Leiharbeit, so Horst<br />

Schmitthenner, seien keine<br />

Merkmale einer modernen Wirtschaft,<br />

„sondern ein sozialstaatlicher<br />

Skandal; der Lohn muss<br />

zum Leben reichen, alles andere<br />

ist würdelos!“<br />

Zu Beginn der Veranstaltung<br />

konnte DGB-Stadtverbandsvorsitzender<br />

Axel Opitz viele<br />

Kolleginnen und Kollegen aus<br />

Wilhelmshavener Betrieben,<br />

Ämtern und Schulen sowie<br />

Politikerinnen und Politiker<br />

aller Parteien begrüßen. Bei<br />

schönem Wetter hatten mehr als<br />

dreißig Organisationen und<br />

Verbände ihre Stände aufgebaut<br />

und sorgten so für vielfältige<br />

Informationen und eine angenehme<br />

Atmosphäre. Musikalisch<br />

umrahmt wurde die Veranstaltung<br />

vom „Vagabond Orchestra“.<br />

Fahrt zur didacta nach Hannover<br />

Jürgen Kramm (KV WTM) beglückwünscht Richard Lauenstein<br />

auf dem GEW-Stand zur neugestalteten E&W<br />

Eberhard Brandt erkundigt sich bei Fridolin Haars (KV Jever) nach<br />

dem Befinden an der Basis


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

26<br />

Lohndrücker<br />

Lohndumping per Werkvertrag<br />

von Annette<br />

Jensen<br />

in „verdipublik“<br />

Werkvertrag,<br />

Leiharbeit oder<br />

fest<br />

Angestellter?<br />

foto: david heerde<br />

/ imago<br />

Kaum gilt in der Zeitarbeit ein<br />

Mindestlohn - schon haben<br />

die Arbeitgeber eine neue Methode<br />

gefunden, um ihre Lohndumpingpolitik<br />

fortzusetzen. Und die<br />

Bundesregierung schaut tatenlos<br />

zu.<br />

Der neueste Kniff heißt offiziell<br />

„Werkvertrag“. Und der geht so:<br />

Ein Supermarkt beauftragt ein<br />

anderes Unternehmen, Dosen in<br />

Regalen nachzufüllen oder im<br />

Lager Chargen zu stapeln. Bezahlt<br />

wird jetzt nicht mehr wie bei der<br />

Leiharbeit pro Arbeitnehmerstunde,<br />

sondern pro „Werk“. Das<br />

besteht in diesem Fall beispielsweise<br />

aus zehn leer geräumten<br />

Paletten. Das beauftragte Unternehmen<br />

bekommt dafür eine<br />

vereinbarte Summe, und die dort<br />

Angestellten verdienen im Westen<br />

lediglich 6,50 Euro pro Stunde und<br />

im Osten sogar nur sechs Euro.<br />

Das ist deutlich weniger als in der<br />

Zeitarbeit, wo seit dem 1. Januar<br />

Mindestlöhne von 7,89 Euro im<br />

Westen und 7,01 Euro im Osten<br />

gelten. Würde ein fest Angestellter<br />

des Supermarkts die Regale einräumen,<br />

müsste die Ladenkette für<br />

diese körperlich anstrengende Arbeit<br />

zum Beispiel in NRW einen<br />

Tariflohn in Höhe von etwa zwölf<br />

Euro zahlen.<br />

In vielen Fällen handelt es sich<br />

bei den Werkvertragsfirmen faktisch<br />

um dieselben Unternehmen,<br />

die vorher für die gleichen<br />

Tätigkeiten Leiharbeiter geschickt<br />

haben. Als sich der staatlich<br />

festgesetzte Mindestlohn abzeichnete,<br />

haben sie nur rasch ein neues<br />

Standbein aufgebaut. So gründete<br />

Teamwork beispielsweise eine<br />

Tochterfirma namens „4U@work“<br />

und preist sich den Arbeitgebern<br />

nun an: „Wir erfüllen Ihren Bedarf<br />

ganz nach Ihren Wünschen, ob im<br />

Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung<br />

oder in Form eines Werkvertrages.“<br />

Etablierte Zeitarbeitsfirmen<br />

wie Adecco werben ebenfalls<br />

dafür, personalintensive Bereiche<br />

ganz auszulagern.<br />

„Irgendwelche rechtlichen Risiken<br />

sind für den Einsatzbetrieb als<br />

Auftraggeber nicht ersichtlich“,<br />

beschreibt Arbeitsrechtsprofessor<br />

Wolfgang Däubler die Lage. Hinzu<br />

kommt, dass der Betriebsrat in<br />

dieser Konstruktion - anders als bei<br />

Zeitarbeitnehmern - keinerlei Mitbestimmungsrechte<br />

hat: Werkverträge<br />

gelten nicht als Teil der<br />

Personalplanung, sondern fallen<br />

unter „Sachkosten“. Und während<br />

Leiharbeitnehmer seit dem 1.<br />

Dezember 2011 gleiche Rechte wie<br />

Festangestellte beim Zugang zu<br />

Kantine oder Kitabetreuung haben<br />

und über frei werdende Arbeitsplätze<br />

informiert werden müssen,<br />

trifft das alles auf die Beschäftigten<br />

der Werkvertragsfirmen nicht zu.<br />

Systematischer Missbrauch<br />

Niemand weiß wirklich, wie<br />

viele Menschen mittlerweile in<br />

Werkvertragsfirmen arbeiten. Offizielle<br />

Daten dazu gibt es nicht, und<br />

die Bundesregierung schreibt in<br />

einer Antwort auf eine kleine<br />

Anfrage der Linken-Fraktion, sie<br />

sähe keine Veranlassung, sie zu<br />

erheben. „Hinweise oder Informationen<br />

über eine weit verbreitete,<br />

systematisierte missbräuchliche<br />

Nutzung von Werkverträgen zur<br />

Umgehung von tariflichen oder<br />

arbeitsrechtlichen Standards liegen<br />

nicht vor“, heiß es in der<br />

Stellungnahme, die das Bundesarbeitsministerium<br />

verfasst hat.<br />

Doch diese Position belegt vor<br />

allem die Wahrnehmungslücken<br />

der Regierenden.<br />

Die Lebensmittelzeitung<br />

schätzt, dass heute etwa 350.000<br />

Menschen in 120 derartigen<br />

Subfirmen beschäftigt sind. Die<br />

dortigen Arbeitgeber haben im Mai<br />

mit dem „Deutschen Handelsgehilfen-Verband“<br />

(DHV) einen Tarifvertrag<br />

abgeschlossen, der ganz<br />

nach ihrem Gusto ausgefallen ist:<br />

Die Organisation unter dem Dach<br />

des christlichen Gewerkschaftsbundes<br />

vereinbarte Minilöhne von<br />

6,50 Euro bzw. sechs Euro pro<br />

Stunde. Auch Informationen für<br />

Einsatzort und -zeit können noch<br />

kurzfristiger festgelegt werden als in<br />

der Zeitarbeit.<br />

Vor allem im Einzelhandel und<br />

in der Metall- und Elektroindustrie<br />

grassiert die neue Form des<br />

Lohndumpings. Rossmann, Ikea,<br />

Real und Rewe sind nur vier<br />

Beispiele unter vielen. Formal geht<br />

es bei Werkverträgen darum, dass<br />

der Markt- oder Fabrikleiter den<br />

Beschäftigten keine unmittelbaren<br />

Anweisungen gibt. Die bekommen<br />

sie stattdessen von einem Vorarbeiter,<br />

der sie zur Eile antreibt - denn<br />

je schneller das „Werk“ beendet ist,<br />

desto höher ist der Gewinn seines<br />

Unternehmens. „Nur dort, wo<br />

selbst den kreativsten Juristen<br />

keine Konstruktion einfällt, die<br />

den Anschein eines Werk- oder<br />

Dienstvertrags hat, wird notgedrungen<br />

weiter auf die Leiharbeit<br />

zurückgegriffen“, hat Rainer Kuschewski<br />

beobachtet, der in der<br />

verdi-Bundesverwaltung im Fachbereich<br />

Handel tätig ist. Das treffe<br />

beispielsweise auf die Arbeit an der<br />

Kasse oder hinter der Wursttheke<br />

zu, denn hier sei der unmittelbare<br />

Einfluss des Supermarktleiters<br />

unbestreitbar.<br />

Gedeckt durch die Regierung<br />

Juristisch ist es nicht einfach,<br />

gegen diese neue Entwicklung<br />

vorzugehen, bedauert Kuschewski:<br />

Die Arbeitgeber haben aus ihren<br />

juristischen Niederlagen bei der<br />

Zeitarbeit gelernt und die damaligen<br />

Formfehler vermieden - und<br />

die Bundesregierung scheint ihr<br />

Vorgehen zu decken. Nur wenn<br />

Beschäftigte oder Betriebsräte klar<br />

belegen können, dass es sich de<br />

facto um Zeitarbeit handelt,<br />

könnte das Arbeitgeber in die<br />

Bredouille bringen. Mit solchen<br />

Scheinwerkverträgen hätten die<br />

Betroffenen einen Vergütungsanspruch<br />

in der Höhe der Tarifverträge<br />

des Einzelhandels. „Bei uns wird<br />

das Thema versteckte Leiharbeit<br />

intensiv diskutiert“, berichtet Sigrid<br />

Maaß, Betriebsratsvorsitzende<br />

bei Real in Berlin-Treptow. Zwar<br />

kennt sie die Werkvertragskollegen<br />

nicht, die nachts die Regale in<br />

ihrem Markt auffüllen. Doch sie<br />

findet es extrem ungerecht, dass die<br />

für die gleiche Arbeit viel weniger<br />

Geld bekommen als die Real-<br />

Kollegen.


27 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Krise<br />

Schuldenfrage ist Verteilungsfrage<br />

Die Spardiktate gegen Griechenland und andere Staaten verschärfen nur die Lage<br />

Angela Merkel und Nikolas<br />

Sarkozy blasen zum Generalangriff<br />

auf die sozialen<br />

Errungenschaften der europäischen<br />

Arbeiterbewegung. Von<br />

Athen über Madrid bis Lissabon<br />

werden jetzt Löhne und Renten<br />

gekürzt, Staatsdiener entlassen,<br />

Tarifverträge zerschlagen und<br />

reguläre Beschäftigung wird<br />

entsichert. Für diese radikale<br />

Umverteilungspolitik bekommt<br />

die Kanzlerin großen Beifall.<br />

Endlich wird der griechische<br />

Augiasstall ausgemistet, jubeln<br />

die deutschen Stammtische.<br />

Merkel hat die Deutungshoheit<br />

über die Krise. Die CDU-Chefin<br />

verkauft der Bevölkerung die<br />

Krise erfolgreich als Staatsschuldenkrise.<br />

Schuld an den europäischen<br />

Schuldenbergen sind nach Merkels<br />

Lesart prassende Kassenwarte,<br />

maßlose Beschäftigte und<br />

Rentner. So werden Ursache und<br />

Wirkung der Krise verdreht.<br />

Merkels Märchenwelt ist ein<br />

Kassenschlager, da konkrete<br />

Alltagserfahrungen und tief<br />

verwurzelte rassistische Vorurteile<br />

bedient werden.<br />

Der Deutsche misstraut den<br />

staatlichen Institutionen und der<br />

politischen Klasse. Kaum jemand<br />

will den Wulffs und Sauerlands<br />

dieser Republik noch Steuergeld<br />

anvertrauen. Gleichzeitig dokumentieren<br />

unterfinanzierte Kitas<br />

und Schulen das alltägliche<br />

Staatsversagen. Da hilft es auch<br />

nicht, dass heute jeder deutsche<br />

Kassenwart auf die Tugenden der<br />

schwäbischen Hausfrau schwören<br />

muss.<br />

Nur im Club Med, in<br />

Südeuropa geht es angeblich<br />

noch schlimmer zu. Am Mittelmeer<br />

wurden bekanntlich Korruption<br />

und staatliche Misswirtschaft<br />

erfunden. Nach Recherchen<br />

von Bild, Welt & Co<br />

wanderten die Brüsseler Hilfsgelder<br />

schon immer in die Taschen<br />

der Angehörigen längst verstorbener<br />

Rentner, bestechlicher<br />

Staatsdiener oder der Mafia.<br />

Erst als Merkel, Sarkozy,<br />

Zapatero und Kollegen die<br />

Verluste der Banken sozialisierten,<br />

explodierten die öffentlichen<br />

Schulden<br />

Gegen Lug und Trug hilft nur<br />

Aufklärung. Die hohen Staatsschulden<br />

sind nicht das Ergebnis<br />

laxer Haushaltspolitik. Vor der<br />

großen Krise stiegen die<br />

Staatsausgaben europaweit nicht<br />

stärker als das Sozialprodukt. In<br />

den heutigen Krisenländern<br />

Spanien, Irland und Italien<br />

schrumpften sogar die Schuldenberge.<br />

Lediglich in Athen<br />

verursachte ein miserabler Steuervollzug<br />

gigantische Haushaltslöcher.<br />

Erst als Merkel, Sarkozy,<br />

Zapatero und Kollegen die<br />

Verluste der Banken sozialisierten,<br />

explodierten die öffentlichen<br />

Schulden. In Spanien und<br />

Irland verdreifachte sich die<br />

Schuldenquote. Hierzulande<br />

hinterließen die Glaspaläste eine<br />

Zeche von rund 400 Milliarden<br />

Euro. Ohne den Kollaps von<br />

Wall Street, Frankfurter City &<br />

Co würden die Retter nicht bis<br />

zum Hals im Schuldensumpf<br />

stecken.<br />

Doch damit nicht genug.<br />

Verantwortlich für die südeuropäischen<br />

Schuldenberge ist auch<br />

die deutsche Lohn- und Binnenmarktschwäche.<br />

In einem gemeinsamen<br />

Währungsraum entscheiden<br />

Löhne, Produktivität<br />

und Preise über die Wettbewerbsfähigkeit<br />

einer Nationalökonomie.<br />

Eine Abwertung der<br />

eigenen Währung ist nicht mehr<br />

möglich.<br />

Seit Euro-Einführung verteuerten<br />

sich spanische, italienische<br />

sowie griechische Waren und<br />

Dienstleistungen gegenüber<br />

deutschen Produkten. Durch<br />

„Besser und billiger“ wurde der<br />

Absatz deutscher Maschinen und<br />

Autos im europäischen Ausland<br />

gesteigert. Und da der Kaffee in<br />

Athen plötzlich teurer war als in<br />

Garmisch-Partenkirchen, machten<br />

immer weniger Menschen in<br />

Griechenland Urlaub. Das Geheimnis<br />

der kleinen deutschen<br />

Preise liegt in geringen Zuwächsen<br />

bei Lohnstückkosten und<br />

Löhnen. Im letzten Jahrzehnt<br />

sanken die Reallöhne um vier<br />

Prozent. Die deutsche Lohnschwäche<br />

förderte aber nicht nur<br />

den Export, sondern drosselte<br />

gleichzeitig die Einfuhr ausländischer<br />

Waren - zum Leidwesen<br />

unserer Nachbarn.<br />

Während Deutschland eine<br />

Exporteuropameisterschaft nach<br />

der anderen gewann, färbten sich<br />

die südeuropäischen Handelsbilanzen<br />

tiefrot. Um ihre Defizite<br />

zu finanzieren, mussten sich<br />

Athen, Madrid und Rom<br />

verschulden. Die Kredite kamen<br />

aus den Überschussländern.<br />

Nach Gründung der Währungsunion<br />

verdoppelten sich die<br />

Leistungsbilanzdefizite der Krisenländer.<br />

Spiegelbildlich kletterten<br />

die Überschüsse Deutschlands,<br />

Hollands und Österreichs.<br />

Jetzt ist Schluss mit lustig. Die<br />

Schuldner können nicht mehr<br />

zahlen. Spardiktate verschärfen<br />

nur die Lage.<br />

Damit ist klar: Nicht zwielichtige<br />

Kassenwarte und nimmersatte<br />

Arbeitnehmer, sondern lohndrückende<br />

Unternehmer, zokkende<br />

Banker und ihre politischen<br />

Helfer haben die öffentlichen<br />

Kassen geplündert. Unsere<br />

Antwort auf die Schuldenfrage<br />

sind höhere Löhne und gerechte<br />

Steuern.<br />

DIERK HIR-<br />

SCHEL ist<br />

Leiter des Bereichs<br />

Wirtschaftspolitik<br />

bei ver.di


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

28<br />

Tagung der Fachgruppe SeniorInnen im Bezirk Weser-Ems<br />

Auf den Spuren der Schulgeschichte<br />

Herbert Czekir<br />

Zu ihrer ersten Vorstandssitzung<br />

2012 trafen sich die<br />

Kreisvorstände der Fachgruppe<br />

SeniorInnen an einem historischen<br />

Ort. Gastgeber war das<br />

Ostfriesische Schulmuseum<br />

Folmhusen. So stand der<br />

Vormittag auch im Zeichen der<br />

Erkundung dieses Ortes. Unter<br />

sachkundiger Führung konnten<br />

die 21 SeniorInnenvertreter<br />

einen Blick hinter die Kulissen<br />

tun.<br />

Schon 1975 beschloss die<br />

Gemeinde Westoverledingen im<br />

1904 errichteten Folmhuser<br />

Schulgebäude ein Museum zu<br />

errichten. Karl Reuer wurde der<br />

erste Leiter des Schulmuseums<br />

Folmhusen.<br />

Die Arbeitsgruppe Ostfriesland<br />

der Stiftung Schulgeschichte<br />

der Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft - Bezirksverband<br />

Weser Ems - unterstützte<br />

ihn beim Aufbau der schulgeschichtlichen<br />

Sammlung.<br />

Heute ist der Verein „Ostfriesisches<br />

Schulmuseum Folmhusen“,<br />

gegründet 1984, in<br />

Zusammenarbeit mit der Gemeinde<br />

Westoverledingen Träger<br />

des Schulmuseums. Die Stiftung<br />

Ostfriesisches Schulmuseum, deren<br />

Kuratoriumsmitglied Prof.<br />

Klaus Klattenhoff Gast der<br />

Veranstaltung war, bildet die<br />

dritte Säule.<br />

Neben dem<br />

alten Schulgebäude<br />

entstand<br />

ein Neubau, die<br />

Bücherscheune,<br />

die die umfangreiche<br />

Sammlung<br />

beherbergt,<br />

aber auch<br />

Arbeitsplätze<br />

für wissenschaftliche<br />

Arbeit.<br />

Ziel des Museums<br />

ist es, die<br />

pädagogische<br />

Entwicklung<br />

der Schule in der Region zu<br />

dokumentieren, die Kommunikation<br />

zwischen den Generationen<br />

zu fördern und die kritische<br />

Auseinandersetzung mit Schule<br />

und Kindheit gestern und heute<br />

zu initiieren.<br />

Darüber hinaus<br />

soll die<br />

ostfriesische<br />

Schulgeschichte<br />

in einen europäischen<br />

Kontext<br />

gestellt und<br />

die kritische<br />

Auseinandersetzung<br />

mit Zeitphänomenen<br />

ermöglicht<br />

werden.<br />

Grundlage für<br />

diese anspruchsvolle Zielsetzung<br />

ist eine der bundesweit größten<br />

Sammlungen von Büchern zum<br />

Thema Schule.<br />

Das Schulmuseum<br />

beherbergt<br />

zurzeit ca. 38<br />

000 Bücher und<br />

macht es sich<br />

zur Aufgabe, einen<br />

Überblick<br />

über die Schulbücher<br />

aus ca.<br />

200 Jahren geben<br />

zu können.<br />

Das älteste<br />

Buch, ein Rechenbuch<br />

aus<br />

dem 17. Jahrhundert,<br />

gehört genauso zur<br />

Sammlung wie ein Englischbuch<br />

für die Grundschule<br />

aus dem<br />

Jahre 2007.<br />

Unzählige<br />

weitere schulische<br />

Objekte ergänzen<br />

den Bestand.<br />

So findet man<br />

zum Beispiel ca.<br />

9000 Schulwandbilder<br />

aus<br />

der Zeit von<br />

1836 bis 1999<br />

und 600 Landkarten<br />

aus den Jahren von 1870<br />

bis 1990. Der schnelle technische<br />

Wandel der letzten Jahrzehnte<br />

lässt sich in der<br />

umfangreichen Mediensammlung<br />

nachvollziehen.<br />

In der Sammlungsgruppe<br />

Klassenzimmer steht die voll-


29 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

ständige Einrichtung eines Klassenraumes<br />

der alten Schule von<br />

Folmhusen von 1904 im<br />

Mittelpunkt. Zwei- und viersitzige<br />

Schulbänke, Schultafel, Kartenständer,<br />

aber auch ein<br />

Kanonenofen sind das Umfeld,<br />

in dem heutige Schulklassen in<br />

einer Unterrichtsstunde den<br />

Schulalltag des frühen 20.<br />

Jahrhunderts nacherleben können.<br />

Beindruckt kehrten die SeniorInnenvertreter<br />

von ihrem<br />

Rundgang zurück, um dann den<br />

Ausführungen von Prof. Klaus<br />

Klattenhoff zu lauschen, der<br />

einen Einblick in die Arbeit der<br />

Stiftung Schulgeschichte<br />

der<br />

Gewerkschaft Erziehung<br />

und<br />

Wissenschaft -<br />

Bezirksverband<br />

Weser Ems - gab.<br />

Dabei beließ er<br />

es jedoch nicht<br />

bei trockenen<br />

Fakten, sondern<br />

ergänzte sie mit<br />

kurzweiligen<br />

Geschichten aus<br />

dem Schulalltag vergangener<br />

Zeiten. Den visuellen Nachschlag<br />

gab es, als Ubbo Voss,<br />

Bezirksvorsitzender der Fachgruppe<br />

SeniorInnen, Filme<br />

zeigte, in denen er als Junglehrer<br />

schon in den fünfziger Jahren<br />

den ostfriesischen Dorf- und<br />

Schulalltag dokumentiert hatte.<br />

Nach einer<br />

kurzen Mittagspause<br />

wandten<br />

sich die SeniorInnen<br />

den<br />

zahlreichen gewerkschaftlichen<br />

Themen zu.<br />

Neben den<br />

Berichten zur<br />

SeniorInnenarbeit<br />

auf Bundes-,<br />

Landes- und Bezirksebene<br />

standen<br />

vor allem<br />

zwei Themen im Mittelpunkt.<br />

Zum einen die Erarbeitung von<br />

Arbeitsschwerpunkten für die<br />

kommenden Treffen, zum anderen<br />

die Nachbereitung der<br />

Landesdelegiertenkonferenz im<br />

Oktober 2011. Dort hatte der<br />

Landesvorstand vergeblich versucht,<br />

in einem Antrag die Zahl<br />

der Delegierten<br />

der Fachgruppe<br />

der SeniorInnen<br />

auf die Hälfte zu<br />

verringern.<br />

Nach Diskussion<br />

einigte sich<br />

der Vorstand der<br />

Bezirksfachgruppe<br />

einstimmig<br />

auf eine Resolution<br />

an den<br />

Landesvorstand.<br />

Die Fachgruppe<br />

sieht sich als aktiver und<br />

notwendiger Teil in der<br />

„Mitmachgewerkschaft“ GEW<br />

und betont ihren Anspruch auf<br />

eine gleichwertige Stellung der<br />

SeniorInnen. Die Resolution<br />

formuliert u. a.: Wir lehnen eine<br />

einseitige Verminderung des<br />

Stimmrechts zu Lasten der<br />

SeniorInnen ab!<br />

Da die Zeit drängte, mussten<br />

einige Tagungsordnungspunkte<br />

trotz intensiver Arbeit auf die<br />

nächste Sitzung verschoben<br />

werden. Erst gegen 17 Uhr traten<br />

die Fachgruppenvertreter die<br />

zum Teil lange Heimreise an.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Buchmesse in Leipzig<br />

Aus der Not haben die<br />

Leipziger eine Tugend gemacht.<br />

Weil entsprechende zentrale<br />

Räumlichkeiten fehlten,<br />

wurde die ganze Stadt in die<br />

viertägige Veranstaltung einbezogen.<br />

Keine Schule, in der sich<br />

nicht ein Autor präsentiert,<br />

keine Buchhandlung, die nicht<br />

möglichst an allen Tagungen<br />

eine Lesung durchführt. Wenn<br />

die Frankfurter Buchmesse<br />

«Geld» ist (hier werden Verträge<br />

für Lizenzausgaben rund um die<br />

Welt geschlossen), dann ist die<br />

in Leipzig «Jugend», Attraktion<br />

für alle Comic- und vor allem<br />

Manga-Fans. Das dazugehörige<br />

Forum zieht jedes Jahr mehr<br />

Besucher an, ein großer Teil von<br />

Halle 3 ist «ihre» Buchmesse.<br />

Die jugendlichen Besucher dürfen<br />

umsonst in den Messebereich,<br />

wenn sie sich (als<br />

Mangafigur) verkleiden – und<br />

die Verkleidungen werden jedes<br />

Jahr professioneller. Viele bewerben<br />

sich zugleich im «European<br />

Cosplay Gathering»<br />

Wettbewerb<br />

und versuchen,<br />

sich für<br />

die nächste<br />

Runde auf der<br />

JapanExpo in<br />

Paris zu qualifizieren.<br />

Der Bereich<br />

«Fantasy» zeigt seine wachsende<br />

Bedeutung im erstmalig verliehenen<br />

SERAPH-Preis, den die<br />

«Phantastische Akademie» letztes<br />

Jahr ins Leben rief und mit<br />

2.000 Euro ausstattete. Der<br />

einzige offizielle Literaturpreis<br />

der Bundesrepublik Deutschland,<br />

der Deutsche Jugendliteraturpreis,<br />

gibt auf der Leipziger<br />

Buchmesse analog zur Oscarverleihung<br />

die je 6 Kandidaten in 4<br />

Kategorien (plus einer Jugendjury)<br />

bekannt – der Sieger wird<br />

dann jeweils im Herbst in<br />

Frankfurt bekannt gegeben.<br />

Dieses Jahr kamen mehr als<br />

zahlende 160.000 Besucher in<br />

den großen runden Glaskasten<br />

mit den angeschlossenen fünf<br />

Hallen (69.000 qm), mehr als<br />

2.000 Verlage aus 44 Staaten<br />

boten eine bunte Palette von<br />

gedruckten Büchern und eBooks,<br />

oder sie präsentierten sich – wie<br />

die AJuM der GEW.<br />

Die Kollegen aus Sachsen<br />

(und für einen Tag die aus<br />

Thüringen), verstärkt durch fünf<br />

Personen der AJuM Bund,<br />

machten «Arbeit von unten»,<br />

knüpften wieder sehr viele<br />

Kontakte, hatte erfolgreich auch<br />

einige Beitrittserklärungen zur<br />

GEW zu verteilen, und zeigten,<br />

warum die Verlage an der<br />

Rezensionsarbeit der AJuM<br />

nicht vorbeikommt. Immerhin<br />

hält die AJuM für die<br />

Kolleginnen und Kollegen wie<br />

für alle Interessierte die einzige<br />

unabhängige Datenbank von<br />

solcher Größe bereit. Aktuell<br />

sind knapp 10.000 Rezensionen<br />

abrufbar, mit dem Archiv kann<br />

man auf<br />

knapp 50.000<br />

Rezensionen<br />

seit 2003 zugreifen.<br />

Die<br />

www.ajum.de<br />

erhält zurzeit<br />

übrigens ein<br />

neues Gewand,<br />

man<br />

muss sich äußerlich<br />

den<br />

geänderten Seh-Erwartungen im<br />

Internet anpassen. Der AJuM-<br />

Stand stand der Messe wieder an<br />

einer Kreuzung und war offen,<br />

sodass die Besucher nicht umhin<br />

kamen, ihn trotz seiner eigentlichen<br />

kleinen Größe zu bemerken<br />

– teuer genug.<br />

Das trifft auch auf viele kleine<br />

Verlage zu, denn, um sich auf der<br />

30<br />

Messe zu präsentieren und<br />

überhaupt wahrgenommen zu<br />

werden, muss erst einmal Geld<br />

verdient werden. Sie stellen ein<br />

gutes Gegengewicht zur Konzentration<br />

von Verlagen im Kinderund<br />

Jugendliteraturbereich dar,<br />

die der normale Leser kaum<br />

bemerkt, da die Verlagsnamen<br />

und oft auch das Programm<br />

erhalten bleiben. Der Oldenburger<br />

Lappan-Verlag zum Beispiel<br />

gehört zu Ueberreuter (Wien),<br />

Bajazzo ist gerade von Beltz<br />

übernommen worden, Sauerländer<br />

ist erst bei Patmos<br />

untergekommen, der jetzt allerdings<br />

zu Wissenmedia/Brockhaus<br />

gehört.<br />

Ein Besuch der Buchmesse in<br />

Leipzig ist immer lohnenswert,<br />

von Oldenburg aus gibt es einen<br />

durchgehenden Zug bis Leipzig.<br />

Die nächste Messe findet<br />

übrigens vom 14. bis zum 17.<br />

März 2013 statt …<br />

Ulrich H. Baselau<br />

Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur<br />

und Medien (AJuM) der GEW<br />

Ulrich.Baselau (at) ajum.de<br />

Neue Mitarbeiter sind sehr<br />

willkommen und erhalten für ihre<br />

Mitarbeit Buchgeschenke!


31 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Gebrauchslyrik aus den 20er Jahren –<br />

Kommentar zu den Schulinspektoren heute<br />

Der Schulrat kommt<br />

Das Allerschönste weit und breit:<br />

das ist das Schulfest zur Sommerszeit!<br />

Wenn der Himmel blaut und die Rosen blühn<br />

und die Kinder auf die Waldwiese ziehn<br />

mit Kränzen und Fahnen, Musik voran,<br />

und jeder hat sein Sonntagskleid an!<br />

Da kommt der Schulrat Professor Eule;<br />

dass er die Ehrenpreise verteile,<br />

ein würdiger Herr mit scharfem Blick<br />

und wehendem Grauschopf bis ins Genick,<br />

der alles durchschaut und alles entdecktvor<br />

dem hat sogar Rektor Rabe Respekt,<br />

und das ganze Lehrerkollegium<br />

schwänzelt um den Gewalt´gen herum.<br />

Der hält nun ein gründliches Examen,<br />

fragt jedes Kind und ruft es beim Namen,<br />

prüft, wie es ein Schulrat so tut,<br />

und verkündet zum Schluss: „Es war wieder sehr gut!“<br />

Nun geht es hinaus mit Sang und mit Klang,<br />

in langem Zuge den Bach entlang,<br />

gehüpft und geflattert kommt kreuzvergnügt<br />

man zur Wiese, die im Sonnenschein liegt.<br />

Dort ist schon alles zum Feste bereit,<br />

und jeder darf knabbern, was ihn freut.<br />

Die Schule im Walde<br />

Text von Adolf Holst; 1931; Stalling-Verlag; Oldenburg<br />

Der Püster, der Vielfraß fängt gleich an zu naschen,<br />

und packt rappelvoll seine Hamstertaschen.<br />

Das Eichhörnchen knackt mit Hochgenuss<br />

sofort die dickste Haselnuss.<br />

Hoch oben auf dem besten Platz<br />

sitzt selbstverständlich der freche Spatz,<br />

Schuldiener Storch schenkt immerzu ein,<br />

und Herr Schulrat sitzt mit Herrn Rabe beim Wein.<br />

Der Dachs klopft sich selig auf den Magen,<br />

die ganze Gesellschaft schmaust mit Behagen.<br />

Bis Herr Eule sagt: „Jetzt ist es genug!“<br />

Und heimwärts geht wieder der festliche Zug,<br />

mit Kränzen und Fahnen Musik voran.<br />

Die Glühwürmchen zünden die Fackeln an.<br />

Der Schulrat - guter Wein macht warm -<br />

geht mit dem Rektor Arm in Arm,<br />

der Lampel als galanter Mann<br />

bietet den seinen der Nachtigall an,<br />

dann folgen die Kinder, man läuft und man fliegt,<br />

ein bisschen müde und doch so vergnügt.<br />

Zuletzt - dahinten auf dem Hügel<br />

kriecht langsam die Schnecke neben dem Igel.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

32<br />

G ewerkschaftlerInnen<br />

E robern<br />

Worpswede...<br />

Heinrich Vogeler:<br />

„Frühling“,1897,<br />

Haus im Schluh<br />

am Samstag, dem 16. Juni 2012<br />

Abfahrtszeiten<br />

8:00 Wittmund - Marktplatz<br />

8:20 Jever - Famila-Parkplatz (Seite Esso-Tankstelle)<br />

8:40 Sande - Hotel-Restaurant Tapken<br />

(8:50 Varel-Obenstrohe BAB-Abfahrt/Tennishalle:<br />

bei Bedarf)<br />

9:10 Oldenburg - Abfahrt Osternburg/direkt unter<br />

der BAB<br />

Paula Modersohn-Becker<br />

„Mädchen mit Perlenkette“,<br />

1902, Haus im Schluh<br />

10.30 gemeinsames Frühstück in Worpswede<br />

11.30 gemeinsame Führung durch den Ort<br />

13.00 frei zur eigenen Erkundung<br />

16.00 evtl. Torfkahnfahrt im Teufelsmoor<br />

18.00 Rückfahrt (Wittmund an 20.00)<br />

Anmeldeschluss: 12. Juni<br />

Jürgen Kramm 04462/6102 (WTM)<br />

Fridolin Haars 04461/5123 (FRI)<br />

Kosten: 20,- Euro für Busfahrt + Frühstück<br />

Torfkahnfahrt im Teufelsmoor<br />

Alle Ost-Friesen sind herzlich eingeladen.

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