LEUCHTTURM

LEUCHTTURM
Buchmesse in Leipzig
Aus der Not haben die
Leipziger eine Tugend gemacht.
Weil entsprechende zentrale
Räumlichkeiten fehlten,
wurde die ganze Stadt in die
viertägige Veranstaltung einbezogen.
Keine Schule, in der sich
nicht ein Autor präsentiert,
keine Buchhandlung, die nicht
möglichst an allen Tagungen
eine Lesung durchführt. Wenn
die Frankfurter Buchmesse
«Geld» ist (hier werden Verträge
für Lizenzausgaben rund um die
Welt geschlossen), dann ist die
in Leipzig «Jugend», Attraktion
für alle Comic- und vor allem
Manga-Fans. Das dazugehörige
Forum zieht jedes Jahr mehr
Besucher an, ein großer Teil von
Halle 3 ist «ihre» Buchmesse.
Die jugendlichen Besucher dürfen
umsonst in den Messebereich,
wenn sie sich (als
Mangafigur) verkleiden – und
die Verkleidungen werden jedes
Jahr professioneller. Viele bewerben
sich zugleich im «European
Cosplay Gathering»
Wettbewerb
und versuchen,
sich für
die nächste
Runde auf der
JapanExpo in
Paris zu qualifizieren.
Der Bereich
«Fantasy» zeigt seine wachsende
Bedeutung im erstmalig verliehenen
SERAPH-Preis, den die
«Phantastische Akademie» letztes
Jahr ins Leben rief und mit
2.000 Euro ausstattete. Der
einzige offizielle Literaturpreis
der Bundesrepublik Deutschland,
der Deutsche Jugendliteraturpreis,
gibt auf der Leipziger
Buchmesse analog zur Oscarverleihung
die je 6 Kandidaten in 4
Kategorien (plus einer Jugendjury)
bekannt – der Sieger wird
dann jeweils im Herbst in
Frankfurt bekannt gegeben.
Dieses Jahr kamen mehr als
zahlende 160.000 Besucher in
den großen runden Glaskasten
mit den angeschlossenen fünf
Hallen (69.000 qm), mehr als
2.000 Verlage aus 44 Staaten
boten eine bunte Palette von
gedruckten Büchern und eBooks,
oder sie präsentierten sich – wie
die AJuM der GEW.
Die Kollegen aus Sachsen
(und für einen Tag die aus
Thüringen), verstärkt durch fünf
Personen der AJuM Bund,
machten «Arbeit von unten»,
knüpften wieder sehr viele
Kontakte, hatte erfolgreich auch
einige Beitrittserklärungen zur
GEW zu verteilen, und zeigten,
warum die Verlage an der
Rezensionsarbeit der AJuM
nicht vorbeikommt. Immerhin
hält die AJuM für die
Kolleginnen und Kollegen wie
für alle Interessierte die einzige
unabhängige Datenbank von
solcher Größe bereit. Aktuell
sind knapp 10.000 Rezensionen
abrufbar, mit dem Archiv kann
man auf
knapp 50.000
Rezensionen
seit 2003 zugreifen.
Die
www.ajum.de
erhält zurzeit
übrigens ein
neues Gewand,
man
muss sich äußerlich
den
geänderten Seh-Erwartungen im
Internet anpassen. Der AJuM-
Stand stand der Messe wieder an
einer Kreuzung und war offen,
sodass die Besucher nicht umhin
kamen, ihn trotz seiner eigentlichen
kleinen Größe zu bemerken
– teuer genug.
Das trifft auch auf viele kleine
Verlage zu, denn, um sich auf der
30
Messe zu präsentieren und
überhaupt wahrgenommen zu
werden, muss erst einmal Geld
verdient werden. Sie stellen ein
gutes Gegengewicht zur Konzentration
von Verlagen im Kinderund
Jugendliteraturbereich dar,
die der normale Leser kaum
bemerkt, da die Verlagsnamen
und oft auch das Programm
erhalten bleiben. Der Oldenburger
Lappan-Verlag zum Beispiel
gehört zu Ueberreuter (Wien),
Bajazzo ist gerade von Beltz
übernommen worden, Sauerländer
ist erst bei Patmos
untergekommen, der jetzt allerdings
zu Wissenmedia/Brockhaus
gehört.
Ein Besuch der Buchmesse in
Leipzig ist immer lohnenswert,
von Oldenburg aus gibt es einen
durchgehenden Zug bis Leipzig.
Die nächste Messe findet
übrigens vom 14. bis zum 17.
März 2013 statt …
Ulrich H. Baselau
Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur
und Medien (AJuM) der GEW
Ulrich.Baselau (at) ajum.de
Neue Mitarbeiter sind sehr
willkommen und erhalten für ihre
Mitarbeit Buchgeschenke!