LEUCHTTURM

15 LEUCHTTURM
Neuer Höhepunkt der Vergleicheritis
Nun haben die Kultusminister,
allen voran Herr
Althusmann, eine neue Errungenschaft
zu bieten: Sie versprechen
eine Qualitätssteigerung
durch gleiche Abiturarbeiten
über Ländergrenzen hinweg.
Expertengremien werden dann
also die Aufgaben für mehrere
Bundesländer erarbeiten. Schleierhaft
bleibt dabei, worin die
Qualitätssteigerung liegen soll.
Ist denn etwa, seit wir in
Niedersachsen die Segnungen
des Zentralabiturs genießen, das
Niveau der Prüfungsaufgaben
und in der Folge die Qualität der
Prüfungsarbeiten gestiegen? Ehrlich
kann das wohl niemand, der
mit den Dingen vertraut ist,
behaupten. Im Gegenteil scheinen
diejenigen Recht zu
behalten, die in den Aufgaben
die Einigung auf dem kleinsten
gemeinsamen Nenner vermuteten
und eine Abwendung von
anspruchsvollem Denken und
eine Hinwendung zu mehr
einfach Gelerntem befürchteten.
Es ist eine Legende, dass
Vergleichsarbeiten bessere Vergleiche
zulassen oder sogar
objektivere Kriterien schaffen.
Bei einfachen Aufgaben ist das
möglich. So kann ich leicht
objektiv feststellen lassen, wer
schneller laufen kann. Bei
komplizierten Aufgaben, z.B.
wer der bessere Sportler ist, gibt
es keine objektive Messung, da
die für einen objektiven Vergleich
notwendige objektive
Definition der dazugehörigen
Kriterien nicht gelingen kann.
Wie dass erst beim Abitur, der
Qualifizierung der allgemeinen
Hochschulreife. Wir werden
damit leben müssen, dass es
objektive Vergleiche nicht geben
kann, und wir müssen uns
anstrengen, gleichwohl zu vergleichbaren
Kriterien von Beurteilung
zu kommen. Diese
erweisen sich aber nicht in einer
so genannten Vergleichsarbeit,
sondern in jahrelanger Transparenz
schulischer Arbeit in
Verbindung mit einem qualifizierten
Beratungssystem. Niedersachsen
hat einmal mit den
Fachberatern ein, bei allen
Schwächen im Detail, leistungsfähiges
System besessen. Das hat
dazu geführt, dass Schulleiter
oder Dezernenten, die an
fremden Schulen den Abiturvorsitz
übernahmen, sich in der
Regel ohne weiteres mit den
ihnen unbekannten Lehrkräften
über Beurteilungskriterien einig
waren. Dieses System wurde über
Bord geworfen, und wir haben
jetzt schon die Vergleichsarbeiten
auf vielen Ebenen und der
Bevölkerung, die die Interna in
der Regel nicht durchschauen
kann, wird suggeriert, dass es
jetzt viel gerechter zugehe.
Und so bemühen sich die
Lehrer/innen landauf, landab
ihre Schüler auf die Anforderungen
der Vergleichsarbeiten zu
drillen – und das Lernen, das
geistige Abenteuer bleibt auf der
Strecke. Jemand, der wie ich ein
Lebensalter Schule erlebt und
beobachtet hat, hat angesichts
dieses unpädagogischen, in
Wirklichkeit lernfeindlichen
Treibens nur den einen Trost: Es
wird die Zeit kommen, in der
dieser Unsinn eingesehen und
abgeschafft wird, damit dann an
anderer Stelle ein neuer Blödsinn
Raum greifen kann.
Die nächsten
Ostfriesischen Hochschultage
Ulrich
Mittelstädt
finden statt am
Donnerstag, dem 07.03.2013, und am Freitag, dem 08.03.2013,
in Aurich im Europahaus.
Ausrichtende Uni: Osnabrück
Zeitlicher Ablauf
Donnerstag, 07.03.2013 Freitag, 08.03.2013
09.00 - 09.45 Einführungsreferat Einführungsreferat
09.45 - 10.30 Pause (Schulbuchverlage) Pause (Schulbuchverlage)
10.30 - 12.00 5 - 7 Workshops parallel 5 - 7 Workshops parallel
12.00 - 12.15 Pause (Schulbuchverlage) Pause (Schulbuchverlage)
12.15 - 13.45 5 - 7 Workshops parallel 5 - 7 Workshops parallel
19.30 Bildungspolitische
Abendveranstaltung
> 22.00
Nähere Einzelheiten folgen im LEUCHTTURM 114 im November.