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<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Erzieher ließen Dampf ab - Politik ist am Zug<br />

In den Emder Kindertagesstätten (Kita) und Krippen sollen kleinere Gruppen mit einer zusätzlichen pädagogischen<br />

Fachkraft eingerichtet werden.<br />

Von EZ-Redakteur MANFRED ULFERTS 0 49 21 / 89 00 417<br />

16<br />

„Je kleiner die<br />

Gruppe desto<br />

mehr könnten<br />

sich die Erzieherinnen<br />

mit einzelnen<br />

Kindern<br />

beschäftigen”:<br />

GEW-Vorstandsmitglied<br />

Renate Isenburg<br />

Emden. Die Emder Politik und<br />

Verwaltung scheint die Problematik<br />

der Erzieherinnen und<br />

Erzieher in der Stadt Emden<br />

erkannt zu haben, nachdem<br />

betroffene Kita-Mitarbeiter am<br />

Montagabend anlässlich einer<br />

Diskussionsrunde Dampf abgelassen<br />

haben, um auf ihre<br />

unzufriedenen Arbeitssituationen<br />

hinzuweisen und Verbesserungen<br />

zu fordern. Schnellstmöglich<br />

und intensiv sollen jetzt<br />

alle im Rat vertretenen Fraktionen<br />

und der städtische Fachdienst<br />

mit den personellen und<br />

räumlichen Gegebenheiten in<br />

den Emder Kindertageseinrichtungen<br />

(Kita) und Kinderkrippen<br />

vertraut gemacht werden.<br />

„Wir werden jetzt ein erstes<br />

Konzept ausarbeiten, wonach<br />

eine Arbeitsgruppe eingerichtet<br />

werden soll, die sich dann mit<br />

den Qualitätsstandards in den<br />

Kindertagesstätten wie Gruppengröße,<br />

Fachkräfte, Inklusion und<br />

Elternarbeit beschäftigt”, gab der<br />

städtische Jugendamt- und Fachbereichsleiter<br />

Thomas Sprengelmeyer<br />

einen ersten Ansatz zur<br />

strukturellen Handhabung. „Wir<br />

können nicht alles auf einmal<br />

machen und müssen auch<br />

rechnen, was das letztlich alles<br />

kostet”, sagte Sprengelmeyer. Im<br />

Juni will er dem Jugendhilfeausschuss<br />

ein Konzept vorlegen.<br />

„Dann muss die Politik darüber<br />

entscheiden”, sagte er.<br />

Verbesserungen<br />

Ganz im Sinne der angestellten<br />

Fachkräfte scheint die Politik<br />

bestrebt zu sein, die Bedingungen,<br />

nicht zuletzt auch zum<br />

Wohle der Kinder, verbessern zu<br />

wollen. Das Ziel soll sein, in den<br />

kommenden Jahren die zu<br />

betreuenden Kindergruppen von<br />

in der Regel 25 Kindern (Kita)<br />

sowie 15 Kindern (Krippe) nicht<br />

nur zu verkleinern sondern<br />

neben den bislang zwei Erziehe-<br />

rinnen zusätzlich mit einer<br />

dritten pädagogischen Fachkraft<br />

zu betreuen. Sprengelmeyer:<br />

„Das werden wir sicherlich nicht<br />

für alle Ganztagsgruppen stemmen<br />

können.”<br />

Diese ersten Erkenntnisse<br />

wurden während dieser vom<br />

Emder Kreisverband der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW) initiierten<br />

Diskussionsrunde im Pelzerhaus<br />

deutlich. Rund eineinhalb Stunden<br />

hatten sich betroffene<br />

Erzieherinnen und Erzieher im<br />

Beisein von gut 30 Arbeitskollegen<br />

gegenüber einem Dutzend<br />

Ratsmitgliedern aller vier Emder<br />

Fraktionen und Fachbereichsleiter<br />

Sprengelmeyer so richtig Luft<br />

verschafft über ihre beruflichen<br />

Bedingungen. Als Knackpunkt<br />

wird der Emder Betreuungsschlüssel<br />

angesehen, der zur<br />

Verbesserung der pädagogischen<br />

Arbeit gesenkt werden müsse.<br />

Betreuungsschlüssel<br />

„Dieser seit über vierzig<br />

Jahren bestehende heutige Emder<br />

Betreuungsschlüssel - 25<br />

Kinder in einer Gruppe mit zwei<br />

Erziehern - brennt uns unter<br />

den Nägeln. Es ist wichtig - das<br />

haben auch wissenschaftliche<br />

Studien ergeben -, dass es einfach<br />

kleinere Gruppen geben müsse”,<br />

sagte einleitend GEW-Vorstandsmitglied<br />

Renate Isenburg, die für<br />

die Fachgruppe „Sozialpädagogische<br />

Berufe” zuständig ist. Je<br />

kleiner das Kind, desto wichtiger<br />

sei die Bezugsperson, und je<br />

kleiner die Gruppe, desto mehr<br />

könnten sich die Erzieher mit<br />

einzelnen Kindern beschäftigen.<br />

Es kämen vor allem Kinder mit<br />

Auffälligkeiten zu kurz und<br />

diejenigen, die eher ruhig sind<br />

und sich meistens zurückziehen.<br />

Die veralteten Standards in<br />

den Kitas, der zunehmende<br />

Aufgabenbereich im Alltag mit<br />

Kindern, Eltern, Teambesprechung<br />

und Vorbereitungszeit<br />

wurden ebenso moniert wie die<br />

seit Jahren und Jahrzehnten<br />

immer schlechter werdenden<br />

Bedingungen. Seit über vierzig<br />

Jahren sei immer nur zu hören:<br />

„Wo sollen wir das Geld<br />

hernehmen?” Dabei seien die<br />

Kinder doch die Zukunft, in die<br />

investiert werden solle, war<br />

seitens der Erzieherinnen zu<br />

hören.<br />

Die Stadt Emden könne doch<br />

jetzt ein Zeichen setzen mit<br />

kleineren Gruppenzahlen, und<br />

andere Kommunen würden<br />

dann möglicherweise folgen,<br />

gaben die Erzieher einen Wink<br />

in Richtung Verwaltung. Ebenso<br />

ging ein eindeutiger Appell an<br />

die Ratsmitglieder, dass die<br />

Emder Politik neue Rahmenbedingungen<br />

für Kindertageseinrichtungen<br />

schaffen müsse.<br />

Finanzmittel<br />

Den „guten Willen” ließ die<br />

Politik natürlich verlauten, aber<br />

stets auch mit Blick auf die<br />

Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

„Das klassische Leitbild ist heute<br />

ein anderes als vor zwanzig<br />

Jahren. Und natürlich lässt sich<br />

bei einer Gruppengröße von 18<br />

bis 20 Jungen und Mädchen eine<br />

bessere Beziehung zwischen den<br />

Kindern und den Erzieherinnen<br />

aufbauen”, sagte der SPD-<br />

Fraktionsvorsitzende Hans-Dieter<br />

Haase.<br />

Mit machbaren Finanzmitteln<br />

müsse das Optimale herausgeholt<br />

werden. Haase: „Wir dürfen<br />

nicht vergessen, dass Emden den<br />

noch ausstehenden Bedarf an<br />

Krippenplätzen - die gesetzliche<br />

Vorgabe liegt bei 30 Prozent -<br />

nunmehr selbst finanzieren<br />

muss, da es vom Land keine<br />

Gelder mehr gibt.” FDP-Ratsfrau<br />

Hillgriet Eilers sieht Emden<br />

bezüglich des Betreuungsangebots<br />

„auf einem guten Weg”.<br />

Eilers: „Es ist nur eine Frage der

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