04.05.2016 Aufrufe

Cruiser im Mai 2016

Endlich: Die allumfassende Reportage über alles, was der Arzt so tun kann um schnell schön zu werden. Keine langweiligen Tests über wirkungslose Kosmetika, sondern "Fadenlifting", Fettwegspritze und Co. Was taugen diese Eingriffe? Die Redaktion hats ausprobiert. Ausserdem: Wir guckten uns im "Checkpoint" um und haben das aktuelle Angebot unter die Lupe genommen - zudem wollten wir wissen, wie denn nun die Kampagne "Break The Chains" angekommen ist. Das alles in der neuen Ausgabe. Oder hier auch online.

Endlich: Die allumfassende Reportage über alles, was der Arzt so tun kann um schnell schön zu werden. Keine langweiligen Tests über wirkungslose Kosmetika, sondern "Fadenlifting", Fettwegspritze und Co. Was taugen diese Eingriffe? Die Redaktion hats ausprobiert. Ausserdem: Wir guckten uns im "Checkpoint" um und haben das aktuelle Angebot unter die Lupe genommen - zudem wollten wir wissen, wie denn nun die Kampagne "Break The Chains" angekommen ist. Das alles in der neuen Ausgabe. Oder hier auch online.

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cruiser<br />

DAS<br />

MAI <strong>2016</strong> CHF 7.50<br />

GRÖSSTE<br />

SCHWEIZER<br />

GAY-MAGAZIN<br />

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1<br />

Die grosse<br />

<strong>Cruiser</strong>-<br />

Reportage:<br />

Sofort<br />

schlank & schön<br />

Warmer <strong>Mai</strong><br />

Alle Infos über das Kulturspektakel<br />

Trend<br />

Wandern steht hoch <strong>im</strong> Kurs<br />

Checkpoint<br />

Wir testen das Angebot


3<br />

Editorial<br />

Liebe Leser<br />

Diesen Monat geht es Schlag auf Schlag: Ein LGBT*-Event folgt auf den anderen. Einerseits steht der<br />

«Warme <strong>Mai</strong>» mit einem umfangreichen Kulturangebot in den Startlöchern, andererseits finden die<br />

letzten Vorführungen <strong>im</strong> Rahmen des «Pink Apple» in Frauenfeld statt. Und – nicht zu vergessen: Der<br />

ESC aka «Gay-Olympics» (wir haben in der letzten Ausgabe ausführlich darüber berichtet) in Stockholm<br />

wird wieder für viel Amüsement und herrlichen Trash sorgen. Weniger amüsant war es in den letzten Wochen auf der <strong>Cruiser</strong>-<br />

Redaktion: Mein Vorgänger, Kollege und Redaktionsmitarbeiter Martin Ender starb plötzlich und überraschend. Er wird <strong>im</strong><br />

<strong>Cruiser</strong>-Team eine grosse Lücke hinterlassen. Den Nachruf von Dani Diriwächter findest du auf Seite 9 und einige persönliche<br />

Gedanken von Michi Rüegg auf Seite 19. Als ehemaliger Zirkusartist würde Martin Ender best<strong>im</strong>mt sagen: «The Show Must Go<br />

On». In diesem Sinne: Viel Spass mit der neuen Ausgabe.<br />

Haymo Empl<br />

Chefredaktor<br />

JETZT ALLE GEMEINSAM MIT<br />

DEN SEXPARTNERN ZUM HIV-TEST!<br />

IM MAI FÜR NUR 10.–*<br />

inhalt<br />

5 Thema Schnell schön & schlank<br />

9 NAchruf von Martin Ender<br />

10 News National & International<br />

12 Reportage <strong>Cruiser</strong> be<strong>im</strong> Checkpoint<br />

15 Kultur Update<br />

17 Kolumne Bötschi klatscht<br />

18 Kultur Update<br />

19 Kolumne Michi Rüegg<br />

20 Aktuell Wandern, der neue Trend?<br />

21 Serie Sexualität in Geschichte &<br />

Literatur<br />

23 Special Die queere Seite von<br />

Shakespeare<br />

25 Kolumne Pia Spatz<br />

26 Ratgeber Dr. Gay<br />

27 Serie Ikonen von Damals<br />

29 Kolumne Thommen meint<br />

30 Special Kulturfestival Warmer <strong>Mai</strong><br />

31 Umfrage Wie war Break The<br />

Chains <strong>2016</strong>?<br />

32 Aktion <strong>Cruiser</strong>abo für CHF 60.–<br />

<strong>im</strong>pressum<br />

CRUISER MAGAZIN PRINT ISSN 1420-214X<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />

WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />

Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />

Wasserloses Druckverfahren<br />

*Teststellen und weitere Informationen unter:<br />

breakthechains.ch<br />

Chefredaktor Haymo Empl<br />

Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />

Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />

Art Direktion Nicole Senn<br />

Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />

Daniel Diriwächter, Andreas Faessler, René Gerber, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel,<br />

Pia Spatz, Tanja & Jenny, Peter Thommen,<br />

Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />

Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />

REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />

empl.media, Haymo Empl<br />

Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />

redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />

CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Online-Redaktion online@cruisermagazin.ch<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


4 THEMA<br />

THEMA 5<br />

Schnell schön, schlank & stark. Sofort!<br />

Schnell schön, schlank & stark. Sofort!<br />

Schnell schön, schlank & stark.<br />

Sofort!<br />

Fäden <strong>im</strong> Gesicht, Hyaluron am Penis und gegen<br />

Fett eine Spritze. Die grosse <strong>Cruiser</strong>-Reportage<br />

berichtet über die aktuellen Beautytrends oberhalb<br />

und unterhalb der Gürtellinie.<br />

VON Haymo Empl & Team <strong>Cruiser</strong><br />

I<br />

rgendwann werden die Lachfältchen<br />

tiefer. Das kann charmant sein, aber viele<br />

stört es und be<strong>im</strong> Blick in den Spiegel<br />

sind es dann keine Lachfältchen mehr, sondern<br />

– in der Dramaversion – ein hängendes,<br />

faltiges Gesicht.<br />

Mittlerweile steht eine Armada von<br />

plastischen Chirurgen, Beautyberatern und<br />

Spezialisten für jedes optische Problem(chen)<br />

bereit; entsprechend unüberschaubar<br />

sind die Behandlungsmethoden.<br />

<strong>Cruiser</strong> hat vor rund einem Jahr die damals<br />

angesagten Schönheitseingriffe für Männer<br />

vorgestellt und guckte jetzt, was es denn aktuell<br />

alles so auf dem Markt gibt. Wichtiges<br />

Kriterium: Schnell soll es gehen, wirksam<br />

soll es sein und man sollte möglichst schnell<br />

wieder einsatzfähig sein. «Beauty To Go»;<br />

aber bitte ohne Skalpell & Blut!<br />

Viele Männer – und es sind längst nicht<br />

mehr nur die Gays – beugen sich einem oft<br />

selbst auferlegten Schönheitsdiktat. «Männer<br />

lassen sich vor allem am Gesicht behandeln»,<br />

stellt Robinson Morett, Inhaber der<br />

Zürcher Klinik «Body Esthetic», fest.<br />

Fäden für straffe Haut<br />

Body Esthetic ist eine der führenden Praxen<br />

rund um «nicht invasive Beauty» in der<br />

Schweiz und daher stets am Puls der Zeit<br />

(und des Trends). Aber wie geht eine solche<br />

Männergesichtsverjüngung vonstatten? Beispielsweise<br />

mittels Fadenlifting. Das klingt<br />

spektakulär und ist es auch. Hierbei werden<br />

spezielle Fäden, welche mit kleinen Widerhaken<br />

einen Zug auf das Gewebe in die gewünschte<br />

Richtung erwirken, unter der<br />

Haut durchgezogen. <strong>Cruiser</strong> probierte das<br />

aus; der Eingriff dauerte weniger als 40 Minuten<br />

und war dank der örtlichen Betäubung<br />

praktisch schmerzfrei. Die Widerhaken<br />

piekten zwar etwas – ähnlich wie das<br />

Gefühl be<strong>im</strong> Augenbrauenzupfen (was<br />

Mann ja mittlerweile auch macht), aber<br />

sonst war wenig zu spüren. Klar, angenehm<br />

war es nicht, aber das erwartete auch niemand.<br />

Die eingesetzten Fäden sind synthetisch,<br />

es handelt sich um dasselbe Material,<br />

«Bei dieser Methode kann<br />

exakt auf das individuelle<br />

Bedürfnis der Patienten<br />

eingegangen werden.»<br />

welches auch seit Jahrzehnten in der Chirurgie<br />

zum Nähen «unter der Haut» eingesetzt<br />

wird. Diese Fäden lösen sich nach 3–6 Monaten<br />

auf – jedoch bleibt das neu gebildete<br />

Kollagengerüst unter der Haut (als Reaktion<br />

des Gewebes auf das Fadenmaterial) länger<br />

bestehen – <strong>im</strong> Idealfall bis zwei Jahre. Je<br />

nachdem wie viele Fäden verwendet werden,<br />

können so auch «Hamsterbacken» oder ein<br />

Doppelkinn gestrafft werden. Bei «Body Esthetic»<br />

werden alle Eingriffe von Dr. Alvarez<br />

und Dr. Aslan durchgeführt. Dieser erklärt:<br />

Bei dieser Methode kann exakt auf das individuelle<br />

Bedürfnis der Patienten eingegangen<br />

werden; ist die Haut beispielsweise sehr<br />

schlaff, braucht es mehr Zug als bei jüngerer,<br />

noch strafferer Haut. Wir versuchen aber in<br />

jedem Fall, ein möglichst natürliches Ergebnis<br />

zu erzielen.» Die Kosten richten sich<br />

nach der Anzahl der Fäden; je mehr gezogen/gestrafft<br />

werden soll, desto mehr Fäden<br />

werden gebraucht. Die benötigte Fadenanzahl<br />

hängt von der zu behandelnden Zone.<br />

Bei den Wangen können problemlos zwei<br />

Fäden auf jeder Seite «gelegt» werden, bei<br />

der Stirn greifen die Ärzte eher lediglich zu<br />

einem Faden auf jeder Seite. Be<strong>im</strong> Hals sieht<br />

es wiederum anders aus, dort gibt es Patienten,<br />

welche beispielsweise vier Fäden wünschen.<br />

Auch hier spielt das Alter und der<br />

Hautzustand jeweils eine Rolle. In unserem<br />

Fall waren das lediglich zwei Fäden und diese<br />

kosteten CHF 790.–.<br />

Männer und Schönheit<br />

Dass Männer sich für (die eigene) Schönheit<br />

interessieren, ist nichts Neues. Bereits bei<br />

den Ägyptern war es üblich, dass die Männer<br />

sich beispielsweise die grauen Haare<br />

färbten. Wie sie das gemacht haben, ist <strong>im</strong><br />

«Papyrus Ebers» nachzulesen. Die nach seinem<br />

Erstbesitzer benannte Rolle von knapp<br />

19 Meter Länge zählt mit ihren ca. 880 Einzeldiagnosen<br />

und -rezepten zu den umfangreichsten<br />

Handschriften aus dem pharaonischen<br />

Ägypten, daneben zu den ➔<br />

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CRUISER MAI <strong>2016</strong>


6<br />

THEMA<br />

Schnell schön, schlank & stark. Sofort!<br />

Die Fäden, welche mit der neuen Methode<br />

für ein straffes Gesicht sorgen sollen.<br />

Bilder: Team <strong>Cruiser</strong><br />

Die Fäden werden unter der Haut durchgezogen, der Eingriff ist nahezu schmerzfrei.<br />

bedeutsamsten medizinischen weltweit.<br />

Dort steht allerhand über Schönheit geschrieben.<br />

Die Männer haben damals gerne<br />

zu einer «Haarmaske» aus Blei und Essig<br />

gegriffen. Das machte die Haare schön dunkel<br />

und deckte auch erstes Grau ab. (Dummerweise<br />

verursachte das hochgiftige Blei<br />

aber auch Augenentzündungen, Kopfschmerzen<br />

und gratis dazu gab es noch<br />

dunkles Zahnfleisch). Heute geht es komfortabler<br />

und vor allem sicherer. Nebenwirkungen<br />

be<strong>im</strong> Fadenlifting sind so gut wie<br />

ausgeschlossen, allerdings kann man zwischen<br />

zwei bis vier Wochen die mikroskopisch<br />

kleinen Einstichstellen sehen. Dr.<br />

Alvarez spricht vom «Entrypoint» und vom<br />

«Exitpoint». Spüren tut man das aber kaum;<br />

in unserem Fall «drückte» es lediglich die<br />

erste Nacht etwas und be<strong>im</strong> exzessiven Gähnen<br />

konnte man die kleinen Widerhaken<br />

der Fäden spüren.<br />

Die Spritze gegen das Fett<br />

Wenn das Gesicht schon (schön?) straff ist,<br />

muss der Bauch das natürlich auch sein.<br />

Auch hier sollte es schnell gehen, denn der<br />

Sommer naht. Passenderweise gibt es seit einiger<br />

Zeit die «Fettwegspritze». Bei der so<br />

genannten Lipolyse wird ein spezieller<br />

Wirkstoff direkt in das Fettpölsterchen gespritzt.<br />

Aqualyx nennt sich das und hat <strong>im</strong><br />

Kanton Zürich als einzige «Fettwegspritze»<br />

eine entsprechende Zulassung. Bei der Anwendung<br />

lösen sich die Wände der Fettzellen<br />

auf, das Fett tritt aus und verursacht eine<br />

entzündliche Reaktion, die die Haut strafft.<br />

Gleichzeitig wird das Fett durch Lymphe<br />

und Leber abgebaut. Das klingt sensationell<br />

… Aber: Wenn man danach nicht auf<br />

die Ernährung schaut, ist das Fett wieder da,<br />

bevor der Sommer überhaupt kommt. Die<br />

Behandlung dauert keine zehn Minuten und<br />

weil an den Fettstellen be<strong>im</strong> Bauch wenig<br />

durchblutet ist, ist der Eingriff ebenfalls<br />

praktisch schmerzfrei. Diese Behandlung<br />

eignet sich vor allem für kleinere Fettpolster,<br />

welche gezielt angegangen werden. In unserem<br />

Fall opferte sich unser jüngster Mitarbeiter<br />

(mit sowieso nur wenig Fett). Sein Fazit<br />

einen Monat nach der Behandlung: «Die<br />

Fettpölsterchen sind kleiner geworden. Um<br />

diese aber effektiv zu el<strong>im</strong>inieren, müssten<br />

wohl noch weitere Behandlungen erfolgen.»<br />

Und Dr. Alvarez ergänzt: «Bis das finale Ergebnis<br />

zu sehen ist, können noch einige Wochen<br />

vergehen.» Die Spritze kostet je nach<br />

Areal zwischen CHF 400.– und CHF 500.–<br />

Hyaluron für den Penis<br />

Der absolute Knüller ist die Penisvergrösserung.<br />

Und die funktioniert wirklich! Wobei<br />

mit «Vergrösserung» der Umfang gemeint<br />

ist. Es ist also eher eine Penisverdickung.<br />

Dies geschieht mit Hyaluronsäure. Durch ➔<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


8 THEMA<br />

NAchruf 9<br />

Schnell schön, schlank & stark. Sofort!<br />

von Martin Ender<br />

Manege frei für<br />

Martin Ender<br />

Nachruf auf den<br />

ehemaligen <strong>Cruiser</strong>-<br />

Chefredaktor<br />

Martin Ender,<br />

1945 – <strong>2016</strong><br />

Auch «Love-Handles» lassen sich mit der<br />

Fettwegspritze behandeln.<br />

das Einspritzen von Hyaluronsäure gewinnt<br />

der Penis an Umfang, also nicht in erster Linie<br />

an Länge. Die gelartige Substanz kommt<br />

auch bei der Aufspritzung von Lippen zum<br />

Einsatz. Auch diese Methode haben wir bereits<br />

letztes Jahr getestet und nun erneut ausprobiert.<br />

Dieses Mal allerdings mit einer externen<br />

Testperson – damit die Objektivität<br />

gewährleistet ist. Unsere Testperson ist an<br />

sich gut bestückt, wollte aber noch etwas<br />

mehr. Während die Testperson – nennen wir<br />

sie Mark – wartete, bis die anästhesierende<br />

Creme wirkte, erläutert Dr. Alvarez: «Viele<br />

Männer haben aus ganz unterschiedlichen<br />

Gründen Probleme mit ihrer Penisgrösse.<br />

Hierbei sind sie in vielen Fällen nicht einmal<br />

Dr. Roger Alvarez ist seit über acht Jahren<br />

bei BodyEsthetic tätig und führte die Penisverdickung<br />

durch.<br />

<strong>Cruiser</strong>: Dr. Alvarez – wie seriös ist eine<br />

solche Aufspritzung?<br />

Alvarez: Ich bin <strong>im</strong>mer wieder an diversen<br />

Fachkongressen. Dort werden neue Methoden<br />

vorgestellt, aber auch bestehende Methoden<br />

diskutiert. Die Verdickung ist nichts<br />

Neues, neu ist aber die steigende Nachfrage.<br />

Dies bestätigen auch meine Arztkollegen.<br />

<strong>Cruiser</strong>: In der Schweiz hat man bisher aber<br />

wenig davon gehört, lediglich wir <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong><br />

haben vor gut einem Jahr die Methode<br />

vorgestellt.<br />

Alvarez: Nach dem Artikel <strong>im</strong> «<strong>Cruiser</strong>»<br />

stellten wir fest, dass die Nachfrage leicht<br />

anstieg. Das Problem scheint aber zu sein,<br />

Testperson Mark lässt für <strong>Cruiser</strong> eine<br />

Penisverdickung machen, das Ergebnis ist<br />

sofort sichtbar.<br />

von den gesellschaftlichen Vorstellungen geprägt,<br />

sondern sie fühlen sich einfach nicht<br />

wohl mit der Grösse beziehungsweise mit<br />

der Dicke ihres Penis.» Unser Test-Mark hat<br />

eigentlich diesbezüglich keine Probleme,<br />

aber es ist bekannt, dass die Behandlung<br />

auch einen erheblichen Lustgewinn verspricht.<br />

Derweil der Arzt mit der Spritze die<br />

gewünschte Menge (es war ziemlich viel!) in<br />

die Eichel injiziert. Der Eingriff dauert nur<br />

wenige Minuten, das Ergebnis ist sofort<br />

sichtbar. Allerdings muss das gute Stück<br />

dann nach der Behandlung etwas Ruhe haben.<br />

Einziger Nachteil: Das Hyaluronsäure-Gel<br />

baut sich langsam und kontinuierlich<br />

ab. Da Hyaluron ein natürlicher Hautbestandteil<br />

ist, schadet diese Behandlung dem<br />

Körper nicht und wirkt sich auch nicht negativ<br />

auf das Immunsystem aus. Die Kosten<br />

der Behandlung liegen – je nach gewünschtem<br />

Volumen – zwischen 300 und 400 Franken,<br />

je nach gewünschtem Volumen. Dr. Alvarez<br />

führte bereits viele solcher<br />

Behandlungen durch, für ihn ist das nichts<br />

Besonderes. Er stellt aber fest, dass die Nachfrage<br />

stetig zun<strong>im</strong>mt. Dabei scheint es keinen<br />

Unterschied zu machen, ob schwul oder<br />

hetero. «Es ist aber eine Tatsache, dass es für<br />

viele Männer ein sehr persönliches Thema<br />

ist und sich viele schwertun, ein Beratungsgespräch<br />

zu vereinbaren. Dies scheint mir<br />

die grösste Hürde zu sein …»<br />

dass viele sich nicht wirklich trauen, nach<br />

einem Termin zu fragen. Dabei ist dies als<br />

Arzt ein Eingriff wie jeder andere auch. Ich<br />

verstehe daher die Zurückhaltung diesbezüglich<br />

nicht ganz.<br />

<strong>Cruiser</strong>: Was für Männer kommen zu Ihnen in<br />

die Praxis für eine solche Aufspritzung?<br />

Alvarez: Männer jeden Alters und mit unterschiedlichstem<br />

sozialen Background.<br />

Die persönlichen Gründe sind verschieden,<br />

aber für viele wird eine Unsicherheit<br />

beseitigt – manche machen es auch, weil<br />

der Lustgewinn höher wird und wieder<br />

andere möchten es einfach mal ausprobiert<br />

haben.<br />

Bilder: Team <strong>Cruiser</strong><br />

VON Daniel Diriwächter<br />

D<br />

er Name Martin Ender ist in der hiesigen<br />

Gay-Szene – und darüber hinaus<br />

– beinahe untrennbar mit dem<br />

<strong>Cruiser</strong> verbunden, war Martin doch rund<br />

15 Jahre dessen Chefredaktor. Er leitete die<br />

Zeitung wie ein ehrwürdiges Dampfschiff neben<br />

Yachten und Nussschalen durch wilde<br />

Gewässer, denn zu jener Zeit änderte sich der<br />

Zeitungsmarkt als auch die Gay-Community<br />

gewaltig. Und nicht wenige Male wurde der<br />

<strong>Cruiser</strong> damals abgeschrieben. Aber Martin<br />

wusste mit diesen St<strong>im</strong>men umzugehen, blieb<br />

unbeirrbar und setzte auf sein Konzept. Die<br />

Freude am Zeitungsmachen blieb stets an erster<br />

Stelle. Martin hätte mehrmals Gelegenheit<br />

gehabt, seine Erfahrung und seine glitzernde<br />

Vergangenheit mit heroischer Zielstrebigkeit<br />

ins Feld zu führen. Er hätte mit Recht wie ein<br />

Löwe in seinem Revier auftreten können,<br />

doch daran lag ihm herzlich wenig. Manche<br />

würden von einem Understatement sprechen<br />

– oder dem Vergnügen, unterschätzt zu<br />

werden. Folgende Zeilen sollen aber seine<br />

vielen Talente ins Scheinwerferlicht rücken.<br />

Martin war das jüngste von vier Geschwistern<br />

in einer angesehenen und katholischen<br />

Familie aus Muri <strong>im</strong> Kanton Aargau.<br />

Sein Vater war Rektor; die Mutter stammte<br />

aus einer Ärztefamilie. Zusammen mit seinem<br />

Bruder musste Martin be<strong>im</strong> eigenen<br />

Vater die Schulbank drücken – was unter<br />

Kollegen nicht gerade für Beliebtheitspunkte<br />

sorgte, dafür Bestnoten brachte. Mit einem<br />

Abschluss vom Kollegium Sarnen in der Tasche,<br />

zog es Martin an die Universität<br />

Zürich, um Germanistik zu studieren. Doch<br />

so sehr er die Sprache liebte, so sehr missfiel<br />

es ihm, die gleiche Karriere wie sein Vater<br />

anzustreben. Folglich brach Martin das Studium<br />

ab. Viel gewonnen hat er in dieser Zeit<br />

trotzdem: 1967 traf er in einigen Vorlesungen<br />

auf Walter Lindor Joss, einen aufstrebenden<br />

Tänzer der Ballettakademie. Es war<br />

Liebe auf den ersten Blick.<br />

Zunächst legte Martin aber den Grundstein<br />

für seine Karriere als Schreiberling und<br />

startete in Zürich als Werbetexter durch,<br />

während Walter sich als Tänzer und Artist in<br />

der österreichischen Zirkusszene einen Namen<br />

machte. 1975 drehte Martin der Werbung<br />

jedoch den Rücken zu, um näher bei<br />

seinem Freund zu sein, der damals mit dem<br />

Bruder gewagte Luftnummern <strong>im</strong> Zirkus Sarrasani<br />

aufführte. Martin hätte wohl in der<br />

Pause auch Würstchen verkauft, doch das<br />

Schicksal hatte andere Pläne: Als in den ersten<br />

Wochen der Sprechstallmeister ausfiel,<br />

sprang Martin kurzfristig ein. Seine St<strong>im</strong>me<br />

kam an, insbesondere seine Art der Ankündigung,<br />

in welcher er auf jegliche Art der Superlative<br />

verzichtete, sondern charmant und souverän<br />

die Kollegen auf die Bühne rief.<br />

Neugierig wie er war, dauert es nicht<br />

lange und er kannte alle Abläufe <strong>im</strong> Zirkus<br />

wie kein anderer. Als 1981 der Bühnenpartner<br />

von Walter bei einer Nummer verunfallte<br />

(und mit 26 Brüchen relativ «gl<strong>im</strong>pflich»<br />

davon kam), fühlte Martin sich bei Walter<br />

«zu Höherem berufen»: Gemeinsam wollten<br />

sie <strong>im</strong> Zirkus Roncalli eine neue Luftnummer<br />

zum Besten geben: Ohne Sicherheitsnetz<br />

sollten beide hoch über den Zuschauern<br />

ihre Pirouetten drehen. Walter war skeptisch<br />

– aber auch beeindruckt, denn sein<br />

Freund erwies sich als äusserst hart <strong>im</strong> Nehmen.<br />

Es benötigte ein dre<strong>im</strong>onatiges Training<br />

und der erste Auftritt vor Publikum<br />

geriet zur Sensation.<br />

Martin und Walter waren sprichwörtlich<br />

ganz oben angekommen und traten<br />

nicht nur in diversen Arenen auf, sondern<br />

auch <strong>im</strong> Fernsehen. Über zehn Jahre hinweg<br />

wirkten sie als Coaches vor einem Millionenpublikum<br />

bei der Show «Stars in der Manege»<br />

mit und trafen dort auf Grössen wie<br />

den Schauspieler Peter Fonda, den Politiker<br />

Franz Josef Strauss oder die Diva Zsa Zsa<br />

Gabor – um nur wenige zu nennen. So war<br />

Martin fast zehn Jahre hinweg in der Luft<br />

ebenso zuhause, wie auf dem roten Teppich.<br />

Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, auch<br />

<strong>im</strong> übertragenen Sinne abzuheben, aber er<br />

und Walter behielten auch oben in den Seilen<br />

die Bodenhaftung. Gegen Ende der<br />

1980er Jahre erkannten beide, dass sie ihre<br />

Luftnummern nicht mehr toppen würden<br />

und sagten fast ohne Reue dem Zirkusleben<br />

Adieu. Trotz vieler Jahre auf Tournee fand<br />

Martin wieder Anschluss in der Werbung.<br />

Es war die Zeit, als in Zürich das T&M und<br />

das Polygon für Furore sorgten und Martin<br />

deren Inserate gestaltete, während Walter<br />

eine neue Aufgabe als Kostümschneider der<br />

jeweiligen Travestie-Shows verfolgte. Es war<br />

auch jene Zeit, als mit dem <strong>Cruiser</strong> ein unscheinbares<br />

Szene-Blättchen auf den Markt<br />

kam. Und durch die Inserate, die Martin dafür<br />

kreierte, kam er mit den Jahren der Zeitung<br />

<strong>im</strong>mer näher, bis er schliesslich als deren<br />

Chefredaktor die Zügel selbst in der<br />

Hand hielt.<br />

Martin erwies sich als Glücksfall für<br />

den <strong>Cruiser</strong>. Er achtete die verschiedenen<br />

Richtungen innerhalb der Szene und gab jenen<br />

eine St<strong>im</strong>me, die sie verdienten. Er scheute<br />

sich nicht, brisante wie politische Themen<br />

zu behandeln, auch wenn das bedeutete, gewisse<br />

Inserenten und Persönlichkeiten würden<br />

Zeter und Mordio schreien. Be<strong>im</strong> Blick<br />

auf die Vergangenheit wird klar: Wer sich<br />

hoch über dem Boden behaupten kann, den<br />

haut in den Niederungen der Presse nichts<br />

um. Seinen Mitarbeitern gegenüber war er<br />

<strong>im</strong>mer loyal, offen und zu jeder Zeit ein verständnisvoller<br />

und interessierter Freund –<br />

oftmals auch fernab der Schreiberei.<br />

Ende 2014 beschloss er, sich mehr auf<br />

sein Privatleben zu konzentrieren und das<br />

Zepter des Chefredaktors an Haymo Empl zu<br />

übergeben. Sporadisch wollte er noch Artikel<br />

schreiben, aber es zog ihn <strong>im</strong>mer öfter ins<br />

Bündnerland. Dort hatte er ein Haus, das er<br />

selbst mitrenovierte. Seit drei Jahren mit Walter<br />

in registrierter Partnerschaft eingetragen,<br />

gab es für ihn noch viele schöne Dinge, die er<br />

tun wollte. Das Schicksal aber hatte wiederum<br />

andere Pläne. Martin verstarb unerwartet<br />

am 16. April <strong>2016</strong>.<br />

Als sein ehemaliger Stellvertreter werde<br />

ich Martin als Weggefährten und Freund<br />

von ganzem Herzen vermissen und bin von<br />

grosser Dankbarkeit erfüllt, wenn ich an<br />

ihn denke.<br />

Manege frei, lieber Martin, lebewohl.<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


10 NEWS<br />

NEWS 11<br />

National & International<br />

National & International<br />

NEWS<br />

Die HAZ wandert auch<br />

Erfolg für neue Party-Reihe<br />

Einreiseverbot für ESC-Star<br />

Es scheint, als ob die Wanderei wieder neu<br />

entdeckt (und geliebt) wird: Nicht nur die<br />

«Laceteroses» (siehe Artikel auf Seite 20) marschieren<br />

über Stock & Stein; auch die Homosexuellen<br />

Arbeitsgruppen Zürich (HAZ) tun<br />

das. Und zwar am 22. <strong>Mai</strong>. Im mehreren<br />

Etappen geht’s vom Zürichsee zum Bodensee;<br />

das Schwierigkeitslevel wird mit T1 angegeben,<br />

Kondition beziffert die HAZ mit K2. Wir<br />

guckten auf der HAZ-Homepage nach und<br />

wurden schlau: T1 «Weg gut gebahnt. Falls<br />

vorhanden, sind exponierte Stellen sehr gut<br />

gesichert. Absturzgefahr kann bei normalen<br />

Verhalten weitgehend ausgeschlossen werden.»<br />

Da sind wir beruhigt! Und K2: Da werden<br />

ca. 400 – 800 Höhenmeter in vier bis fünf<br />

Stunden zurückgelegt.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

unter: www.haz.ch/Outdoor.htm<br />

Wandern<br />

kann so<br />

sexy sein.<br />

Die Party «Voulez-Vous Vol. 1» letzten Monat<br />

war ein voller Erfolg. Die Zürcher Location<br />

«Adagio» ist normalerweise ja eher ein<br />

gediegener und gemütlicher Club - dessen<br />

Stil mit mittelalterlichem Charme besticht.<br />

«Voulez-Vous» war in eben diesem Club zu<br />

Gast und hat den Laden gehörig aufgemischt.<br />

Eine schrille, bunte und heisse Nacht<br />

mit viel Glitzer, Federboas und verrückten<br />

Outfits begeisterten auch diejenigen, die<br />

sonst eher zurückhaltender feiern. Die Outfits<br />

der Gäste wurden durch zwei Dragqueens<br />

vor Ort begutachtet (sofern man das<br />

wollte) und das ausgefallenste Outfit<br />

schliesslich mit einer Flasche Prosecco belohnt.<br />

Die DJ›s Groovemaster (T&M), Marc<br />

S. (T&M) und Pierre-Alain (T&M und<br />

AAAH) haben die Partygäste mit ihren<br />

spektakulären Mixen aus Disco, Pop, Dance<br />

Music, Happy-Trance und Gay-Party Music<br />

begeistert. Wie in der Ankündigung der<br />

Party versprochen, waren von ABBA bis Pet<br />

Shop Boys über Madonna und Kylie so ziemlich<br />

alles dabei. Und weil die neue Party so<br />

gut angekommen ist, folgt sinnigerweise<br />

«Voulez-Vous Vol. 2».<br />

Die schwulen Geier<br />

Voulez-Vous: Die Party-Reihe wird fortgesetzt.<br />

«Voulez-Vouz Vol II» <strong>im</strong> Adagio,<br />

Gotthardstr. 5, 8001 Zürich am<br />

25. Juni <strong>2016</strong>. Tickets online für CHF 25.–<br />

unter www.voulez-vouz.ch<br />

Hovi Star tritt am ESC für Israel an. Der offen<br />

schwule Sänger wurde zu einer ESC-Party<br />

nach Moskau eingeladen, doch weiter als zum<br />

Moskauer Flughafen kam er gemäss einem<br />

Bericht des Portals «ESC Fanbase» nicht.<br />

Denn am Grenzübergang wurde der Sänger<br />

scharf kontrolliert und letztendlich blöd angemacht.<br />

Der Sänger vermutet klar Homophobie.<br />

Hovi selbst sagt gemäss «ESC Fanbase»<br />

dazu Folgendes: «In Moskau haben<br />

Leute wie ich eine sehr schwere Zeit, vielleicht,<br />

weil ich schwul bin, vielleicht weil ich<br />

mich so anziehe, vielleicht weil ich Make-Up<br />

trage – ich weiss es nicht. Als ich in Moskau<br />

ankam, hatte ich Probleme mit der Grenzkontrolle,<br />

die mir sagte, dass ich nicht einreisen<br />

darf. Sie schauten auf meinen Pass, haben<br />

ihn zerrissen und mich ausgelacht.» Dennoch<br />

macht er deutlich, dass er nichts gegen Russland<br />

habe. Er werde auch weiterhin für die<br />

Gleichberechtigung kämpfen und lege den<br />

Vorfall zu den Akten, so der Sänger weiter.<br />

Hovi Star tritt am 12. <strong>Mai</strong> <strong>2016</strong> <strong>im</strong> zweiten<br />

Semifinale des ESC <strong>2016</strong>.<br />

Sänger Hovi Star ist offen schwul, das passte Russland offenbar nicht.<br />

Immer wieder hübsch sind Nachrichten aus<br />

dem schwulen Tierreich. Dieses Mal von<br />

zwei schwulen Geiern, die Isis und Nordhorn<br />

heissen und sich kurzerhand entschlossen<br />

haben, ebenfalls Nachwuchs heranzuziehen.<br />

Aber der Reihe nach: Wie der Spiegel<br />

berichtete habe das Geier-Weibchen Lisa in<br />

einem Tierpark ein Ei auf einem Ast gelegt.<br />

Das Ei fiel zwei Meter tief, landete <strong>im</strong> Matsch<br />

und blieb heil. Eine Tierpflegerin beobachtete<br />

die beiläufige Geburt und brachte das Ei in<br />

eine Brutmaschine.<br />

Um eine Fehlprägung auf Menschen<br />

auszuschliessen, kam eine Handaufzucht für<br />

den Tierpark nicht in Frage. Da Geier-Dame<br />

Lisa auch keine Anstalten machte, ein Nest<br />

zu bauen, vertrauten die Pfleger das Ei kurzerhand<br />

Isis und Nordhorn an. Unter den<br />

fünf Geiern des Parks ist das schwule Pärchen<br />

das einzige in einer festen Beziehung –<br />

und mit einem hübschen Nest. (Das stellte<br />

der «Spiegel» fest, nicht wir vom <strong>Cruiser</strong>.)<br />

Geier gucken <strong>im</strong>mer mürrisch. Egal ob<br />

schwul oder hetero.<br />

«Sie haben sich dann prompt draufgesetzt»,<br />

erklärte Tierpark-Sprecherin Ina Deiting.<br />

Ob das Ei wirklich befruchtet ist, wisse<br />

man nicht. Spätestens Ende der Woche soll<br />

das Ende der Brutzeit erreicht werden.<br />

Dann zeigt sich, ob Isis und Nordhorn<br />

Papas werden.<br />

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12 Reportage<br />

Reportage 13<br />

<strong>Cruiser</strong> be<strong>im</strong> Checkpoint<br />

<strong>Cruiser</strong> be<strong>im</strong> Checkpoint<br />

Der Fingerpiks tut<br />

nicht weh<br />

Seit 10 Jahren bietet der Checkpoint ein breites Angebot <strong>im</strong> Bereich<br />

Gesundheit und Prävention für Männer, die Sex mit Männern haben, an.<br />

<strong>Cruiser</strong> war vor Ort und hat Blut gelassen.<br />

VON Birgit Kawohl und Haymo Empl<br />

«<br />

Schwule und andere Männer, die mit<br />

Männern Sex haben, sollen in der<br />

ganzen Schweiz Zugang zu schwulenspezifischen<br />

Gesundheitszentren erhalten.<br />

Der Bund unterstützt entsprechende<br />

private Initiativen», schrieb <strong>im</strong> Jahr 2006 die<br />

Schweizerische Nachrichtenagentur SDA.<br />

Und das Bundesamt für Gesundheit (BAG)<br />

forderte <strong>im</strong> Juli 2011 <strong>im</strong> hauseigenen Newsletter<br />

«spectra»: «Eine Zukunftsvision sieht<br />

ein Netz von fünf schwulen Gesundheitszentren<br />

in Basel, Bern, Genf, Waadt und Zürich<br />

vor.» Was damals noch als «Zukunftsvision»<br />

galt, ist mittlerweile Realität. Die<br />

Gesundheitszentren stehen und haben sich<br />

etabliert – die besondere Mischung aus medizinischen,<br />

psychologischen Angebot und<br />

Prävention ist das Kennzeichen für Checkpoint<br />

und das scheint anzukommen.<br />

Allumfassende Beratung<br />

In Zürich ist der Checkpoint be<strong>im</strong> Hauptbahnhof<br />

an der Konradstrasse. Das Gebäude<br />

wirkt unauffällig, der Eingang ist diskret<br />

und schon beinahe unscheinbar. Nicht so<br />

aber das Gesundheitszentrum an sich <strong>im</strong><br />

ersten Stock – es wirkt hell und einladend<br />

und ist grösser als der Eingang es vermuten<br />

lässt. Erste Anlaufstelle <strong>im</strong> «Checkpoint»<br />

am heutigen Tag ist Markus, er sitzt am<br />

Empfang, begrüsst freundlich und durch<br />

seine höfliche, aber nicht anbiedernde Art<br />

verfliegen allfällige Ängste sofort. Kompetent<br />

klärt Empfang-Markus (wir werden<br />

gleich noch den Berater-Markus kennenlernen)<br />

ab, was genau das Anliegen oder Problem<br />

ist. «Wir bieten ja nicht nur HIV-Tests<br />

an, sondern versuchen, möglichst ganzheitlich<br />

zu handeln», erklärt Empfang-Markus.<br />

Ganzheitlich heisst, dass unter anderem auch<br />

Tests und Beratungsgespräche für andere (sexuell<br />

übertragbare) Krankheiten angeboten<br />

werden – nebst dem ganzen Hepatitis-<br />

Impfprogramm. Es ist ein offenes Gehe<strong>im</strong>nis,<br />

dass beispielsweise Syphilis, Tripper<br />

oder Chlamydien auf dem Vormarsch sind.<br />

Bunter Altersmix<br />

In der Regel wird nach dem kurzen Gespräch<br />

und einer Bedürfnis-Abklärung ein<br />

anonymisierter Fragebogen am Computer<br />

ausgefüllt. «Oft ergeben sich dadurch noch<br />

weitere Fragen», erklärt Markus. In unserem<br />

Fall – wir haben das ganze Prozedere <strong>im</strong> Sinne<br />

dieser Reportage ausprobiert – interessieren<br />

uns die diversen Testmöglichkeiten. Daher<br />

werden wir von Berater-Markus ins<br />

Sprechz<strong>im</strong>mer gebeten. Es folgen weitere ➔<br />

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14 Reportage<br />

KULTUR 15<br />

<strong>Cruiser</strong> be<strong>im</strong> Checkpoint<br />

Update<br />

KULTUR<br />

Am Empfang folgt bereits eine erste<br />

Bedürfnisabklärung.<br />

Die neue Weiblichkeit des Seins<br />

Die beiden Markus <strong>im</strong> Wartez<strong>im</strong>mer. So<br />

ruhig ist es sonst nie.<br />

«Wir haben wirklich alle<br />

Altersgruppen mit allen<br />

nur erdenklichen sexuellen<br />

Präferenzen.»<br />

Fragen zum eigenen Sexualverhalten und<br />

dann holt Berater-Markus diverse Teststreifen<br />

aus einem Schrank und los geht’s.<br />

Es wird mittels Fingerpiks etwas Blut genommen<br />

(irgendwie hat diese Fingerpikerei<br />

früher mehr weh getan – entweder liegt’s an<br />

einer neuen Stechmethode oder aber an Berater-Markus,<br />

der etwas äusserst Beruhigendes<br />

ausstrahlt). Der Bluttropfen kommt<br />

auf einen Teststreifen und wir wollen von<br />

Markus wissen, was denn so für Leute be<strong>im</strong><br />

Checkpoint vorbeischauen. «Durchs Band<br />

gemischt. Wir haben wirklich alle Altersgruppen<br />

mit allen nur erdenklichen sexuellen<br />

Präferenzen.» Vielleicht redet man daher<br />

auch <strong>im</strong> Checkpoint von «Männern, die<br />

Sex mit Männern» haben, kurz: MSM.<br />

«Schwul» würde wohl zu sehr eingrenzen.<br />

Zu MSM gehören beispielsweise auch<br />

männlichen Sexworker, welche heterosexuell<br />

sind (und in einigen Fällen sogar verheiratet<br />

sind), oft Escorts aus dem Ausland, die<br />

nach Zürich zum «Anschaffen» gekommen<br />

sind … und das Angebot des Checkpoint<br />

ebenfalls in Anspruch nehmen. «Wir sind<br />

«Berater-Markus» n<strong>im</strong>mt Blut … und der Teststreifen zeigt nach 20 Minuten das Resultat an.<br />

froh, wenn diese Gruppe unsere Leistungen<br />

in Anspruch n<strong>im</strong>mt», erklärt Berater-<br />

Markus, während wir auf das Resultat des<br />

Bluttests warten.<br />

Kranke Schwule?<br />

Schwule Männer sind <strong>im</strong> Durchschnitt gesundheitlich<br />

stärker angeschlagen als heterosexuelle<br />

Männer. Dies zeigten eine Studie<br />

von Dialogai Genf und der Uni Zürich<br />

sowie die zweijährliche Befragung «GAY-<br />

SURVEY» der Uni Lausanne. Die Tendenz<br />

ist negativ – insbesondere in Bezug auf die<br />

seelische Gesundheit (siehe auch «<strong>Cruiser</strong>»<br />

September 2015: «Wie gesund sind wir eigentlich»).<br />

Auch hier bietet der Checkpoint<br />

Hilfe an – nebst dem breiten Testangebot<br />

finden sich auch Psychologen und Psychiater<br />

in den Räumen und sind zu Gesprächen bereit.<br />

Diese können auch helfen, mit einem<br />

möglichen positiven HIV-Testresultat fertig<br />

zu werden. Das Konzept der allumfassenden<br />

Beratung und des breiten Testangebotes, wie<br />

es die Checkpoints in den diversen Städten<br />

anbieten, ist erfolgreich: «Die Niederschwelligkeit<br />

unseres Angebotes kommt an», stellt<br />

Berater-Markus fest.<br />

Auf dem Teststreifen tut sich weiterhin<br />

nichts. Wie lange dauert es, bis ein<br />

Resultat sichtbar ist? Und wie wird die<br />

(quälende) Wartezeit normalerweise überbrückt?<br />

«Genau so, wie wir das jetzt machen.<br />

Ich versuche in den zwanzig Minuten<br />

mit dem Patienten <strong>im</strong> Gespräch herauszufinden,<br />

wo er steht und was ein positives<br />

Resultat für ihn bedeuten würde … und wie<br />

er damit umgehen könnte.» Das braucht<br />

viel Gefühl und entsprechende Erfahrung.<br />

Beides hat Berater-Markus, als ausgebildeter<br />

Psychiatriepfleger hat er gelernt, schnell<br />

die Situation zu erfassen und entsprechend<br />

einzuschätzen. «Manche vermuten ja<br />

schon, dass sie positiv sind und sind entsprechend<br />

gefasst, andere fallen aus allen<br />

Wolken. Je nachdem ist dann auch direkt<br />

<strong>im</strong> Anschluss eine enge Begleitung notwendig,<br />

sowohl medizinisch als auch psychologisch»,<br />

erklärt Markus. Eins konnten wir<br />

jedenfalls feststellen: Im Checkpoint wird<br />

unkompliziert und kompetent Hilfe geleistet,<br />

sodass niemand vor einem Besuch<br />

Angst haben muss. Ganz <strong>im</strong> Gegenteil!<br />

Die jährlich wiederkehrende<br />

Kampagne «Break The Chains»<br />

für Männer, die Sex mit<br />

Männern haben, will die Anzahl<br />

der Neuinfektionen mit HIV<br />

senken. Jeweils <strong>im</strong> Monat April<br />

heisst dann die Devise: Kein<br />

Risiko eingehen, Safer Sex<br />

praktizieren und <strong>im</strong> <strong>Mai</strong><br />

gemeinsam mit dem Sexpartner<br />

zum Test.<br />

Bilder: Team <strong>Cruiser</strong><br />

Bild: Katja Kuhl<br />

Ein Mann und seine Lieblingssängerin.<br />

Viele Männer und ihre<br />

Abendkleider. Und schlussendlich<br />

ein Superweib mit Schneid – wie<br />

kann man(n) da widerstehen?<br />

Dass unser Goldjunge ein erklärter Fan der<br />

Sängerin Paola Felix ist, ist ein offenes, ja<br />

schamlos nacktes Gehe<strong>im</strong>nis. Michael von<br />

der Heide, seit 25 Jahren <strong>im</strong> Geschäft, eroberte<br />

längst selbst seinen Platz <strong>im</strong> Schweizer<br />

Musikolymp. Doch «Blue Bayou» oder<br />

«Cinema», Hits seines grossen Idols, waren<br />

<strong>im</strong>mer auf seinem Radar. Eine «unschuldige<br />

Liebe» kann man es nennen, diese Bindung<br />

zwischen Michael und Paola. Die Sängerin,<br />

die vor 25 Jahren dem Musikgeschäft<br />

den Rücken kehrte, könnte sich heute in<br />

ihren goldenen Schallplatten gelassen spiegeln,<br />

wäre da nicht Michael von der Heide,<br />

der seine Hingabe an Paolas Schaffen jetzt<br />

demonstriert sowie zementiert: Der Entertainer<br />

veröffentlicht Ende April sein neues<br />

Album «Paola», passend zu seinem Bühnenjubiläum.<br />

Ein Album mit 17 Songs als<br />

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Michael von der Heide bei einer Säule, an der sich schon Paola anlehnte<br />

Hommage an seine erste grosse musikalische<br />

Liebe. Und nicht nur das: Ab dem<br />

4. <strong>Mai</strong> tritt er mit den neuen Songs <strong>im</strong> Zürcher<br />

Theater am Hechtplatz auf. Paola selbst<br />

ist hingerissen: «Früher war Michael von<br />

der Heide ein Fan von mir. Heute bin ich<br />

ein Fan von ihm.» (dd)<br />

Michael von der Heide: Paola<br />

Theater am Hechtplatz: Seit 4. <strong>Mai</strong><br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong>


16 KULTUR<br />

KOLUMNE 17<br />

Update<br />

Bötschi klatscht<br />

Arcados wird 39<br />

Der Arcados Buchladen ist ein Kind der<br />

Schwulenbewegung in den 70ern, die auf Literatur<br />

und Infos angewiesen war. 2017 werden<br />

es 40 Jahre persönliches Engagement<br />

sein – dann ist genug! Zurück bleibt ein umfangreiches<br />

Archiv, das an der Rheingasse 67<br />

in Basel zur Nutzung aufbereitet wird. Arcados<br />

wäre aber nichts ohne Peter Thommen,<br />

dem Mann hinter dem Buchladen. Wie er<br />

selbst sagt, sei er «von Jugend an ausgeprägt<br />

gleichgeschlechtlich orientiert gewesen».<br />

Später wurde er (und ist er noch!) eine Art<br />

Dokumentarist der schwulen Szene in Basel<br />

und anderswo und hat einen rosa Blick auf<br />

Geschichte und Tagesaktualitäten. Nachzulesen<br />

in seiner Kolumne – jeden Monat <strong>im</strong><br />

<strong>Cruiser</strong>. Obschon er – wie er selbst sagt –<br />

«<strong>im</strong> Kopf <strong>im</strong>mer mal den Briefkasten mit<br />

dem Papierkorb verwechselt», hat er sich<br />

fleissig durchs schwule Leben geschrieben<br />

Arcados Inserat<br />

von 1982.<br />

und findet auch in alten Büchern <strong>im</strong>mer<br />

wieder überraschend Aktuelles.<br />

Wir gratulieren Arcados und Thommen!<br />

Weitere Infos auf www.arcados.ch<br />

Was brachte das Outing<br />

von Aeschbi?<br />

Vor 25 Jahren outete Rosa von Praunhe<strong>im</strong><br />

Hape Kerkling und Alfred Biolek als schwul.<br />

Sechs Jahre später machte der «SonntagsBlick»<br />

das Gleiche mit Kurt Aeschbacher. Zwei<br />

Skandale und viel Geschrei.<br />

Fetisch Farbe<br />

«Wer hat Angst vor Hugo Wolf?»<br />

Ein schrillbunter Liederabend von<br />

Herbert Fritsch.<br />

VON Anne Andresen<br />

Prall glänzend wie frisch aufgetragener Lippenstift<br />

provozieren die geometrischen Formen<br />

ihren Betrachter und führen erst einmal<br />

minutenlang sich selbst auf. Für das<br />

Bühnenbild übertrug Regisseur Herbert<br />

Fritsch das Gemälde «Who’s afraid of red,<br />

yellow and blue» von Barnett Newman in die<br />

Dreid<strong>im</strong>ensionalität. Newmans Werk soll<br />

Galeriebesucher zu ungewöhnlich aggressiven<br />

Reaktionen getrieben haben – an<br />

Fritschs aalglatter Oberfläche perlt jeder Angriff<br />

schonungslos ab. Nach all der Verausgabung<br />

der Darstellerinnen glänzt sie be<strong>im</strong><br />

Applaus weiter, als wäre nichts gewesen.<br />

Und dabei war da so viel: Sieben Frauen<br />

deklamieren, singen und kalauern sich durch<br />

die Gedichtvertonungen von Hugo Wolf, begleitet<br />

von einem funkelnden Rockabilly-Pianisten.<br />

Über den Zusammenhang zwischen<br />

Newmans Kunstwerk, Wolfs Komposition<br />

und Fritschs Ensemble kann man abseits von<br />

Metadaten der Titel nur mutmassen. Ein Liederabend<br />

auf der grossen Bühne? Ja! Fritsch<br />

und seine Frauen nutzen die Lieder und Gedichte,<br />

die sich genauso um die romantische<br />

Liebe wie um explizit sexuelle Inhalte drehen,<br />

als Steilvorlage zu eigenwilligen Auseinandersetzungen<br />

und starken theatralen Bildern,<br />

die eigene kleine Episoden erzählen.<br />

Gewohnt poppig und schrill beginnt<br />

der Abend und greift voller Lust mit beiden<br />

Händen ganz tief in die Klischeekiste der<br />

erotischen Mann-Frau-Konstellationen. Da<br />

wird die Flöte zum Fetisch und der Rattenfänger<br />

zum Film Noir-Bösewicht, der hinter<br />

dunklen Ecken lauert. Zu Beginn <strong>im</strong> Smoking,<br />

souverän männliche Coolness performend,<br />

später in gleicher Konstellation und<br />

mit ähnlichen Moves genauso souverän<br />

weiblich <strong>im</strong> poppigen Kostümchen und mit<br />

Stewardessencharme, lassen die sieben Frauen<br />

Geschlecht fluid werden, indem sie ausschliesslich<br />

knallharte Klischees reprodu-<br />

zieren. Mit dem musikalischen Material geht<br />

das Ensemble so frei um, wie es den St<strong>im</strong>men,<br />

dem szenischen Vorgang und der Komik<br />

dient und befreit das Kunstlied von jeglichem<br />

Kitsch. Bewusste Plattitüden da, wo<br />

sonst die Musik allzu gefühlselig wird. Von<br />

rauchigen Jazztiefen bis klassischen Höhen<br />

ist deshalb alles dabei – und ja, manchmal<br />

muss man ein an sich beglückendes Gefühl<br />

fernab vom schönen Gesang mit aller Wut<br />

herausschreien. Hauptsache Theater und<br />

Hauptsache komisch!<br />

www.schauspielhaus.ch<br />

VON BRUNO BÖTSCHI<br />

E<br />

s war der Skandal <strong>im</strong> Fernsehjahr<br />

1991: Filmemacher und Schwulenaktivist<br />

Rosa von Praunhe<strong>im</strong> outete die<br />

zwei TV-Lieblinge Hape Kerkeling und<br />

Alfred Biolek gegen ihren Willen in der<br />

RTL-Show «Explosiv – Der heisse Stuhl».<br />

Bären- oder Freundschaftsdienst? So<br />

oder so: Es war der Auslöser für eine heftige<br />

Debatte. Das Outing sei ein Verzweiflungsschrei<br />

auf dem Höhepunkt der Aidskrise gewesen,<br />

sagte von Praunhe<strong>im</strong> später. Dass er<br />

es getan hat, bereut nicht. «Ich habe keine<br />

hilflosen Wesen geoutet.» Zudem hätten sich<br />

«trotz dieses Tabubruchs Biolek und Kerkeling<br />

<strong>im</strong> Nachhinein versöhnlich zu seiner<br />

Aktion geäussert, die er heute nicht mehr<br />

wiederholen würde».<br />

Hierzulande sorgte sechs Jahre danach<br />

die «SonntagsBlick»-Story «Aeschbi und<br />

sein Freund - warum war es ein Tabu?» für<br />

Aufsehen. Kurt Aeschbacher wurde zwar<br />

zitiert («Seit ich 20 Jahre alt bin, wissen meine<br />

Eltern und Freunde, dass ich schwul<br />

bin.»), trotzdem blieb unklar, ob der Artikel<br />

ein gezieltes Outing war. Der Autor will<br />

nichts mehr dazu sagen, in einer <strong>Mai</strong>l<br />

schreibt er: «Das wäre fürwahr eine spannende<br />

Geschichte, zu der ich mich aber nicht<br />

mehr äussern möchte.»<br />

Aeschbi machte gute Miene (zum bösen<br />

Spiel?), liess sich in seiner Fernsehsendung als<br />

«der Mann» ankündigen, «von dem die<br />

Schweizer Frauen alles wollen ausser Sex».<br />

Hape Kerkeling äusserte sich ein Jahr<br />

nach seinem Outing <strong>im</strong> «Spiegel»: «Sensiblere<br />

Naturen als ich hätten sich in einer Kurzschlusshandlung<br />

womöglich mit dem Fön in<br />

die Badewanne gelegt.» Doch das Publikum<br />

habe «irre normal reagiert». «Sogar in der<br />

tiefsten bayerischen Provinz bin ich nie<br />

dumm angequatscht worden.»<br />

«Es ist eine Privatangelegenheit,<br />

ob man schwul ist<br />

oder nicht.»<br />

Die Outing-Geschichte sei wichtig für<br />

die Gesellschaft gewesen, ist Rosa von<br />

Praunhe<strong>im</strong> überzeugt: «Auf jeden Fall änderte<br />

sich die einseitig negative Berichterstattung<br />

über Schwule zum Besseren.» Andere<br />

St<strong>im</strong>men meinen: «Es ist eine<br />

Privatangelegenheit, ob man schwul ist oder<br />

nicht.» Hetis verkündeten ja auch nicht proaktiv<br />

ihre Lebensform. Oder schreibt irgendjemand<br />

vom «heterosexuellen Bundesrat<br />

Alain Berset»?<br />

Wie sieht es heute mit dem Outing und<br />

Coming-out von Prominenten aus? Im<br />

Showbusiness und in der Politik scheint der<br />

Umgang mit der sexuellen Orientierung lockerer,<br />

die Akzeptanz grösser geworden zu<br />

sein. Corine Mauch, Sven Epiney, Daniel<br />

Forler: Sie alle haben es getan. Und Mut bewiesen.<br />

Das öffentliche Outing bekannter<br />

Persönlichkeiten sollte vielen Menschen in<br />

dieser Gesellschaft Mut machen.<br />

Anders sieht es <strong>im</strong> Sport aus: Schwule<br />

Fussballer fürchteten, aus der Mannschaft<br />

ausgeschlossen zu werden. Nicht zu Unrecht,<br />

wie eine Äusserung von Marco Streller nach<br />

dem Outing des ehemaligen deutschen Nationalspielers<br />

Thomas Hitzlsperger vor zwei<br />

Jahren erahnen lässt: «Er verdient meinen<br />

allerhöchsten Respekt für dieses Outing.<br />

Leider ist es <strong>im</strong>mer noch ein heikler Schritt.<br />

Fussball ist <strong>im</strong>mer noch ein Machosport.»<br />

Streller selber hätte kein Problem, wenn sich<br />

ein Mitspieler outen würde.<br />

Fazit der Geschichte: Skandal hin oder<br />

her, von Praunhe<strong>im</strong>s Verzweiflungsschrei<br />

hat den Schwulen geholfen. Trotzdem bleibe<br />

ich dabei, es darf niemand zu einem Outing<br />

gedrängt werde. Wer es tun möchte, soll es<br />

machen können. Und zwar ohne sich vor<br />

Konsequenzen und dummem Geschwätz<br />

fürchten zu müssen.<br />

Keine Probleme mit Gerede hat George<br />

Clooney: «Ich denke nicht daran, mich darüber<br />

zu empören, dass es <strong>im</strong>mer wieder<br />

heisst, ich sei schwul. Das wäre meinen<br />

schwulen Freunden gegenüber nicht nur unfair,<br />

sondern auch unfreundlich.<br />

www.brunoboetschi.ch<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


18 KULTUR<br />

KOLUMNE 19<br />

Update<br />

MICHI RÜEGG<br />

Yvonne, die Burgunderprinzessin<br />

Es war vielleicht die Sensation der letzten<br />

Saison, als Regisseurin Barbara Fey das<br />

Stück «Yvonne, die Burgunderprinzessin»<br />

<strong>im</strong> Schiffbau-Theatersaal inszenierte und<br />

erwähnte Prinzessin hat stehen lassen, einfach<br />

so. Die Hauptfigur, ein schweigendes<br />

Mädchen, hat in der Inszenierung des<br />

Stücks von Witold Gombrowicz nicht viel<br />

zu melden; nichts mehr als ihre aussergewöhnliche<br />

Anwesenheit, mit der sie den<br />

Hof von König Ignaz mächtig durcheinanderwirbelt.<br />

Soweit so gut, würde da nicht<br />

Frey, selbst bekannt für ihre geliebten<br />

Turnschuhe, die weiblichen Figuren mit<br />

Männern besetzen und diese in High-Heels<br />

rumstolzieren lassen. Das wirkt niemals<br />

tuntig – aber auch niemals fremd. Der ganz<br />

grosse Wurf blieb aus, aber die Szenen bleiben<br />

<strong>im</strong> Gedächtnis. Insbesondere Markus<br />

Scheumann als Königin mit Turmfrisur in<br />

bester «Mars Attacks»-Manier ist begehrenswert<br />

unhe<strong>im</strong>lich. (dd)<br />

Auf Wiedersehen,<br />

Martin<br />

Michi Rüegg n<strong>im</strong>mt Abschied von dem Menschen,<br />

der schuld ist, dass er jeden Monat in die Tasten<br />

hauen muss.<br />

Film-Special in der Pride-Woche<br />

Khadar, Naeem und Fadi sind seit Jahren<br />

beste Freunde. Sie sind jung, schwul, Palästinenser<br />

und leben in Tel Aviv. Es ist das Jahr<br />

2014 und der Israel-Gaza-Konflikt ist in vollem<br />

Gange. Das macht die Suche der drei<br />

nach ihrer nationalen und sexuellen Identität<br />

nicht einfacher. Statt Wut mit Wut zu<br />

vergelten, bilden sie die gewaltfreie Widerstandsgruppe<br />

Qambuta. Mit selbstgedrehten<br />

Videos, die sie <strong>im</strong> Internet über die sozialen<br />

Plattformen streuen, kämpfen sie für gesellschaftliche<br />

Gleichheit und soziale Anerkennung.<br />

Sich selber sehen sie als «neue Generation»<br />

von Arabern, die in Israel lebt.<br />

Der Dokumentarfilm zeichnet ein<br />

int<strong>im</strong>es Porträt dreier junger Männer, die<br />

es leid sind, entwurzelt <strong>im</strong> eigenen Land<br />

zu leben. Er zeigt auf subtile Weise die<br />

Zerrissenheit und Hilflosigkeit einer jungen<br />

Generation – sowohl in politischer als<br />

auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Trotz<br />

dem ernsten Thema strömt der Film viel<br />

Opt<strong>im</strong>ismus aus.<br />

Der Film ist ein Porträt über drei junge,<br />

schwule Palästinenser in Tel Aviv, die<br />

zwischen Ideologie, Tradition und Realität<br />

ihren Weg suchen. Organisiert wird die<br />

Vorführung von «Pink Apple» in Zusammenarbeit<br />

mit den Veranstaltern der<br />

Zürich Pride.<br />

Wiederaufnahme seit 28. April <strong>im</strong> Schiffbau<br />

www.schauspielhaus.ch<br />

ORIENTED<br />

Arthouse Kino Uto<br />

Kalkbreitestrasse 3<br />

8004 Zürich<br />

am 8. Juni um 20.30 Uhr<br />

VON Michi Rüegg<br />

A<br />

uf Martin Ender war <strong>im</strong>mer Verlass.<br />

Wenn ich wieder das Abgabedatum<br />

für meine Kolumne verpasst hatte,<br />

stöberte er mich <strong>im</strong> Dschungel irgendeiner<br />

Tropeninsel auf und erinnerte mich sanft<br />

daran, dass die Druckpresse bereits laufe<br />

und ich doch so nett sein solle, ein paar Zeilen<br />

zu liefern. Fand er mich mal nicht, tat er<br />

nichts dergleichen und stellte einfach das<br />

Heft um.<br />

In gewisser Weise – so unpassend dieser<br />

Gedanke ist – passt sein plötzlicher Tod<br />

zur Art, wie er all die Jahre mit seinem unzuverlässigsten<br />

Mitarbeiter umgegangen<br />

war. Ich hatte mir nämlich das ganze Wochenende<br />

über Gedanken gemacht, was ich<br />

hier schreiben sollte. Nichts wollte mir einfallen.<br />

Dann kam die Nachricht, dass Martin<br />

gestorben ist. Damit war das Thema gesetzt.<br />

Er rettete mir einmal mehr den Arsch. Denn<br />

es wäre undenkbar, einfach zur Tagesordnung<br />

überzugehen.<br />

Martin ist der Grund, weshalb ich seit<br />

zehn Jahren für den <strong>Cruiser</strong> schreibe. Nachdem<br />

mich das Vorgängerheft des Vorgängerhefts<br />

des «Display» rausschmiss, um meine<br />

Kolumne durch die originelle Rubrik «Ein<br />

Tag <strong>im</strong> Leben von» zu ersetzen, bot Martin<br />

meinen Buchstaben Asyl. Ich traf ihn ein<br />

erstes Mal <strong>im</strong> «Odéon», dort erzählte er mir<br />

Brocken aus seiner Lebensgeschichte. Sie<br />

war um so vieles spannender als meine. Dabei<br />

war er einst am selben Ort gestartet wie<br />

ich: als Werbetexter.<br />

Als ich nach Jahren der Abstinenz beschloss,<br />

auf die Bühne zurückzukehren, und<br />

mit «Comeback» eine abgehalfterte<br />

Ex-Opernsängerin zu spielen, waren Martin,<br />

sein Partner Walter und der ebenfalls <strong>im</strong><br />

Hause wohnhafte Vivat zur Stelle: Sie fummelten<br />

mich zurecht, behängten mich mit<br />

Klunkern und brachten einen glitzernden<br />

Vorhang aus ihrer Garage, der früher in einem<br />

Travestieschuppen in der Zürcher Altstadt<br />

gehangen hatte.<br />

«Häufig schiebt man<br />

Vorhaben vor sich hin, bis<br />

es nichts mehr zu<br />

schieben gibt. Stars in der<br />

Manege, Martin mittendrin.»<br />

Ein bisschen Glamour musste sein. Glamour<br />

hatte Martin einst über die Massen genossen,<br />

als er zusammen mit seinem Partner<br />

einige Zeit ein gefeierter Zirkusartist war.<br />

Stars in der Manege, Martin mittendrin.<br />

Sass man bei den beiden zuhause <strong>im</strong><br />

Aargau, auf dem vom Hund malträtierten<br />

Sofa, war von dieser Glitzerwelt nicht viel zu<br />

spüren. Einzig das Funkeln in ihren Augen<br />

zeugte von ihrer schillernden Vergangenheit.<br />

Und die Geschichten, die in der Regel<br />

Walter zum Besten gab, gelegentlich sekundiert<br />

durch ein paar Sätze des stets ruhig<br />

wirkenden Martin, hörten sich an wie ein<br />

Best of aus zehn Jahren Gala und Bunte.<br />

Das Fiese am Tod ist, dass er häufig relativ<br />

unerwartet auf den Plan tritt. Seit einiger<br />

Zeit nämlich hatten Martin und ich darüber<br />

geredet, uns mal wieder zu treffen und<br />

ausgiebig zu unterhalten. Hier bei mir, bei<br />

ihm oder <strong>im</strong> Ferienhaus in den Bergen, wo er<br />

die Zivilisationsflucht übte. Häufig schiebt<br />

man Vorhaben vor sich hin, bis es nichts<br />

mehr zu schieben gibt. Das ist beklagenswert,<br />

aber schuld daran ist man letztlich selber.<br />

Man hätte ja gekonnt, aber tat einfach<br />

nichts. Bis es zu spät war.<br />

Das ärgert mich. Ja. Aber noch mehr als<br />

ärgern, macht es mich traurig. Vielleicht sollte<br />

ich mich mal wieder an den Tisch setzen<br />

und eine Liste machen mit Dingen, die ich<br />

schon lange tun möchte. Schliesslich führt<br />

mir Martins allzu frühes Ableben auch vor<br />

Augen, dass mein eigenes irdisches Dasein<br />

irgendwann zu Ende ist. Es geht nicht darum,<br />

jeden Scheiss auszuprobieren. Es geht darum,<br />

die Dinge zu tun, die einem wirklich etwas<br />

bedeuten. Bevor es zu spät dafür ist.<br />

Nun, Martin. Ich werde gelegentlich<br />

eine sehr gute Flasche Wein auf dich aufmachen.<br />

Dass du mir deine Hälfte des Flascheninhalts<br />

überlassen wirst, überrascht mich<br />

nicht wirklich. Es zeugt von deinem Wesen.<br />

Dem Wesen eines Menschen, dem andere<br />

wichtiger waren als er sich selbst.<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


20 Aktuell<br />

SERIE 21<br />

Wandern – der neue Trend?<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

Lustvoll<br />

wandern<br />

Seit nunmehr 25 Jahren existiert die schwule Wandergruppe<br />

«Lacetroses». Diesen Monat wird das Jubiläum gefeiert.<br />

He<strong>im</strong>atlos, schwul – von<br />

Männern abgewiesen<br />

Er fühlte sich selber nie wohl in seiner Haut, war ein Rast- und Ruheloser.<br />

In seinen Gedichten und Balladen befasste sich August Graf von Platen mit<br />

Schönheit und Tod, aber auch etwa mit einer eigentümlichen Begegnung<br />

zweier Männer in einer Schlacht. Wegen seiner Homosexualität wurde er<br />

von einem anderen Dichter angefeindet.<br />

Die Wandergruppe unterwegs <strong>im</strong> Kanton Argau.<br />

VON Haymo Empl<br />

W<br />

andern steht für viele Gays nicht<br />

gerade zuoberst auf der «To<br />

Do»-Liste. Oder doch? Kurt Hofmann<br />

ist der Präsident von «Lacetroses»<br />

und stellt sich <strong>im</strong> Interview den wichtigsten<br />

Fragen rund um das grosse Jubiläum.<br />

<strong>Cruiser</strong>: Lacetroses, die coole Wandergruppe –<br />

so euer Slogan. Was ist denn besonders cool<br />

an euch?<br />

Kurt Hofmann: Cool ist, dass jeder einen<br />

Platz hat in unserer Gruppe und dass es auch<br />

in der heute doch sehr hektischen Welt noch<br />

eine Gruppe gibt, die kein Verein ist und sich<br />

selbst ehrenamtlich organisiert.<br />

Was für Männer wandern bei euch mit?<br />

Passend zum Thema Wandern: Ich würde<br />

sagen, es ist wie ein bunter Blumenstrauss:<br />

Vom Manager bis hin zum Tellerwäscher ist<br />

alles dabei. Immer mehr kommen auch<br />

Frauen auf unsere Wanderungen mit, wir<br />

haben uns diesbezüglich schon länger geöffnet.<br />

Dabei entstehen dann auch wunderbare<br />

Gespräche und Freundschaften – das ist<br />

auch das Schöne an der Gruppe. Letztendlich<br />

verbindet uns die Liebe zur Natur.<br />

Wie sieht ein typischer Wandertag eurer<br />

Gruppe aus?<br />

Wir treffen uns an einem vereinbarten Treffpunkt<br />

mit dem Wanderleiter. Im Sommer<br />

jeweils in luftiger Höhe mit Picknick, <strong>im</strong><br />

Winter dann eher mit einem feinen Essen in<br />

einem Restaurant. Wir führen aber auch<br />

ganze Ferienwochen durch, beispielsweise<br />

auf Malta oder Sylt. Und über Neujahr findet<br />

jeweils ein «Neujahrslager» statt, seit Jahren<br />

ist dieses sehr beliebt.<br />

Was gibt dir das Wandern persönlich?<br />

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, so<br />

richtig mit Tieren und allem Drum und Dran –<br />

ziemlich abgelegen in wilder Natur. Früher<br />

versuchte ich auch, an meine körperlichen<br />

Grenzen zu gehen und bin auf 4000er Berge<br />

geklettert. Heute geniesse ich es weniger verbissen.<br />

Mich faszinieren aber <strong>im</strong>mer noch die<br />

Blumen, die Tiere und der Geruch der Pflanzen<br />

und Bäume. Heute lebe ich am Stadtrand<br />

von Bern, habe aber <strong>im</strong>mer noch meinen Gemüsegarten<br />

und bin schnell in der Natur!<br />

Wie kam es zur Gründung dieser Gruppe?<br />

Im <strong>Mai</strong> 1991 gründete Heinz Rubin «Les<br />

Kurt Hofmann ist Präsident von «Lacetroses».<br />

Lacetsroses» (Rosarote Schnürsenkel). Zu<br />

Beginn waren das nur eine Handvoll Männer.<br />

Man traf sich in der Regel an einem<br />

Bahnhof und das Erkennungszeichen waren<br />

rosarote Schnürsenkel. Damals war<br />

halt alles noch viel weniger offen als heute,<br />

durch die Schnürsenkel war dann aber jeweils<br />

klar, wer zur Gruppe gehört. Bald<br />

wurden es <strong>im</strong>mer mehr Männer, ich<br />

erinnere mich an eine Wanderung mit<br />

60 Männern.<br />

25 Jahre ist eine lange Zeit: Was hat sich in<br />

dieser Zeit verändert?<br />

Kurz: Uns fehlt es an Nachwuchs. Wir stellen<br />

aber fest, dass Wandern wieder <strong>im</strong> Trend<br />

ist – bei uns ist alles auf freiwilliger Basis, es<br />

gibt kein Muss. Das heisst aber auch, dass<br />

wir <strong>im</strong>mer auf der Suche nach Freiwilligen<br />

sind, beispielsweise als Wanderleiter.<br />

Lust zum mitwandern?<br />

Alle Infos auf www.lacetsroses.ch oder per<br />

E-<strong>Mai</strong>l unter: lacetsroses@gmx.ch<br />

VON Alain Sorel<br />

E<br />

r fühlte sich selber nie wohl in seiner<br />

Haut, war ein Rast- und Ruheloser.<br />

In seinen Gedichten und Balladen<br />

befasste sich August Graf von Platen mit<br />

Schönheit und Tod, aber auch etwa mit einer<br />

eigentümlichen Begegnung zweier<br />

Männer in einer Schlacht. Wegen seiner<br />

Homosexualität wurde er von einem anderen<br />

Dichter angefeindet.<br />

Zwei Männer stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt –<br />

kein Freundes-, sondern ein Feindespaar.<br />

Auch das gibt es: Feinde, die der Hass eng<br />

miteinander verbindet. Omar ist der eine;<br />

soeben hat der Fürst von Medina an der<br />

Spitze seiner Araber das persische Sassanidenreich<br />

in Schutt und Asche gelegt. Harmosan<br />

ist der andere; ein persischer Satrap,<br />

ein Statthalter des unterlegenen Königs, der<br />

gekämpft hat bis zum Schluss und jetzt in<br />

Ketten vor Omar steht.<br />

Einen Becher Wein für ein Leben<br />

Diese Situation ist der Ausgangspunkt einer<br />

Ballade des deutschen Dichters August Graf<br />

von Platen, deren Titel schlicht und einfach<br />

«Harmosan» lautet. Eine Ballade muss man<br />

sich vorstellen wie einen Thriller in Versform.<br />

Eine Ballade ist ein Gedicht, in dem<br />

alles auf einen dramatischen Höhepunkt zuläuft.<br />

Und das geschieht auch hier. Omar<br />

verhöhnt Harmosan. Dieser, die Hinrichtung<br />

vor Augen, hat eine letzte Bitte: einen<br />

Becher Wein.<br />

Die Achtung vor dem besiegten, dem<br />

wehrlosen Feind ist <strong>im</strong> Krieg eigentlich üblich.<br />

Und so bekommt Harmosan seinen Becher<br />

Wein, scheut aber jäh vor dem ersten<br />

Schluck zurück; er befürchtet Gift. Da be-<br />

ruhigt ihn der siegreiche Gegner: «(…) Nicht<br />

eher sollst du sterben, Freund, als bis du dies<br />

getrunken hast!» Und jetzt zeigt Harmosan<br />

kaltblütige Geistesgegenwart, Schlagfertigkeit<br />

auf seine Weise: Er leert den Becher aus,<br />

schüttet das Getränk auf einen Stein. Er wird<br />

diesen Wein also nie trinken und darf folglich<br />

eigentlich nicht getötet werden, wenn Omars<br />

Versprechen etwas wert sein soll. Harmosan<br />

n<strong>im</strong>mt Omar be<strong>im</strong> Wort. Der spürt einen<br />

Ebenbürtigen, wohl einen Wesensverwandten,<br />

zeigt Grösse und wehrt seinen Soldaten,<br />

die den reaktionsschnellen Harmosan töten<br />

wollen: «Er lebe fort! / Wenn was auf Erden<br />

heilig ist, so ist es eines Helden Wort!» Die<br />

Ballade, noch heute lesenswert wegen dieser<br />

Mentalität, eine dem Gegner, dem Feind, gegebene<br />

Zusage einzuhalten und ihn notfalls<br />

vor Übergriffen der eigenen Truppen zu<br />

schützen, hört an dieser Stelle auf. Aber eine<br />

Fortsetzung lässt sich leicht denken, jene<br />

nämlich, dass sich die Einstellung der beiden<br />

Männer zu Krieg und Frieden und vielleicht<br />

auch gegenseitig durch diese Begebenheit positiv<br />

verändert hat.<br />

Kriege zwischen Völkern und Staaten<br />

blieben August Graf von Platen selbst nicht<br />

fremd. Am 24. Oktober 1796 in Ansbach (Bayern)<br />

geboren, wuchs er in einer Zeit heran, in<br />

welcher der Kaiser der Franzosen, Napoleon,<br />

in Europa die Vorherrschaft erlangte und<br />

den Kontinent politisch und militärisch<br />

nach seinen Vorstellungen ummodelte. Karl<br />

August Georg Max<strong>im</strong>ilian Graf von ➔<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


22 SERIE<br />

Pink Apple 23<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

Interview<br />

August von Platen (Gemälde von Moritz<br />

Rugendas, um 1830)<br />

Platen-Hallermünde – so sein voller Name –<br />

schlug trotz ausgeprägter literarischer<br />

Neigungen zuerst eine Militärlaufbahn ein.<br />

Von Männern zurückgewiesen<br />

Napoleons Stern begann zu dieser Zeit schon<br />

langsam zu sinken. Es kamen die Jahre<br />

1814/15. Trotz Teilnahme am Frankreich-Feldzug<br />

wurde Platen nicht in Kampfhandlungen<br />

verwickelt. Aber es waren Wochen<br />

und Monate, in denen er <strong>im</strong> Feld bei<br />

der Truppe war. Es war wohl kein Zufall,<br />

dass er sich zu diesem Zeitpunkt seiner Homosexualität<br />

bewusst wurde. Sie sollte sein<br />

weiteres Leben prägen.<br />

Von sexueller Befreiung, von Autonomie<br />

in erotischen Dingen und gesellschaftlicher<br />

Akzeptanz seiner Neigungen war<br />

seine Epoche weit entfernt. Platen spürte<br />

das und geriet in ein letztlich unauflösliches<br />

Dilemma: Er wollte sein wie die Mehrheit<br />

– und kam doch nicht gegen seine Vorliebe<br />

an. Er versuchte verzweifelt,<br />

Liebesbeziehungen zu Männern aufzubauen,<br />

wurde dabei zum Teil derart schroff zurückgewiesen,<br />

dass er seelische Verletzungen<br />

erlitt – und entschuldigte aufgrund<br />

seines Selbsthasses die andern erst noch.<br />

Graf Platen fasste eine heftige Zuneigung<br />

zu seinem Studienkollegen Eduard<br />

Schmidtlein, der aber seine Gefühle überhaupt<br />

nicht erwiderte und in seiner Reaktion<br />

August Graf von Platen befasste sich unter<br />

anderem auch mit einer eigentümlichen Begegnung<br />

zweier Männer in einer Schlacht.<br />

keine Rücksicht auf die Würde des anderen<br />

nahm. Und ebenfalls keine Erfüllung fand<br />

der Getriebene in der Freundschaft zum Chemiker<br />

Justus von Liebig, dem späteren Schöpfer<br />

eines berühmten Fleischextrakts.<br />

«Als er <strong>im</strong> Feld bei der<br />

Truppe war, wurde er<br />

sich seiner Homosexualität<br />

bewusst.»<br />

In die Dichtkunst legte August Graf<br />

von Platen, der eine Zeitlang die Rechtswissenschaften<br />

studierte, sich dann aber der<br />

Sprache und der Literatur zugewandt hatte,<br />

die Nöte seiner sexuellen Orientierung. Typisch<br />

für ihn, der nicht zu sich zu stehen vermochte,<br />

war, dass er sich in seinem Gedicht<br />

«Tristan» hinter der berühmten Sagenfigur<br />

dieses Namens versteckte, den eine unauflösliche<br />

Liebe mit einer Frau, mit Isolde, verband.<br />

Aber verklausuliert sagt Platen: Wer<br />

von einem Pfeil des Liebesgottes Amor getroffen<br />

worden ist, erkrankt für <strong>im</strong>mer und<br />

ewig an einer Liebeswunde – längst nicht<br />

nur bei einer heterosexuellen Leidenschaft,<br />

sondern auch bei einer homosexuellen.<br />

Schön wie der Heilige Sebastian<br />

Graf von Platen ist Tristan, aber diesem Tristan<br />

gefallen jene, die dem eigenen Geschlecht<br />

angehören. Eine solche Liebe bedeutet oft<br />

Marter, Amors Bogenschüsse können sehr<br />

schmerzhaft sein. Vor Platens innerem Auge<br />

n<strong>im</strong>mt sein Tristan bezeichnenderweise die<br />

Figur eines jungen, muskulösen Mannes an,<br />

den die Kunst häufig dargestellt hat: den<br />

Heiligen Sebastian, von Pfeilen durchbohrt<br />

den christlichen Märtyrertod erleidend.<br />

Sebastian ist schön. Der Tristan, den<br />

Platen, dieser hervorragende Lyriker, besingt,<br />

hat ebenfalls die Schönheit eines Menschen<br />

erblickt und ist in Liebe zu ihm entbrannt.<br />

Die Schauer der Liebe, die<br />

Bereitschaft, für sie zu sterben, und der<br />

Schauder vor dem Tod, den die Liebe oft <strong>im</strong><br />

Gefolge hat, fallen zusammen. «Wer die<br />

Schönheit angeschaut mit Augen, / Ist dem<br />

Tode schon anhe<strong>im</strong>gegeben, / Wird für keinen<br />

Dienst auf Erden taugen, / Und doch<br />

wird er vor dem Tode beben, / Wer die<br />

Schönheit angeschaut mit Augen! (…)»<br />

Platens sexuelle Neigung wurde ihm<br />

zum Vorwurf gemacht – von keinem<br />

geringeren als dem Dichterkollegen Heinrich<br />

Heine. Allerdings hatte der Graf Heine zuvor<br />

wegen dessen jüdischer Herkunft verungl<strong>im</strong>pft.<br />

Diese «Platen-Affäre» war schade.<br />

Zwei Angehörige von Minderheiten waren<br />

nicht auf die Idee gekommen, zusammenzuhalten,<br />

nach dem von Friedrich Schiller<br />

formulierten Prinzip zu handeln: «Verbunden<br />

werden auch die Schwachen mächtig.»<br />

Platen selbst lebte, seiner He<strong>im</strong>at<br />

Deutschland entfremdet, in den letzten<br />

Jahren vorwiegend in Italien. In Syrakus<br />

auf Sizilien nahm er aufgrund eines heftigen<br />

Kolikanfalls, den er für ein Symptom<br />

der Cholera hielt, in Panik eine Überdosis<br />

Medikamente. Er starb am 5. Dezember<br />

1835 und fand in dieser Stadt seine letzte<br />

Ruhestätte. August Graf von Platen hatte,<br />

<strong>im</strong> Unterschied zu Harmosan, den bitteren<br />

Kelch bis zur Neige geleert.<br />

Homosexualität in Geschichte<br />

und Literatur<br />

Mehr oder weniger versteckt findet sich das<br />

Thema Männerliebe in der Weltgeschichte, der<br />

Politik, in antiken Sagen und traditionellen Märchen<br />

– aber auch in Wissenschaft, Technik,<br />

Computerwelt. <strong>Cruiser</strong> greift einzelne Beispiele<br />

heraus, würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie<br />

in zeitgenössische Zusammenhänge und<br />

wünscht bei der Lektüre viel Spass – und hie<br />

und da auch neue oder zumindest aufgefrischte<br />

Erkenntnisse. In dieser Folge: der Dichter August<br />

Graf von Platen, der schwer an sich litt.<br />

Meister des<br />

Doppeldeutigen<br />

Vor 400 Jahren starb der englische Dramatiker und Dichter William<br />

Shakespeare. Martin Mühlhe<strong>im</strong> hat <strong>im</strong> Rahmen des Pink Apple-Film-<br />

Festivals die queere Seite seiner Werke ausgeleuchtet.<br />

Bleibt noch der kulturelle Stellenwert.<br />

Der ist eben auch aus lesbischschwuler Sicht<br />

so interessant, weil die Werke mit so unvon<br />

Michi Rüegg<br />

Was macht Shakespeare und seine Werke<br />

aus schwuler und lesbischer Sicht eigentlich<br />

so interessant?<br />

Im Wesentlichen drei Punkte: das Spiel mit<br />

Theatralität, die damalige Aufführungspraxis<br />

und der enorme kulturelle Stellenwert<br />

von Shakespeares Werk. Beginnen wir mit<br />

der Theatralität. Ein Thema, das Shakespeare<br />

<strong>im</strong>mer wieder fasziniert, ist das Spannungsfeld<br />

zwischen Schein und Sein: Liebe,<br />

Begehren und Geschlechteridentitäten sind<br />

<strong>im</strong>mer wieder Teil dieses Spiels mit Sein und<br />

Schein.<br />

Und die Aufführungspraxis?<br />

Zu Shakespeares Zeiten wurden alle Frauenrollen<br />

von sogenannten Boy Actors gespielt.<br />

Wenn Romeo und Julia sich also Liebesschwüre<br />

zuhauchten, sah das Publikum eigentlich<br />

ein Männerpaar, einer davon in Drag.<br />

Das taucht auch <strong>im</strong> <strong>Mai</strong>nstream-Kassenschlager<br />

«Shakespeare in Love» von 1998 auf. Dort<br />

verliebt sich der Dramatiker in eine Frau, von<br />

der er eigentlich meint, sie sei ein Mann.<br />

Ja, das Drehbuch zum Film stammt von Tom<br />

Stoppard, einem Theaterautor, der unter<br />

anderem mit «Rosencrantz and Guildenstern<br />

Are Dead», einer Variation zu «Hamlet»,<br />

berühmt wurde. Stoppard kennt sich<br />

also gut aus mit Shakespeare, und die<br />

Cross-Dressing-Konventionen der Komödien<br />

greift er sicher ganz bewusst auf. Und<br />

wie bei Shakespeare, so bei <strong>Mai</strong>nstream-Hollywood:<br />

am Ende gibt‘s trotz allem<br />

ein Heteropaar.<br />

Stoff für homoerotische Träume: Im Film «Were the World Mine» gehts um eine Inszenierung<br />

von Shakespeares «Ein Sommernachtstraum». Die Werke des bedeutendsten englischen<br />

Dramatikers haben schon viele Filmemacher inspiriert, auch schwule und lesbische.<br />

glaublich viel Prestige behaftet sind: Sie gehören<br />

zum Kernbestand der «Hochkultur».<br />

Wenn man nun zeigen kann, dass dieser<br />

Kern viel queerer ist, als einige es wahrhaben<br />

möchten, dann eröffnet sich eine interessante<br />

Diskussion über kulturelle Wertvorstellungen,<br />

aber auch über angestrengtes<br />

Wegschauen. Anders gesagt: Man kann den<br />

normalisierten, rein heterosexuellen<br />

Shakespeare als Resultat einer sorgfältigen ➔<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


24 Pink Apple<br />

KOLUMNE 25<br />

Interview<br />

PIA SPATZ<br />

historischen Konstruktionsarbeit entlarven<br />

und so die Frage aufwerfen, welche Auslassungen<br />

das gängige Geschichtsbild sonst<br />

noch beinhalten könnte.<br />

Und die homoerotischen Anspielungen, von<br />

denen <strong>im</strong>mer wieder die Rede ist?<br />

«Anspielungen» ist fast ein zu schwacher<br />

Ausdruck. Nehmen wir Celia und Rosalind,<br />

zwei weibliche Figuren aus «As You Like It»,<br />

zu Deutsch «Wie es euch gefällt». Zu Beginn<br />

des Stücks sagt Celia zu Rosalind: «liebe keinen<br />

Mann <strong>im</strong> Ernst, auch zum Spass nicht<br />

weiter». Als Rosalind am Ende des ersten<br />

Aktes vom Hof verbannt wird, ist für Celia<br />

klar: «Sag, was du magst, ich will mit dir gehen.»<br />

Das ganze Stücke hindurch ist Celia<br />

völlig auf Rosalind konzentriert, und erst<br />

zum Schluss, sozusagen aus dem Nichts, heiratet<br />

sie einen Mann, den sie vorher kaum je<br />

beachtete – denn am Ende einer Shakespeare-Komödie<br />

muss, trotz Geschlechterverwechslung<br />

und -verwirrung zwischendurch,<br />

eine heterosexuelle Beziehung stehen.<br />

Hauptsache, die Kirche bleibt <strong>im</strong> Dorf.<br />

Ja. Ein weiteres Beispiel sind die Sonette.<br />

Von den 154 Sonetten richten sich 126 an einen<br />

schönen jungen Mann, und nur die restlichen<br />

konzentrieren sich auf eine mysteriöse<br />

«dark lady». Das hört sich dann so an:<br />

«Mein guter Engel ist ein schöner Mann, /<br />

Ein Weib mein böser, fast zu schwarz zum<br />

Lieben.» Oder, an den Jüngling gerichtet:<br />

«Ist es dein Wille, der mich wachen heisst /<br />

in müder Nacht dein Bildnis anzuschauen?»<br />

Ist es nur eine homoerotische Anspielung,<br />

wenn ein männlicher Sprecher beschreibt,<br />

wie er des Nachts das Bild eines anderen<br />

Mannes betrachtet?<br />

Das Pink Apple hat in seinem Schwerpunkt<br />

«Queer Shakespeare» einige Filme gezeigt.<br />

Zum Beispiel Léa Pools «Lost and Delirious»<br />

oder Tom Gustafsons «Were the World Mine».<br />

Sind die typisch für Filme über Shakespeare-Stoffe?<br />

«Lost and Delirious» ist in dem Sinn nicht<br />

ganz untypisch, dass lesbischschwule Filme<br />

aus dem englischen Sprachraum, die an Schulen<br />

oder in Internaten spielen, sich sehr häufig<br />

auf Shakespeare beziehen. «Dead Poets Society»<br />

oder «Get Real» sind weitere Beispiele –<br />

wobei «Dead Poets Society» sozusagen ungeoutet<br />

schwul ist, nämlich in der Figur des<br />

Todd, der von Ethan Hawke gespielt wird.<br />

Der Grund für die Häufigkeit dieser Bezüge<br />

ist einfach: Shakespeare ist an angelsächsischen<br />

Schulen Pflichtstoff und deshalb ein<br />

Bezugspunkt, den mehr oder weniger alle <strong>im</strong><br />

Publikum verstehen. Bei «Lost and Delirious»<br />

ist allerdings die Bandbreite der Bezüge aus-<br />

sergewöhnlich: Nicht weniger als fünf verschiedene<br />

Stücke werden ausführlich zitiert<br />

oder zumindest erwähnt. Dabei ist die Haltung<br />

Shakespeare gegenüber eine ambivalente:<br />

Einerseits findet eine der Hauptfiguren,<br />

Paulie, dank Shakespeares Texten eine Möglichkeit,<br />

ihre lesbische Leidenschaft in kraftvolle<br />

Worte zu fassen; andererseits ist ihr<br />

Selbstmord von Shakespeare-Vorlagen inspiriert.<br />

Shakespeare ist in diesem Film also<br />

doppelgesichtig – was historisch durchaus<br />

passt: grossartige, leidenschaftliche Poesie,<br />

aber auch ein Symbol für konservative kulturelle<br />

Autorität, von Männern geprägt und oft<br />

ohne Raum für Frauen, die sich nicht in eine<br />

patriarchale, heterosexistische Ordnung einfügen<br />

wollen.<br />

Was ist mit «Were the World Mine»?<br />

Hier wird vor allem der Camp-Aspekt der<br />

Shakespeare-Komödien – die Künstlichkeit,<br />

die extreme Stilisierung – hervorgehoben.<br />

Auch dafür gibt es Vorläufer, Typisch ist ausserdem,<br />

dass viele explizit queere Adaptionen<br />

nicht schon <strong>im</strong> Titel als Shakespeare-Verfilmungen<br />

erkennbar sind. Das gilt<br />

für «Lost and Delirious» und «Were the<br />

World Mine» ebenso wie für «My Own Private<br />

Idaho» oder den Kurzfilm «Le baiser».<br />

Aus deiner Sicht als Forscher: War Shakespeare<br />

selber schwul?<br />

Das interessiert mich nicht besonders.<br />

Shakespeare ist tot. Beschäftigen wir uns mit<br />

dem, was noch da ist, nämlich seinen Texten!<br />

Die Frage wäre übrigens auch nicht ganz<br />

einfach zu beantworten. Eine explizit<br />

schwule oder bisexuelle Identität hatte<br />

Shakespeare sicher nicht, da diese beiden<br />

klar fassbaren Rollen <strong>im</strong> späten 16. und frühen<br />

17. Jahrhundert noch nicht existierten.<br />

Zudem muss man <strong>im</strong>mer bedenken, dass<br />

Männer und Frauen ihre Gefühle für Menschen<br />

des gleichen Geschlechts damals auf<br />

andere Weise in Worte fassten als heute.<br />

Will heissen, Schwulsein war damals noch<br />

nicht erfunden?<br />

Quasi. Die Interpretation historischer Quellen<br />

ist deshalb schwierig. Stellen wir uns – als<br />

erfundenes Beispiel – einen Brief vor, den wir<br />

<strong>im</strong> Archiv finden, von einem Mann an einen<br />

anderen: «Ich versichere dir meine unauslöschliche<br />

Liebe. Oft denke ich an die Zeit<br />

zurück, als wir das Bett miteinander teilten,<br />

voller Sehnsucht nach deiner Gesellschaft.»<br />

Aus heutiger Sicht mag das nach einem<br />

Liebespaar klingen. Historisch wäre diese Interpretation<br />

nicht zwingend richtig. Es war beispielsweise<br />

nicht unüblich, dass man das Bett<br />

mit anderen teilte. Aber man darf keine vorschnellen,<br />

anachronistischen Schlüsse ziehen.<br />

Wie hat das Publikum von damals auf die<br />

Geschlechteranspielungen in den Stücken<br />

reagiert?<br />

In der Regel kennen wir auch hier keine Einzelheiten.<br />

Shakespeare liebte es, Zweideutigkeiten,<br />

Anzügliches und Derbes in seine Stücke<br />

einzubauen. Gleichzeitig gab es auch<br />

subtilere Doppelbödigkeiten – etwa, wenn<br />

eine Frauenfigur, die sich in einem Stück als<br />

Mann verkleidet, den Namen Ganymed ann<strong>im</strong>mt.<br />

Das Theaterpublikum zu Shakespeares<br />

Zeit kam aus sehr verschiedenen<br />

Schichten, und während einige Gebildete<br />

den mythologischen Ganymed als homoerotisches<br />

Codewort verstanden, ergötzten sich<br />

andere an den Kalauern der Boy Actors in<br />

Frauenkleidern. Beides muss be<strong>im</strong> Publikum<br />

gut angekommen sein, denn Shakespeare<br />

war als Mit-Aktionär am «Globe Theatre»<br />

<strong>im</strong>mer auf finanziellen Erfolg bedacht.<br />

Heute gelten Shakespeares Texte als<br />

Weltliteratur, die grossen Theater der Welt<br />

zeigen sie rauf und runter. War das zu seinen<br />

Lebzeiten auch eine so ernste Angelegenheit?<br />

Ja und nein. Auf der einen Seite ist es typisch<br />

für Shakespeare, dass Komödien sehr<br />

tragische Figuren und Momente enthalten<br />

können. Doch auch in den Tragödien wird<br />

recht munter herumgewitzelt, denken wir<br />

an die Szenen mit Julias schlagfertiger<br />

Amme in «Romeo and Juliet». Gleichzeitig<br />

war das Theater an sich ein ernstzunehmendes<br />

Medium der öffentlichen Debatte:<br />

Unterhaltung, natürlich – aber auch politisch<br />

potenziell gefährliches Kommunikationsinstrument<br />

<strong>im</strong> elisabethanischen<br />

London. Deshalb gab es eine strenge politische<br />

Kontrolle.<br />

Also eine permanente Gratwanderung?<br />

Genau. Shakespeare war ein Meister darin,<br />

subversiv zu sein, ohne sich wirklich zu exponieren;<br />

zum Beispiel legte er die besonders<br />

provokativen Ansichten oft in den<br />

Mund des Bösewichtes. Gespielter Ernst<br />

oder ernsthafte Spielereien? Auch hier verwischt<br />

Shakespeare die Grenze zwischen<br />

Sein und Schein.<br />

Martin Mühlhe<strong>im</strong><br />

Der 38-Jährige studierte Sprach- und Literaturwissenschaft,<br />

Geschichte und Filmwissenschaft.<br />

Seine Doktorarbeit schrieb er zum Thema «Fictions<br />

of Home». Fürs diesjährige Pink Apple hielt<br />

er <strong>im</strong> Rahmen des Schwerpunkts «Queer Shakespeare»<br />

ein Referat.<br />

Ein Herz für<br />

den <strong>Mai</strong><br />

Pia hat keine Rosen zu vergeben, hält aber<br />

Wissenswertes für den Wonnemonat bereit.<br />

VON PIA SPATZ<br />

I<br />

hr Lieben, willkommen <strong>im</strong> Wonnemonat<br />

«according to Pia»! Die Tage werden länger<br />

und die Weichen werden gestellt.<br />

Und da das Sechseläuten einen miserablen<br />

Sommer vorausgesagt hat, gilt es nun, den<br />

<strong>Mai</strong> umso intensiver zu geniessen. Nicht<br />

nur, dass wir dank dem Pink Apple-Festival<br />

das Beste aus der queeren Filmwelt serviert<br />

bekommen, auch musikalisch dürfen wir<br />

dank dem Eurovision Song Contest in Partituren<br />

des glitzernden Geschmacks schwelgen.<br />

Trotz den uns gebotenen Traumwelten<br />

sollen wir aber die Bodenhaftung nicht verlieren<br />

– wir sind ja äusserst standhaft, nicht?<br />

Die Kampagne «Break The Chains» befindet<br />

sich in der finalen Phase – oder erlebt den<br />

Höhepunkt, ganz wie ihr wollt. Im <strong>Mai</strong><br />

könnt ihr euch für nur zehn Franken auf<br />

HIV testen lassen – quasi ein Schnäppchen<br />

zum Wohle der Gesundheit.<br />

Zur Erinnerung: Um HIV-Neuinfektionen<br />

zu verhindern, sollte <strong>im</strong> April konsequenterweise<br />

auf alle Risiken verzichtet werden.<br />

Nicht in Watte gehüllt, wohl aber <strong>im</strong><br />

Gummi, haben ich und meine Jungs vom<br />

Checkpoint die letzten Wochen für dieses<br />

Anliegen geweibelt, um nun die Ernte einzu-<br />

fahren – und diese fällt hoffentlich dürftig<br />

aus! Ihr trefft mich mit den Jungs vom mobilen<br />

Checkpoint den ganzen <strong>Mai</strong> über bei angesagten<br />

Partys, in den tollsten Bars oder<br />

den heissesten Saunas der Stadt. Und wer<br />

weder das eine noch das andere bevorzugt,<br />

kann uns natürlich direkt <strong>im</strong> Checkpoint<br />

«Die Kampagne ‹Break The<br />

Chains› befindet sich in der<br />

finalen Phase.»<br />

besuchen. Immer noch wird der HIV-Test<br />

anonym gemacht, Hemmschwellen gibt’s<br />

also keine und eine Top-Beratung liegt erst<br />

noch drin. Ich freu mich auf euch!<br />

Nicht nur sind HIV-Tests eine Herzensangelegenheit<br />

unserer Arbeit, sondern auch<br />

das Herz an sich. Ich meine nicht das umworbene<br />

Liebeszentrum, sondern unser wichtigstes<br />

Organ, das ganz <strong>im</strong> Fokus des nächsten<br />

«Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch» steht: «HIV und<br />

Herz», so das Thema, beleuchtet am 19. <strong>Mai</strong>,<br />

ob Herzkreislauf-Erkrankungen bei einer<br />

HIV-Infektion häufiger vorkommen. Tatsächlich<br />

weisen einige Studien darauf hin, es<br />

gibt aber auch St<strong>im</strong>men, die andere Faktoren<br />

wie etwa das Rauchen ins Feld führen. Denn<br />

Pumpen und Paffen verträgt sich bekanntlich<br />

nicht. «Herzliche» Informationen präsentiert<br />

uns die Oberärztin Helen Kovari – wie <strong>im</strong>mer<br />

<strong>im</strong> Restaurant Bubbles.<br />

So ihr Lieben, es wartet ein toller Monat<br />

auf uns. Und nicht vergessen: Am<br />

17. <strong>Mai</strong> geht der Internationale Tag gegen<br />

Homophobie und Transphobie, kurz<br />

IDAHOT genannt, wieder über die Bühne.<br />

Bleibt zu hoffen, er wird ein weiterer Meilenstein<br />

für uns alle.<br />

Gut zu wissen<br />

Break The Chains: Alle Informationen und<br />

Daten unter www.mycheckpoint.ch<br />

Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch, Restaurant Bubbles,<br />

19. <strong>Mai</strong>, ab 18 Uhr<br />

Alles über IDAHOT unter www.idahot.ch<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


26 RATGEBER<br />

IKONEN 27<br />

Dr. Gay<br />

VON DAMALS<br />

Dr. Gay<br />

Ikonen von<br />

damals<br />

DR. GAY<br />

Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />

Schweiz. Die Fragen werden online auf<br />

www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten<br />

Beratern beantwortet dort deine Fragen,<br />

welche in Auszügen und anonymisiert <strong>im</strong><br />

«cruiser» abgedruckt werden.<br />

VON Vinicio Albani<br />

HIV-Risiko durch Sperma<br />

<strong>im</strong> Mund?<br />

Ich hatte in meinen Ferien Oralverkehr.<br />

Leider kam er in meinem<br />

Mund. Ich habe sein Sperma<br />

danach ausgespuckt und den<br />

Mund mit Wasser gespült. Fünf<br />

Tage danach bekam ich Halsschmerzen<br />

und Schnupfen,<br />

was aber schon wieder abklingt.<br />

Muss ich mir Sorgen machen?<br />

Marius (33)<br />

Hallo Marius<br />

Sperma <strong>im</strong> Mund ist ein mögliches HIV-<br />

Risiko, jedoch ein sehr viel kleineres als<br />

zum Beispiel ungeschützter Analverkehr.<br />

Du hast richtig reagiert und das Sperma<br />

ausgespuckt. Die Anzeichen einer Pr<strong>im</strong>oinfektion<br />

sind vielfältig und können sehr<br />

stark oder so gut wie gar nicht vorkommen.<br />

Dazu zählen je nachdem Fieber, Abgeschlagenheit,<br />

Nachtschweiss, Hautauschlag oder<br />

geschwollene Lymphknoten. Schlüsse aus<br />

deinen Beschwerden kann man daher nicht<br />

ziehen. Am besten, du machst einen HIV-<br />

Test, dann bist du beruhigt. Im Rahmen der<br />

Break The Chains-Kampagne gibt es den<br />

HIV-Test <strong>im</strong> <strong>Mai</strong> bei ausgewählten Teststellen<br />

für nur 10 Franken. Die Teststellen findest<br />

du auf breakthechains.ch.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

Wann ist eine PEP nötig?<br />

Ich habe vor, in Zukunft mehr<br />

anonymen Sex zu haben und<br />

möchte mich über die sogenannte<br />

PEP informieren. Ich habe zwar<br />

vor, nur Safer Sex zu machen,<br />

aber es kann ja <strong>im</strong>mer mal etwas<br />

passieren. Daher meine Frage:<br />

Nach welchen Risikosituationen<br />

wird eine PEP empfohlen?<br />

Tobias (23)<br />

Hallo Tobias<br />

PEP steht für Post-Expositions-Prophylaxe<br />

und ist eine medizinische Notfall-Behandlung,<br />

um eine HIV-Ansteckung nach einer<br />

Risikosituation zu verhindern. Sie wird in der<br />

Regel bei ungeschütztem Analverkehr (z.B.<br />

bei gerissenem Kondom) oder bei Sperma <strong>im</strong><br />

Mund empfohlen, wenn der Partner unbehandelt<br />

HIV-positiv ist, also wenn HI-Viren<br />

<strong>im</strong> Blut nachweisbar sind. Wenn der Serostatus<br />

unbekannt ist, der Partner aber einer<br />

Gruppe mit hoher HIV-Prävalenz angehört<br />

(wozu auch schwule Männer zählen), kann<br />

bei einem Hochrisikokontakt eine PEP erwogen<br />

werden. Ob schlussendlich eine PEP angebracht<br />

ist oder nicht, muss aber <strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />

persönlichen Gespräch abgeklärt werden,<br />

denn jede Situation ist individuell. Wichtig:<br />

Eine PEP muss spätestens 48 Stunden nach<br />

der Risikosituation begonnen werden. Je früher,<br />

desto besser die Erfolgschancen. Wenn<br />

du also nach einem Unfall unsicher bist, rufe<br />

am besten bei einer PEP-Notfallstelle an. Besser<br />

einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig.<br />

PEP-Notfallkontakte in deiner Nähe findest<br />

du auf drgay.ch.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

In unserer Serie stellen<br />

wir Ikonen und Persönlichkeiten<br />

aus vergangenen<br />

Dekaden vor,<br />

berichten über gefallene<br />

Helden und hoffnungsvolle<br />

Skandalsternchen,<br />

aber auch über mutige<br />

Vorkämpfer. Boy George<br />

ist alles davon.<br />

VON Moel Maphy<br />

A<br />

ls Boy George mit seiner Band Culture<br />

Club 1982 die internationalen<br />

Showbühnen eroberte, rieben sich<br />

MTV-Moderatoren und Millionen Zuschauer<br />

die Augen und fragten sich: Boy or Girl,<br />

Männlein oder Weiblein? Die Medien einigten<br />

sich auf das populäre Attribut «androgyn».<br />

«Do You Really Want to Hurt Me?»,<br />

fragte das androgyne Wesen. Die NZZ betitelte<br />

Boy George als «eine Kreuzung aus<br />

Madamme Butterfly und Rasta-Boy». K<strong>im</strong>ono<br />

traf auf Dreadlocks, in England huldigten<br />

«Der Boy war eine Bitch.»<br />

die New Romantics dem Make-up und Boy<br />

George machte auf fernöstliche Sphinx. Die<br />

konnte honigsüss lächeln und <strong>im</strong> selben<br />

Moment austeilen. Besonders Madonna und<br />

George Michael bekamen ihr Fett ab, Madonna<br />

wegen exzessiven Joggings, George Michael,<br />

weil er sich (noch) nicht zu seinem ➔<br />

Boy George in den 80ern:<br />

Androgyn, mutig und erfolgreich.<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


28 IKONEN<br />

kolumne 29<br />

VON DAMALS<br />

thommen meint<br />

1. <strong>Mai</strong> : Warum dieser Tag für<br />

Gays wichtig ist<br />

Am <strong>Mai</strong>feiertag fand auch dieses Jahr eine mehr oder weniger<br />

politische Demonstration statt. Die Gays hielten sich wie gehabt zurück.<br />

Warum eigentlich?<br />

Boy George heute: Seine Karriere hat wieder Schwung bekommen, was ihm auch optisch bekommt.<br />

Nach der Karriere dann der Absturz.<br />

Schwulsein bekannte. Die NZZ resümierte:<br />

«Der Boy war eine Bitch.» Der zweite Superhit,<br />

«Karma Chameleon», wiederholte <strong>im</strong><br />

Refrain die Zeile «You come and go, you<br />

come and go». Der Weltruhm von Culture<br />

Club und Boy George schwand ebenfalls, der<br />

Look kam aus der Mode. Es folgte der totale<br />

Absturz: «Bravo» musste entsetzt feststellen,<br />

dass Boy George offenbar heroinsüchtig war<br />

und wenig später folgte die Schlagzeile, dass<br />

der Sänger offenbar HIV-positiv sei. Die<br />

Karriere war am Ende, übrig blieben zwei<br />

Hits und eine Menge Schulden. Das Schicksal<br />

vieler 1980er Jahre Stars, wie der aufmerksame<br />

<strong>Cruiser</strong>-Leser mittlerweile aufgrund<br />

dieser Rubrik weiss …<br />

Brutaler Absturz<br />

1995 rechnete er in seiner Autobiografie<br />

«Take It Like a Man» schonungslos mit sich<br />

selber ab, doch die Rechnung ging vorläufig<br />

nicht auf, es folgten weitere Abstürze und<br />

Drogenentzüge. Schliesslich dann die zündende<br />

Idee: Boy George wurde DJ und<br />

brachte tatsächlich rund um den Globus die<br />

Menschenmengen zum Tanzen. Auch in der<br />

Schweiz war DJ Boy George gefragt; er legte<br />

an der Streetparade auf, <strong>im</strong> Kaufleuten und<br />

an allen grösseren Musikfestivals. 2005 verknurrte<br />

ihn ein New Yorker Gericht wegen<br />

Kokainbesitzes zu einem geringfügigen<br />

Bussgeld und fünf Tagen Sozialdienst. 2008<br />

wurde George Alan O’Dowd in London neuerlich<br />

rechtskräftig verurteilt, weil er einen<br />

norwegischen Callboy festgehalten und mit<br />

einer Metallkette auf ihn eingeschlagen hatte.<br />

Heute gibt sich der 54-Jährige geläutert,<br />

und so sieht er auch aus. Der neue Lifestyle<br />

tut nicht nur Boy George gut, sondern auch<br />

seiner Karriere. Er ist Jurymitglied bei «The<br />

Voice» in England und sorgt dort regelmässig<br />

für Lacher – Boy George zeigt sich<br />

dort weniger bissig und dafür humorvoller.<br />

Be<strong>im</strong> Jury-Gespräch in der TV-Show stellte<br />

sich die Frage, wer mit den grössten Produzenten<br />

zusammenarbeitet: Sängerin und<br />

Jury Mitglied Paloma Faith prahlte mit ihrer<br />

Kooperation mit Prince, Boy George: «Vergiss<br />

es Schätzchen, ich habe mit ihm geschlafen».<br />

Ein gefundenes Fressen für die britische<br />

Klatschpresse … Kurz darauf ruderte<br />

der Sänger notabene zurück und räumte ein,<br />

dass früher lediglich einmal ein Poster von<br />

Prince an seiner Wand gehangen hätte. Nach<br />

dem Tod von Prince zeigte sich Boy George<br />

dann gar nicht mehr angriffig und twitterte<br />

«Today is the worst day ever. I am crying.»<br />

Dennoch (oder gerade deshalb): Boy George<br />

findet zu seinem Starsein zurück; der Musiker<br />

lässt ab Sommer sein Leben dokumentieren,<br />

unter anderem seinen Umzug von London<br />

nach Hollywood. «Wenn Marge<br />

S<strong>im</strong>pson Dolly Parton trifft und mit Ziggy<br />

Stardust tanzen geht, dann ist das noch gar<br />

nichts <strong>im</strong> Vergleich mit dem, was ihr zu sehen<br />

bekommen werdet», verspricht Boy George.<br />

Die Show wird von denselben Machern<br />

produziert, die sich auch für die Erfolgssendung<br />

«Keeping Up With The Kardashians»<br />

verantwortlich zeigen. Und – passenderweise<br />

– wird auch gerade (mal wieder) ein<br />

Revival von Boys Georges Band «Culture<br />

Club» angekündigt. Wir sind gespannt.<br />

Vielleicht schafft er es dieses Mal ja.<br />

VON PETER THOMMEN<br />

O<br />

bwohl jeder Schweizer vor dem Gesetz<br />

gleich ist, wie es in der Bundesverfassung<br />

hiess, wurden Schwule<br />

und Lesben ab 1942 bis zum vollendeten 20.<br />

Altersjahr «vor Verführung geschützt».<br />

Auch das Bundesgericht schützte diese Ungleichheit<br />

gegenüber den Heteros (die nur<br />

bis 16. Altersjahr)! Nicht mal die Diskussion,<br />

wer nach wiederholter «Unzucht» denn noch<br />

verführt werden konnte, änderte etwas. Am<br />

28. November 1974 ist die Charta der Menschenrechte<br />

in der Schweiz in Kraft getreten.<br />

Es änderte sich für Schwule nichts. In der<br />

Bundesverfassung von 1999 sind sie später<br />

eingearbeitet worden. Das Gesetz hat <strong>im</strong>mer<br />

einen politischen Vorlauf und wird später<br />

«politisch korrekt» angewendet. Das haben<br />

Bürgerliche nie begriffen!<br />

Eine Bemerkung auf Facebook hat<br />

mich in diese politische Realität zurückgeführt!<br />

Jemand schrieb sinngemäss: «Emanzipierte<br />

Schwule brauchen keine Ideologie!»<br />

Klar, dass das gegen die politische Linke gerichtet<br />

ist. Und ich habe den Eindruck, dass<br />

politische Realitäten gerne verschwiegen<br />

und geleugnet werden. Dies <strong>im</strong> Sinne einer<br />

anderen Ideologie – zum Beispiel der Ehe<br />

und Familie.<br />

Eine SP-Nationalrätin hat 1991 berichtet,<br />

dass in den Kommissionen und <strong>im</strong> Parlament<br />

eigentlich keine Bürgerlichen gegen<br />

die Revision des Sexualstrafrechts gewesen<br />

sind. Sie haben den Vorschlägen einfach zugest<strong>im</strong>mt.<br />

Fieserweise sind es aber die Linken<br />

gewesen, die das vorher zum Thema gemacht<br />

haben! (sh.: arcados > «Schwul, aber<br />

ein guter Freisinniger!»)<br />

Wenn nun Bürgerliche daherkommen<br />

und sich «liberal» geben, als hätten sie nie etwas<br />

gegen Homosexuelle gehabt, dann ist das<br />

nur die halbe historische Wahrheit. Ganz zu<br />

schweigen von den kirchlichen Kreisen.<br />

Angéline Fankhauser (SP, NR 1983-1999):<br />

«Bei der Eintretensdebatte, die recht lang ist,<br />

wurde in beiden Räten das Wort Homosexualität<br />

kein einziges Mal gebraucht. Und ich<br />

weiss, als wir das erstemal in der Kommission<br />

das Wort artikuliert haben (F. Auers Antrag!<br />

(FDP), sah ich, dass man sich nicht so wahnsinnig<br />

gern damit auseinander setzte, das verlässt<br />

man bald mal wieder!» (In diesen Satz<br />

legte sie all ihren welschen Charme! ;))<br />

«Emanzipierte Schwule<br />

brauchen keine Ideologie!»<br />

Das erinnert mich an die erste Bundesrätin.<br />

Die Bürgerlichen wollten damals<br />

plötzlich die Ersten damit sein und schnappten<br />

den Linken diese Historie weg. Allerdings<br />

war Frau Kopp (FDP, 1984-89) auch<br />

die Einzige, die öffentlich von der «sexuellen<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung» statt vom «Schutzalter»<br />

gesprochen hat. Wie wir gesehen haben, sind<br />

2015 auch bürgerliche Parlamentskandidaten<br />

aufgetaucht, die ihr Coming-out hatten,<br />

und haben sich in unseren Medien in Szene<br />

gesetzt – ähm ins gemachte Nest.<br />

Bei der aktuellen gesellschaftlichen<br />

Debatte, die andauert, wird das Wort Sexualität<br />

kaum einmal gebraucht. Mann/Frau<br />

setzt sich nicht so wahnsinnig gern damit<br />

auseinander! Das findet dann <strong>im</strong> Internet,<br />

also ausserhalb der Gesellschaft und der Familien<br />

statt. Schon die heterosexuelle Familie<br />

hat es geschafft, Begriffe für ihre Erscheinungen<br />

zu kreieren, die namentlich nichts<br />

mit Sexualität zu tun haben, obwohl sie ohne<br />

gar nicht möglich sind: Vater werden, Familie<br />

gründen, Kinder bekommen, in Erwartung<br />

sein – findet alles ‹ohne Sex› statt. Diese<br />

Geisteshaltung scheint auch unter den<br />

«Gleichgeschlechtlichen» und den «Buchstabenmenschen»<br />

Kreise zu ziehen!<br />

In allen monotheistischen Schriften<br />

wurde nie die Liebe diskr<strong>im</strong>iniert, es war<br />

der sexuelle Akt, der männliche vor allem!<br />

Das hat am 1. August keinen Platz! Und in<br />

der Telearena 1978 wurde von Bürgerlichen<br />

moniert: «Ihr habt noch nie dem Bundesrat<br />

Gnägi (ehem. Militärdepartement)<br />

einen Sohn geliefert!» So wie die Linken<br />

seit den 30er Jahren ihre Einstellung zu<br />

Frauen und später zu Schwulen aufarbeiten<br />

mussten, so muss jetzt auch die bürgerliche<br />

Politik endlich ihre Familien-Ideologie<br />

aufarbeiten. Und es ist unredlich, den<br />

Homosexualitätsvorwurf an Migranten<br />

und Moslems zu erheben und dabei die<br />

eigene christlich-jüdische Vergangenheit<br />

zu verschweigen!<br />

Die neueste Party in Basel heisst «Die<br />

Sau rauslassen!». 1989 hiess es in Berlin<br />

noch: «Die Rechte des Arsches erkämpfen!»<br />

(Volker Beck, Tageszeitung 24. Juni 1989).<br />

Und ein paar Wenige nur machen heute<br />

lauthals Politik mit der Forderung nach<br />

«Öffnung der Ehe für alle». Im «Nachseptember-Magazin»<br />

du & ich schrieb die Redaktion<br />

1971: «Wollt Ihr Minderheitenpflege<br />

oder Integration?» Was jetzt nun?<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>


30 Special<br />

umfrage 31<br />

Warmer <strong>Mai</strong><br />

Break The Chains<br />

«warmer mai» – inzwischen weit über Zürich<br />

hinaus gewachsen<br />

Von den Eurogames 2000 bis zur Europride 2009 dauerte die erste Blütezeit<br />

des Kulturmonats «warmer mai». Und nun gewinnt der Event wieder so richtig<br />

an Schwung.<br />

Blitzumfrage: Kennst du die Kampagne<br />

Break The Chains<br />

Seit geraumer Zeit begleitet <strong>Cruiser</strong> die Kampagne «Break The Chains» für<br />

Männer, die Sex mit Männern haben. Wir wollten wissen, ob die Botschaft<br />

auf der Strasse auch angekommen ist.<br />

VON Team <strong>Cruiser</strong><br />

D<br />

ie jährlich wiederkehrende Kampagne<br />

will die Anzahl der Neuinfektionen<br />

mit HIV senken. Jeweils <strong>im</strong><br />

Monat April heisst die Devise: Kein Risiko<br />

eingehen, Safer Sex praktizieren und <strong>im</strong><br />

<strong>Mai</strong> gemeinsam mit dem Sexpartner zum<br />

Test. Die Kampagne finanziert vom Bundesamt<br />

für Gesundheit (BAG), realisiert<br />

von der Aids-Hilfe Schweiz (AHS) und<br />

durchgeführt von den fünf schwulen Gesundheitszentren<br />

in der Schweiz, den<br />

Checkpoints, hat zum Ziel die Community<br />

für die Pr<strong>im</strong>oinfektion zu sensibilisieren.<br />

Denn die Pr<strong>im</strong>oinfektion, die erste Phase<br />

nach einer Infektion mit dem Virus HIV, ist<br />

die ansteckendste. Experten gehen davon<br />

aus, dass eine Mehrheit der HIV-Infektionen<br />

in den wenigen Wochen der Pr<strong>im</strong>oinfektion<br />

stattfinden.<br />

Nicht wenige Neuinfektionen mit HIV<br />

entstehen durch Männer, die glauben, sie<br />

seien HIV-negativ. Und unter Freunden ist<br />

man vertraut und verzichtet auf das Kondom.<br />

Dass dabei ein Risiko eingegangen<br />

wird, ist vielen nicht bewusst.<br />

Break The Chains will dem entgegenwirken,<br />

entsprechend wird die Zielgruppe in<br />

der Kampagne sensibilisiert und in der Szene<br />

auch direkt angegangen. Wir vom «<strong>Cruiser</strong>»<br />

haben relativ wahllos und wie üblich<br />

etwas unkoordiniert einige Leute auf der<br />

Strasse bzw. in der Szene gefragt, ob und wie<br />

die Kampagne durchgedrungen ist und was<br />

«Break The Chains» überhaupt ist.<br />

VON Oliver Fritz<br />

W<br />

as mit einem kulturellen Rahmenprogramm<br />

zum sportlichen<br />

Grossanlass begann, entwickelte<br />

sich zu einem jährlichen Hort von hochklassiger<br />

und zugleich alternativer und innovativer<br />

Kunst und Kultur, in der sich die<br />

LGBT-Gemeinschaft finden und begegnen<br />

konnte. Seit gut drei Jahren lebt nun der<br />

«warme mai» mit vereinfachter Trägerschaft<br />

unter dem Dach der HaZ wieder auf, bleibt<br />

aber seinem Ursprungsprogramm treu:<br />

Vielfalt, Nischen, Unbekanntes, aber auch<br />

<strong>Mai</strong>nstream, Tradition und Qualität. Neu ist<br />

vor allem, dass Events aus anderen Städten<br />

der (Deutsch-)Schweiz mit ins Programm<br />

genommen wurden und entsprechend beworben<br />

werden können. Es gibt sogar<br />

«schweizweite» Anlässe <strong>im</strong> Programm, wie<br />

beispielsweise das Konzert von Olga Tucek<br />

unter dem Namen «St<strong>im</strong>mung», welches sowohl<br />

<strong>im</strong> Theater Ono in Bern als auch <strong>im</strong><br />

Keller 62 in Zürich stattfindet.<br />

Die Highlights<br />

Höhepunkte aus den über 60 verschiedenen<br />

Events auszusuchen, fällt nicht leicht. Dennoch:<br />

für die Kennerinnen und Kenner sind<br />

sowohl «Kamillas Literaturclub» wie auch<br />

der legendäre Opernführer (diesmal ein<br />

Operettenführer) dabei. Auch «Auftritt bitte!»<br />

und diverse Schnuppertage bei etablierten<br />

Chören und Kursveranstaltern (von Kochen<br />

bis Gleitschirmfliegen) sind Teil des<br />

Programms. Von einem der bekanntesten<br />

Schweizer Künstler, Michael von der Heide,<br />

bis zu «Underground» durch Mary Orcher<br />

<strong>im</strong> Frauenraum der Reitschule Bern spannt<br />

sich der Regenbogen der Vielfalt des «warmen<br />

mai» <strong>2016</strong>.<br />

Besonders hervorzuheben ist der massiv<br />

gestiegene Einbezug von Veranstaltungen<br />

mit Bezug zu Transmenschen und ihren<br />

spezifischen künstlerischen Ausdrucksformen.<br />

Auch der alle klassischen Kategorien<br />

negierende Begriff «queer» taucht häufiger<br />

auf als früher. So sollen ein breites Publikum<br />

erreicht, durch Vielfalt Vorurteile abgebaut<br />

und alle Offenen und Interessierten zu spannenden<br />

und gehaltvollen Kulturevents eingeladen<br />

werden.<br />

Olga Tucek tritt in Bern und in Zürich auf.<br />

Der «warme mai» ist nun wieder ein<br />

Sammelbecken für Veranstaltungen aller<br />

Art mit Bezug zur grossen und <strong>im</strong>mer breiter<br />

werdenden «Community». Kunst und<br />

Kultur als nachhaltige Vermittler der Wirklichkeit<br />

sind und bleiben aktuell; alle sind<br />

willkommen, sich auf die Reise in neue Welten,<br />

zu neuen Ideen, aber auch gern zu Altbekanntem<br />

einzulassen.<br />

Alle Informationen und Details auf<br />

www.warmermai.ch<br />

Tarek, nach<br />

der Arbeit<br />

auf dem<br />

Weg von<br />

Oerlikon ins<br />

«Tip-Top»<br />

«Dieses Jahr<br />

habe ich die Kampagne bewusster wahrgenommen,<br />

aber richtig damit beschäftigt<br />

habe ich mich damit nicht, da ich in einer<br />

monogamen Beziehung lebe.»<br />

Christoph,<br />

zusammen<br />

mit Tarek<br />

unterwegs<br />

(aber nicht<br />

sein<br />

Partner …)<br />

«Ich gehe selten aus und weiss ehrlich gesagt<br />

nicht wirklich, um was es geht. Da ich aber<br />

sowieso nur Safer Sex praktiziere, muss<br />

mich diese Kampagne, glaub’s auch nicht<br />

wirklich interessieren.»<br />

José, auch<br />

an der<br />

Arbeit, bei<br />

«Renos<br />

Relax»<br />

«Ich spreche<br />

zwar nicht so<br />

gut Deutsch, aber auch ich habe dieses Jahr<br />

die Kampagne intensiver miterlebt als andere<br />

Jahre und daher ist die Aufforderung klar:<br />

30 Tage Safer Sex und danach zum HIV<br />

Test.»<br />

Paul, am<br />

Empfang<br />

bei der<br />

Sauna<br />

«Moustache»<br />

«Es ist ja fast<br />

unmöglich in meinem Job, nicht zu wissen,<br />

um was es geht bei der Kampagne. Aktuell<br />

ist diesen Monat nun der gemeinsame HIV<br />

Test angesagt.»<br />

Melchior,<br />

in seinem<br />

Shop<br />

«Männerzone»<br />

«Es ist ja<br />

bekannt, dass<br />

viele Neuinfektionen entstehen, weil oft geglaubt<br />

wird, der Partner sei HIV-negativ.<br />

Dass dabei ein Risiko eingegangen wird, ist<br />

vielen nicht bewusst. Die Break The Chains-<br />

Kampagne will unter anderem dieser Tatsache<br />

entgegenwirken.»<br />

Stephan,<br />

begeisterter<br />

«<strong>Cruiser</strong>»<br />

Leser<br />

«Wer in den<br />

letzten Monaten<br />

einmal ein<br />

Szene-Blatt wie den «<strong>Cruiser</strong>» gelesen hat,<br />

der ist an der Kampagne «Break The Chains»<br />

kaum vorbeigekommen. Ich finde, die Botschaft<br />

ist dieses Jahr klarer und einfacher<br />

formuliert und daher weiss ziemlich sicher<br />

jeder, worum es geht.»<br />

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