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Tagungsband 10 - Fachvereinigung Bauwerksbegrünung eV

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<strong>10</strong>. Internationales FBB-Gründachsymposium 2012 in Ditzingen am 09. Februar 2012<br />

Frankfurts Dächer als Bruthabitat für Möwen<br />

Ingo Rösler, Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V., Echzell<br />

Kaum eine Familie der europäischen Vögel erlebte in den vergangenen Jahrzehnten ähnlich viele<br />

Neuerungen wie Möwen. Selbst die reichhaltige Bestimmungsliteratur hinkt dem aktuellen<br />

Erkenntnisstand hinterher.<br />

Nur über das Internet und div. Fachzeitschriften war es möglich, die Entwicklung zeitnah zu<br />

verfolgen – oder sogar selbst neue Puzzleteile bei zu steuern.<br />

In immer besser strukturierten Internetplattformen, sammeln begeisterte „Ornis“ eine wahre<br />

Datenflut, die per Mausklick in Sekundenschnelle Entwicklungen widerspiegelt, für die man vor<br />

wenigen Jahren noch endlose Beobachtungslisten auswerten musste und die dem Interessierten<br />

erst mit enormer Zeitverzögerung zugänglich wurde.<br />

Zum weiteren Verständnis sind einige Grundlagen der Möwenthematik hilfreich:<br />

Zunächst unterscheidet man zwischen Groß- und Kleinmöwen. Neben der Größe, spielt vor allem<br />

der Mauserzyklus noch nicht geschlechtsreifer Jungmöwen eine wichtige Rolle. Während<br />

Kleinmöwen bereits nach ein bis zwei Jahren das Adultkleid tragen, benötigen Großmöwen drei bis<br />

vier Jahre. Somit verrät die Gefiederfärbung in den ersten Lebensjahren der Großmöwen neben<br />

der Artzugehörigkeit auch das genaue Alter.<br />

Die Bandbreite der Gefiedervariationen ist allerdings so groß, dass eine genaue Bestimmung viel<br />

Erfahrung erfordert und so manchen Vogelkundler abschreckt.<br />

Die zentrale Rolle spielt die wohl allseits bekannte Silbermöwe – neben dem Seehund die<br />

klassische Tierart der deutschen Küsten.<br />

Noch vor 30 Jahren unterteilte man die Silbermöwe in rund <strong>10</strong> Unterarten, deren Brutgebiet, rund<br />

um die nördliche Hemisphäre, von Nordamerika über Europa bis nach Asien reichte. Genauere<br />

Untersuchungen zeigten allerdings, dass es sich zum größten Teil um eigenständige Arten<br />

handelte. In Europa spaltete man die südlichen Unterarten als Mittelmeer- und Steppenmöwe ab.<br />

Zeitgleich zu diesem neuen Erkenntnisstand begannen Mittelmeer- und Steppenmöwe ihr<br />

Brutgebiet nach Norden auszuweiten. Von Südosten eroberte die Steppenmöwe, die<br />

Mittelmeermöwe von Südwesten das europäische Binnenland. Mittlerweile überschneiden sich<br />

beide Brutareale bereits in Deutschland.<br />

Das vordringen der Großmöwen beschränkt sich nicht nur auf die beiden südlichen Arten. Durch<br />

die Erschließung neuer Nahrungsquellen und Bruthabitate erlebten auch einige nordeuropäische<br />

Arten einen regelrechten Boom. Die Bestandszahlen der 1927 erstmals in Deutschland brütenden<br />

Heringsmöwe werden derzeit auf über 25.00 Brutpaare geschätzt. Etwas langsamer schreitet die<br />

Mantelmöwe voran, mit einer Flügelspannweite von 1,66 m übertrifft sie nicht nur die anderen<br />

Möwenarten, selbst einen Bussard stellt sie damit in den Schatten.<br />

Das multikulturelle Frankfurt wurde in den vergangenen Jahren auch zum Schmelztiegel der<br />

Möwen, gleich drei Großmöwenarten wählten die Stadt zum Schnittpunkt ihrer Brutareale. Einige<br />

von ihnen könnten sich hier erstmalig begegnet sein.<br />

Dass sich die Möwen hierfür das Dach des ehemaligen Verladezentrums der Deutschen Post am<br />

Frankfurter Hauptbahnhof aussuchten, überraschte selbst Hessens Ornithologen.<br />

Der Inselrhein entlang der hessisch-rheinland-pfälzischen Grenze galt seit jeher als der mit<br />

Abstand beste Möwen-Spot Hessens, was sich bis dahin wohlgemerkt auf das Winterhalbjahr<br />

beschränkte. Noch vor zehn Jahren überwinterten mehrere hundert Großmöwen entlang des<br />

Inselrheins. Nachdem 2005 eine EU-Richtlinie offene Mülldeponien untersagte, brach das<br />

Hauptnahrungshabitat der Möwen im Binnenland weg. Den darauf folgende Bestandsrückgang<br />

bezeichnete man demzufolge als Deponieknick.<br />

Mitte der 90’er brüteten die ersten Mittelmeermöwen Hessens am Inselrhein, von hieraus<br />

besiedelten sie weitere Stellen am Rhein entlang der hessischen-rheinland-pfälzischen Grenze und<br />

schließlich auch die Mainmetropole.<br />

Anders als am Rhein, wo es nur zu Einzelbruten kam, etablierte sich in Frankfurt eine Kolonie. Als<br />

diese 2007 entdeckt wurde, brüteten bereits 3-4 Paare auf einem begrünten Flachdach am<br />

Frankfurter Hauptbahnhof.<br />

In den folge Jahren wuchs die Kolonie stetig weiter, auf zu letzt (2011) 36 Brutpaare.<br />

Fast jährlich sorgte die Kolonie, neben den ansteigenden Paarzahlen, für neue Überraschungen.<br />

Im Jahr 2008 gesellte sich ein Heringsmöwen Paar zu den Mittelmeermöwen, die damit erstmals in<br />

Hessen brütete. In den folgenden Jahren kamen weitere Heringsmöwen Paare hinzu<br />

<strong>Fachvereinigung</strong> <strong>Bauwerksbegrünung</strong> e.V. (FBB), Kanalstraße 2, D-66130 Saarbrücken<br />

Tel. +49 (0)681-9880570, Fax +49 (0)681-9880572, e-mail: info@fbb.de, www.fbb.de<br />

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