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Tagungsband 10 - Fachvereinigung Bauwerksbegrünung eV

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<strong>10</strong>. Internationales FBB-Gründachsymposium 2012 in Ditzingen am 09. Februar 2012<br />

Umweltbelastung durch Gründächer?<br />

Wie die Ergebnisse zeigen, können Schwermetalle von Anfang an in größeren Mengen in den<br />

Substraten vorhanden sein als aus der Luft jährlich deponiert werden, eine Vorbelastung wird in<br />

den Dachbegrünungen unvermeidlich sein.<br />

Durch die Steigerung des Anteils an organischer Substanz im Laufe von Jahren (Köhler und Poll,<br />

20<strong>10</strong>) steigt die Retentionsfähigkeit für Schwermetalle und andere Verbindungen. So steigt z. B. in<br />

den Untersuchungen von Köhler et al. (2002) die Phosphatretention von 26 % im ersten Jahr auf<br />

80 % im vierten Jahr. Über drei Jahre werden im gleichen Substrat 80 % der Nitrat-Ionen<br />

zurückgehalten. Zur umfassenden Bewertung der Möglichkeit der Umweltbelastung durch<br />

Dachbegrünungen mit Zusatzstoffen fehlen jedoch langjährige Untersuchungen.<br />

Eine Alternative zum getesteten Zusatzstoff wäre die Verwendung von mineralischen<br />

Ionenaustauschern, z. B. unbenutzter Kieselgur oder Bentonit, die allerdings keine preisgünstige<br />

Lösung darstellen. Hinsichtlich der Schadstoffrückhaltung ist für die Leistungsfähigkeit der<br />

Substrate die Anreicherung der organischen Stoffe und dadurch die Bildung von Kolloiden, die<br />

Schwermetalle und Nährstoffionen binden, erwünscht. Dies sollte theoretisch in den Substraten mit<br />

organischer Substanz schneller erfolgen als in den rein mineralischen.<br />

Die Dachbegrünungssubstrate haben eine positive Wirkung auf die Luftqualität, indem sie zunächst<br />

die Schadstoffpartikel der Luft aufnehmen/anlagern, ihre Inhaltsstoffe teilweise speichern und an<br />

die Pflanzen weiter leiten. Somit ist der Beitrag zur Luftreinhaltung gegeben.<br />

Der kritische Aspekt der Schadstoffanreicherung im Substrat betrifft die Metalle. Zur Berechnung<br />

des „worst case“ wird angenommen, dass alle Metallverbindungen aus der Luft (Schwermetalle,<br />

Eisenoxide, Magnesium-, Calcium-, Kaliumoxid, Natriumoxid u. a.) in Form von zweivalenten<br />

Kationen eingetragen werden, dass die Prozesse des Austausches und Auswaschens nicht<br />

vorkommen und dass die Pflanzen keine Kationen aufnehmen. In diesem Szenario sind alle<br />

Kationen immobil und werden im Substrat für immer gebunden. Die Masse dieser Kationen beträgt<br />

maximal <strong>10</strong> % der Masse des gesamten Staubs. Der Sättigungspunkt eines einschichtigen<br />

Systems (8 cm) mit Friedländer Ton, berechnet auf der Basis eigener Sättigungsversuche mit<br />

Bleilösungen, wird bei 23 g bis 37 g Me 2+ /kg (im Durchschnitt 25,6 g/kg) erreicht. Der Gehalt an<br />

Schwermetallen dieses Systems (max. <strong>10</strong> % aller Kationen) würde dementsprechend zwischen 2,3<br />

g/kg und 3,7 g/kg Trockensubstanz schwanken bzw. bei Blei zwischen 230 mg/kg und 550 mg/kg<br />

Trockensubstanz (entsprechend <strong>10</strong>-15 Massen-% aller Schwermetalle). Zum Vergleich: Der<br />

Grenzwert für Blei in Wohngebieten liegt bei 400 mg/kg und für Park- und Freizeitanlagen bei<br />

1.000 mg/kg (BBodSchv 1999). Daher werden selbst die gesättigten Systeme nicht genügend<br />

belastet, um die jeweiligen Grenzwerte für Park- und Freizeitanlagen zu überschreiten.<br />

Ausblick<br />

Für die Quantifizierung des Beitrags der Dachbegrünung zur Luftreinhaltung fehlen langjährige<br />

Untersuchungen zur Akkumulation und Auswaschung luftgetragener Stoffe sowie zu ihrer<br />

Wiederaufwirbelung. Offensichtlich ist, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, diesen Beitrag zu<br />

erhöhen. Eine gezielt ausgewählte komplexe Struktur und Diversität der Vegetation können die<br />

Depositionsrate der Feinstaubpartikel erhöhen. Die Erhöhung der Ionenaustauschkapazität und<br />

des pH-Wertes der Substrate der dünnschichtigen Systeme durch Zusatzstoffe ist eine weitere<br />

Lösung, an der gezielt gearbeitet werden muss.<br />

Literatur<br />

Akbari, H.; Pomerantz, M.; Taha, H. (2001): Cool surfaces and shade trees to reduce energy use<br />

and improve air quality in urban areas. Solar Energy 70 (3): 295-3<strong>10</strong>.<br />

Alsup, S. E.; Ebbs, S. D.; Battaglia, L. L.; Retzlaff, W. A. (2011): Heavy metals in leachate from<br />

simulated green roof systems. Ecological Engeneering 37: 1709-1717.<br />

BBodSchv (1999): Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung. Anhang 2. URL:<br />

http://www.gesetze-im-internet.de/bbodschv/anhang_2_27.html. Letzter Aufruf: 06.01.2012.<br />

Berndtsson, J. C.; Emilsson, T.; Bengtsson, L. (2006): The influence of extensive vegetatet roofs<br />

on runoff quality. Science of the Total Environment 355: 48-63.<br />

CARB (20<strong>10</strong>): California Air Resources Board. Estimate of Premature Deaths Associated with Fine<br />

Particle Pollution (PM2.5) in California Using a U.S. Environmental Protection Agency<br />

Methodology. August 31, 20<strong>10</strong>. URL: http://www.arb.ca.gov/research/health/pm-mort/pmreport_20<strong>10</strong>.pdf.<br />

Letzter Aufruf: 22.12.2011.<br />

Deutsch, B.; Whitlow, H.; Sullivan, M.; Savineau, A. (2005): Re-greening Washington, DC: A Green<br />

Roof Vision Based on Quantifying Storm Water And Air Quality Benefits. URL:<br />

http://www.greenroofs.org/resources/greenroofvisionfordc.pdf. Letzter Aufruf: 06.01.2012.<br />

<strong>Fachvereinigung</strong> <strong>Bauwerksbegrünung</strong> e.V. (FBB), Kanalstraße 2, D-66130 Saarbrücken<br />

Tel. +49 (0)681-9880570, Fax +49 (0)681-9880572, e-mail: info@fbb.de, www.fbb.de<br />

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