10 GRG23 AltErlaa Ovid: stellt Medea schw<strong>an</strong>kend dar, Kin<strong>der</strong>mord und Ende Jasons kommen nicht vor und werden als bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt. Michael Köhlmeier: stellt Medea böse dar, Kin<strong>der</strong>mord wird als „Privatsache“ bezeichnet. Quo feret ira, sequar! Wohin <strong>der</strong> Zorn mich bringen wird, werde ich folgen! Verschiedene Bearbeitun gen <strong>der</strong> Medea – Sage: Lars von Trier: stellt Medea ausgenützt dar, Medea erhängt Kin<strong>der</strong>, Jason stirbt vor Verzweiflung und Erschöpfung (unklar). Luigi Cherubini: neutral zu Medea, Medea bringt Kin<strong>der</strong> mit Dolch um, alles versinkt in Flammen. Gustav Schwab: verteidigt Medea, Medea ist verblendet, erschlägt ihre Kin<strong>der</strong>, Jason stürzt sich in sein Schwert. _____________________________________________________ Et dabit <strong>an</strong>te fidem, cogamque in foe<strong>der</strong>a testes esse deos. Und er wird vorher ein Versprechen geben, und ich werde erzwingen, dass in unserem Abkommen die Götter Zeugen sind. (Ovid) _____________________________________________________ Arie Médée : Médée wirft Jason vor, dass er sie verlassen hat, obwohl sie ihren Vater und ihre Heimat zurückgelassen und alles für ihn geopfert hat. Médée ist unglücklich und wünscht sich Jason zurück. Diesen Moment unterstreicht Cherubini mit ruhiger, fließen<strong>der</strong> Musik, Akkordschlägen in Moll und l<strong>an</strong>gen Notenwerten, um Mitleid beim Zuhörer zu erregen. „Nichts will ich, nur dich allein, meinem Zorn schwöre ich ab! Medée weint, Medée umklammert deine Knie! Um alles was sie tat, gebt ihr den Gatten wie<strong>der</strong>!“ Arie Jason: Erleichtert, dass er Médée verlassen hat, ist er verliebt, hoffnungsvoll und beruhigt Dircé. Die Oper: Arie Creon: Warnt Médée („Dieser Tag wird Médées letzter sein“) um dadurch seine Tochter Dircé zu beruhigen. Arie Dircé: Sie ist hin und her gerissen zwischen Misstrauen, Unsicherheit, Angst vor Medea und erwartungsvoller Hoffnung und Liebe. _____________________________________________________ Et luctata diu, postquam ratione furorem vincere non poterat. Und nachdem sie l<strong>an</strong>ge gekämpft hatte und nachdem sie die Raserei nicht durch Vernunft besiegen konnte (Ovid), tötete sie im Wahnsinn die Schlafenden [Kin<strong>der</strong>], um Jason und sich selbst das teuerste zu nehmen. (Gustav Schwab) _____________________________________________________ Nichts dazugelernt seit <strong>der</strong> Antike? Kin<strong>der</strong>mord aus Rachsucht – auch heute noch aktuell Zwei Söhne im oberpfälzischen Beratzhausen getötet: Die vermutlich depressive 37-Jährige wollte mit ihrer Tat verhin<strong>der</strong>n, dass ihre zwei und drei Jahre alten Söhne allein bei ihrem Ehem<strong>an</strong>n und ihren Schwiegereltern bleiben müssen. (www.poolalarm.de) "Immer h<strong>an</strong>delt es sich um eine Situation, bei denen die Menschen keinen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ausweg sehen", sagt <strong>der</strong> Psychologe und Leiter <strong>der</strong> kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Prof. Rudolf Egg. … weil sie, ihm ward’s auch selbst bald klar, nicht g<strong>an</strong>z gesellschaftsfähig war. Dazu ward sie auch alt und fett, er f<strong>an</strong>d sie plötzlich nicht mehr nett; beglückt von neuen Liebeshimmeln versuchte er, sie abzuwimmeln. Sie ging auch wirklich später fort, doch vorher gab’s noch Mord um Mord. (Eugen Roth)
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