Auf Medeas Spuren - Theater an der Wien
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18<br />
Schulschiff „Bertha von Suttner“<br />
Frauengestalten<br />
Erst seit Februar ’08 arbeiten wir in <strong>der</strong> Modulklasse „Werkstatt Musiktheater“ des Schulschiffs zum Projekt „Médée“.<br />
Als erste Annäherung assoziierten die Schülerinnen gemeinsam zu folgenden Fragen und skizzierten eigene Frauengestalten. In Einzelarbeit verfassten sie<br />
d<strong>an</strong>n eigene Texte, die gewisse Berührungspunkte mit Medea aufweisen:<br />
Frauen wie Medea … Was erlauben sie sich? Was löst Irritation aus? Was könnten sie verbrochen haben? Was ist ihnen geschehen?<br />
DAS DRAMA EINER VERBOTENEN LIEBE<br />
„Nein, ich möchte nicht heiraten!“, schrie<br />
Victoria ihren Vater <strong>an</strong>. Schließlich wollte dieser<br />
sie mit dem Prinzen von Aaronburg verheiraten.<br />
„Ich liebe Benjamin!“, „Aber du k<strong>an</strong>nst doch<br />
keinen Schwarzen lieben!“, protestierte ihr Vater,<br />
<strong>der</strong> König von Altenburg. „Und ob ich das tue!<br />
Ich werde diesen M<strong>an</strong>n heiraten!“<br />
Wie gesagt, so get<strong>an</strong>. Victoria und Benjamin heirateten<br />
2 Wochen später gegen den Willen ihrer<br />
Familie. Benjamin war ein <strong>an</strong>gesehener Bürger<br />
Altenburgs, doch er war schwarz. Victorias<br />
Familie konnte sich nicht damit abfinden, dass<br />
ihre einzige Tochter sich ihnen wi<strong>der</strong>setzt. Um<br />
den Problemen mit <strong>der</strong> Familie aus dem Weg zu<br />
gehen, flohen die beiden nach Italien. Der engste<br />
Vertraute Benjamins, Hugo, begleitete sie auf ihrer<br />
Reise. Die 3 ließen sich in Florenz nie<strong>der</strong>, um<br />
ein glückliches Leben zu führen. Eines Morgens<br />
sagte Hugo zu Benjamin: „Gestern Abend sah<br />
ich deine Frau mit Flavio reden…bist du sicher,<br />
dass sie dir treu ist?“<br />
„Aber natürlich! Meine Victoria würde mir so<br />
etwas niemals <strong>an</strong>tun! Woher kommt dein Misstrauen?“,<br />
fragte Benjamin. „Nun, sie ist eine<br />
schöne Frau und du bist ein armer schwarzer<br />
M<strong>an</strong>n, vielleicht hat sie Interesse <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
Seite gefunden…verstehst du?“<br />
„Hm, du könntest Recht haben…ich werde<br />
aufpassen. D<strong>an</strong>ke, mein Freund.“, mit diesen<br />
Worten verließ Benjamin nachdenklich sein<br />
Haus. Jeden Tag sprach Hugo seinen Freund ins<br />
Gewissen, bis dieser ihm glaubte.<br />
Benjamin kochte vor Wut, er war sogar dazu<br />
bereit sie umzubringen! Die unschuldige Victoria<br />
ahnte natürlich nichts von dieser schrecklichen<br />
Lüge und dachte nicht einmal in ihren Träumen<br />
dar<strong>an</strong>, dass sie ihren M<strong>an</strong>n erzürnt haben<br />
könnte.<br />
Als Victoria eines Abends nach Hause kam,<br />
st<strong>an</strong>d Benjamin voller Wut vor ihr, mit einem<br />
Messer in <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d. Sie war geschockt und<br />
wusste nicht, was vor sich ging.<br />
„Du hast mich betrogen, dafür musst du bezahlen!“,<br />
sagte ihr M<strong>an</strong>n mit kalter Stimme. „Was?<br />
Wovon redest du? Ich habe dich nie betrogen!<br />
Ich liebe dich doch!“, flüsterte Victoria mit<br />
zittriger Stimme.<br />
Doch es war schon zu spät. Er ging auf sie zu<br />
und stach ihr mitten ins Herz.<br />
Genau in diesem Moment kam Hugo ins<br />
Zimmer. Er schrie: „Oh Gott! NEIN! Was hast du<br />
gemacht?? Ich liebte diese Frau über alles! Ich<br />
wollte doch nur, dass du sie verlässt! Sie hat dich<br />
nie betrogen!“<br />
Benjamin konnte es nicht fassen. Sein bester<br />
Freund hat ihn belogen! Benjamin hatte seine<br />
Frau doch auch noch geliebt! Warum hat er sich<br />
nur so etwas einreden lassen? Rasend vor Zorn<br />
schritt er auf den weinenden Hugo zu und tötete<br />
ihn ebenfalls. „Ich möchte ohne Victoria auch<br />
nicht mehr auf dieser Welt bleiben!“, meinte er<br />
verzweifelt, legte sich neben seine tote Frau und<br />
nahm sich selber das Leben.<br />
H<strong>an</strong>a Cincurak<br />
LIZ MCGUIRE<br />
„Liz McGuire verschw<strong>an</strong>d am 26. April spurlos,<br />
es wird vermutet, dass sie schuld <strong>an</strong> dem Tod<br />
ihres M<strong>an</strong>nes ist und deshalb vor <strong>der</strong> Polizei<br />
geflüchtet. Die 26-jährige …“, so ein Unsinn, ich<br />
habe ihn nicht umgebracht. Ich wäre niemals<br />
im St<strong>an</strong>de einen Menschen zu töten! Natürlich<br />
wusste ich, dass es nicht wie ein Unfall ausgesehen<br />
hatte und ich wusste auch, dass er viele<br />
einflussreiche Freunde hatte, die ihn auf jeden<br />
Fall rächen würden.<br />
Ein kalter Tropfen fiel auf meine H<strong>an</strong>d, endlich,<br />
es regnete. Schnell stellte ich ein paar Flaschen<br />
und Gefäße, die ich in <strong>der</strong> Nähe des alten Campingplatzes<br />
gefunden hatte, auf und lief schnell<br />
in den alten Wohnwagen rein. Es war völlig klar,<br />
dass hier seit mindestens zw<strong>an</strong>zig Jahren niem<strong>an</strong>d<br />
mehr war (die Zeitung verriet es mir).<br />
Jetzt schüttete es richtig, ich hörte irgendetwas draußen, aber durch den Lärm des Regens konnte ich<br />
nicht erkennen, was es war.<br />
Charly! Ja, es wird wahrscheinlich Charly sein, <strong>der</strong> Unterschlupf sucht. Ich weiß, es ist nicht üblich,<br />
sich mit einem Wolf <strong>an</strong>zufreunden, aber so fühl ich mich nicht so alleine in den großen Wäl<strong>der</strong>n<br />
Brit<strong>an</strong>niens, und Schutz bat er mir auch.<br />
Die Tür klemmte wie<strong>der</strong> ein bisschen: „Gleich, Charly, gleich!“ Mit einem Ruck ging die alte Tür auf.<br />
Da st<strong>an</strong>d wirklich mein Charly. Sein Fell war schon total nass, als er hinein ging, schüttelte er sich,<br />
und alles, inklusive mir, war nass. „Vielen D<strong>an</strong>k auch!“, schrie ich scherzhalber und hielt mir den<br />
Bauch beim Lachen. Mir fiel ein, dass ich hinten ein paar H<strong>an</strong>dtücher gesehen hatte, ich kniete mich<br />
mit einem hin, wartete ab, ob er zu mir kommt und sich abtrocknen ließ. Er spr<strong>an</strong>g Schw<strong>an</strong>z wedelnd<br />
zu mir auf und ließ sich trocknen.<br />
Wir schliefen am Bett zusammengekuschelt ein. Ich hätte nie gedacht, dass Wölfe so zahm sein<br />
können! Die Sonne schien auf uns und weckte uns mit ihren warmen Strahlen. Der Ofen ging lei<strong>der</strong><br />
nicht, deswegen machte ich draußen immer ein Feuer. Ein g<strong>an</strong>z kleines natürlich, ich hätte sonst eine<br />
viel zu große Angst, entdeckt zu werden. Ich weiß nicht wie l<strong>an</strong>ge ich noch hier im Wald leben will,<br />
aber mittlerweile hab ich mich ziemlich gut eingelebt. Vielleicht noch ein paar Wochen o<strong>der</strong> Monate,<br />
so l<strong>an</strong>ge bis sie im Radio nichts mehr von mir sagen und aufgehört haben mich zu suchen.<br />
Das Dosengulasch hing mir schon ziemlich aus dem Hals raus, Charly freute sich jedoch immer wie<br />
ein Wahnsinniger, wenn er etwas abbekam. Ohne ihn wäre ich, glaub ich, verloren. Irgendwie spürt er<br />
es, wenn ich traurig bin und nicht mehr weiter weiß, da setzt er sich immer zu mir und schaut mich<br />
schief mit seinen braunen Augen <strong>an</strong>, das bringt mich immer zum Lachen.<br />
Am Abend bekam ich Hunger, also ging ich auf Beerensuche. Letztens habe ich nämlich einen Himbeerstrauch<br />
gefunden. Charly begleitete mich, alleine hätte ich vermutlich große Angst … Plötzlich<br />
hörte ich ein böses Knurren, das kam aber nicht<br />
von meinem Magen. „Charly?“ fragte ich. Er<br />
<strong>an</strong>twortete mit einem Schnauben und lief zu<br />
meinen Füßen. Kurz darauf kam ein Wolfsrudel<br />
zum Vorschein. Ich bekam Angst, große Angst.<br />
Es folgte ein Austausch von Knurren und Heulen.<br />
Der größte Wolf, ich nahm <strong>an</strong>, dass das <strong>der</strong><br />
Anführer war, näherte sich mir. Charly wich nicht<br />
von meiner Seite. Er spr<strong>an</strong>g ihn <strong>an</strong> und verletzte<br />
sich. Das Rudel verzog sich wie<strong>der</strong>, es sah so<br />
aus, als hätte Charly gewonnen. Mit Entsetzen<br />
sah ich die Wunde auf seiner Pfote. Er humpelte<br />
tapfer zurück zum Wohnwagen. Das letzte Stück<br />
lies er sich tragen. Oh, nein …Charly.. Ich reinigte<br />
die Wunde, soweit er es zuließ und pflegte<br />
ihn. Nach ein paar Wochen war es wie<strong>der</strong> fast<br />
geheilt. Ab und zu humpelte er noch, aber ich<br />
war mir sicher, es geht wie<strong>der</strong> vorbei.<br />
Eines Tages ging ich wie<strong>der</strong> auf Entdeckungsreise,<br />
mittlerweile traute ich mich auch schon alleine. Ich f<strong>an</strong>d eine Waffe, es waren sogar noch Patronen<br />
drinnen! Ich würde zwar keine Tiere erschießen wollen, aber zum Schutz war es nicht schlecht.<br />
Charly kam mir hinterher gehumpelt. Er sah einen Hasen o<strong>der</strong> so, zum ersten Mal seit Wochen lief er<br />
wie<strong>der</strong>! M<strong>an</strong> sah die Freude in seinen Augen. <strong>Auf</strong> einmal hörte m<strong>an</strong> einen Schuss! Charly quietschte<br />
auf. Nein! Charly! Ich r<strong>an</strong>nte zu ihm. Ich sah einen Jäger. Ohne zu überlegen nahm ich meine Waffe<br />
und schoss auf ihn. Er ging zu Boden, ich wendete meine <strong>Auf</strong>merksamkeit wie<strong>der</strong> meinem Charly zu.<br />
Er winselte und schleckte meine H<strong>an</strong>d ab, kurz darauf starb er.<br />
Denise Tibit<strong>an</strong>zl, 6b