Ausgabe 1 2005 [PDF, 1.00 MB] - Gemeinde Freienbach
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SP-Kantonsrätin Verena Vanomsen: «Die Schule der Zukunft ist eine<br />
geleitete Volksschule mit Qualitätsentwicklung.»<br />
aufwandorientierten zur leistungsorientierten Subventionierung<br />
wechseln wird. Da habe ich den Eindruck, dass dies im Zuge der allgemeinen<br />
Sparmassnahmen zu grösseren Klassenzahlen verleiten<br />
könnte und dass <strong>Gemeinde</strong>n wie <strong>Freienbach</strong>, die einen hohen Ausbildungsstandard<br />
gewährleisten, in den sauren Apfel beissen müssen,<br />
weil sie progressiv sind.<br />
Kann also künftig die <strong>Gemeinde</strong> auf Kosten der Schüler sparen?<br />
Das möchte ich offen lassen… Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Freienbach</strong> mit ihrem<br />
hohen Bildungsstandard erhält mit dem leistungsorientierten Beitragssystem<br />
eindeutig weniger Geld! Nun liegt der Ball bei der<br />
<strong>Gemeinde</strong> und ihrem politischen Umfeld. Doch mit dem Finanzierungsmodell<br />
schafft sich die Regierung eben auch ein Steuerungssystem.<br />
Sie legt Minimalstandards fest, die jede <strong>Gemeinde</strong> erfüllen<br />
muss, ansonsten können die Schülerpauschalen gekürzt werden.<br />
<strong>Gemeinde</strong>n, die beispielsweise noch keine integrative Beschulung<br />
anbieten, werden somit zu progressiveren Haltungen bewegt. Hingegen<br />
schafft man fortschrittlichen <strong>Gemeinde</strong>n keine weiteren<br />
Anreize, ihre Angebote auszubauen. <strong>Gemeinde</strong>spezifische Strukturen,<br />
wie Schülertransporte oder Berggemeinden mit kleinen Klassenzahlen<br />
werden im leistungsorientierten Beitragssystem ebenfalls<br />
nicht berücksichtigt.<br />
Was gibt die Volksschulverordnung im Zusammenhang mit dem<br />
Erwerb von Fremdsprachen vor?<br />
Zurzeit ist im Kanton die Forderung einer Motion hängig. Dabei soll<br />
in der neuen Volksschulverordnung das Sprachenkonzept festgelegt<br />
werden, doch das ist unüblich, weil dies der Erziehungsrat<br />
regelt. Ich denke also, dass bei der Debatte zur neuen Volksschulverordnung<br />
diese Forderung gekippt wird. Die Erziehungsdirektorenkonferenz<br />
möchte das Modell 3/5 und nicht 3/7 umsetzen . Dem<br />
entgegengesetzt sind Stimmen aus der Lehrerschaft, die verlauten<br />
lassen, dass dies zu viel Stoff in der Primarschule bedeute. Gesamtschweizerisch<br />
ist zurzeit eine riesige Diskussion am Laufen:<br />
Wann welche Fremdsprache und wie viele Sprachen in der Primarschule?<br />
Ich denke, diese Diskussion wird letztendlich mit einer klar<br />
politisch begründeten Richtlinie aus Bern beendet werden.<br />
Geschwindigkeitsrausch<br />
!<br />
KOMMENTAR VON<br />
RITA MARTY, ZISCH-REDAKTORIN<br />
11<br />
Als Lehrerin bin ich von der neuen Volksschulverordnung<br />
genauso betroffen wie alle<br />
Eltern, die Kinder im Kindergarten- oder<br />
Schulalter haben, sowie alle, die in verschiedenen<br />
politischen Ämtern mit Schule<br />
konfrontiert werden. Ich bin mir sicher, dass<br />
sich viele tatsächlich für die Vorlage interessieren<br />
und dass auch schon jede Menge<br />
guter und auch kritischer Gedanken dazu<br />
geäussert wurden.<br />
Mit Sicherheit stimmt der Satz, der in der<br />
Vorlage im einleitenden Abschnitt steht:<br />
«Das Schul- und Bildungswesen hat in den<br />
vergangenen Jahren tiefgreifende Veränderungen<br />
erfahren, so dass die über 30jährige<br />
Verordnung die Schulwirklichkeit<br />
nicht mehr in allen Punkten widerspiegelt.<br />
Das Wissen hat sich während der letzten<br />
Jahre und Jahrzehnte mit unerhörter Geschwindigkeit<br />
vermehrt; entsprechend gestiegen<br />
sind die Anforderungen, denen der<br />
einzelne Mensch im Beruf und in den übrigen<br />
Lebensbereichen ausgesetzt ist. Das<br />
Recht folgt deshalb nicht selten bereits<br />
vorliegenden Gegebenheiten…»<br />
Es hat sich tatsächlich viel verändert, in der<br />
einzelnen Familie, im Dorf, in der globalen<br />
Gesellschaft, aber etwas ist doch noch immer<br />
gleich: Kinder wollen, sollen und müssen<br />
gefördert und gefordert werden! Das<br />
klingt einfach, allerdings sind die Bedürfnisse<br />
der Kinder sehr unterschiedlich. Um<br />
ihnen gerecht zu werden, braucht es einerseits<br />
klare Strukturen, die Sicherheit vermitteln,<br />
anderseits viel Flexibilität, um auf<br />
die individuellen Bedürfnisse eingehen zu<br />
können. Da die Schule in allen Bereichen<br />
sehr komplex ist, darf man nicht kurzsichtigen<br />
und kurzfristigen Heilsversprechen<br />
aufsitzen oder jedem Trend nachrennen,<br />
denn–es ist wie in der Mode–bis der Letzte<br />
angekommen ist, ist der Trend vorbei.<br />
Die neue Volksschulverordnung trägt den<br />
Veränderungen in der Gesellschaft in vielen<br />
Teilen Rechnung. Ich frage mich aber,<br />
wie die Qualitätsansprüche, die durchaus<br />
berechtigt sind, mit den, von manchen Politikern<br />
gern genannten Sparmöglichkeiten<br />
in der Schule, unter einen Hut zu bringen<br />
sind. Im Bildungswesen lässt sich in<br />
der Tat sehr schnell eine erhebliche Summe<br />
Geld sparen – die Auswirkungen davon<br />
werden erst in zehn, vielleicht zwölf Jahren<br />
sichtbar werden. Ob das gut geht, wenn man<br />
gleichzeitig Gas gibt und bremst?