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BASTIAN BAKER - Finanz Und Wirtschaft

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| INTERVIEW | von Francesca Serra - Foto: David Houncheringer<br />

Didier Cuche<br />

«Sport formt den Menschen»<br />

DER SCHWEIZER SKIFAHRER, WELTMEISTER UND GEWINNER VON<br />

SECHS KRISTALLKUGELN HAT SEINE LETZTE SAISON IN TOPFORM<br />

BEENDET, HAT ER DOCH AUF DER LEGENDÄREN STREIF EINEN NEUEN<br />

REKORD AUFGESTELLT. KURZ VOR SEINEM ERSTEN TRAININGSFREIEN<br />

SOMMER ERZÄHLT ER ANEKDOTEN UND ERINNERUNGEN AUS<br />

SEINER SIEBZEHNJÄHRIGEN KARRIERE.<br />

Am 17. März 2012 nahm er im nostalgischen<br />

Kostüm und auf Holzski<br />

Abschied vom Rennzirkus. Die Bilder<br />

gingen um die Welt. Es war ein denkwürdiger<br />

Abschluss einer grossartigen<br />

Karriere: Er gewann sechsmal die Kristallkugel,<br />

die Olympia-Silbermedaille im<br />

Super G 1998 in Nagano, stand viermal<br />

auf dem Podest der Weltmeisterschaften,<br />

wovon einmal auf dem ersten Platz.<br />

Er ist neben Bernhard Russi und Pirmin<br />

Zurbriggen der beliebteste Skifahrer<br />

der Schweiz. Eine Auszeichnung, die<br />

er nicht nur seinen sportlichen Leistungen,<br />

sondern auch seiner Haltung und<br />

Philosophie verdankt. Er ist das Gegenstück<br />

zum talentierten, unvorhersehbaren<br />

Bode Miller, der Good Guy der Skiwelt:<br />

konstant, aufrichtig, Fairplay. Er<br />

sagt, was er denkt, und dies nicht immer<br />

diplomatisch, reagiert allergisch auf Polemiken<br />

und entdeckt auch in schwierigen<br />

Situationen die positive Seite.<br />

Sie haben Ihre Karriere auf dem Höhepunkt<br />

beendet, kurz nach dem Sieg in<br />

Kitzbühel. Haben Sie schon Pläne für die<br />

nächste Zukunft?<br />

Die einzige Neuigkeit, die ich jetzt mitteilen<br />

kann, ist die Zusammenarbeit mit<br />

dem norwegischen Skifahrer Lasse Kjus,<br />

der sein eigenes Kleiderlabel lanciert.<br />

18 | <strong>Finanz</strong> und <strong>Wirtschaft</strong> LUXE<br />

Ich versuche die Anfragen zu steuern,<br />

denn mit meinen Sponsoren Audi, Ovomaltine,<br />

Head und Corum ist die Agenda<br />

schon schön gefüllt.<br />

Corum hat dieses Jahr die Admiral Cup44<br />

Chrono Centro Didier Cuche auf den<br />

Markt gebracht. Das Inserat zeigt Ihr<br />

in zwei Hälften geteiltes Gesicht, das<br />

des Skifahrers und das des Privatmanns.<br />

Symbolisch?<br />

Ja, die Aufnahme refl ektiert die Wende<br />

in meinem Leben. Ich bin immer noch<br />

mit dem Sport verbunden, aber jetzt als<br />

sein Vertreter. Gerade in dieser Übergangszeit<br />

spüre ich, wie sehr mit der<br />

Sport geholfen hat, vorwärtszukommen.<br />

Er hat mir ein grosses Rüstzeug gegeben,<br />

dessen Bedeutung ich mir während<br />

meiner Laufb ahn kaum bewusst war.<br />

Für mich steht fest, Sport formt den<br />

Menschen.<br />

Worauf haben Sie sich am meisten gefreut,<br />

nachdem Sie Ihren Rücktritt angekündigt<br />

hatten?<br />

Mehr Zeit zu haben, nicht mehr vom<br />

alljährlichen wiederkehrenden Terminkalender<br />

bestimmt zu sein. Den Sommer<br />

hier und nicht in Südamerika verbringen<br />

zu können, wo ich mich jeweils bis Ende<br />

September aufh ielt.<br />

Apropos Trainingsfahrten, von denen man<br />

einige Videos im Internet sehen kann: Sie<br />

haben einmal im Fernsehen ironisch darauf<br />

hingewiesen, dass «Sie wissen, wie Sie sich<br />

leiden lassen können».<br />

(lacht) In den Videos im Internet sieht<br />

man die spielerische Seite der Übungen,<br />

wo ich auf verschiedenen Unterlagen –<br />

Ball, Balanceboard – das Gleichgewicht<br />

trainiere. Es gibt aber auch weniger amüsante<br />

Übungen, die man immer wieder<br />

wiederholen muss und bei denen das einzige<br />

Vergnügen der Fortschritt ist. Hundertstelsekunden<br />

zu gewinnen, ist nur<br />

möglich, wenn man jedes Detail berücksichtigt,<br />

um die Übung noch komplexer<br />

zu machen. Ist dieser schwierige Faktor<br />

gemeistert, steigert sich die Fitness automatisch.<br />

Man spricht von der Regelmässigkeit und<br />

der Disziplin, die das Leben des Elitesportlers<br />

prägen. Die Trainings sind zwar fi x,<br />

beruhen auf ständigen Wiederholungen, die<br />

Karriere verläuft aber nie linear.<br />

Zu Beginn der Karriere sind die Fortschritte<br />

am grössten. Später geht’s dann<br />

um Präzision. Steigert man die Kraft um<br />

1%, ist das immerhin schon ein Gewinn<br />

von 1%. Meine kompletten physischen<br />

Fähigkeiten habe ich im Alter von 28 bis<br />

30 erreicht.<br />

Im Internet gab es dieses Jahr einen Aprilscherz,<br />

wonach Sie Trainer des Damenteams<br />

werden. Ein anspruchsvoller, komplizierter<br />

Job, der in den letzten Jahren viele Wechsel<br />

und Turbulenzen erlebt hat.<br />

Den neuen Trainer erwartet viel Arbeit.<br />

In den Schnelligkeitsdisziplinen gab es<br />

viele Ausfälle. Wenn alle Fahrerinnen<br />

gesund sind, ist das Potenzial sehr gross.

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