28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV
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<strong>Köllitsch</strong>er zu Gast in aller Welt<br />
Iran – ein Land mit vielen Gesichtern<br />
Walter, neben Ehefrau Helena, in einem umgebauten Hamam (Dampfbad)<br />
Gottesstaat mit Scharia und Atomproblematik, Alkohol- und<br />
Tanzverbot, dafür strenge Kopftuchpflicht für Frauen – wer<br />
kennt nicht die gelenkten, einseitigen Vorurteile für das Land<br />
Iran, welches von der US-Regierung zum "Schurkenstaat" erklärt<br />
wurde?<br />
Auch bei uns hatten die Vorbehalte Spuren hinterlassen, unsere<br />
Freunde und Verwandten fanden den Reisewunsch gar<br />
verrückt.<br />
Der Iran ist bis heute touristisch noch wenig erschlossen, jedoch<br />
sind Besucher herzlich willkommen. Dies erfuhren wir<br />
von Freunden, die bereits im Lande waren und die ganz besondere<br />
Gastfreundlichkeit lobten.<br />
Wir wollten unbedingt hinter die von Medien und Politikern<br />
vorgehaltenen einseitigen Bilder des Landes schauen, denn die<br />
persische Geschichte hatte uns schon immer interessiert. Aus den<br />
Dokumentarfilmen und der Reiseliteratur wussten wir, dass<br />
alte persische Traditionen und Sitten, wie das Neujahrsfest<br />
(Nowruz, am 20. März), bis heute gelebt werden. Auch die<br />
uralte Religion des Zarathustra (Lebenszeit umstritten, etwa<br />
1800 v.u.Z.) wird heute noch zelebriert, wie etwa in Feuertempeln<br />
der Oasenstadt in Yazd.<br />
Abflug im September <strong>2010</strong>. Die Maschine der "Iran Air" ist fast<br />
nur von Iranern besetzt. Sie muss in Wien zwischenlanden, um<br />
nachzutanken. Ist der Iran nicht eines der wichtigsten erdölproduzierenden<br />
Länder? So bekommen wir schon bei der Hinreise<br />
die Auswirkungen des (westlichen) Embargos zu spüren.<br />
Nachts kommen wir in Teheran an, und sind von der fast<br />
menschenleer erscheinenden Stadt überrascht. Von einer Acht-<br />
Millionen-Stadt (Metropolregion 13 Mio) haben wir etwas<br />
anderes erwartet.<br />
Windtürme eines seit Jahrhunderten bewährten Ventilationssystems in der Oasenstadt<br />
Yazd in der Kavir-Wüste.<br />
Eine Philosophie des Zarathustra steht arabisch auf den blauen Tafeln:<br />
GUTE GEDANKEN – GUTE WORTE – GUTE TATEN<br />
Nun sind wir also mittendrin im Abenteuer! Unsere 5000 km<br />
lange Route wird entlang des Elburs-Gebirges (pers. Alborz),<br />
durch die Kavirwüste und über das Zentralplateau Zagrosgebirge<br />
bis zum Kaspischen Meer führen.<br />
Besuche erfolgen in diesen Städten: Teheran, Bastam, Mashad,<br />
Yazd, Shiraz, Isfahan, Kashan und Anzali.<br />
Teheran (persisch "Ort der heißen Quellen"), die Hauptstadt,<br />
ist eine laute pulsierende Großstadt mit einem chaotischen Verkehr.<br />
An diesen drei Tagen gibt es keinen der üblichen Smogs,<br />
und so können wir das Elbursgebirge mit seinem Riesen Demawend<br />
(5610 m) deutlich sehen (4700 m frei über dem Fuß).<br />
Die Besichtigung des Nationalmuseums ist für jeden kultur- interessierten<br />
Besucher ein Muss. Wir erfahren für uns viel Neues<br />
aus dem alten Persien (seit 1935 heißt Persien "Iran" und das<br />
entspricht der alten Selbstbezeichnung). Ein paar Tage zuvor<br />
wurde nach langer Verhandlung mit dem Britischen Museum<br />
der 2500 Jahre alte Tonzylinder des Königs Kyros Pasargard<br />
ausgestellt (Leihgabe).<br />
Der Zylinder wurde im 19.Jahrhundert in Babylon gefunden.<br />
Er wird als eine der ältesten Proklamationen der Toleranz und<br />
des Respekts vor anderen Religionen und Ethnien angesehen.<br />
Der Zylinder erzählt vom Siegeszug des Gründers des persischen<br />
Reiches Kyros und seinen Anweisungen, bei der Eroberung der<br />
Stadt Babylon, die Kinder und Frauen nicht zu töten, die<br />
Tempel nicht zu zerstören, nicht zu rauben, den versklavten<br />
Stamm der Israelis freizulassen. Im Alten Testament ist es auch<br />
erwähnt. Für einige Wissenschaftler war König Kyros ein Zeitgenosse<br />
des Zarathustra, und er soll dessen religiöse Philosophie<br />
in diese Proklamation übernommen haben (stimme diese Zeitangabe,<br />
wäre Zarathustra jünger anzusetzen).<br />
Der Kyros-Zylinder in Keilschrift. Ältester Ansatz für die 1948 von der UN<br />
proklamierten Menschenrechte<br />
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