zu Ihren - Draußen
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manchmal schon schnell politisch und insofern<br />
sind wir dann auch eine politische<br />
Band.<br />
~: Ihr seid gerade der Werbeindustrie<br />
gegenüber sehr kritisch und das schon<br />
seit Anfang eurer Karriere, obwohl Judith ja<br />
selber diesen Bereich studiert hat. Woher<br />
kommt diese Distanz?<br />
Pola: Naja, sie hat viele dieser Werbeleute<br />
im Studium kennen gelernt und dabei<br />
ist ihr bewusst geworden, wie die ticken.<br />
Das hat sie halt unheimlich abgetörnt und<br />
deswegen hat sie das Studium dann auch<br />
geschmissen. Gerade Werbeleute sind sehr<br />
zynisch und die besten würden wirklich<br />
über Leichen gehen.<br />
~: Eure Ablehnung an der Teilnahme<br />
der „Bild“-Werbeaktion hat große Wellen<br />
geschlagen. Was hat euch da<strong>zu</strong> veranlasst,<br />
so <strong>zu</strong> reagieren?<br />
Pola: Die Anfrage kam und Judith hatte<br />
dann diesen starken Impuls, mal ihren<br />
Standpunkt dar<strong>zu</strong>legen. Normalerweise<br />
schreibt man ja eine höfliche Absage und<br />
denkt sich seinen Teil. Aber es hat Judith<br />
schon über die Jahre hinweg fertig gemacht,<br />
dieses immer mit<strong>zu</strong>bekommen und<br />
nicht darauf antworten <strong>zu</strong> können. Darum<br />
wollte sie diesmal antworten und denen<br />
mal klar machen, wie sie darüber denkt.<br />
Es war gar nicht geplant, dass die Antwort<br />
veröffentlicht wird. Aber dann war es so<br />
gut und auf den Punkt, dass wir uns entschlossen,<br />
es doch <strong>zu</strong> tun.<br />
~: Es gab ja auch Kritik, dass ihr nur<br />
auf euch aufmerksam machen wolltet!<br />
Pola: Natürlich freut man sich auch darüber,<br />
dass über einen gesprochen wird, aber<br />
das war nicht unsere Intention. Uns war<br />
wichtig, dass wir auch Leute erreichen, die<br />
dadurch anfingen, sich darüber Gedanken<br />
<strong>zu</strong> machen.<br />
~: Ihr habt ja auch mal Songs in Japanisch<br />
aufgenommen. Habt Ihr eine besondere<br />
Verbindung <strong>zu</strong> diesem Land, was<br />
im Augenblick so viel durchmachen muss?<br />
Pola: Es gab mal eine Anfrage <strong>zu</strong> einem<br />
Sampler, der die japanische Pop/Punk/Rock<br />
Szene beleuchtete, und dabei sollten dann<br />
auch deutsche Bands auf Japanisch singen,<br />
<strong>zu</strong>sammen mit einheimischen Bands. Wir<br />
fanden das eine witzige Idee und dachten<br />
uns, wir probieren das mal aus. Wir haben<br />
dann <strong>zu</strong>sammen mit einem Coach lange<br />
daran gefeilt. Das war nicht ganz einfach,<br />
weil die Betonungen der Worte sehr wichtig<br />
und völlig anders sind als bei uns.<br />
~: Kann den einer von euch japanisch?<br />
Pola: Nein (lacht), überhaupt nicht. Wir<br />
haben sogar mal einen Song auf Chinesisch<br />
gemacht, aber das ist noch schwerer.<br />
~: Hattet ihr auch mal eine Tour dort<br />
geplant?<br />
Pola: Doch, das hätten wir fast tatsächlich<br />
gemacht, aber wegen der Kinder haben wir<br />
das dann nicht weiter verfolgt.<br />
~: Was <strong>zu</strong>rzeit in Japan passiert, versetzt<br />
uns alle in Schrecken. Ihr verfolgt das<br />
ja auch. Was meinst Du, wie wird es jetzt<br />
weitergehen mit der deutschen Atompolitik?<br />
Pola: Es ist natürlich fürchterlich, was da<br />
gerade passiert, aber andererseits ist es für<br />
die Anti-Atomkraft Bewegung in Deutschland<br />
und Europa jetzt ein ganz entscheidender<br />
Moment. Jetzt gibt es natürlich sehr<br />
starke Argumente gegen Atomkraft.<br />
~: Wie wird es weitergehen mit der<br />
deutschen Atomindustrie?<br />
Pola: Ich kenne das noch aus meiner Jugend,<br />
da wurde immer gesagt, das ist alles<br />
nur Panikmache, da passiert schon nichts.<br />
Aber jetzt werden auch plötzlich Leute aus<br />
dem konservativen Lager aufmerksam, wie<br />
schnell es gehen kann. Man muss einfach<br />
nur mal an einen Terroranschlag denken<br />
oder aber auch an Krieg. Wer sagt denn,<br />
dass wir Deutschen die nächsten 500 Jahre<br />
in keinen Krieg geraten. Dann stehen diese<br />
Atomkraftwerke da und werden Ziel von<br />
Attacken.<br />
~: Meinst du, dass sich auch weltweit<br />
ein Wandel einstellen wird?<br />
Pola: Na ja, da teilt sich die Welt gerade. Es<br />
gibt Länder, die stellen das um, und es gibt<br />
halt Länder, die sagen, das sei nur Hysterie,<br />
und die machen weiter wie bisher.<br />
Ich glaube aber <strong>zu</strong>mindest, dass es hier<br />
in Deutschland <strong>zu</strong> sehr starken Protesten<br />
kommen wird, wenn das Moratorium ausläuft<br />
und sich herausstellt, dass es eigentlich<br />
nur Wahlkampftaktik war. Das könnte<br />
dann durchaus auch militant werden, aber<br />
es wird sich hier bestimmt Grundlegendes<br />
ändern.<br />
~: Judith hat vor einiger Zeit in einem<br />
Interview mal gesagt:“ Die heutige<br />
Generation wird durch niederschmetternde<br />
Wahrheiten <strong>zu</strong>nehmend deprimiert“.<br />
Habt Ihr ein Rezept, wie man sich dagegen<br />
wehrt?<br />
Pola: Ja, habe ich! Etwas machen!!! Dieses<br />
Gefühl von Lähmung und Depressionen<br />
sollte man dadurch kompensieren, dass<br />
man sich für etwas, was einem am Herzen<br />
liegt, engagiert. Das müssen nicht immer<br />
weltpolitische Themen sein, sondern<br />
durchaus auch kleine Dinge, die einen in<br />
seinem persönlichen Umfeld bewegen. Es<br />
können auch soziale Projekte sein. Wir haben<br />
eine Textzeile in unserer aktuellen Single,<br />
die lautet:“ Fühlst Du Dich machtlos,<br />
geh´ raus und mach los“ #<br />
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