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DIPLOMARBEIT - Universität Wien

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15<br />

Der wissenschaftliche Zieleinlauf, das „Finale“ der DA wird noch die Frage nach der<br />

besonderen Qualität von Horváths spezieller „Schreibszene“ aufwerfen, die völlig<br />

neue und besonders interessante Perspektiven eröffnen und die wichtige<br />

Feststellung Klaus Kastbergers, Horváth sei ein sehr modern arbeitender Autor, um<br />

einige Beobachtungen erweitern wird. Und um alles, was auf den kommenden 250<br />

Seiten passieren wird in eine kompakte, handhabbare Formel zu packen, sei auf das<br />

von Klaus Kastberger 2007 erschienene Buch hingewiesen, wo das<br />

literaturwissenschaftliche Interesse dem „Eigensinn des Schreibens“ gilt:<br />

„Den Eigensinn literarischer Texte zu verstehen, heißt: ihre Produktionsweise zu verstehen. […]<br />

Schwierigkeiten mit dem Verständnis von Texten werden nicht als Einwände gegen Texte<br />

gesehen, sondern als Voraussetzung von Interpretation, so wie dies ja auch in der<br />

hermeneutischen Tradition gut begründet ist. Gerade bei avancierteren Texten, die ich immer<br />

für die interessanteren, weil lebendigeren gehalten habe, erweist sich der Blick auf die Genese<br />

als hilfreich.“ 16<br />

Kastberger widmet in der eben zitierten Publikation sein Interesse paradigmatisch<br />

etwa Musils Mann ohne Eigenschaften, Konrad Bayers Roman der sechste sinn und<br />

anderen Autorinnen, Autoren und Werken. Auch Horváth ist unter den Objekten<br />

dieser germanistischen Begierde 17 . Die Formel für die DA lautet also deshalb kurz,<br />

knapp und präzise: Vernetzung von [genetischer] Edition mit neuen Ansätzen der<br />

Interpretation, um neben der Produktionsweise oder [neutraler] Arbeitsweise zu<br />

neuen Ansätzen für die Forschung zu gelangen.<br />

16 S. Kastberger, Klaus: Vom Eigensinn des Schreibens. Produktionsweisen moderner<br />

österreichischer Literatur. <strong>Wien</strong>: Sonderzahl 2007, S. 11.<br />

17 Der Schwerpunkt der Interpretation liegt hier vor allem auf den Geschichten aus dem <strong>Wien</strong>er Wald.<br />

Kastberger [Anm. 16], S. 77-98. Und auf S. 12 des selben Bandes: „Anhand eines kanonischen<br />

Textes wie Ödön von Horváths Geschichten aus dem <strong>Wien</strong>er Wald zeigt sich, daß der Blick auf den<br />

Schaffensprozeß, wie er aus den überlieferten Werkmaterialien zu gewinnen ist, zu jener lebendigen,<br />

dichterischen Kraft zurückführen kann, die Friedrich Hölderlin in dem Fragment Über die<br />

Verfahrensweise des poetischen Geistes anspricht und [erfolglos] zu objektivieren sucht. Der<br />

Eigensinn der Produktion bildet ein Korrelat zum glatten Sinn der Interpretation. Diese Ergänzung<br />

scheint umso notwendiger, je einförmiger die Interpretation verläuft. Bei Ödön von Horváth läßt sich<br />

davon mit Sicherheit sprechen. Allzu gerne wird der Autor auf die moralischen Aussagen seiner<br />

späten Romane zurechtgestutzt, der genetische Ansatz hingegen öffnet die Texte neu.“<br />

[Hervorhebungen VL] Wesentlich ist, diesem Zitat folgend, also die Rekonstruktion der<br />

Produktionsweise eines Textes, die einen riesigen Speicher an Interpretationsmöglichkeiten bereithält<br />

[vgl. Teil B.) der DA und „Forschungsperspektiven“].

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