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Dokument 1.pdf - Universität Hohenheim

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Bindung an Verhältnismäßigkeitserfordernisse reichen. 150 Genaue Maßstäbe und<br />

Kriterien dafür, unter welchen Voraussetzungen im Einzelfall das Willkürverbot oder<br />

das Gebot verhältnismäßiger Gleichbehandlung angesprochen ist, lassen sich nicht<br />

abstrakt und allgemein, sondern nur bezogen auf jeweils betroffene unterschiedliche<br />

Sach- und Regelungsbereiche bestimmen. 151 Dem durch Art. 3 Abs. 1 GG begründeten<br />

Gebot zur Willkürfreiheit wird in der Literatur eine das Steuerrecht verstetigende<br />

Funktion zugesprochen. 152 Nach vorherrschender Auffassung sind dem Gesetzgeber<br />

Typisierungen bisweilen erlaubt. 153<br />

Zur Gleichheitswidrigkeit führt regelmäßig nicht die empirische Ineffizienz von<br />

Rechtsnormen, wohl aber ein normatives Defizit des widersprüchlich auf Ineffektivität<br />

angelegten Rechts. 154 Im Allgemeinen liegt eine Verletzung von Art. 3 Abs. 1 GG<br />

immer dann vor, wenn eine Gruppe von Normadressaten oder Normbetroffenen im<br />

Vergleich zu einer anderen derartigen Gruppe unterschiedlich behandelt wird, obwohl<br />

zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede von solcher Art und solchem<br />

Gewicht existieren, dass sie die unterschiedliche Behandlung rechtfertigen können.<br />

Es gibt keinen allgemeinen Maßstab oder einzelne abstrakte Kriterien dafür, unter<br />

welchen Voraussetzungen der Gesetzgeber den Gleichheitssatz verletzt. Vielmehr<br />

muss – erneut – der Bezug auf jeweilig betroffene Sach- und Regelungsbereiche in<br />

den Blick genommen werden. 155<br />

In der Praxis ist der theoretisch einleuchtende Gleichheitssatz oftmals nicht umsetzbar.<br />

Es herrscht regelmäßig Dissens darüber, was als „gleich“ zu werten ist. 156 Da der<br />

allgemeine Gleichheitssatz selbst keinen Vergleichmaßstab liefert, muss auf andere<br />

150 Vgl. BVerfG v. 20.4.2004, 1 BvR 1748/99, 905/00, BVerfGE 110, S. 274, 291;<br />

v. 19.11.1999, 1 BvR 2161/94, BVerfGE 22, S. 349, 360 ff. (Beschluss);<br />

v. 11.1.2005, 2 BvR 167/02, BVerfGE 112, S. 164, 174 m. w. N.<br />

151 Vgl. z. B. BVerfG v. 31.1.1996, 2 BvL 39/93, BVerfGE 93, S. 397.<br />

152 Hey, Rechtsproblem, S. 174 weist auf resultierende Steuerplanungssicherheit hin.<br />

153 Vgl. BFH v. 18.11.1958, I 208/57 U, BStBl. III 1959, S. 101; BVerfG<br />

v. 3.12.1958, 1 BvR 488/57, BVerfGE 9, S. 3, 13 ff. (Beschluss). Differenzierend<br />

Wennrich, Betrachtungsweise, mit Gründen für (S. 95-111) und wider (S. 112-115)<br />

die Typisierung sowie m. w. N.; verfassungsrechtliche Grenzen aufzeigend Jochum,<br />

DStZ 2010, S. 310.<br />

154 Vgl. BVerfG v. 27.6.1991, 2 BvR 1493/89, BVerfGE 84, S. 239, 268 ff.;<br />

v. 9.3.2004, 2 BvL 17/02, BVerfGE 110, S. 94, 112 ff.; v. 10.4.1997, 2 BvL 77/92,<br />

BVerfGE 96, S. 1, 6 ff. (Beschluss).<br />

155 BVerfG v. 6.3.2002, 2 BvL 17/99, BVerfGE 105, S. 73, 110 (Beschluss);<br />

v. 4.12.2002, 2 BvR 400/98, BVerfGE 107, S. 27, 45 f. (Beschluss); v. 16.3.2005, 2<br />

BvL 7/00, BVerfGE 112, S. 268, 279 (Beschluss).<br />

156 Vgl. schon Siegenthaler, Leistungsfähigkeitsprinzip, S. 28.<br />

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