Nachrichten über das Geschlecht der Ungern-Sternberg
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Franken ansässig, wo noch jetzt im Grabthale im Untermainkreise<br />
ein Schloß <strong>Sternberg</strong> liegt. Schon bei den ersten Turnieren, die<br />
Rixner in seinen unzuverlässigen Listen ausführt, werden<br />
Wenceslaus und Wolfhardt von <strong>Sternberg</strong> aus Frankenland genannt,<br />
und im Mittelalter hat <strong>das</strong> Schloß <strong>Sternberg</strong> lange Zeit Rittern und<br />
Freiherrn desselben Namens gehört.<br />
In Böhmen, wo Kaiser Heinrich II. 1004 nach Vertreibung des<br />
Herzogs Boleslaw von Polen den böhmischen Herzog Iaromir wie<strong>der</strong><br />
einsetzte, mag unter den deutschen Rittern, die dorthin<br />
auswan<strong>der</strong>ten und reichlich mit Gütern belehnt wurden, auch ein<br />
Glied <strong>der</strong> Familie <strong>Sternberg</strong> aus Westfalen gewesen sein. Im<br />
Mittelalter und noch bis auf die neueste Zeit haben die Herren und<br />
Grafen von <strong>Sternberg</strong> dort und in den Nachbarlän<strong>der</strong>n bedeutende<br />
Besitzungen erworben, und manche treffliche Blüthe mag <strong>der</strong> in die<br />
neue Heimath verpflanzte Baum getrieben haben.<br />
Vor Allen aber ragt <strong>der</strong> Böhmenheld Jaroslaw hervor, <strong>der</strong> nach<br />
muthvoller Vertheidigung <strong>der</strong> Stadt Olmütz und nach Besiegung <strong>der</strong><br />
Mongolen (1241) bald nachher auf <strong>der</strong> Wahlstatt <strong>das</strong> Schloß<br />
<strong>Sternberg</strong> gründete, an welches sich später eine Stadt anlehnte.<br />
Beides blieb bis 1409 Eigenthum <strong>der</strong> Nachkommen Jaroslaw's, dessen<br />
Bru<strong>der</strong> Johannes nach <strong>der</strong> Familientradition Stammvater <strong>der</strong><br />
livländischen Familie <strong>Ungern</strong> geworden ist.<br />
Außer Jaroslaw und seiner Brü<strong>der</strong> Descendenz haben in Deutschland<br />
Grafen und Herren von <strong>Sternberg</strong> in verschiedenen Län<strong>der</strong>n Güter<br />
besessen und sich in Staatsdiensten o<strong>der</strong> durch die Verwandtschaft<br />
mit Fürsten und Königen ausgezeichnet. In Böhmen, Schlesien,<br />
Mähren, in Schwaben und an <strong>der</strong> Mosel, in Meklenburg und in Preußen<br />
kehrt <strong>der</strong> Name wie<strong>der</strong>, und eine große Anzahl von Städten und<br />
Schlössern führt dieselbe Benennung. Auch die Familie Küchmeister<br />
von <strong>Sternberg</strong> und die polnische Sztemberg o<strong>der</strong> Sztembeck wird,<br />
doch wohl ohne Grund, für verwandt gehalten. Ob in Bezug auf diese<br />
zum Theil ausgeftorbenen <strong>Geschlecht</strong>er, die meistens ein ähnliches<br />
Wappen, einen acht- o<strong>der</strong> sechstrahligen Stern, führten, <strong>der</strong><br />
Zusammenhang mit dem livländischen Zweige bewiesen werden könne,<br />
diese Frage liegt unserer Untersuchung zu fern, als daß man die<br />
Dokumente <strong>der</strong> weit verzweigten Linien prüfen könnte.<br />
Sicher aber gehört die Familie <strong>Sternberg</strong> zu den ältesten<br />
<strong>Geschlecht</strong>ern Deutschlands, und man hat nicht nöthig, mit Tanner<br />
auf St. Kaspar zurückzugehen, um dem Stammbaum ein ehrwürdiges<br />
Alter zu vindiciren.<br />
Entdeckung Livland's. Albrecht 1201.<br />
A1.Johannes I. de Hungaria. 1211. 1269.<br />
Livland war zwar entdeckt und durch Meinhard <strong>das</strong> Christenthum dort<br />
verkündet worden, aber bisher mit wenig Erfolg. Da ward 1199<br />
Albrecht von Apel<strong>der</strong>n, auch von Bikeshovede o<strong>der</strong> Buxhöwden<br />
genannt, zum Bischof ernannt, und dieser feurige, unermüdliche<br />
Mann ist <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong> des livländischen Staates geworden. Getränkt<br />
von dem Geiste <strong>der</strong> Kreuzzüge, begeistert für die Ausbreitung des<br />
Christenthums, hielt er sich für berufen, die Reste des<br />
Heidenthums im nördlichen Europa zu <strong>über</strong>winden. Daher sandte er