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Nachrichten über das Geschlecht der Ungern-Sternberg

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anschlösse. Hierzu hatte sich Jürgen von <strong>Ungern</strong> als treuer<br />

Anhänger des Krummstabes den jungen Domherrn zu Köln, Markgrafen<br />

Wilhelm von Brandenburg, ausersehen und beschloß, diesem Ziele<br />

fortan sein Leben zu weihen.<br />

Um dafür aber wirken zu können, mußte er Zeit und Geld haben.<br />

Beides war zu erlangen, wenn er sich eines Theils seiner<br />

weitläuftigen Besitzungen entledigte, weshalb er die abgebrochene<br />

Unterhandlung wegen Weißenfeld mit Gorris Herkel wie<strong>der</strong> anknüpfte<br />

und ihm, wie oben berichtet ist, Weißenfeld und Linden verkaufte.<br />

4. Landtag zu Wolmar 1526.<br />

Noch waren die Verhandlungen zu Lemsal nicht geschlossen, als<br />

Jürgen von <strong>Ungern</strong> nach Wolmar eilen mußte, wo die Stände des<br />

Landes tagten, um <strong>über</strong> <strong>das</strong> Sein und Nichtsein <strong>der</strong> bischöflichen<br />

Regierungen zu entscheiden. Denn Robert Stael von Holstein, <strong>der</strong><br />

Vertreter <strong>der</strong> harrisch-wierischen Ritterschaft, hatte auf <strong>der</strong> dem<br />

Landtage vorhergehenden Berathung zu Rujen <strong>das</strong> allgemeine<br />

Verlangen aller Stände offen ausgesprochen, daß die Lande<br />

einherrig zu machen und den Herrmeister Plettenberg zum alleinigen<br />

Regenten des Landes zu erheben.<br />

Als Jürgen in Wolmar ankam, waren die Verhandlungen dar<strong>über</strong><br />

schon in vollem Gange, und nur an Plettenberg's Unentschlossenheit<br />

— o<strong>der</strong> sollen wir es weise Bedachtsamkeit nennen? — scheiterte <strong>der</strong><br />

Plan seiner zahlreichen Freunde zum bleibenden Schaden des Landes.<br />

Vielfach ist Plettenberg getadelt worden wegen dieser<br />

Weigerung, dem lebhaft ausgesprochenen Wunsche aller Stände gemäß<br />

die baltischen Lande, wie es in Preußen um dieselbe Zeit geschah,<br />

zu einem Gesammtstaate zu verbinden. Doch ist nicht außer Acht zu<br />

lassen, wie bedeutend die Schwierigkeiten gewesen wären, denen<br />

siegreich zu begegnen <strong>der</strong> alternde Meister we<strong>der</strong> in sich noch in<br />

seinen Anhängern die Kraft fühlte. Die drohenden Nachbarn, die<br />

inneren Zwistigkeiten und <strong>der</strong> Mangel an Hülfsquellen schienen dem<br />

besonnenen und erfahrenen Staatsmanne keine dauernde Gewähr für<br />

eine Neuschöpfung zuzugestehen.<br />

Livland war umlauert von län<strong>der</strong>gierigen Nachbarstaaten; bei<br />

einer Regierungsverändemng hätten sicher Dänemark, Schweden,<br />

Rußland und Polen Ansprüche geltend gemacht, denen zu wi<strong>der</strong>stehen<br />

<strong>der</strong> kleine Staat schwerlich im Stande gewesen wäre. Namentlich<br />

stand Polen stets bereit, die Erbschaft anzutreten; <strong>der</strong> König<br />

dieses Reiches war Schutzherr des Stiftes Riga, und <strong>der</strong> Sturz des<br />

Erzbischofs hätte unfehlbar einen Krieg mit Polen herbeigeführt,<br />

<strong>der</strong> <strong>das</strong> Signal zum Hereinbrechen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Mächte gegeben hätte.<br />

Und mit welchen Mitteln konnte dem hereinbrechenden Untergang<br />

gewehrt werden? Unter den sechs Herren des Landes hatte je<strong>der</strong><br />

seine Vasallen, je<strong>der</strong> Stand seine Privilegien, jede Landschaft und<br />

Stadt ihre alten löblichen Gewohnheiten und Son<strong>der</strong>rechte. Von<br />

diesen auch nur <strong>das</strong> Geringste aufzugeben, war Niemand geneigt;<br />

Alle verlangten Bestätigung, wo möglich Erweiterung ihrer Rechte,<br />

die ein einheitlicher Staat unmöglich hätte dulden und erhalten

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