Nachrichten über das Geschlecht der Ungern-Sternberg
Nachrichten über das Geschlecht der Ungern-Sternberg
Nachrichten über das Geschlecht der Ungern-Sternberg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nun schleu<strong>der</strong>te Papst Sixtus IV. den Bannstrahl gegen den<br />
wi<strong>der</strong>spenstigen Herrmeister und ernannte den Bischof von Troja,<br />
Stephan Grube, zum Erzbischof in Riga. Nach langem Zögern erschien<br />
dieser endlich in Livland und hielt am 28. Juli 1483 seinen<br />
feierlichen Einzug in Riga, soll aber vom Ordensmeister gezwungen<br />
worden sein, die Stadt sogleich wie<strong>der</strong> zu verlassen.<br />
Man erzählt, <strong>der</strong> Meister habe sich seiner bemächtigt, ihn mit<br />
verbundenen Augen rücklings auf eine weiße Stute setzen und wie<strong>der</strong><br />
zum Thore hinaus führen lassen, statt des Zaums den Schweif in <strong>der</strong><br />
Hand. Dieser Schimpf brach zwar dem armen Prälaten <strong>das</strong> Herz, er<br />
starb am 20. December 1483, aber er empörte auch alle Stände<br />
Livlands gegen den <strong>über</strong>müthigen Orden. Der Dompropst von Riga,<br />
Heinrich Hilgenfeld, legte seinen weißen Chorrock ab, zog den<br />
Harnisch an und eroberte an <strong>der</strong> Spitze seiner Ritterschaft mehrere<br />
Ordensfchlösser. Auch die Bürger Riga's griffen zu den Waffen,<br />
erstürmten die Ordensschlösser Riga und Dünaburg und machten sie<br />
<strong>der</strong> Erde gleich.<br />
Um die Gemüther zu besänftigen, schien es nunmehr den<br />
Ordensgebietigern gerathen, ihren Meister abzusetzen und an seiner<br />
Statt den Komtur von Reval, Johann Freitag von Loringhoven, zu<br />
erwählen. Dieses geschah zu Wenden am 18. November 1483, und<br />
Berend von <strong>der</strong> Borch konnte froh sein, daß man ihn nicht gleich<br />
seinem Vorgänger ins Gefängniß warf, son<strong>der</strong>n ihm die Aemter Pernau<br />
und Leal ließ und <strong>das</strong> Schloß Marienburg zum Aufenthalte anwies, wo<br />
er bald nachher gestorben zu sein scheint.<br />
Mit dem neuen Herrmeister brachten darauf nach längeren Fehden<br />
die Bischöfe von Dorpat, Oesel und Kurland einen Vergleich zu<br />
Stande, nach welchem im Erzstifte bis zur Ankunft des neuen<br />
Erzbischofs aller Streit ruhen sollte. Diesen Vergleich<br />
untersiegelte am 13. August 1484 auch Heinrich von <strong>Ungern</strong>.<br />
Darauf erwählten die Stände des Erzstiftes den Grafen Heinrich<br />
von Schwarzburg zum Erzbischof, <strong>der</strong> sich aber in dieses Wespennest<br />
zu legen wenig Neigung verspürte. Der Orden versperrte darauf<br />
allen bischöflichen Boten die Wege nach Deutschland und bewog den<br />
Papst mit klingenden Gründen, aus eigener Machtvollkommenheit den<br />
Michael Hildebrand zum Erzbischof von Riga zu ernennen. Dieser<br />
schloß dann am 2. und 14. März 1486 mit dem Orden und den Ständen<br />
den Vertrag zu Blumenthal, den Heinrich von <strong>Ungern</strong> ebenfalls mit<br />
untersiegelt hat, und <strong>der</strong> vorläufig Livland den langersehnten<br />
Frieden brachte.<br />
Mit diesem Acte schloß Heinrich von <strong>Ungern</strong> seine politische<br />
Laufbahn. In Privatangelegenheiten ist er öfter als Zeuge und in<br />
Streitigkeiten von 1472 bis 1487 aufgetreten.<br />
Dann beschickte er als alter Mann sein Haus. Sein Bru<strong>der</strong> Reinhold<br />
(B27) war nämlich vor seinem Vater gestorben und hatte kleine<br />
Kin<strong>der</strong> hinterlassen, weshalb die Erbtheilung bis zu <strong>der</strong>en<br />
Volljährigkeit verschoben werden mußte. Diese erfolgte nunmehr am<br />
5. November 1490. Heinrich behielt in <strong>der</strong>selben <strong>das</strong> Gut Fistehl<br />
und legte seine Brü<strong>der</strong> und Neffen mit Sissegal'schen Dörfern ab,<br />
starb aber nicht lange darauf. Da er keine Söhne hinterließ, trat