Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

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PEPL LIK.Nord Sonderuntersuchung Heuschrecken Zur Beurteilung wird ein fünfstufiger Bewertungsrahmen zugrunde gelegt, in Anlehnung an RECK (1996) sowie modifiziert nach weiteren faunistischen Kriterien (vgl. BRINKMANN 1998, PLACHTER et al. 2002). Die Bewertung erfolgt vor dem Hintergrund der Gefährdungssituation, in Kombination mit Art und Zustand der vorgefundenen Tierlebensräume (Tab. 5). Kriterien sind hierbei vor allem die Populationsgröße sowie Standortpotential oder -qualität (z. B. Mindestgröße, Zustand und Vernetzung von Teilgebieten). Erfüllt ein Lebensraum mehrere Funktionen gleichzeitig (z. B. bedeutsamer Lebensraum und zugleich Vernetzungskorridor), so erhöht sich dessen Wertigkeit. Tab. 5: Schema zur Bewertung der Kerngebiete als Lebensraum von Heuschrecken Wertstufe Definition / Kriterium sehr hoch Ein Vorkommen einer vom Aussterben bedrohten Tierart. Vorkommen mehrerer stark gefährdeter Tierarten in überdurchschnittlichen Bestandsgrößen. Vorkommen zahlreicher gefährdeter Tierarten in überdurchschnittlichen Bestandsgrößen. Vorkommen stenotoper Tierarten mit Anpassung an sehr stark gefährdete Lebensräume. Biotope oder Biotoptypen mit sehr hoher tierökologischer Bedeutung. - nicht vergeben - hoch Ein Vorkommen einer stark gefährdeten Tierart. Vorkommen mehrerer gefährdeter Tierarten in überdurchschnittlichen Bestandsgrößen. Vorkommen stenotoper Tierarten mit Anpassung an stark gefährdete Lebensräume. Biotope oder Biotoptypen mit mindestens hoher tierökologischer Bedeutung. mittel Vorkommen von gefährdeten Tierarten. Allgemein hohe Tierartenzahlen bezogen auf den biotoptypischen Erwartungswert. Vorkommen stenotoper Arten mit Anpassung an gefährdete Lebensräume. Biotope oder Biotoptypen mit mindestens mittlerer tierökologischer Bedeutung. gering Gefährdete Tierarten fehlen, bezogen auf die biotopspezifischen Erwartungswerte stark unterdurchschnittliche Artenzahlen (nahezu ausschließlich verbreitete und häufige Tierarten). - nicht vergeben - sehr gering Anspruchsvollere Tierarten kommen nicht vor. - nicht vergeben - eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 10
PEPL LIK.Nord Sonderuntersuchung Heuschrecken 4. Bestandsbeschreibung und Charakterisierung der wertgebenden Arten 4.1 Zielarten der Halden, Abgrabungen und Aufschüttungen 4.1.1 Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) Gefährdung/Schutzstatus RL Saarland - ungefährdet RL Deutschland - Kategorie 3: gefährdet besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen Die Blauflügelige Ödlandschrecke gilt als trockenheitsliebende Art, die bevorzugt auf bodenoffenen Sandflächen und vegetationsarmen Trockenrasen, aber auch auf Felsflächen und Felsschutthalden oder Binnendünen lebt. Gerne werden auch offene „Sekundärbiotope“ wie Sandgruben, Steinbrüche, sandige Feld- und Waldwege bis hin zu Bahnschotter und Bergehalden besiedelt, vorübergehend auch Windwurfflächen. Wesentliche Parameter für die Besiedlung sind trockene bis sehr trockene Böden, eine hohe Sonneneinstrahlung, eine lichte, kurzrasige Vegetationsbedeckung sowie das zumindest kleinflächige Vorhandensein vegetationsfreier Stellen (INGRISCH & KÖHLER 1998). Die Nahrung besteht zum größten Teil aus Kräutern, zu einem geringeren Teil auch aus Gräsern und Aas. Die Eiablage erfolgt in erdige oder sandige Stellen zwischen Gräsern und Kräutern; diese sind durchaus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen und weisen eine mäßige Trockenresistenz aus (KALTENBACH 1963). Für die Entwicklung der Larven ist daher zumindest kleinflächig eine Krautschicht mit genügend Feuchtigkeit nötig, weshalb völlig kahle Flächen nicht besiedelt werden (INGRISCH & KÖHLER 1998). Die Art kann mitunter bereits auf sehr kleinen Flächen vorkommen (unter 100 m²), die für den Erhalt über einen längeren Zeitraum dann jedoch zumeist mit weiteren Standorten vernetzt sein müssen (MERKEL 1980, KUHN & KLEYER 2000). Während die Art in Südwestdeutschland regional noch häufig auftritt, ist in anderen Gebieten Deutschlands, insbesondere nördlich der Mittelgebirge in den vergangenen Jahrzehnten ein z. T. stärkerer Rückgang zu verzeichnen, weshalb die Art bundesweit als „gefährdet“ eingestuft wird (INGRISCH & KÖHLER 1998). Im Saarland ist die Blauflügelige Ödlandschrecke auf Rohbodenstandorten in den wärmebegünstigten Landesteilen noch weit verbreitet. Individuenreiche Vorkommen finden sich u. a. auf stark anthropogen beeinflussten Standorten im Bereich von Industriebrachen und Bergbaufolgeflächen im mittleren und südlichen Saarland. Bestand und Vorkommen in den Kerngebieten Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist in allen Kerngebieten mit Bergehalden vertreten, darüber hinaus werden Abgrabungen (z. B. Kerngebiet 9: Tongrube Neunkircher Ziegelwerk) sowie die Randbereiche von Schlammweihern besiedelt, sofern hier die Sukzession nicht zu weit fortgeschritten ist und noch größere, bodenoffene und trockene Uferpartien bestehen (z. B. Kerngebiet 1: Schlammweiher Hahnwies). Besonders individuenreiche Populationen mit mehr als 1000 Individuen bestehen in den vom Bergbau großflächig überformten Landschaften der Kerngebiete 1 (Halde Göttelborn) und 6 (Bergbaufolgelandschaft, hier mehr als 10.000 Indiv.). In allen Kerngebieten gelangen Funde von Larven und damit der Nachweis einer bodenständigen Besiedlung. Im Umfeld der Halden und Abgrabungen sind kleinere Vorkommen, teils jedoch auch nur umherwandernde Einzeltiere regelmäßig auch in größerer Entfernung von mehr als 500 m auf sandigen bzw. schotterigen Wegen und Plätzen nachzuweisen, ebenso entlang gering verbuschter Industriebrachen sowie entlang von Bahnlinien (außerhalb der Kerngebiete). eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 11
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