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Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

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PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

Innerhalb der besiedelten Habitate toleriert die Blauflügelige Ödlandschrecke in den Haldenbereichen eine<br />

aufkommende Sukzession durch Gebüsche und Gehölze, sofern ausreichend große Offenflächen (ab etwa<br />

50 m²) mit bodenoffenen oder nur schütter mit Gräsern bewachsende Stellen in deren Umfeld bestehen,<br />

die im Tagesverlauf überwiegend besonnt sind. Die gute Wärmespeicherfähigkeit der dunklen Halde- und<br />

Abraumflächen bedingt offenkundig, dass die Tiere selbst suboptimale Standorte (mit Beschattung im<br />

Tagesverlauf) noch zur Reproduktion (Larvenfunde) nutzen. Selbst kleine bodenoffene Abschnitte, etwa<br />

zwischen aufkommenden Birken und Kiefern dienen zumindest zur Ausbreitung bzw. Wanderung von<br />

Imagines.<br />

Mit zunehmender Vergrasung verschlechtern sich hingegen die Habitatbedingungen für die Art. So wurde<br />

die Ödlandschrecke im AHA-Gelände (Kerngebiet 8) nur noch mit Einzeltieren auf einer kleinen, wenige<br />

Quadratmeter großen, bodenoffenen Störstelle nachgewiesen. Auf den übrigen Flächen des Geländes<br />

verhindert eine dichte und meist über 30 cm hohe krautige Vegetationsstruktur die Besiedlung durch die<br />

Ödlandschrecke. Das festgestellte Vorkommen stellt damit die Restpopulation eines in früheren Jahren<br />

noch individuenreichen Vorkommens im gesamten Aufschüttungsareal dar (eig. Beob.).<br />

4.1.2 Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)<br />

Gefährdung/Schutzstatus<br />

RL Saarland - Kategorie R: extrem selten<br />

RL Deutschland - Kategorie 2: stark gefährdet<br />

besonders geschützte Art nach § 7 BNatSchG/Bundesartenschutzverordnung<br />

Allgemeine Lebensraumansprüche und Verhaltensweisen<br />

Die Blauflügelige Sandschrecke ist sehr wärme- und trockenheitsliebend und nur in offenen, trockenen<br />

Lebensräumen mit einem Deckungsgrad von weniger als 20 % anzutreffen. Zu den primären Standorten<br />

zählen in Mitteleuropa Sand- und Kiesbänke entlang von natürlichen Flussläufen sowie Felsenheiden und<br />

Binnendünen. Als sekundäre Lebensräume werden jedoch auch Sand- und Kiesgruben, Truppenübungsplätze<br />

sowie Bahnanlagen und Industriebrachen besiedelt (MAAS et al. 2002, SCHLUMPRECHT & WAEBER<br />

2003). Als xerothermes Steppenrelikt ist sie unter den einheimischen <strong>Heuschrecken</strong>arten diejenige, die am<br />

weitesten in die vegetationsarmen Bereiche vordringt, bei fortschreitender Sukzession aber auch als erste<br />

wieder verschwindet (HARZ 1957, WALLASCHEK 1995).<br />

Die Art frisst Kräuter, Gräser, Moos, zum Teil auch tote Insekten und Spinnen. Die Eiablage erfolgt in feinkörnigen<br />

Boden, teils auch oberirdisch (DETZEL 1998, BORNHALM 1991). Die Blauflügelige Sandschrecke<br />

zählt zu den wendigsten Fliegern unter den einheimischen <strong>Heuschrecken</strong>; beide Geschlechter sind sehr<br />

mobil. Die bei Markierungsversuchen festgestellte tägliche Wegstrecke liegt zwischen 10 und 50 m pro<br />

Tag, der Aktionsradius bis zu 500 m (ALTMOOS 2000, HOLDEREGGER & ZETTEL 2004); Hindernisse wie Baumreihen<br />

von bis 20 m Höhe können überwunden werden (MAAS et al. 2002). Damit kann die Blauflügelige<br />

Sandschrecke neu entstandene Lebensräume vergleichsweise rasch besiedeln, etwa entlang von Bahngleisen<br />

als Ausbreitungskorridor. Die Angaben zu Minimalarealen variieren zwischen 150 und 200 m² (DETZEL<br />

1991) bzw. über 200 m² (MERKEL 1980), die jedoch wahrscheinlich nur im Verbund mit weiteren geeigneten<br />

Habitaten dauerhaft besiedelbar sind.<br />

Aufgrund der Seltenheit und Gefährdung der Primärstandorte einerseits sowie der hohen Dynamik und<br />

Sukzession der Sekundärstandorte andererseits gilt die Blauflügelige Sandschrecke bundesweit als stark<br />

gefährdet. Die Vorkommen im Saarland liegen ausschließlich auf Sekundarstandorten wie Bahnanlagen,<br />

Abraumhalden und Kohlelagerflächen sowie Industriebrachen (und nur selten in Sandgruben, DORDA et al.<br />

1996); wenn auch hier mitunter noch größere Populationen existieren, wird die Art in der Roten Liste<br />

landesweit doch als „extrem selten“ eingestuft.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 12

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