01.03.2013 Aufrufe

Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

Sonderuntersuchung Heuschrecken - LIK NORD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

PEPL <strong>LIK</strong>.Nord <strong>Sonderuntersuchung</strong> <strong>Heuschrecken</strong><br />

3.2 Charakterisierung der Artengemeinschaften<br />

Die <strong>Heuschrecken</strong>fauna des Projektraumes weist mit 29 nachgewiesenen Arten eine - bezogen auf das<br />

Saarland - vergleichsweise hohe Artenzahl bei zugleich mittleren bis hohen Individuendichten auf. Die<br />

höchsten Artenzahlen weisen erwartungsgemäß die Kerngebiete mit größeren und strukturreichen Offenlandschaften<br />

auf. Durch artenreichere Zönosen mit mehr als 20 Arten sind neben dem Kerngebiet 2<br />

(Hahnwiesweiher und umliegendes Grünland) insbesondere die Offenlandgebiete „Grauheck“ (Kerngebiet<br />

10), Fahrbach (Kerngebiet 13), Eisenhümes (Kerngebiet 14) und Mühlbachtal (Kerngebiet 15) gekennzeichnet<br />

(vgl. Tab. 6 und 7, Anhang). Trotz eines vergleichsweise geringen Offenlandanteils weist<br />

auch die Bergbaufolgelandschaft (Kerngebiet 6) eine hohe Gesamtartenzahl auf, was in erster Linie auf<br />

den kleinräumigen Wechseln von Sonderstandorten und Ökotonen innerhalb der vom Bergbau stark überformten<br />

Waldlandschaft zurückzuführen ist.<br />

Die festgestellten <strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften sind charakteristisch und für den Naturraum weitgehend<br />

vollständig ausgebildet. Die Zönosen des Grünlandes setzen sich aus gebietstypischen, wenn auch überwiegend<br />

häufigen und kommunen Arten zusammen. Die höchsten Artenzahlen innerhalb der Probeflächen<br />

(11 bis 13 Arten) finden sich auf extensiv bewirtschafteten Wiesen, die zumeist randlich schmale<br />

Säume aus Altgras oder Brachen aufweisen. Vereinzelt finden sich im Artenspektrum wertgebende bzw.<br />

bestandsgefährdeten Arten der Roten Liste (Feldgrille Gryllus campestris, Heidegrashüpfer Stenobothrus<br />

lineatus, Warzenbeißer Decticus verrucivorus), meist jedoch nur in mittleren bis geringen Populationsgrößen.<br />

Als weitere naturraumtypische und ungefährdete Begleitarten treten im Grünland der Wiesengrashüpfer<br />

Chorthippus dorsatus sowie der Bunte Grashüpfer Omocestus viridulus mit hoher Stetigkeit auf.<br />

Die Gemeine Sichelschrecke Phaneroptera falcata kennzeichnet die bereits leicht verbuschten Übergangsbereiche<br />

von Wiesenbrachen zu angrenzenden, sonnenexponierten Waldsäumen; daneben ist die Art im<br />

Projektraum auch in den feuchten Hochstaudenfluren der Tallagen verbreitet. Als Charakterart der mageren<br />

Halbtrockenrasen ist das Weinhähnchen Oecanthus pellucens mit Einzelfunden in zwei mageren, gering<br />

verbuschten Wiesen belegt. Frühere, bodenständige Vorkommen der Art fehlen aus den untersuchten<br />

Naturräumen; die Nachweise kennzeichnen vielmehr die anhaltende Arealexpansion des Weinhähnchens.<br />

Auf den mehrschürigen, frischen bis nur mäßig feuchten Grünlandflächen sind vergleichsweise arten- und<br />

individuenarme <strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften ausgebildet (5 bis 8 Arten). Im Bereich des Wirtschaftsgrünlandes<br />

dominieren allgemein häufige „Allerweltsarten“ wie der Gemeine Grashüpfer Chorthippus<br />

parallelus, Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii sowie die Große Goldschrecke Chrysochraon dispar.<br />

Typische Begleitart ist der Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus, der oft erst nach der Mahd von<br />

angrenzenden Flächen in die Intensivwiesen eindringt.<br />

Als Charakterarten des Feuchtgrünlandes treten Sumpfschrecke Stethophyma grossum sowie Kurzflügelige<br />

Schwertschrecke Conocephalus dorsalis in mehrere Kerngebieten auf. Während letztere nur in extensiv<br />

bewirtschafteten Wiesen und Weiden mit zumindest kleinflächigen Binsen- bzw. Waldsimsenbeständen<br />

nachgewiesen werden kann, tritt die Sumpfschrecke selbst auf mehrschürigen Wiesen auf, sofern zumindest<br />

kleinflächig (meist nur wenige Quadratmeter große) staufeuchte Stellen existieren. Die Art ist in den<br />

Auenwiesen des Projektraumes weit verbreitet und besitzt hier teils sehr individuenreiche Populationen<br />

(SÜßMILCH 1993).<br />

Von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind die <strong>Heuschrecken</strong>zönosen der Sekundärstandorte,<br />

insbesondere der offenen Halden und Schlackenflächen. Hier sind artenarme, jedoch charakteristische<br />

<strong>Heuschrecken</strong>gemeinschaften mit wärmeliebenden und wertgebenden Arten ausgebildet. Die Blauflügelige<br />

Ödlandschrecke Oedipoda caerulescens ist auf allen offenen Halden und Abraumflächen in überaus<br />

hohen Dichten verbreitet und dringt von hier in umliegende Biotope des Siedlungsraumes, aber auch in<br />

die Wälder vor (etwa über besonnte, geschotterte Wege). Die Blauflügelige Sandschrecke Sphingonotus<br />

caerulans besitzt im Projektraum ein Schwerpunktvorkommen innerhalb des Saarlandes; ihr Auftreten<br />

kennzeichnet zumeist größere, stark besonnte und nur sehr gering bewachsene Abraumflächen.<br />

Die bereits durch etwas dichtere, krautige Fluren gekennzeichneten Sukzessionsstadien der Halden und<br />

Abraumflächen werden vereinzelt von der Westlichen Beißschrecke Platycleis albopunctata oder der Feldgrille<br />

Gryllus campestris besiedelt. Zu den typischen, noch häufigen und weit verbreiteten Begleitarten der<br />

Halden zählen die Gemeine Dornschrecke Tetrix undulata, der Braune Grashüpfer Chorthippus brunneus<br />

sowie der Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus. An den offenen Uferzonen der Schlammweiher,<br />

aber auch an kleineren, wechselfeuchten Pfützen und Gräben innerhalb der Bergbauflächen ist die Säbeldornschrecke<br />

Tetrix subulata in teils hoher Dichte anzutreffen.<br />

eco�r a t – Umweltberatung & Freilandforschung 8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!